IP- Dialog Forum at the Goethe University Guesthouse
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FACHFOREN TIP DIALOG I 1
One View Vision
Edition 5
Dokumentation TIP Dialog
Fachforum für innovatives
integriertes Planen und
nachhaltiges Bauen
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20. November 2007:
10. FACHFORUM TIP DIALOG
IN FRANKFURT AM MAIN Uwe Thon Annette Zimmer-Kass
Siemens AG Siemens AG
Vorstellungsrunde Poster-Diskussion: T 069. 7972338
Klimawandel: „Energieeffizienz – ein www.automation.siemens. E annette.zimmer-kass@
„Markt der Konzepte, Ideen und Ansätze“
Heilmittel mit Sofortwirkung. Wir sollten com/rhm/index_00.htm siemens.com
Moderation: Anette Zimmer-Kass | Georg von Nessler www.automation.siemens.
endlich über Gewinne durch intelligente com/tip
Poster-Diskussion
Energiesysteme und Energienutzung Folgende Themen wurden präsentiert:
reden, statt dauernd nur Energiesparen
Neue Infrastrukturen für die Airport City
zu predigen!” Wertsteigerung durch öffentliche Verkehrsmittel und
integrierte Planung
Zitiert aus dem Vortrag von Georg von Nessler, Josef Michel
4th Steering Committee meeting, Gesamtprojektleiter, OFB Bauvermittlungs- und Gewer-
Energie-Cités in Sevilla. bebau GmbH, Frankfurt am Main
Garantierter Klimaschutz und
innovative Finanzierungsmöglichkeiten
am Beispiel des Westpfalzklinikums, Standort Kusel
Begrüßung: Heiko Becker
Norbert Krause Siemens Building Technologies GmbH & Co. oHG
Frankfurt am Main Dr. Alois Rhiel Jutta Ebeling
Leiter PTD, Siemens AG, Hessischer Minister für Wirt- Bürgermeisterin der Stadt
Passivhäuser in Frankfurt am Main schaft, Verkehr und Landes- Frankfurt am Main
Frankfurt am Main Wolfgang Steins entwicklung Dezernentin für Bildung und
T 0611. 8150 Frauen, T 069. 21233112
Energiereferat Stadt Frankfurt am Main E info@hmwvl.de E schuldezernat@stadt-frank-
Grußwort: Mit Microsprismen effizient beleuchten
www.wirtschaft.hessen.de furt.de www.frankfurt.de
Jutta Ebeling, Stefan Sterzbach
Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Projektverantwortlicher, Siteco Beleuchtungstechnik
GmbH, Frankfurt am Main
Main, Dezernentin für Bildung und
Frauen Systemische Gebäudeplanung – ein Hebel zur
Steigerung der Energieeffizienz
David Krämer
Moderation: Geschäftsführer, Planquadrat 4 GmbH,
Frankfurt am Main
Dipl.-Ing. Annette Zimmer-Kass,
Leitung TIP Rhein/Main Siemens AG, Klimaschutz und Kosteneinsparung
in Sportanlagen
Niederlassung Frankfurt Matthias Schwing
Berater Sportinfrastruktur, Landessportbund Hessen,
Frankfurt am Main Georg von Nessler Norbert Krause
Ort: Jens Prüller ip-building Leiter PTD, Siemens AG,
Berater Sportinfrastruktur, Landessportbund Hessen, T 069. 489879-0 Frankfurt am Main
Gästehaus der Johann Wolfgang Goethe- Frankfurt am Main E nessler@ip-building.de T 069. 7973631
www.ip-building.de E norbert.nk.krause@sie-
Universität, Frauenlobstraße 1, mens.com
60487 Frankfurt am Main Fachvortrag:
Energieeffizienz: Die größte Teilmenge im Klimaschutz
Prioritäten, Konzepte und Maßnahmen der hessischen
Landesregierung mit besonderem Bezug zum Planen &
Bauen
Veranstalter: Dr. Alois Rhiel
Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und
ip-building Landesentwicklung, Wiesbaden
Beratung & Fachinformation
Fachvortrag:
Veranstaltungspartner:
Energiebewusst planen von Anfang an
Siemens AG Alexander Theiss
Niederlassung Frankfurt ATP - Architekten Theiss Planungsgesellschaft mbH,
Frankfurt am Main
Stadt Frankfurt am Main Klaus Rohlffs Dr. Werner Neumann Josef Michel
Dezernat Umwelt und Gesundheit ip5-Ingenieurpartnerschaft, Karlsruhe Stadt Frankfurt am Main Gesamtprojektleiter, OFB
Energiereferat Energiereferat Bauvermittlungs- und Gewer-
E energiereferat@stadt- bebau GmbH,
frankfurt.de 069. 91732294
Fachzeitschrift Zusammenfassung www.energiereferat.stadt- E josef.michel@ofb-gruppe.de
xia IntelligenteArchitektur Get together mit kleinem Büffet frankfurt.de www.ofb-gruppe.de
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4 I FACHFORUM TIP DIALOG
Jutta Ebeling
Bürgermeisterin der Stadt
Frankfurt am Main
Dezernentin für Bildung
und Frauen
Klimaschutz in Frankfurt –
Erfolge und Perspektiven
Ein Grußwort
Meine sehr geehrten Damen und Herren, fen kann. Wir werden noch weitergehen und den Ener- Nachhaltigkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit stellen
es ist mir eine Ehre, das Grußwort zum 10. Geburtstag gieverbrauch in den Frankfurter Mietspiegel einbeziehen. keine Gegensätze dar, sie sind Leitbilder der Beteiligten,
Ihres TIP Dialog Forums halten zu dürfen. Immerhin war Gerade starten wir mit zehn Frankfurter Betrieben, dar- die durch frühzeitiges Mitwirken in Planungsprozessen
ich auch schon bei der Geburt am 5. Februar 2003 unter mehrere Finanzdienstleister, ein Energieunterneh- erreicht werden. Das gemeinsame Ziel: Bei neuen Bau-
dabei und wie das Interesse der Teilnehmer, die Band- men, einer Großkelterei, einem Krankenhaus und einem vorhaben energieeffizient zu planen und zu bauen.
breite der Themen und die Reputation der Rednerinnen kirchlichen Betrieb das Projekt ÖKOPROFIT Frankfurt – Das in Frankfurt von Siemens, ip-building und dem
und Redner zeigen – das TIP Dialog Forum hat sich gut eine Workshop-Serie für betrieblichen Umweltschutz Energiereferat initiierte TIP Dialog Forum ist ein Modell-
entwickelt. und Kostensenkung. projekt. Mittlerweile gibt es dieses Projekt auch in Mün-
Mein Thema heute ist eigentlich nicht viel anders als vor Und seit einem Jahr haben wir zusammen mit dem chen und Stuttgart, und auch in Moskau hat bereits ein
fast fünf Jahren – Klimaschutz in Frankfurt – Erfolge und Caritasverband das Angebot Cariteam Energiesparser- TIP Forum stattgefunden.
