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Georg-August-Universität Göttingen
                   Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
                              Geographisches Institut
     Seminar: Aktuelle Fragestellungen der Kulturgeographie Ost- u. Südostasiens
                               Dozent: Prof. Dr. Faust




   Vielvölkerstaat Myanmar:
periphere Räume, ethnische Konflikte
       und politische Isolation

                   Ein Referat von Constanze Werner
Gliederung
1. Orientierung
2. Myanmar – ein Vielvölkerstaat
3. Genese
4. Politische Entwicklung
5. Konflikte
6. Lösungsansätze
7. Aktuelle Situation
Orientierung
Vielzahl von Ethnien
              135 ethnische Gruppen
                  100 Sprachen

4 Hauptethnien:
- Tibetobirmanen
- Mon-Khmer
- Karen
- Shan
Definition: Ethnien
Menschengruppen, die kulturell, sozial,
historisch und genetisch eine Einheit bilden.
                          nach Brockhaus Enzyklopädie (2006)
Vielzahl von Ethnien
              135 ethnische Gruppen
                  100 Sprachen

4 Hauptethnien:
- Tibetobirmanen    Birmanen, Chin, Kachin, Arakan, Naga, Akha, Lahu
- Mon-Khmer         Mon, Paluang, Wa
- Karen             Karen, Karenni, Pa-O, Kayin

- Shan
Ethnie     Sprache               Religion                     Übrige Charakteristika



Birmanen   Tibetobirmanische     (Theravada-) Buddhismus -bestimmen Politik,
           Sprache: Birmanisch                           Kultur und Entwicklung
                                                         des Landes maßgeblich

Kachin     Tibetobirmanische     Christentum (prot., kath.)   -In Klane unterteilt
           Sprache               aber auch traditionelle      -Langhütten mit
                                 kosmologische                Ahnenaltar und
                                 Vorstellungen                Opferplatz
                                                              -Komplexe
                                                              Dorforganisation
                                                              -Brandrodung

Arakan     Tibetobirmanische     Buddhismus                   -ausgeprägter
           Sprache                                            Nationalismus


Mon        Mon-Khmer-Sprache     (Hinayana-) Buddhismus       -in M. sowie in Thailand
                                                              unterworfen
                                                              -eigene Kunst und
                                                              Architektur stark
                                                              ausgeprägt
Wa                               v.A. Animismus,              -stark befestigte Dörfer
                                 auch Buddhismus              -ehemals Kopfgeldjäger
Ethnie   Sprache                  Religion                 Übrige Charakteristika



Karen    Sinotibetische Sprache   Buddhismus,              -Unterteilung in Rote und
                                  Christentum,             Weiße Karen
                                  traditionelle            -Bambus- und
                                  Glaubensformen           Holzhütten ehemals auf
                                                           Stäben
                                                           - Ackerbau, Jagd,
                                                           Viehzucht, Fischfang,
                                                           Webereien
Shan     Thai                     (Theravada-) Buddhismus -Zweig der Thai in M. mit
                                                          Untergruppen
                                                          -geschickte Handwerker
                                                          und Händler, aber auch
                                                          Ackerbau
                                                     nach Brockhaus Enzyklopädie (2006)
aus OEHLERS, ALFRED (2006) -
in: WAIBEL, M., JORDAN, R. &
SCHNEIDER, H. (Hrsg.). S. 60
Minderheiten im Konflikt mit Birmanen
     Minoritäten gegen fremdbestimmte, zentrale Regierung

 Bürgerkrieg mit Bildung von
  Untergrundarmeen




                                                  ZDF-Sendung „Myanmar“ 28.09.2007

    negative Konsequenzen für
      die Zivilbevölkerung (z.B. Vertreibungen, Vergewaltigungen)
                Flüchtlingsströme
Geschichte: vor der Kolonisation
Vielzahl von Königreichen und selbstorganisierten Gruppen
     Tiefebene                        Gebirge
     -fruchtbare Region von           - Kleine Gruppen vorwiegend
     Birmanen in Kriegen erkämpft     nomadischen Ursprungs

     -Zentralregiert                  - nicht zentralregiert wegen
                                      schlechter Erschlossenheit
     - Eigener Bedarf gedeckt, also   und erschwerter
     keine Expansion erstrebt         Kommunikation




   Unterschiede in politischer Entwicklung und Erschlossenheit
Geschichte: Kolonisation
Einheitliches Territorium mit zwei verschiedenen Verwaltungsprinzipien
        Tiefebene                        Gebirge
        - Direkte Herrschaft durch GB    - indirekte Herrschaft durch
                                         GB und Autonomie
        - Ressourcenausbeutung           - keine ökonomischen Reize

