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Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 1
Technisches Forum Sicherheit
16. Sitzung am 7.3.2013 in Brugg AG
Fachsitzung zum Thema Rückholung
Detlef Appel
PanGeo - Geowissenschaftliches Büro, Hannover
Position der EKRA zur Rückholbarkeit von Abfällen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 2
Position der EKRA zur Rückholbarkeit
Inhalt
• Begriffe
• Vorgeschichte EKRA (Energie-Dialog Entsorgung)
• EKRA - Mandat, Arbeitsweise, Berichte
• EKRA - Generelles Vorgehen
• EKRA - Warum Reversibilität / Rückholbarkeit / Rückholung?
• EKRA - Beurteilungskriterien Konzeptentwicklung
• EKRA - Vergleich von Lageroptionen
• EKRA - Lagerphasen geologisches Tiefenlager
• EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager
• EKRA - Verschlussoptionen
• EKRA - Aspekte der Rückholbarkeit
• Resümee Rückholbarkeit
• Resümee geologische Tiefenlagerung
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 3
Aktive Sicherheit*)
im Wesentlichen zu gewährleisten durch technische
Barrieren (z.B. Bauwerk, Behälter) und Maßnahmen
zur Aufrechterhaltung des geforderten Sicherheits-
niveaus (Überwachung des Endlagersystems, Wartung
und Reparatur der technischen Barrieren, …)
Passive Sicherheit*)
im Wesentlichen zu gewährleisten durch wartungsfreie
geologische Barriere(n) und geotechnische Barrie-
ren (Verfüllung, Versiegelung) zur Begrenzung /
Beseitigung von durch Bau und Betrieb des Endlagers
verursachten Funktionsdefiziten der geologischen
Barriere
Begriffe
*)
Sicherheit bedeutet hier im Wesentlichen Langzeitsicherheit; die zu betrach-
tende Zeitspanne ist vom Abfalltyp abhängig)
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 4
Reversibilität Option zur Rückgängigmachung einer bestimmten Ent-
scheidung (ihrer Umsetzungskonsequenzen) innerhalb
eines Entscheidungsprozesses oder des Entscheidungs-
prozesses insgesamt
Rückholbarkeit Technische Option, Abfall aus einem geologischen
Tiefenlager / Endlager zurückzuholen (z.B. durch
"Umkehrung" der Einlagerungstechnik)
Rückholung tatsächliche Rückholung von Abfall aus einem
geologischen Tiefenlager / Endlager
"Erleichterte Rückholung" - Rückholung mit geringem
Aufwand (solange Einlagerungsbereiche, Zugangsstrecken
usw. nicht endgültig verfüllt sind)
Bergung Rückholung von Abfall aus einem geologischen Tiefen-
lager / Endlager im Havariefall
Begriffe
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 5
Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998)
Auftraggeber: Bundesrat Moritz Leuenberger (UVEK)
• Präsident: Hans Ruh
• Anlass: anstehende Revision Kernenergiegesetz
• Teilnehmer
- Kernkraftwerksbetreiber
- Nagra
- nationale / kantonale Umweltorganisationen
- betroffene Bundesämter
- weitere
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 6
Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998)
Auftrag
• Grundsatzfragen beantworten, insbesondere
- Vor- und Nachteile der Endlagerung und der kontrollierten Langzeit-
lagerung
- Vor- und Nachteile der Wiederaufarbeitung und der direkten Endlagerung
• technische, rechtliche und finanzielle Fragen der nuklearen Entsorgung
beantworten, insbesondere
- Rückholbarkeit und Kontrollierbarkeit der Abfälle in einem Endlager
- Verschluss eines Endlagers
- Verantwortlichkeit und Haftung in ferner Zukunft bei der Lagerung von
Abfällen mit langer Halbwertszeit;
- Sicherstellung der Finanzierung der nuklearen Entsorgung
⇒ Erarbeitung von Konsensvorschlägen für Revision Kernenergiegesetz
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 7
Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998)
Ergebnisse / Dissens
• Zukunft der Kernenergienutzung
• Betriebsdauer KKW >30 Jahre: Sicherheit <> fakultatives Referendum
• Abgebrannte Brennelemente: Wiederaufarbeitung <> Direkte (End)Lagerung
• Lager SMA (Wellenberg)
• zu verfolgendes Lagerkonzept: Endlager oder "kontrolliertes
Langzeitlager" (mit Möglichkeit der Rückholung von Abfällen)
⇒ Keine Konsensvorschläge für Revision Kernenergiegesetz
⇒ im Schlussbericht des Vorsitzenden Vorschläge zur Überbrückung der
unterschiedlichen Positionen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 8
Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998)
Ergebnisse / Konsens
• Entsorgungskosten sicherstellen
• Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke einrichten
• Haftung regeln (Standortkanton / -gemeinde von Haftung ausnehmen)
• KKW-Neubau: Fakultatives Referendum
• Lager HAA: Konzept kontrolliertes und rückholbares Langzeitlager auf
Erkenntnisstand entsprechend Endlager bringen
Vorschläge Ruh im Schlussbericht (1998)
• Betriebsdauer KKW: Verlängerung ≤10 a: Bundesrat entscheidet /
Verlängerung >10 a: Volksentscheid
• Wellenberg: NAGRA verfolgt Projekt weiter / Rahmenbewilligung bleibt sistiert /
Sondierstollen
• Studie zur Vertiefung der Option kontrollierte und rückholbare Langzeit-
lagerung und Vergleich verschiedener Lageroptionen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 9
EKRA - Mandat (Juni 1999)
Die "Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle" (EKRA) er-
arbeitet die Grundlagen für einen Vergleich der Entsorgungskonzepte für
radioaktive Abfälle. Sie untersucht und vergleicht insbesondere die geologi-
sche Endlagerung, die kontrollierte und rückholbare Langzeitlagerung
und die Zwischenlagerung unter den Aspekten:
• Aktive und passive Sicherheit
• Überwachung und Kontrolle
• Rückholbarkeit
In einem technische und gesellschaftliche Fragen darstellenden Bericht
fasst die EKRA die gewonnenen Resultate sowie ihre Schlussfolgerungen
und Empfehlungen zu Handen des UVEK zusammen.
