Im Vergleich dazu wirken Genossenschaftsbanken und Sparkassen in ihren Botschaften und visuellen Auftritten immer noch anachronistisch bis langweilig. Kommunikativ gelungene Aktivitäten wie die Spießer Kampagne der LBS bleiben die Ausnahme. Auf die von jungen Zielgruppen geforderte innovative Frische und Flexibilität im Angebot gibt es nur unzureichende Antworten. Dabei könnte man annehmen, dass die mit Fairness und Anstand assoziierten Geschäftsmodelle den Bedürfnissen der postmateriell denkenden, urbanen Generation Y entsprechen würden.
Markenstandpunkt Genossenschaftsbanken und Sparkassen
1. Unser Standpunkt.
Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
Von der Kartoffelbank zum Game Changer
in der Finanzindustrie.
Vertrauen ist der Schlüsselfaktor für Kundenbeziehungen im Bankwesen. Sechs
Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise und zahlreichen veröffentlichten Skandalen
herrscht jedoch vor allem Misstrauen gegenüber der Finanzbranche. Speziell
private, international tätige Großinstitute wie Deutsche Bank und Commerzbank
kämpfen trotz erstem Wandel im Risiko- oder Compliance-Management mit
nachhaltigen Glaubwürdigkeitsproblemen.
Genossenschaftsbanken und Öffentlich-Rechtliche genießen Vertrauensvorsprung.
In Sachen Verantwortungsbewusstsein und Fairness sind öffentlich-rechtliche
Kreditinstitute und Genossenschaftsbanken mit geringeren
Gewinnmaximierungszielen und regionalen Strukturen klar authentischer. Die oft
auch als Kartoffelbanken verspotteten Institute profitierten von der Krise und
gewinnen mit jedem medial inszenierten Skandal der Privatbanken mehr
Vertrauen und damit mehr Kunden. Die Volksbanken Raiffeisenbanken konnten
beispielsweise seit 2008 mehr als 1,5 Millionen neue Mitglieder gewinnen.
Entwicklung der
Mitgliederzahlen
von Volksbanken
und Raiffeisen-
banken in Mio.
Bundesverband der deutschen
Volksbanken und
Raiffeisenbanken, 2013
Neben den Genossenschaftsbanken und Sparkassen können auch Direktbanken
konstant Kundenzugewinne verbuchen. Anders als Sparkassen und
Grafik
Quelle
2. Unser Standpunkt.
Genossenschaftsbanken und Sparkassen: Von der Kartoffelbank zum Game
Changer in der Finanzindustrie.
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Thema
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Genossenschaftsbanken verdanken sie jedoch ihren Boom klugen
Markenstrategien und dem zunehmenden Selbstverständnis, Bankgeschäfte online
zu tätigen. Beispielsweise profiliert die ING DiBa von ihrem zentralen
Markenkern „Easier“ ausgehend über alle Kontaktpunkte hinweg konsequent die
Marke. Durch den gezielten Einsatz des multisensual ausgespielten DiBaDu-Codes
schafft die ING eine gekonnte Emotionalisierung ihrer Finanzdienstleistungen.
Deutliche Schwächen in der Markenführung.
Im Vergleich dazu wirken Genossenschaftsbanken und Sparkassen in ihren
Botschaften und visuellen Auftritten immer noch anachronistisch bis langweilig.
Kommunikativ gelungene Aktivitäten wie die Spießer Kampagne der LBS bleiben
die Ausnahme. Auf die von jungen Zielgruppen geforderte innovative Frische und
Flexibilität im Angebot gibt es nur unzureichende Antworten. Dabei könnte man
annehmen, dass die mit Fairness und Anstand assoziierten Geschäftsmodelle den
Bedürfnissen der postmateriell denkenden, urbanen Generation Y entsprechen
würden.
Marktchance: Regionale Verwurzelung.
Wer etwa im Supermarkt bio, fair und vor allem regional einkauft, Autos nur
noch über Sharing-Modelle nutzt und jeglichen anderen Konsum auf
Nachhaltigkeit versucht auszurichten, hat auch eher Interesse, seine Bankgeschäfte
dort abzuwickeln, wo regionale Strukturen Unterstützung finden und das Image
von Verantwortungsbewusstsein herrscht. Zusätzlich besteht das Potenzial, dieser
immer nomadenhafter werdenden Generation ein Stück Heimatgefühl und
emotionale Bindung auf den Weg mitzugeben.
Sofern Genossenschaftsbanken und Öffentlich-Rechtliche auch in Zukunft
Wachstum anstreben bzw. sich im Wettbewerb mit Direktbanken,
wiedererstarkten Großbanken, aufkommenden Start-up-Modellen und IT
Giganten mit Ambitionen, ganze Zahlungssysteme zu revolutionieren, beweisen
wollen, sollten sie Chancen wie diese nicht ungenutzt lassen.
