1. ALTERUNG UND BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK
SCHWEIZ
BESSERE ARBEIT IM ALTER
Nicola Duell
Economix Research and Consulting
Mark Keese und Anne Sonnet
Direction de l’emploi, du travail et des affaires sociales, OCDE
SECO und BSV
Bern, Donnerstag 23. Oktober
2. Gliederung der Präsentation
1. Bessere Arbeit im Alter : neuer OECD-Bericht
2. Feststellungen und Herausforderungen für
die Schweiz
3. Wichtigste Empfehlungen für die Schweiz
4. Untersuchung der OECD 2003-2006
4
Berichte zu « Alterung und
Beschäftigungspolitik »
in 21 Ländern, durchgeführt zwischen 2003 und
2005, darunter die Schweiz in 2003
Synthesebericht « Länger leben, länger
arbeiten » in 2006
5. Neue Untersuchung der OECD 2011-2015
Besser arbeiten im Alter
Eine vergleichende Untersuchung der jüngsten
Reformen um die Beschäftigung Älterer zu fördern
OECD Beschäftigungsausblick 2013
Kapitel 1 : « Alle betroffen? Die Erfahrungen verschiedener Gruppen am
Arbeitsmarkt nach der Krise »
Sieben Länderstudien:
2013 : Norwegen
2014 : Frankreich, Niederlande, Schweiz, Polen
2015 : Dänemark und Korea
Synthesebericht : Ende 2015
7. Die Beschäftigungsquote der 55 bis 64-jährigen Personen in
der Schweiz zählt zu den höchsten im OECD-Raum
Beschäftigungsquote der 55 bis 64-Jährigen, 2002 und 2012
In Prozent der Wohnbevölkerung
Quelle: Schätzungen der OECD auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebungen
8. Aber mehr könnte für die Förderung der Beschäftigung einzelner Gruppen getan
werden: für die 60-64-Jährigen, die 65-69-Jährigen, die Frauen und für Personen
mit niedrigem Bildungsniveau
A. Beschäftigungsquote der Männer, 55-69-Jährige, 2012
B. Beschäftigungsquote der Frauen, 55-69-Jährige, 2012
Die Beschäftigungsquoten nach Bildungsniveau betreffen 55- bis 64-jährige Arbeitskräfte.
Quelle : Schätzungen der OECD auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebungen.
9. Die Teilzeitkultur ist für die Frauen in der Schweiz, wie in den
Niederlanden, über ihr ganzes Erwerbsleben hinweg bedeutend,
während sie für die Männer kaum auftritt, ausser am Ende der
Karriere
Anteil Teilzeit in Prozent pro Altersklasse, 2012
Quelle : Schätzungen der OECD auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebungen.
10. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist bei den Personen ab 55
Jahren in der Schweiz höher als im internationalen
Durchschnitt und hat seit 2002 stark zugenommen
Langzeitarbeitslosigkeit der 55-Jährigen und älteren in Prozent (mehr als ein
Jahr, 2002 und 2012)
Quelle : Schätzungen der OECD auf der Grundlage der Arbeitskräfteerhebungen.
.
11. Die Anstellungsquote von 55-64-Jährigen ist bedeutend tiefer
als diejenige der 25-54-Jährigen, in der Schweiz wie in den
meisten europäischen Staaten
Einstellungsrate nach Altersklassen (%), 2012
55- bis 64-Jährige (25-54) Arbeitnehmer mit einer Betriebszugehörigkeit von weniger als einem Jahr als Prozentsatz aller 54- bis 63-jährigen
(24-53) Arbeitnehmern ein Jahr zuvor
Quelle : Europäische Arbeitskräfteerhebung
12. Die Teilnahme an einer berufsbezogenen Weiterbildung ist unter
den 55-64 Jährigen in der Schweiz sehr hoch, dies gilt aber nicht für
die Niedrigqualifizierten
Häufigkeit der berufsbezogenen Weiterbildung, 2012, nach Bildungsstand
In Prozent der Beschäftigten in dieser Altersklasse
Berufsbezogene Weiterbildung während des letzten Monats.
Quelle : Europäische Arbeitskräfteerhebung
13. Die Beteiligung an arbeitsmarktlichen Massnahmen nimmt mit
dem Alter in vielen Kantonen ab und ist sehr tief bei Personen
ab 60 Jahren
Beteiligung der Arbeitslosen an einer arbeitsmarktlichen Massnahme nach
Altersklasse und Kanton, Schweiz 2012
In Prozent der entschädigten Arbeitslosen nach Altersklasse
Source : SECO.
15. 1. Stärkung der Anreize für längeres Arbeiten
Umsetzung der Massnahmen zur Förderung einer
längeren Erwerbsbeteiligung, die im Reformprojekt
Altersvorsorge 2020 vorgesehen sind. Längerfristig sollte in
Betracht gezogen werden, das Referenzalter für den Rentenbezug
anzuheben, indem es wie in den meisten OECD-Ländern an die
Lebenserwartung gekoppelt wird.
Aufforderung an die Sozialpartner und die
Pensionskassen, in den Modellen der zweiten Säule die
Anreize für einen vorzeitigen Erwerbsaustritt abzubauen
und deren Finanzierung besser zu gewährleisten. Dazu
könnten die folgenden Stossrichtungen verfolgt werden: Niedrigere Renten
nicht fallweise ausgleichen; wie in der ersten Säule die Beiträge ab dem
ersten Arbeitsvertrag oder ab dem Alter von 20 Jahren erheben; die
Beitragsprogression nach Alter aufheben und Zwangs-
(Früh-)Pensionierungen verhindern.
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16. 1. Stärkung der Anreize für längeres Arbeiten (Folge)
Die Instrumentarien der IV der Arbeitswelt näher bringen.
Zum einen sollten die Früherfassungs- und Frühinterventionsmassnahmen
der IV bei den Unternehmen und den Arbeitnehmenden besser bekannt
gemacht werden. Zum anderen sollte die Entscheidungsfindung des
zuständigen IV-Personals beschleunigt werden, um die berufliche
Ausgrenzung der Arbeitnehmenden mit einem Invaliditätsrisiko zu
verhindern
Verstärkte Aktivierung der Sozialhilfemittel für ältere
Arbeitslose, um diese bei der Stellensuche zu unterstützen.
Von Personen, die Sozialhilfe beziehen, muss auch nach dem 55. Altersjahr
verlangt werden, dass sie sich um eine Stelle bemühen. Und ihnen müssen
Massnahmen angeboten werden, um sie bei der Rückkehr in den
Arbeitsmarkt zu unterstützen. Im Hinblick auf eine frühzeitige und
möglichst wirksame Intervention sollte die interinstitutionelle
Zusammenarbeit intensiviert werden; zugleich sollte die Partnerschaft mit
verantwortungsbewussten Unternehmen ausgebaut werden, die bereit
wären, diese Personengruppe mit Schwierigkeiten einzustellen.
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17. 2. Beseitigung der Hindernisse für die Rekrutierung älterer Arbeitnehmender und ihren Verbleib im Arbeitsmarkt
Bekämpfung der altersbedingten Diskriminierung. Die
negativen Darstellungen der älteren Arbeitnehmenden in der
Arbeitswelt müssten durch Informationskampagnen bekämpft
werden. Darüber hinaus sollte die Schweiz Gesetze oder Richtlinien
gegen die Altersdiskriminierung verabschieden, wie in den meisten
OECD-Ländern bereits geschehen.
Ermutigung der Sozialpartner zur Lohnbemessung nach
Erfahrung und Leistung. Die Frage der Lohnentwicklung nach
Lebensalter, namentlich die Dienstaltersprämie und die
Berücksichtigung der Dienstjahre und des Lebensalters bei den
Lohnrastern, sollten im Hinblick auf eine stärkere Gewichtung der
Erfahrung überdacht werden. Dies ist ein wichtiger Faktor für den
Erhalt der Produktivität insbesondere der Personen, die ihre
Kompetenzen kontinuierlich entwickeln konnten.
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18. 2. Beseitigung der Hindernisse für die Rekrutierung älterer
Arbeitnehmender und ihren Verbleib im Arbeitsmarkt (Folge)
Frühestmögliche Einbindung der Betriebe bei der
Umsetzung der Fachkräfteinitiative. Der Bund geht zwar als
Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran, doch müssen in diesen
Prozess schon im ersten Jahr auch die privaten und öffentlichen
Betriebe eingebunden werden.
Vermehrte Bemühungen, die Arbeitgebenden im Bereich
des Altersmanagements zu informieren und zu beraten.
Sozialpartner, Handels-, Industrie- und Dienstleistungskammern
und Branchenverbände sollten sich gemeinsam um einen Austausch
über die zweckmässigen Praktiken bemühen. Das SECO könnte hier
als Moderator agieren. Die Schweiz könnte sich an den Aktivitäten
des norwegischen Centre for Senior Policy orientieren, um alle
Akteure für die Problematik der älteren Arbeitnehmenden zu
sensibilisieren.
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19. 3. Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von älteren Arbeitskräften
Attraktivere Gestaltung der Aus- und Weiterbildung für
niedrigqualifizierte Arbeitskräfte und Ermutigung der
Betriebe zur Weiterbildung bis zum Ende des
Erwerbslebens. Die Validierung der formalen und der informellen
beruflichen und ausserberuflichen Bildungsleistungen und die
Möglichkeiten der langfristigen qualifizierenden beruflichen
Weiterbildung niedrigqualifizierter Arbeitskräfte zur Förderung der
Umschulung sollten bevorzugt werden.
Stärkung der Massnahmen der RAV zugunsten einer
dauerhaften Wiedereingliederung älterer Arbeitsloser in
den Arbeitsmarkt. Notwendig ist insbesondere eine Aktivierung
nach dem 60. Altersjahr mit verbessertem Zugang zu den
wirksamsten arbeitsmarktlichen Massnahmen.
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20. 3. Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von älteren Arbeitskräften (Folge)
Verhinderung einer weiteren Verschlechterung der
Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Die Bundesbehörden
könnten sich an dem von der Arbeitsverwaltung der Niederlande für
freiwillig teilnehmende Betriebe entwickelten Konzept für nachhaltige
Beschäftigungsfähigkeit orientieren, das unter anderem die Verbesserung
der Arbeitsbedingungen und der Produktivität aller Arbeitnehmenden zum
Ziel hat.
Bessere Mobilisierung des Potenzials der Frauen durch
Förderung ihrer Beschäftigungsfähigkeit während ihres
gesamten Erwerbslebens. Das Angebot an Möglichkeiten auf dem
Arbeitsmarkt für Frauen müsste erweitert, die Investitionen in die sozialen
Infrastrukturen für Kinder und für betagte, pflegebedürftige Menschen
müssten aufgestockt und die gemeinsame Besteuerung der Ehegatten
müsste zum Beispiel durch eine individuelle Besteuerung ersetzt werden,
um die «Heiratsstrafe» auf Bundesebene abzuschaffen.
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21. 21
OECD Directorate for Employment, Labour and Social Affairs: www.oecd.org/els
Older workers: www.oecd.org/els/employment/olderworkers
For further information, contact: anne.sonnet@oecd.org