1. R E G I O N A L E E N T W I C K L U N G S - S T R AT E G I E
WISSENS-REGION GÖTTINGEN
REGIONALE ENTWICKLUNGS-STRATEGIE (RES)
2. R E G I O N A L E E N T W I C K L U N G S - S T R AT E G I E | S E I T E 0 2
INHALT
Vorwort 04
Leitbild 07
1. Leitziel: Die vernetzte Region 08
1.1 Kooperationsfähige Akteure 09
1.2 Verbindliche Zusammenarbeit 10
WISSENS-REGION GÖTTINGEN 1.3 Internationale Vernetzung 11
1.4 Interkommunale Kooperation 11
REGIONALE ENTWICKLUNGS-STRATEGIE (RES)
2. Leitziel: Die internationale Wissensregion 12
2.1 Innovativer Wissenstransfer 13
2.2 Interdisziplinärer Wissensraum 14
2.3 Optimale Qualifizierung 15
2.4 Moderne Kommunikation 15
3. Leitziel: Die intellegente Wirtschaftsregion 16
3.1 Globaler Mittelstand 17
3.2 Technologische Kompetenzen 18
3.3 Gesundheit und Tourismus 18
3.4 Lagegünstige Logistik 19
3.5 Nachwachsende Energie 19
4. Leitziel: Die lebenswerte Wohnregion 20
4.1 Demographischer Wandel 21
4.2 Nutzerfreundlicher Wohnungsmarkt 22
4.3 Differenzierte Zentrenstruktur 23
4.4 Intergenerative Infrastruktur 23
Cover: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Methode 25
3. Bodenwerder Alfeld
HILDESHEIM
HOLZMINDEN Goslar MODELLREGION
..
GOTTINGEN
Seesen KOOPERATION DER
Stadtoldendorf Bad Harzburg
GOSLAR REGIONALPLANUNGSTRÄGER
Bad Gandersheim
Holzminden Einbeck
Clausthal-Zellerfeld
Höxter
NORTHEIM
Osterode
am Harz Braunlage
Northeim
OSTERODE AM HARZ
Beverungen Uslar
Nörten-
Hardenberg
Bad Lauterberg
Bad Sachsa
Götti
Göttingen
Duderstadt
Hofgeismar
GÖTTINGEN
KASSEL
Bleicherode Landkreise Göttingen, Northeim,
Osterode am Harz und Stadt Göttingen
Hann. Münden
Leinefelde -Worbis
Topografie
Heilbad Heiligenstadt
EICHSFELD Autobahn
Autobahn im Bau
Witzenhausen
Bundesstraße
Dingelstädt Städte
UNSTRUT-HAINICH Landkreise
Kassel WERRA-MEISSNER
Bad-Sooden Allendorf
Mühlhausen
10 km 20 km
Eschwege
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WISSENS-REGION GÖTTINGEN
VORWORT
Bernhard Reuter
Auf der Basis vorhandener Stärken zeigt die träger in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Prozess angelegt. Strategie und Leitziele die- bindung und die Exzellenz in Wissenschaft und
vorliegende Regionale Entwicklungs-Strate- Kultur innerhalb der Region und auf EU-, Bun- nen als Bewertungsrahmen zu Formulierung, Bildung bieten dafür die Basis. Die RES knüpft
gie (RES) Perspektiven für die Positionierung des- und Landesebene. Auswahl und Umsetzung regional relevanter an das Regionale Entwicklungskonzept (REK)
der Region Göttingen auf. Im Rahmen der Projekte. Stärken und Schwächen der Gegen- an, das die Förderperiode 2000 bis 2006 vor-
Lissabon-Strategie der Europäischen Union Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wie gehen wart sowie Chancen und Risiken der Zukunft bereitet hat. Die europaweit höchste Wissen-
soll die Wettbewerbsfähigkeit der aus den wir vor? Die Antworten auf diese strategischen wurden mithilfe einer SPOT-Analyse identifiziert schaftsintensität Südniedersachsens gilt als
Landkreisen Northeim, Osterode am Harz und Fragen zum betrieblichen Qualitätsmanage- (siehe Anhang Seite 24). Die Analyse „Guter Alleinstellungsmerkmal, das von der Dach-
Göttingen einschließlich der Stadt Göttingen ment: Wir sind gut! Wir wollen Beste werden! Praxis“ (Satisfactions) führte zur Formulierung marke „Genius Göttingen“ herausgestellt wird.
gebildeten Region nachhaltig gestärkt werden. Wir erreichen das durch kontinuierliche Ver- von 4 Leitzielen, die sich in 17 strategische Ziele Sie symbolisiert den schöpferischen Geist von
besserung! lassen sich in modifizierter Form (Opportunities) untergliedern. Die Gliederung Innovation und Kooperation in der Region.