Perspektiven, aber es hat sich in diesen fünf Jahren eini- vice entwickelt. Hier wird Haushalten mit geringem Ein- Und über das Städtenetzwerk Energie-Cités wird diese
ges verändert. Dazu zählen drei wichtige Dinge: kommen eine Energieberatung zu Hause angeboten mit Form der „Private-Public-Partnership“ nun auch in Euro-
Der Klimaschutz ist in der Öffentlichkeit präsent gewor- der 10-20 Prozent eingespart werden kann. Zudem ist pa bekannt gemacht. Bei Vorträgen in Sevilla, Krakau
den, nicht nur durch einen heißen Sommer 2003, son- dies ein Qualifizierungsprojekt für Arbeitslose. und Rimini ist das „Frankfurter Modell“ bereits auf gro-
dern auch durch die Berichte des Weltklimarates und Aktuell hat die Stadt Frankfurt beschlossen, ab dem 1. ßes Interesse gestoßen.
den Bericht von Nikolas Stern. Kernpunkte sind – der Januar 2008 zu 100 Prozent Ökostrom für ihre Ämter zu Und auch in Frankfurt ist das Interesse an dem TIP –
Klimawandel wird kommen, unser Energieverbrauch ist beziehen – die Hälfte aus erneuerbaren Energien mit der Dialog Forum weiterhin ungebrochen, wie die Teilneh-
daran schuld, aber wir können noch sehr viel tun. Förderung neuer Anlagen gemäß dem „Grüner Strom merzahlen belegen.
Zweitens: Wir können mit Klimaschutz sogar Geld ver- Label“ – die andere Hälfte aus Kraft-Wärme-Kopplung. Ich bedanke mich bei der Firma Siemens für Ihr Engage-
dienen. Meine immer wieder beschworene Zusammen- Wir gehen nun noch einen Schritt weiter und werden ment und bei ip-building für die gute Organisation und
führung von Ökologie und Ökonomie wird nun zur allge- den ersten kommunalen (und auch bundesweiten) Stro- hoffe auf viele weitere TIP-Veranstaltungen in Frankfurt.
meinen Erkenntnis. meffizienzfonds einrichten. Zwei Jahre nachdem eine
Drittens: In vielen Bauprojekten in Frankfurt werden nun Richtlinie der Europäischen Kommission die Länder auf- www.frankfurt.de
Klimaschutz und Energieverbrauch berücksichtigt und gefordert hat, Instrumente zur Förderung der Energie-
wahrgenommen. Wieviel CO2 kommt bei Ihrem Projekt einsparung einzurichten, ist leider auf Bundesebene
denn heraus und wie viel sparen Sie ein? – ist keine hierzu – trotz vieler Studien und Forderungen – nichts
esoterische Frage mehr, sondern ist nicht mehr wegzu- erfolgt.
denken. Dazu hat auch das TIP Dialog Forum beigetra- Wir werden beginnen, in Frankfurt ein Einsparkraftwerk
gen. zu bauen, wir werden die belohnen, die Strom einsparen
Die Stadt Frankfurt hat nach nun über 15 Jahren Erfah- und effizienter nutzen. Das hilft Haushalten und Betrie-
rung im kommunalen Klimaschutz eine neue Runde von ben am meisten. Das bringt am meisten für den Klima-
Grundsatzbeschlüssen gefasst. Wir erstellen derzeit schutz, denn Strom hat die höchsten CO2-Emissionen.
eine aktuelle Energie- und CO2-Bilanz. Wir haben Und das ist preisgünstiger und weitaus umweltfreundli-
beschlossen, nur noch Passivhäuser zu bauen. Es wer- cher, als alte Atommeiler wieder anzuwerfen oder neue
den nur noch Erdgasfahrzeuge bestellt. Systematisch Kohlekraftwerke zu bauen.
werden die Gebäude modernisiert. Die Stadt und ihre Wenn wir zum einen den Verbrauch mit Energieeffizienz
Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding weiter senken und zweitens beginnen die benötigte Dr. Alois Rhiel, Hessischer Wirtschaftsminister (rechts),
bauen nur noch Passivhäuser. In unseren Schulen ha- Energie selbst, wenn möglich aus erneuerbaren Energi- mit Uwe Bartmann, Geschäftsleiter der Siemens AG,
ben wir eine Klimaschutzoffensive mit einem 10-Punkte- en, herzustellen, dann werden wir auch die CO2 Ein- Region Rhein-Main
Plan gestartet, nach dem zum Beispiel keine Glühbirnen sparziele der Bundesregierung erreichen.
mehr eingesetzt werden. Wir modernisieren Gebäude Sie sehen an dieser Aufzählung, dass Klimaschutz und
und Heizungen, Dächer werden Dritten für den Bau von Energieeffizienz ein Thema mit enormer Bandbreite ist –
Solarstromanlagen zur Verfügung gestellt. man muss maßgeschneiderte Angebote entwickeln und
Wir haben die Kraft-Wärme-Kopplung in Frankfurt aus- die sehen für Haushalte eben anders aus als für Schulen
gebaut, mit einem großen hocheffizienten Gas- und oder für Bürohochhäuser. Wir gehen hier nicht nur vor-
Dampfkraftwerk, mit einem Holz-Heizkraftwerk. Zusätz- an, wir möchten zeigen, was machbar ist, und hoffen,
lich haben wir nun schon 120 Blockheizkraftwerke, die dass viele mitgehen!
im Stadtgebiet verteilt sind, in Bürogebäuden, Kranken-
häusern, Schwimmbädern oder Versorgungsgebieten Und hier setzt das TIP Dialog Forum an:
für Stadtbezirke. Durch die Beispiele aus der Praxis wird vorgestellt, was
Energie einsparen und Komfort – dafür steht das Pas- machbar und nachahmenswert ist. Der Dialog über die
sivhaus. Energie effizient umwandeln und nutzen – dafür fachlichen Disziplinen hinweg reduziert Sprachbarrieren
steht die Kraft-Wärme-Kopplung. und fördert interdisziplinäre Zusammenarbeit.
