1. Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
Geographisches Institut
Seminar: Aktuelle Fragestellungen der Kulturgeographie Ost- u. Südostasiens
Dozent: Prof. Dr. Faust
Vielvölkerstaat Myanmar:
periphere Räume, ethnische Konflikte
und politische Isolation
Ein Referat von Constanze Werner
18. Ethnie Sprache Religion Übrige Charakteristika
Birmanen Tibetobirmanische (Theravada-) Buddhismus -bestimmen Politik,
Sprache: Birmanisch Kultur und Entwicklung
des Landes maßgeblich
Kachin Tibetobirmanische Christentum (prot., kath.) -In Klane unterteilt
Sprache aber auch traditionelle -Langhütten mit
kosmologische Ahnenaltar und
Vorstellungen Opferplatz
-Komplexe
Dorforganisation
-Brandrodung
Arakan Tibetobirmanische Buddhismus -ausgeprägter
Sprache Nationalismus
Mon Mon-Khmer-Sprache (Hinayana-) Buddhismus -in M. sowie in Thailand
unterworfen
-eigene Kunst und
Architektur stark
ausgeprägt
Wa v.A. Animismus, -stark befestigte Dörfer
auch Buddhismus -ehemals Kopfgeldjäger
19. Ethnie Sprache Religion Übrige Charakteristika
Karen Sinotibetische Sprache Buddhismus, -Unterteilung in Rote und
Christentum, Weiße Karen
traditionelle -Bambus- und
Glaubensformen Holzhütten ehemals auf
Stäben
- Ackerbau, Jagd,
Viehzucht, Fischfang,
Webereien
Shan Thai (Theravada-) Buddhismus -Zweig der Thai in M. mit
Untergruppen
-geschickte Handwerker
und Händler, aber auch
Ackerbau
nach Brockhaus Enzyklopädie (2006)
20. aus OEHLERS, ALFRED (2006) -
in: WAIBEL, M., JORDAN, R. &
SCHNEIDER, H. (Hrsg.). S. 60
21. Minderheiten im Konflikt mit Birmanen
Minoritäten gegen fremdbestimmte, zentrale Regierung
Bürgerkrieg mit Bildung von
Untergrundarmeen
ZDF-Sendung „Myanmar“ 28.09.2007
negative Konsequenzen für
die Zivilbevölkerung (z.B. Vertreibungen, Vergewaltigungen)
Flüchtlingsströme
22. Geschichte: vor der Kolonisation
Vielzahl von Königreichen und selbstorganisierten Gruppen
Tiefebene Gebirge
-fruchtbare Region von - Kleine Gruppen vorwiegend
Birmanen in Kriegen erkämpft nomadischen Ursprungs
-Zentralregiert - nicht zentralregiert wegen
schlechter Erschlossenheit
- Eigener Bedarf gedeckt, also und erschwerter
keine Expansion erstrebt Kommunikation
Unterschiede in politischer Entwicklung und Erschlossenheit
23. Geschichte: Kolonisation
Einheitliches Territorium mit zwei verschiedenen Verwaltungsprinzipien
Tiefebene Gebirge
- Direkte Herrschaft durch GB - indirekte Herrschaft durch
GB und Autonomie
- Ressourcenausbeutung - keine ökonomischen Reize
- Technologische Entwicklung - keine technologische
und kapitalistische Strukturen Entwicklung
Bestehende Unterschiede verschärft
24. Geschichte: nach der Kolonisation
Unabhängigkeit seit 4. Januar 1948
Tiefebene Gebirge
- Ausbeutung der Ressourcen - Autonomie zugesichert
wegen der entwickelten
Abhängigkeit
- Legitimation der - Widerstand gegen den
Rohstoffausbeutung im Gebirge Einheitsstaat
durch Zentralregierung des
Einheitsstaats
- Eindämmung der nomadischen
Züge durch striktere Grenzen
stärkere Beanspruchung der
eigenen Ressourcen
- Gewaltsame Einforderung des - bewaffneter Widerstand
„Staatsbesitz“ finanziert durch Kriegswirtschaft
mit Nachbarländern
25. Politische Entwicklungen nach 1948
1948-1949: föderal organisierte Union
ab 1949: Zentralregierung – von bewaffneten Widerstandsgruppen
bekämpft
ab 1962: Regierung der Militärjunta – legitimierte sich aufgrund der
Destabilisierung des Landes
1988: gewaltsame Niederschlagung der Forderungen des Volkes nach
Demokratie
ab 1988: das Militär regiert als State Law and Order Restauration
Council (SLORC)
26. Politische Entwicklungen nach 1948
1990: erste demokratische Wahlen gewinnt die Nationale Liga unter
Aung San Suu Kyi,
jedoch wird die Wahl in eine Abstimmung zu Errichtung einer
Verfassungsversammlung umgedeutet
ab 1990: das Militärregime regiert als „Übergangsregierung“
2007: gewaltsame Zerschlagung der Mönchsproteste
