3. Was bedeutet Demenz? Wie äußert sie sich?
Gibt es Warnzeichen?
Kann ich vorbeugende Maßnahmen treffen?
Welche Behandlung ist möglich?
Wer hilft mir im Ernstfall?
Wie gehe ich mit Dementen um?
Welche Hilfsmittel gibt es?
An welche rechtlichen Schritte sollte ich
denken?
Betreuungsleistungen & Nachbarschaftshilfe
5. Demenz
(lat. dementia „ohne
Geist“) ist ein Defizit
in kognitiven,
emotionalen und
sozialen
Fähigkeiten
geht meist mit einer
diagnostizierbaren
Erkrankung des
Gehirns einher
6. führt zu einer
Beeinträchtigung sozialer
und beruflicher
Funktionen
betrifft vor allem das
Kurzzeitgedächtnis, ferner
das Denkvermögen, die
Sprache und die Motorik
bei einigen Formen ist
auch die
Persönlichkeitsstruktur
betroffen
8. Die Fähigkeit
unabhängig zu leben
ist noch vorhanden
Erste geistige Defizite
treten auf
Urteilsvermögen und
Hygiene sind intakt,
aber soziale
Aktivitäten und Arbeit
bereits deutlich
beeinträchtigt
9. Vergeßlichkeit
Räumliche & zeitliche Orientierung gestört
Kurzzeitgedächtnis & Wortfindung gestört
Der Betroffene merkt, daß etwas nicht
stimmt, baut eine Fassade auf und greift auf
Strategien zurück, die ihm in Situationen der
Überforderung früher geholfen haben
Gefühle von Verlust, Unsicherheit, Angst
und Scham sind sehr stark
10. Selbständige
Lebensführung nur
noch bedingt
möglich
Zunehmender
Verlust der
geistigen
Fähigkeiten
Ein gewisses
Ausmaß an Aufsicht
ist erforderlich
12. Das Gefühl, daß etwas
nicht stimmt verringert
sich, ebenso das Gefühl
von Verlust,
Unsicherheit, Angst und
Scham
Hilfe dezent und
sensibel anbieten,
damit der Betroffene
das Gefühl behält in
seinem Leben
kompetent zu bleiben
13. Selbständige
Lebensführung
nicht möglich
Verlust der
Alltagskompetenz
mit völliger
Pflegeabhängigkeit
Auf ständige
Aufsicht und Hilfe
angewiesen
14. Gedächtniszerfall (auch Langzeitgedächtnis)
Mangelnde persönliche Orientierung
Erkennungsstörungen
Sprachzerfall (kaum mehr Satzbildung
möglich)
Agnosie (Angehörige werden nicht mehr
erkannt)
Inkontinenz
Das Wesen der jeweiligen Person und deren
emotionale Kompetenz gehen im gesamten
Verlauf einer Demenz nicht verloren!
15. Der Betroffene zeigt auffälliges Verhalten:
=> er zieht sich zurück, gibt Aktivitäten auf,
meidet alte Freunde
=> er lehnt Veränderungen ab
=> er lebt mehr in der Vergangenheit
=> er verliert leicht die Orientierung
=> er vergißt Geburtstage und Termine
=> er sucht ständig nach wichtigen Dingen
=> er reagiert oft grundlos gereizt, ist nervös
=> er ist unruhig, wandert ziellos herum
16. Es gibt keine „Pille gegen Demenz“, aber man
kann durch einen gesunden Lebensstil das
Risiko für eine Demenzerkrankung senken:
18. Antidementiva:
können den Verlauf der
Erkrankung
verlangsamen, aber
nicht dauerhaft
aufhalten
Atypika:
können
Verhaltensänderungen
reduzieren
19. Reduzieren die Zwei verschiedene
Folgeschäden des Wirkstoffgruppen
Nervenzelluntergangs werden eingesetzt:
vorübergehend (bis Acetylcholineste-
zu einem Jahr lang) rasehemmer (bei
Verbessern die leichter bis mittel-
Signalübermittlung im schwerer Demenz)
Gehirn NMDA-
Erhalten die Antagonisten (bei
Lebensqualität mittelschwerer bis
schwerer Demenz)
20. 1) Acetylcholinesterasehemmer:
Bewirken, daß der Botenstoff Acetylcholin
vermehrt zur Verfügung steht
Deutliche Verbesserung der geistigen
Leistungsfähigkeit
Durch fortschreitenden Verlauf der
Erkrankung verliert sich die Wirkung nach
ca. 9 – 12 Monaten
Medikamente: Donepezil, Rivastigmin,
Galantamin
21. 2) NMDA-Antagonisten:
Verbessern die gestörte glutamatabhängige
Neurotransmission
Die geistige Aktivität steigt, die
Alltagskompetenz wird verbessert, dadurch
geringerer Pflegebedarf als ohne
medikamentöse Einwirkung
Medikamente: Memantine
22. Vermindern Zwei verschiedene
Verhaltensstörungen Wirkstoffgruppen
werden eingesetzt:
z.B. Antidepressiva
Unruhezustände Neuroleptika
Wahnvorstellungen
Aggressivität Sie können in jeder
Ängstlichkeit Phase der
Depressionen Erkrankung
Halluzinationen eingesetzt werden
23. Es sollte zuerst ein Versuch unternommen
werden das Verhalten des Betroffenen ohne
Medikamente positiv zu beeinflussen!
Unruhezustände, Wahnvorstellungen oder
Aggressivität können durch äußere Einflüsse
ausgelöst und oft durch geringe
Veränderungen im Umfeld abgebaut werden!
24. Spezifisches Training möglichst vieler
Hirnfunktionen zur Stabilisierung und
Vermehrung von Synapsen
Vermittelt Erfolgserlebnisse und erhöht die
Lebensqualität – auch die der Angehörigen!
Erhöht das Selbstwertgefühl und steigert die
Alltagskompetenz des Betroffenen
Kann verschiedene Sinneswahrnehmungen
ansprechen
Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen
26. Wirkt dem Verlust der personalen Identität
entgegen (=alle Merkmale einer Person)
Läßt das Verhalten eines Dementen besser
verstehen
Schafft Brücken zwischen Vergangenheit
und Gegenwart (durch Erinnerungspflege)
Entlastet den Kranken psychisch, weil er
besser verstanden wird
Kann das Selbstvertrauen stärken
Ermöglicht einen verständnisvolleren und
einfühlsameren Umgang mit dem Kranken
27. Gestaltung des Zimmers
Fotos, Bücher, Pokale, Düfte, Bettwäsche,
Blumen,...
Gewohnte Aufgaben erledigen lassen
Kartoffeln schälen, abwaschen, nähen,....
Erinnerungsalben anlegen mit Worten &
Bildern zu wichtigen Ereignissen des Lebens
Gemeinsames Betrachten und Gespräche
Sinnesaktivierung
Geruch, Geschmack, Fühlen, Musik
hören,...
28. Bedeutet „Wertschätzung“ (lat. valere = wert
sein)
Ist eine Methode mit an Demenz erkrankten
Menschen zu kommunizieren und auf sie
einzugehen
Kann in belastenden Situationen
Spannungen reduzieren
Akzeptiert die Lebenswelt und die Gefühle
der Betroffenen
29. Über die Gefühlswelt der Betroffenen und
unter Berücksichtigung biographischer
Faktoren einen Zugang zu ihrer Erlebniswelt
zu erhalten um:
Ressourcen frei zu setzen
Wohlbefinden zu verbessern
Alte Konflikte zu lösen
Rückzug zu verhindern (Wertschätzung zu
vermitteln, Würde zu bewahren, Streß zu
reduzieren, Emotionen wieder zu beleben)
30. 3 Elemente nötig:
1. Akzeptanz =
wertschätzen statt
widersprechen
3. Empathie =
begleitend mit
einfühlendem
Verstehen zur
Seite stehen
5. Selbstkongruenz
= spürbar ehrlich
bleiben
31. „In den Schuhen des anderen Menschen
gehen“.
Ein Gespür dafür entwickeln die Gefühle des
Dementen zu erkennen.
Ausdrücken was man wahr nimmt.
Wo kein sprachlicher Austausch mehr
möglich ist, kann auf Berührungen und
Bewegungen zurückgegriffen werden.
Ziel: der Andere fühlt sich akzeptiert und
verstanden
32.
33. Basale Stimulation (lat.basal = grundlegend,
stimulatio = Anreiz, Anregung)
Aktivierung der Wahrnehmungsbereiche und
die Anregung primärer Körper- und
Bewegungserfahrungen bei Reizmangel
Notwendige pflegerische Maßnahme bei
Menschen, deren Eigenaktivität auf Grund
ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit
eingeschränkt und deren Fähigkeit zur
Wahrnehmung und Kommunikation
erheblich beeinträchtigt ist.
34. Unmittelbare Reizung der Sinne während
der Pflege durch
Körperstimulation
Anregung des Gleichgewichtssinnes
Haptische Stimulation (Tast- und Greifsinn)
Vibratorische Anregung
Orale Stimulation
Olfaktorische Stimulation (Gerüche)
Visuelle Stimulation
35.
36. Allgemeines:
Seien Sie geduldig!
Sprechen Sie langsam und deutlich in
kurzen Sätzen!
Stellen Sie Blickkontakt her, am besten in
Augenhöhe!
Wiederholen Sie wichtige Informationen bei
Bedarf.
