Untertitel: Warum die digitale Gesellschaft eine PR-Strategie braucht
Diese Präsentation wurde von Sanja Stankovic und Carolin Neumann auf der re:publica 2011 in Berlin gehalten.
Worum es geht:
Ob “Datenkrake”, “Internettäter” oder “Netzaktivist”: Häufig ist die in klassischen Medien verwendete Sprache kompatibel mit der Art und Weise, wie digitale Themen von Politik und Gesellschaft behandelt werden. Sprache fungiert wie ein Spiegel und kann eine trügerische Wirklichkeit schaffen. Begriffe werden negativ besetzt, während diejenigen, die sich am besten mit dem Web auskennen, ihre Chance zur Mitgestaltung verstreichen lassen. Normaler Gang oder bedenkliche Entwicklung? Welche Konsequenzen hat das für Gesellschaft und Netzgemeinde? Lässt sich das Dilemma lösen?
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Wake the Blog - von Datenkraken und Internettätern
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2. Wake the blog – von Datenkraken und Internettätern f Warum die digitale Gesellschaft eine PR-Strategie braucht re:publica XI Carolin Neumann @CarolinN Sanja Stankovic @Kassanja
Die Liste lässt sich noch erweitern, hier sind nur einige der Begriffe, die uns in den Sinn gekommen sind.
Kurze Vorstellung. Sanja: von Haus aus Kulturwissenschaftlerin (Bild und Sprachwissenschaften). Seit zwei Jahren privat und beruflich in der digitalen Kommunikation unterwegs. Caro:
Es geht um Sprache und ihre Auswirkungen.
Sendung West.Ard im WDR am 16.01 „Mitgelesen, mitgesehen, mitgehört – Das Ende der Privatheit“. Wie Fernsehen, Prominenz und Internet unsere Privatsphäre aushöhlen. Experten aus den verschiedensten Bereichen: eine Philosphin, ein Medienanwalt, eine Journalistin, die zugleich Stasiopfer war, und Ranga Yogeshwar. Als Internetkompetenz nur einer geladen, obwohl Themen wie Google oder Facebook sehr prominent diskutiert wurden, war Michael Seeman aka @mspro Simone Dietz (Philosophin, Schwerpunkt Medien & Gesellschaft), Christian Scherz (Prominenter Medienanwalt), Ellen Thiemann (Stasiopfer und Journalistin), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist) Moderator: Holger Noltze
Seemann als einzige Internetkompetenz
Intellektuell ebenbürtig durch seinen akademischen Titel und Beruf
Wandel des Gesprächs, mal salopp und plakativ gesagt, war das Ergebnis: Internet = Facebook = DSDS, Dschungelcamp = Stasi, also böse
Wir haben uns gefragt: Ist das Absicht? Sprache ist hochmanipulativ und man sagt ja: Wer die Sprache beherrscht hat die Macht / Sprache ist eine Waffe! Werden bestimmt Begriffe absichtlich genutzt? Und wer nutzt diese bestimmten Begriffe? Über welche Begriffe reden wir eigentlich...
Internetkriminalität – was ist denn das eigentlich? Und was ist das Gegenteil davon? Weltkriminalität? Gibt es auch so was wie Real-Life-Kriminalität? Hat ein Betrugsdelikt, der außerhalb des Internets passiert, eine andere Wertigkeit? Ist Kriminalität im Internet nicht so ernst zu nehmen wie „wahre“ Kriminalität... Oder schlimmer?
Die Datenkrake auch bekannt als Google, Facebook und neuerdings Apple
Noch so ein Konstrukt: Sind das die Robin Hoods des Internets, die irgendwie was Gutes machen, aber doch immer am Rande der Legalität? Es hat was Negatives, wenn jemand nicht einfach Aktivist ist, sondern Internetaktivist ist. Gerne als Berufsbezeichnung für Julian Assange gewählt, auch Markus Beckedahl ist in den Medien immer wieder Internetaktivist, Netzaktivist, Onlineaktivist. ...
...oder sind wir vielleicht sogar alle Netzaktivisten? Denn so schrieb es zumindest die Stuttgarter Zeitung am Montagmorgen.
Die Liste lässt sich noch erweitern, hier sind nur einige der Begriffe, die uns in den Sinn gekommen sind.
Das wäre aber schon fast Stoff für eine ganze Doktorarbeit... Das wäre sicherlich spannend und wichtig, wir wollen aber fürs Erste nur exemplarisch an das Thema herangehen. Denn es ist ein wichtiges Thema, weil sicherlich der ein oder andere denkt: Na, und? Dann werden halt bestimmte Begriffe genutzt, wir wissen ja, wie wir sie zu nehmen haben. Neeeeee, das ist eben nicht so, es hat Auswirkungen – und darum soll es jetzt gehen.
Was ist Sprache? Ist jegliche Art von Code, welcher für Kommunikation genutzt wird. Sprache besteht aus verschiedenen Zeicheneinheiten Einmal die gesprochene Sprache, Gestik, mathematische Codes, aber auch Gegenstände, Kleidung etc. (Abgrenzung / Zuordnung) In der Sprache liegt eine symbolische Macht Es soll heute aber um Wörter gehen Wenn man sich Wörter anschaut, muss man sich das Wort an sich anschauen und die Bedeutungen, die dem Wort anhaften
Zeitlich und räumliche Verschiebungen der Beduetungsebenen. Werte die wir lernen aus unserem kulturellen gedächnis.
