Fast jeder von uns hätte gerne eine schnellere Auffassungsgabe, wäre gerne etwas intelligenter und weniger vergesslich. Gerade in Zeiten von steigender Komplexität und stetig wachsendem Informationsfluss wird die lebenslange geistige Fitness immer bedeutsamer.
Mit BRAIN-TUNING liefern die Psychologen Siegfried Lehrl und Peter Sturm das wohl aktuellste und am besten erprobte Know-how, damit Sie Ihre grauen Zellen auf Trab bringen können. Denn die in diesem Buch vorgestellten Maßnahmen und Übungen wurden über Jahrzehnte wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit hin evaluiert und sind von der modernen Neurobiologie belegt. Und nur was diesen Überprüfungen standgehalten hat, fand Einzug in dieses Buch.
BRAIN-TUNING liefert Ihnen einfache und funktionierende Maßnahmen, mit denen Sie positive Wirkungen auf vielen geistigen Ebenen erzielen werden. Berufstätige, Schüler, Studenten und selbst Ruheständler können mit BRAIN-TUNING Wahrnehmung, logisches Denken und die Gedächtnisleistung um bis zu 50 Prozent steigern.
5. Inhaltsverzeichnis | 5
Inhalt
Über die Autoren ............................................................................ 7
1. Vorworte der Autoren .................................................................. 9
1.1 Vorwort von Siegfried Lehrl ................................................. 10
1.2 Vorwort von Peter Sturm ..................................................... 13
2. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher ........... 15
2.1 Das Gehirn auf das Wichtige im Leben einstellen......................16
2.2 Sich das Leben erleichtern....................................................20
2.3 Wie die Gesellschaft die geistig Fitten belohnt ........................39
2.4 Also: sich auf die Schlüsselgröße konzentrieren........................50
3. Die meisten wollen es, aber machen das Falsche .......................... 59
3.1 Was zeigt die repräsentative Umfrage?................................... 60
3.2 Selbst die Klügsten machen oft das Falsche............................ 61
3.3 Illusion und Unvermögen..................................................... 66
3.4 Warum Ihre Chancen so gut sind........................................... 72
4. Keine Hexerei – Studien beweisen wie das ›GEISTIG FIT‹-
Programm wirkt ......................................................................... 73
4.1 IQ als fixe Vorgabe – spät zerstörte Fehleinstellung................. 74
4.2 Wirkungs-Belege................................................................. 92
4.3 Nachhaltig besser werden.................................................. 104
5. Testen Sie Ihre Gehirnfitness .................................................... 117
5.1 Ihre geistige Fitness......................................................... 118
5.2 Ihre Kompetenz in Sachen ›geistige Fitness‹......................... 121
6. 6 | Inhaltsverzeichnis
6. Gewusst wie: alles eine Frage der Einstellung ............................ 131
6.1 Falsch informiert oder verstanden....................................... 132
6.2 Die nichtoptimale Persönlichkeit ........................................ 137
6.3 Die falschen Berater ......................................................... 143
6.4 Ohne Körper geht es nicht ................................................ 144
7. Gewusst was: die fünf Erkenntnisse ............................................ 147
7.1 Rasch geistig auf Touren kommen ...................................... 153
7.2 Das gekonnte Brain-Tuning ............................................... 160
7.3 So effizient wie möglich.................................................... 177
7.4 Die Entwicklung der geistigen Leistungsfähigkeit .................. 184
7.5 Ohne Gehirntüchtigkeit geht es nicht................................... 188
8. SOMECO-Treppe – die drei Stufen zur meisterhaften
Gehirnleistung......................................................................... 205
8.1 Die Stufen für die erfolgreiche Praxis .................................. 207
8.2 Die körperliche Grundlage.................................................. 208
8.3 Die mentale Seite............................................................. 229
9. Ihr persönliches GEISTIG FIT-Programm...................................... 233
10. Jetzt sind Sie es: schneller, schlauer, konzentrierter ................. 239
Anhang ....................................................................................... 243
Lösungen................................................................................ 244
Literaturverzeichnis ................................................................. 248
7. Über die Autoren | 7
Über die Autoren
Der Diplom-Psychologe Dr. Siegfried Lehrl lehrte
lange Jahre an der Universität Erlangen Medizi-
nische Psychologie. Er ist seit 1997 Präsident der
internationalen Gesellschaft für Gehirntraining
e.V. (GfG). Die von ihm entwickelten Intelligenz-
tests und eine informationspsychologische Intel-
ligenztheorie sind Basis des Gehirnjoggings, aus
dem sich das Mentale Aktivierungstraining (MAT)
und das Arbeitsspeicher-Management entwickelt
haben.
Kontakt:
Internet: www.drlehrl.de
E-Mail: kontakt@gfg-vorstand-erlangen.de
Der Diplom-Psychologe Peter Sturm ist Mitbegrün-
der der internationalen Gesellschaft für Gehirntrai-
ning e.V. (GfG) und Leiter der Trainerausbildung
in der GfG. Nach einer Tätigkeit bei der Unterneh-
mungsberatung Roland Berger gründete er ein In-
stitut für Marktpsychologie. Seit 1975 unterstützt
er die Verbreitung medizinpsychologischer Tests,
seit Mitte der Achtzigerjahre auch die Entwicklung
wissenschaftlich fundierter Programme zur Förde-
rung der mentalen Leistungsfähigkeit.
