2. Einleitung
Zur Erzielung einer optimalen Versorgung trägt die
auf allen Gebieten der Zahnheilkunde fortschreitende
Entwicklung und technische Verbesserung bei.
Kieferorthopädische Maßnahmen können auch vor-
bereitend zu einer prothetischen Versorgung im Kin-
des- und Jugendalter aus ganz unterschiedlichen
Gründen indiziert sein. Im Kindesalter sind häufig
Patienten betroffen, bei denen z.B. aufgrund von
Nichtanlagen, Zahnformanomalien oder eines trauma-
bedingten Zahnverlustes die Anfertigung eines Zahn-
ersatzes gegenüber dem kieferorthopädischen Lücken-
schluss abgewogen werden muss (Bsp. Abb. 1).
Präprothetische Therapie
bei erwachsenen Patienten
Durch die mittlerweile nahezu uneingeschränkte
Möglichkeit zur kieferorthopädischen Therapie er-
wachsener Patienten kann eine orthodontische Vor-
behandlung der Ausgangspunkt für eine prothetische
Versorgung sein, die sich durch tadellose Ästhetik,
uneingeschränkte Funktion und hervorragende Paro-
dontalprophylaxefähigkeit auszeichnet [1–7].
Beim Erwachsenen können kieferorthopädisch vor-
bereitende Maßnahmen z.B. infolge von Zahnverlusten
unterschiedlichster Art sinnvoll sein (Bsp. Abb. 2). Die
Patientengruppe der Erwachsenen beinhaltet zudem
nicht selten die Patientensituationen, bei denen bereits
im Kindes- bzw. Jugendalter eine kieferorthopädische
Behandlung empfehlenswert gewesen wäre, die aber
damals nicht möglich oder nicht gewollt war [8].
Benefit einer präprothetischen
kieferorthopädischen Therapie
Die Überlegungen des prothetisch arbeitenden Zahn-
arztes hinsichtlich einer kieferorthopädischen Vor-
behandlung eines erwachsenen Patienten können ab-
hängig vom Ausgangsbefund neben der individuellen
Optimierung der Ästhetik und Verbesserung der Funk-
Präprothetische Kieferorthopädie –
eine interdisziplinäre Therapie
Nezar Watted, Muhamad Abu-Hussein
Übersicht
Einleitung 1
Präprothetische Therapie bei
erwachsenen Patienten 1
Zahnärztlich konservierende
Maßnahmen im Rahmen einer
kieferorthopädischen Therapie
bei Erwachsenen 7
Präprothetische Kieferorthopädie
bei Patienten mit parodontalen
Destruktionen 7
Kombiniert kieferorthopädisch-
kieferchirurgische Behandlung 9
Zusammenfassung 14
Zahnmedizin up2date 1 Œ2015 Œ1–17 ŒDOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0033-1358108
Benefit einer präprothetischen
kieferorthopädischen Therapie
n Optimierung der Ästhetik
n Verbesserung der Funktion
n bessere Hygienefähigkeit
n Pfeilervermehrung
n Verbesserung der Pfeilerqualität
Kieferorthopädie 1
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3. Abb. 1 a Nichtanlage der Zähne 12 und 22 mit deutlichem Engstand im Unterkieferzahnbogen. Lückenöffnung für die fehlenden Zähne ist
kaum möglich bei gleichzeitiger Auflösung des Engstandes im Unterkiefer. Die nahezu geschlossenen Lücken für die seitlichen Schneidezähne
werden kieferorthopädisch geschlossen, sodass die Zähne 13 und 23 anstelle der fehlenden Zähne positioniert werden. Im Unterkiefer werden
die Zähne 34 und 44 als Ausgleich extrahiert. b Das OPG zeigt, dass alle Zähne mit Ausnahme der seitlichen Schneidezähne im Oberkiefer
vorhanden sind. c Die intraoralen Aufnahmen zeigen die Situation nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung und der Formände-
rung der Eckzähne zu lateralen Schneidezähnen. d Das OPG zum Behandlungsende zeigt bis auf die noch nicht durchgebrochenen Weisheits-
zähne keine Auffälligkeiten ninwiefern? Keine Weisheitszähne?n.
Abb. 2 a Intraorale Frontalaufnahme. Die Zähne 12 und 22 sind nicht angelegt. Die oberen Eckzähne sind an der Position der seitlichen
Schneidezähne durchgebrochen. b OPG: Alle Zähne sind vorhanden mit Ausnahme der seitlichen Schneidezähne im Oberkiefer und eines
Weisheitszahns im Unterkiefer rechts. c Die intraorale Aufnahme zeigt die Situation nach der Eingliederung der prothetischen Versorgung:
Eine harmonische Relation zwischen den mittleren Schneidezähnen und den ersetzten seitlichen Schneidezähnen bei einem harmonischen
Gingivaverlauf ist erreicht worden. d Das OPG zum Behandlungsende zeigt bis auf den antagonistenlosen 18 keine Auffälligkeiten. Die Im-
plantate in Regio 12 und 22 wurden 4 Monate vor der Entfernung der festsitzenden Apparatur eingesetzt.
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4. tion, v.a. die bessere Hygienefähigkeit der geplanten
prothetischen Restaurationen, eine Pfeilervermehrung
und die Verbesserung der Pfeilerqualität sein [7,9–11].
n Bedeutung des Parodontalstatus
Die Planung der präprothetischen Kieferorthopädie er-
fordert in der Erwachsenenbehandlung neben den
routinemäßig angefertigten Unterlagen einen sowohl
klinisch als auch röntgenologisch erhobenen Parodon-
talstatus. Eventuell vorliegende Kiefergelenksprobleme
sollten durch eine Funktionsanalyse aufgedeckt wer-
den.