Die Strategie, die sich bewusst auf die zentra- auf das Regionalmanagement übertragen. Die berücksichtigt die Handlungsfelder, die der
len Entwicklungslinien beschränkt und nicht Regionale Entwicklungs-Strategie ist aber Interministerielle Arbeitskreis (IMAK) der Eine dreiviertel Million Menschen lebt und arbei-
den Anspruch erhebt, vollständig alle wich- komplexer als die betriebliche, weil sie Ziele Landesregierung für die Bearbeitung des tet im Verflechtungsbereich des Oberzentrums
tigen Aspekte zu beleuchten, will Koopera- verschiedener Ebenen und Akteure vom Land Projektes „Modellregion Südniedersachsen“ Göttingen. Die Entwicklungsstrategie will die
tionsbezüge zwischen den Akteuren fördern bis zu den Kommunen integrieren muss. definiert hat. hohe Lebens- und Arbeitsqualität für Jung und
und zur Profilierung Südniedersachsens im Alt sichern und verbessern. Sie will Anreize bie-
nationalen und internationalen Standortwett- Das vorliegende Dokument ist entstanden im Die RES dient der Vorbereitung der neuen EU- ten für Wissbegierige aus aller Welt, in diese
bewerb beitragen. Verlauf eines mehrmonatigen Diskussions- Förderperiode 2007 bis 2013, in der die wis- lebenswerte Region in der Mitte Deutschlands
prozesses im Rahmen des Projektes „Modell- sensbasierte Wirtschaft Hauptförderziel ist. Im zu kommen. Der Geist der Wissensregion Göt-
Aufgezeigt werden Entwicklungsinstrumente, region Südniedersachsen“, das der Erarbei- europäischen Kontext wird die Wettbewerbs- tingen ist „spannend“: theoretisch und prak-
die geeignet sind, konkrete Maßnahmen zur tung einer Entwicklungspartnerschaft zwischen position der von hoher Lebensqualität gekenn- tisch, traditionsreich und zukunftsorientiert,
Europafähigkeit der Region auszulösen. Zu Land und Region dient. Diese innovative Form zeichneten Region Göttingen entwickelt. Die regionalbewusst und weltoffen. Wir laden Sie
den Zielgruppen zählen die Entscheidungs- der Zusammenarbeit ist als strategischer zentrale Lage, die hervorragende Verkehrsan- ein, daran teilzuhaben.
Bernhard Reuter
Landrat des Landkreises Osterode am Harz,
Vorstandsvorsitzender des Regionalverbandes
Südniedersachsen e.V.
5. Bodenwerder Alfeld
Hildesheim
Holzminden Goslar RAUMSTRUKTUR
..
REGION GOTTINGEN
Seesen Goslar Bad Harzburg RÄUMLICH-FUNKTIONALE
Bad Gandersheim
SCHWERPUNKTE
Einbeck
Holzminden Clausthal-
Zellerfeld
LEINETAL
Höxter Neuhaus/Silberborn Northeim
SOLLING WESTHARZ Braunlage
Osterode Legende
Northeim am Harz
Beverungen Schwerpunktraum
Uslar Osterode am Harz
Herzberg a.H. Verflechtung
Bad Karlshafen
Nörten-
Hardenberg Bad Lauterberg Oberzentrum
Mittelzentrum und Kreisstadt
Bad Sachsa
Mittelzentrum
Hochschulstandort
Göttingen Forschungsstandort
GÖTTINGEN Duderstadt Heilbad, Klinikum
Hofgeismar Nord- Heilklimatischer Kurort
hausen
Göttingen
Kassel Güterverkehrszentrum
EICHSFELD Logistikstandort
Hann. Münden Leinefelde -Worbis
Heilbad Topografie
Vellmar Heiligenstadt
Fuldatal Autobahn
Witzenhausen Autobahn im Bau
WERRATAL Eichsfeld Bundesstraße
Kassel Landkreise
Unstrut-Hainich Landkreise Göttingen, Northeim,
Osterode am Harz und Stadt Göttingen
Bad-Sooden Allendorf
Baunatal
Werra-Meißner
Hessisch-Lichtenau Eschwege Mühlhausen 10 km 20 km
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7. Regionale Impressionen:
Rats-Apotheke Einbeck, Giebelfeld Aula Universität Göttingen,
Herzberger Schloss, Northeimer Seenplatte, Rathaus Duderstadt
LEITBILD
„GENIUS“ REGION GÖTTINGEN
EXZELLENZ IN WISSENSCHAFT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
Die Region Göttingen setzt alle Kräfte zur regio- Ausgehend von Messtechnik, Optoelektronik, kommunalen Angebote an die Bedürfnisse von nationen mit internationalem Bekanntheitsgrad
nalen Entwicklung frei und sucht innovative Mechatronik und Bio-/Medizintechnik werden BürgerInnen und den Abbau von Bürokratie. zu entwickeln. Herausragend ist die Bedeutung
Lösungswege auch zur eigenen Verfasstheit. die technologischen Kernkompetenzen der der medizinischen Fakultät der Universität
Die Region integriert die unterschiedlichen Teil- selbstbewusst agierenden und wachstums- Auf den demographischen Wandel reagiert die Göttiungen. Beispielhaft für die interdisziplinä-
räume mit deren Kompetenzen und nutzt orientierten Region entwickelt. Im Standort- Region durch strategisch angelegte Anpas- re Forschung ist das ENI (European Neuro-
Synergieeffekte durch die Intensivierung der Wettbewerb zeichnet sich die Region durch sungsleistungen, interkommunale Aufgaben- science Inst.) Das Universitätsklinikum verfügt
Kooperationen. Die Regionalentwicklung sorgt international orientierte Unternehmen, effektiv teilung und einen Ausbau der vielfältigen national und international über einen hervor-
dafür, dass alle Akteure von den Stärken der organisierten Technologie- und Wissenstrans- Kooperationsbeziehungen. Durch die zentrale ragenden Ruf. In funktionaler und räumlicher
Teilräume profitieren. fer, exzellente Qualifikation von Erwerbsfähigen Lage in Deutschland und Europa und eine her- Nähe zu den Kliniken sowie im Rahmen der
und hohen Beschäftigungsstand aus. Die vorragende Einbindung in die transnationalen Kurorte besteht zur touristischen Nutzung ein
Integriert in die „Metropolregion Hannover- Region stellt sich erfolgreich auf den Struktur- Verkehrsnetze ist sie prädestiniert für ihre Rolle breites Angebot in der Gesundheitswirtschaft.
Braunschweig-Göttingen von europäischer wandel ein. Durch den Ausbau der technolo- als national bedeutsamer Logistikstandort. Die Die Bedeutung von Land- und Forstwirtschaft
Bedeutung“ profiliert sich die Region Göttin- gischen Kernkompetenzen werden wertvolle Region zeichnet sich durch eine überdurch- in Verbindung mit innovationsorientierten
gen durch Exzellenz in Forschung, Lehre und Impulse für Handwerk und Dienstleistung ver- schnittlich hohe Lebensqualität aus. Die attrak- wissenschaftlichen Einrichtungen führen zur
Studium in der großen Zahl international mittelt. Die Gestaltung marktorientierter Dienst- tive Landschaft und die an den Bedürfnissen Profilierung Südniedersachsens als Kompe-
renommierter Wissenschaftseinrichtungen als leistungen für Unternehmen und private Haus- von Besuchern und Bevölkerung orientierte tenzstandort für regenerative Energien und
„Wissensregion internationaler Prägung“. halte wird flankiert durch eine Ausrichtung der Infrastruktur tragen dazu bei, touristische Desti- nachwachsende Rohstoffe.
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1. LEITZIEL
DIE VERNETZTE REGION
GEMEINSAM STARK
„Stabile Kooperationsstrukturen, Offenheit für
Innovationen und eine hohe Entwicklungs-
dynamik sind Markenzeichen der Region Göt-
tingen. Durch die Besinnung auf eigene Stär-
ken nutzen die Akteure endogene Potenziale
und tragen zur Nachhaltigkeit bei“. Diese Jury-
Bewertung im Bundeswettbewerb „Regionen
der Zukunft – auf dem Weg zu einer nachhal-
tigen Entwicklung“ im Jahr 2000 kennzeichnet
die Zielsetzung der Regionalentwicklung. Sie
wird gewertet als Auftrag an alle Verantwortli-
chen, die begonnene, Kreisgrenzen übergrei-
fende Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft in einem stra-
tegisch angelegten und auf die Stärkung von
Wachstum und Beschäftigung ausgerichteten
Prozess fortzusetzen. Deshalb steht die Inten-
sivierung von Kooperation, Kommunikation
und Koordination im Mittelpunkt der RES.