2008: nach nationalem Referendum tritt eine neue Verfassung in Kraft
2010: zweite „demokratische“ Wahlen: zwei vom Militär unterstützten
Massenparteien und wenig Oppositionsparteien neubesetztes
Parlament, ¼ verfassungsrechtlich durch das Militär gestellt
28. Widerstandsgruppen
- oft mit Untergrundarmeen, z.B. Karen National Liberation
Army (KNLA) der Karen National Union (KNU)
- auch international finanzierte Gruppen: die National
Democratic Front (NDF) durch die USA und Communist Party
of Burma (CPB) durch China
- andere durch Kriegsökonomie finanziert, z.B. Opiumanbau der
Shan
29. Auswirkungen des Bürgerkriegs
- Flüchtlinge und Vertreibungen
- Menschenrechtsverletzungen
- Verkümmerung des Bildungs- und
Gesundheitssektors
- Rekrutierung von Kindersoldaten
32. Waffenstillstand
seit 1988 Angebote der Regierung
später unter „seven-step road map to democracy“
- politische Partei bilden
- neue Verfassung im gemeinsamen Konvent entwerfen
- eigene Truppen zur „Border Guard Force“ in die Armee
eingliedern
2007 wird der Vertrag der resistentesten Gruppe KNLA
unterzeichnet
33. Konditionen (am Fall KNLA)
Versprechen Umsetzung
Handelslizenzen Gescheitert durch mangelndes Know-
how und starker Einschränkungen
durch die Regierung
Legalisierter Zugriff auf Ressourcen Legalisiert lediglich bestehende
Strukturen
Einhaltung der Menschenrechte Zustand generell verbessert
Entwicklungsunterstützung der Lediglich in der Infrastruktur;
Regierung stockender Fortschritt in anderen
Bereichen
Zugangserlaubnis für internationale In vielen kritischen Teilen des
Hilfsorganisationen Karenstaats immer noch verboten
34. Resultat (Fall KNLA)
Widerstandsgruppen werden…
1. … vom Widerstand abgelenkt
2. … innerhalb ihrer Gruppe gespalten und somit
geschwächt
3. … der Junta „gefügig“
4. … in ihrer Streitkraft geschwächt
Schwächung des Widerstandes, allerdings keine Entwaffnung
Spannungen bleiben erhalten
Geringer Fortschritt für den Frieden
35. Ethnic delegates at the junta’s National Convention in Rangoon
Foto: Reuters www.irrawaddy.org/article.php?art_id=10101
38. Rolle der internationalen
Gemeinschaft
„der Westen“:
keine Akzeptanz für undemokratische Militärregierung
& Menschenrechtsverletzungen
- USA: weitreichende Wirtschaftssanktionen
- EU: Waffenembargo, Investitionsverbot, Besuchsverbot für Mitglieder der Militärjunta
relativ erfolgslos
Nachbarstaaten:
Akzeptanz der Militärregierung, weil sie für relative Stabilität sorgt
- China: Entwicklung der Infrastruktur um eigene Handelswege zu
verkürzen/verbessern, Ausbeutung der Rohstoffe
- Indien: verstärkte Kooperation um den Einfluss Chinas auszubalancieren, Ausbeutung
der Rohstoffe
Resolution gegen Myanmar des UN-Sicherheitsrats am Veto China und Russlands
gescheitert
39. Aktuelle politische Entwicklungen
07.11.2010: Nach den Wahlen Ausschreitungen im Gebiet
der Karen, schwere Kämpfe, neuer
Flüchtlingsstrom: rund 17.000 Flüchtlinge nach
Thailand
13.11.2010: Freilassung von Oppositionsführerin
Aung San Suu Kyi
47. Quellen
• BÜNTE, MARCO (2007): „Problemstaat“ Myanmar: Stabiles Regime, soziale Krise
und das Dilemma der internationalen Gemeinschaft. – Südostasien aktuell
(6/2007). S. 31 – 49.
• BÜNTE, MARCO (2009): The Politics of Refugees in and outside Burma/Myanmar. –
Journal of Current Southeast Asian Affairs (2/2009). S. 3 - 6.
• CORE, PAUL (2009): Burma/Myanmar: Challenges of a Ceasefire Accord in Karen
State. - Journal of Current Southeast Asian Affairs (3/2009). S. 95 – 106.
• OEHLERS, ALFRED (2006): Old and New Wars: Minority Groups in Burma. – in:
WAIBEL, M., JORDAN, R. & SCHNEIDER, H. (Hrsg.): Krisenregion Südostasien. Alte
Konflikte und neue Kriege. Bad Honnef. S. 59 – 72.
• VORLAUFER, KARL (2009): Südostasien. Darmstadt. S. 57, 68, 73.
• 3D Globe Deluxe (2007); Rugeley: Focus Multimedia. Encyclopaedia Britannica.
London.
• http://www.zdf.de/ZDFmediathek/
• http://www.focus.de/
• http://www.spiegel.de/