1. Eine Welt (Skizze)
Eine Oper / ein Stück von Jürg Halter und Elia
Rediger.
Idee/ Konzeption: Jürg Halter und Elia Rediger
Skript / Texte: Jürg Halter
Musik / musikalische Leitung: Elia Rediger.
2. Personen (6 Personen, ohne Musiker):
-‐ 2 Systeme (Stimme aus dem Off oder auf alle Darsteller verteilt, eigentlich
ist es 1 System)
-‐ Die CEO’s der Systeme (wechseln ständig die Masken, ist immer derselbe
Darsteller)
-‐ Frau / Mann (Paar / Gemeinschaft) der 1. Welt
-‐ Frau / Mann (Paar / Gemeinschaft) der 2. Welt
-‐ Der Ausserirdische (Zwitterwesen)
Ausgangslage:
Wir schreiben das Jahr 2095. Die Welt beststeht aus zwei Systemen, die eigentlicher
eines sind. Alles, jede und jeder wird durch das System überwacht, die wenigen
Menschen der 1. Welt überwachen sich unter dem Titel „Selbstbestimmung“ selbst.
Sie verwalten sich vermeintlich selbst. Die totale Transparenz. Alle verhalten sich
richtig. Fehler und Schwächen sind ausgemerzt. Vermeintlich niemand ist für die
herrschenden Verhältnisse (welche von den meisten Menschen der 1. und der 2. Welt
durchaus positiv wahrgenommen werden, weil alternativlos) verantwortlich, da
vermeintlich jeder die Verantwortung trägt. Der CEO ist ständig derselbe andere. Die
Welt ist in 3 geteilt. Es gibt den/die zwei Systeme, die Macht, die sich verselbständigt
habende Verwaltung / Überwachung. Die wenigen selbstbestimmten, doch
fremdverwalteten Menschen der 1. Welt, die nicht arbeiten, die sich fortwährend
vermeintlich vergnügen. Die grosse Mehrheit der Menschen (gleich welcher
Hautfarbe, ursprünglicher Herkunft) lebt in der 2. Welt und arbeitetet.
Eine Apokalypse ohne Apokalypse. Die Menschheit eine ausschliessliche positiv
denkende Gesellschafft. Es gibt die eigentlich unsichtbare Systemeelite (CE0, CE0’s).
Es gibt einen vermeintlich breiten Mittelstand (Illusion) der 1. Welt. Die Arbeit ist
ausgelagert in die 2. Welt (inkl. der ganzen Kinderproduktion). In der 1. Welt geht’s
nur um Körperoptimierung und Selbstverwaltung. Die Kontrollstellen und die
Armee sind die einzigen eigentlichen Arbeitgeber. Die Handlung wird von einem
ausserirdischen Zwitterwesen immer wieder kommentiert und unterbrochen, dieses
Wesen spielt die Rolle des Narren.
Plot:
Ein Paar/Gemeinschaft in der 1. Welt will ein Kind. Ein Paar / eine Gemeinschaft
in der 2. Welt führt diesen Auftrag aus. Die Frau aus der 2. Welt will in die ihr und
ihresgleichen verschlossene 1. Welt gelangen. Sie trägt nach der Exekution ihres
Partners die Maske des von ihr bestellten Babys, um so in die 1. Welt zu kommen.
Ihre Adoptiveltern sind entzückt, sie verwandelt sich zur Frau zurück, tötet die
Adoptiveltern. Zum Schluss bietet sich die Frau dem CEO an, um eine neue Welt zu
gebären. Eine grössere und bessere Welt. – Beginnt alles von vorne?
Orchester
- Synth
- Piano
- 2 Toms resp. Taikos, Konzerttrommel + ggf Cymbal/Gong/Blech
- MPC
- Streichquartett
- Clarinet/Flöte (CEO) Doppelbesetzt
3. - Bassclarinet
Musikalische Einflüsse:
-‐ Kurt Weill
-‐ The Last Poets
-‐ Daniele Luppi
-‐ Licht: Robert Wilson
-‐ Owen Pallett
-‐ Shakespeares Sonette - Sonnet 66 "Tired with all these, for restful death I cry" -
-‐ 2te Welt: düsterer Klang, Trommel trifft auf dunkle Pianos
1ste Welt: Am CEO Jingleangelehnte Kitsch. Mit der Zeit entwickelt sich dies
vom Kitsch weg.
-‐ Variation freier Form "Neue Musik" resp. Liedeform.
auf heute übersetzen, angesichts heutiger Hörgewohnheit -
Hello Zappgesellschaft
-‐ kurze Zeitabstände zwischen Song- und Rollenwechsel,
-‐ freie örtliche Bezüge, d.h. Duette zwischen ortunabhängigen Figuren. Müssen
nicht im gleichen Raum sein.