Auftraggeber: Bundesrat Moritz Leuenberger (UVEK)
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 10
EKRA - Arbeitsweise
• 7 Arbeitssitzungen (1999 - 2000)
• Hearings mit
- Behörden (BFE, HSK)
- Umweltorganisationen (Greenpeace, MNA, SES)
- Nagra / GNW
• Berichterstellung
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 11
EKRA - Berichte
Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (Januar 2000)
• Analyse der Entsorgungssituation
• gesellschaftliche Erwartungen an Entsorgung und ihre Konsequenzen
• ethische und sicherheitstechnische Grundlagen
• Entwicklung Kontrollierte geologische Langzeitlagerung
• Vergleich von Lageroptionen
Beitrag zur Entsorgungsstrategie für die radioaktiven Abfälle der
Schweiz (Oktober 2002)
• Rechtslage
• Entsorgungsprogramm
• Dialog und Partizipation
• Forschung
• Organisation der Entsorgung
• Finanzierung
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 12
EKRA - Generelles Vorgehen
• Definition der Randbedingungen für die sichere Lagerung radioaktiver Abfälle
• Darstellung der wichtigsten (diskutierten / verfolgten) Lagerkonzepte
• Entwicklung der kontrollierten geologischen Langzeitlagerung (KGL)
• Vergleichende Beurteilung der Lagerkonzepte
- Oberflächen-Dauerlagerung ("Hüten")
- Oberflächen-Langzeitlagerung
- Oberflächen-Endlagerung
- Tiefen-Dauerlagerung
- Geologische Endlagerung
- Kontrollierte geologische Langzeitlagerung (⇒ geologische Tiefenlagerung)
! Sicherheitstechnische Diskussion überwiegend auf strategischer Ebene
⇒ Keine Detailregelung (Mandat, Zeit)
⇒ Detaildiskussion in Berichten 2000 und 2002 dient vor allem der Absiche-
rung der strategischen Überlegungen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 13
EKRA - Warum Reversibilität / Rückholbarkeit / Rückholung?
Mögliche Gründe für Rückholung von Abfällen aus einem Lager
Sicherheit
Störfall oder ungenügendes Verhalten, so dass beispielsweise die Behörden
keine Genehemigung für den Verschluss erteilen
Testbetrieb
Rückholung aus einem Testlager, Teilvalidierung von Modellen
Abfallbehandlung
Wiederverwendung von Ressourcen, Abtrennung und Transmutation, neue
Verfestigungstechnologie
Umlagerung / neues Lager
"verbessertes" Lagerkonzept, internationale Lösung
Andere Nutzung des Untergrunds
Rohstoff, Tunnelbau etc.
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 14
"Aktuelle" Argumente für Rückholbarkeit
Reaktionsmöglichkeit, falls sich der Endlagerstandort (nach
Abfalleinlagerung) als ungeeignet erweist ?
durch In-situ-Untersuchung / Beobachtung Verständnis über
Endlagersystem und damit Qualität des "Nachweises der
Langzeitsicherheit" verbessern
(!)
auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren ?
auf bessere Entsorgungsstrategie, insbesondere Abtrennung
und Transmutation (P & T), warten ?
Gerechtigkeit /Fairness: Handlungsspielraum künftiger
Generationen ?
Nachhaltigkeit: Spätere Verwertung bestimmter Abfälle
erleichtern ?
Demokratische Teilhabe an Entsorgungsentscheidungen ?
Akzeptanzförderung ! / ?
