DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Wer hat Angst vor Europa?
1. Presseinformation
Stuttgart, 13. Juni 2012
von Michael Beck
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Wer hat Angst vor Europa?
Inzwischen hat die ganze Welt Angst vor Europa, wenn man den
Verlautbarungen der relevanten internationalen
Finanzinstitutionen glauben darf. Sowohl der IWF als auch die
Weltbank warnen vehement davor, dass die europäische
Schuldenkrise das Weltwirtschaftswachstum negativ
beeinflussen wird. Interessanterweise zeigen die US-
amerikanischen Verantwortlichen, getrieben von eigenen
Schuldenbergen und nachlassenden Wirtschaftsindikatoren,
ebenfalls immer deutlicher mit dem warnenden Zeigefinger auf
Europa und überbieten sich in wohlmeinenden Ratschlägen, wie
die Probleme zu lösen seien. Leider widersprechen sich die ein
oder anderen Nobelpreisträger beziehungsweise Politiker und
zeigen nicht immer Einigkeit in der Einschätzung der Lage und
der zu verwendenden Mittel. Einig ist man sich dahingehend,
dass Deutschland mehr „Verantwortung“ übernehmen soll.
Insbesondere die Idee einer Fiskalunion auf europäischer Ebene
wird befürwortet. Gemeint ist dabei aber vor allem, dass
Deutschland als wirtschaftsstärkster Staat im Euroland kurzfristig
mehr Haftung und mittelfristig am besten gleich ganz die
europäische Schuldenlast schultern soll. Es wird dabei nur
verkannt, dass die Verschuldung Deutschlands ebenfalls zu hoch
ist. Die im Vergleich wettbewerbsfähige Wirtschaft Deutschlands
kann nicht dauerhaft für alle Schulden Europas geradestehen.
.
.
2. Die Kernprobleme der südeuropäischen Länder liegen nicht nur
im mangelnden Sparwillen beziehungsweise der
haushaltspolitischen Disziplin oder der Unfähigkeit, alle Steuern
einzutreiben. Das Hauptproblem liegt vor allem darin begründet,
dass die südeuropäischen Wirtschaftsbereiche schlicht nicht
wettbewerbsfähig sind. Da helfen auch gemeinschaftlich
haftende Rettungsschirme, Eurobonds oder EZB-
Aufkaufprogramme langfristig nicht weiter. Die schmerzhafte
Anpassung von Preisen und Löhnen wird den südeuropäischen
Krisenstaaten nicht erspart bleiben. Auch wenn Italien und
Spanien erste positive Ansätze zeigen, so werden von den
Kapitalmärkten weitere Anstrengungen eingefordert werden, wie
die wieder stetig steigenden langfristigen Zinsen Italiens und
Spaniens zeigen. Die Unsicherheit bleibt den Marktteilnehmern
definitiv erhalten.
Insbesondere die Wahl in Griechenland dürfte für stärkere
Schwankungen an den internationalen Kapitalmärkten sorgen.
Solange nicht klar ist, ob eine stabile Regierung für die
notwendige Zusammenarbeit Griechenlands mit der EU sorgt,
werden sich Euphorie und Depression weiterhin täglich
abwechseln. Der DAX zeigt diese Stimmungsbilder deutlich in
seinem Verlauf. Nachdem er Ende letzter Woche fast auf seinen
Jahresanfangsstand gesunken ist, konnte er wieder ein kleines
Plus zurückerobern. Die Stimmung wird aber weiterhin skeptisch
bleiben. Die europäischen Indizes sind nach wie vor in der
Minuszone beheimatet und werden es kurzfristig auch bleiben.
Die weltweit nachgebenden Wirtschaftsindikatoren werden
sowohl in Europa als auch in Asien mögliche
Aufwärtsbewegungen kurzfristig hemmen. Eine defensive
Vorgehensweise ist Aktieninvestoren zu empfehlen, zumindest
so lange, wie Klarheit hinsichtlich des Verbleibs von
Griechenland in der Eurozone herrscht und die
Spekulationswellen gegen Italien und Spanien verebben.
2
3. Bei den vorliegenden Informationen handelt es sich um allgemeine Informationen, nicht
um eine Anlageberatung oder Empfehlung oder eine Finanzanalyse. Für eine individuelle
Anlageempfehlung oder Beratung stehen Ihnen unsere Berater gerne zur Verfügung.
Kontakt für den Leser:
Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG
Michael Beck
Leiter Portfolio Management
Börsenplatz 1
70174 Stuttgart
Telefon +49 711-21 48-232
Telefax +49 711-21 48-250
marion.dolwig@privatbank.de
www.privatbank.de
3