Dr. Achim Gmilkowsky: Vertragsgestaltung für Fotografen, Teil 1
Ulrike Erbslöh, Dr. Lars H. Gass, Mareike Vorbeck: Der Kulturwirtschaftsbericht der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
1. Best Practice J 1.4
Beispiele aus den Kultursparten
Der Kulturwirtschaftsbericht
der Internationalen
Kurzfilmtage Oberhausen
U. Erbslöh, L. H. Gass, M. Vorbeck1
2001 wurde erstmals ein Kulturwirtschaftsbericht für das Festival erstellt, der 2007 überarbeitet
wurde. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Mittelverwendung, die Image-Relevanz und die öko-
nomische Relevanz als Antwort auf die Fragen: „Welche Impulse, auch wirtschaftlicher Art, gehen
von den Kurzfilmtagen aus? Kann im Zusammenhang mit einem Festival überhaupt von einem
kulturwirtschaftlichem Nutzen gesprochen werden?“ Damit leistet der Bericht einen wichtigen
Beitrag zur aktuellen Debatte und leistet konkrete Hilfe bei Anfragen zu Mittelverwendung sowie
Wirtschaftlichkeit.
Gliederung Seite
1. Der Zusammenhang des Filmfestivals 2
2. Die Systematik des Kulturwirtschaftsberichts 5
3. Erste Ebene – Der wirtschaftliche Einfluss 7
4. Zweite Ebene – Kulturwirtschaftliche Aktivitäten 10
5. Dritte Ebene – Vermittlungsleistungen 14
6. Vierte Ebene – Image-Impulse 16
7. Fazit 19
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2. J 1.4 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
1. Der Zusammenhang des Filmfestivals
Seit über 50 Jahren agieren die Internationalen Kurzfilmtage Oberhau-
sen als Filmfestival, Archiv und Verleih. Im Jahr 1999 wurde die Ge-
sellschaft von einer städtischen Verwaltungseinheit zu einer gemein-
nützigen GmbH umstrukturiert. Der Wechsel der Gesellschaftsform
brachte eine neue Autonomie mit sich, vor allem im Bereich der Be-
schäftigungsverhältnisse und der Materialbeschaffung. Auch eine fi-
nanzielle Entlastung durch die erlangte Gemeinnützigkeit und den
privatrechtlichen Status der Kurzfilmtage ist zu beobachten.
Leistungsbarometer In allen vier zentralen Leistungsbarometern des Festivals sind seitdem
auffällige Steigerungen erkennbar.
1. Die Filmeinreichungen zum Festival haben sich innerhalb der letz-
ten zehn Jahre nahezu verdreifacht.
2. Die gGmbH erzielte 2007 fast fünfmal so viele Brutto-Medienkon-
takte wie in 1999.
3. Die Besucherzahlen haben ein deutliches Wachstum zu verzeich-
nen; 2007 besuchten dreieinhalb mal so viele Menschen das Festi-
val wie noch vor zehn Jahren.
4. Die Betrachtung der Personalkostenentwicklung und Umsatzerlöse
der Kurzfilmtage seit Gründung der gGmbH dokumentiert die Ef-
fizienz der Umstrukturierung.
Die Entwicklung der Personalkosten scheint auf den ersten Blick nicht
sehr auffällig zu sein, da sie nur eine Senkung von etwa einem Prozent
im Vergleich 1997-2007 aufweist. Berechnet man die Personalkosten
für 2007 allerdings unter der Annahme, der Betrieb würde unter Bei-
behaltung des Stellenplans und der Vergütungsstruktur als eine städti-
schen Verwaltungseinheit der Stadt Oberhausen weiter geführt, so
ergäben sich für 2007 weitaus höhere Personalkosten für die Stadt
Oberhausen. Die Einsparungen belaufen sich durch die aktuelle Orga-
nisationsform der Kurzfilmtage und deren neue Vergütungsstruktur
auf über 13 Prozent.