9. Durch Schnellbahntrasse und Autobahn (hier Gliederung Entwicklungs-Strategie Region
die Werratalbrücke) ist die Region Göttingen Göttingen Strategie-Dreieck: Vernetzung von
in das europäische Fernwegenetz integriert. Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft;
Regionalentwicklung im Wettbewerb
2.
Internationale
Wissensregion
Wissenschaft als Akteur:
Wettbewerb um Köpfe
1.
Vernetzte
Region
4. 3.
Lebenswerte Intelligente
Wohnregion Wirtschaftsregion
Gesellschaft als Akteur: Wirtschaft als Akteur:
Wettbewerb um Kunden Wettbewerb um Kapital
1.1
KOOPERATIONSFÄHIGE
AKTEURE
VERFLECHTUNGS- UND DYNAMISCHE
KOOPERATIONSANSÄTZE WERTSCHÖPFUNGSNETZE
Viele Netzwerke in Gesellschaft, Verwaltung bund Süd-Niedersachsen, Zweckverband Regionale Kooperationen stärken die Wett- toren, in denen die Hälfte der Beschäftigten der
und Wirtschaft haben sich regional organisiert. Abfallentsorgung, Museumsverbund Südnie- bewerbsfähigkeit von Unternehmen und wis- Region tätig ist. Zu den besonders zukunfts-
Kerngebiet sind die Landkreise Göttingen, dersachsen und Kommunale Datenverarbei- senschaftlichen Einrichtungen im globalen fähigen Kooperationseinrichtungen zählen
Northeim und Osterode am Harz mit Göttingen tungszentrale (KDS). Weitere Beispiele regio- Wettbewerb. Die Region Göttingen optimiert Technologie-Netzwerke wie Measurement
als Oberzentrum. Land und Bund nutzen die naler Organisation sind Sprengel Göttingen der deshalb die Arbeitsfähigkeit bestehender Netz- Valley, MEKOM Regionalmanagement Oste-
Region Göttingen als Organisationsebene. Ev. Landeskirche und Bildungsgenossenschaft werke und unterstützt neue, den sich wan- rode am Harz, PhotonikNet und BioRegioN,
Dazu gehören Agentur für Arbeit, Behörde für Südniedersachsen (BIGS). delnden Marktgegebenheiten angepasste Wissenschafts-Netzwerke Medizintechnik/
Geoinformation, Landentwicklung und Liegen- Kooperationen. Auf diese Weise entsteht für Biotechnologie/Messtechnik (MBM Science
schaften (GLL) und Staatliches Gewerbeauf- Zum Ausgleich der Strukturschwächen müs- Betriebe Wachstum, für die Region Wert- Bridge GmbH) und Kompetenznetz GenoMik
sichtsamt. Die Verflechtungen reichen von sen die Netzwerke effektiver kooperieren und schöpfung. Interdisziplinäre Kontakte werden Göttingen, das Universitätsklinikum Göttingen
Weser/Werra bis zum Harz und überschreiten zur Entwicklung einer abgestimmten, auf mehr zur Entwicklung von Innovationen, betriebs- als Krankenhaus der Zentralversorgung mit
Landesgrenzen zu Thüringen, Hessen und Verbindlichkeit basierenden Regionalstrategie übergreifende Kooperationen zur Nutzung von einem Netz Akademischer Lehrkrankenhäuser
Nordrhein-Westfalen. Die Postleitregion 37 ist beitragen. Es bedarf besonders der Konzen- Synergieeffekten gefördert. Aus einzelbetrieb- (u.a. Northeim, Einbeck, Herzberg am Harz)
Ausdruck dafür. Die Wirtschaft organisiert sich tration und Spezialisierung in den Kooperatio- lichen Produktionen entstehen dynamische und Initiativen wie Logistik Area Göttingen
mit Arbeitgeberverband Mitte, Kreishandwer- nen zwischen benachbarten Gemeinden und Wertschöpfungsketten und -netze sowie posi- Europa (LAGE) der Stadt Göttingen sowie der
kerschaft Südniedersachsen, Südniedersach- Landkreisen zur besseren Auslastung der tive Beschäftigungseffekte. Gemeinden Nörten-Hardenberg, Bovenden,
senStiftung, DGB Südniedersachsen/Harz. Die Ressourcen und der Senkung von Verwal- Friedland und Rosdorf. Eine Verbesserung der
Kommunen haben Kooperationen gebildet wie tungskosten ohne Leistungseinschränkungen Die Intensivierung der Zusammenarbeit erfolgt Vernetzung von Akteuren – wie die ARGE „Har-
Regionalverband Südniedersachsen, Land- sowie einer stärkeren Einbeziehung von Unter- auf der Basis erfolgreich geführter Netzwerke zer Sonnenseite“ – kann zum weiteren Ausbau
schaftsverband, Zweckverband Verkehrsver- nehmen in regionale Entwicklungsstrategien. in exportorientierten, wachstumsfähigen Sek- des Tourismus beitragen.
