Mediale Modernisierung des vergessenen Kontinents?
1. Mediale Modernisierung des „vergessenen Kontinents“?
Zur gesellschaftsverändernden Rolle des Handys in Subsahara-Afrika.
Medientheoretische und ethische Perspektiven
Ein Vortrag von Michael Waltinger (B.A./M.A.)
2. Agenda
Marktbetrachtung (Beispiel Kenia)
Aspekte der Modernisierung (distinkte Betrachtung)
Round Table
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4. Marktbetrachtung: Mobiles Telefonieren weltweit
„Mobile telephony is probably the fastest diffusing technology that humans have ever know
(or since we started measuring such things). It took only 26 years from none to over 3.3 billion
phones worldwide, with an estimate of 4 billion by 2010.“
2000 Ende 2008
Quelle: Sreberny 2009: 40; GSMworld 2009
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5. Marktbetrachtung: Mobiles Telefonieren in Afrika
400
300
200
100
2000
0
Anschlüsse in Afrika (Millionen) 2009
Quelle: Ferret 2004; Stäcker 2009; eigene Darstellung
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6. 21.10.2010 Mediale Modernisierung des „vergessenen Kontinents“? | Michael Waltinger (M.A.)
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7. 21.10.2010 Mediale Modernisierung des „vergessenen Kontinents“? | Michael Waltinger (M.A.)
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8. Marktbetrachtung: Anschlüsse - Beispiel Kenia
in Tsd. in Tsd.
18000! 450!
16000! 400!
14000! 350!
12000! 300!
10000! 250! 1999 : 1:0,1
8000! 200!
2008 : 1:66,9
6000! 150!
4000! 100!
2000! 50!
0! 0!
1993! 1994! 1995! 1996! 1997! 1998! 1999! 2000! 2001! 2002! 2003! 2004! 2005! 2006! 2007! 2008!
Mobile Cellular Subscriptions! Main (fixed) Telephone Lines! Internet Subscribers!
Quelle: International Telecommunication Union 2010; eigene Darstellung und Berechnung
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9. Marktbetrachtung: Diffusion - Beispiel Kenia
100!
90!
80!
70!
ca. 62 %
Adoption in Prozent!
60!
50!
40!
30!
20!
10!
0!
1993! 1994! 1995! 1996! 1997! 1998! 1999! 2000! 2001! 2002! 2003! 2004! 2005! 2006! 2007! 2008!
Zeit in Jahren!
Quelle: International Telecommunication Union 2010; United Nations Statistics Division; eigene Darstellung und Berechnung
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10. Marktbetrachtung: Adoption - Beispiel Kenia
ca. 26 %
Quelle: International Telecommunication Union 2010; United Nations Statistics Division; eigene Darstellung und Berechnung
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11. Marktbetrachtung: ,rural/urban-divide‘ - Beispiel Kenia
Flächenbezogene Signalabdeckung: ca. 30 %
Bevölkerungsbezogene Signalabdeckung: ca. 90 %
Quelle: Buys et al. 2008: 7f. und 19f.; GSMworld 2010; CIESIN 2005
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13. Modernisierung: Was ist die ,Moderne‘?
„Auf die Frage, was Moderne überhaupt sei, kann man als erste Annäherung an die Antwort
festhalten:
Das Wort ,Moderne‘ bezieht sich auf die Art des sozialen Lebens oder der sozialen
Organisation, die in Europa etwa seit dem siebzehnten Jahrhundert zum Vorschein
gekommen sind und deren Einfluss seither mehr oder weniger weltweite Verbreitung
gefunden hat.“
Vorläufer der ,Industrialisierung‘; verortet im 18. Jahrhundert
Quelle: Giddens 1990: 9
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14. Modernisierung: Was ist die ,Moderne‘?
Moderne als Konzept verweist auf:
• fortschreitende Urbanisierung
• Säkularisierung
• Rationalisierung von Denken und Handeln
• Demokratisierung
• Individualisierung
• Entwicklung von oralen hin zu medialen Systemen (kommunikativer Sektor)
Quelle: Hepp 2006: 36
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15. Modernisierung: Der afrikanische Kontext
Kolonialzeit (18. und frühes 19. Jahrhundert):
„By the time this occured, an African elite class had established close ties with Europe. These
linkages - economic, political, educational, and cultural - renderd implicit the adoption by
African political elites of the Western European mode of social and political organization, the
nation state, and its economic support system, industrial capitalism.“
,Industrialisierung‘
Konzept des ,Nationalstaates‘
als konstitutierende Elemente der Moderne. I.d.S. eine den afrikanischen
Staaten aufoktroyierte Form westlicher sozialer und politischer Organisation.