Marktchance: Vertrauensvorsprung in Zeiten digitalen Umbruchs.
Die Konsequenzen einer solchen Strategie würden neben einer
Professionalisierung und Fokussierung im kommunikativen Auftritt vor allem in
der Entwicklung von innovativen digitalen Angeboten liegen. Denn noch
vielmehr als die postmaterielle Einstellung zeichnet die skizzierte Zielgruppe die
Einbettung digitaler Technologien in den Alltag und deren Verbreitung auf die
breite Masse aus. Mobile Geräte revolutionieren dabei Vertrieb und Angebot von
Banken zunehmend. Dies zeigt sich bereits im angloamerikanischen Raum und
auch in Deutschland sind Start-ups wie Quirion, Avuba, Smava oder Seedmatch
mit zugespitzten Finanzmanagement Tools jenseits des klassischen Online
Bankings auf dem Vormarsch.
3. Unser Standpunkt.
Genossenschaftsbanken und Sparkassen: Von der Kartoffelbank zum Game
Changer in der Finanzindustrie.
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Die digitale Revolution und der Vertrauensvorsprung.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben beste Voraussetzungen diesen
digitalen Sturm, der unaufhaltsam auch das deutsche Finanzwesen treffen wird,
von Anfang an entscheidend mitzugestalten und als „Game Changer“ zu
brillieren. Denn sie verfügen gegenüber dem Wettbewerb genau über jenen
Vorteil, der bei der Einführung und Diffusion neuartiger Konzepte im
Allgemeinen und speziell im Kontext Bankwesen erfolgsentscheidend ist –
nämlich Vertrauen.
Wenn Genossenschaftsbanken und öffentlich-rechtliche Kreditinstitute nicht
weiterhin mit den Chancen der mobilen Welt fremdeln und versuchen zu
verstehen, was Kunden in digitalen Zeiten wünschen, können Ideen entwickelt
werden, wie sich die Nähe zu den Kunden und die persönliche Ansprache in die
virtuelle Welt übertragen lassen.
Diese Grundstärken und Grundlagen des derzeitigen Erfolgs müssen in jedem Fall
bei der zukünftigen Ausrichtung der Marke eine Schlüsselrolle spielen. Regionale
Verwurzelung und Vertrauensvorsprung bieten für Genossenschaftsbanken und
Sparkassen hochattraktive Marktchancen. Mit einer konsequenten Positionierung
ihrer Angebote und profilierender Kommunikation lässt sich dieses Potenzial
heben und das vorhandene Vertrauens-Momentum in dauerhafte Popularität und
Marken-Präferenz verwandeln.
Ist Ihre Marke bereit für die kommenden Herausforderungen in der Finanzindustrie?
1. Basiert Ihre Marke auf einer zentralen, für die Zielgruppe relevanten und
differenzierenden Kernidee?
2. Gestalten Sie Ihr Produkt- und Service-Angebot auf Basis der Marke?
3. Kommunizieren Sie Ihre Kernbotschaften markentypisch und redundant an
allen Kontaktpunkten?
4. Wird Ihre Markenpositionierung durch das Verhalten der Mitarbeiter erlebbar?
Roman Brandstätter
… sammelte vor seinem Design & Produktmanagement Studium Erfahrung in
einer ländlichen Sparkasse. Als Junior Consultant bei der GMK Markenberatung
begleitet er Unternehmen von der Markenpositionierung über die Gestaltung
markentypischer Produktangebote und konsistenter Erscheinungsbilder bis hin
zur nachhaltigen Markenimplementierung bei Mitarbeitern und Kunden.
r.brandstaetter@gmk-markenberatung.de
April 2014Datum
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Changer in der Finanzindustrie.
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Über die GMK Markenberatung:
Die GMK Markenberatung ist der leistungsfähige Spezialist für Markenführung.
Mit über 20 Mitarbeitern an den Standorten Köln und München gehört sie zu den
führenden Markenberatungen in Deutschland. Seit 2006 berät sie große DAX-
Konzerne, etablierte Mittelständler sowie innovative Start-ups in Fragen der
Markenpositionierung und Markenführung.
Kunden der GMK Markenberatung sind unter anderem die BMW Group mit
ihren Marken sowie Kaldewei, Vaillant oder der Westdeutsche Rundfunk (WDR).
www.gmk-markenberatung.de
(Auszug)
Genossenschaftsbanken und Sparkassen: Von der Kartoffelbank zum Game Changer in der Finanzindustrie von GMK
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