In beiden Bereichen wollen wir auch weiterhin bundes- Über den frühzeitigen Kontakt zu Investoren erhalten alle
weit eine führende Rolle einnehmen! Und wir bieten allen Beteiligten die Möglichkeit, Bauprojekte von der ersten
in Frankfurt an, mitzumachen! Phase an in Fragen der Energie-Effizienz zu diskutieren,
Wir haben eine breite Palette von Angeboten für unsere zu beraten und zu planen.
Bürgerinnen und Bürger aufgebaut zum Energiesparen, Das TIP Dialog Forum ist eine Öffentlich – Private – Part-
oft zusammen mit Partnern. Mit dem Land Hessen, mit nerschaft der besonderen Art. Durch die Kooperation
Energieberatungsbüros und den Schornsteinfegern bie- von auf den ersten Blick sehr ungleichen Partnern:
ten wir mit der Frankfurter Energiesparaktion eine einfa- Unter Einbeziehung von Unternehmen, kommunalen
che und wirksame Energieberatung an. Institutionen und Beratern wird der interdisziplinären
Mit Partnern auf Bundesebene bieten wir den Frankfur- Dialog zwischen Investoren, Betreibern, Architekten
ter Heizspiegel an, mit dem man seine Abrechnung prü- sowie Forschung und Entwicklung gefördert.
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Beitrag des Hessischen
Ministeriums für
Wirtschaft, Verkehr und
Landesentwicklung,
Wiesbaden
verfasst von
Gabriele Purper
Energieeffizienz:
Die größte Teilmenge im
Klimaschutz
Energie muss sicher, sauber und bezahlbar sein. Um mit sprechenden Prozentanteil erreichen zu können. Damit Zusatzkosten für die Einspartechnik und selbstverständ-
dem letzten Punkt zu beginnen, sollen hier zunächst sind wir beim zweiten Teil der Überschrift „Energieeffizi- lich nicht mit Komfortverlusten verbunden. Im Gegenteil
einige Schlaglichter die aktuelle Situation beleuchten: enz als größte Teilmenge beim Klimaschutz“. erhöhen sich Wohnkomfort und Behaglichkeit.
Seit 2001 steigt der Ölpreis beständig; er ist jetzt bei Die Energienutzung gewinnt immer dann an Effizienz, Wir haben als Landesregierung einen einfachen, leicht
fast 100 Dollar pro Barrel angekommen. Auf Dauer wird wenn der gleiche Energiebedarf mit weniger Primärener- merkbaren Pflock eingeschlagen und streben im Wohn-
er nicht mehr unter 50 Dollar fallen. Ähnliches – mit zeit- gie gedeckt werden kann. Energieeffizienz ist, anders gebäudebestand das 10-Liter-Haus als Standard an.
lichem Abstand - gilt für die Gaspreise. Die Preise für gesagt, der Ersatz von Brennstoff durch Intelligenz, Wis- Das heißt, die bestehenden Wohngebäude sollten so
Strom waren nach der Liberalisierung zunächst gefallen, sen und Technik. modernisiert werden, dass der Verbrauch pro Quadrat-
befinden sich aber seit 2002 auch wieder im starken Energieeffizienz führte ja lange Zeit ein Mauerblümchen- meter Wohnfläche 10 Liter Heizöl oder 10 Kubikmeter
Aufwärtstrend. Industriestrom kostet im Durchschnitt zur Dasein im Schatten der erneuerbaren Energien, die im Erdgas im Jahr nicht überschreitet. Heute sind es im
Zeit 8 Cent pro Kilowattstunde. Scheinwerferlicht standen und immer noch stehen. Das Durchschnitt 20 Liter.
Die verfügbaren Gesamtreserven an Erdöl sind heute war ganz unverdient, denn das Potenzial ist – zumindest Im Neubau können wir dieses Niveau natürlich noch
um 80 Prozent höher als 1980; die Reserven für Erdgas derzeitig noch – sehr viel höher als das der erneuerba- weiter unterschreiten. Ein Passivhaus hat nur noch
stiegen in diesem Zeitraum sogar um das Doppelte. Der ren Energien. einen Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden pro
weltweite Energieverbrauch ist in diesem Zeitraum um Wissenschaftler schätzen, dass zwei Drittel bis drei Vier- Quadratmeter und Jahr, das entspricht 1,5 Liter Heizöl.
über 50 Prozent höher gestiegen. Der enorme „Energie- tel der notwendigen Reduzierung unserer Treibhausgas- Energieeffizienz ist eine lohnende Sache nicht nur für
hunger“, den die Entwicklungs- und Schwellenländer emissionen durch Energieeffizienz zu erbringen sind. den Einzelnen, sondern auch für die Volkswirtschaft. Ein
entfalten werden, um auch zu Wohlstand zu kommen, Man kann noch ein Stück weiter gehen und sagen, dass kurzer Blick auf die hessischen Verhältnisse zeigt dies.
ist darin noch nicht abgebildet. die Ausschöpfung des wirtschaftlichen Effizienzpotenzi- In Hessen gibt es rund 2,8 Millionen Wohnungen, die
Die Belastung mit Treibhausgasen beläuft sich inzwi- als auf Dauer sogar die Voraussetzung ist für die breite Hälfte davon sind Gebäude mit drei und mehr Wohnun-
schen auf fast 30 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente Nutzung der erneuerbaren Energien mit ihren ver- gen. 14,5 Millionen Tonnen CO2 werden jährlich ausge-
weltweit. Europa steuert dazu 14,5 Prozent bei, gleichsweise teuren Systeme und der dazu notwendi- stoßen, um diese Wohngebäude zu beheizen und ihre
Deutschland 3,4 Prozent. Pro Kopf der Bundesbürger gen Infrastruktur, um sie ihrerseits ebenfalls effizient zu Bewohner mit Warmwasser zu versorgen.