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1.2 16 Unternehmen mit Hauptsitz in Südnieder-
VERBINDLICHE sachsen produzieren und forschen weltweit mit
ZUSAMMENARBEIT Niederlassungen und Tochterunternehmen:
EINE REGION Benary, Dima GmbH, Frötek Kunststofftechnik
Gruppe, Kamax-Werke Rudolf Kellermann
GmbH & Co. KG, Kaschke KG, Kunststoff-
Fröhlich Gruppe, KWS Gruppe, Linos AG, Mahr
GmbH, Otto Bock HealthCare Gruppe, Pema
GmbH, Refratechnik Cement GmbH, Ricö inter-
Ausgehend von bestehenden erfolgreichen schaft lässt den hohen Grad der Regionalisie- nationale Transport und Logistik GmbH, Sartori-
Kooperationen ist beabsichtigt, die Regional- rung in Südniedersachsen erkennen. Beispie- us AG, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Sycor
politik verbindlicher zu gestalten. Dazu gehören le für erfolgreiche gemeinsame Arbeit sind Süd- GmbH, Symrise GmbH & Co. KG
Überlegungen, die Aufgabe der projektorien- niedersachsenStiftung, Landschaftsverband
tierten Regionalentwicklung des Regionalver- Südniedersachsen, Marketing Club Göttingen,
bandes Südniedersachsen und die „formelle Bildungsgenossenschaft (BIGS), Abfallzweck-
Planung“ der Stadt Göttingen sowie der Land- verband Südniedersachsen, Museumsver-
kreise in einem Zweckverband Regionalpla- bund, Zweckverband Verkehrsverbund Süd-
nung und -entwicklung zu verbinden. Niedersachsen, Jugendhilfe Südniedersach-
sen und die Kommunale Datenverarbeitungs-
Vorangetrieben werden sollen Überlegungen zentrale Südniedersachsen (KDS).
zur Optimierung der Struktur der kommunalen
Wirtschaftsförderung. Dabei ist einerseits auf Beiträge zur Förderung von Kommunikation,
die Aufgabenverteilung zwischen gemeindli- Koordination und Kooperation leistet seit 1992
cher, landkreisbezogener und regionaler Ebene der Regionalverband Südniedersachsen, dem
zu achten. Andererseits kommt es darauf an, die meisten Kommunen und andere wichtige
die bestehenden Einrichtungen zu stärken und Akteure angehören. In kooperativer Planung
ggf. zu neuen leistungsfähigen Organisationen werden Strategien und Konzepte zur Regio-
weiter zu entwickeln. Die räumliche Ausrich- nalentwicklung erarbeitet und projektorientiert
tung der Netzwerke in Wirtschaft und Gesell- umgesetzt.
SCHWEDEN
RUSSL AND
Europa
KAN AD A VEREINIGTES
KÖNIGREICH
DÄNEMARK
England
NIEDER-
LANDE
POLEN
A s ie n
Nordamerika DEUTSCHLAND
BELGIEN
TSCHECHIEN
SLOWAKAI UKRAINE
ÖSTERREICH
SCHWEIZ UNGARN
FRANKREICH KROATIEN
BOSNIEN-
HERZIGOVINA
V E RE I N I G T E S TAAT E N
PORTUGAL
ITALIEN
SPANIEN
SÜDKOREA
11. TÜRKE JAPAN
TUNESIEN
CHINA
Atlantischer Ozean
A LGERIEN
M E XI KO
Ä GYPTEN
INDIEN
Puerto
Rico (U.S.)