Quelle: Bourgault 1995: 226 und 247
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16. Modernisierung: Der afrikanische Kontext
Mit Davidson:
Die Errichtung des Nationalstaates verkörpert „a wholesale experiment in the imposition of the
modernity model.“
Quelle: Davidson 1992. Zit. nach Bourgault 1995: 226; Reed-Anderson 2004
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17. Modernisierung: Der afrikanische Kontext
Dekolonialsierung - ,Unabhängigkeit‘ (1950er und 1960er Jahre):
,Postkoloniales Trauma‘:
• Wirtschaftliche Probleme:
„[E]xtraverted economies with weak agricultural and manufactoring sectors.“
• Politische Probleme:
Verwaltung als unittelbarer Ausdruck kolonialer Hegemonie verschwindet nicht
sondern schlägt um in ,rituellen Modernismus‘
• Soziopsychologische Probleme:
„What is Africanity?“
„What does it mean to be African?“
Quelle: Bourgault 1995: 2; Mair 2009; Nyamnjoh 2009: 12
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18. Modernisierung: Paradigmatisches Problem
• Welten und Gegenwelten: Den als modern angesehenen Lebensbedingungen stehen die
vormodernen Traditionen in den kulturellen Wirklichkeiten der Entwicklungsländer gegenüber
• Kolonialherrschaft konnte den Vorrang lokaler sozialer Identitäten (Familie, Dorfgemeinschaft,
Clan, Volksgruppe) vor abstrakteren, allgemeineren Identitäten wie die der Nation nicht beenden
• Präsupposition: Afrika hat zum Modernisierungsvorhaben nichts beizutragen:
„Africa, its social organization, its mode of production, and the system of beliefs
were counterproductive to the quest for modernity. Africans were believed to be
clannish, present-tense orientated, superstitious, and illadapted to change.“
Quelle: Mair 2009; Bourgault 1995: 228; Krotz 2005: 27
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19. Modernisierung: Paradigmatische Lösung
Verbesserung der bestehenden Bedingungen durch die Durchsetzung der für Moderne und
Entwicklung charakteristischen Elemente.
Quelle: Krotz 2005: 27
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20. Modernisierung: Paradigmatische Lösung
Was ist Entwicklung (Definition)?
• „[S]ocial change in which new ideas are introduced to a social system“
• Überwindung endogener Hindernisse durch exogene Zuführung innovativen Gedankenguts.
• Entwicklungsprobleme sind Informationsprobleme (,lack of knowledge‘), welche aus der
Gesellschaft selbst heraus nicht lösbar sind.
erneuter Aufbau von Hegemonialstrukturen
Quelle: Rogers 1969: 18. Zit. nach Melkote; Steeves 2001: 122; Krotz 2005: 27; Waisbord 2001: 2f.
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21. Modernisierung: Paradigmatische Lösung
Implementierung des Lösungsansatzes ?
Medien !
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22. Modernisierung: Vorschlag einer Distinktion
,medial vermittelte‘
(1) „Content is king“
Modernisierung
Umkehrschluss
(2) „The medium is the message“ ,mediale‘ Modernisierung
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24. (1) Medial vermittelte Modernisierung
• Radio wird von den Kolonialmächten vor der Unabhängigkeit nach Afrika gebracht
• Im Zuge der Unabhängigkeit steigt die Radioverbreitung durch ,zeitgleiche‘ Entwicklung und
Verfügbarkeit günstigerer Transistorenradios
• Spekulationen über einen möglichen Beitrag von Massenmedien im Allgemeinen - und Radio im
Besonderen - zur Lösung von (entwicklungs-)politischen Problemen
Weshalb ?
Quelle: Mytton 1983: 5ff.
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25. (1) Medial vermittelte Modernisierung
Medien als ,change agents‘
Quelle: Ndlela 2009: 60
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26. (1) Medial vermittelte Modernisierung
• Modernisierungsüberlegungen hängen zusammen mit angenommenen Wirkungsfragen:
(Stichwort: Medienwirkungsforschung)
„Do they influence political opinion?“
„Do they help persuade people to change the way they behave?“
Quelle: Mytton 1983: 4
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27. (1) Medial vermittelte Modernisierung
Angenommener Kausalzusammenhang massenmedialer Ursache und Wirkung:
• Response (Wirkung):
Prozesse der Modernisierung können durch Massenmedien angestoßen werden.
• Stimulus (Ursache):
Massenmedien haben eine gewissermaßen persuasive Wirkung.
Annahme direkter und gerichteter Medieneffekte
Quelle: Schenk 2007: 24ff.