-‐ Umgang mit Motiv der einzelnen Charakteren, Aufbau der Klangmotiven nach
Erzählung
-‐ Zwischenansagen, Sprecher, Othellomomente: Schauspieler, Sprecher wendet
sich direkt ans Publikum. Spiel hält an.
-‐ Dreigroschenoper
Ein Gesellschaftsabriss der aufreissenden Schere zwischen Mittelstand & Adel.
Gesangsform zwischen Sprech- und Gesang: Melodrama (freier 2014) Brecht.
epische Form, keine direkte Interpretation der Schauspieler, Projektionsfläche.
Real-Satire
Schlussmonolog
„BROWN. Anläßlich ihrer Krönung befiehlt die
Königin, daß der Captn Macheath sofort freigelassen
wird. Alle jubeln. GIeichzeitig wird er hiermit in
den erblichen Adelsstand er- hoben and ihm das
Schloß Marmarel and eine Rente von zehntausend Pfund
bis zu seinem Lebensende überreicht. Den anwesenden
Brautpaaren läßt die Königin ihre könig- lichen
Glückwünsche senden.“
-‐ Othello Zäsuren.
„In diesem Moment wendete sich das Blatt
schlagartig“
-‐ Auktorialer Erzähl., der von diesen Bewohnern erzählt.
Mehrwissende Perspektive.
4. 1. Akt
Jingle des Systems ertönt mehrmals während des Einlasses.
1. Szene
Paar / Gemeinschaft der 2. Welt: Der Mann reinigt seinen Nostalgie-Grill /
Rasenmäher. Er singt ein einfaches, repetitives Lied:
„So, so, so, so soll es sein,
so, so, so, so ist es, so, so, so ...“
Die Frau kommt nach Hause, erzählt in einem Lied in gender-korrekter Sprache
von ihrer Arbeit als Leihmutter
„Frau tat gut daran ...“
Konzern-Jingle führt direkt in ein Duett der beiden. Mann fragt Frau:
„Wozu braucht es mich noch? Wozu?“
Frau antwortet:
„Ich halte dich zum Vergnügen aus.“
2. Szene (anderes Bühnenbild / Bühnenteil oder Licht)
Paar / Gemeinschaft der 1. Welt. Er singt über sein perfektes Leben und was fehlt,
um vollkommen zu sein:
„Ich bin verwirklicht, es ist wirklich,
verwirkliche mich fort, Glück mein Ort,
selbstbestimmt, selbst ... das einzige was uns
fehlt ein Kind ... doch woher? “
Die Frau singt ein selbstgerechtes Lied darüber, dass jede Gemeinschaft Opfer
bringen muss:
„Ein gerechte Welt, wäre niemandem recht
getan, eine ungerechte Welt, ist mindestens
für uns gerecht ...“
Der Ausserirdische kommt von der Bühnendecke herunter und singt (tanzend)
ein kleines, trauriges Lied über den Menschen, der sich selbst bis zur
Unkenntlichkeit verraten hat:
„Was spielen die dort unten für ein Spiel,
warum gibt’s nie Zuviel?“
Die Frau aus der 2. Welt hört ihm erstaunt zu.
3. Szene
-‐ Paar / Gemeinschaft der 2 Welt. Frau will nicht mehr mitmachen, sich
organisieren, doch wie? Spoken-Word-Text darüber, dass sie sich nicht mehr
ausbeuten lassen will.
Das Monolog der zweifelnden Frau: ich weiss es ist nicht gut, ich will es trotzdem.
[Der tolle Turnschuh ...]
-‐ Der Mann spottet über ihren Idealismus / Irrsinn (Spottlied).
-‐ Doch Frau gibt nicht nach. Klar,es gab schon tausend Versuche. Aber vielleicht
fehlt noch dieses eine Stück, diese einer Aufschrei gegen das Kapital, bis was ins
wanken kommt. Das eine Konzert gegen Rechts, das eine Konzert gegen die Bösen,
5. vielleicht gabs einfach genau eines zu wenig. Wie beim Lotto, vielleicht noch einmal
mitspielen bis es klappt. damit das alles hier besser wird [Die Kraft der Utopie]
-‐
-‐ Der CEO singt über die Möglichkeiten der Ökonomisierung ihres Protestes:
„Macht den Widerstand produktiv ...“
• Zizek: Der BioApfel ist der neue Kapitalismus. Dir zu erzählen du bezahlst mit dem
Aufpreis für das schlechte Gewissen [Interpassivität]
• Interpassivität: Die delegierte Emotion: Klageweiber, die bezahlt werden um zu
flennen, um zu protestieren. Bezahlte Demonstranten (Vgl. Greenpeace-
Mitgliederstände)
Paar / Gemeinschaft der 2 Welt. tanzt dazu.
-‐ Frau überlegt, wie sie in die 1. Welt gelange könnte und wie diese Welt wäre
/ sein könnte (Ein Lied).
• Mann singt ihr das Lied der Kind & der Melone:
Ökokind erzählt was sie in der Schule gelernt hat über Nachhaltiger Gemüseanbau.
Vater geht in Bioladen und kauft nichts weil auch die israelische Biomelone den
palästinensern das Wasser wegnimmt. Er kauft nichts und es wird für den guten
Zweck gehungert. Am nächsten Tag schreibt das Kind in der Schule die schlechteste
Prüfung von allen und kommt nicht aufs Gymnasium.
2. Akt.
1. Szene
-‐ Frau der 2. Welt verkleidet/verwandelt sich in ein Baby, um in die 1. Welt
zu kommen
-‐ Der Mann der 2. Welt fleht sie an (Lied / Duett), dann sei er ja endgültig
überflüssig. Sie:
Dieses Opfer müssen wir bringen, es geht um die
Wiederherstellung der Ordnung in der Welt (wie sie
niemals war).
Der CEO hört alles, summt vergnügt mit.
Jingle des Systems ertönt.
2. Szene
-‐ Der CEO singt ein fröhliches Lied als PR-Communique in dem er über
einen unvermeidbaren Stellenabbau (was meint: Abschiebung in die 2. Welt)
/ Neuausrichtung des Konzerns/der Welt singt; eine weitere
Gewinnmaximierungsrunde wird äusserst postiv erzählt.
-‐ Danach wird der Mann der 2. Welt exekutiert:
„Gegen die Überbevölkerung! Für eine ökologisch
ausgewogene Welt“
ruft der CE0.
3. Szene
- Die Frau der 2. Welt bringt ihren Schmerz / ihre Einsamkeit zum Ausdruck
angesichts des Todes Mannes (ihr Mann?): Lied.
Klavierstück mit Stimme, Liedform, sentimental, Hildegard Knef, ein paar
Soundgefrickel, Klarinette, Flöte begleiten mit trauriger Melodie. [CEO hört
6. zu, pfeift mit, ist auch einsam, aber ganz woanders, stellt ich in der 3.Strophe
dazu. ]
«Alleine, du bist mir kein Ersatz.»
Pause
3. Akt.
1. Szene
-‐ Die Frau der 2. Welt kommt als Baby zum Paar / Gemeinschaft der 1. Welt
Angestellter.
-‐ CEO steht an der Wiege, die Adoptiv-Eltern singen vom Glück für alle auf
Erden, von diesem Traum. Kitschige Ballade, aufrichtig der Text über das
Glücklichsein (Aneinanderreihung von so genannten Weisheiten).
Klanglich ähnlich wie CEO Jingle, erste Welt-Orchester...
Jingle des Systems ertönt.
2. Szene
- Ausserirdischer fragt nach Gott in dieser Welt, fragt nach sich selbst (Spoken-
Word-Monolog). Dicht, dunkel.
3. Szene / Finale
- Frau der 2. Welt singt Verfluchungslied in der Nacht.
- Adoptiveltern erwachen in der Hölle (so ähnlich), während sich ihr „Kind“
verwandelt in die Frau, die es war und die beiden tötet.
- CEO wechselt in rasender Folge Masken / Stimmen / Stimmungen, lacht, dreht
durch. Und ein Lied singt, dass endlich alles wirklich wird, er endlich von sich
selbst frei ist. Untergangssehnsuchtslied, Todessehnsucht, Selbstverachtung.
Keine Blumen mehr, die welken (Skizze)
1. Strophe:
Alles ist nur noch Wiederholung
unser Alltag ohne Bedrohung
die Gegenwart, die ist total alles,
nichts mehr steht zur Wahl
alles möglich, nichts mehr selten
keine Blumen mehr, die welken
selbst der Wahnsinn, der ist gekauft
alle optimiert und zu nichts getauft
die Gleichgültigkeit der letzte Wert
in Watte gehüllt das Damoklesschwert
das Leben, ein Leben im Turm
ein Blatt im künstlichen Sturm
Refrain (zweiter Teil mit Chor):
Die vollkommene Welt ist vollbracht
und alles lacht, lacht, lacht
7. niemand erinnert sich an die Nacht
wir leben den ewigen Tag
das Ende gehört dir, das Ende ist,
das Ende sind wir, das Ende ist,
das Ende gehört dir, das Ende ist,
das Ende sind wir, das Ende ist hier
2. Strophe:
Der letzte Widerstand ist gebrochen
auf kein Recht mehr ist zu pochen
die Freiheit inszeniert zum Hohn
jeder Traum eine Produktion
es gibt nichts mehr zu suchen
haben uns im Stillstand gefunden
es gibt nichts mehr zu verfluchen
wir sind längst verschwunden
es gibt nichts mehr zu entscheiden
es gibt nichts mehr zu verschweigen
es gibt nichts mehr positiv zu denken
zu leben heisst sich abzulenken
Refrain
3. Strophe:
Wir halten uns selbst zum Affen
es gilt den Menschen abzuschaffen
ich steig aus dieser Inszenierung aus
die Welt ein transparentes Kartenhaus
oh, grosser Wind, find den Weg zu uns
oh, grosser Wind, es ist an der Zeit
oh, grosser Wind, finde den Weg zu uns
oh, grosser Wind, es ist an der Zeit
4. Akt.
1. Szene
- Frau der 2. Welt ist plötzlich alleine auf der Welt, CEO hat sich erschossen,
singt als Toter ein Lied über die Verletzlichkeit der Welt, der Umwelt, ein Lob der
Natur. Sie stimmt ein, ein Duett.
Jingle des Systems ertönt.
2. Szene:
Frau der Welt singt zum System: verführt den/ die CEO’s, sie könne diese neue
Welt gebären, alle Darsteller folgen ihrem Locken und legen sich zu ihr und
singen im Chor, dass es nun an der Zeit ist, einen neuen Planeten zu besiedeln,
denn dieser sei nun vorüber. Sie malen sich eine noch besserer / gewinnträchtigere
Welt aus.
(Schnitt / dunkel
8. 3. Szene: Die Frau der 2.Welt sitzt gekleidet wie die Frau der 1. Welt an einem
Tisch. Der Mann der 2. Welt betritt verkleidet als Mann der 1. Welt den Raum. Sie
singen davon, dass jetzt alles anders wird und meinen es auch so (Duett).
Jingle des Systems ertönt.
4.Szene
Schlusssatz:
Variante 1
Ein Schlusschor erklingt.
Alle Schauspieler treten auf die Bühne.
Ein Bühnentechniker fängt schon mit dem Besen an zu fegen.
Der «Chor der Anwendung » wird angestimmt.
10-13 Minuten mit instrumentaler Begleitung,
Instrumentalem Intro, zw. 1-2 Minuten
Chill, Chill mein lieber Gutmensch
Schlaf ruhig ein, du hast Vorsprung.
Es ist ein Schritt, aber es ist halt einer...
Bioladen sind schwachsinn. Fresse, trotzdem besser
Jeder Schritt ist einer, auch die kleinsten Distanzen
bringen die Schnecke vorwärts.
Die Geschichte der Schnecke die immer die Hälfte zurücklegt, kommt sie an?
Kommt sie an?
Es ist mal n Schritt
quatsch ist Entweder alles oder nix.
Off Elia:
[Jeder Schritt ist ein kleiner. Der Absolutionsanspruch die Welt zu verbessern ist
ein alter Greis. Jeder Schritt ist ein kleiner. Er zählt. Komm Kind wir hören auf
uns der Selbstzerstörung/Selbstauflösung/Diffarmierung preizugeben. Dafür
verkauft man sich, wird zur Hure ohne Bezahlung, ich bekomm ja nicht mal was
ausser das schlechte Gewissen. Und das soll ein gutes Geschenk sein?
Die Behauptung die Lösung zu wissen ist so vermessen wie zu wissen von hier an
geht s nur noch bergab. Zählt es denn noch was ändern zu wollen?
Wir brauchen Alternative, präsentieren einige alternative...
2-3 Beispiele:
Ein Schlusschor über den stetigen Versuch all dies zu
wissen, aber was können wir schon machen? Folgend
eine konkrete Aufzählung, nicht ermahnend, nicht
befehlend, Schauspieler sprechen motivierend, mit
choralen Einschüben. Wo man anfängt gibt’s zu tun.
Sich dem Markt entziehen, ich pflanz mir mal wieder
Tomaten..wieder Tomaten pflanzen... aber was hilft
der Welt das? Aber Schaden kanns nicht... Die
diffarmierung vorwegnehmen; Genossenschaftsbanken,
kein Cobalttelefone, ...aber der Fortschritt? Der
Fortschritt ist nicht aufhaltbar? ... Wir lassen uns
heute, an diesem Tag nicht aus der Ruhe bringen.
Jeder Schritt zählt, nicht wahr? Nicht wahr? Jeder
Schritt ins Licht kommt der Sonne näher (Chor).
9. «Wollen wir wirklich das es allen besser geht?» Idee
REF: Twitter Tweet Kutti?
Dazwischen immer wieder Chorale einschübe:
Jeder Schritt ist einer, auch die kleinsten
Bioladen sind schwachsinn,
Fresse, trotzdem besser
Jeder Schritt ist einer, auch die kleinsten.
Beim rausgehen rechts Mitsingblatt vom Schlusschoral
ENDE