Angewandte Philosophie an der Universität Duisburg-Essen.
Vom Overhead-Projektor zum iPad - Eine technische Übersicht
1.
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
werden Schwämme beziehungsweise feuchte Tücher
1. Einleitung
verwendet. Funktional dient die Kreidetafel vor allem
Hilfsmittel und Geräte die beim Unterricht zum bei der Kurzzeitspeicherung von visuellen Informa-
Einsatz kommen gibt es schon lange, aber es gibt sie tionen. Sie unterstützt primär das gesprochene Wort
keineswegs „schon immer“. Eines der ersten Hilfs- des Lehrenden durch grafische Darstellungen.
mittel waren Schulbücher. Comenius wird so zuge- Ein Nachteil dieser Art von Unterrichtstechno-
sprochen, mit dem „Orbis Pictus“ Ende des 17. Jahr- logie besteht darin, dass sich der Lehrende vom Pu-
hunderts das erste Schulbuch entworfen zu haben. In blikum abwenden muss und sich somit Erklärungen
diesem Kapitel haben wir versucht jene Geräte aus- und Erläuterungen der Darstellung als sehr schwierig
zuwählen, die heute noch in den Ausbildungsräumen erweisen. Kreidetafeln findet man vor allem in
anzutreffen sind. Darunter befinden sich die Schul- Schulen und Universitäten, wo sie auch aus mehreren
tafel aber auch viele digitale Endgeräte. Ein Schwer- Teilen bestehen und sich individuell verschieben
punkt liegt dabei auf Geräten, die bei der Präsen- lassen. Als Vorteil der Kreidetafel wird zum Beispiel
tation im Unterricht eingesetzt werden, beispielsweise das Unterrichtstempo beschrieben, welches an den
Kreidetafeln, Whiteboards und Projektoren. Im Aus- Vorlesungsstoff angepasst ist. Das Schreiben und
blick stellen wir vergleichsweise aktuelle Techno- gleichzeitige laut Nachdenken wird vor allem in den
logien vor, die den Lernenden in die Hand gedrückt Naturwissenschaften als sehr positiv wahrgenommen
werden können, zum Beispiel Tablets. Bei der Be- (Rojas et. al, 2001).
schreibung stehen technisch-funktionale Aspekte im Die Kreidetafel wird hauptsächlich im klassischen
Vordergrund. Unterricht eingesetzt, welcher primär durch einen
vortragenden Lehrenden und vielen zuhörenden Ler-
2. Kreidetafel
nenden gekennzeichnet ist.
Die Erfindung der heute bekannten Kreidetafel geht
auf James Pillans (1778-1864) zurück und fand in Als
Vorteil
der
der
Kreidetafel
wird
das
Unterricht-‐
dessen Geographieunterricht 1854 erste Verwendung.
Bei ihrer Einführung wollte die Schulaufsicht den
! stempo
beschrieben,
welches
an
den
Vorlesungsstoff
angepasst
ist.
Einsatz von Tafeln zunächst verhindern: Im Ver-
gleich zum damals üblichen Unterricht, dem Auswen-
diglernen von Grammatikregeln und des Kate- Weiterführende
Links
zum
Kapitel
finden
Sie
in
der
chismus, wurden nun „sozial-kommunikative Unter-
richtsformen möglich, die […] als subversiv erlebt
! L3T
Gruppe
bei
Mr.
Wong
unter
Verwendung
der
Has-‐
htags
#l3t
#ipad
wurden“ (Wagner, 2004, 170; Petrat, 1979).
Die früher aus Holz und dunkler Farbe gefertigten 3. Whiteboards
Tafeln werden heute aus Stahlemaille produziert, ein
Prozess, bei dem Stahl bei 800°C emailliert (einge- 1990 eingeführt gilt die weiße Tafel, das „White-
brannt) wird. Durch diesen Vorgang erhält man eine board“, als Weiterentwicklung der Kreidetafel und
sehr gute Oberflächenhärte. Schrift wird mittels wird anstatt mit Kreide mit sogenannten White-
Kreide auf Tafeln übertragen und ist in unterschied- board-Stiften, speziellen abwischbaren Filzstiften, be-
lichen Farben erhältlich. Um diese zu entfernen , schrieben. Wie bei der Kreidetafel wird für die Her-
Abbildung
1:
Kreidetafel Abbildung
2:
Whiteboard
3. Vom
Overhead-‐Projektor
zum
iPad.