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28. (1) Medial vermittelte Modernisierung
Präsupposition: Stimulus-Response-Modell / Hypodermic-Needle-Model (um 1940/1950):
Geht davon aus dass
„sorgfältig gestaltete Stimuli jedes Individuum in der Gesellschaft über die Massenmedien
auf die gleiche Weise erreichen, jedes Gesellschaftsmitglied die Stimuli in der gleichen Art
wahrnimmt und als Ergebnis eine bei allen Individuen identische Reaktion erzielt wird.“
Quelle: Mytton 1983: 4. Nach Katz; Lazarsfeld 1955
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29. (1) Medial vermittelte Modernisierung
,Dekonstruktion‘ des Stimulus-Response- / Hypodermic-Needle-Modell:
(1) Präsupposition von ,Effekten‘:
• unmittelbare Reaktion
realistischerweise erhaltene Wirkung
• kurzfristiger Effekt
• langfristiger Effekt
gewünschte Wirkung (Modernisierung)
• institutioneller Wandel
,Bloße Informationswirkung‘ vs. ,unmittelbare Einstellungsänderung‘
Quelle: Schenk 2007: 38 und 43
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30. (1) Medial vermittelte Modernisierung
,Dekonstruktion‘ des Stimulus-Response- / Hypodermic-Needle-Modell:
(2) Konzeption eines ,aktiven Publikums‘:
• Massenmedien sind keine neutralen Institutionen ohne Einfluss
• Autonomie des menschlichen Verstandes und der einzelnen ,kulturellen Systeme‘ beim
Eintragen des eigentlichen Sinnes der empfangenen (expliziten und unterschwelligen)
Botschaften
• Medienwirkungen werden eher bestimmt durch die Merkmale des Publikums als durch
die Botschaft selbst
beabsichtigter Effekt der Botschaft wird modifiziert
Quelle: Castells 2001: 383f.; Schenk 2007: 29
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31. (1) Medial vermittelte Modernisierung
Konklusion:
• Unidirektionale Effekte nach klassischer Modernisierungsvorstellung unterminiert
(Modell ,begrenzter Effekte‘)
• Zusammenhänge zwischen massenmedialer Kommunikation und Modernisierung
konnten empirisch nicht nachvollzogen werden
„[W]e have remarked the West‘s own disquiet with what Giddens calls ,the project of
modernity‘. [...] Africans, even the highly urbanized elite, still retain a good deal of the beliefs
and values fostered by the precolonial Weltanschauung.“
Paradigmenwechsel
Quelle: Schenk 2007: 57; Hepp 2006: 37; Bourgault 1995: 227 und 238
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32. (1) Medial vermittelte Modernisierung
Konklusion:
• ,Modernisation Paradigm‘ eher geeignet, um den sozialen Wandel in Westeuropa und
Nordamerika zu beschreiben, denn als ,predictor of change‘ in Entwicklungsländern
• Partizipative Ansätze (Betroffene zu Beteiligten machen); endogener Entwicklungsansatz
• Einbezug des spezifischen soziokulturellen Umfeldes
• ,grassroots development‘
Quelle: Melkote 2002: 422; Waisbord 2001: 5; Besette 1996: 9
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33. 21.10.2010 www.contentgroupafrica.com
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35. (2) Mediale Modernisierung
Mobiltelefone als ,Transmitter der Moderne‘ ?
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36. (2) Mediale Modernisierung
Präsuppositionen:
(1) Westliche ,Blaupause‘ von Modernisierung und deren Implikationen nicht sinnvoll für Afrika
• Gedanke lebt vom Bestand massenmedialer Kommunikationsprozesse mit Inhalten von
vorgestellter persuasiver Wirkung
(2) Bei Mobiltelefonen entfallen zumindest drei der nach Maletzke konstitutiven Elemente von
Massenkommunikation
• Kommunikation ist nicht öffentlich:
unbegrenzte und personell nicht definierte Empfängerschaft entfällt
• Kommunikation ist nicht indirekt:
räumliche, zeitliche oder raumzeitliche Distanz kann entfallen; Publikum nicht ,dispers‘
• Kommunikation ist nicht einseitig:
Rollenwechsel zwischen Aussagendem und Aufnehmendem
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37. (2) Mediale Modernisierung
Präsuppositionen:
(3) Mobiltelefone sind partizipativ
• „Der zum echten Partizipienten gewandelte Rezipient [...] [ist] jetzt der hauptsächliche
Ursprung des Medieninhaltes.“
(4) Mobiletelfone besitzen immanente Charakteristika, welche eine umgestaltete
Konzeptionierung von ,Moderne‘ und ,Modernisierung‘ zulassen
Quelle: Rafaeli; LaRose 1993: 277. Zit. nach Weinreich 1998: 134
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38. (2) Mediale Modernisierung
(1) Modernisierung der Kommunikation:
• Möglichkeit zur Umstrukturierung durch Vergrößerung dezentralisierter und informeller Systeme
• Selbst größte Gesellschaftsstrukturen-/Institutionen sind von unten her determiniert
• ,grassroots communication‘
• Partizipation
Quelle: Geeser 2006: 35
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39. 21.10.2010 Mediale Modernisierung des „vergessenen Kontinents“? | Michael Waltinger (M.A.)