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 15
EKRA - Beurteilungskriterien Konzeptentwicklung
Sicherheit für Mensch und Umwelt (Sicherheit hat Vorrang)
⇒ kurz- und mittelfristig: auch aktiv durch technische Barrieren und Mass-
nahmen
⇒ "auf Dauer": nur passiv durch geologische Barriere(n) / Wirtgestein, geo-
technische Barrieren zur )
• Handlungsspielraum für alle betroffenen Generationen und Gerechtigkeit
zwischen Bevölkerungsschichten, -gruppen und Generationen (Fairness)
• Einhaltung Verursacherprinzip
⇒ heute Entsorgungskonzept entwickeln / einvernehmlich umsetzen
• Individuelle und gesellschaftliche Akzeptanz
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 16
EKRA - Sicherheitsbereiche
Sicherheitsgewährleistung aktiv (Überwachung, Wartung, Reparatur)
Arbeitssicherheit
Ziel: Schutz der Arbeitnehmer / Arbeitnehmerinnen
Umfasst: Konventionelle Arbeitssicherheit und Strahlenschutz
Störfallsicherheit
Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor akuten, nicht bewusst
herbeigeführten Ereignissen
Umfasst: Konventionelle Störfallsicherheit und Strahlenschutz gegenüber
internen Ereignissen, wie Brand, Explosion, Verpuffung, Einsturz
externen Ereignissen, wie Erdbeben, Meteoriteneinschlag,
meteorologische Ereignisse, Überschwemmung, Flugzeugabsturz
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 17
EKRA - Sicherheitsbereiche
Sicherung
Ziel: Schutz vor bewussten menschlichen Einwirkungen
Umfasst: Sicherheit vor Sabotage und weiteren Einwirkungen Dritter
Sicherheit vor Emissionen
Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor chronischen Einwirkungen
während des Betriebs einer Anlage
Umfasst: konventionellen Imissionsschutz und Strahlenschutz für nicht beruflich
Exponierte, auch bei unbeabsichtigtem, chronischem Austritt radioak-
tiver Stoffe aus dem Lager
Sicherheitsgewährleistung passiv (Wirtgestein, geotechnische Barrieren)
Langzeitsicherheit
Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor chronischen Einwirkungen nach
Beendigung des Betriebs
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 18
EKRA - Vergleich von Lageroptionen
nach EKRA 2000
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 19
EKRA - Vergleich von Lageroptionen
• (passive) Langzeitsicherheit nicht erreichbar bei Zwischenlagern jeden Typs,
Lagern an der Erdoberfläche, tiefen Dauerlagern
• nur geologische Endlagerung entspricht den Anforderungen an die (passive)
Langzeitsicherheit
⇒ gleich Endlagerung / irgendwann Überführung eines jeden Lagers in geo-
logisches Endlager
• gesellschaftlichen Forderungen an die Abfalllagerung betreffen Reversibilität
(Rückholbarkeit von Abfällen) und demokratische Mitsprache (Rückholung)
⇒ EKRA-Konzept der kontrollierten geologischen Langzeitlagerung
(⇒ geologische Tiefenlagerung) verbindet geologische Endlagerung
(passiv) mit Reversibilität / Rückholbarkeit und Lagerbeobachtung
(aktiv)
Offene Fragen
- Sicherheitsaspekte (Wechselwirkungen zwischen Teillagern <> Übertragbarkeit
von Befunden / Phase aktiver Sicherheitsgewährleistung)
- Übergang kontrollierte geologische Langzeitlagerung / geologische Endlagerung
(Wer entscheidet? Auf Grundlage welcher Kriterien?)
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 20
EKRA - Lagerphasen geologisches Tiefenlager
• Erkundungs- und Planungsphase
• Bauphase
• Betriebs- und Beobachtungsphase
- Testen / Einlagern und Verfüllen (Hauptlager: sektorenweise Überführung
aktiv  passiv)
- Beobachten (Überwachung / Kontrolle) im wesentlichen im Pilotlager
- endgültiger Verschluss des Lagers, wenn Ziele erreicht
• Nachverschlussphase
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 21
EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager
Testlager (KEV ⇒ Testbereiche) [Felslabor / UTL]
• Bestätigung der Standortwahl und der Machbarkeit des Tiefenlagers durch
Nachweis der geforderten sicherheitstechnischen Eigenschaften des Endlager-
systems
• Überprüfung des Sicherheitsnachweises für Bau- und Betriebsbewilligung
vor Inbetriebnahme Tiefenlager
• Demonstration der Fähigkeit
- Verfüllmaterial einzubringen und zu entfernen
- Abfallgebinde einzulagern und zurückzuholen
während Betrieb Tiefenlager
• Erprobung der Versiegelung von Kavernen und Stollen
• Nachweis deren Funktionstüchtigkeit
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 22
EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager
Hauptlager (Endlager)
• schrittweise ("kavernenweise") Auffahrung des Lagers, Einlagerung der Abfälle,
Verfüllung und Verschluss der Kavernen
• Zugang zum Hauptlager bis zum endgültigen Verschluss des Tiefenlagers
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 23
EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager
Pilotlager
• Überwachung (Monitoring): Langzeitverhalten Endlagersystem, insbeson-
dere der Abfälle (Wechselwirkungen mit Nahfeld, Wirtgestein)
• "Verifizierung": prognostische Annahmen zum Langzeitverhalten des
Tiefenlager zur Absicherung des Sicherheitsnachweises
• Erkennung: (unerwartete) ungünstige Systementwicklung
⇒ Übertragbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse auf Hauptlager
⇒ Entscheidungsgrundlage
- endgültiger Verschluss des Tiefenlagers
- Reparaturmassnahmen o.ä.