Merke: Bei der Behandlungsplanung ist die Zu-
sammenarbeit aller an der Lösung beteiligten
zahnärztlichen Fachdisziplinen erforderlich [12].
n Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Jede Disziplin stellt die vorgegebene Situation dem
durch fachspezifisches Eingreifen maximal zu errei-
chenden Resultat gegenüber, sodass in Koordination
dieser Behandlungsmaßnahmen mit den übrigen Teil-
bereichen eine möglichst ideale Lösung angestrebt
wird und letztendlich resultiert. Es muss eine gemein-
same Lösung getroffen werden, die in Anbetracht fol-
gender Beurteilungskriterien Bestmögliches erwarten
lässt:
n ästhetische Verbesserung,
n funktionelle Verbesserung,
n Stabilität des Behandlungsergebnisses,
n Parodontalsituation bei Behandlungsende und
Langzeitprognose,
n Wahrscheinlichkeit apikaler Resorptionen durch
Zahnbewegungen,
n einzubeziehende Pfeilerzähne und Ausmaß der Be-
schleifmaßnahmen,
n Belastbarkeit und Compliance des Patienten
n Zufriedenheit des Patienten bezüglich der formu-
lierten Wünsche und Erwartungen.nVerweis auf
Abb. 3?n
n Modellplanung
Einige wichtige Kriterien der Behandlungsplanung las-
sen sich durch ein diagnostisches Set-up-Modell ver-
anschaulichen und damit auch für den Patienten ein-
schätzbar machen. Der Kieferorthopäde erhält zudem
Anhaltspunkte über das Ausmaß und die Realisierbar-
keit der notwendigen orthodontischen Zahnbewegun-
gen. Gleichzeitig kann der Prothetiker überprüfen, ob
die zur Diskussion stehende Planung ästhetisch, funk-
tionell und bezüglich der Verteilung des bestehenden
Zahnmaterials überhaupt infrage kommt (Abb. 4).
interdisziplinäre Therapie
Befunde
interdisziplinäre Diskussion
Behandlungsziele der verschiedenen Disziplinen
Behandlungsplanung (KFO)
gemeinsame Behandlungsziele
Behandlungsdurchführung
prothetische Versorgung
Unterlagen nein
jaja
nein
KFO
Retention kurzelange
Reevaluation,
Behandlungsziele
erreicht
Kompromiss
mit prothetischen
Mitteln
PA Kons.n
Chir.n Proth.n
Alternativen und deren Wirkung auf Funktion und Ästhetik
Durchführbarkeit und Realisierbarkeit
Patiententyp
Stabilität des Resultats
DiagnoseUnterlagen
n Autor:
abgekürzte
Begriffe
wenn mög-
lich bitte
ausschreiben
Abb. 3 Flussdiagramm zur Darstellung der Planungs- bzw. Therapieschritte eines interdiszip-
linären Falls.
Kieferorthopädie 3
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5. n Alternativen
Letztendlich sollten Kieferorthopäde und Prothetiker
mehrere Behandlungsalternativen formulieren und
einschließlich der jeweiligen Vor- und Nachteile sowie
möglichen Risiken dem Patienten erläutern.
Dabei ist die Compliance des Patienten, d.h. seine Ko-
operationsbereitschaft und seine Belastbarkeit, kritisch
zu bewerten, da eine festsitzende Multiband-Multi-
bracketapparatur im Alltagsgeschehen vor allem von
Erwachsenen oft als störend empfunden wird.
n Retentionsphase
Auch die im Anschluss an eine kieferorthopädische
Behandlung folgende Retentionsphase darf nicht un-
erwähnt bleiben. Die Behandlungsergebnisse sind beim
Erwachsenen in gleicher Weise wie bei Kindern rezi-
divgefährdet. Die Dauer der Retention hängt dabei von
Art, Ausmaß und Geschwindigkeit der Behandlungs-
durchführung ab. Um das Risiko eines Rezidivs v.a. in
der ästhetisch wertvollen Frontzahnregion möglichst
gering zu halten, empfiehlt sich z.B. nach Korrektur
rotierter Zähne oder dem Schluss eines Diastema
mediale ein geklebter Retainer [13,14]. Vor einer end-
gültigen prothetischen Versorgung können hypo-
plastische oder inkomplette Frontzähne mittels der
Säureätztechnik aufgebaut werden (Abb. 5). Auch im
Seitenzahnbereich ist manchmal eine provisorische
Kauflächenrekonstruktion indiziert, um eine kiefer-
orthopädisch angestrebte Höcker-Fossa-Beziehung
zu sichern und bis zum Zeitpunkt der prothetischen
Rekonstruktion zu erhalten [13,15].
Merke: Die Retention des nach der kieferortho-
pädischen Behandlung erreichten Ergebnisses ist
entscheidend für das Endresultat.
Die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit zwi-
schen dem behandelnden Kieferorthopäden und dem
Prothetiker wird aus dem Dargelegten deutlich. Vor
Abschluss der kieferorthopädischen Phase sollte der
jeweilige Patient dem Prothetiker vorgestellt werden,
damit dieser über den Behandlungsstand informiert ist
und Verbesserungsvorschläge eventuell noch in die
Therapie einfließen können (Abb. 5).
Merke: Unabhängig von der Art des prothetischen
Ersatzes muss ausreichend Platz im Zahnbogen
geschaffen werden. Dieser Aspekt muss nicht nur
im Kronenbereich, sondern auch interradikulär –
wegen einer eventuellen Implantation – berück-
sichtigt werden.
Cave: Eine kleine interradikuläre Distanz kann die
Verletzungsgefahr der an die Lücke angrenzenden
Zahnwurzeln bei der Insertion des Implantats
erhöhen.
Abb. 4 Set-up-Modell zur Darstellung der angestrebten Zahnbewegungen durch Distalisation des 2. Prämolaren (die Lücke soll ca. 7 mm
betragen). Eine Nebenwirkung kann die Protrusion der Unterkieferfront zur Reduktion der sagittalen Frontzahnstufe sein.
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6. Abb. 5 a Zustand vor der kieferorthopädischen Behandlung eines heranwachsenden Patienten mit Nichtanlage des Zahns 12 und Persistenz
des Zahns 53 sowie Formanomalie des Zahns 22. Zahn 13 steht an der Position des Zahns 12. b Das OPG zeigt die Situation vor Behandlungs-
beginn. c–e Situation nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung. Die Lücken wurden symmetrisch geöffnet und verteilt. Zur Ver-
meidung einer Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen wurden die Brackets belassen und miteinander verbunden, bis die konservie-
rende Versorgung beendet wurde. f–h Bei dem Patienten wurde rechts eine direkte Klebebrücke aus Fiberglasfasern und Komposit und der
Zahn 12 aus Komposit aufgebaut. i OPG nach Ende der Behandlung. Es wurde darauf geachtet, dass eine ausreichende interradikuläre Distanz
zwischen den Zähnen 13 und 11 für eine in der Zukunft geplante Implantation geschaffen wird. j Zahn-Lippen-Relation beim Lächeln am Ende
der gesamten multidisziplinären Behandlung.
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7. Fallbeispiel
Diagnostik
Der Patient stellte sich im Alter von 27 Jah-
ren wegen einer prothetischen Behandlung
vor. Ihn störte die ästhetisch unbefriedi-
gende Situation im Oberkieferfrontzahn-
bereich. Die seitlichen Schneidezähne wa-
ren 5 Jahre zuvor extrahiert worden, da
diese sich trotz Wurzelkanalbehandlung
und Wurzelspitzenresektion als nicht erhal-
tungswürdig erwiesen hatten. Infolge der
relativ langen Zeitspanne vom Zeitpunkt
der Extraktion bis zur Erstvorstellung war der
Alveolarfortsatz deutlich atrophiert. Zusätz-
lich hatten sich die Extraktionslücken durch
Zahnwanderungen verengt (Abb. 6a).
Die intraoralen Aufnahmen zeigen zu
Behandlungsbeginn eine gute Okklusion.
Auf der Frontalaufnahme sind die Knochen-
defekte im Bereich der extrahierten seitlichen
Schneidezähne zu sehen. Die Parodontalver-
hältnisse waren klinisch als gut zu bewerten
(Abb. 6b, c).
Röntgen
Das angefertigte OPG zeigt (Abb. 6d), dass
mit Ausnahme der seitlichen Schneidezähne
alle Zähne vorhanden waren. Die Weisheits-
zähne hatten die Okklusionsebene erreicht.
Endodontische Versorgungen lagen nicht vor.
In Regio 22 sind Amalgamreste der retrogra-
den Wurzelfüllung zu sehen nwo genau?n.
Die parodontale Situation war röntgenolo-
gisch unauffällig, und die Knochenverhältnis-
se ließen eine orthodontische Behandlung zu.
Abb. 6 a Zahn-Lippen-Relation beim Lächeln vor Behandlungsbeginn. b, c Intraorale Frontalaufnahme in Okklusion. Ein Alveolarfortsatzknochendefekt ist in
Regio 12 und 22 zu erkennen. Oberkieferaufnahme: harmonischer, gut ausgebildeter Zahnbogen. d Das OPG zeigt konservierende, endodontische und prothe-
tische Versorgungen. In Regio 22 sind Amalgamreste der retrograden Wurzelfüllung zu sehen. e Die Lücken für die seitlichen Oberkieferschneidezähne sind ein-
geengt. f Neutrale Okklusion mit gesicherter sagittaler und vertikaler Frontzahnstufe; 11 und 21 wurden mittels Köpfchen und Drahtligatur verblockt, bis die
prothetische Versorgung definitiv eingegliedert wurde. g Das OPG zum Behandlungsende zeigt keine Auffälligkeiten; es wurde eine ausreichend interradikuläre
Distanz für eine eventuelle spätere Implantation hergestellt. h–j Intraorale Situation nach Eingliederung der prothetischen Versorgung. Eine harmonische Relati-
on der mittleren und seitlichen Oberkieferschneidezähne bei ebenfalls harmonischem Gingivaverlauf. k Die Abschlussaufnahme zeigt ein ästhetisch gutes Er-
gebnis.
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8. Zahnärztlich konservierende
Maßnahmen im Rahmen einer
kieferorthopädischen Therapie
bei Erwachsenen
nWoraus besteht Zahn 22 und wie wurde er befestigt?
Beispiel kann nur mit dieser Zusatzinformation ver-
wendet werden!n
Nicht selten sind bei Patienten unphysiologische Zahn-
formen bzw. atypische Zahngrößen (Länge zu Breite)
und Lückeneinengungen nach Zahnverlust im Front-
zahnbereich zu finden. Diese Befunde können bei Pa-
tienten mit skelettalen und/oder dentoalveolären Fehl-
bildungen kombiniert auftreten (Abb. 7). Dies kann
trotz idealer Zahnstellung nach einer kieferorthopädi-
schen Behandlung zu einem Kompromiss hinsichtlich
Ästhetik, Funktion und notwendiger Stabilisierungs-
maßnahmen führen.
Behandlungsplanung
Durch eine korrekte Behandlungsplanung, die eine in-
terdisziplinäre Absprache zwischen Kieferorthopäde,
Prothetiker und/oder dem konservierend tätigen Fach-
kollegen beinhaltet, kann die kieferorthopädische Be-
handlung eine Situation schaffen, die anschließend
eine ideale Versorgung der betroffenen Zähne, durch
Zahnersatz und Zahnverbreiterung bzw. Formkorrek-
tur, erlaubt. So kann ein optimales Resultat hinsichtlich
Ästhetik, Funktion und Stabilität erzielt werden.
Formkorrektur
Zur Formkorrektur oder Zahnverbreiterung eignen sich
diverse Behandlungsmethoden wie der Zahnaufbau
mit Komposit (Kunststoffaufbau) oder die Keramikver-
blendung (Veneers).
Merke: Neben dem Zahnersatz kann durch Änderun-
gen der Zahngröße und Zahnform die Qualität des
Behandlungsergebnisses der kieferorthopädischen Be-
handlung z. T. noch einmal deutlich gesteigert werden.
Fallbeispiel (Fortsetzung)
Im Rahmen der Platzanalyse konnte, eine
harmonische Breitenrelation der mittleren
zu den seitlichen Inzisivi vorausgesetzt, im
Oberkiefer ein Platzbedarf von 6 mm er-
mittelt werden (Abb. 6e).