beträgt der Ausstoß an CO2 zur Zeit zehn Tonnen pro nutzen. Platt gesagt, erneuerbare Energien kann man Wenn Gebäude modernisiert werden, dann geschieht
Jahr. Die Treibhausgasemissionen müssen bis 2050 um sich auf Dauer und in breiter Anwendung nur leisten, dies oftmals – energetisch gesehen - nur halbherzig.
rund 80 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden, um wenn man vorher alle Möglichkeiten der Energieeffizienz Das Institut Wohnen und Umwelt schätzt den Anteil des
die noch tolerierbare Erwärmung von zwei Grad gegen- genutzt hat. Wohngebäudebestands, der pro Jahr vollständig wär-
über dem vorindustriellen Niveau zu halten. Dies lässt Die hessische Landesregierung unterstützt deshalb megedämmt wird, auf 0,75 Prozent in Hessen. Das ist
für jeden Bürger weltweit drei Tonnen an CO2-Emissio- auch die entsprechenden Zielsetzungen auf Bundes- ein beklagenswert niedriger Wert; denn wir müssten 130
nen zu. und EU-Ebene, die Energieproduktivität bis 2020 um 20 Jahre abwarten, bis wir den Bestand in Hessen energe-
Dies veranschaulicht, dass das klassische Zieldreieck Prozent (gegenüber 1990) zu erhöhen. Was sie aller- tisch zufriedenstellend saniert hätten.
der Energiepolitik – Versorgungssicherheit, Preisgünstig- dings nicht unterstützt, sind die Bestrebungen des Lan- Wenn wir diese sogenannte energetische Modernisie-
keit und Umweltfreundlichkeit der Energieversorgung – des Baden-Württemberg und des Bundes, mittels rungsrate auf 2,5 Prozent anheben könnten, wäre damit
eine echte Herausforderung für unsere Volkswirtschaft, Gesetz erneuerbare Energien in den Wärmemarkt prak- ein jährliches Investitions- und damit Marktvolumen in
aber auch für jeden einzelnen von uns darstellt. tisch einzuzwängen. Diese Gesetzentwürfe sind eine Hessen von 1,67 Milliarden Euro verbunden. Man
Es erscheint dabei wenig nützlich, wenn man ein Ziel anschauliche Illustration, wie der Pfad der Marktwirt- schätzt, dass pro Milliarde Euro etwa 25.000 Arbeits-
gegen das andere ausspielen würde. Nur noch soge- schaft unnötig verlassen wird und man damit in die plätze gesichert oder geschaffen werden können. Daran
nannte „ökologische Energieversorgung“ oder gar nur falsche Richtung steuert. sieht man, dass wir nicht nur energetisch ein hohes In-
noch Nutzung erneuerbarer Energien würde dazu An erster Stelle sollte die Reduzierung des Wärmebe- teresse an der Energieeffizienz haben müssen, sondern
führen, dass wir uns diese „ökologischen Systeme“ darfs durch möglichst kostengünstige Maßnahmen ste- dass wir hier genauso ein wirtschaftspolitisches Pfund in
nicht mehr oder zumindest nicht mehr alle leisten kön- hen. Dann kann man anschließend überlegen, ob der der Hand halten, mit dem wir wuchern sollten. Ein etwa
nen. Die wirtschaftlichen und sozialen Konflikte, die dar- Restbedarf durch die verhältnismäßig teuren Versor- ebenso großes Potenzial steckt im Strombereich.
aus resultieren würden, kann man sich unschwer vor- gungssysteme auf Basis der erneuerbaren Energien Energieeffizienz hat, wie wir gesehen haben, eigentlich
stellen. gedeckt werden soll. Denn der Einsatz beispielsweise nur Vorteile: neben den Beiträgen zu den energiepoliti-
Auch nicht weit führte die Konzentration auf bestimmte einer solarthermischen Anlage ändert ja nichts am schen Zielen erhebliche positive Effekte auf Wirtschafts-
Techniken beziehungsweise der Ausschluss von ande- hohen Heizwärmebedarf des Hauses. Im Gegenteil wird kraft und -struktur, die sich zudem nicht auf die Bal-
ren Techniken. Nur ein breiter Energiemix unter Ein- sich der Hauseigentümer bei diesen Vorgaben überle- lungsräume beschränken, sondern gleichmäßig über
schluss von Kernenergie und Kohle wird uns allen drei gen, ob er die Modernisierung überhaupt in Angriff neh- das Land verteilen. Dies ist vom Grundsatz her lange
Zielen näher bringen. Außerdem sollten wir keinesfalls men soll. Er wird praktisch daran gehindert, wirtschaft- schon bekannt.
unser marktwirtschaftliches Fundament verlassen. Den lich zu verfahren, wenn er von vorneherein mit solch Bei diesen vielen Vorteilen verwundert es, weshalb die-
Wettbewerb hin zu ökonomischer und ökologischer hohen Kosten belastet wird. Auf diese Weise kommen ses Potenzial nur zögerlich angegangen und ausge-
Energienutzung verbessern und stimulieren, dies wird wir an das hohe Effizienzpotenzial, das im Gebäudebe- schöpft wird. Dafür gibt es viele Gründe. Wesentlich
der beste Weg zum Erfolg sein. stand steckt, nicht heran, sondern verschrecken eher scheint mir zu sein, dass sowohl die potenziellen Inve-
Die Landesregierung hat in ihrem Regierungsprogramm die Investoren. Wenn es um die konkreten Potenziale storen als auch die planenden und ausführenden Unter-
für die noch laufende Legislaturperiode ein eigenes, geht, soll im Folgenden kurz auf den Gebäudebereich nehmen zu wenig informiert sind, die Investoren über
quantifiziertes Ziel gesetzt, nämlich den Anteil der erneu- als Beispiel eingegangen werden. ihren Energieverbrauch, alle über die technischen Mög-
erbaren Energien am Endenergieverbrauch (ohne den Rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in der BRD lichkeiten und über die Wirtschaftlichkeit der Maßnah-
Verkehrssektor) bis 2015 auf 15 Prozent zu erhöhen. werden für Raumheizung und Warmwasserbereitung men. Hier setzen wir mit unseren Maßnahmen an ...