Lassen Sie dem Kranken Zeit zu reagieren.
Diskutieren Sie nicht inhaltlich.
37. Täglicher Ablauf:
Sorgen Sie für Beständigkeit und Routine.
Einfache Regeln und feste Gewohnheiten
sind hilfreich.
Uhren, Kalender, Schilder an Räumen &
Schränken helfen die Orientierung zu
erhalten.
Nehmen Sie jede Veränderung so langsam
wie möglich vor.
Gegenstände des täglichen Gebrauchs
immer an den gleichen Stellen aufbewahren.
38. Aktivitäten:
Vermeiden Sie Überforderungen (z.B. Lärm,
Gedränge, Fernsehfilme...)
Fördern Sie tägliche Bewegung (Spazier-
gänge, Gymnastik)
Stärken Sie sein Selbstwertgefühl,
motivieren Sie ihn zu Tätigkeiten
Achten Sie auf ausreichende
Flüssigkeitszufuhr.
Berücksichtigen Sie seine Bedürfnisse,
damit er sich nicht überwacht fühlt
39. Zu guter Letzt:
Legen Sie eine Liste mit wichtigen
Telefonnummern neben das Telefon.
Beachten Sie Anzeichen der
Verschlechterung.
Finden Sie Auslöser für bestimmte
Verhaltensmuster (Hunger, Durst,...) und
vermeiden Sie diese möglichst.
Lieblingsbeschäftigung „Verstecken“ ->
inspizieren Sie die bevorzugten Verstecke
und Mülleimer regelmäßig.
40. Pflegehilfsmittel
Hilfsmittel für die
Sicherheit
Hilfsmittel für die
Orientierung
Hilfsmittel zur
Aktivität der
Sinnesorgane
45. Vorsorge im
medizinischen,
sozialen und
finanziellen Bereich
für den Notfall treffen
Versorgung und
mögliche
Unterstützung für den
Bedarfsfall optimieren
48. sozial:
Zuzahlungsbefreiung
Krankenkasse
Pflegestufen-Antrag
bzw. EdA-Antrag
Ggfs. Sozialhilfe bzw.
Hilfe zur Pflege
GEZ-Befreiung
Ermäßigung der
Telefongebühren
49. Antrag auf Erteilung einer Pflegestufe bei
der Pflegekasse stellen, wenn:
Tägliche Hilfestellung bei der Körperpflege
oder Anleitung und Beaufsichtigung dabei
erforderlich ist
Toilettengänge regelmäßig der Aufsicht /
Hilfestellung bedürfen
Nahrungsaufnahme nicht mehr selbständig
oder nur noch unter Aufsicht / Anleitung
erfolgt
Mobilität innerhalb der Wohnung stets
personeller Unterstützung bedarf
50. Definition
Alltagskompetenz:
Fähigkeit eines
Erwachsenen, die
alltäglichen Aufgaben
innerhalb seiner Kultur
selbständig und
unabhängig in einer
eigenverantwortlichen
Weise zu erfüllen
51. Einschränkung der Alltagskompetenz
(§45a SGB XI):
Erheblicher Bedarf an allgemeiner
Beaufsichtigung und Betreuung aufgrund
von demenzbedingten Fähigkeitsstörungen,
geistigen Behinderungen oder psychischen
Erkrankungen mit Auswirkungen auf die
Aktivitäten des täglichen Lebens
Dauerhaft anhaltend (für voraussichtlich
mindestens sechs Monate)
Regelmäßig erforderlich, also täglich in je
nach Tagesform verschiedener Ausprägung
52. Zusätzliche Betreuungsleistungen
(§45b SBG XI):
Tages- oder Nachtpflege
Kurzzeitpflege
Angebote der allgemeinen Anleitung und
Betreuung der Pflegedienste
Niedrigschwellige Angebote nach
Landesrecht (§45c SGB XI)
Nachbarschaftshilfe der AOK Rheinland /
Hamburg
Grundbetrag 100 €, erhöhter Betrag 200 €
53. Ziele:
Hauptpflegeperson wird
durch die stundenweise
Betreuung des Kranken
durch eine andere
Person entlastet
Person ist dem Kranken
vertraut und hat guten
Zugang zu ihm
Nachbarn, Freunde,
Bekannte, Verwandte ab
3.Grad möglich
54. Umsetzung:
Pflegeperson / Angehöriger meldet der AOK
eine geeignete Betreuungsperson
Schulung wird möglichst mit Pflege- und
Betreuungsperson gemeinsam im Haushalt
des Dementen durchgeführt (-> PFK)
Antrag auf Anerkennung der Betreuungs-
person und Zertifikat über Kursteilnahme
wird ausgefüllt
Pflegekasse bestätigt den Antrag, Betreuung
& Abrechnung nach individueller Absprache