- Rückholung von Abfällen aus Pilot- und Hauptlager
? Wer entscheidet ? Kriterien ? Was ist zu messen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 24
EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager
nach EKRA
(2000)
Lagerzustand Betriebs- und Beobachtungsphase
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 25
EKRA - "Verschlussoptionen"
• Normaler Lagerverschluss
wenn Überwachung des Endlagersystems und Absicherung der Prognosen im
Pilotlager die erwarteten Ergebnisse zeigen und keine unerwartete ungünstige
Systementwicklung beobachtet wird
• Schnellverschluss
für den Fall aussergewöhnlicher Entwicklungen, die zur Beeinträchtigung der
Sicherheit (insbesondere Langzeitsicherheit) führen (können)
• Selbstverschluss
für den Fall aussergewöhnlicher Ereignisse oder Entwicklungen, auf die nicht
mit geeigneten Gegenmassnahmen reagiert wird
• Temporärer Verschluss während der Betriebsphase (ENSI-G03)
schnell umsetzbar in gesellschaftlichem Krisenfall, reversibel
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 26
EKRA - Rückholbarkeit und Lagerzustände
sehr leichte Rückholbarkeit
Abfallbehälter in offenen Lagerkavernen gestapelt oder versenkt, Zugänge offen
⇒ Abfallrückholung mit denselben Techniken wie Einlagerung, nur
"umgekehrt"
leichte Rückholbarkeit
Hohlräume zwischen Abfallbehältern und Wirtgestein verfüllt, Lagerkavernen
versiegelt, Zugänge offen
⇒ konventionelle Fördertechniken, Verfüllmaterial (Bentonit / Betonit-
gemische [HAA] / Mörtel [SMA]) kann leicht ausgefräst werden
Rückholbarkeit mit erhöhtem technischem und finanziellem Aufwand
Hohlräume zwischen Abfallbehältern und Wirtgestein verfüllt, Lagerkavernen
verfüllt und versiegelt, Zugänge verschlossen und versiegelt
⇒ Zugang zum Lager mittels Untertagebautechniken,
⇒ im Lager Bergbautechniken, wie etwa im Uranabbau (auch Roboter)
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 27
EKRA - Rückholbarkeit und Verfüllung
Rückholbarkeit ist Teil der Forderung nach Reversibilität. Rückholung
kann durch planerische Massnahmen erleichtert werden. Solche Massnahmen
erhöhen allerdings das Risiko eines nicht gewollten Zugriffs auf das Lagergut.
Um den Zutritt von Wasser an die Abfälle und die Freisetzung von Schadstof-
fen in die Umgebung zu vermeiden, sollten die Lagerkavernen kurz nach der
Einlagerung verfüllt und verschlossen werden. Evtl. ist auch eine Injizierung
(Verfüllung) von Drainagen angezeigt.
Im Interesse der Sicherheit, vor allem der Begrenzung der Auflockerungs-zone,
müssen die Lagerkavernen eines Tiefenlagers möglichst rasch verfüllt werden.
Die Zugangsstollen sind durch Einbauten für die Zeit des Lager-betriebs und
der Beobachtung zu sichern.
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 28
EKRA - Rückholbarkeit technisch immer möglich!
Sehr leichte und leichte Rückholbarkeit
Aus Gründen der Rückholbarkeit allein macht es wenig Sinn, Lagerkavernen
offenzuhalten - die Rückholung wird durch die eingebrachte Verfüllung tech-
nisch nicht entscheidend erschwert.
Rückholbarkeit mit erhöhtem technischem und finanziellem Aufwand:
Trotz grosser Hemmnisse ist die Rückholung der Abfälle jederzeit technisch
machbar, zwischen Rückholung über noch offene Zugangsstollen oder
‑schächte und dem Wiederauffahren eines verfüllten und verschlossenen
Endlagers bestehen allerdings schwerwiegende technische, wirtschaftliche und
psychologische Unterschiede.
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 29
Resumee Rückholbarkeit
"geologische Skepsis" gegenüber Rückholbarkeit von Abfällen
• Offenhalten des Endlagerbergwerks, insbesondere über sehr langen
Zeitraum, stellt Sicherheitsrisiko dar
⇒ Zugangswege zu Abfällen sind Wasserwegsamkeiten
⇒ offene Hohlräume und Wärmeeintrag können sicherheitsrelevante
mechanische / hydraulische Auswirkungen haben
• Können die zur Reduzierung der geologischen Prognoseunsicherheit
hilfreichen Informationen bei (teilweise) offenem Endlager überhaupt
erhoben werden?
⇒ Einstellung des zu beurteilenden Langzeitzustands wird verzögert
• Der Schutz von Mensch und Umwelt muss u. U. für beträchtliche Zeiträume
durch sicherheitsgerichtete Maßnahmen, also aktiv gewährleistet werden
⇒ Prognosen über die künftige Entwicklung der Gesellschaft mit
größeren Unsicherheiten behaftet als bei geologischen Systemen
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 30
Resumee geologische Tiefenlagerung
Das Konzept der geologischen Tiefenlagerung führt Argumente des lange
währenden gesellschaftlichen Diskussionsprozesses zur "herkömmli-
chen" (passiv sicheren) Endlagerung in tiefen geologischen Formationen
und Alternativen mit aktiver Sicherheitsgewährleistung zusammen. Es
"regelt" insbesondere den Übergang von der zeitlich begrenzten Phase
vertrauensbildender aktiver Lagerkontrolle mit Möglichkeit erleichterter
Abfallrückholung im Bedarfsfall zur zeitlich "unbegrenzten" Phase passi-
ver Lagersicherheit, in der die Rückholung von Abfällen nur noch mit
grossem Aufwand möglich ist.
Ein wichtiges sicherheitliches Ziel der Phase aktiver Sicherheit besteht im
Abbau von Ungewissheiten hinsichtlich der "Langzeitsicherheit" des
Lagers und des "Langzeitsicherheitnachweises" durch gezielte Untersu-
chungen und Beobachtung in Testlager und Pilotlager bei gleichzeitigem
Einschluss des grössten Teils der Abfälle im Hauptlager.
Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 31
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Rückholbarkeit von radioaktiven Abfällen. Detlef Appel, PanGeo

  • 1. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 1 Technisches Forum Sicherheit 16. Sitzung am 7.3.2013 in Brugg AG Fachsitzung zum Thema Rückholung Detlef Appel PanGeo - Geowissenschaftliches Büro, Hannover Position der EKRA zur Rückholbarkeit von Abfällen
  • 2. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 2 Position der EKRA zur Rückholbarkeit Inhalt • Begriffe • Vorgeschichte EKRA (Energie-Dialog Entsorgung) • EKRA - Mandat, Arbeitsweise, Berichte • EKRA - Generelles Vorgehen • EKRA - Warum Reversibilität / Rückholbarkeit / Rückholung? • EKRA - Beurteilungskriterien Konzeptentwicklung • EKRA - Vergleich von Lageroptionen • EKRA - Lagerphasen geologisches Tiefenlager • EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager • EKRA - Verschlussoptionen • EKRA - Aspekte der Rückholbarkeit • Resümee Rückholbarkeit • Resümee geologische Tiefenlagerung
  • 3. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 3 Aktive Sicherheit*) im Wesentlichen zu gewährleisten durch technische Barrieren (z.B. Bauwerk, Behälter) und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des geforderten Sicherheits- niveaus (Überwachung des Endlagersystems, Wartung und Reparatur der technischen Barrieren, …) Passive Sicherheit*) im Wesentlichen zu gewährleisten durch wartungsfreie geologische Barriere(n) und geotechnische Barrie- ren (Verfüllung, Versiegelung) zur Begrenzung / Beseitigung von durch Bau und Betrieb des Endlagers verursachten Funktionsdefiziten der geologischen Barriere Begriffe *) Sicherheit bedeutet hier im Wesentlichen Langzeitsicherheit; die zu betrach- tende Zeitspanne ist vom Abfalltyp abhängig)
  • 4. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 4 Reversibilität Option zur Rückgängigmachung einer bestimmten Ent- scheidung (ihrer Umsetzungskonsequenzen) innerhalb eines Entscheidungsprozesses oder des Entscheidungs- prozesses insgesamt Rückholbarkeit Technische Option, Abfall aus einem geologischen Tiefenlager / Endlager zurückzuholen (z.B. durch "Umkehrung" der Einlagerungstechnik) Rückholung tatsächliche Rückholung von Abfall aus einem geologischen Tiefenlager / Endlager "Erleichterte Rückholung" - Rückholung mit geringem Aufwand (solange Einlagerungsbereiche, Zugangsstrecken usw. nicht endgültig verfüllt sind) Bergung Rückholung von Abfall aus einem geologischen Tiefen- lager / Endlager im Havariefall Begriffe
  • 5. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 5 Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998) Auftraggeber: Bundesrat Moritz Leuenberger (UVEK) • Präsident: Hans Ruh • Anlass: anstehende Revision Kernenergiegesetz • Teilnehmer - Kernkraftwerksbetreiber - Nagra - nationale / kantonale Umweltorganisationen - betroffene Bundesämter - weitere
  • 6. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 6 Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998) Auftrag • Grundsatzfragen beantworten, insbesondere - Vor- und Nachteile der Endlagerung und der kontrollierten Langzeit- lagerung - Vor- und Nachteile der Wiederaufarbeitung und der direkten Endlagerung • technische, rechtliche und finanzielle Fragen der nuklearen Entsorgung beantworten, insbesondere - Rückholbarkeit und Kontrollierbarkeit der Abfälle in einem Endlager - Verschluss eines Endlagers - Verantwortlichkeit und Haftung in ferner Zukunft bei der Lagerung von Abfällen mit langer Halbwertszeit; - Sicherstellung der Finanzierung der nuklearen Entsorgung ⇒ Erarbeitung von Konsensvorschlägen für Revision Kernenergiegesetz
  • 7. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 7 Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998) Ergebnisse / Dissens • Zukunft der Kernenergienutzung • Betriebsdauer KKW >30 Jahre: Sicherheit <> fakultatives Referendum • Abgebrannte Brennelemente: Wiederaufarbeitung <> Direkte (End)Lagerung • Lager SMA (Wellenberg) • zu verfolgendes Lagerkonzept: Endlager oder "kontrolliertes Langzeitlager" (mit Möglichkeit der Rückholung von Abfällen) ⇒ Keine Konsensvorschläge für Revision Kernenergiegesetz ⇒ im Schlussbericht des Vorsitzenden Vorschläge zur Überbrückung der unterschiedlichen Positionen