Kontakt:
E-Mail: petersturm@gfg-trainerkolleg.de
10. 10 | Vorworte der Autoren
1.1 Vorwort von Siegfried Lehrl
Als der Verlag mit diesem Thema an mich herantrat, konnte für uns Au-
toren der Zeitpunkt kaum günstiger sein. Ein Buchprojekt, das sich vom
klassischen Gedächtnistraining distanziert und den Fokus auf die Leis-
tungssteigerung unserer kleinen grauen Zellen – dem Brain-Tuning – zu
legen, fand bei uns Autoren große Zustimmung. Zudem ist es seit über
vierzig Jahren mein Forschungsgebiet und das zentrale Thema der Gesell-
schaft für Gehirntraining e.V.
Warum diese Anfrage für mich zeitlich so günstig kam? Weil jetzt das von
mir seit 1968 (mit-)bearbeitete Gebiet der Messung und Förderung geis-
tiger Leistungen sein ursprüngliches Ziel im Großen und Ganzen erreicht
hat. Bis dahin waren die durch Studien gefestigten Erkenntnisse oft sehr
lückenhaft. Und so manche Maßnahmen zur geistigen Leistungsförderung
hatten Effekte, die unseren Ansprüchen nicht voll genügten. Nun endlich
sind die früher als gravierend empfundenen Mängel beseitigt. Im Laufe der
Entwicklung waren psychometrische Tests, Erkenntnisse und interventive
Maßnahmen entstanden, die – so meine Prognose – kaum noch wesentlich
verbessert werden.
Worin liegen die Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten? Zu Be-
ginn schien das Gebiet der geistigen Leistungsfähigkeit noch sehr kompli-
ziert zu sein. So hatte der kalifornische Psychologieprofessor Dr. Joy Paul
Guilford eine an den Universitäten gelehrte Theorie geschaffen, die bis zu
hundertfünfzig geistige Fähigkeiten umfasste. In den mir nahestehenden
Forscherkreisen zeigte sich jedoch sehr bald, dass das Wichtigste in dem
Gebiet der geistigen Leistungsfähigkeit durch nur drei Grundgrößen der
menschlichen Informationsverarbeitung wiedergegeben wird. Welche Aus-
prägungsgrade sie bei einer Person haben, hat für deren Lebensqualität,
Erfolg und Status in der Gesellschaft eine oft weit unterschätzte Bedeu-
tung. Außerdem wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, dass derartige
persönliche Ausprägungsgrade nicht als endgültiges Schicksal hingenom-
11. Vorworte der Autoren | 11
men werden müssen. Sie lassen sich stark beeinflussen, weit mehr, als es
von der akademischen Psychologie bis dahin vertreten wurde.
Um welche Einflüsse geht es hier? Nicht nur um geeignete geistige Anre-
gungen. Als ebenso wichtig stellten sich körperliche Bedingungen heraus
wie bestimmtes Essen, Trinken, spezielle Bewegungen, Schlafqualität und
-menge, die Tüchtigkeit der Sinne ›Sehen‹, ›Hören‹ und so weiter.
Woher wissen wir denn, ob all das vermeintlich Erkannte auch wirklich
stimmt? Ob es nicht bloß Hirngespinste oder Täuschungen sind und ob die
entstandenen Maßnahmen, das heißt die Übungen, Trainings, körperlichen
Interventionen tatsächlich die erhoffte Wirkung haben? Zur Prüfung konn-
ten die in unseren Fachgebieten entwickelten praktikablen psychometri-
schen Tests verwendet und in einer Fülle von Studien im In- und Ausland
eingesetzt werden.
Seit kurzem scheint alles Wichtige auf dem Gebiet der gesellschaftlich re-
levanten Hirnleistungen untersucht zu sein. Dabei mussten zwar einige
der früheren Ansichten aufgegeben werden. Letztlich hat sich aber ein
überraschend einfaches und verlässliches System an Erkenntnissen und
Maßnahmen zur Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit herausgebil-
det. Es wird sich, wie oben schon angemerkt, in den nächsten Jahren
nicht mehr wesentlich ändern. Deshalb ist es an der Zeit, es einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich zu machen, darunter auch den Interessenten,
die mit Recht angesichts der vielen, teils als nutzlos oder gar schädlich er-
kannten Gedächtnis-, Intelligenz-, Konzentrationstrainings auf dem Markt
sehr zurückhaltend sind, Personen, die erst einmal abwarten wollen, bis
sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. Ihnen sollte es bei ihrer Beschäf-
tigung mit diesem Buch deutlich werden, dass sie es mit dem Weizen zu
tun haben.
12. 12 | Vorworte der Autoren
Ich hoffe, dass der Leser sich nicht nur mental weiterentwickelt, sondern
sich dem Buch mit dem Gefühl der Freude und dem Vertrauen hingeben
kann, die Chancen für mehr Erfolg, Gesundheit und ein längeres Leben zu
erhöhen.
Ich bin den Wissenschaftlern sehr dankbar, auf deren Erkenntnissen die
eigene Forschung und Maßnahmenentwicklung ansetzte. Mit einigen der in
der Hirnpathologie, Hirnphysiologie, Neuropsychologie, Informationspsy-
chologie und Intelligenzpsychologie führenden Forschern verbanden mich
persönliche Gespräche und Schriftwechsel. Dazu gehören die Professoren,
Hans-Jürgen Eysenck, Helmar Gunter Frank, Herbert Haug, Wildor Holl-
mann, Hans Helmut Kornhuber, Klaus Weltner und Hans Heinrich Wieck.
Im Kontakt mit ihnen konnte ich meine Sicht der Dinge ausdifferenzieren,
manchmal korrigieren und häufig neue Erkenntnisse gewinnen.