Therapieplanung und ‑durchführung
Zur Herstellung eines lückenlosen, ästhe-
tisch ansprechenden Oberkieferzahnbo-
gens bestanden 2 Alternativen:
n orthodontischer Lückenschluss: Positio-
nierung der Eckzähne an die Stelle der
seitlichen Schneidezähne. Dieses Vor-
gehen hätte eine Ausgleichsextraktion
von 2 Prämolaren im Unterkiefer erfor-
dert. Der Engstand in der Unterkiefer-
front und die vertikale Frontzahnstufe
hätten für diese Vorgehen gesprochen.
n Lückenöffnung für den prothetischen
Ersatz von 12 und 22. Die Engstände im
Unterkiefer müssten durch anderweitige
Platzbeschaffungsmaßnahmen (Strip-
pen) aufgelöst werden.
Die 1. Behandlungsalternative hätte zu einer
Verschlechterung des fazialen Erscheinungs-
bildes geführt. Infolge der Ausgleichsextrak-
tion von 34 und 44 und des hauptsächlich von
mesial durchgeführten Lückenschlusses wäre
es zu einer Abflachung des Mundprofils ge-
kommen. Dem Patienten wurden Vor- und
Nachteile beider Alternativen erläutert. Er
entschied sich letztendlich für die Nonextrak-
tionstherapie in Kombination mit Zahnersatz.
Als Zahnersatz wurden Implantate mit Kro-
nenversorgungen gegen Klebebrücken abge-
wogen. Da der Patient eine Knochenaugmen-
tation ablehnte, schied die Insertion von
Implantaten aufgrund des geringen Kno-
chenangebots aus.
Zur Lückenöffnung und Ausformung beider
Zahnbögen wurde in der orthodontischen
Phase für die geplanten Zahnbewegungen
eine festsitzende Apparatur eingegliedert.
Um den knappen Überbiss nicht zu verlieren,
wurden zwischen den oberen Eckzähnen ei-
nerseits und den unteren Eckzähnen sowie
ersten Prämolaren andererseits up-&-down-
elastics in Form eines Dreiecks eingehängt.
Vor der Entbänderung erfolgte eine gemein-
same Besprechung mit dem für die Prothetik
verantwortlichen Zahnarzt. Nach 8 Monaten
kieferorthopädischer Behandlung waren alle
orthodontischen Behandlungsziele erreicht.
Zur Retention wurden im Oberkiefer die
beiden mittleren Schneidezähne so lange
mittels Knöpfchen und Drahtligaturen mit-
einander verbunden, bis die prothetische
Versorgung eingegliedert war (Abb. 6f, g).
Die beiden Zahnlücken wurden mit Klebe-
brücken aus Keramik versorgt. Die Ver-
blockung der mittleren Oberkieferschneide-
zähne durch Ligaturen wurde so lange
gehalten, bis die prothetische Versorgung
definitiv eingegliedert wurde (Abb. 6h–k).
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9. Abb. 7 a–f Klinische Situation einer Patientin vor der kieferorthopädischen Behandlung. Zahnfehlstellungen, Engstände, Zahn 22 nicht vorhanden und der Zahn 12
sehr schmal. Um prothetische Versorgung durchführen zu können, ist eine kieferorthopädische Therapie notwendig, bei der die Lücken korrekt und symmetrisch
auf beiden Seiten geöffnet werden müssen. g–I Situation nach Ende der kieferorthopädischen Behandlung mit der gewünschten Lückenverteilung in der Front.
j–n Klinische Situation nach der konservierenden Versorgung; der Zahn 12 wurde mit Komposit verbreitert und der Zahn 22 wurde aus Keramikmasse hergestellt.
o Zahn-Lippen-Relation nach Abschluss der multidisziplinären Behandlung.
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10. Präprothetische Kieferorthopädie
bei Patienten mit parodontalen
Destruktionen
Mit zunehmendem Alter nimmt die Resistenz des
Gebisses gegenüber parodontalen Zerstörungen ab.
Deshalb sind Parodontalerkrankungen der Hauptgrund
für Zahnverlust bei Erwachsenen. Die ständige Opti-
mierung der Behandlungstechniken ermöglicht aber
auch die kieferorthopädische Therapie von Patienten
mit deutlicher parodontaler Affektion.
Bedeutung der Malokklusion
Abgesehen vom tiefen Biss ist kein direkter Zusam-
menhang zwischen Parodontalerkrankungen und
Malokklusionen festzustellen. Allerdings besteht eine
Anzahl indirekter Zusammenhänge: parodontale
Destruktionen können zu Zahnwanderungen und zu
traumatischen Okklusionsverhältnissen führen, wo-
durch sich wiederum die parodontale Zerstörung
beschleunigen kann.
n Marginale Parodontitis
Eine marginale Parodontitis kann als Initiator eines
Circulus vitiosus zu einer Zerstörung der zahntragen-
den Gewebe, speziell des Alveolarknochens und des
bindegewebigen Attachments führen. Die konventio-
nellen Parodontaltherapien wie Scaling und Wurzel-
glättung haben zum Ziel, das Fortschreiten parodon-
taler Attachmentverluste und Alveolarknochende-
struktionen zu stoppen und somit die Zähne und ihre
Funktion zu erhalten. Sie sind aber nicht in der Lage,
vorhandene Defekte durch Gewebeneubildung zu
regenerieren.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine
orthodontische Zahnbewegung zu einer verstärkten
Destruktion des bindegewebigen Attachments an Zäh-
nen mit knöchernen, entzündlich veränderten Defek-
ten führen kann [16–19].
Merke: Für die Kieferorthopädie ist es deshalb
wichtig, dass vor Beginn der Behandlung bei Pa-
tienten mit Parodontalerkrankungen in Abhängig-
keit vom Schweregrad der Situation nach der
Parodontaltherapie eine Wartezeit von ca. 3 – 6
Monaten eingehalten wird.
Cave: Eine orthodontische Zahnbewegung in eine
Freiendlücke kann zu einem Verlust der befestigten
Gingiva führen, sodass ein mukogingivalchirurgi-
scher Eingriff erforderlich wird.