Spiegel der Wirklcihkeit, aber beeinflusst diese auch direkt
Atomkraft vs. Kernenergie Faszinierend ist: wir haben zwei Begriffe, die von den Bedeutungsebenen absolut unterschiedlich aufgeladen sind, im Grunde aber eigentlich die gleiche Sache beschreiben sollen
Was sind Daten? Daten sind nichts anderes als zum Zweck der Verarbeitung zusammengefasste Zeichen, die bestimmte Informationen beschreiben!
Das Problem: Die digitale Gesellschaft ist dem ausgeliefert und bildlich gesprochen ein bisschen an die Wand gestellt. Man nimmt es hin, man diskutiert es wenig bis gar nicht, es gibt kaum Gegenvorschläge und nichts was dem entgegengesetzt wird. Ganz im Gegenteil, es hat direkte Auswirkungen auf die Gesellschaft: Politische Entscheidungen sind eher gefärbt von Panikmache, Naivität und Unwissenheit (z.B: JMSTV). Negative Begriffe führen dazu, dass das“ Internet als Gefahr“ mehr im Vordergrund steht, als das „Internet als Chance“. Bedenkt man vor allem, dass wichtige netzpolitische Entscheidungen von Leuten getroffen werden, die keine bis wenig Ahnung haben, kann man hier von einem Problem sprechen.
Die Frage ist: Gibt es überhaupt eine Lösung? MUSS es eine Lösung geben? Oder können wir das Problem nicht einfach hinnehmen?
Wir haben im Untertitel: Warum die digitale Gesellschaft eine PR-Strategie braucht. Wer sprechen nicht davon, dass sich eine PR Agentur reine ausgeklügelte Strategie ausdenkt und diese womöglich manipulativ einsetzt. Was ist eigentlich PR? PR hat Grunde das Ziel, Themen positiv zu besetzen. Das fängt dabei an, dass Probleme nicht Probleme sind, sondern Herausforderungen und hört dabei auf, dass Atomkraft nicht mehr Atomkraft ist, sondern Kernenergie. Man sieht an beiden Beispielen, dass Sprache eine bestimmte Wirkung hat, die wir auch durchaus auch nutzen sollten., Jetzt ist die Frage: Wie können wir das angehen? Ganz klar: Es braucht einen Zusammenschluss, eine Führung.
Als wir uns über das Thema Gedanken gemacht haben, wussten wir noch nichts von der Digitalen Gesellschaft. Die meisten haben es sicherlich schon mitbekommen. Dieser unter anderem von Markus Beckedahl gegründete Verein setzt sich für eben die Dinge ein, für die auch wir plädieren. Es geht unter anderem um Datenschutz, Vorratsdatenspeicherung, Urheberrecht - viele wichtige Themen, die man sicherlich noch ergänzen kann und muss. Tatsache ist: Die Debatte über einen Zusammenschluss ist schon alt. Früher wurde sie unter dem Titel Bloggerverband geführt und es ging um die Frage nach einer Bloggergesellschaft. Ob man das braucht oder nicht – darüber gingen die Meinungen schon immer auseinander. Das ist auch weiterhin so, aber der Verein setzt ganz anders an, es geht nicht um die Blogosphäre, sondern die heutige Gesellschaft, in der das Medium Internet nun mal eine zentrale Rolle spielt. Das ist als Ansatz für einen Verein schon wesentlich zielführender und erfolgsversprechender und wird auch der heterogenen Masse, die wir im Internet sind, eher gerecht.
Ob und was der Verein Digitale Gesellschaft bringt, wird sich zeigen...
...aber wir halten das für einen Schritt in die richtige Richtung, denn endlich passiert was. Es ist sicherlich noch erweiterungsfähig, es fehlt etwa der zentrale Punkt Bildung – Medienkompetenz ist ein ganz wichtiges Feld. Und das, worum es uns hier ging – die Sprache und ihre Auswirkungen – dürfte ebenfalls einfließen. Denn an der Spitze des Vereins sitzt mit Markus Beckedahl ein Vertreter derjenigen, die sich dieser begrifflichen Schwierigkeiten bewusst zu sein scheint. Netzpolitik.org lässt sich zwar auch zum gelegentlichen Nutzen von „Datenkrake“ und Co. hinreißen, aber der Umgang ist doch wesentlich bewusster als die anderen Medien. Das hat Vorbildfunktion. Hier im Saal sitzen viele, die im Internet publizieren. Wir hoffen, dass wir euch die Schwierigkeiten, die Sprache verursachen kann, bewusst gemacht haben. Achtet einfach künftig noch mehr drauf, welche Wirkung eure Wortwahl erzielt. Lasst und den Einfluss, den digitale Medien auf die Mainstreampresse hat, nutzen! Der Diskurs ist noch gar nicht geführt, es sind noch viele offene Fragen. Es stellt sich etwa die Frage: Brauchen wir möglicherweise neue Begriffe? Oder reichen die alten, wenn wir ordentlich mit ihnen umgehen? Oder sie – wie im Fall von mspro aus dem anfangs genannten Beispiel – einfach weglassen?