        - Technologische Entwicklung     - keine technologische
        und kapitalistische Strukturen   Entwicklung




                    Bestehende Unterschiede verschärft
Geschichte: nach der Kolonisation
           Unabhängigkeit seit 4. Januar 1948
   Tiefebene                       Gebirge
   - Ausbeutung der Ressourcen     - Autonomie zugesichert
   wegen der entwickelten
   Abhängigkeit
   - Legitimation der              - Widerstand gegen den
   Rohstoffausbeutung im Gebirge   Einheitsstaat
   durch Zentralregierung des
   Einheitsstaats
                                   - Eindämmung der nomadischen
                                   Züge durch striktere Grenzen 
                                   stärkere Beanspruchung der
                                   eigenen Ressourcen
   - Gewaltsame Einforderung des   - bewaffneter Widerstand
   „Staatsbesitz“                  finanziert durch Kriegswirtschaft
                                   mit Nachbarländern
Politische Entwicklungen nach 1948
1948-1949: föderal organisierte Union

ab 1949: Zentralregierung – von bewaffneten Widerstandsgruppen
   bekämpft

ab 1962: Regierung der Militärjunta – legitimierte sich aufgrund der
   Destabilisierung des Landes

1988: gewaltsame Niederschlagung der Forderungen des Volkes nach
  Demokratie

ab 1988: das Militär regiert als State Law and Order Restauration
   Council (SLORC)
Politische Entwicklungen nach 1948
1990: erste demokratische Wahlen gewinnt die Nationale Liga unter
  Aung San Suu Kyi,
  jedoch wird die Wahl in eine Abstimmung zu Errichtung einer
  Verfassungsversammlung umgedeutet

ab 1990: das Militärregime regiert als „Übergangsregierung“

2007: gewaltsame Zerschlagung der Mönchsproteste

2008: nach nationalem Referendum tritt eine neue Verfassung in Kraft

2010: zweite „demokratische“ Wahlen: zwei vom Militär unterstützten
  Massenparteien und wenig Oppositionsparteien  neubesetztes
  Parlament, ¼ verfassungsrechtlich durch das Militär gestellt
AFP
Widerstandsgruppen
- oft mit Untergrundarmeen, z.B. Karen National Liberation
  Army (KNLA) der Karen National Union (KNU)

- auch international finanzierte Gruppen: die National
  Democratic Front (NDF) durch die USA und Communist Party
  of Burma (CPB) durch China

- andere durch Kriegsökonomie finanziert, z.B. Opiumanbau der
  Shan
Auswirkungen des Bürgerkriegs
- Flüchtlinge und Vertreibungen

- Menschenrechtsverletzungen

- Verkümmerung des Bildungs- und
  Gesundheitssektors

- Rekrutierung von Kindersoldaten
ZDF-Sendung „Myanmar“ 28.09.2007
© Reuters
Waffenstillstand
seit 1988 Angebote der Regierung

später unter „seven-step road map to democracy“
  - politische Partei bilden
  - neue Verfassung im gemeinsamen Konvent entwerfen
  - eigene Truppen zur „Border Guard Force“ in die Armee
  eingliedern

2007 wird der Vertrag der resistentesten Gruppe KNLA
  unterzeichnet
Konditionen (am Fall KNLA)
Versprechen                            Umsetzung
Handelslizenzen                        Gescheitert durch mangelndes Know-
                                       how und starker Einschränkungen
                                       durch die Regierung
Legalisierter Zugriff auf Ressourcen   Legalisiert lediglich bestehende
                                       Strukturen
Einhaltung der Menschenrechte          Zustand generell verbessert
Entwicklungsunterstützung der          Lediglich in der Infrastruktur;
Regierung                              stockender Fortschritt in anderen
                                       Bereichen
Zugangserlaubnis für internationale    In vielen kritischen Teilen des
Hilfsorganisationen                    Karenstaats immer noch verboten
Resultat (Fall KNLA)
 Widerstandsgruppen werden…
 1. … vom Widerstand abgelenkt
 2. … innerhalb ihrer Gruppe gespalten und somit
    geschwächt
 3. … der Junta „gefügig“
 4. … in ihrer Streitkraft geschwächt


Schwächung des Widerstandes, allerdings keine Entwaffnung
 Spannungen bleiben erhalten
 Geringer Fortschritt für den Frieden
Ethnic delegates at the junta’s National Convention in Rangoon