  • 8. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 8 Vorgeschichte EKRA - Energie-Dialog Entsorgung (1998) Ergebnisse / Konsens • Entsorgungskosten sicherstellen • Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke einrichten • Haftung regeln (Standortkanton / -gemeinde von Haftung ausnehmen) • KKW-Neubau: Fakultatives Referendum • Lager HAA: Konzept kontrolliertes und rückholbares Langzeitlager auf Erkenntnisstand entsprechend Endlager bringen Vorschläge Ruh im Schlussbericht (1998) • Betriebsdauer KKW: Verlängerung ≤10 a: Bundesrat entscheidet / Verlängerung >10 a: Volksentscheid • Wellenberg: NAGRA verfolgt Projekt weiter / Rahmenbewilligung bleibt sistiert / Sondierstollen • Studie zur Vertiefung der Option kontrollierte und rückholbare Langzeit- lagerung und Vergleich verschiedener Lageroptionen
  • 9. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 9 EKRA - Mandat (Juni 1999) Die "Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle" (EKRA) er- arbeitet die Grundlagen für einen Vergleich der Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle. Sie untersucht und vergleicht insbesondere die geologi- sche Endlagerung, die kontrollierte und rückholbare Langzeitlagerung und die Zwischenlagerung unter den Aspekten: • Aktive und passive Sicherheit • Überwachung und Kontrolle • Rückholbarkeit In einem technische und gesellschaftliche Fragen darstellenden Bericht fasst die EKRA die gewonnenen Resultate sowie ihre Schlussfolgerungen und Empfehlungen zu Handen des UVEK zusammen. Auftraggeber: Bundesrat Moritz Leuenberger (UVEK)
  • 10. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 10 EKRA - Arbeitsweise • 7 Arbeitssitzungen (1999 - 2000) • Hearings mit - Behörden (BFE, HSK) - Umweltorganisationen (Greenpeace, MNA, SES) - Nagra / GNW • Berichterstellung
  • 11. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 11 EKRA - Berichte Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (Januar 2000) • Analyse der Entsorgungssituation • gesellschaftliche Erwartungen an Entsorgung und ihre Konsequenzen • ethische und sicherheitstechnische Grundlagen • Entwicklung Kontrollierte geologische Langzeitlagerung • Vergleich von Lageroptionen Beitrag zur Entsorgungsstrategie für die radioaktiven Abfälle der Schweiz (Oktober 2002) • Rechtslage • Entsorgungsprogramm • Dialog und Partizipation • Forschung • Organisation der Entsorgung • Finanzierung
  • 12. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 12 EKRA - Generelles Vorgehen • Definition der Randbedingungen für die sichere Lagerung radioaktiver Abfälle • Darstellung der wichtigsten (diskutierten / verfolgten) Lagerkonzepte • Entwicklung der kontrollierten geologischen Langzeitlagerung (KGL) • Vergleichende Beurteilung der Lagerkonzepte - Oberflächen-Dauerlagerung ("Hüten") - Oberflächen-Langzeitlagerung - Oberflächen-Endlagerung - Tiefen-Dauerlagerung - Geologische Endlagerung - Kontrollierte geologische Langzeitlagerung (⇒ geologische Tiefenlagerung) ! Sicherheitstechnische Diskussion überwiegend auf strategischer Ebene ⇒ Keine Detailregelung (Mandat, Zeit) ⇒ Detaildiskussion in Berichten 2000 und 2002 dient vor allem der Absiche- rung der strategischen Überlegungen
  • 13. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 13 EKRA - Warum Reversibilität / Rückholbarkeit / Rückholung? Mögliche Gründe für Rückholung von Abfällen aus einem Lager Sicherheit Störfall oder ungenügendes Verhalten, so dass beispielsweise die Behörden keine Genehemigung für den Verschluss erteilen Testbetrieb Rückholung aus einem Testlager, Teilvalidierung von Modellen Abfallbehandlung Wiederverwendung von Ressourcen, Abtrennung und Transmutation, neue Verfestigungstechnologie Umlagerung / neues Lager "verbessertes" Lagerkonzept, internationale Lösung Andere Nutzung des Untergrunds Rohstoff, Tunnelbau etc.
  • 14. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 14 "Aktuelle" Argumente für Rückholbarkeit Reaktionsmöglichkeit, falls sich der Endlagerstandort (nach Abfalleinlagerung) als ungeeignet erweist ? durch In-situ-Untersuchung / Beobachtung Verständnis über Endlagersystem und damit Qualität des "Nachweises der Langzeitsicherheit" verbessern (!) auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren ? auf bessere Entsorgungsstrategie, insbesondere Abtrennung und Transmutation (P & T), warten ? Gerechtigkeit /Fairness: Handlungsspielraum künftiger Generationen ? Nachhaltigkeit: Spätere Verwertung bestimmter Abfälle erleichtern ? Demokratische Teilhabe an Entsorgungsentscheidungen ? Akzeptanzförderung ! / ?