Insbesondere schulde ich den vielen Personen Dank, die zur Finanzierung
und als wissenschaftliche Mitgestalter zu den weit über hundert Studien
beitrugen, in denen verschiedenste Fragen zum Gebiet der effizienten
geistigen Leistungsförderung beantwortet werden sollten. Nur auf diesem
Boden konnte sich das entstandene umfassende Konzept entwickeln. Als
langjährige wissenschaftliche Wegbegleiter und entsprechend einflussrei-
che Mitgestalter möchte ich hervorheben die Professoren Joannis Benos,
Stefan Bleich, Günter Eissing, Helmut Erzigkeit, Bernd Fischer, Adolf Gall-
witz, Elmar Gräßel, Werner Hilmer, Walter Kinzel, Hans-Georg Mehlhorn,
Klaus Seifert, Gerhard Triebig, Alexander Weber und Helmut Woelk sowie
die Dres. Lothar Blaha, Matthias Brem, Volker Galster, Kristian Gerstmeyer,
Volker von den Driesch und Volkmar Weiss und die Diplom-Ökotrophologen
Günter Wagner und Uwe Schröder.
Außerdem danke ich den weit über zehntausend Teilnehmern, die sich frei-
willig für die jeweiligen Studien zur Verfügung stellten.
13. Vorworte der Autoren | 13
Letztlich wäre alles nicht möglich geworden ohne das Engagement mei-
ner Frau, Maria Lehrl, die so manche Studie organisatorisch mit betreute
und so manche Übungsaufgabe entwarf. Und ohne die jahrzehntelange Zu-
sammenarbeit mit dem Koautor Peter Sturm und seiner Familie, besonders
seiner Frau Friederike Sturm, gäbe es das sehr geschlossene Konzept des
Brain-Tunings nicht, in dem Theorie und Praxis eng verzahnt sind.
Peter Sturm und ich kennen uns seit dem ersten Semester des Psychologie-
studiums und wir haben während des Studiums die gleiche Ausbildung ge-
nossen. Nach dem Studium schlugen wir aber unterschiedliche berufliche
Wege ein, die sich für Brain-Tuning aber schließlich wunderbar ergänzten.
Doch darüber wird Peter Sturm im folgenden Vorwort selbst berichten.
Erlangen, Juni 2013
1.2 Vorwort von Peter Sturm
Wir Autoren kennen uns seit unserem Psychologiestudium in Erlangen.
Nach dem Diplom arbeiteten wir in verschiedenen Gebieten. Meine Arbeits-
schwerpunkte lagen in der Marktpsychologie und Unternehmensberatung.
Den Kontakt hielten wir immer aufrecht, was ich persönlich und beruflich
als sehr bereichernd empfand. Wenngleich die klinische Forschung, wie
sie Siegfried Lehrl betrieb, und meine Tätigkeit in der Marktpsychologie
auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten zu haben scheinen, blieb der
zentrale Gegenstand unserer Arbeit und unseres Interesses derselbe: der
Mensch.
14. 14 | Vorworte der Autoren
Mich faszinierten die Forschungsaktivitäten von Siegfried Lehrl auf dem
Gebiet der mentalen Leistungsfähigkeit ebenso sehr wie die Herausforde-
rung, deren Ergebnisse einer möglichst breiten Öffentlichkeit nutzbar zu
machen. Die unterschiedliche berufliche Ausrichtung bot uns hierzu eine
besondere Chance. Wir sahen die Vorteile, die sich aus der Kombination
unserer Arbeitsgebiete ergaben. Wir erkannten die Möglichkeiten, in der
Zusammenarbeit gemeinsame Interessen und Ziele erfolgreicher zu verfol-
gen.
So gründeten wir zusammen mit anderen bereits 1989 die Gesellschaft für
Gehirntraining e.V. (GfG). Deren Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse
zur Förderung der geistigen Fitness in konkrete Maßnahmen zu übersetzen
und in die Öffentlichkeit zu tragen. Die konsequente Verfolgung dieses
Ziels ist nach wie vor das zentrale Anliegen unseres gemeinsamen Enga-
gements. Dazu haben wir auch mit dem GfG-TrainerKolleg eine Institution
aufgebaut, in welcher sich bis heute schon mehr als tausend Personen zu
Trainern für Mentale Aktivierung haben ausbilden lassen.
Ich sehe uns auf einem guten Weg, immer mehr Menschen an die Möglich-
keiten der Förderung der individuellen mentalen Leistungsfähigkeit her-
anzuführen. Das Heranführen im vorliegenden Werk Brain-Tuning ist ein
weiterer Schritt auf diesem Weg.
Ebersberg, Juni 2013
16. 16 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
Viele quälen sich, ›um es zu etwas zu bringen‹ oder ›zu mehr zu bringen‹.
Und sie senken durch die Quälerei ihre Lebensqualität. Das wäre bei den
meisten nicht nötig, wenn sie genauer wüssten, wie erstens Sie selbst funk-
tionieren und wie zweitens die moderne Informations- und Wissenschaftsge-
sellschaft tickt. Um in ihr mit Gelassenheit und einer hohen Lebensqualität
erfolgreich zu sein, ist nur beides in Übereinstimmung zu bringen.
Zu zeigen, wie man das macht, ist das Anliegen von ›Brain-Tuning‹. Es wird
sicherlich auch denen Anregungen geben, die bereits in der Lage sind, mit
relativ geringem Aufwand viel zu erreichen. Sie werden noch effizienter
werden.
Dieses Buch soll die Kompetenz erhöhen, durch Brain-Tuning das Leben
leichter und erfolgreicher zu gestalten. Um dies nachzuvollziehen oder gar
als selbstverständlich zu begreifen, sollten Sie möglichst das Gleiche unter
Brain-Tuning verstehen wie wir.
2.1 Das Gehirn auf das Wichtige im Leben einstellen
Wir orientieren uns an der englischen Herkunftsbedeutung von ›to tune‹:
abstimmen, harmonisieren, einstellen. Diese Tätigkeit bezieht sich auf Mu-
sikinstrumente, Radios, Kraftfahrzeuge, Computer, aber auch auf Nerven-
zellen. Mit dem Tuning verbindet sich jeweils die Absicht, eine Leistung
zu verbessern.
›Brain‹ davor, ebenfalls aus dem Englischen, steht für das Gehirn. Mit
Brain-Tuning wollen wir die Gehirnleistung verbessern. Und dies nicht nur
ein bisschen, sondern beträchtlich. Vor allem in den Bereichen, die für
ein qualitativ hochwertiges und erfolgreiches Leben in der Informations-
und Wissensgesellschaft wichtig sind und nicht für die Anforderungen von
Muskelgesellschaften, wie sie die Agrargesellschaft und seit zwei Jahrhun-
derten die Industriegesellschaften waren.
17. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 17
Nun stehen Gesellschaften wie die unsrige schon mit einem Bein in der
Informations- und Wissensgesellschaft. Diese fordert nicht mehr den vollen
körperlich-muskulären Einsatz, sondern die Leistung des Gehirns.
Das Interesse der Informations- und Wissensgesellschaft liegt weniger am
Wissen ihrer individuellen Bürger, denn das lagert und vermehrt sich in-
zwischen in großer Fülle in den Bibliotheken und dem weltweiten Inter-
net. Eine gesuchtere Kompetenz ist der gekonnte Umgang mit Wissen:
Welches Wissen braucht man, wo erhält man es, wie gelangt man daran und
wie setzt man es zur Erfüllung bestehender Wünsche effizient ein? – Es
geht demnach um die geistige Aktivität beziehungsweise Kopf- oder besser
Hirnarbeit und nicht um das im Grunde passive Festhalten von Wissen.
Warum ersetzen wir das Brain-Tuning nicht durch Mental-Tuning? Weil
man dabei oft ausschließlich an die geistige Seite denkt und außer Acht
lässt, dass sich das körperliche Organ Gehirn sowohl durch geistige Inter-
ventionen als auch körperliche Einflussgrößen wie Essen, Trinken oder
Schlaf beeinflussen lässt. Auf letztere Maßnahmen sollte nicht verzichtet
werden, weil sie erhebliche, manchmal sogar mehr Wirkungen als mentale
Interventionen haben, Letztere hin und wieder überhaupt erst möglich
machen und zudem häufig mit Lustgefühlen einhergehen.
Wie das Essen die Schulleistung verbessert – ein Beispiel
Der Schwede Jeong-Lim Kim und seine Mitarbeiter untersuchten den Lebens-
stil von 10.837 Fünfzehnjährigen [48]. Diese sollten unter anderem das am
besten Zutreffende ankreuzen:
Wie oft nimmst du eine Speise ein, die Fisch enthält?
Weniger als einmal pro Woche
Ungefähr einmal pro Woche
Öfter als einmal pro Woche
18. 18 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
Die Angaben wurden mit dem Schulerfolg verglichen, der nach einem Jahr
erreicht wurde. Er entsprach der Summe der Leistungen in sechzehn Fächern,
in denen je 0, 5, 10, 15 oder 20 Punkte erzielt werden konnten. Je höher die
Summe dieser Punkte war, als desto größer galt der Schulerfolg.
Nach ihren Angaben aßen 24 Prozent der Jugendlichen weniger als einmal
pro Woche Fisch. 57 Prozent etwa einmal und 19 Prozent öfter pro Woche.
Und nun der uns interessierende Zusammenhang: Je höher der Fischkon-
sum pro Woche war, desto größer war der Schulerfolg. Dies galt für beide
Geschlechter und für alle Jugendlichen, egal, welcher sozialen Schicht ihre
Eltern zugehörten.
Da der Fisch nur direkt auf das körperliche Organ ›Gehirn‹ einwirkt, sind die
Förderungen der für den Schulerfolg benötigten geistigen Leistungen eine
indirekte, aber dennoch sehr reale Folge.
Eine für das Brain-Tuning wichtige Zusatzerkenntnis
Relativ viele Studien weisen die positiven Folgen des Konsums von Kaltwas-
serfisch, allen voran Lachs, Thunfisch, Hering und Sardinen, auf die fluide
Intelligenz nach. Außerdem die Minderung des Risikos, eine Altersdemenz zu
bekommen. Wer Fischspeisen liebt, kann deshalb mit Genuss Erhebliches für die
eigene geistige Leistungsfähigkeit tun.
Ein Beispiel für die körperlich bedingte akute Einbuße an geistiger Fitness,
die viele Personen unnötigerweise morgens erleben. Nach eineinhalbstün-
diger geistiger Aktivität im Beruf oder im Studium macht sich eine rasch
zunehmende Lustlosigkeit breit, verbunden mit einem starken Abfall der
Konzentrationsfähigkeit. Eine Schnitte Vollkornbrot mit etwas Marmelade
bestrichen und dazu eine Tasse Kaffee schmecken vielen gut und können
innerhalb einer viertel Stunde wieder Lust machen und die Energie liefern,
sich weiterhin mental zu betätigen.
19. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 19
Was deckt das Brain-Tuning, wörtlich genommen, alles ab? Die Feineinstel-
lung der Funktionstüchtigkeit des gesamten Gehirns oder von Gehirngebie-
ten, um deren Leistung zu verbessern. Im psychischen Bereich können je
nach Hirnareal sehr verschiedene Aspekte betroffen sein: Empfindungen,
zum Beispiel das Schmecken des Salzes in einer Brezel oder das Spüren des
pulsierenden Schmerzes in einem Blutgefäß, das mit jedem Herzschlag er-
weitert wird. Oder Wahrnehmungen, beispielsweise die grüne Heuschrecke
auf einem Grashalm, das Herausfinden eines Ein-Eurostücks unter anderen
Münzen. Andere Hirnareale sind in die Schnelligkeit einbezogen, mit der
sich ein Nagel in ein Brett schlagen lässt, oder in die Gefühle beim Anblick
einer Schlange und so weiter.
Schärfer zu sehen, zu hören und zu schmecken, schneller einkaufen zu
können oder mehr Gefühlsschattierungen als zuvor zu erleben, mag für
manche Person wichtig sein, ist für die Mehrheit der Bevölkerung oft be-
langlos. Wir konzentrieren uns beim Brain-Tuning auf das, was sehr vielen
Personen in unserer Gesellschaft nutzt: Eine Einstellung des Gehirns auf
die Maximierung der geistigen Leistungsfähigkeit sowohl in der nahen Zu-
kunft der nächsten Minuten und Stunden als auch auf lange Sicht. Denn
diese Maximierung ist die Schlüsselgröße für ein erfolgreiches Leben in der
Informations- und Wissensgesellschaft. Gleichzeitig soll die Lebensqualität
erhalten bleiben oder möglichst noch erhöht werden.
So nebenbei: Ein Nebeneffekt, den wir gerne mitnehmen, ist die höhere
Differenzierung der Empfindungen, Wahrnehmungen und Gefühle.
Warum Brain-Tuning als die Schlüssel-Maßnahme zur Erfüllung der Inter-
essen von Ihnen und der Gesellschaft entwickelt wurde, soll nachfolgend
detaillierter ausgeführt und begründet werden.
20. 20 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
2.2 Sich das Leben erleichtern
Welche Verbesserung unseres Lebens ist mithilfe von Brain-Tuning zu er-
warten? Einige der Aspekte, die eine erhöhte Lebensqualität ausmachen,
haben ihre Ursachen in uns selbst. So die Freude, die wir bei geistigen
Beschäftigungen erleben können, … aber nicht müssen. Oder der Zuge-
winn an Selbstvertrauen, psychischer Ausgeglichenheit, Gelassenheit und
Gesundheit. Und schließlich ein längeres Leben, dies zudem bei hoher Le-
bensqualität.
Einige andere Bedingungen zur Erhöhung unserer Lebensqualität gehen
von der gesellschaftlichen Umgebung, letztlich auch vom Staat und den
in ihm etablierten Institutionen aus. Im Rahmen der vorherrschenden ge-
sellschaftlichen Einstellung wird versucht, geistig leistungsfähige Bürger
besonders zu belohnen: Durch Gewährung langer Ausbildungen sowie die
Aufnahme beziehungsweise Unterbringung in interessanten, sicheren, an-
gesehenen und gut bezahlten Berufen beziehungsweise gesellschaftlichen
Positionen.
Die wissenschaftlichen Studien belegen die aufgezeigten Trends. Sie weisen
nach, dass diese Zusammenhänge für Mehrheiten gelten. In Einzelfällen
können hingegen gravierende Abweichungen vorkommen. Beispielsweise
gibt es geistig sehr Leistungsfähige und gleichzeitig psychisch sehr stabi-
le Menschen, die im mittleren Erwachsenenalter ein geringes Einkommen
haben oder im frühen Seniorenalter eine Altersdemenz bekommen. Aber
sie sind nicht die Regel, sondern die Ausnahmen. Wir gehen auf die Vor-
züge ein, die sich beim Brain-Tuning bei der Mehrheit der Nutzer einstellen
werden.
21. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 21
Mehr Lebensqualität: Spaß, Intelligenz, Gesundheit und ein
langes Leben
Wenn Brain-Tuning die Lebensqualität fördern soll, was können wir im
Einzelnen davon erwarten?
• Mehr beziehungsweise häufiger Spaß bei geistigen Aktivitäten
• Erhöhung des Intelligenzniveaus
• Stärkung des Selbstvertrauens, der psychischen Stabilität und der Ge-
lassenheit
• Förderung der Gesundheit
• Verlängerung der Lebensdauer … bei hoher Lebensqualität
Jeder der angeführten Punkte kann für das individuelle Leben von großer
Relevanz sein. Deshalb soll näher darauf eingegangen werden:
Übung 1: Die Freude an der geistigen Beschäftigung
Allein die geistige Beschäftigung kann Spaß machen. Selbst wenn die Be-
tätigung darin besteht, eine Aufgabe mit beliebigen Ziffernpaaren durch-
zuführen, die einzukreisen sind, wenn beide Ziffern nebeneinander gleich
sind wie zum Beispiel 44 oder 77.
Probieren Sie einmal die folgende Aufgabe in einem Zustand aus, in dem
Sie ausgeruht sind, aber sich noch nicht zu Tätigkeiten aufraffen können,
die für Ihren Beruf oder Alltag wichtig sind. Fangen Sie links oben an und
gehen Sie von da nach unten. Wenden Sie sich dann der zweiten Spalte
daneben zu. Wieder von oben nach unten. Danach die dritte Spalte und
so weiter. Beginnen Sie in einer Ihnen angenehmen Geschwindigkeit. [Die
Lösungen finden Sie im Anhang auf Seite 244.]
22. 22 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
30 44 74 63 04 31 41
55 68 99 25 68 49 88
04 72 21 80 66 22 07
88 03 79 44 31 04 99
08 22 42 60 02 75 27
93 17 77 41 47 33 61
27 63 05 86 44 98 77
66 11 36 99 85 00 50
Am Ende angelangt, erzählen die meisten Personen, dass sie zwar erst
langsam begannen, dann aber wie von alleine immer schneller und opti-
mistischer wurden und auf Touren kamen, sich mit schwierigeren Aufga-
ben zu befassen. Insgesamt habe es Spaß gemacht.
Der Umgang mit mentalen Aufgaben, die nicht zu schwer sind, verschafft
ausgeruhten Personen Freude. Eine derartige primäre Freude genügt sich
selbst. Sie zu erleben, bedeutet vielen Menschen eine Menge. Deshalb
werden sie aggressiv, wenn man sie davon abzulenken versucht. Oder sie
geben Geld aus, um geistige Anregungen zu erhalten, indem sie sich Hef-
te, Bücher, Computersoftware und so weiter kaufen mit Kreuzworträtseln,
Denkspielen, Knobeleien. Oder sie besuchen teure Bildungsseminare nur so
zum Spaß etc.
Während des Lösens von Aufgaben wie in Übung 1 stellt sich nicht die
Frage, ob diese Tätigkeit Sinn macht: Sobald Sie sich darauf eingelassen
haben, bleiben Sie vermutlich auch bis zum Ende dabei.
23. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 23
Derartige Aufgaben lassen sich allerdings systematisch als Übungen ein-
setzen, um rasch und ohne äußeren Zwang aus dem Zustand der Ruhe, in
dem man sich nicht zur Auseinandersetzung mit schwierigeren geistigen
Anforderungen aufraffen kann, auf ein hohes Leistungsniveau zu gelan-
gen. Auf einen Level, auf dem sogar die Freude am Tun vorherrschen kann.
Das mentale Warming-up, das im Beruf und Alltag auch oft nötig ist, aber
– dem Zufall überlassen – lange dauert oder gar nicht erfolgt, wird mit der-
artigen Aufgaben aus dem Programm des Mentalen Aktivierungstrainings
(MAT) auf zwei bis etwa fünf Minuten gekürzt.
Die geistigen Tätigkeiten während der MAT-Übungen bereiten Spaß, was so
mancher schon als sinnvoll ansieht. Zusätzlich verleihen sie dieser Aktivi-
tät einen Sinn in Bezug auf andere Ziele. Denn als Warming-up-Übungen
dienen sie akut als geistige Fitmacher. Bei regelmäßiger, möglichst täg-
licher Anwendung tragen sie sogar zu weiteren erwünschten Lebensver-
besserungen bei. Auf diese wird nachfolgend eingegangen.
Die Erhöhung des Intelligenzniveaus
Dass geistig vernachlässigte Kinder und Erwachsene ihre genetisch vor-
gegebenen Potenziale an Intelligenz nicht voll entwickeln, wiesen bereits
alte Studien aus der Pädagogischen Psychologie und Intelligenzpsycholo-
gie nach. Diese Erkenntnisse dürften schon zum allgemeinen Wissensgut
gehören. Hingegen scheint es vielen nicht selbstverständlich zu sein, dass
unter den heutigen Lebensverhältnissen noch Erhebliches aus den meisten
von uns herauszuholen ist. Dabei sollte der bereits seit 1984 von dem Poli-
tologen Prof. Dr. James R. Flynn aus Neuseeland nachgewiesene Trend der
Intelligenzentwicklung ganzer Länder zu denken geben (Näheres im Kas-
ten Der Flynn-Effekt auf Seite 85). Demnach hatten nicht nur der Lebens-
standard, sondern auch die Intelligenzleistungen in den Industrieländern
in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gewaltig zugenommen. Die
Hälfte, also 50 Prozent der Erwachsenen der Neunzigerjahre wäre nach den
Maßstäben von 1950 geistig hochbegabt gewesen. Sie hätte damals zu den
24. 24 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
im Intelligenzniveau führenden 2,5 Prozent der Bevölkerung gehört. Ob-
wohl wir heute mental viel leistungsfähiger als unsere Generationen zuvor
sind, können wir unseren Intelligenzquotienten in wenigen Tagen noch um
etliche Punkte steigern.
Viele mehr oder weniger umfangreiche Experimente mit geistigen Leis-
tungstrainings, geeignetem Essen und Trinken, bestimmten Bewegungen,
Schlafänderungen, Lese- oder Hörhilfen und so weiter weisen beträchtliche
Intelligenzsteigerungen innerhalb weniger Tage nach. Sie bestätigen also,
dass die genetisch vorgegebenen Grenzen mit Abstand noch nicht erreicht
sein können.
Intelligenzbegriff
Intelligenz ist nicht unmittelbar beobachtbar wie ein Baum, ein Gesicht,
blaue Farbe oder ein brenzliger Geruch. Er ist ein Konstrukt, also eine kreative
Leistung des Geistes, wenn man so will des Gehirns. Andere Konstrukte sind
Mut, Energie, Gesundheit, Masse. Ihr Zweck: beobachtbare Gegenstände und
Ereignisse erklären helfen.
Bezüglich Intelligenz: Warum ist jemand beim Lösen bestimmter Aufgaben
schneller als andere? Warum hat ein Sachbearbeiter seine dienstlichen Aufga-
ben doppelt so schnell wie die Kollegen erledigt? Warum wird eine bestimmte
Person im Dienst mit komplexen Anforderungen fertig, die Kollegen hingegen
nicht? Und so weiter.
Eine von Intelligenzpsychologen übereinstimmende Definition von Intelligenz
gibt es nicht. Anhaltspunkte, was mit dem Ausdruck gemeint ist, liefern An-
gaben wie ›die Fähigkeit zu denken‹ oder ›das, was ein Intelligenztest misst‹.
Durch die Entwicklung und Abnahme von Intelligenztests wurden viele Erkennt-
nisse über Intelligenz gewonnen. Deren Grundzüge sind im laufenden Text
dargestellt.
Ein Maß für die Ausprägung der Intelligenz ist der Intelligenzquotient (siehe
gesonderter Kasten).
25. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 25
Welche sind die Gründe dafür, intelligenter werden zu wollen?
Einige begnügen sich mit dem Wissen, über einen möglichst hohen IQ zu
verfügen. Wenn sie ihren IQ durch ein Programm noch steigern können,
ist ihnen das den Aufwand wert. Andere fragen sich, was ein hoher IQ zu-
sätzlich bringt. Unsere Antwort ist: Eine ganze Menge, weit mehr als es
Laien einschätzen. Die Ausprägung des Intelligenzniveaus hängt, wie um-
fangreiche wissenschaftliche Studien nachweisen, mit vielen Vorzügen für
Angehörige unserer Informations- und Wissensgesellschaft zusammen. Auf
diese gehen wir später ein. Der Intelligenz kommt aber eine Schlüsselposi-
tion zu. Da wir nicht umhin können, uns immer wieder darauf zu beziehen,
befassen wir uns damit, was die Mehrheit der Intelligenzpsychologen heute
unter Intelligenz versteht.
Intelligenzquotient (= IQ)
Er wurde vom Hamburger William Stern 1912 in einer Fachveröffentlichung vor-
gestellt. Der IQ gibt das Ausmaß des Intelligenzniveaus an. IQ 100 entspricht
der Durchschnittsleistung der gleichaltrigen Bevölkerung. Nach der heutigen
Verwendung sind die folgenden IQ-Werte(bereiche) besonders hervorgehoben:
• IQ 70: Grenzwert zum Schwachsinn (Oligophrenie)
• IQ 90-110: Durchschnittliche (normale) Intelligenz
• IQ 130: geistige Hochbegabung
Obwohl der Intelligenzbegriff unscharf ist, wissen wir doch grob, worum
es geht. Nämlich, die Fähigkeit zu denken, schnell, umsichtig und auch
ausdauernd. Diese Fähigkeit schlägt sich in Wissen nieder, weniger dem
von Ereignissen, Namen und ähnlichen isolierten Sachverhalten als von
Zusammenhängen.
Die ersten Entwickler von Intelligenztests orientierten sich an Lebenssitu-
ationen: Wo und wie wurde das Denken gebraucht? Im Gespräch mit ande-
ren, bei der Kassenabrechnung im Milchladen, bei der Zusammenstellung
26. 26 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
des Mittagessens für eine Familie, beim Suchen des Bürgermeisters in einer
fremden Kleinstadt, bei der Beschäftigung von vier Kindern, beim Wandern
in einer nicht vertrauten Gegend und so weiter. Als Stichproben derartiger
Situationen wurden für Intelligenztests zig, manchmal Hunderte Aufgaben
zusammengestellt, dann bei vielen Personen abgenommen und statistisch
analysiert. Nach den Analyseergebnissen wurden die Aufgaben verschie-
denen geistigen Leistungsgebieten zugeordnet wie Wahrnehmungsge-
schwindigkeit, Sprachvermögen, Merkfähigkeit, technisches Verständnis/
räumliche Vorstellung und Fähigkeiten für Logik und Rechnen.
Muss, wer sich mit Intelligenz befasst, alle diese Intelligenzaspekte
berücksichtigen?
Nein. Nicht wenn es um eine rasche Orientierung und eine effiziente Ein-
flussnahme geht. Das ist anders als bei differenzierten Anwendungen wie
sie der Berufsberater oder neuropsychologische Diagnostiker durchführt.
Nicht einmal Wissenschaftler untereinander reden so differenziert wie:
›Frau Müller ist sprachlich mittelmäßig intelligent, mathematisch sogar
überdurchschnittlich, in der räumlichen Vorstellung allerdings unterdurch-
schnittlich‹ und so weiter. Für viele Zwecke genügen Vereinfachungen wie
›Frau Müller ist etwa durchschnittlich intelligent‹.
Man spricht öfter pauschal von der Intelligenz und nicht von der sprach-
lichen und der räumlichen und der logischen und so weiter Intelligenz.
Diese Vereinfachung erhält auch ihre Stützen durch aufwendige Untersu-
chungen. So hatte der US-amerikanische Intelligenzforscher Prof. Dr. John
Bissel Carroll nach dem Studium aller 477 ihm zugänglichen weltweit ver-
öffentlichten Intelligenzstudien, die über 135.000 Personen einschlossen,
herausgefunden, dass es gerechtfertigt ist, in einer ersten Annäherung von
der Intelligenz zu sprechen [11]. Diesen Aspekt bezeichnen Psychologen
als ›Generalfaktor der Intelligenz‹ (= g-Faktor). Erst wer sich näher mit der
Intelligenz als Thema oder der Intelligenz einer konkreten Person, Perso-
nengruppe oder gar aller Menschen befasst, wird differenzieren.
27. Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher | 27
Um beispielsweise Erfolge in der Informations- und Wissensgesellschaft
vorherzusagen, die soziale Vernachlässigung oder Ausprägung einer De-
menz im Alter zu bestimmen oder wirksame Maßnahmen zur Intelligenz-
steigerung zu entwickeln, empfiehlt sich eine Zweiteilung: flüssige und
kristallisierte Intelligenz. – Auch Carroll hatte diese als wichtigste Vertre-
ter des g-Faktors erkannt.
Flüssige (= fluide) Intelligenz
Sie entspricht der aktuellen geistigen Leistungsfähigkeit ohne Rückgriff
auf Erfahrung [13]. Fluide Intelligenz gilt als Fähigkeit, neue Probleme
geistig zu lösen. Sie steht im engen Zusammenhang mit der Funktions-
fähigkeit des Gehirns und ist sehr anfällig. Sie wird beeinträchtigt durch
geistige Über- oder Unterforderungen, zu geringe oder zu starke Anspan-
nung, Affekte, Fehlernährung, körperliche Ruhelosigkeit oder mangelnde
Bewegung und so weiter.
Übung 2
Hier vier verschiedene Aufgaben aus einem Test für fluide Intelligenz. Der
Einfachheit der Darstellung zuliebe wurden erst Zahlen gewählt, die fast
jeder in unserem Kulturkreis kennt. Die fluide Intelligenz besteht darin,
die Regeln in den Zahlenfolgen zu erkennen. [Die Lösungen finden Sie im
Anhang auf Seite 244.]
Was folgt?
a. 1 3 5 7 9 11
b. 1 2 4 8 16 32
c. 1 2 4 7 11 16
d. 50 37 26 17 10 5
28. 28 | Brain-Tuning – macht das Leben leichter und erfolgreicher
Übung 3
Häufig wird mit Figuren gearbeitet, um selbst den Einfluss kultureller Ba-
sisfertigkeiten wie Rechnen und Lesen gering zu halten. Folgend eine Auf-
gabe aus einem Test für fluide Intelligenz: Welche der Figuren von a) bis f)
gehört in das freie Feld oben? [Die Lösung finden Sie im Anhang auf Seite
245].
a. b. c.
d. e. f.
Kristallisierte (= kristalline) Intelligenz: Sie entspricht dem verfügba-
ren Wissen und den Fertigkeiten [13]. Der Level wird oft stichprobenhaft
durch den Wortschatz einer Person geprüft (siehe Übung 4 auf Seite 29).
Die kristallisierten Leistungen sind gegen Störungen wie Befindlichkeits-
minderungen, leichte oder mittelschwere Depressionen und Demenzen
stabil. Sie sinken also dabei nicht oder kaum. Im Wesentlichen beruht
kristallisierte Intelligenz auf den Erfahrungen, die unter der Auseinander-
setzung der flüssigen Intelligenz mit inhaltlichen Problemen beziehungs-
weise Fragen gewonnen wurden. Das Niveau der kristallisierten Intelligenz
erreicht bei etwa Zwanzigjährigen das Maximum und bleibt bis kurz vor
dem natürlichen Tod auf diesem Stand.
29. Genial ist kein Zufall
Woher haben großartige Erfinder, Designer und Entwickler ihre Ideen? Wie ent-
wickeln innovative Unternehmen neue Produkte, Geschäftsmodelle und Dienst-
leistungen? In diesem Buch erfahren Sie es: Erfolgreiche Ideenentwicklung hat
System!
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aufbauende Techniken kennen, die Sie Schritt für Schritt zu neuen Ideen bringen.
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prozess: Von der Identifizierung neuer Chancenfelder über die Entwicklung von
Fragestellungen und die Vertiefung bestehender Ideenansätze bis zur Generie-
rung, Optimierung und Bewertung von Ideen.
Jeder in diesem Buch beschriebene Schritt der systematischen Ideenentwicklung
wurde in Hunderten von Projekten erfolgreich erprobt und weiterentwickelt. Dieses
Buch wird Sie in die Lage versetzen, geniale Ideen zu generieren und erfolgreich
umzusetzen.
Jens-Uwe Meyer, Henryk Mioskowski
Genial ist kein Zufall
Die Toolbox der erfolgreichsten
Ideenentwickler
248 Seiten; 2013; 21,80 Euro
ISBN 978-3-86980-193-3; Art-Nr.: 898
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30. Resilienz
Erfolgreiche Menschen haben eine Eigenschaft, die sie von anderen unterscheidet
und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie meistern schwierige Situatio-
nen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche Angriffe prallen an ihnen ab und selbst
unter hohem Druck büßen sie ihre Leistungsfähigkeit nicht ein.
Was machen diese Menschen anders? Sie beherrschen die Gelassenheit im
Umgang mit sich, mit ihren Mitmenschen und mit den Herausforderungen, die das
Leben und ihre tägliche Arbeit für sie bereithalten. Eine Eigenschaft, nach der sich
immer mehr Menschen sehnen und die in der heutigen Zeit immer bedeutender
wird. Resiliente Menschen verbinden diese Fähigkeit mit einer erstaunlichen Ziel-
orientierung, Konsequenz und Disziplin in ihrem Handeln und erreichen dadurch
etwas, was sie von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg UND ein
sehr großes Wohlbefinden.
In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zu Ihrem eigenen
Leben, bringt Ihnen Dr. Denis Mourlane das Konzept der Resilienz näher und zeigt
Ihnen, wie Sie es in Ihren Alltag integrieren.
Buch der Woche im Hamburger Abendblatt, 23./24. März 2013!
Denis Mourlane
Resilienz
Die unentdeckte Fähigkeit der
wirklich Erfolgreichen
232 Seiten; 2013; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-249-7; Art-Nr.: 940
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