                         Foto: Reuters   www.irrawaddy.org/article.php?art_id=10101
ZDF heute jorunal 07.11.2010
ZDF heute jorunal 07.11.2010
Rolle der internationalen
                       Gemeinschaft
„der Westen“:
keine Akzeptanz für undemokratische Militärregierung
& Menschenrechtsverletzungen
- USA: weitreichende Wirtschaftssanktionen
- EU: Waffenembargo, Investitionsverbot, Besuchsverbot für Mitglieder der Militärjunta
 relativ erfolgslos

Nachbarstaaten:
Akzeptanz der Militärregierung, weil sie für relative Stabilität sorgt
- China: Entwicklung der Infrastruktur um eigene Handelswege zu
   verkürzen/verbessern, Ausbeutung der Rohstoffe
- Indien: verstärkte Kooperation um den Einfluss Chinas auszubalancieren, Ausbeutung
   der Rohstoffe
 Resolution gegen Myanmar des UN-Sicherheitsrats am Veto China und Russlands
   gescheitert
Aktuelle politische Entwicklungen
07.11.2010: Nach den Wahlen Ausschreitungen im Gebiet
             der Karen, schwere Kämpfe, neuer
             Flüchtlingsstrom: rund 17.000 Flüchtlinge nach
             Thailand



13.11.2010: Freilassung von Oppositionsführerin
             Aung San Suu Kyi
ZDF heute 09.11.10
ZDF heute 09.11.10
© Reuters
dapd
© Reuters
ap
© Reuters
Quellen
•   BÜNTE, MARCO (2007): „Problemstaat“ Myanmar: Stabiles Regime, soziale Krise
    und das Dilemma der internationalen Gemeinschaft. – Südostasien aktuell
    (6/2007). S. 31 – 49.
•   BÜNTE, MARCO (2009): The Politics of Refugees in and outside Burma/Myanmar. –
    Journal of Current Southeast Asian Affairs (2/2009). S. 3 - 6.
•   CORE, PAUL (2009): Burma/Myanmar: Challenges of a Ceasefire Accord in Karen
    State. - Journal of Current Southeast Asian Affairs (3/2009). S. 95 – 106.
•   OEHLERS, ALFRED (2006): Old and New Wars: Minority Groups in Burma. – in:
    WAIBEL, M., JORDAN, R. & SCHNEIDER, H. (Hrsg.): Krisenregion Südostasien. Alte
    Konflikte und neue Kriege. Bad Honnef. S. 59 – 72.
•   VORLAUFER, KARL (2009): Südostasien. Darmstadt. S. 57, 68, 73.

•   3D Globe Deluxe (2007); Rugeley: Focus Multimedia. Encyclopaedia Britannica.
    London.

•   http://www.zdf.de/ZDFmediathek/
•   http://www.focus.de/
•   http://www.spiegel.de/