Die Gründung der Gesellschaft wirkt sich demzufolge überaus positiv
auf das wirtschaftliche Handeln der Kurzfilmtage aus. Darüber hinaus
werden erhebliche Einsparungen im Bereich der Umsatzwertsteuer
erzielt.
Reformerfolg durch Gleichwohl hat der Konsolidierungsdruck der öffentlichen Zuschuss-
Konsolidierung sichern geber in diesem Zeitraum nicht nachgelassen, im Gegenteil. Die Kurz-
filmtage mussten innerhalb von zehn Jahren den Ausfall von rund
60.000 Euro an Zuschüssen auf anderen Wegen kompensieren. Dies
ist gelungen durch die oben genannten Einsparungen, die Akquisition
von Sponsoren, eine Belebung des Anzeigengeschäfts sowie die Ver-
besserung der Erlöse bei Eintrittskarten und Verleih.
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3. Best Practice J 1.4
Beispiele aus den Kultursparten
„Konsolidierung“ ist das Gebot der Stunde, weniger geht immer noch,
so scheint es. Dabei wurden einige Institutionen und Veranstaltungen
zu Tode konsolidiert. Dabei wurden aber auch verbindliche Qualitäts-
kriterien der Evaluierung, die das handwerkliche und künstlerische
Niveau einer Veranstaltung oder die Schwelle, unter der eine Veran-
staltung nicht mehr seriös durchgeführt werden kann, zunehmend
zerrüttet.
Eine Verständigung über künstlerische und handwerkliche Maßstäbe Konsolidierung nicht
ist oftmals kaum noch möglich. Konsolidierungsdruck steht heute in über Inhalte stellen
einem gesellschaftlichen Zusammenhang von „Reformen“, die leider
in den seltenen Fällen zum Vorteil der Betroffenen sind. Gleichzeitig
hat, verstärkt durch diese Entwicklung, der Konkurrenzdruck unter
den immer zahlreicher werdenden Veranstaltungen zugenommen. Der
Kampf um die Zuschüsse hat in zunehmendem Maße ein Klima von
Opportunismus, Misstrauen und künstlerischer Kompromissbereit-
schaft hervorgerufen.
Die Vergabe öffentlicher Mittel wird überdies nach und nach von der
Ministerialbürokratie weg auf mutmaßlich „effiziente“ Gesellschaften,
die das Geschäft übernehmen sollen, „outgesourct“. Diese sind jedoch
auf Grund ihrer Gesellschaftsform weniger transparent, als es eine
öffentliche Verwaltungseinheit sein muss, – ob sie auch „effizienter“
sind, sei dahin gestellt. Und sie sind anfälliger gegen eine neue Form
von Förderungs-Bonapartismus und Förderintendanten, die nach dem
Prinzip „teile und herrsche“ agieren.2 Leider ist über diese – innerhalb
einer föderalistischen Verfassung einer Mehrparteien-Demokratie
mehr als problematische – Entwicklung derzeit noch keine öffentliche
Auseinandersetzung abzusehen.
In diesem Zusammenhang betrachtet muss „Kulturmanagement“ – ein Kulturwirtschaftliches
sehr modischer Begriff für jedes kulturwirtschaftliche Handeln – sich Handeln als Legitimation
der Frage stellen, mit welchen legitimatorischen Strategien dem Kon-
solidierungsdruck – der dem Grunde nach nur eine Durchleitung von
politischem Druck darstellt – begegnet werden kann. Der künstleri-
sche Mittelweg ist ohne Zweifel immer eine Sackgasse, die in letzter
Zeit jedoch häufiger beschritten wird, da viele Veranstaltungen in ih-
ren Mitteln weitgehend ausgeblutet sind.
Das alte Sprichwort, Konkurrenz belebe das Geschäft, trifft bei rapide
angewachsenen Veranstaltungen vor allem im Bereich Filmfestival –
allein in Deutschland sollen es rund 100 sein – keineswegs zu. Größe-
re kulturelle Betriebe konnten in jüngster Zeit mit neuen, auch techno-
logisch gestützten Strategien und Marketinginstrumenten zwar erheb-
liche Effizienzsteigerungen und Verbesserungen der Einnahmesituati-
on erzielen,3 dennoch bleibt die Anforderung bestehen, auch bestimm-
te kulturwirtschaftliche Effekte zu systematisieren und vor allem zu
quantifizieren.