THAIL AND
VEN EZUELA
Afri ka
SINGAPUR
KOLUMB IEN
Pazifischer Ozean
INDONESIEN
B RASILIEN
Südamerika
CHILE
A u s t ra lie n
SÜDA FRIKA
I n dis c h e r Oz e a n
ARGENTINIEN
1.3 1.4
INTERNATIONALE INTERKOMMUNALE
VERNETZUNG KOOPERATION
METROPOLREGION BÜNDELUNG DER POTENZIALE
Als einzigartige Kombination ökonomischer, Im Rahmen der Lissabon-Strategie kommt der Zur kundenorientierten Bedienung ihrer Bürge- I Solling: Zweckverband Naturpark Solling-
wissenschaftlicher und kultureller Potenziale 2005 vom Bund anerkannten Metropolregion rinnen und Bürger und zur effizienten Ressour- Vogler, Zusammenwirken von medizinischen
bündelt die Metropolregion Hannover-Braun- auch aus Sicht von Bundes- und Landesre- cenbewirtschaftung arbeiten Städte, Gemein- Diensten im Raum Holzminden, Fusion der Kli-
schweig-Göttingen von europäischer Bedeu- gierung eine besondere Rolle zu. Die Univer- den und Landkreise bei der Daseinsvorsorge niken in Uslar und Lippoldsberg.
tung ihre Kräfte und profiliert sich im interna- sität Göttingen verstärkt ihre Anstrengungen eng und partnerschaftlich zusammen. Zielset- I Leinetal: Verbund der Kreiskrankenhäuser in
tionalen Standortwettbewerb. Sie entwickelt zur Internationalisierung durch Ausbau welt- zung ist die aufgabenorientierte Kooperation, Bad Gandersheim, Einbeck und Northeim.
Strategien, die die Potenziale der drei Teilräume weiter Forschungsnetze, Kooperationen mit die die Sicherung von Beschäftigung einerseits I Westharz: Kooperation von Kommunen unter
arbeitsteilig nutzen: Hannover als internationa- Hochschulen und Forschungseinrichtungen in und ein hohes Maß an Kostenbewusstsein der der Marke „Harzer Sonnenseite“.
ler Messeplatz, Dienstleistungs- und Industrie- 70 Ländern der Erde. Dem dient auch die Verantwortlichen andererseits verbindet. Durch I Eichsfeld: Vernetzung von Kommunen in der
standort im Fahrzeugsektor und der Energie- Anwerbung ausländischer Spitzenforscher. Die die arbeitsteilige Bündelung der Potenziale „Eichsfeld Touristik e.V.“, Zusammenschluss der
wirtschaft, Braunschweig zusammen mit Akademie der Wissenschaften Göttingen, die gewährleisten die Kommunen eine hochwerti- Krankenhäuser Heiligenstadt, Worbis und Rei-
Wolfsburg und Salzgitter mit weltweiter Bedeu- zweitälteste deutsche Akademie, hat bis zu ein- ge technische, sozialkulturelle und touristische fenstein in der „Eichsfeld Klinikum gGmbH“.
tung für Fahrzeugbau und Verkehrstechnolo- hundert „korrespondierende“ Mitglieder in aller Infrastruktur als Grundlage für die hohe Lebens- I Werratal: Kooperation der Naturparke Mün-
gie sowie Göttingen als Wissenschaftszentrum Welt. Herausragende Beispiele für ökonomi- qualität der Region. den, Meißner-Kaufungerwald und Eichsfeld-
internationaler Prägung. Die Region Göttingen sche Verflechtungen sind die zu Forschung und Hainich-Werratal in der „Werratal Touristik e.V.“
positioniert sich neben den beiden Großräu- Produktion gegründeten Niederlassungen und In den vergangenen Jahren haben sich vielfäl- und Kooperation „Gesundheitslandschaft
men Hannover und Braunschweig in dieser Mehrheitsbeteiligungen von 16 Unternehmen tige Standortkooperationen gebildet. In sechs Werra-Meißner“.