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  • 2. Gliederung 1. Orientierung 2. Myanmar – ein Vielvölkerstaat 3. Genese 4. Politische Entwicklung 5. Konflikte 6. Lösungsansätze 7. Aktuelle Situation
  • 4.
  • 5.
  • 6.
  • 7.
  • 8.
  • 9.
  • 10.
  • 11.
  • 12.
  • 13.
  • 14.
  • 15. Vielzahl von Ethnien 135 ethnische Gruppen 100 Sprachen 4 Hauptethnien: - Tibetobirmanen - Mon-Khmer - Karen - Shan
  • 16. Definition: Ethnien Menschengruppen, die kulturell, sozial, historisch und genetisch eine Einheit bilden. nach Brockhaus Enzyklopädie (2006)
  • 17. Vielzahl von Ethnien 135 ethnische Gruppen 100 Sprachen 4 Hauptethnien: - Tibetobirmanen Birmanen, Chin, Kachin, Arakan, Naga, Akha, Lahu - Mon-Khmer Mon, Paluang, Wa - Karen Karen, Karenni, Pa-O, Kayin - Shan
  • 18. Ethnie Sprache Religion Übrige Charakteristika Birmanen Tibetobirmanische (Theravada-) Buddhismus -bestimmen Politik, Sprache: Birmanisch Kultur und Entwicklung des Landes maßgeblich Kachin Tibetobirmanische Christentum (prot., kath.) -In Klane unterteilt Sprache aber auch traditionelle -Langhütten mit kosmologische Ahnenaltar und Vorstellungen Opferplatz -Komplexe Dorforganisation -Brandrodung Arakan Tibetobirmanische Buddhismus -ausgeprägter Sprache Nationalismus Mon Mon-Khmer-Sprache (Hinayana-) Buddhismus -in M. sowie in Thailand unterworfen -eigene Kunst und Architektur stark ausgeprägt Wa v.A. Animismus, -stark befestigte Dörfer auch Buddhismus -ehemals Kopfgeldjäger
  • 19. Ethnie Sprache Religion Übrige Charakteristika Karen Sinotibetische Sprache Buddhismus, -Unterteilung in Rote und Christentum, Weiße Karen traditionelle -Bambus- und Glaubensformen Holzhütten ehemals auf Stäben - Ackerbau, Jagd, Viehzucht, Fischfang, Webereien Shan Thai (Theravada-) Buddhismus -Zweig der Thai in M. mit Untergruppen -geschickte Handwerker und Händler, aber auch Ackerbau nach Brockhaus Enzyklopädie (2006)
  • 20. aus OEHLERS, ALFRED (2006) - in: WAIBEL, M., JORDAN, R. & SCHNEIDER, H. (Hrsg.). S. 60
  • 21. Minderheiten im Konflikt mit Birmanen Minoritäten gegen fremdbestimmte, zentrale Regierung  Bürgerkrieg mit Bildung von Untergrundarmeen ZDF-Sendung „Myanmar“ 28.09.2007  negative Konsequenzen für die Zivilbevölkerung (z.B. Vertreibungen, Vergewaltigungen)  Flüchtlingsströme
  • 22. Geschichte: vor der Kolonisation Vielzahl von Königreichen und selbstorganisierten Gruppen Tiefebene Gebirge -fruchtbare Region von - Kleine Gruppen vorwiegend Birmanen in Kriegen erkämpft nomadischen Ursprungs -Zentralregiert - nicht zentralregiert wegen schlechter Erschlossenheit - Eigener Bedarf gedeckt, also und erschwerter keine Expansion erstrebt Kommunikation Unterschiede in politischer Entwicklung und Erschlossenheit
  • 23. Geschichte: Kolonisation Einheitliches Territorium mit zwei verschiedenen Verwaltungsprinzipien Tiefebene Gebirge - Direkte Herrschaft durch GB - indirekte Herrschaft durch GB und Autonomie - Ressourcenausbeutung - keine ökonomischen Reize - Technologische Entwicklung - keine technologische und kapitalistische Strukturen Entwicklung Bestehende Unterschiede verschärft
  • 24. Geschichte: nach der Kolonisation Unabhängigkeit seit 4. Januar 1948 Tiefebene Gebirge - Ausbeutung der Ressourcen - Autonomie zugesichert wegen der entwickelten Abhängigkeit - Legitimation der - Widerstand gegen den Rohstoffausbeutung im Gebirge Einheitsstaat durch Zentralregierung des Einheitsstaats - Eindämmung der nomadischen Züge durch striktere Grenzen  stärkere Beanspruchung der eigenen Ressourcen - Gewaltsame Einforderung des - bewaffneter Widerstand „Staatsbesitz“ finanziert durch Kriegswirtschaft mit Nachbarländern
  • 25. Politische Entwicklungen nach 1948 1948-1949: föderal organisierte Union ab 1949: Zentralregierung – von bewaffneten Widerstandsgruppen bekämpft ab 1962: Regierung der Militärjunta – legitimierte sich aufgrund der Destabilisierung des Landes 1988: gewaltsame Niederschlagung der Forderungen des Volkes nach Demokratie ab 1988: das Militär regiert als State Law and Order Restauration Council (SLORC)