Dieses Ziel hat zwei Seiten: Zum einen müssen wir die verwendet. Durch baulichen Wärmeschutz und Einsatz
absolute Menge an erneuerbaren Energien steigern. moderner Gebäude- und Anlagentechnik kann dieser www.wirtschaft.hessen.de
Dies tun wir mit Schwerpunkt auf der energetischen Verbrauch um die Hälfte reduziert werden. Dadurch
Nutzung der Biomasse. Die andere Seite der Medaille ist könnten die CO2-Emissionen in Deutschland jährlich um
jedoch die Basisgröße, der Endenergieverbrauch. rund 50 Millionen Tonnen gemindert werden. Und diese Der Gesamttext kann unter www.ip-building.de
Dieser muss erheblich gesenkt werden, um den ent- Maßnahmen sind wirtschaftlich mit überschaubaren heruntergeladen werden.
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6 I FACHFORUM TIP DIALOG
David Krämer
Geschäftsführer
Plamquadrat 4 GmbH,
Frankfurt am Main
Systemische Gebäudeplanung –
ein Hebel zur Steigerung der
Energieeffizienz
Die systemische Gebäudeplanung birgt im Vergleich zur Wirkbeziehungen zum Gesamtmodell, das der Architekt
klassischen Architekturplanung nach HOAI ein bisher dann in den konkreten Gebäudeentwurf zusammen-
noch ungenutztes Potenzial in der Kosten- bzw. setzt. Ein neues Betriebsszenario gruppiert die Elemente
Ertragsoptimierung. Zu verdanken ist dies der wesent- nur mehr oder weniger neu, ohne dass alle baulichen
lich umfangreicheren Betrachtung der Betriebsszenarien und funktionalen Aspekte vollständig neu überarbeitet
im Gebäude in Kombination mit deren baulichen Konse- werden müssen.
quenzen, und zwar zu dem Zeitpunkt, in der der Einfluss Welche Vorteile hat das Modell?
noch sehr groß ist: in der Konzeptphase. Die Elemente sind in ihrer Struktur und Größe für die
interdisziplinäre Betrachtung geeignet. Lösungen kön-
Problemstellung nen durch die Überschaubarkeit gemeinsam – quasi an
Traditionell ist die Projektorganisation im Bauwesen eine einem Tisch – entwickelt und in Bezug auf die Projekt-
mehr oder weniger abhängige, hierarchische Abfolge ziele bewertet werden.
von Einzelaufgaben: Die Planungsgewerke reagieren auf Durch die Aufspaltung in Funktion, Ortsbestimmung und
den vom Architekten definierten Lösungsweg. Entschei- deren Wirkbeziehungen lassen sich Zielkonflikte frühzei-
dender Nachteil dieses deterministischen Vorgehens: tig erkennen, sehr gut darstellen und lösen.
Die Planungsbeteiligten arbeiten nicht gleichberechtigt Bild 1: Bei der systemischen Gebäudeplanung wird das zu pla-
und nicht zur gleichen Zeit auf die Projektziele hin. In der Systemische Gebäudeplanung nende Gebäude auf Grundlage der Betriebsanforderungen in
Folge können die Wirkbeziehungen von den verschiede- Das Gruppieren von Elementen ermöglicht die flexible Elemente zerlegt. Durch die Aufspaltung in Funktion, Ortsbe-
stimmung und deren Wirkbeziehungen lassen sich Zielkonflikte
nen Planungszielen aller Planungsgewerke nicht ausrei- und schnelle Analyse von Betriebsszenarien zur Nut-
frühzeitig erkennen, sehr gut darstellen und lösen.
chend berücksichtigt werden. Optimierungspotenziale zungs- und Ertragsoptimierung. Sowohl Nutzer als auch
bleiben unerkannt, Zielkonflikte werden nicht oder zu Planer optimieren hierbei effizient in ihrer „Denkwelt“.
spät erkannt – ein Termin- und Kostenrisiko. Allen Elementen sind Kostenkennwerte hinterlegt – das
ermöglicht die Vollkostenbetrachtung für jedes Betriebs-
Lösungsansatz szenario über den gesamten Lebenszyklus.
Hier setzt die systemische Gebäudeplanung an: sie Die Energieeffizienz kann im Sinne der vertikalen Pla-
ermöglicht eine „tatsächlich interdisziplinäre“ Bau-kon- nung bereits in den frühen Gebäudeentwurf einbezogen
zeption, in dem sie die Planungsaufgabe in einzelne Ele- werden und somit effektiver auch über die grundlegende
mente unterteilt und diese mit Hilfe des systemischen Gestaltung der Baukörper realisiert werden.
Modells verbindet und steuert. Das verschafft Übersicht Die technische Umsetzung erfolgt durch den Verfasser
und ermöglicht, gemeinsam Lösungsvarianten für ein- bisher mit Hilfe einer Datenbanklösung, in der die Eigen-
zelne Elemente zu erarbeiten und diese im Kontext zum schaften der Elemente, die Attribute zu deren Bewer-
Gesamtgefüge zu bewerten. tung, Gebäudeanforderungen der Nutzer und weitere
Dabei können mehr Projektziele berücksichtigt werden Projektziele, wie z.B. Kostengrenzen oder ein max.
als bei der klassischen Planung – zum Beispiel Energie- Energieverbrauch pro Quadratmeter abgelegt sind.