Kombiniert kieferorthopädisch-
kieferchirurgische Behandlung
In manchen Fällen ist eine alleinige kieferorthopädi-
sche Behandlung als präprothetische Maßnahme zur
Erzielung eines optimalen Resultats hinsichtlich der
Ästhetik und Funktion nicht möglich. Bei Patienten mit
starken skelettalen und funktionellen Fehlbildungen ist
die kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgische
Therapie erforderlich.
Merke: Die Funktionsanalyse wird an diagnosti-
schen Unterlagen durchgeführt, die in der zentri-
schen Kondylenposition und nicht in der habituel-
len Okklusion hergestellt wurden.
Studien zur kieferorthopädischen Behand-
lung bei parodontal geschädigten Zähnen
Orthodontische Zahnbewegungen in Gebieten mit reduziertem Knochen-
angebot sind nicht zwangsläufig von einem Verlust an bindegewebigem
Attachment begleitet, vorausgesetzt die marginale Entzündung wurde
präorthodontisch beseitigt [16–19]. Polson et al. [19] kamen bei Tierexperi-
menten zur Schlussfolgerung, dass Zahnbewegungen in Parodontaldefekte
weder auf der Druck- noch auf der Zugseite zu einer Verschlechterung des
bindegewebigen Attachmentniveaus führen müssen.
Kieferorthopädie 9
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11. Fallbeispiel
Anamnese
Die 53-jährige Patientin stellte sich zu-
nächst bei ihrem Hauszahnarzt zur Planung
einer Lückenversorgung im Seitenzahn-
gebiet vor. Von dort wurde sie überwiesen.
Es war abzuklären, mit welchen therapeu-
tischen Mitteln eine funktionell und ästhe-
tisch zufriedenstellende prothetische Ver-
sorgung möglich ist. Ein herausnehmbarer
Zahnersatz wurde von der Patientin abge-
lehnt.
Klinischer Befund
Aufgrund der labial stehenden und elon-
gierten Oberkieferfrontzähne lag eine ver-
größerte sagittale (Klasse-II-Dysgnathie)
und vertikale Frontzahnstufe vor, die den
Lippenschluss erschwerte. Dies war neben
der funktionellen auch eine ästhetische Be-
einträchtigung für die Patientin (Abb. 8a).
Die Zähne 11 und 21 waren stark protru-
diert und gelockert.
Die klinische Untersuchung ergab weiter-
hin eine vergrößerte Taschensondierungs-
tiefe an allen Zähnen, insbesondere in der
Oberkieferfrontzahnreihe.
Die röntgenologische Untersuchung zeigte
einen generalisierten horizontalen Kno-
chenabbau mit vertikalen Einbrüchen.
In Röntgen- und PA‑Status sind die Sondie-
rungstiefen, der Knochenverlauf und Lo-
ckerungsgrad dargestellt (Abb. 8b, c).
Röntgenbefund
Die intraoralen Aufnahmen zeigen zu Be-
handlungsbeginn eine Angle-Klasse II/1 mit
Tiefbiss und Einbiss in die Gaumenschleim-
haut (Abb. 8d, e). Anamnestisch konnte fest-
gestellt werden, dass die Zähne 46 und 47
wegen parodontaler Probleme extrahiert
werden mussten.
Therapieplanung
Die Behandlung teilte sich in 4 Phasen:
n Parodontalbehandlung,
n orthodontische Behandlung,
n Retention, mukogingivalchirurgischer Ein-
griff (freies Gingivatransplantat – FGT),
n prothetische Behandlung
Therapieablauf
In der 1. Phase wurde eine konventionelle Pa-
rodontalbehandlung durchgeführt nwas ge-
nau wurde durchgeführt?n. Zwischen der
PA‑Behandlung und dem Beginn der kiefer-
orthopädischen Therapie soll in der Regel
3 Monate gewartet werden. In dieser Zeit
wird die Compliance des Patienten geprüft
und eine neue Bewertung des Falls in Bezug
auf alle Disziplinen durchgeführt.
Für die prothetische Versorgung sollte der
Zahn 45 so weit distalisiert werden, dass eine
Lücke von 7–8 mm entsteht und der Zahn 16
einen Antagonisten erhält (Abb. 8f). Zur Re-
duktion der sagittalen Frontzahnstufe sollte
die Unterkieferfront protrudiert werden. Da
der Zahn 45 in einen Bereich ohne befestigte
Gingiva bewegt wurde, war die Schaffung
einer befestigten Gingiva durch ein FGT er-
forderlich. Nach Abheilung des Transplantats
und der Mindestretentionsdauer sollte die
prothetische Versorgung erfolgen.
In der orthodontischen Phase wurde für die
geplanten Zahnbewegungen eine festsitzen-
de Apparatur eingegliedert. Der Oberkiefer-
zahnbogen wurde nivelliert und ausgeformt.
Für die Distalisation des Zahns 45 wurde eine
Druckfeder verwendet, deren Nebenwirkung
für die Protrusion der Front ausgenutzt
wurde (Abb. 8g, h). Die Lücke zwischen
44 und 45 wurde so weit geöffnet, bis der
Zahn 16 den Zahn 45 als Antagonisten hatte
(Abb. 8i, j).
Nach Entbänderung wurde ein 3–3-Retainer
im Ober- und Unterkiefer geklebt. Zur Siche-
rung der geschaffenen Lücke wurde ein Re-
tainer zwischen 45 und 44 geklebt.
Zur Verbesserung der gingivalen Verhältnisse
und Schaffung einer befestigten Gingiva an
Zahn 45 wurde in der Retentionsphase eine
gingivalchirurgische Maßnahme (freies
Gingivatransplantat) durchgeführt.
Nach Einheilung des Transplantates erfolgte
die prothetische Versorgung mit einer Kera-
mikbrücke (Abb. 8k, l). Die extraorale Auf-
nahme zeigt die ästhetische Wirkung zum
Abschluss der komplexenTherapie (Abb. 8m).