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4. J 1.4 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
Erstmals 2001 Analyse Dies ist eine nicht nur legitimatorische, sondern auch legitime Anfor-
kulturwirtschaftlicher derung an modernes Kulturmanagement. Die Kurzfilmtage haben sich
Effekte der Kurzfilmtage dieser Aufgabe erstmals im Jahr 2001 gestellt, damals noch relativ
frisch in die gGmbH als neuer Gesellschaftsform entlassen. Damals
wie heute gab und gibt es kein uns bekanntes Beispiel, das für ein
Filmfestival exemplarisch kulturwirtschaftliche Effekte systematisiert
und quantifiziert hätte. Das mag auch durch eine gewisse Zurückhal-
tung, Zahlen zu veröffentlichen, begründet sein.
Der in 2002 erarbeitete 4. Kulturwirtschaftsbericht NRW4 erhellte
zwar die Vernetzung der Kulturwirtschaft zu anderen Branchen, die
Beziehungen der Kulturwirtschaft zur Tourismusbranche und zur Im-
mobilienwirtschaft, die Impulse und Innovationen bezogen auf die
europäische Informationsgesellschaft usw., all dies aber war nur von
sehr eingeschränkter Aussagekraft für ein Filmfestival und die Kurz-
filmtage im Besonderen. Einzig der Versuch, kulturwirtschaftliche
Effekte der Filmkultur in Nordrhein-Westfalen zu untersuchen, brach-
te recht erstaunliche Ergebnisse hervor. So konnte u. a. dargestellt
werden, dass die Filmkultur in NRW im Vergleich zu hochsubventio-
nierten Großereignissen der Region mit weitaus weniger Mitteln mehr
Eintritte und Brutto-Medienkontakte erzielt.5
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind das älteste und
wahrscheinlich auch bekannteste Kurzfilmfestival der Welt. Sie sind
Brennpunkt filmpolitischer und ästhetischer Neuerungen und prägen
seit ihrem Bestehen die Entwicklung des Kurzfilms. Sie bieten Fil-
memachern aus aller Welt eine Plattform. So waren Regisseure wie
Martin Scorsese, George Lucas, Werner Herzog, Alexander Kluge und
Roman Polanski lange vor ihrem internationalen Durchbruch bereits
im Programm des ältesten Kurzfilmfestivals vertreten. Neben den
zahlreichen Kontakten der Kurzfilmtage zu Machern und Meinungs-
führern aus Film, Kunst, Kultur, Politik und Medien liegt die einzigar-
tige Qualität des Festivals darin, gesellschaftliche Veränderungen
wahrzunehmen und in Programme umzusetzen, sowie Trends frühzei-
tig zu erkennen und so stets neue Maßstäbe zu setzen.
Tradition und Moderne Die Kurzfilmtage führten den weltweit ersten Festivalpreis für Musik-
videos ein, initiierten das international noch immer einzigartige Info-
portal „shortfilm.de“ und riefen die Filmeinreichplattform „reel-
port.com“ ins Leben. Weiter veranstalten die Kurzfilmtage jährlich
den ältesten deutschen Kurzfilmwettbewerb sowie den ältesten inter-
nationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb. In 2006 etablierten sie
mit der Einführung des „Podiums“ ein Forum außerhalb des Kinos,
welches einen internationalen Ort für Diskussion kulturpolitischer und
technologischer Themen bietet. Mit zuletzt rund 6.500 Filmeinrei-
chungen aus über 90 Ländern sowie 500 Beiträgen aus über 100 Vor-
stellungen sind die Kurzfilmtage das größte Festival seiner Art. Auch
das Kurzfilmarchiv mit rund 1.600 Titeln ist weltweit einzigartig.
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