Bild 2: Aufbau des Planungsmodells aus Gebäudefunktionen
effizienz, Betriebskosten und Ertrag. Ein weiterer wichti- Über Regelwerke werden die Eigenschaften der geplan-
und übergreifenden technischen Funktionen. Die bestimmte
ger Hebel zur Optimierung ist die Simulation der später ten Elemente analysiert und das Ergebnis als ein baulich Anordnung von Elementen ermöglicht die flexible und schnelle
im Gebäude stattfindenden Prozesse: So können bewertetes Betriebsszenario mit entsprechenden Analyse von Betriebsszenarien zur Nutzungs- und Ertragsopti-
Betriebsszenarien in der frühen Planungsphase noch Kosten ausgegeben. mierung. Sowohl Nutzer als auch Planer optimieren hierbei effizi-
relativ dynamisch betrachtet werden und die hierfür ent in Ihrer „Denkwelt“.
logisch sinnvollste bauliche Umsetzung gefunden wer- Integration in die Projektorganisation
den. Voraussetzung für die Wirksamkeit der systemischen
Gebäudeplanung ist die Zusammenführung aller Infor-
Modellbildung mationen im Gebäudemodell. Hier werden sie gemein-
In der Systemtheorie ist ein Bauprojekt eine komplexe sam in Bezug auf die Projektziele und expliziten Anfor-
Problemlösung mit einem Netz von unterschiedlichen in derungen von Nutzer und Bauherr bewertet. Um
sich verknüpften Planungsschritten und der Zielsetzung Interessenkonflikten vorzubeugen und alle Parameter in
einer Verbesserung eines existierenden Ist-Zustands. die Betrachtungen einbeziehen zu können, muss ein
Um dieses komplexe Gefüge überschauen und nach- unabhängiger Projektbeteiligter die Gesamtkoordination
vollziehen zu können, muss es vereinfacht dargestellt übernehmen. Wir sehen diese Aufgabe sinnvollerweise
werden. Dies ermöglicht das Planungsmodell, in dem im Bereich der Projektsteuerung.
Betriebsprozesse in technische Funktionen und Nutzer- Die über Reglements objektivierte Bewertung der Pla-
funktionen aufgelöst werden. Als Nutzerfunktion ist hier- nung erfordert eine hohe Akzeptanz des Vorgehens und Bild 3: Anwendung des Planungsmodells zur schnellen Analyse
bei ein räumlich zusammenhängender Bereich mit einer eine einvernehmliche Definition der Bewertungsregeln von Betriebsszenarien. Die Elemente werden parallel einzeln
bestimmten Funktion zu verstehen, z. B. ein Bereich mit und somit einen erfahrenen Moderator als Verantwortli- optimiert. Ein neues Betriebsszenario gruppiert die Elemente nur
Serviceschaltern. chen für das zentrale Planungsmodell. mehr oder weniger neu, ohne dass alle baulichen und funktiona-
Die technischen Funktionen werden durch Überführung len Aspekte vollständig neu überarbeitet werden müssen.
der Leistungsmerkmale zu einem Konstruktionsprinzip Fazit
und – in der weiteren Detaillierung – zu einem konkreten Die vorgestellte Planungsmethode führt zu einer hohen Für weitere Informationen:
Bauteil. Die Nutzerfunktionen sind dagegen die Grundla- Informationsdichte in einer Projektphase, in der die Pla- David Krämer
ge zur Ortsbestimmung dieser Bauteile d. h. zur Definiti- nung noch hoch variabel ist – damit bietet sie eine Viel- Planquadrat 4 GmbH
on der Räume. zahl von Hebeln zur Optimierung. Die Aufspaltung der T 069. 94947080
Die Elemente – also die baulichen Bereiche mit jeweils Planung in Elemente ermöglicht die interdisziplinäre E mail@planquadrat4.de
einer Nutzerfunktion und zugeordneten technischen Betrachtung von Anfang an – und führt so zur besten www.planquadrat4.de
Funktionen – summieren sich unter Beachtung der Lösung.
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7
Wolfgang Steins
Energiereferat der Stadt
Frankfurt
Klimaschutz in Frankfurt
am Main:
Kostenvergleich Passivhaus –
Standardhaus
Abb. 2 Abb. 3
1. Ausgangslage 3. Energiepreise
Bei der Diskussion über den aktuellen Baustandard Während die Kosten für den Kapitaldienst nun durch die
Passivhaus tauchen in der Regel schnell Kostenge- Zinsbindung der Kredite festliegen, hängen die Energie-
sichtspunkte auf. Die üblicherweise gestellte Frage lau- kosten stark von den zukünftigen Marktpreisen der
tet dann: Wie viel kostet mich denn ein Passivhaus? Energieträger (Gas, Öl, Fernwärme etc.) ab. Diese sind
Wir wollen daher versuchen, auf diese Frage eine in der jüngsten Vergangenheit bekanntlich deutlich
schlüssige Antwort zu finden. gestiegen. Eine Übersicht über die Gaspreis-Entwick-
Zunächst muss vorausgeschickt werden, dass eine Ant- lung eines Frankfurter Energieversorgers ist in Abbildung
wort auf die gestellte Frage nach den Mehrkosten von 1 dargestellt.
verschiedenen Faktoren abhängig ist:
1. Welches ist der Vergleichsmaßstab (EnEV-Haus, KfW-
60-Haus, KfW-40-Haus)
2. Haustyp (Einfamilien-, Mehrfamilienhaus, Geschoss-
wohnungsbau)
3. Wohnfläche (vergleichbar sind realistischerweise nur
identische Wohnflächen)
4. Erfahrung des Planers (die ersten Passivhäuser sind
immer die teuersten!)
5. Wann fällt die Entscheidung zum Passivhaus (je spä-
ter, desto teurer wird es). Abb. 1: Entwicklung des Erdgas-Arbeitspreises 2000- 2007
Obwohl die genannten - und mögliche weitere - Fakto- (Quelle: eigene Recherche)
ren von entscheidender Bedeutung für die Kosten sind,
legen wir im Folgenden einfache Annahmen zugrunde. Im Zeitraum zwischen Anfang 2000 und Ende 2007 sind
Nicht zuletzt deshalb, da belastbare Zahlen schwer zu die Gaspreise in Frankfurt im Schnitt jährlich um über 12
ermitteln sind. Hier also unsere Annahmen für den Neu- Prozent gestiegen und haben sich insgesamt mehr als
bau eines Einfamilienhauses mit 125 m² Wohnfläche: verdoppelt. Es ist davon auszugehen, dass auch in den
– Standardhaus nach Energie-Einspar-Verordnung nächsten Jahren Energie nicht billiger werden wird, son-
(EnEV 2007), 1600 Euro pro Quadratmeter dern ein weiterer Anstieg der Preise befürchtet werden
– Passivhaus, 1728 Euro pro Quadratmeter (2) muss.
Baukosten nach DIN 276, Kostengruppen 3 + 4 (1) In dem folgenden Kostenvergleich der Varianten wurde
Ein realistischer Vergleich der Kosten eines Gebäudes eine sehr moderate jährliche Preissteigerung der Ener-
beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Baukosten: giekosten von 5 Prozent pro Jahr angenommen. Sanie-
Auch im „Betrieb“ des Gebäudes fallen Kosten an, die rungs- und Instandhaltungskosten wurde hingegen Tabelle 1
sogenannten „Betriebskosten“. Im folgenden Vergleich nicht eingerechnet, da diese bei beiden verglichenen
werden daher auch die Kosten für Heizung und Warm- Haustypen nahezu identisch sind. In Abbildung 3 haben wir unter sonst gleichen Randbe-
wasserbereitstellung berücksichtigt. dingungen dargestellt, welche Kosten ein Standardhaus
4. Vollkostenrechnung sowie Passivhäuser verursachen, die in der Anschaffung
2. Finanzierung In Tabelle 1 sind die wesentlichsten Annahmen des um 8 bzw. 10 Prozent teurer sind. Hierbei haben wir uns
Weitere Annahmen sind ein Eigenkapital i.H.v. 60.000 Kostenvergleichs noch einmal aufgeführt. auf die Tilgungsphase beschränkt – danach verursacht
Euro in beiden Fällen, sowie eine Finanzierung des Rest- Die Betrachtung der Gesamtkosten beider Bauvarianten das Passivhaus, wie oben beschrieben, ohnehin deut-
betrages über einen Hypothekenkredit. Für das Passiv- über einen Zeitraum von 50 Jahren zeigt Abbildung 2. lich geringere Kosten.
haus kann ein günstiger Kredit der Kreditanstalt für Wie- Die Kurven zeigen die jährlichen Kostenbelastungen der Wenn ein Passivhaus 10 Prozent Mehrkosten verur-
deraufbau (KfW) über 50.000 Euro in Anspruch genom- untersuchten Haustypen über einen Zeitraum von 50 sacht, steigt natürlich auch die monatliche Belastung
men werden, dessen Zins für 10 Jahre festgeschrieben Jahren an. Hierbei zeigt die rote Kurve die Kosten für durch Zins und Tilgung. Dies zeigt sich in der Grafik an
wird. Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist haben wir einen das Passivhaus an, die schwarze die Kosten für das der gestrichelten Linie, die einige Jahre lang über der
Zinssatz von 5 % angesetzt. Standardhaus. des Standardhauses liegt. Als Ausgleich fallen durch die
Das Standardhaus wird von Beginn an mit einem ange- Wie erkennbar ist, liegen die Kosten für das Passivhaus tilgungsfreien Anlaufjahre des KfW-Darlehens Minder-
nommenen Zinssatz von 5 % finanziert. Die Kosten für bei dieser Betrachtung fast immer unter den Kosten für kosten in den ersten beiden Jahren an. In der Summe
die Zins- und Tilgung der Kredite werden als Kapital- das Standardhaus nach EnEV. Obwohl also für ein Pas- über die ersten 10 Betriebsjahre beträgt die Mehrbela-
dienst bezeichnet. sivhaus mehr investiert werden muss, liegt die jährliche stung des um 10 Prozent teureren Passivhauses gerade
Die Berechnung der Gesamtkosten für beide Varianten Kostenbelastung – und nur auf diese kommt es ja einmal 189 Euro, also 20 Euro pro Jahr! Über 20 Jahre
setzt sich also wie folgt zusammen: eigentlich an – unter der eines Standardhauses. beträgt der Vorteil des Passivhausbewohners schon
Gesamtkosten = Kapitaldienst + Energiekosten Besonders deutlich wird der Kostenvorteil allerdings 470 Euro, und über 30 Jahre betrachtet hat er sogar
nach Ende der Tilgungsphase der Darlehen: Dann lässt fast 9000 Euro gespart! Dies unter der Annahme sehr
sich das Passivhaus mit ca. einem Drittel der Kosten geringer Preissteigerungsraten für Energie von 5 Prozent
(1) Hierunter fallen die Kosten für die Baukonstruktionen des Standardhauses betreiben! jährlich.
wie Baugrube, Gründung, Wände, Decken etc. (Kosten- Der Gesamtkostenvorteil des Passivhauses über 50 Weiter sollte beachtet werden, dass vor dem Hinter-
gruppe 3) sowie für die technischen Anlagen wie Was- Jahre aufsummiert beträgt im Übrigen in unserer grund der aktuellen Klimadiskussion die Anforderungen
ser, Abwasser, Gas, Strom, Lüftung etc. (Kostengr. 4) Modellrechnung mehr als 100.000 Euro! an die Energieeffizienz von Häusern steigen werden.
(2) Dies sind die üblicherweise in der Literatur angeführ- Konkret wird im Jahr 2009 das Anforderungsniveau an
ten 8 Prozent Mehrkosten gegenüber EnEV-Standard. 4.1 Der Einfluss der Baukosten Neubauten um ca. 30 Prozent verschärft werden, eine
Gut geplante Passivhäuser unterschreiten diese Kosten Was aber geschieht, wenn das Passivhaus doch nur mit Verschärfung um weitere 30 Prozent soll in den folgen-
jedoch deutlich. Dennoch wird bei der folgenden Rech- höheren Investitionskosten errichtet werden kann? Auch den Jahren kommen. Konkret bedeutet dies, dass
nung von 8 Prozent Mehrkosten ausgegangen. diese Variante haben wir untersucht. durch den generell höheren Energiestandard die Mehr-
8. ia62 ip-building.qxp 27.02.2008 11:27 Seite 8
8 I FACHFORUM TIP DIALOG
Heiko Becker
Siemens Building Technolo-
gies GmbH & Co. oHG
Frankfurt am Main
Garantierter Klimaschutz und
innovative Finanzierungsmög-
lichkeiten am Beispiel des
Westpfalzklinikums,
Standort Kusel
kosten des Passivhausstandards geringer werden. Die Energieversorgung stellt einen bedeutenden Ausga-
benposten bei der Bewirtschaftung von Gebäuden dar.
4.2 Der Einfluss der Energiepreissteigerung In Zeiten tendenziell steigender Energiepreise gewinnt
Wie schon oben erwähnt, wurden die Berechnungen mit die Optimierung der Energieversorgung daher an
einer sehr mäßigen Preissteigerungsrate von 5 % pro Bedeutung.
Jahr durchgeführt. Was aber geschieht, wenn die Ener-
giepreise stärker steigen? Das Westpfalz-Klinikum in Kusel ist ein Krankenhaus mit
In der folgenden Grafik (Abb. 4) sind die Ergebnisse 230 Betten. Im Jahr 2005 betrugen die Kosten für
unserer Berechnungen unter der Annahme jährlicher Strom, Wärme sowie Wasser und Abwasser knapp
Preissteigerungsraten von 7 bzw. 10 Prozent dargestellt. 590.000 EUR netto. Darüber hinaus waren verschiede-
Die Mehrkosten für das Passivhaus wurden hierbei nicht ne Modernisierungsmaßnahmen notwendig, um die
verändert, sondern bleiben bei 8 Prozent gegenüber technische Anpassung an die heutigen Voraussetzun-
dem Standardhaus. gen eines modernen Krankenhauses zu schaffen.
In 2006 wurden im Westpfalz-Klinikum in Kusel umfang-
reiche Modernisierungen umgesetzt. Siemens Building
Technologies (SBT) erarbeitete ein entsprechendes Vorteile für die Umwelt
Maßnahmenpaket im Rahmen eines Energiespar-Con- – Wärmeeinsparung: 318 Megawattstunden pro Jahr,
tracting Modells. Die notwendigen Investitionskosten in dies entspricht einer Einsparung von 6 Prozent
Höhe von 1,176 Mio. EUR refinanzieren sich hierbei – Stromeinsparung: 1.444 Megawattstunden pro Jahr,
durch die von SBT vertraglich garantierten Energieein- dies entspricht einer Einsparung von 50 Prozent
sparungen in Höhe von rund 153.000 EUR pro Jahr. – Reduzierung des Energiebedarfs für Strom und
Der gesamte Umbau einschließlich der Installation eines Wärme um 21 Protent
Blockheizkraftwerkes, welches das Krankenhaus mit – CO2-Minderung: 1.067 Tonnen pro Jahr, dies ent-
Wärme versorgt und gleichzeitig Strom erzeugt, wurde spricht einer Einsparung von 31 Prozent.
Anfang 2007 erfolgreich abgeschlossen. Durch die
umfangreichen Maßnahmen konnte der Energiebedarf Für weitere Informationen:
Abb. 4 für Strom und Wärme um 21 Prozent gesenkt und Dipl.-Ing. Heiko Becker
Wie zu erwarten war, zeigen die Kurven, dass bei Preis- 1.067 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Siemens Building Technologies GmbH & Co. oHG
steigerungsraten ab 7 Prozent das Passivhaus zu jedem T 069. 797 – 87307
Zeitpunkt mit günstigeren Kosten zu betreiben ist. Betriebstechnische Anlagen E heiko.becker@siemens.com
Besonders deutlich sticht der enorme Kostenanstieg – 2 Heizkessel mit je 900 kW Leistung mit modulieren- www.buildingtechnologies.siemens.de
beim Standardhaus schon nach wenigen Jahren ins den Brennern
Auge. Beim Passivhaus hingegen verläuft der Kostenan- – Blockheizkraftwerk mit 140 kW elektrischer Leistung
stieg wesentliche moderater. Es ist also nicht übertrie- und 217 kW thermischer Leistung einschließlich Puffer-
ben, in Zusammenhang mit einem Passivhaus von einer speicher
Versicherung gegen Energiepreissteigerung zu reden! – 2 Schnelldampferzeuger mit großen Wassermengen
(8 bar, 2 x 460 kg/h Dampf)
5. Fazit: – Brauchwarmwasser-Bereiter mit Speicherladesystem
1. Der alleinige Blick auf die Baukosten ist unzulässig, – Einsatz neuer Hocheffizienzpumpen
die Bedeutung der Energiekosten wird in Zukunft stei- – Austausch der Ventilatoren und Einsatz neuer energie- Ihr Beitrag zum nächsten TIP Forum
gen. effizienter und frequenzgeregelter Motoren in den Lüf-
2. Selbst bei heute üblichen Mehrkosten beim Bau ist tungsanlagen Wir laden Sie hiermit ein, einen Forums- oder
das Passivhaus wirtschaftlich. – Einsatz neuer T5-Leuchtensysteme mit elektronischen Workshopbeitrag für das nächste TIP Forum einzu-
3. Das „Standardhaus“ wird in den nächsten Jahren Vorschaltgeräten reichen. Akzeptierte Beiträge werden durch Sie als
teurer, der Sprung zum Passivhaus daher geringer. – Neue Regelungstechnik sowie Gebäudeleitzentrale mit Referent im Plenum oder bei der Poster Präsentati-
4. Der Einfluss der künftigen Preissteigerungsrate ist BacNet-Standard on vorgestellt. Meist werden die Beiträge auch im
wesentlich bedeutsamer als die Frage der Mehrkosten Internet, in Fachzeitschriften und auf der Tagungs-
beim Bau. Medizintechnische Anlagen CD des Forums veröffentlicht.
5. Mit einem Passivhaus geht man eine Versicherung Durch die erzielten Energieeinsparungen konnte darüber
gegen Energiepreissteigerungen ein. hinaus noch ein modernes medizintechnisches Gerät für Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Regina Wagner
Die genauen Berechnungsgrundlagen können gerne den OP finanziert werden. T 069. 48 98 79 0
vom Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main bezo- E regina.wagner@ip-building.de
gen werden. Es handelt sich um ein EXCEL-Datenblatt. Das Siemens „Arcadis Orbic 3D-System“, das fast die-
Stand der Information: Jan. 2008 selben Eigenschaften hat wie ein Computertomograph ip-building
(CT), kann schon während einer Operation eingesetzt Scheidwaldsstraße 44-46
werden, der Patient muss nicht zur Messung den OP- 60358 Frankfurt am Main
Stadt Frankfurt am Main Tisch verlassen. Damit können vor allem orthopädische
Energiereferat und unfallchirurgische Behandlungen verbessert wer- www.ip-building.de
T 069. 21239193 den.
F 069. 21239472
E energiereferat@stadt-frankfurt.de
www.energiereferat.stadt-frankfurt.de