  • 15. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 15 EKRA - Beurteilungskriterien Konzeptentwicklung Sicherheit für Mensch und Umwelt (Sicherheit hat Vorrang) ⇒ kurz- und mittelfristig: auch aktiv durch technische Barrieren und Mass- nahmen ⇒ "auf Dauer": nur passiv durch geologische Barriere(n) / Wirtgestein, geo- technische Barrieren zur ) • Handlungsspielraum für alle betroffenen Generationen und Gerechtigkeit zwischen Bevölkerungsschichten, -gruppen und Generationen (Fairness) • Einhaltung Verursacherprinzip ⇒ heute Entsorgungskonzept entwickeln / einvernehmlich umsetzen • Individuelle und gesellschaftliche Akzeptanz
  • 16. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 16 EKRA - Sicherheitsbereiche Sicherheitsgewährleistung aktiv (Überwachung, Wartung, Reparatur) Arbeitssicherheit Ziel: Schutz der Arbeitnehmer / Arbeitnehmerinnen Umfasst: Konventionelle Arbeitssicherheit und Strahlenschutz Störfallsicherheit Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor akuten, nicht bewusst herbeigeführten Ereignissen Umfasst: Konventionelle Störfallsicherheit und Strahlenschutz gegenüber internen Ereignissen, wie Brand, Explosion, Verpuffung, Einsturz externen Ereignissen, wie Erdbeben, Meteoriteneinschlag, meteorologische Ereignisse, Überschwemmung, Flugzeugabsturz
  • 17. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 17 EKRA - Sicherheitsbereiche Sicherung Ziel: Schutz vor bewussten menschlichen Einwirkungen Umfasst: Sicherheit vor Sabotage und weiteren Einwirkungen Dritter Sicherheit vor Emissionen Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor chronischen Einwirkungen während des Betriebs einer Anlage Umfasst: konventionellen Imissionsschutz und Strahlenschutz für nicht beruflich Exponierte, auch bei unbeabsichtigtem, chronischem Austritt radioak- tiver Stoffe aus dem Lager Sicherheitsgewährleistung passiv (Wirtgestein, geotechnische Barrieren) Langzeitsicherheit Ziel: Schutz von Mensch und Umwelt vor chronischen Einwirkungen nach Beendigung des Betriebs
  • 18. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 18 EKRA - Vergleich von Lageroptionen nach EKRA 2000
  • 19. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 19 EKRA - Vergleich von Lageroptionen • (passive) Langzeitsicherheit nicht erreichbar bei Zwischenlagern jeden Typs, Lagern an der Erdoberfläche, tiefen Dauerlagern • nur geologische Endlagerung entspricht den Anforderungen an die (passive) Langzeitsicherheit ⇒ gleich Endlagerung / irgendwann Überführung eines jeden Lagers in geo- logisches Endlager • gesellschaftlichen Forderungen an die Abfalllagerung betreffen Reversibilität (Rückholbarkeit von Abfällen) und demokratische Mitsprache (Rückholung) ⇒ EKRA-Konzept der kontrollierten geologischen Langzeitlagerung (⇒ geologische Tiefenlagerung) verbindet geologische Endlagerung (passiv) mit Reversibilität / Rückholbarkeit und Lagerbeobachtung (aktiv) Offene Fragen - Sicherheitsaspekte (Wechselwirkungen zwischen Teillagern <> Übertragbarkeit von Befunden / Phase aktiver Sicherheitsgewährleistung) - Übergang kontrollierte geologische Langzeitlagerung / geologische Endlagerung (Wer entscheidet? Auf Grundlage welcher Kriterien?)
  • 20. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 20 EKRA - Lagerphasen geologisches Tiefenlager • Erkundungs- und Planungsphase • Bauphase • Betriebs- und Beobachtungsphase - Testen / Einlagern und Verfüllen (Hauptlager: sektorenweise Überführung aktiv  passiv) - Beobachten (Überwachung / Kontrolle) im wesentlichen im Pilotlager - endgültiger Verschluss des Lagers, wenn Ziele erreicht • Nachverschlussphase
  • 21. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 21 EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager Testlager (KEV ⇒ Testbereiche) [Felslabor / UTL] • Bestätigung der Standortwahl und der Machbarkeit des Tiefenlagers durch Nachweis der geforderten sicherheitstechnischen Eigenschaften des Endlager- systems • Überprüfung des Sicherheitsnachweises für Bau- und Betriebsbewilligung vor Inbetriebnahme Tiefenlager • Demonstration der Fähigkeit - Verfüllmaterial einzubringen und zu entfernen - Abfallgebinde einzulagern und zurückzuholen während Betrieb Tiefenlager • Erprobung der Versiegelung von Kavernen und Stollen • Nachweis deren Funktionstüchtigkeit
  • 22. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 22 EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager Hauptlager (Endlager) • schrittweise ("kavernenweise") Auffahrung des Lagers, Einlagerung der Abfälle, Verfüllung und Verschluss der Kavernen • Zugang zum Hauptlager bis zum endgültigen Verschluss des Tiefenlagers
  • 23. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 23 EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager Pilotlager • Überwachung (Monitoring): Langzeitverhalten Endlagersystem, insbeson- dere der Abfälle (Wechselwirkungen mit Nahfeld, Wirtgestein) • "Verifizierung": prognostische Annahmen zum Langzeitverhalten des Tiefenlager zur Absicherung des Sicherheitsnachweises • Erkennung: (unerwartete) ungünstige Systementwicklung ⇒ Übertragbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse auf Hauptlager ⇒ Entscheidungsgrundlage - endgültiger Verschluss des Tiefenlagers - Reparaturmassnahmen o.ä. - Rückholung von Abfällen aus Pilot- und Hauptlager ? Wer entscheidet ? Kriterien ? Was ist zu messen