Eine
technische
Übersicht
—
3
stellung Kunststoff oder Stahlemaille verwendet. Bei unterscheiden), basieren alle Projektoren auf dem
Verwendung von Stahlemaille kann ein Whiteboard Prinzip: „Das von der Lichtquelle (Lampe) ausge-
auch als Magnettafel fungieren. Um Aufschriften auf strahlte Lichtbündel wird durch den Kondensor ge-
einem Whiteboard zu entfernen, wird ein trockenes sammelt, durchstrahlt nun als Bündel annähernd par-
Tuch oder ein trockener Schwamm verwendet. Ein alleler Lichtstrahlen das zur Projektion bestimmte
Vorteil gegenüber der Kreidetafel ist, dass beim Be- Bild - das Dia - und wird durch das Objektiv auf die
schreiben und Löschen der Tafel kein Staub entsteht, Projektionsfläche geworfen” (Melezinek, 1999, 117).
jedoch ist das mit Stiften Geschriebene oft schwerer Grundsätzlich unterscheidet man zwischen nicht-
für das Auditorium lesbar. automatischen, halb- und vollautomatischen Diapro-
Nicht direkt als Weiterentwicklung, aber durch die jektoren. Nichtautomatische Projektoren müssen von
Namensgleichheit schwer unterscheidbar, ist das „in- Hand bedient werden, während halb- und vollauto-
teraktive“ Whiteboard. Jenes bezeichnet eine matische Projektoren mit Diamagazinen ausgestattet
Fläche, auf der mittels Projektor ein Bild auf ein von sind und mittels Fernbedienung bedient werden.
einem Computer kontrolliertes Koordinatensystem
5. Tageslichtprojektor
projiziert wird. Die auf dieser Fläche befindlichen
Sensoren erfassen jede Interaktion der Finger oder Der Tageslichtprojektor, auch Overhead-Projektor
des Stiftes und übertragen diese auf den Computer. (Österreich, Westdeutschland), Polylux (Ost-
Solche elektronischen Tafeln sind derzeit vor allem deutschland) oder Hellraumprojektor (Schweiz) ge-
im Schulunterricht und großen Unternehmen im nannt, wurde 1960 von der Firma 3M entwickelt. Er
Einsatz. Erwähnenswert ist in diesem Zusam- projiziert mittels eines Bildwerfers den Inhalt trans-
menhang die in Zusammenspiel mit der Nintendo parenter Folien auf eine Projektionsfläche ohne dass
Wii kostengünstigere „selbstgebaute“ Variante eines der Raum stark verdunkelt werden muss.
interaktiven Whiteboards, welche von Johnny Lee Als Medium dient vorwiegend transparente Folie,
Chung entwickelt wurde. Dabei wird versucht mit- in Form von einzelnen Blättern oder als Folienrolle,
hilfe von Infrarot die Stiftbewegung aufzunehmen welche aus Polyacetat, Polyester und ähnlichem be-
und mittels Projektor zu projizieren. steht. Auch das Bedrucken von Spezialfolien mit
Bildern ist möglich. Durch Realobjekte werden Schat-
4. Diaprojektoren
tenprojektionen ermöglicht. Als Weiterentwicklung
Der zu der Familie der Durchlichtprojektoren (Dia- wird der Einsatz von LC-Displays (Liquid-Display-
skope) zählende Diaprojektor wurde 1926 von Leitz Displays) angesehen, bei dem ein Bildschirm auf den
(Wetzlar) entwickelt. Der Diaprojektor wird ver- Tageslichtprojektor gelegt und durch dessen Licht-
wendet, um durchsichtige, unbewegliche und meist
durch Photographie gewonnene Bilder, kurz Diapo-
sitive, darzustellen. Diese Bilder haben meist eine
Größe von 24 x 36 mm und liegen in einem Der
Tageslichtprojektor
bietet
den
Vorteil,
dass
der
50 x 50 mm Diarahmen. Neben den konventionellen ! Vortragende
in
ständigem
Blickkontakt
mit
dem
Pu-‐
blikum
bleibt,
Folien
beliebig
ausgetauscht
werden
Dias gibt es auch Diastreifen, auf denen sich mehrere
können
und
die
natürliche
Schreibhaltung
unterstützt
Bilder nebeneinander befinden. Trotz verschiedenster wird
(Blömecke,
2005).