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40. (2) Mediale Modernisierung
(1) Modernisierung der Kommunikation:
• Fähigkeit zur Vernetzung
• Potenzielle Erhöhung der ,Konnektivität‘:
„Intensität des Anschlusses an die Netzwerke“
• Potenzielle Erhöhung der ,Kohäsion‘:
„It is the quality, quantity and range of linkages between communication
networks which are the measure of the cohesiveness of the system as a whole“
Quelle: Castells 2003: 95; Mytton 1983: 12
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41. (2) Mediale Modernisierung
(2) Konvergenz von Raum und Zeit:
• Ohne Telefon:
Zunnahme der räumlichen Distanz ist gleichbedeutend mit einer Zunahme der zeitlichen
Distanz (Kommunikation mit Zeitverzögerung: Pferdekurier, Brieftaube)
• Festnetztelefon:
Zusammenhang wird aufgebrochen: Kommunikationssituation unabhängig von
körperlicher Kopräsenz; Zeitversatz entfällt; jedoch: örtliche Gebundenheit
• Mobiltelefon:
Räumliche Mobilität macht örtliche Gebundenheit obsolet
Quelle: Burkart 2000: 13f.
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42. (2) Mediale Modernisierung
(2) Konvergenz von Raum und Zeit:
Giddens zur ,Raum-Zeit-Konvergenz‘:
„[D]as Schrumpfen der Entfernung zwischen zwei Orten, vor allem durch die
Trennung der Kommunikations- von den Transportmitteln, ist eines der
Charakteristika der Moderne.“
Quelle: Zit. nach Burkart 2000: 17
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43. (2) Mediale Modernisierung
(3) Erweiterung und Beschleunigung des Lebens:
McLuhan:
Ein Medium hat die Eigenschaft „schon bestehende Prozesse [zu] verstärken und
beschleunigen. Denn die ,Botschaft‘ jedes Mediums oder jeder Technik ist die
Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, dies es der Situation des
Menschen bringt. [...] Die Eisenbahn hat der menschlichen Gesellschaft nicht
Bewegung, Transport oder das Rad oder die Strasse gebracht, sondern das Ausmaß
vergrößert oder beschleunigt.“
Quelle: McLuhan 1964/1994: 22f.
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44. (2) Mediale Modernisierung
(4) Mobiltelefon als modernes ,Objekt der materiellen Kultur‘:
• Vereinigt drei Grundelemente moderner Gesellschaften auf sich und ermöglicht deren
gegenseitige Steigerung:
• Kommunikation
• Mobilität
• Individualität
• Mobiltelefon als Träger von
„significant symbolic power, representing modernity, prosperity, and individuality.“
Quelle: Burkart 2000: 2; Donner 2008: 32
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45. (2) Mediale Modernisierung
(4) Mobiltelefon als modernes ,Objekt der materiellen Kultur‘:
here and now (proximity and distance)
vs.
independence of time and place, fragmentation of life
theatrical forms and rules of communication
vs.
absolute individuality, absolute communication, authenticity of presence
Quelle: Roos 2003: o.S.
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47. Das Mobiltelefon als ,modernes Artefakt‘
„Das Artefakt ist ein Gegenstand, der in direkter Beziehung zum Menschen steht, der es kreiert,
mit ihm umgeht, ihm in seinem Umfeld eine Bedeutung zuweist. Damit kann man Artefakte
auch als materielle Manifestationen von kulturellen Vorstellungen betrachten, da in ihnen Ideen
in materialisierter Form vorliegen.“
Quelle: Klenk 2007: 8
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48. Technologische Entwicklung nach westlicher ,Blaupause‘?
Domestizierung und Aneignung!
„[C]ange is evolutionary rather than revolutionary: traditional networks become incorporated in
the new forms.“
Ethnographisches Beispiel aus Tansania:
Umgangssprachliches Swahili: Mobiltelefon = simu (Telefon)
Reguläres Swahili: Mobiltelefon = simu ya mkononi
Reguläres Swahili: Festnetztelefon = simu ya kawaida
Quelle: Mytton 1983: 7; Molony 2008: 341
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49. Vielen Dank.
„You can tell what a culture values by what it has in its bags and pockets.“
Quelle: Agar 2004: 3 Kontakt: michael.waltinger@thinkbeyondborders.org