Abb. 8 a Erschwerter Lippenschluss, unästhetisches dentofaziales Erscheinungsbild. b Röntgenstatus, an Zahn 21 ist ein großer Knochendefekt vorhanden
(vertikal und horizontal). c Parodontalstatus vor Behandlungsbeginn. d: distal; m: mesial; p: palatinal; b: bukkal. d Intraorale Aufnahmen in Okklusion. Klasse II/1,
tiefer Biss mit Einbiss in die Gaumenschleimhaut und vergrößerte sagittale Frontzahnstufe. Die Zähne 46 und 47 fehlen. e Unterkieferaufsicht, Platzbedarf von ca.
3,5 mm, Freiende im 4. Quadranten. f Simulation der angestrebten Zahnbewegungen mithilfe der Druckfeder zur Distalisation des 2. Prämolaren (die Lücke sollte
ca. 7 mm betragen). g, h Systematische Distalisation des Zahns 45 in eine Region ohne befestigte Gingiva. i Funktionelle Okklusion, es erfolgte eine Reduktion
der sagittalen und vertikalen Frontzahnstufe, eine Lücke von 7 mm zwischen 44 und 45 wurde geschaffen. j Der Röntgenstatus zeigt gute Parodontalverhältnisse,
das Knochenniveau an Zahn 21 scheint sich verbessert zu haben. k, l Intraorale Situation nach Einheilung des freien Gingivatransplantats und Eingliederung der
prothetischen Versorgung. m Die Zahn-Lippen-Relation beim Lächeln zeigt ein ästhetisch gutes Ergebnis.
"
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12. Fallbeispiel (Fortsetzung)
Kieferorthopädie 11
Zahnmedizin up2date 1 Œ 2015
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13. Fallbeispiel
Anamnese
Die Patientin stellte sich im Alter von 21
Jahren zur Versorgung der Lücke in der Un-
terkieferfrontzahnreihe vor, die sich infolge
eines Unfalls ergeben hatte. Dabei waren
die Zähne 33, 32 und 31 verloren gegan-
gen, und es lag in diesem Bereich ein aus-
gedehnter Defekt des Alveolarfortsatzes
vor. Zusätzlich zu den Totalluxationen
waren einige Kronenfrakturen vorhanden.
Funktionsanalyse
Bei der Funktionsanalyse wurde fest-
gestellt, dass der Unterkiefer habituell nach
ventral geschoben wurde, um den Mund-
schluss zu ermöglichen. Dadurch wurden
die Kondylen aus ihrer physiologischen Po-
sition ventralwärts verlagert. Es lag eine
entsprechend große Diskrepanz zwischen
der zentrischen Relation und der habituel-
len Okklusion vor.
Diagnostik
Für die Diagnostik und Behandlungspla-
nung wurde als Referenz die zentrische
Relation herangezogen. Dafür wurde eine
plane Aufbissschiene für 4 Wochen zur
Deprogrammierung der Muskulatur einge-
gliedert. Der Unterkiefer stellte sich deut-
lich weiter dorsal ein und wich nach rechts
ab, sodass auf der linken Seite eine Non-
okklusion resultierte (Abb. 9a–c).
Die Fotografien des Untergesichts zeigen
den unzureichenden Mund- und Lippen-
schluss in der zentrischen Relation, in der
die erwähnte Unterkieferabweichung nach
rechts zu sehen ist (Abb. 9d). Die Patientin
hat eine Klasse-II‑Dysgnathie mit mandibu-
lärer Mittellinienverschiebung nach rechts,
einen zirkulär offenen Biss und eine Non-
okklusion links.
Röntgenbefund
Das OPG (Abb. 9e) zeigt den infolge des
Zahnverlustes entstandenen Knochende-
fekt im Bereich der Unterkieferfront. Zahn
45 wies eine komplizierte Fraktur auf, kli-
nisch lag infolge des Verlustes der lingualen
Knochenlamelle ein Lockerungsgrad III vor,
sodass der Zahn nicht mehr erhalten werden
konnte. Zahn 46 hatte zusätzlich zur Kronen-
fraktur eine apikale Aufhellung.
Therapieziele und Therapieplanung
Die angestrebten Behandlungsziele waren:
n Herstellung einer neutralen und funktio-
nellen Okklusion bei physiologischer Kon-
dylenposition (Zentrik),
n Optimierung der Gesichtsästhetik,
n Gewährleistung des Mund- bzw. Lippen-
schluss,
n Optimierung der dentalen Ästhetik unter
Berücksichtigung der Parodontalverhält-
nisse,
n Schaffung der Voraussetzungen für eine
adäquate prothetische Versorgung,
n Erfüllung der Erwartungen bzw. Zufrieden-
heit des Patienten,
n Sicherung der Stabilität des erreichten Er-
gebnisses.
Neben den oben genannten Behandlungszie-
len war die Verbesserung der Gesichtsästhetik
nicht nur in der Sagittalen, sondern auch in
der Vertikalen zu nennen. Dies sollte durch
eine relative Verkürzung des Untergesichtes
erfolgen. Eine Verkürzung des Untergesichtes
als kausale Therapie mit entsprechendem Ef-
fekt auf die faziale Ästhetik und Lippenfunk-
tion konnte bei dieser Patientin nur durch
eine kombiniert kieferorthopädisch-kieferchi-
rurgische Behandlung erreicht werden. Mit
alleinigen orthodontischen Maßnahmen wä-
ren die angestrebten Ziele hinsichtlich der
Ästhetik und Funktion nicht zu erreichen ge-
wesen. Die Dysgnathie war zu gravierend für
einen alleinigen dentoalveolären Ausgleich.
Als Operation wurde eine bimaxilläre Osteo-
tomie geplant. Zur Verbesserung der Vertika-
len war eine Oberkieferimpaktion notwendig,
die im dorsalen Bereich stärker als im ventra-
len Bereich durchgeführt werden sollte
[20–25] (Abb. 9f, g).
Die Behandlung teilte sich in 4 Phasen:
n Kiefergelenksbehandlung,
n kieferorthopädisch-kieferchirurgische
Behandlung,
n Retention,
n prothetische Versorgung.