Hersteller (welche sich in Konstruktion und Leistung
Abbildung
3:
Diaprojektor Abbildung
3:
Tageslichtprojektor
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
quelle durchleuchtet wird. Durch diese Technik 7. Fernseher,
Videorekorder,
DVD-‐Player
können Inhalte von Computern auf der Projektions- Der uns heute bekannte Fernseher geht auf ein
fläche großformatig dargestellt werden. Patent von Paul Nipkow im Jahre 1886 zurück, der
Der Tageslichtprojektor projiziert mit dem den ersten mechanischen Fernsehapparat erfand.
gleichen Prinzip wie der Diaprojektor: Der Licht- Dieser war das erste Gerät, das eine Abfolge von
strom von der Lichtquelle (Lampe) leuchtet über Bildern darstellen konnte. Die früher eingesetzte
einen Kondensor (Fresnel-Linse) gleichmäßig die Ar- Bildröhre stellt ein Bild dar, indem in einem Vakuum
beitsplatte (Glasplatte) aus und wird durch den auf je nach Bildpunkt-Helligkeit Elektronen von einer
der Arbeitsplatte aufgelegten Informationsträger hin- Kathode mittels Hochspannung zu einer Anode hin
durch über den Projektionskopf (zum Beispiel zwei beschleunigt werden. Mit dem Fortschritt der
Linsen, Umlenkspiegel) zur Projektionsfläche abge- Technik entwickelten sich die Flachbildschirme, die
strahlt. Andere Ausführungen bieten zum Beispiel man heute in LCD-, LED- und Plasma-Flachbild-
Parabolspiegel, bei dem der Objektivkopf zusätzlich fernseher einteilen kann. Diese werden von Jahr zu
die Lichtquelle beinhaltet. Jahr größer und schmäler.
Tageslichtprojektoren haben auch heute noch eine Um Filme aufzuzeichnen und erneut abspielen zu
sehr weite Verbreitung und sind vielerorts im Einsatz. können, wurde der Videorekorder entwickelt. Das
verwendete Medium war ein Magnetband, das
6. Epiprojektoren
(Episkop)
mehrere Male verwendet werden konnte (Über-
Der episkopische Projektor kann undurchsichtige spielen). Mit Einzug der DVD (Digital Versatile Disc)
(opakes) Normalpapier projizieren. Dies ist vor- im Jahre 1996, kamen auch die DVD-Player, die
teilhaft, da man aktuelle Informationen, ohne diese in durch eine höher Kapazität und des digitalen
ein Diapositiv oder ein Transparent umzuarbeiten, Formats Videos in höherer Qualität erlauben. Als
direkt projizieren kann. Weiterentwicklung heutzutage gilt die Blueray- Disc.
Das Darstellungsprinzip des Epiprojektors ist Das berühmte Zitat der 1960er-Jahre „TV is easy
dabei die „Auflichtprojektion“. Die zu projizierende and book is hard“ (Salomon, 1984) ist unweigerlich
Vorlage wird auf eine Platte am Boden des Episkops mit der Einführung des Fernsehgerätes (später in
gelegt und mit einer oder mehreren Lampen be- Verbindung mit dem Videorekorder) verbunden.
leuchtet. Das von der Vorlage diffus reflektierte Licht Durch die Einführung von Lehrvideos wurde fälsch-
wird über einen Spiegel zum Projektionsobjektiv ge- licherweise angenommen, dass ein erhöhter Ler-
führt und weiter auf eine Projektionsfläche geworfen. nerfolg durch alleiniges Betrachten der Filme eintrete.
Auf Grund der geringen Lichtausbeute ist es not- Heute spielt diese Form des Unterrichts eine eher un-
wendig, den Unterrichtsraum zu verdunkeln. tergeordnete Rolle oder findet sich unter dem
Der größte Vorteil dieser Art von Projektion ist, Schlagwort „Multimedia“ (siehe Kapitel #multi-
dass die Vorlagen ohne weitere Aufbereitung unter media) wieder.
das Gerät gelegt werden können. Auch Objekte mit
8. Touchscreen
Übergröße sind möglich, da der Kopf des Epipro-
jektors abgenommen und über das Objekt bewegt Die ersten Touchscreens wurden schon 1940 entwi-
werden kann. ckelt und schließlich mit Veröffentlichung der
PLATO IV Lernmaschinen 1972 publik gemacht. Bei
Abbildung
5:
Epiprojektor Abbildung
6:
Touchscreen
5. Vom
Overhead-‐Projektor
zum
iPad.
Eine
technische
Übersicht
—
5
Touchscreens interagiert man mit einem Computer
durch Berührung des Bildschirmes. Statt der Be-
dienung durch einen mit der Maus bewegten Cursor,
wird auf direkte Eingaben mit Finger und Zeigestift
(einem sogenannten Stylus) gesetzt.
Früher vorwiegend bei Info-Monitoren, Com-
puter-Kiosks und Bankomaten verwendet, finden wir
Touchscreens heutzutage in Mobiltelefonen, Tablet-
PC, Laptop, MP3-Player und ähnlichem. Man unter-
scheidet folgende Funktionsprinzipien:
▸ Resistive Touchscreens: Wenn zwei elektrisch
leitfähige Schichten per Druck aneinander geraten,
entsteht ein Spannungsteiler an dem der elek- Abbildung
7:
Videoprojektor
trische Widerstand und so die Position der Druck-
stelle gemessen wird. Verwendung findet diese 9. Videoprojektoren
Technologie bei Kiosksystemen, Smartphones,
oder PDA. Bei Videoprojektoren, umgangssprachlich als Beamer
▸ Kapazitive Touchscreens: Bei kapazitiven bezeichnet, wird ein Videosignal von, zum Beispiel
Touchscreens werden mit Metalloxid beschichtete einem Computer oder DVD-Player, auf einer
Glassubstrate oder zwei Ebenen aus leitfähigen Leinwand projiziert. Am Beginn der Projektion stand
Streifen verwendet. Bei der ersten Methode wird die von Christiaan Huygens 1656 erfundene Laterna
ein elektrisches Feld erzeugt, bei dem die elektri- Magica (Lat. Zauberlaterne). Bis hinein in das 20.
schen Ströme aus den Ecken im direkten Ver- Jahrhundert galt sie als das Projektionsgerät. Es proji-
hältnis zur Berührungsposition stehen. Bei der zierte mit Hilfe einer internen Lichtquelle und spe-
zweiten Methode bilden die zwei Ebenen Sensor zielle Linsensysteme in schneller Reihenfolge Bilder
und Treiber. Bei Berührung verändert sich die durch das ausfallende Licht.
schwache Kapazität des Kondensators und ein
größeres Signal kommt beim Sensor an. Ver- Videoprojektoren
(Beamer)
sind
als
Vortragsmedium
wendung findet diese Technologie bei den Apple-
Produkten (iPhone, iPad, iPod) sowie Mobiltele-
! anzusehen,
welche
in
Verbindung
mit
einem
Com-‐
puter
die
Projek]on
digitaler
Inhalte
ermöglichen.
fonen von HTC und Samsung.
▸ Induktive Touchscreens: Diese Technologie
findet vor allem bei Grafiktabletts Verwendung. Mittlerweile gibt es verschiedene Anzeigever-
Die Technik basiert auf elektromagnetischer Basis fahren. Die zwei gebräuchlichsten sind:
ohne direkten Bildschirmkontakt. Ein spezieller ▸ LCD-Projektoren basieren auf Flüssigkristallen
Stift (Stylus) muss eingesetzt werden um Inter- und funktionieren wie Dia-Projektoren. Basierend
aktion mit dem Bildschirm zu erkennen. Die unter auf drei unabhängigen Lichtstrahlen, nämlich rot
dem Bildschirm befindliche Sensor-Leiterplatte grün und blau, wird das Licht auf einen dichroti-
mit vielen Antennenspulen kommuniziert durch schen Spiegel zu einem Bild zusammengeführt.
die Abstrahlung von hochfrequenter Energie mit Gegenüber anderen Anzeigeverfahren ist diese
dem Resonanzkreis des Eingabestiftes wodurch Methode sehr preiswert und gut für Text- und
eine Positionsbestimmung möglich wird. Grafikdarstellungen geeignet.
▸ Optische Touchscreens: Es kommen Lampen ▸ DLP-Projektoren basieren auf „Micromirrors”,
und lichtempfindliche Sensoren zum Einsatz. kleine integrierte Schaltungen, die für jeden Bild-
Wird durch Berührung das Lichtschranken-Gitter punkt einen kleinen Kipp-Spiegel besitzen. Wird
durchbrochen, kann der Punkt der Berührung er- einer dieser Spiegel mit Licht bestrahlt, wird das
mittelt werden. Diese Technologie ist sehr fehler- Licht in Richtung der Projektionsoptik geworfen.
anfällig, da Staub auf die Sensoren gelangen und Kontrast und Helligkeit werden durch „pulsieren”
unerwünschte Reaktionen hervorrufen kann. Zum dieser Spiegel, also „schnelles Ein und Aus“ ver-
Einsatz kommen optische Touchscreens vor allem ändert. Vorteile dieser Projektoren sind die hohe
bei großen Bildschirmen. Als bekanntestes Bei- Geschwindigkeit der Spiegel, der hohe Kontrast
spiel sei auf das Produkt „Microsoft Surface“ ver-
wiesen.
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
und dass sich keine Bilder in die Linse einbrennen bracht werden kann. Die kleinste Version eines
können. Dem gegenüber stehen die lauten Lüfter Laptops wird heute als Netbook bezeichnet. Dieses
und eine geringe Lebensdauer der Lampe. hat oftmals nur eine geringe Leistung und wird daher
Neben diesen beiden gibt es noch LED- und LCoS- eher als leichter Reisebegleiter verwendet.
Projektoren. Ein wesentliches Merkmal ist die PCs und Laptops durchdringen immer mehr die
Leuchtkraft der im Beamer verbauten Lampe. Durch- Unterrichtsräume, die Zunahme an Netbooks kann
schnittlich liegt die Leuchtstärke bei 1000 bis 4500 ebenfalls immer mehr beobachtet werden (siehe Ka-
Lumen, diese kann aber durch Kontrast und Hel- pitel #schule). Kritische Stimmen meinten anfangs,
ligkeit eingestellt werden. Im Unterricht werden Vi- dass man nun einen etwas besseren Taschenrechner
deoprojektoren vor allem zur Präsentation von digi- hätte, aber die Vielfalt der Möglichkeiten die sich da-
talen Unterlagen und Live-Demos verwendet, durch ergeben, ist heute noch immer eine der wesent-
meistens in Verbindung mit einem Laptop. lichen Fragestellungen des Forschungsgebietes vom
technologiestützten Lehren und Lernen.
10. PC,
Laptop
und
Netbook
11. InteracQve
Pen
Displays
Der erste elektronische Computer wurde um 1938
- 1945 von Konrad Zuse entwickelt. Damals noch so Ein Interactive Pen Display ist ein berührungsemp-
groß wie ein ganzer Raum, hat er sich in den letzten findlicher Bildschirm, auf dem man mit einem Stift
Jahren zu immer kleiner werdenden Endgeräten ent- (auch genannt Stylus) interagieren kann. Es lässt sich
wickelt. Der moderne Computer basiert auf der Von- sehr gut mit den aufkommenden Tablet-Computer
Neumann-Architektur, welche von John von vergleichen.
Neumann in den 1946er Jahren erfunden wurde. Die Im Gegensatz zur Kreidetafel, bieten Interactive
Architektur teilt einen Computer in fünf Kompo- Pen Displays durch den Anschluss an einen Com-
nenten auf: Recheneinheit, Steuereinheit, Buseinheit, puter digitalen Inhalt. Man kann alles speichern, bear-
Speichers sowie Eingabe- und Ausgabeeinheit. Durch beiten, löschen und kopieren. Der Schreibaufwand
mehrere am Markt vorhandenen Prozessorarchitek- den Lehrende und Studierende haben, ist sowohl bei
turen, wurden im Laufe der Jahre unterschiedlichste der Tafel als auch bei den Interactive Pen Displays
Betriebssysteme entwickelt. Zu den am stärksten ver- der gleiche.
breiteten gehöhren Appleʼs Mac OS, Microsoft Ein Einsatzbeispiel ist zum Beispiel: Als Brücke
Windows und das freie Betriebssystem Linux, das zwischen Beamer und Interactive Pen Display fun-
von Linus Torvalds im Jahre 1991 entwickelt wurde. giert ein Laptop, auf dem Lehrveranstaltungsfolien
Mittlerweile setzen jedoch fast alle Computer-Her- präsentiert werden. Mittels des Bildschirms lassen
steller auf die x86-Architektur. Der erste Laptop, ein sich nun alle Folien näher beschreiben und mit Infor-
mobiler Personal Computer, wurde im Jahre 1975 mationen (Text / Skizzen) verfeinern. Diese Infor-
von IBM vorgestellt, der IBM 5100. Dieser wog circa
11kg und hatte keinen integrierten Akku. Später, im
Interac]ve
Pen
Displays
erlauben
die
Erweiterung
von
Jahre 1980 kam der erste, wie uns heut bekannte,
Laptop heraus (Flip-Form). Im Gegensatz zu früher, ! herkömmlichen
Laptops
um
einen
berührungsemp-‐
findlichen
Bildschirm.
kann man Laptops heute mit Stand-PCs vergleichen,
da die selbe Leistung auf immer kleineren Raum ge-
Abbildung
9:
Interactive
Pen
Display
7. Vom
Overhead-‐Projektor
zum
iPad.
Eine
technische
Übersicht
—
7
In der Praxis: Einsatz eines Interactive Pen Display im Hochschulunterricht
Die
Abbildung
11
zeigt
den
Einsatz
eines
Interac]ve
Pen
Display
zur
Präsenta]on
von
Vorlesungsinhalten.
Das
Sym-‐
podium
(Interac]ve
Pen
Display)
ist
mit
dem
Laptop
der
Vor-‐
tragenden
verbunden
und
erlaubt
die
Interak]on
micels
S]d.
Am
Bildschirm
des
Computers
erscheint
das
gleiche
Bild,
welches
auch
über
den
Videoprojektor
(Beamer)
proji-‐
ziert
wird.
Durch
eine
Screen-‐Capturing-‐Sodware
erfolgt
die
Aufzeichnung
der
Inhalte,
welche
später
auf
einer
Lern-‐
plaeorm
publiziert
werden.
Diese
Anordnung
an
der
Techni-‐
schen
Universität
Graz
wurde
im
Jahre
2008
evaluiert
und
führte
zu
dem
Ergebnis,
dass
nur
eine/r
von
109
Studie-‐
renden
zukündig
die
Kreidetafel
bevorzugen
würde
(Ebner
&
Nagler,
2008).
Als
Hauptgründe
für
das
posi]ve
Urteil
wurden
vor
allem
die
bessere
Sichtbarkeit
in
großen
Hör-‐
sälen,
die
bessere
Verwendung
von
Farben
durch
die
Leh-‐
renden
(der
Farbwechsel
gestaltet
sich
einfacher
als
bei
Kreiden)
und
die
deutlichere
Schrid
(deutlich
größer
als
auf
der
Tafel)
genannt.
Der
offensichtlichste
Vorteil,
die
Digitali-‐ Abbildung
10:
Einsatz
des
Interactive
Pen
Displays
sierung
der
Vorlesungsinhalte,
kam
erst
an
fünder
Stelle.
Als
Nachteile
wurden
technische
Probleme
und
ein
etwas
schnellerer
Vortragss]l
beschrieben.
mationen können danach auf eine Online-Plattform Smartphone wurde 1992 von IBM entwickelt und
geladen und den Studenten als weiterführende Unter- hörte auf den Namen Simon. Es besaß bereits Funk-
lagen angeboten werden (siehe Praxisbeispiel). tionen wie Terminkalender, E-Mail, Notizbuch, Fax
und Taschenrechner.
12. Mobiltelefone
Neben den typischen Mobiltelefon-Herstellern mi-
Mit dem Einzug der Smartphones, also Mobiltele- schen seit Jahren auch Apple und Google am Smart-
fonen, die mit Funktionalitäten von Personal Digital phone-Markt mit. Die drei derzeit erfolgreichsten Be-
Assistents erweitert wurden, und den meist internet- triebssysteme für Mobiltelefone sind iOS (Apple),
basierten mobilen Inhalten, wurden Mobiltelefone Android (Google) und Symbian (Nokia). Seit Jahren
auch für den Lehrbereich entdeckt. Ausgestattet mit wird Forschung zum mobilen Lernen („M-Learning“,
hochauflösender Kamera, Internet, GPS-Modulen siehe Kapitel #mobil) betrieben.
und Touch-Displays wurden Smartphones vor allem
13. Weitere
aktuelle
und
zukünVige
Technologien
durch die zur Verfügung stehenden Anwendungen
(engl. „applications“, kurz Apps) populär. Das erste Eine der wichtigsten Zukunftstechnologien unserer
Zeit sind die Tablet-Computer. Als derzeitiger Vor-
reiter präsentiert sich das Apple iPad. Mit einer
Million verkaufter Geräte binnen 28 Tagen ist es der
derzeit erfolgreichste Tablet-Computer am Markt.
Basierend auf einem sehr stromsparenden Prozessor
(A4) hat es je nach Version auch Wifi, 3G-Internet
und GPS-Anbindung. Applikationen lassen sich wie
beim iPhone beim „App-Store“ herunterladen. Der
1024 x 768 Pixel große Bildschirm ermöglicht das
Schreiben und Bearbeiten von Dokumenten. Mittels
Adapter lässt sich das iPad für Präsentationen an
einen Beamer anschließen.
Verantwortlich für die Usability des iPad ist unter
Abbildung
11:
Mobiltelefon anderem die verwendete Multi-Touch-Technologie
8. 8
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Erstellen
Sie
eine
tabellarische
Übersicht,
in
der
Sie
? die
Vor-‐
und
Nachteile
aller
Geräte
im
Lehr-‐
und
Ler-‐
neinsatz
festhalten.
Beschreiben
Sie
dabei
auch,
in
welchem
Lehr-‐
oder
Lernarrangements
sie
idealer-‐
weise
zum
Einsatz
kommen.
Überlegen
Sie
darüber
hinaus,
wie
sich
die
Lehre
ver-‐
? ändern
könnte,
wenn
man
mit
modernen
Techno-‐
logien
(zum
Beispiel
Touch-‐Screens)
arbeitet.
Abbildung
12:
Tablet-‐Computer Literatur
▸ Blömeke, S. (2005). Medienpädagogische Kompetenz. Theore-
tische Grundlagen und erste empirische Befunde. In: A. Frey;
beim Touch-Display. Dies ist nichts anderes als ein R.S. Jäger & U. Renold, U. (Hrsg.), Kompetenzdiagnostik.
für mehrere Berührungen gleichzeitig ausgelegter ka- Theorien und Methoden zur Erfassung und Bewertung von be-
pazitiver oder optischer Touchscreen. Der Name ruflichen Kompetenzen. Landau: Empirische Pädagogik, 5, 76-
Multi-Touch wurde mit der Entwicklung des 97, URL: http://zope.ewi.hu-berlin.de/institut/abteilungen/di-
iPhones von Apple zum Patent angemeldet. Die For- daktik/data/aufsaetze/2005/medienpaedagogische_Kompe-
schung der Multi-Touch-Technologie geht auf die tenz.pdf [2010-07-01].
frühen 1990er Jahre zurück und wurde 2005 zum ▸ Comenius (1658). Orbis sensualium pictus. Die sichtbare Welt.
ersten Mal für ein Steuerungspult von Mischpulten, ▸ Ebner, M. & Nagler, W. (2008). Has the end of chalkboard
noch vor dem iPhone, eingesetzt. come? A survey about the limits of Interactive Pen Displays in
Im Gegensatz zu früheren Tablet-Modellen, die Higher Education. In: P.A. Bruck & M. Lindner (Hrsg.), Micro-
sich meist aus einem normalen Laptop konstruieren learning and Capacity Building, Proceeding of the 4th Interna-
ließen, verloren die Tablets mit den Jahren an Be- tional Microlearning 2008 Conference, Innsbruck: Innsbruck
deutung, aber gewannen an Akkulaufzeit, Usability University Press, 79-91.
und Portabilität. So wurden sie zu den heute be- ▸ Melezinek, A. (1977). Ingenieurpädagogik - Praxis der Ver-
kannten „Slates” (Tablet-Computer ohne externe mittlung technischen Wissens. Wien: Springer.
Tastatur). Nach und nach bringen nun auch, neben ▸ Petrat, G. (1979). Schulunterricht. Seine Sozialgeschichte in
Apple, andere PC-Anbieter wie HP und Dell Tablet- Deutschland 1750-1850. München: Ehrenwirth.
Geräte auf den Markt. Nachdem Microsoft die Ent- ▸ Rojas, R.; Knipping, L.; Raffel, W-U.; Friedland, G. & Frötschl,
wicklung am hauseigenen Tablett eingestellt hat, wird B. (2001). Ende der Kreidezeit - Die Zukunft des Mathematik-
vorwiegend Linux und Google Android als Betriebs- unterrichts. Berlin: DMV Mitteilungen, 2-2001, URL:
system verwendet. Viele dieser Geräte punkten mit http://page.mi.fu-berlin.de/rojas/2001/Kreidezeit2.pdf
Funktionen, die das iPad nicht implementiert hat, [2010-07-01], 32-37.
unter anderem eine eingebauter Frontkamera für Vi- ▸ Salomon, G. (1984). Television is easy and print is tough. The
deotelefonie. Viele Anbieter bieten auch kleinere differential investment of mental effort in learning as a
Bildschirme an, um das Tablet noch handlicher zu function of perceptions and attributions. In: Journal of Educa-
gestalten. tional Psychology, 76, 647–658.
▸ Wagner, W. (2004). Medienkompetenz revisited. Medien als
14. Fazit
Werkzeuge der Weltaneignung. München: kopaed.
Dieses Kapitel zeigt die Vielfalt an Technologien in
den heutigen Unterrichtsräumen auf und auch was
man von ihr erwarten kann. Gemein ist ihnen, dass
jede Einführung immer mit großen Schwierigkeiten
verbunden war, viel Skepsis ihrer Verwendung entge-
gengebracht wurde und trotzdem letztendlich nicht
aufzuhalten waren.