  • 24. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 24 EKRA - Elemente geologisches Tiefenlager nach EKRA (2000) Lagerzustand Betriebs- und Beobachtungsphase
  • 25. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 25 EKRA - "Verschlussoptionen" • Normaler Lagerverschluss wenn Überwachung des Endlagersystems und Absicherung der Prognosen im Pilotlager die erwarteten Ergebnisse zeigen und keine unerwartete ungünstige Systementwicklung beobachtet wird • Schnellverschluss für den Fall aussergewöhnlicher Entwicklungen, die zur Beeinträchtigung der Sicherheit (insbesondere Langzeitsicherheit) führen (können) • Selbstverschluss für den Fall aussergewöhnlicher Ereignisse oder Entwicklungen, auf die nicht mit geeigneten Gegenmassnahmen reagiert wird • Temporärer Verschluss während der Betriebsphase (ENSI-G03) schnell umsetzbar in gesellschaftlichem Krisenfall, reversibel
  • 26. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 26 EKRA - Rückholbarkeit und Lagerzustände sehr leichte Rückholbarkeit Abfallbehälter in offenen Lagerkavernen gestapelt oder versenkt, Zugänge offen ⇒ Abfallrückholung mit denselben Techniken wie Einlagerung, nur "umgekehrt" leichte Rückholbarkeit Hohlräume zwischen Abfallbehältern und Wirtgestein verfüllt, Lagerkavernen versiegelt, Zugänge offen ⇒ konventionelle Fördertechniken, Verfüllmaterial (Bentonit / Betonit- gemische [HAA] / Mörtel [SMA]) kann leicht ausgefräst werden Rückholbarkeit mit erhöhtem technischem und finanziellem Aufwand Hohlräume zwischen Abfallbehältern und Wirtgestein verfüllt, Lagerkavernen verfüllt und versiegelt, Zugänge verschlossen und versiegelt ⇒ Zugang zum Lager mittels Untertagebautechniken, ⇒ im Lager Bergbautechniken, wie etwa im Uranabbau (auch Roboter)
  • 27. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 27 EKRA - Rückholbarkeit und Verfüllung Rückholbarkeit ist Teil der Forderung nach Reversibilität. Rückholung kann durch planerische Massnahmen erleichtert werden. Solche Massnahmen erhöhen allerdings das Risiko eines nicht gewollten Zugriffs auf das Lagergut. Um den Zutritt von Wasser an die Abfälle und die Freisetzung von Schadstof- fen in die Umgebung zu vermeiden, sollten die Lagerkavernen kurz nach der Einlagerung verfüllt und verschlossen werden. Evtl. ist auch eine Injizierung (Verfüllung) von Drainagen angezeigt. Im Interesse der Sicherheit, vor allem der Begrenzung der Auflockerungs-zone, müssen die Lagerkavernen eines Tiefenlagers möglichst rasch verfüllt werden. Die Zugangsstollen sind durch Einbauten für die Zeit des Lager-betriebs und der Beobachtung zu sichern.
  • 28. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 28 EKRA - Rückholbarkeit technisch immer möglich! Sehr leichte und leichte Rückholbarkeit Aus Gründen der Rückholbarkeit allein macht es wenig Sinn, Lagerkavernen offenzuhalten - die Rückholung wird durch die eingebrachte Verfüllung tech- nisch nicht entscheidend erschwert. Rückholbarkeit mit erhöhtem technischem und finanziellem Aufwand: Trotz grosser Hemmnisse ist die Rückholung der Abfälle jederzeit technisch machbar, zwischen Rückholung über noch offene Zugangsstollen oder ‑schächte und dem Wiederauffahren eines verfüllten und verschlossenen Endlagers bestehen allerdings schwerwiegende technische, wirtschaftliche und psychologische Unterschiede.
  • 29. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 29 Resumee Rückholbarkeit "geologische Skepsis" gegenüber Rückholbarkeit von Abfällen • Offenhalten des Endlagerbergwerks, insbesondere über sehr langen Zeitraum, stellt Sicherheitsrisiko dar ⇒ Zugangswege zu Abfällen sind Wasserwegsamkeiten ⇒ offene Hohlräume und Wärmeeintrag können sicherheitsrelevante mechanische / hydraulische Auswirkungen haben • Können die zur Reduzierung der geologischen Prognoseunsicherheit hilfreichen Informationen bei (teilweise) offenem Endlager überhaupt erhoben werden? ⇒ Einstellung des zu beurteilenden Langzeitzustands wird verzögert • Der Schutz von Mensch und Umwelt muss u. U. für beträchtliche Zeiträume durch sicherheitsgerichtete Maßnahmen, also aktiv gewährleistet werden ⇒ Prognosen über die künftige Entwicklung der Gesellschaft mit größeren Unsicherheiten behaftet als bei geologischen Systemen
  • 30. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 30 Resumee geologische Tiefenlagerung Das Konzept der geologischen Tiefenlagerung führt Argumente des lange währenden gesellschaftlichen Diskussionsprozesses zur "herkömmli- chen" (passiv sicheren) Endlagerung in tiefen geologischen Formationen und Alternativen mit aktiver Sicherheitsgewährleistung zusammen. Es "regelt" insbesondere den Übergang von der zeitlich begrenzten Phase vertrauensbildender aktiver Lagerkontrolle mit Möglichkeit erleichterter Abfallrückholung im Bedarfsfall zur zeitlich "unbegrenzten" Phase passi- ver Lagersicherheit, in der die Rückholung von Abfällen nur noch mit grossem Aufwand möglich ist. Ein wichtiges sicherheitliches Ziel der Phase aktiver Sicherheit besteht im Abbau von Ungewissheiten hinsichtlich der "Langzeitsicherheit" des Lagers und des "Langzeitsicherheitnachweises" durch gezielte Untersu- chungen und Beobachtung in Testlager und Pilotlager bei gleichzeitigem Einschluss des grössten Teils der Abfälle im Hauptlager.
  • 31. Technisches Forum Sicherheit, 7.3.2013 / D. Appel: Position der EKRA zur Rückholbarkeit 31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit