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Müll und Abfall  11 · 15	 625
R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort
Wie beeinflussen die zuneh-
menden Importmengen an
Ersatzbrennstoffen den Ab-
fallverbrennungsmarkt in
Deutschland?
How the increasing quantities of imported alterna-
tive fuels influence the waste incineration market
in Germany
Dirk Lechtenberg
Zusammenfassung
Seit etwa 2010 wird vermehrt von erheblichen Abfallim-
porten speziell von Brennstoff aus Abfall (EAK 191210) zur
thermischen Verwertung aus dem Vereinigten Königreich
und Irland in die Bundesrepublik berichtet.
	 Im nachfolgenden werden die Importe von Abfällen mit
den EAK 191210 und 191212 der letzten Jahre analysiert.
Dabei stellt sich heraus, dass die Abfallmengen, die aus
Irland und UK im Zeitraum 2010–2014 importiert werden,
zwar signifikant gestiegen sind, jedoch gerade einmal
die, im Vergleichszeitraum weggefallenen, Importmengen
aus den Niederlanden ersetzen. So wurden im Jahr 2013
187.000 Mg aus UK und 98.479 Mg an Brennstoffen aus
Müll aus Irland eingeführt.
Abstract
Since around 2010 significant waste imports have been
reported, especially of waste derived fuels (EAK 191210)
for thermal recycling coming from the United Kingdom and
Ireland to Federal Republic of Germany.
	 Subsequently the imports of wastes with EAK 191210
und 191212 during last years are analyzed. It turns out that
the amounts of waste imported from Ireland and UK during
2010–2014 increased drastically but it just compensated
the diminished waste imports from the Netherlands in the
same period. So were 187 000 Mg of refuse derived fuels
imported from the UK and 98 479 Mg from Ireland in the
year 2013.
1. Behandlungskapazität für kommunale Abfälle in der
Bundesrepublik Deutschland
Die Gesamtkapazität zur Behandlung von kommuna-
lem Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeab-
fällen betrug in der Bundesrepublik Deutschland im
Jahre 2012 laut ITAD etwa 32,3 Mio. Mg. Dies sind etwa
24,7 Mio. Mg Verbrennungskapazität, etwa 5 Mio. Mg
Behandlungskapazität in mechanisch-biologischen
Abfallbehandlungsanlagen und 2,6 Mio. Mg Mitver-
brennungskapazität in industriellen Prozessen oder
Kraftwerken.
Demgegenüber stand 2012 ein Aufkommen an kom-
munalen Siedlungs- und Gewerbeabfällen in Höhe von
27,8 Mio. Mg. Hinzu kommt eine MBA-Output-Menge
von 2,5 Mio. Mg, gesamt also 30,3 Mio. Mg Abfälle, was
einer verfügbaren Behandlungsüberkapazität von
etwa 2 Mio. Mg entspricht.
Speziell in den östlichen Bundesländern (Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Brandenburg) wurde in den Jahren
2011–2012 von saisonalen Versorgungsengpässen bei
Verbrennungsanlagen berichtet, die zu einem Rück-
gang der Abfallannahmepreise auf dem Spotmarkt
geführt haben.
Auch in anderen Bundesländern, wie z. B. Nord-
rhein-Westfalen wurde über Überkapazitäten disku-
tiert. So sollten im Rahmen des geplanten Abfallwirt-
schaftsplans in Nordrhein-Westfalen Vorschläge erar-
beitet werden, wie die Anlagenkapazitäten gedrosselt
werden können. Damit will das nordrhein-westfälische
Umweltministerium erreichen, dass die Anlagenaus-
lastung mit Mengen von öffentlich-rechtlichen Entsor-
gungsträgern (örE) steigt. Derzeit liege die Auslastung
bei 60 Prozent, heißt es im Entwurf des Abfallwirt-
schaftsplans; bis zum Jahr 2020 soll der Anteil 75 Pro-
zent betragen. Der BDE Regionalverband West hat
entsprechende Vorschläge und Szenarien entwickelt,
die darauf hinzielen, von den 16 Müllverbrennungsan-
lagen bis zu 7 Anlagen in NRW stillzulegen.
Auch im Bundesland Hamburg wird offen über Ka-
pazitätsabbau in der thermischen Abfallbehandlung
nachgedacht. Im Zuge des Ausstieges der Vattenfall
Europe New Energy GmbH (VEN), bei der die Stadtreini-
gung Hamburg die MVB Müllverwertung Borsigstraße“
erworben hat, wird die Müllverbrennungsanlage Stel-
linger Moor stillgelegt. 1973 in Betrieb genommen,
verfügte die Anlage über zwei Verfahrenslinien mit ei-
nem Abfalldurchsatz von derzeit etwa 11 t/h pro Linie,
bei einem Heizwert von etwa 10,5 MJ/kg, entsprechend
einer Jahreskapazität von etwa 180.000 Mg/ anno1
die
jetzt vom Netz genommen werden.
1.1 Überkapazität – Definition und Ausblick
In Fachkreisen wird über eine Überkapazität in der
Behandlung von Siedlungsabfällen in der Bundesrepu-
blik Deutschland diskutiert.
Haben wir wirklich eine Überkapazität oder han-
delt es sich nur um regionale und saisonale Überkapa-
zitäten bzw. eine Kombination dieser Faktoren, die zu
dieser Diskussion führt?
1.1.1 Steigerung des gesamten Abfallaufkommens
Bei näherer Betrachtung sehen wir eine kontinuier-
liche Steigerung des Abfallaufkommens in der Bun-
desrepublik. So ist das gesamte Abfallaufkommen von
2006 bis 2012 um rund 7,6 Mio. Mg von 372.906 Mio.
Mg auf 380.576 Mio. Mg gestiegen. Der Anteil des
Siedlungsabfälle (ges.) ist um rund 3 Mio. Mg von
46,95 Mio. Mg auf 49,75 Mio. Mg gestiegen.2
1.1.2 Heizwertsteigerung
Die Kapazität thermischer Abfallverwertungsanlagen
wird in der Regel durch den Heizwert der einzuset-
zenden Abfälle definiert. Viele ältere, klassische Haus-
	1	 „Vierzig Jahre MVA Stellinger Moor – Betriebserfahrungen, ener-
getische Optierungen und Potentiale“ – Jens Niestroj und Rüdiger
Siechau
	2	 https://www.destais.de/
Dirk Lechtenberg
ist Gründer und Ge-
schäftsführer der Bera-
tungsgesellschaft MVW
Lechtenberg & Partner
626	 Müll und Abfall  11 · 15
R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort
Bundesländern durchgeführt hat. Insgesamt nannten
die zuständigen Behörden 748 örE (einschließlich
Zweckverbände), die für die Einführung der Biotonne
zuständig sind. Davon haben den Angaben zufolge 651
Kreise oder Städte die Biotonne vor dem 1. Januar 2015
eingeführt. In 97 Städten und Kreisen fehlt sie noch.
Durch die Entnahme des Bioabfalls aus dem Restmüll
resultiert eine Steigerung des Heizwertes der Abfälle.
Im Rahmen einer Umfrage durch MVW Lechtenberg
im Jahre 2013, wurde der Heizwert der Abfallanliefe-
rungen von 22 Abfallverbrennungsanlagen ermittelt.
Dazu zählten 10 klassische Müllverbrennungsanlagen
die vorrangig über längerfristige Anlieferungsverträge
mit kommunalen Auftraggebern verfügen, sowie 12,
nach 2004 gebaute Anlagen, die zu rund 40 % mit Ge-
werbeabfällen beliefert werden.
Der durchschnittliche Heizwert der Abfallanliefe-
rungen an die klassischen Abfallverbrennungsanlagen
betrug im Jahre 2013 10,2 MJ/Kg, der durchschnittliche
Heizwert der neueren Anlagen lag bei 12,4 MJ/Kg.
Bedingt durch den höheren Heizwert der angelie-
ferten Abfälle wird das Durchsatzvolumen der Anla-
gen reduziert.
Eine Reduzierung des Schüttgewichtes (durch weni-
ger Aschenanteile, Stein/Porzellananteile und höhere
Kunststoffanteile) und damit Steigerung des Heizwer-
tes von Siedlungsabfall ist ebenfalls historisch belegt.
Erhöhung des Heizwertes im Siedlungsabfall ist seit
einigen Jahrzehnten dokumentiert, u. a. durch Koch &
Seeberger 1986.
1.1.3 Anlagenrückbau
Perspektivisch ist davon auszugehen, dass die derzei-
tigen Überkapazitäten für Siedlungsabfälle in den
nächsten Jahren zusätzlich durch den Rückbau von
mechanisch biologischen Abfallbehandlungsanlagen
und Umbau zu Bioabfallbehandlungsanlagen abge-
baut werden.
Von derzeit 64 mechanisch biologischen Abfallbe-
handlungsanlagen mit einer Kapazität von rund 6 Mio.
Mg/anno und ca. 2,5 Mio. Mg/anno an Restabfällen zur
thermischen Behandlung werden nach jetzigen Kennt-
nissen ca. 20 Anlagen in den nächsten 3–4 Jahren zu
rein biologischen Abfallbehandlungsanlagen umkon-
zeptioniert. Es ist daher davon auszugehen, dass die
direkten Siedlungsabfallanlieferungen an thermische
Verwertungsanlagen erhöht werden, damit Überkapa-
zitäten weiter abgebaut werden, zumindest aber der
Bioabfallentzug im Siedlungsabfall dadurch kompen-
siert wird.
Daher geht der Autor davon aus, dass die vorhande-
nen Überkapazitäten bis zum Jahre 2018 und folgend
durch Stilllegungen alter Anlagen, durch eine weiter-
gehende Heizwertsteigerung (und damit Reduzierung
des Abfalldurchsatzes) sowie durch den Wegfall von
einigen mechanisch-biologischen Abfallbehandlungs-
kapazitäten abgebaut wird.
2. Abfallimporte
In der Zeitreihe „notifizierungspflichtige Abfälle“
des Umweltbundesamtes werden die Abfallimporte
in die Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Aus
der nachfolgenden Tabelle ist zu entnehmen, dass die
müllverbrennungsanlagen sind für einen Heizwert
der einzusetzenden Abfälle von unterhalb 10 MJ/kg
ausgelegt. In den 70 er Jahren betrug der Heizwert des
gemischt gesammelten Siedlungsabfalls in der Regel
unterhalb 8 MJ/kg, so dass ältere Anlagen für Heiz-
werte dementsprechend ausgelegt wurden. So wurde
als Beispiel die MVA „Stellinger Moor“ mit einem Aus-
legungsheizwert von 6,3 MJ/kg errichtet.3
In den letzten Jahren zeigt sich, dass der Heizwert
der angelieferten Abfälle einer Steigerung unterliegt,
die zum einen aus geänderten rechtlichen Rahmen-
bedingungen resultiert, zum anderen aus einer geän-
derten Versorgungsstruktur der Verbrennungsanlagen
herzuführen ist.
Rechtliche Änderungen sind u. a. die Einführung
der Biotonne. Bioabfälle sind „spätestens ab dem 1. Ja-
nuar 2015 getrennt zu sammeln“. Die überwiegende
Mehrheit der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträ-
ger (örE) in Deutschland hat die Biotonne rechtzeitig
zum Jahresbeginn eingeführt. Das belegt eine Um-
frage, die das Newsletter Magazin „320°“ in allen 16
	3	 „Vierzig Jahre MVA Stellinger Moor – Betriebserfahrungen, ener-
getische Optierungen und Potentiale“ – Jens Niestroj und Rüdiger
Siechau
Abbildung 1
Zeitliche Entwicklung
der Hausmüllzusam-
mensetzung in Stutt-
gart (Quelle: Koch &
Seeberger 1986)
Abbildung 2
Grenzüberschrei-
tende Verbringun-
gen von Abfällen,
1995–2012 (Quelle:
Umweltbundesamt)
350
300
250
200
150
100
50
0
Feinabfall
(z.B. Sand, Asche)
organische Küchenabfälle
Glas
Metall
Kunststoff
Steine, Ton, Porzellan
Holz, Leder, Gummi,
grobe Pappe, Knochen
Papier, Feinpapier
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
spezifischesAbfallgewicht
(kg/Einw.xJahr)
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Menge[MillionenTonnen]
Jahr
 Import
 Export
 Transit
Müll und Abfall  11 · 15	 627
Im Jahre 2010 verfügten diese Anlagen über eine
Überkapazität von rund 1,7 Mio. Mg/anno, die seit Be-
ginn der Importe aus dem Vereinigten Königreich und
Irland vollständig ausgelastet wird. Die Anlagenbetrei-
ber speziell in Seehafennähe (Amsterdam, Rotterdam)
erzielen, aufgrund der niedrigen LKW Transportpreise
Annahmepreise, die oberhalb der Spotmarktpreise in
den Niederlanden liegen und zum Teil höher liegen als
die kommunalen Ausschreibungsmengen, die in den
importierten Abfallmengen im Zeitraum 2009–2012
um rund 1,5 Mio. Mg/anno reduziert wurden. Auch die
aktuell vorliegenden Zahlen des Umweltbundesamtes
für die Importmenge notifizierungspflichtiger Abfälle
weisen für 2013 nur eine Menge von 5,86 Mio. Mg aus.
Dies ist eine Reduzierung von 1,7 Mio. Mg/anno zum
Vergleichszeitraum 2009.
2.1 Abfallimporte aus dem Vereinigten Königreich (UK)
Bedingt durch eine ratierliche Erhöhung der „Landfill
Levy“ (Deponiesteuer) auf zurzeit 64GBP / je MG (89 R/
bei einem Umrechnungskurs von 1,4 R je GBP) abgela-
gerter Abfall Behandlungskapazität für kommunale
Abfälle im vereinigten Königreich, hat sich die Menge
an Ersatzbrennstoffen (EAK 101210 und 191212) signi-
fikant von 8.500 Mg im Jahre 2010 auf 1,79 Mio Mg im
Jahre 2013 erhöht.
Mit rund 26,5 Mio. Mg an Siedlungsabfällen im
Vereinigten Königreich (inkl. England, Schottland und
Wales) fehlen derzeit rund 15 Mio. Mg an thermischen
sowie mechanisch biologischen Aufbereitungsanla-
genkapazität.
Aufgrund komplizierter und dadurch langwieriger
Genehmigungsverfahren, ist die Errichtung größerer
Infrastrukturprojekte, wie z. B. Waste-to-Energy Anla-
gen problematisch. Zudem werden Ausschreibungen
für die Siedlungsabfallverwertung in der Regel nur im
Rahmen kurz- und mittelfristiger Verträge (bis zu 10
Jahren) vergeben.
Daher ist die Finanzierung derartiger Waste-to-
Energy Projekte problematisch, so dass aufgrund
dieser fehlenden Aufbereitungskapazitäten für Sied-
lungs- und andere Abfälle davon auszugehen ist, dass
die Exportmengen auch in den nächsten 5–8 Jahren
ähnlich hoch ausfallen werden.
Im Jahre 2010 wurden keinerlei Abfälle mit den EAK
191210 und 191212 aus dem vereinigten Königreich
in die Bundesrepublik importiert; dagegen betrug die
Menge im Jahr 2013 schon 178.845 Mg und 2013 bereits
479.996 Mg.
2.2 Abfallimporte aus Irland
Auch in der Republik Irland hat die Einführung einer
Deponiesteuer bei nicht vorhandenen Abfallverwer-
tungskapazitäten zu einer erheblich gesteigerten
Exportmenge an Ersatzbrennstoffen geführt. Wurden
im Jahre 2012 nur 3070 Mg Ersatzbrennstoffe (eine
Schiffsladung) aus Irland nach Deutschland expor-
tiert, so wurde diese Menge im Jahr 2013 auf 98.479 Mg
gesteigert.
2.3 Abfallimporte aus den Niederlanden
Die Niederlande waren in den vergangenen zwei
Jahrzehnten eines der Haupt Exportländer für Abfälle
zur Verwertung in die Bundesrepublik Deutschland.
Wurden im Jahre 2010 rund 650.000 Mg an den Ersatz-
brennstoffen und Sortierresten aus den Niederlanden
in die Bundesrepublik eingeführt, so ist diese Menge
in 2013 um rund die Hälfte auf 361.000 Mg zurückge-
gangen.
In den Niederlanden sind 13 thermische Abfallbe-
handlungsanlagen mit einer Jahreskapazität von rund
7,7 Mio. Mg vorhanden.
Abfälle aus Haushalten (Mio. Tonnen) 2010 2011 2012
Großbritannien 27,1 26,8 26,5
England 22,1 22,2 22,0
Schottland 2,8 2,5 2,4
Wales 1,3 1,3 1,3
Nordirland 0,8 0,8 0,8
Gesamte Haushaltsausgaben in Groß-
britannien in GBP (2012 Preise)
26.385,0 25.828,0 25.428,0
Tabelle 3
Abfälle aus Haushalten (Mio. Tonnen) und Haushaltsausgaben (2012
Preise) in Großbritannien, 2010–2012 (Quelle: Digest of Waste and Re-
source Statistics – 2015 Edition)
2010 2011 2012 2013
Export von Ersatzbrennstoffen (RDF) 8.529 250.234 960.861 1.799.425
Tabelle 1
Export von Ersatzbrennstoffen (RDF) aus England und Wales, 2010–
2013 (Quelle: Digest of Waste and Resource Statistics – 2015 Edition)
Art der Anlage Maßeinheit Großbritannien England
Energierückgewinnung Anzahl der Anlagen 27 13
Davon bestimmt für Sied-
lungsabfall Behandlung
– –
Kapazität (000t/a) 2,893 2,111
Verbrennung Anzahl der Anlagen 87 65
Kapazität (000t/a) 8,385 7,992
Verwertung andere als Energierück-
gewinnung (Deponiebau inklusive)
Anzahl der Anlagen 3.542 1.895
Zugelassene Kapazität
Deponierung Anzahl der Anlagen 594 478
Restliche Kapazität (m3
) 633.203 505.438
Tabelle 2
Anzahl und Kapazität von Anlagen für Endbehandlung von Müll in Groß-
britannien und England, 2012 (Quelle: Digest of Waste and Resource
Statistics – 2015 Edition)
Abbildung 3
Abfälle aus Haushalten in Großbritannien, 2010–2012 (Quelle: Digest of
Waste and Resource Statistics – 2015 Edition)
60
50
40
30
20
10
0
Mio.Tonnen
	2010	 2011	 2012
 Großbritannien   England   Schottland   Wales   Nordirland
628	 Müll und Abfall  11 · 15
R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort
thermischen Verwertung aus Irland und dem Verei-
nigten Königreich zunehmen werden. Aufgrund des
zu erwartenden, weiteren Wegfalls der Importmengen
aus den Niederlanden, werden die Importmengen
aus den „neuen Ursprungsländern“ Irland und dem
Vereinigten Königreich jedoch zu keiner Erhöhung der
insgesamten Ersatzbrennstoffimportmengen führen,
sondern diese nur regional ersetzen.
3. Destinationen der Abfallimporte in Deutschland
Destinationen der Abfallimporte waren zu Beginn
der Abfallimporte aus UK und Irland in erster Linie
die thermischen Verwertungsanlagen die logistisch
begünstigt entweder in Hafennähe (bei Anlieferung
ballierter Ersatzbrennstoffe per Seeschiff) oder in den
westlichen Bundesländern ansässig sind.
So waren die Erstimporteure die Waste-to-Energy
Anlagen in Bremen (SWB), sowie die Papierfabrik in
Weener in Grenznähe zu den Niederlanden.
Das vereinigte Königreich ist ein Nettoimport-
land – daher ist eine massive Logistiküberkapazität an
Transporten aus dem Königreich zurück nach Europe
(vorrangig über die Niederlande) vorhanden.
Bedingt durch die massiv gefallenen LKW Diesel-
preise bieten vorrangig osteuropäische Speditionsun-
ternehmen sogenannte Rücktransportpreise aus dem
Königreich in die Bundesrepublik an, die erheblich
unter üblichen Logistikkosten liegen. So kostet ein
LKW Transport aus dem Stadtzentrum London bis in
die Mitte Deutschlands, z. B. nach Magdeburg nur 32 R/
Mg ballierter Abfall.
Ersatzbrennstoffimporte aus UK per Seeschiff in
die Bundesrepublik sind zwischenzeitlich aufgrund
der günstigen Logistikkosten per LKW auf die Straße
verlegt. Nur die Importmengen aus Irland werden per
Seeschiff nach Bremen sowie Hamburg und geringe
Mengen nach Sachsen-Anhalt im Kombiverkehr trans-
portiert.
4. Zusammenfassung
Die Importe an Ersatzbrennstoffen haben sich in den
letzten Jahren mehr oder weniger auf einem gleichen
Niveau bewegt. Die bisherigen „klassischen Import-
mengen“ und auch Kundenbeziehungen aus den
Niederlanden in die grenznahen westlichen Bundes-
länder sind über Jahrzehnte hinweg gewachsen und
als Bestandteil der bundesdeutschen Entsorgungsland-
schaft akzeptiert.
Die „neuen“ Ersatzbrennstoffmengen aus den Im-
portländern Irland und dem Vereinigten Königreich
wurden in der Fachpresse und auch Öffentlichkeit
so heiß diskutiert, dass letztendlich viel Wirbel um
(fast) nichts gemacht wurde. Die neue Logistik von Er-
satzbrennstoffen per Seeschiff oder mittels vorrangig
osteuropäischen LKW Speditionen haben sicherlich
zu einem Hype in der thermischen Verwertungsland-
schaft geführt.
Anschrift des Autors
MVW Lechtenberg Projektentwicklungs- ­
und beteiligungsgesellschaft mbH
Dammstr. 11a, 47119 Duisburg
Jahren 2009–2012 zu „Dumpingpreisen“ unterhalb der
Betriebskosten der Anlagen abgeschlossen wurden.
Die niedrigen Transportpreise per LKW von derzeit
rund 14 R/Mg vom Stadtzentrum London bis z. B. An-
lage Amsterdam sorgen für eine Vollauslastung der
niederländischen Anlagen, die zwischen 25 % bis zu
40 % der verfügbaren Anlagenkapazität über Import-
mengen decken. Seit dem 1. Januar 2015 müssen die
niederländischen Betreiber von Müllverbrennungsan-
lagen (MVA) für die angelieferten Haushalts- und Ge-
werberestabfälle Steuern in Höhe von 13 R/Mg zahlen.
Dies wird die Anlagenbetreiber kurz- und mittel-
fristig nicht behindern, da die durchschnittlichen Ab-
fallannahmepreise nur rund 50 R/Mg betragen und der
Importmarkt aufgrund der Deponiesteuern bereit ist,
diese Mehrkosten zu tragen.
Auch langfristig wird sich die Verbrennungssteuer
lt. Meinung des Verfassers nicht nachteilig auf den Ver-
brennungsmarkt in den Niederlanden auswirken, da
auch die Exportmengen an Abfällen zur Verbrennung
ab dem 01.07.2015 durch den niederländischen Gesetz-
geber mit ebenfalls 13 R/Mg besteuert werden.
Nachteilig wird sich dies jedoch kurzfristig für
grenznah gelegene bundesdeutsche Verwerter aus-
wirken, die traditionell schon immer Abfälle aus der
niederländischen Grenzregion importiert haben und
diese Mengen nun durch Importmengen aus UK / Ir-
land ersetzen werden. Somit ist auch mit einer Steige-
rung der Importmengen aus UK /Irland in die Bundes-
republik zu rechnen.
2.4 Abfallimporte gesamt
Die insgesamten Importe von Ersatzbrennstoffen (EAK
191210), sowie Sortierresten aus der mechanischen
Verarbeitung (EAK 191212) aus dem Vereinigten König-
reich sowie Irland werden kurz- und mittelfristig auf-
grund geringer Transportkosten und in bestimmten
Regionen der Bundesrepublik weiter zunehmen.
Während aus den Niederlanden die importierten
Mengen weiter reduziert werden, ist davon auszuge-
hen, dass die Mengen an importierten Abfällen zur
Abbildung 4
Importe von Ersatzbrennstoffen und Sortierresten nach Deutschland
2010–2013 (Quelle: MVW Lechtenberg & Partner)
700
600
500
400
300
200
100
0
Mengein1.000t
Importe nach Deutschland EAK 19 12 10 und 19 12 12
	Niederlande	 Großbritannien	 Irland
 2010   2011   2012   2013
649.115
0
0
316.147
15.951
0
286.675
57.253
3.070
361.844
189.933
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  • 1. Müll und Abfall  11 · 15 625 R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort Wie beeinflussen die zuneh- menden Importmengen an Ersatzbrennstoffen den Ab- fallverbrennungsmarkt in Deutschland? How the increasing quantities of imported alterna- tive fuels influence the waste incineration market in Germany Dirk Lechtenberg Zusammenfassung Seit etwa 2010 wird vermehrt von erheblichen Abfallim- porten speziell von Brennstoff aus Abfall (EAK 191210) zur thermischen Verwertung aus dem Vereinigten Königreich und Irland in die Bundesrepublik berichtet. Im nachfolgenden werden die Importe von Abfällen mit den EAK 191210 und 191212 der letzten Jahre analysiert. Dabei stellt sich heraus, dass die Abfallmengen, die aus Irland und UK im Zeitraum 2010–2014 importiert werden, zwar signifikant gestiegen sind, jedoch gerade einmal die, im Vergleichszeitraum weggefallenen, Importmengen aus den Niederlanden ersetzen. So wurden im Jahr 2013 187.000 Mg aus UK und 98.479 Mg an Brennstoffen aus Müll aus Irland eingeführt. Abstract Since around 2010 significant waste imports have been reported, especially of waste derived fuels (EAK 191210) for thermal recycling coming from the United Kingdom and Ireland to Federal Republic of Germany. Subsequently the imports of wastes with EAK 191210 und 191212 during last years are analyzed. It turns out that the amounts of waste imported from Ireland and UK during 2010–2014 increased drastically but it just compensated the diminished waste imports from the Netherlands in the same period. So were 187 000 Mg of refuse derived fuels imported from the UK and 98 479 Mg from Ireland in the year 2013. 1. Behandlungskapazität für kommunale Abfälle in der Bundesrepublik Deutschland Die Gesamtkapazität zur Behandlung von kommuna- lem Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeab- fällen betrug in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2012 laut ITAD etwa 32,3 Mio. Mg. Dies sind etwa 24,7 Mio. Mg Verbrennungskapazität, etwa 5 Mio. Mg Behandlungskapazität in mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen und 2,6 Mio. Mg Mitver- brennungskapazität in industriellen Prozessen oder Kraftwerken. Demgegenüber stand 2012 ein Aufkommen an kom- munalen Siedlungs- und Gewerbeabfällen in Höhe von 27,8 Mio. Mg. Hinzu kommt eine MBA-Output-Menge von 2,5 Mio. Mg, gesamt also 30,3 Mio. Mg Abfälle, was einer verfügbaren Behandlungsüberkapazität von etwa 2 Mio. Mg entspricht. Speziell in den östlichen Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg) wurde in den Jahren 2011–2012 von saisonalen Versorgungsengpässen bei Verbrennungsanlagen berichtet, die zu einem Rück- gang der Abfallannahmepreise auf dem Spotmarkt geführt haben. Auch in anderen Bundesländern, wie z. B. Nord- rhein-Westfalen wurde über Überkapazitäten disku- tiert. So sollten im Rahmen des geplanten Abfallwirt- schaftsplans in Nordrhein-Westfalen Vorschläge erar- beitet werden, wie die Anlagenkapazitäten gedrosselt werden können. Damit will das nordrhein-westfälische Umweltministerium erreichen, dass die Anlagenaus- lastung mit Mengen von öffentlich-rechtlichen Entsor- gungsträgern (örE) steigt. Derzeit liege die Auslastung bei 60 Prozent, heißt es im Entwurf des Abfallwirt- schaftsplans; bis zum Jahr 2020 soll der Anteil 75 Pro- zent betragen. Der BDE Regionalverband West hat entsprechende Vorschläge und Szenarien entwickelt, die darauf hinzielen, von den 16 Müllverbrennungsan- lagen bis zu 7 Anlagen in NRW stillzulegen. Auch im Bundesland Hamburg wird offen über Ka- pazitätsabbau in der thermischen Abfallbehandlung nachgedacht. Im Zuge des Ausstieges der Vattenfall Europe New Energy GmbH (VEN), bei der die Stadtreini- gung Hamburg die MVB Müllverwertung Borsigstraße“ erworben hat, wird die Müllverbrennungsanlage Stel- linger Moor stillgelegt. 1973 in Betrieb genommen, verfügte die Anlage über zwei Verfahrenslinien mit ei- nem Abfalldurchsatz von derzeit etwa 11 t/h pro Linie, bei einem Heizwert von etwa 10,5 MJ/kg, entsprechend einer Jahreskapazität von etwa 180.000 Mg/ anno1 die jetzt vom Netz genommen werden. 1.1 Überkapazität – Definition und Ausblick In Fachkreisen wird über eine Überkapazität in der Behandlung von Siedlungsabfällen in der Bundesrepu- blik Deutschland diskutiert. Haben wir wirklich eine Überkapazität oder han- delt es sich nur um regionale und saisonale Überkapa- zitäten bzw. eine Kombination dieser Faktoren, die zu dieser Diskussion führt? 1.1.1 Steigerung des gesamten Abfallaufkommens Bei näherer Betrachtung sehen wir eine kontinuier- liche Steigerung des Abfallaufkommens in der Bun- desrepublik. So ist das gesamte Abfallaufkommen von 2006 bis 2012 um rund 7,6 Mio. Mg von 372.906 Mio. Mg auf 380.576 Mio. Mg gestiegen. Der Anteil des Siedlungsabfälle (ges.) ist um rund 3 Mio. Mg von 46,95 Mio. Mg auf 49,75 Mio. Mg gestiegen.2 1.1.2 Heizwertsteigerung Die Kapazität thermischer Abfallverwertungsanlagen wird in der Regel durch den Heizwert der einzuset- zenden Abfälle definiert. Viele ältere, klassische Haus- 1 „Vierzig Jahre MVA Stellinger Moor – Betriebserfahrungen, ener- getische Optierungen und Potentiale“ – Jens Niestroj und Rüdiger Siechau 2 https://www.destais.de/ Dirk Lechtenberg ist Gründer und Ge- schäftsführer der Bera- tungsgesellschaft MVW Lechtenberg & Partner
  • 2. 626 Müll und Abfall  11 · 15 R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort Bundesländern durchgeführt hat. Insgesamt nannten die zuständigen Behörden 748 örE (einschließlich Zweckverbände), die für die Einführung der Biotonne zuständig sind. Davon haben den Angaben zufolge 651 Kreise oder Städte die Biotonne vor dem 1. Januar 2015 eingeführt. In 97 Städten und Kreisen fehlt sie noch. Durch die Entnahme des Bioabfalls aus dem Restmüll resultiert eine Steigerung des Heizwertes der Abfälle. Im Rahmen einer Umfrage durch MVW Lechtenberg im Jahre 2013, wurde der Heizwert der Abfallanliefe- rungen von 22 Abfallverbrennungsanlagen ermittelt. Dazu zählten 10 klassische Müllverbrennungsanlagen die vorrangig über längerfristige Anlieferungsverträge mit kommunalen Auftraggebern verfügen, sowie 12, nach 2004 gebaute Anlagen, die zu rund 40 % mit Ge- werbeabfällen beliefert werden. Der durchschnittliche Heizwert der Abfallanliefe- rungen an die klassischen Abfallverbrennungsanlagen betrug im Jahre 2013 10,2 MJ/Kg, der durchschnittliche Heizwert der neueren Anlagen lag bei 12,4 MJ/Kg. Bedingt durch den höheren Heizwert der angelie- ferten Abfälle wird das Durchsatzvolumen der Anla- gen reduziert. Eine Reduzierung des Schüttgewichtes (durch weni- ger Aschenanteile, Stein/Porzellananteile und höhere Kunststoffanteile) und damit Steigerung des Heizwer- tes von Siedlungsabfall ist ebenfalls historisch belegt. Erhöhung des Heizwertes im Siedlungsabfall ist seit einigen Jahrzehnten dokumentiert, u. a. durch Koch & Seeberger 1986. 1.1.3 Anlagenrückbau Perspektivisch ist davon auszugehen, dass die derzei- tigen Überkapazitäten für Siedlungsabfälle in den nächsten Jahren zusätzlich durch den Rückbau von mechanisch biologischen Abfallbehandlungsanlagen und Umbau zu Bioabfallbehandlungsanlagen abge- baut werden. Von derzeit 64 mechanisch biologischen Abfallbe- handlungsanlagen mit einer Kapazität von rund 6 Mio. Mg/anno und ca. 2,5 Mio. Mg/anno an Restabfällen zur thermischen Behandlung werden nach jetzigen Kennt- nissen ca. 20 Anlagen in den nächsten 3–4 Jahren zu rein biologischen Abfallbehandlungsanlagen umkon- zeptioniert. Es ist daher davon auszugehen, dass die direkten Siedlungsabfallanlieferungen an thermische Verwertungsanlagen erhöht werden, damit Überkapa- zitäten weiter abgebaut werden, zumindest aber der Bioabfallentzug im Siedlungsabfall dadurch kompen- siert wird. Daher geht der Autor davon aus, dass die vorhande- nen Überkapazitäten bis zum Jahre 2018 und folgend durch Stilllegungen alter Anlagen, durch eine weiter- gehende Heizwertsteigerung (und damit Reduzierung des Abfalldurchsatzes) sowie durch den Wegfall von einigen mechanisch-biologischen Abfallbehandlungs- kapazitäten abgebaut wird. 2. Abfallimporte In der Zeitreihe „notifizierungspflichtige Abfälle“ des Umweltbundesamtes werden die Abfallimporte in die Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Aus der nachfolgenden Tabelle ist zu entnehmen, dass die müllverbrennungsanlagen sind für einen Heizwert der einzusetzenden Abfälle von unterhalb 10 MJ/kg ausgelegt. In den 70 er Jahren betrug der Heizwert des gemischt gesammelten Siedlungsabfalls in der Regel unterhalb 8 MJ/kg, so dass ältere Anlagen für Heiz- werte dementsprechend ausgelegt wurden. So wurde als Beispiel die MVA „Stellinger Moor“ mit einem Aus- legungsheizwert von 6,3 MJ/kg errichtet.3 In den letzten Jahren zeigt sich, dass der Heizwert der angelieferten Abfälle einer Steigerung unterliegt, die zum einen aus geänderten rechtlichen Rahmen- bedingungen resultiert, zum anderen aus einer geän- derten Versorgungsstruktur der Verbrennungsanlagen herzuführen ist. Rechtliche Änderungen sind u. a. die Einführung der Biotonne. Bioabfälle sind „spätestens ab dem 1. Ja- nuar 2015 getrennt zu sammeln“. Die überwiegende Mehrheit der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträ- ger (örE) in Deutschland hat die Biotonne rechtzeitig zum Jahresbeginn eingeführt. Das belegt eine Um- frage, die das Newsletter Magazin „320°“ in allen 16 3 „Vierzig Jahre MVA Stellinger Moor – Betriebserfahrungen, ener- getische Optierungen und Potentiale“ – Jens Niestroj und Rüdiger Siechau Abbildung 1 Zeitliche Entwicklung der Hausmüllzusam- mensetzung in Stutt- gart (Quelle: Koch & Seeberger 1986) Abbildung 2 Grenzüberschrei- tende Verbringun- gen von Abfällen, 1995–2012 (Quelle: Umweltbundesamt) 350 300 250 200 150 100 50 0 Feinabfall (z.B. Sand, Asche) organische Küchenabfälle Glas Metall Kunststoff Steine, Ton, Porzellan Holz, Leder, Gummi, grobe Pappe, Knochen Papier, Feinpapier 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 spezifischesAbfallgewicht (kg/Einw.xJahr) 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Menge[MillionenTonnen] Jahr  Import  Export  Transit