Therapiedurchführung
Der Behandlungsablauf entsprach dem
Würzburger Behandlungskonzept für kom-
biniert kieferorthopädisch-kieferchirurgisch
prothetische Therapie und unterteilte sich in
4 Phasen [26,27]: nerste Implantationen?
Knochenaufbau? Bitte genauer erläuternn
n präoperative Maßnahmen und ortho-
dontische Vorbereitung,
n Orthodontie zur Ausformung und Ab-
stimmung der Zahnbögen aufeinander
und Dekompensation der skelettalen
Dysgnathie,
n Kieferchirurgie zur Korrektur der skelet-
talen Dysgnathie.
n Nach Modelloperation wurde am Ober-
kiefer eine Le-Fort-I‑Osteotomie durch-
geführt. Der Rest der Korrektur der Klasse-
II‑Okklusion erfolgte durch die operative
Unterkiefervorverlagerung mittels sagit-
taler Spaltung nach Obwegeser-Dal Pont
[28–32].
n Orthodontie zur Feineinstellung der
Okklusion.
n Entsprechend beginnt nur wenige Tage
nach der Operation die postchirurgische
orthodontische Behandlungsphase
[27,32], in der die Okklusion eingestellt
wird.
n Retention zur Sicherung des erreichten
Ergebnisses.
n Bei einer Unterkiefervorverlagerung ist
die Umstellung und Umorientierung der
betroffenen Weichteile nötig. Eine Vor-
verlagerung führt zu einer Streckung und
Belastung der Weichteile und des supra-
hyoidalen Komplexes, was als rezidiv-
fördernd bei Klasse-II‑Dysgnathien an-
zusehen ist [33–36].
Präprothetische Kieferorthopädie – eine interdisziplinäre Therapie12
Zahnmedizin up2date 1 Œ 2015
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14. Fallbeispiel (Fortsetzung)
n 2,5 Monate nach Abschluss der kiefer-
orthopädischen Behandlung wurde die
prothetische Versorgung eingeleitet. Die
Patientin bekam einen festsitzenden
Zahnersatz von 35–43 mit zwei ver-
blockten Kronen an den Zähnen 46 und 47
und einem Anhänger als Ersatz für den
Zahn 45. Der dentoalveoläre Defekt im Be-
reich der Unterkieferfrontzähne 33, 32, 31,
41 wurde durch Keramikmasse mit gingi-
vaähnlicher Farbe am festsitzenden Zahn-
ersatz befestigt (Abb. 9h–j)
Abb. 9 a– c Intraorale Aufnahmen in der Zentrik mit Darstellung der Okklusionsverhältnisse rechts und links. Engstände im Oberkiefer und eine reduzierte Be-
zahnung im Unterkiefer mit Frakturen an den Zähnen 45 und 47. d Fotostataufnahmen in der Zentrik nach dem Einsetzen der Aufbissschiene und vor Beginn der
orthodontischen Behandlung. Deutliche Unterkieferabweichung von der Körpermitte nach rechts – Laterognathie – und erschwerter Lippenschluss. e Orthopan-
tomogramm (OPTG) zu Beginn der Behandlung. f Simulation der chirurgischen Impaktion der Maxilla und der folgenden Reaktion der Mandibula im Sinne einer
Autorotation nach kranial und gleichzeitig nach ventral. g Simulation der chirurgischen Impaktion der Maxilla und der folgenden Reaktion der Mandibula im Sinne
einer Autorotation nach unterschiedlichen Impaktionsstrecken. Eine stärkere Impaktion (rechter Teil der Abbildung) führt zu einer stärkeren Reaktion der Mandi-
bula in der Sagittale und Ventrale. h Intraorale Aufnahme nach chirurgischer Bisslage und postoperativer Feineinstellung der Okklusion sowie nach der protheti-
schen Versorgung. i Extraorale Aufnahmen nach Abschluss der Behandlung; ansprechendes dentofaziales Erscheinungsbild. j OPG nach Ende der Behandlung.
Kieferorthopädie 13
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15. Zusammenfassung
Gemeinsames Bestreben der verschiedenen zahn-
ärztlichen Disziplinen ist es, gestörte Form zu rekon-
struieren, unphysiologische Funktionsabläufe zu
harmonisieren und die Ästhetik zu optimieren. Die
interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Betreuung
eines Patienten stellt unter Vorgabe dieser Behand-
lungsziele eine nicht alltägliche Herausforderung dar
und wird in aller Regel dadurch erschwert, dass die be-
teiligten Praxen, wie z.B. im Falle der Kieferorthopädie
und Prothetik, nicht in einem Haus vereinigt sind.
Ein klassisches interdisziplinäres Management stellt
die präprothetische Kieferorthopädie dar. Die Ent-
scheidungsfindung, ob eine Patientensituation aus-
schließlich prothetisch oder in Zusammenarbeit mit
der Kieferorthopädie optimal gelöst werden kann,
erfordert schon in der Behandlungsplanung eine enge
Kooperation der Disziplinen. So ist z.B. im Falle einer
Nichtanlage bzw. des Verlustes von seitlichen Oberkie-
ferschneidezähnen oder seitlichen Zähnen die Frage zu
klären, ob ein kieferorthopädischer oder ein protheti-
scher Lückenschluss durchgeführt werden soll und ob
eine orthodontische Vorbehandlung helfen kann, ein
besseres Ergebnis zu erzielen.
In vorliegendem Beitrag wurde die gemeinsame Be-
funderhebung, spezifische Planung und fallgerechte
Behandlungsdurchführung an Patientenbeispielen vor-
gestellt, deren Therapie nur in Zusammenarbeit von
Prothetik und Kieferorthopädie ein optimales Ergebnis
erwarten lässt. Die praktische Anwendung der in die-
sem Beitrag enthaltenen Gedanken wurde demons-
triert und die dabei auftretenden Schwierigkeiten
diskutiert.
Interessenkonflikt: nDie Autoren geben an, dass kein
Interessenkonflikt besteht.n
Über die Autoren
Nezar Watted
1991–92 Assistenzzahnarzt in der
Parodontologie, 1992–1994 Zahnarzt
in einer Privatpraxis. 1994 wissen-
schaftlicher Angestellter in fachzahn-
ärztlicher Weiterbildung auf dem
Gebiet der Kieferorthopädie an der
Poliklinik für Kieferorthopädie der
Julius-Maximilians-Universität Würz-
burg. 1997 Erlangung der Gebietsbezeichnung „Kieferortho-
päde“. 1997–2002 Leitender Oberarzt der Poliklinik für Kie-
ferorthopädie der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität
Würzburg. 2001 Habilitation an der Medizinischen Fakultät
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für das Fach
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere Kiefer-
orthopädie. 2001 Venia Legendi, Ernennung zum PD, seit
2002 PD an der Universitätsklinik und Poliklinik für Zahn-,
Mund- und Kieferkrankheiten der Bayerischen Julius-Maximi-
lians-Universität Würzburg; Poliklinik für Kieferorthopädie
der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Seit 2013 Prof. an der Arab American University, Palestine.
Muhamad Abu-Hussein
1981–1986 Studium der Zahnmedizin,
1996–1998 wissenschaftlicher Ange-
stellter in fachzahnärztlicher Weiterbil-
dung auf dem Gebiet der Kinderzahn-
heilkunde an der Universität Athen.
1998 Erlangung der Gebietsbezeich-
nung „Kinderzahnheilkunde“, Master
of Science degree in Dentistry (Oral-
biologie und Oralpathologie, Universität Athen). 1999–2001
Master of Biostatistics, school mathematics/Medicine, Uni-
versität Athen. 1997–2000 Visiting Doctor of Medicine at
the Regional Center for the treatment of labio-palatal cleft,
Maxillo-facial Surgery Dept., San Paolo Hospital in Milan
(Direktor Prof. Dr. R. Brusati).
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. dent. Nezar Watted
Department of Orthodontics
Arab American University
Jenin/Palästina
E-Mail: nezar.watted@gmx.de
Präprothetische Kieferorthopädie – eine interdisziplinäre Therapie14
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Kieferorthopädie 15
Zahnmedizin up2date 1 Œ 2015
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17. Präprothetische Kieferorthopädie – eine interdisziplinäre Therapie16
1
Wovon hängt die Retentionsphase
eines orthodontisch abgeschlossenen
Falls ab?
A von der Art der Behandlungsdurchführung
B vom Ausmaß der Behandlungsdurchführung
C von der Geschwindigkeit der Behandlungsdurchführung
D von der Mitarbeit des Patienten
E von Art, Ausmaß und Geschwindigkeit der Behandlungsdurchführung
2
Wann soll eine interdisziplinäre
Besprechung stattfinden, wenn
ein Patient von unterschiedlichen
Disziplinen (z.B. Kieferorthopädie
und Prothetik) behandelt wird?
A vor Beginn der kieferorthopädischen Behandlung
B nach der kieferorthopädischen Behandlung
C vor Beginn der kieferorthopädischen Behandlung und vor der Entfernung der Multibandapparatur
D wenn der Patient Zeit hat
E keine Besprechung notwendig
3
Die Entscheidung über Lücken-
schluss oder Lückenöffnung
hängt von folgenden Faktoren ab:
A ästhetische Kriterien
B biomechanische Kriterien
C wirtschaftliche Kriterien
D funktionelle Kriterien
E Antworten A bis D
4
Wie soll das kieferorthopädische
Endergebnis sein, wenn ein
Frontzahn (z.B. lateraler
Schneidezahn) hypoplastisch ist?
A Der hypoplastische Zahn soll nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung verbreitert
werden (Komposit oder Veneer).
B Der Zahnbogen soll lückenlos sein, damit eine distale Okklusion im Seitenzahngebiet erreicht
wird.
C Die Lücke soll im Prämolarengebiet verlegt werden.
D Der kontralaterale Schneidezahn soll verkleinert werden.
E Die Lücke soll am besten belassen werden.
5
Besteht ein direkter Zusammen-
hang zwischen Malokklusion
und Parodontalerkrankungen?
A Auf alle Fälle.
B Auf keinen Fall.
C Nur bei Distalokklusion.
D Abgesehen vom tiefen Biss ist kein direkter Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen
und Malokklusionen festzustellen.
E Die Antworten A bis D sind falsch.
CME
CME‑Fragen
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18. Kieferorthopädie 17
CME
6
Wie lang soll die Dauer zwischen
der PA- und KFO‑Behandlung sein?
A Es kann sofort begonnen werden.
B Mindestens 3 Monate soll gewartet werden.
C Es kann nach dem Terminkalender des Patienten begonnen werden.
D Erst wenn ein Rezidiv zu sehen ist.
E eine Woche
7
Wie lang dauert die Retention
bei parodontal geschädigten
Zähnen?
A 1 Jahr
B 2 Jahre
C 5 Jahre
D für immer
E keine Retention
8
Wann soll die prothetische
Versorgung bei einem Patienten,
bei dem eine kombiniert kiefer-
orthopädisch-kieferchirurgische
Behandlung notwendig ist
durchgeführt werden?
A Vor Beginn der kieferorthopädischen Behandlung.
B Während der kieferorthopädischen Behandlung.
C Nach der chirurgischen Vorbereitung.
D Nach der chirurgischen Maßnahme und der kieferorthopädischen Feineinstellung.
E Die Antworten A bis D sind falsch.
9
Eine chirurgische Impaktion
der Maxilla führt …
A zur Verkürzung des Untergesichts.
B zu einer Autorotation des Unterkiefers.
C zu einer ventralen Verlagerung des Kinns.
D zu einer Erleichterung des Lippenschlusses bei Patienten mit erschwertem Lippenschluss.
E Die Antworten A bis D sind richtig.
10
Bei einer kieferorthopädischen
Planung sollen alle diagnostischen
Unterlagen vorliegen:
A in der habituellen Okklusion
B in der zentrischen Kondylenposition
C bei einem offenen Mund
D im Zwangsbiss
E Die Antworten A bis D sind falsch.
CME‑Fragen Präprothetische Kieferorthopädie – eine interdisziplinäre Therapie
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