  • 26. Politische Entwicklungen nach 1948 1990: erste demokratische Wahlen gewinnt die Nationale Liga unter Aung San Suu Kyi, jedoch wird die Wahl in eine Abstimmung zu Errichtung einer Verfassungsversammlung umgedeutet ab 1990: das Militärregime regiert als „Übergangsregierung“ 2007: gewaltsame Zerschlagung der Mönchsproteste 2008: nach nationalem Referendum tritt eine neue Verfassung in Kraft 2010: zweite „demokratische“ Wahlen: zwei vom Militär unterstützten Massenparteien und wenig Oppositionsparteien  neubesetztes Parlament, ¼ verfassungsrechtlich durch das Militär gestellt
  • 27. AFP
  • 28. Widerstandsgruppen - oft mit Untergrundarmeen, z.B. Karen National Liberation Army (KNLA) der Karen National Union (KNU) - auch international finanzierte Gruppen: die National Democratic Front (NDF) durch die USA und Communist Party of Burma (CPB) durch China - andere durch Kriegsökonomie finanziert, z.B. Opiumanbau der Shan
  • 29. Auswirkungen des Bürgerkriegs - Flüchtlinge und Vertreibungen - Menschenrechtsverletzungen - Verkümmerung des Bildungs- und Gesundheitssektors - Rekrutierung von Kindersoldaten
  • 32. Waffenstillstand seit 1988 Angebote der Regierung später unter „seven-step road map to democracy“ - politische Partei bilden - neue Verfassung im gemeinsamen Konvent entwerfen - eigene Truppen zur „Border Guard Force“ in die Armee eingliedern 2007 wird der Vertrag der resistentesten Gruppe KNLA unterzeichnet
  • 33. Konditionen (am Fall KNLA) Versprechen Umsetzung Handelslizenzen Gescheitert durch mangelndes Know- how und starker Einschränkungen durch die Regierung Legalisierter Zugriff auf Ressourcen Legalisiert lediglich bestehende Strukturen Einhaltung der Menschenrechte Zustand generell verbessert Entwicklungsunterstützung der Lediglich in der Infrastruktur; Regierung stockender Fortschritt in anderen Bereichen Zugangserlaubnis für internationale In vielen kritischen Teilen des Hilfsorganisationen Karenstaats immer noch verboten
  • 34. Resultat (Fall KNLA) Widerstandsgruppen werden… 1. … vom Widerstand abgelenkt 2. … innerhalb ihrer Gruppe gespalten und somit geschwächt 3. … der Junta „gefügig“ 4. … in ihrer Streitkraft geschwächt Schwächung des Widerstandes, allerdings keine Entwaffnung  Spannungen bleiben erhalten  Geringer Fortschritt für den Frieden
  • 35. Ethnic delegates at the junta’s National Convention in Rangoon Foto: Reuters www.irrawaddy.org/article.php?art_id=10101
  • 36. ZDF heute jorunal 07.11.2010
  • 37. ZDF heute jorunal 07.11.2010
  • 38. Rolle der internationalen Gemeinschaft „der Westen“: keine Akzeptanz für undemokratische Militärregierung & Menschenrechtsverletzungen - USA: weitreichende Wirtschaftssanktionen - EU: Waffenembargo, Investitionsverbot, Besuchsverbot für Mitglieder der Militärjunta  relativ erfolgslos Nachbarstaaten: Akzeptanz der Militärregierung, weil sie für relative Stabilität sorgt - China: Entwicklung der Infrastruktur um eigene Handelswege zu verkürzen/verbessern, Ausbeutung der Rohstoffe - Indien: verstärkte Kooperation um den Einfluss Chinas auszubalancieren, Ausbeutung der Rohstoffe  Resolution gegen Myanmar des UN-Sicherheitsrats am Veto China und Russlands gescheitert
  • 39. Aktuelle politische Entwicklungen 07.11.2010: Nach den Wahlen Ausschreitungen im Gebiet der Karen, schwere Kämpfe, neuer Flüchtlingsstrom: rund 17.000 Flüchtlinge nach Thailand 13.11.2010: Freilassung von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi
  • 43. dapd
  • 45. ap
  • 47. Quellen • BÜNTE, MARCO (2007): „Problemstaat“ Myanmar: Stabiles Regime, soziale Krise und das Dilemma der internationalen Gemeinschaft. – Südostasien aktuell (6/2007). S. 31 – 49. • BÜNTE, MARCO (2009): The Politics of Refugees in and outside Burma/Myanmar. – Journal of Current Southeast Asian Affairs (2/2009). S. 3 - 6. • CORE, PAUL (2009): Burma/Myanmar: Challenges of a Ceasefire Accord in Karen State. - Journal of Current Southeast Asian Affairs (3/2009). S. 95 – 106. • OEHLERS, ALFRED (2006): Old and New Wars: Minority Groups in Burma. – in: WAIBEL, M., JORDAN, R. & SCHNEIDER, H. (Hrsg.): Krisenregion Südostasien. Alte Konflikte und neue Kriege. Bad Honnef. S. 59 – 72. • VORLAUFER, KARL (2009): Südostasien. Darmstadt. S. 57, 68, 73. • 3D Globe Deluxe (2007); Rugeley: Focus Multimedia. Encyclopaedia Britannica. London. • http://www.zdf.de/ZDFmediathek/ • http://www.focus.de/ • http://www.spiegel.de/