  • 3. Müll und Abfall  11 · 15 627 Im Jahre 2010 verfügten diese Anlagen über eine Überkapazität von rund 1,7 Mio. Mg/anno, die seit Be- ginn der Importe aus dem Vereinigten Königreich und Irland vollständig ausgelastet wird. Die Anlagenbetrei- ber speziell in Seehafennähe (Amsterdam, Rotterdam) erzielen, aufgrund der niedrigen LKW Transportpreise Annahmepreise, die oberhalb der Spotmarktpreise in den Niederlanden liegen und zum Teil höher liegen als die kommunalen Ausschreibungsmengen, die in den importierten Abfallmengen im Zeitraum 2009–2012 um rund 1,5 Mio. Mg/anno reduziert wurden. Auch die aktuell vorliegenden Zahlen des Umweltbundesamtes für die Importmenge notifizierungspflichtiger Abfälle weisen für 2013 nur eine Menge von 5,86 Mio. Mg aus. Dies ist eine Reduzierung von 1,7 Mio. Mg/anno zum Vergleichszeitraum 2009. 2.1 Abfallimporte aus dem Vereinigten Königreich (UK) Bedingt durch eine ratierliche Erhöhung der „Landfill Levy“ (Deponiesteuer) auf zurzeit 64GBP / je MG (89 R/ bei einem Umrechnungskurs von 1,4 R je GBP) abgela- gerter Abfall Behandlungskapazität für kommunale Abfälle im vereinigten Königreich, hat sich die Menge an Ersatzbrennstoffen (EAK 101210 und 191212) signi- fikant von 8.500 Mg im Jahre 2010 auf 1,79 Mio Mg im Jahre 2013 erhöht. Mit rund 26,5 Mio. Mg an Siedlungsabfällen im Vereinigten Königreich (inkl. England, Schottland und Wales) fehlen derzeit rund 15 Mio. Mg an thermischen sowie mechanisch biologischen Aufbereitungsanla- genkapazität. Aufgrund komplizierter und dadurch langwieriger Genehmigungsverfahren, ist die Errichtung größerer Infrastrukturprojekte, wie z. B. Waste-to-Energy Anla- gen problematisch. Zudem werden Ausschreibungen für die Siedlungsabfallverwertung in der Regel nur im Rahmen kurz- und mittelfristiger Verträge (bis zu 10 Jahren) vergeben. Daher ist die Finanzierung derartiger Waste-to- Energy Projekte problematisch, so dass aufgrund dieser fehlenden Aufbereitungskapazitäten für Sied- lungs- und andere Abfälle davon auszugehen ist, dass die Exportmengen auch in den nächsten 5–8 Jahren ähnlich hoch ausfallen werden. Im Jahre 2010 wurden keinerlei Abfälle mit den EAK 191210 und 191212 aus dem vereinigten Königreich in die Bundesrepublik importiert; dagegen betrug die Menge im Jahr 2013 schon 178.845 Mg und 2013 bereits 479.996 Mg. 2.2 Abfallimporte aus Irland Auch in der Republik Irland hat die Einführung einer Deponiesteuer bei nicht vorhandenen Abfallverwer- tungskapazitäten zu einer erheblich gesteigerten Exportmenge an Ersatzbrennstoffen geführt. Wurden im Jahre 2012 nur 3070 Mg Ersatzbrennstoffe (eine Schiffsladung) aus Irland nach Deutschland expor- tiert, so wurde diese Menge im Jahr 2013 auf 98.479 Mg gesteigert. 2.3 Abfallimporte aus den Niederlanden Die Niederlande waren in den vergangenen zwei Jahrzehnten eines der Haupt Exportländer für Abfälle zur Verwertung in die Bundesrepublik Deutschland. Wurden im Jahre 2010 rund 650.000 Mg an den Ersatz- brennstoffen und Sortierresten aus den Niederlanden in die Bundesrepublik eingeführt, so ist diese Menge in 2013 um rund die Hälfte auf 361.000 Mg zurückge- gangen. In den Niederlanden sind 13 thermische Abfallbe- handlungsanlagen mit einer Jahreskapazität von rund 7,7 Mio. Mg vorhanden. Abfälle aus Haushalten (Mio. Tonnen) 2010 2011 2012 Großbritannien 27,1 26,8 26,5 England 22,1 22,2 22,0 Schottland 2,8 2,5 2,4 Wales 1,3 1,3 1,3 Nordirland 0,8 0,8 0,8 Gesamte Haushaltsausgaben in Groß- britannien in GBP (2012 Preise) 26.385,0 25.828,0 25.428,0 Tabelle 3 Abfälle aus Haushalten (Mio. Tonnen) und Haushaltsausgaben (2012 Preise) in Großbritannien, 2010–2012 (Quelle: Digest of Waste and Re- source Statistics – 2015 Edition) 2010 2011 2012 2013 Export von Ersatzbrennstoffen (RDF) 8.529 250.234 960.861 1.799.425 Tabelle 1 Export von Ersatzbrennstoffen (RDF) aus England und Wales, 2010– 2013 (Quelle: Digest of Waste and Resource Statistics – 2015 Edition) Art der Anlage Maßeinheit Großbritannien England Energierückgewinnung Anzahl der Anlagen 27 13 Davon bestimmt für Sied- lungsabfall Behandlung – – Kapazität (000t/a) 2,893 2,111 Verbrennung Anzahl der Anlagen 87 65 Kapazität (000t/a) 8,385 7,992 Verwertung andere als Energierück- gewinnung (Deponiebau inklusive) Anzahl der Anlagen 3.542 1.895 Zugelassene Kapazität Deponierung Anzahl der Anlagen 594 478 Restliche Kapazität (m3 ) 633.203 505.438 Tabelle 2 Anzahl und Kapazität von Anlagen für Endbehandlung von Müll in Groß- britannien und England, 2012 (Quelle: Digest of Waste and Resource Statistics – 2015 Edition) Abbildung 3 Abfälle aus Haushalten in Großbritannien, 2010–2012 (Quelle: Digest of Waste and Resource Statistics – 2015 Edition) 60 50 40 30 20 10 0 Mio.Tonnen 2010 2011 2012  Großbritannien   England   Schottland   Wales   Nordirland
  • 4. 628 Müll und Abfall  11 · 15 R U B R I Z I E R U N G - Artikelkennwort thermischen Verwertung aus Irland und dem Verei- nigten Königreich zunehmen werden. Aufgrund des zu erwartenden, weiteren Wegfalls der Importmengen aus den Niederlanden, werden die Importmengen aus den „neuen Ursprungsländern“ Irland und dem Vereinigten Königreich jedoch zu keiner Erhöhung der insgesamten Ersatzbrennstoffimportmengen führen, sondern diese nur regional ersetzen. 3. Destinationen der Abfallimporte in Deutschland Destinationen der Abfallimporte waren zu Beginn der Abfallimporte aus UK und Irland in erster Linie die thermischen Verwertungsanlagen die logistisch begünstigt entweder in Hafennähe (bei Anlieferung ballierter Ersatzbrennstoffe per Seeschiff) oder in den westlichen Bundesländern ansässig sind. So waren die Erstimporteure die Waste-to-Energy Anlagen in Bremen (SWB), sowie die Papierfabrik in Weener in Grenznähe zu den Niederlanden. Das vereinigte Königreich ist ein Nettoimport- land – daher ist eine massive Logistiküberkapazität an Transporten aus dem Königreich zurück nach Europe (vorrangig über die Niederlande) vorhanden. Bedingt durch die massiv gefallenen LKW Diesel- preise bieten vorrangig osteuropäische Speditionsun- ternehmen sogenannte Rücktransportpreise aus dem Königreich in die Bundesrepublik an, die erheblich unter üblichen Logistikkosten liegen. So kostet ein LKW Transport aus dem Stadtzentrum London bis in die Mitte Deutschlands, z. B. nach Magdeburg nur 32 R/ Mg ballierter Abfall. Ersatzbrennstoffimporte aus UK per Seeschiff in die Bundesrepublik sind zwischenzeitlich aufgrund der günstigen Logistikkosten per LKW auf die Straße verlegt. Nur die Importmengen aus Irland werden per Seeschiff nach Bremen sowie Hamburg und geringe Mengen nach Sachsen-Anhalt im Kombiverkehr trans- portiert. 4. Zusammenfassung Die Importe an Ersatzbrennstoffen haben sich in den letzten Jahren mehr oder weniger auf einem gleichen Niveau bewegt. Die bisherigen „klassischen Import- mengen“ und auch Kundenbeziehungen aus den Niederlanden in die grenznahen westlichen Bundes- länder sind über Jahrzehnte hinweg gewachsen und als Bestandteil der bundesdeutschen Entsorgungsland- schaft akzeptiert. Die „neuen“ Ersatzbrennstoffmengen aus den Im- portländern Irland und dem Vereinigten Königreich wurden in der Fachpresse und auch Öffentlichkeit so heiß diskutiert, dass letztendlich viel Wirbel um (fast) nichts gemacht wurde. Die neue Logistik von Er- satzbrennstoffen per Seeschiff oder mittels vorrangig osteuropäischen LKW Speditionen haben sicherlich zu einem Hype in der thermischen Verwertungsland- schaft geführt. Anschrift des Autors MVW Lechtenberg Projektentwicklungs- ­ und beteiligungsgesellschaft mbH Dammstr. 11a, 47119 Duisburg Jahren 2009–2012 zu „Dumpingpreisen“ unterhalb der Betriebskosten der Anlagen abgeschlossen wurden. Die niedrigen Transportpreise per LKW von derzeit rund 14 R/Mg vom Stadtzentrum London bis z. B. An- lage Amsterdam sorgen für eine Vollauslastung der niederländischen Anlagen, die zwischen 25 % bis zu 40 % der verfügbaren Anlagenkapazität über Import- mengen decken. Seit dem 1. Januar 2015 müssen die niederländischen Betreiber von Müllverbrennungsan- lagen (MVA) für die angelieferten Haushalts- und Ge- werberestabfälle Steuern in Höhe von 13 R/Mg zahlen. Dies wird die Anlagenbetreiber kurz- und mittel- fristig nicht behindern, da die durchschnittlichen Ab- fallannahmepreise nur rund 50 R/Mg betragen und der Importmarkt aufgrund der Deponiesteuern bereit ist, diese Mehrkosten zu tragen. Auch langfristig wird sich die Verbrennungssteuer lt. Meinung des Verfassers nicht nachteilig auf den Ver- brennungsmarkt in den Niederlanden auswirken, da auch die Exportmengen an Abfällen zur Verbrennung ab dem 01.07.2015 durch den niederländischen Gesetz- geber mit ebenfalls 13 R/Mg besteuert werden. Nachteilig wird sich dies jedoch kurzfristig für grenznah gelegene bundesdeutsche Verwerter aus- wirken, die traditionell schon immer Abfälle aus der niederländischen Grenzregion importiert haben und diese Mengen nun durch Importmengen aus UK / Ir- land ersetzen werden. Somit ist auch mit einer Steige- rung der Importmengen aus UK /Irland in die Bundes- republik zu rechnen. 2.4 Abfallimporte gesamt Die insgesamten Importe von Ersatzbrennstoffen (EAK 191210), sowie Sortierresten aus der mechanischen Verarbeitung (EAK 191212) aus dem Vereinigten König- reich sowie Irland werden kurz- und mittelfristig auf- grund geringer Transportkosten und in bestimmten Regionen der Bundesrepublik weiter zunehmen. Während aus den Niederlanden die importierten Mengen weiter reduziert werden, ist davon auszuge- hen, dass die Mengen an importierten Abfällen zur Abbildung 4 Importe von Ersatzbrennstoffen und Sortierresten nach Deutschland 2010–2013 (Quelle: MVW Lechtenberg & Partner) 700 600 500 400 300 200 100 0 Mengein1.000t Importe nach Deutschland EAK 19 12 10 und 19 12 12 Niederlande Großbritannien Irland  2010   2011   2012   2013 649.115 0 0 316.147 15.951 0 286.675 57.253 3.070 361.844 189.933 99.111