Metropolregion mit ihren besonderen Kompe- mit Hauptsitz in der Region Göttingen. Han- Teilräumen wurden Kooperationen, zum Bei- I Göttingen: Infrastruktur-Kooperationen im
tenzen und entwickelt in diesem Kontext ihre delsbeziehungen bestehen zu fast allen Län- spiel im Krankenhaus- und Tourismusbereich, Kernraum der Region z.B. Schulversorgung,
politische Handlungsfähigkeit. dern der Welt. geschaffen: Rettungswesen, Abwasserreinigung.
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2. LEITZIEL
DIE INTERNATIONALE
WISSENSREGION
STRÖME DER WELT
„Durch Göttingen fließen die Ströme der
Welt“: Dieser Ausspruch von Theodor Heuss
charakterisiert den Genius der Wissenschaft
als Markenzeichen der Region und damit die
Exzellenz von Sektoren und Standorten. Da
Gewerbe, Handel, Handwerk und Dienstlei-
stungen von diesem Alleinstellungsmerkmal
mittelbar und unmittelbar profitieren, unter-
stützen alle Entwicklungsmaßnahmen diese
Exzellenz-Strategie zur internationalen
Wissensregion. Zahlreiche Nobelpreisträger
sind mit der Göttinger Wissenschafts-
geschichte verbunden. Die Georg-August
Universität hat als erste in der Zeit der Auf-
klärung die Freiheit von Forschung und Lehre
zum Leitprinzip erhoben und galt als führen-
de europäische Elite-Hochschule. Die „Göt-
tinger Sieben“ (1837) und das „Göttinger
Atommanifest“ (1957) sind Beispiele des
Wirkens kritischer Wissenschaftler. In dieser
Tradition will die Universität in Kooperation
mit ihren Partnern die Exzellenzinitiative des
Bundes und der Länder zur Schärfung des
Profils als internationale Wissenschafts-
region nutzen. Die „Molekularphysiologie des
Gehirns“ und „Biodiversitäts-Forschung“
sowie die Graduiertenschule „Geistes-
wissenschaften und Theologie“ stehen im
Mittelpunkt der Göttinger Exzellenzinitiative.
13. Die Aula am Wilhelmsplatz und das Denkmal
Wilhelms des IV., dem Stifter der Aula, zum
100. Geburtstag der Universität, sowie das
Sartorius College und das Gauß-Weber-
Denkmal kennzeichnen wichtige Aspekte der
Wissensregion Göttingen.
2.1
INNOVATIVER
WISSENSTRANSFER
VERHÄLTNIS WISSENSCHAFT, REGIONALE WISSENSWIRTSCHAFT
GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT
Die „Wissenschaftsregion Göttingen“ besteht ge Wirtschaftsfaktoren; Forschungsaufträge Wissen schaffen (Forschung), vermitteln (Bil- desentwicklung betrachtet. Angesichts der
aus Universitäten, Fachhochschulen und stützen die innerregionale Nachfrage. dung) und anwenden (Leistung) bilden die für wachsenden Bedeutung der Wissensdienst-
eigenständigen Forschungseinrichtungen in I Der Wissenstransfer aus der Forschung in die Region prägende Wertschöpfungskette leistungen wird sich diese Leitfunktion für die
Göttingen, Clausthal, Holzminden, Hann. Mün- die Wirtschaft sowie hier qualifizierte Nach- Wissen. Der Austausch zwischen Wissen- Region Göttingen noch verstärken.
den, Katlenburg-Lindau und Heiligenstadt. wuchskräfte stützen die Regionalwirtschaft. schaft, Wirtschaft und Gesellschaft formiert
Kooperation gibt es mit Witzenhausen. Die For- I Die Exzellenz der Wissenschaftseinrichtun- sich als Wissenswirtschaft (science economy) Die Verwertung innovativen Wissens wird
schungslandschaft wird um Unternehmens- gen ist ein wichtiger Faktor im verschärften und bildet damit einen wachsenden export- gezielt gefördert durch Initiativen wie N-trans-
forschung an weiteren Standorten ergänzt. Der Wettbewerb um Studierende, Lehrende und orientierten Markt, der genutzt werden soll für fer GmbH, MBM Science Bridge GmbH,
Wissenschaftssektor hat eine dominierende Forschende zur Stabilisierung von Bevölke- beschäftigungswirksame Wertschöpfung. Institut für anwendungsorientierte Forschung
regionalstrategische Bedeutung: rungszahl und -struktur. Da die Region Göttingen (zusammen mit der und klinische Studien gGmbH (IFS), Projekt
I Die Wissenschaftseinrichtungen sind „Motor“ Region Braunschweig) mit die höchste Wis- Innovas der Kooperationsstelle Hochschule/
der Entwicklung mit Ausstrahlung in alle Teil- Die Entwicklungskräfte der Wissenschaftsein- senschaftsintensität in Europa aufweist, nutzt Gewerkschaften, Existenzgründungsberatung
räume; Studierende und Bedienstete wirken in richtungen sind zum Abbau der Struktur- sie ihre strategische Stärke konsequent und und -finanzierung (wie Innovations Capital
allen gesellschaftlichen Funktionen. schwächen bisher nicht wirksam genug. Für fördert Produktion und Transfer von Wissen. GmbH, START-Netz), Technologie- und Grün-
I Die Studierenden und die in Lehre und For- eine nachhaltige Wertschöpfung und Beschäf- derzentren (wie Science Park Göttingen,
schung Beschäftigten tragen erheblich zur tigung bedarf es verstärkt der „Kooperation Im Arbeitsagenturbezirk Göttingen sind ein GÖTEC, Technologiezentrum Lindau), Tech-
regionalen Wertschöpfung bei; mit ihrer Kauf- zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und Drittel der Beschäftigten der Wissenswirtschaft nologie-Consulting (wie Clausthaler Umwelt-
kraft sind sie ein wichtiger Nachfragefaktor. Forschung zur Nutzung vorhandener Poten- zuzurechnen. Die Universität Göttingen als technik Institut GmbH, CUTEC) und Betriebs-
I Die Wissenschaftseinrichtungen sind mit ziale beim Wissens- und Technologietransfer heute größter Arbeitgeber wurde seit ihrer Akademien für Weiterbildung (wie Thimm-
ihren Sachausgaben und Investitionen wichti- sowie für die Arbeitsmarktpolitik.“ Gründung 1737 bewusst als „Motor“ einer Lan- Akademie, Sartorius College).
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2.2
INTERDISZIPLINÄRER
WISSENSRAUM
WETTBEWERB UM „KÖPFE“
Die Region Göttingen entwickelt ihre Position fünf Max-Planck-Institute prägen folgende
als „Wissenschaftszentrum internationaler Standorte mit dem breiten Fächerspektrum: „Göttingen als eines der international führen-
Prägung“ (Landesraumordnungsprogramm) I Göttingen mit Universität, drei Fachhoch- den Wissenschaftszentren im Bereich der
auf der Basis eines breiten Fächerspektrums schulen, zahlreichen Forschungseinrichtungen Mikrobiologie, Gentechnik, Astronomie sowie
an Hochschulen sowie öffentlichen und priva- sowie forschungsintensiven Unternehmen; mit verschiedenen Max-Planck-Instituten“
ten Forschungseinrichtungen. Sie unterstützt I Holzminden und Höxter als Fachhochschul- (Landesraumordnungsprogramm
die Universität Göttingen sowie die anderen standorte mit Schwerpunkten Bauwesen und Niedersachsen, 1999)
Lehr- und Forschungseinrichtungen bei ihrer Umweltwissenschaften;
internationalen Positionierung. Deren Poten- I Einbeck, Northeim und Katlenburg-Lindau
ziale nutzt sie für die Regionalentwicklung. mit Forschung in Agrar- und Logistikunter-
Entwickelt werden Kooperationen zu Unter- nehmen sowie dem Max-Planck-Institut für
nehmen und Verbänden. Die innerregionale Sonnensystemforschung;
Vernetzung fördert die interdisziplinäre Aus- I Osterode und Clausthal mit Forschungsver-
richtung von Lehre, Forschung und Entwick- bund für Mechatronik und TU Clausthal;
lung. Die Region wird dadurch für exzellente I Duderstadt und Heiligenstadt mit medizin-
Wissenschaftler attraktiver. technischer Forschung sowie Institut für Bio-
prozess- und Analysemesstechnik (IBA);
Rund 30.000 Studierende, über 600 Profes- I Hann. Münden und Witzenhausen mit Nord-
soren, zwanzig interdisziplinäre Zentren und westdeutscher Forstlicher Versuchsanstalt
Institute, dreißig DFG-Forschungsgruppen und sowie FB Agrarwissenschaft der Uni Kassel.
15. 2.3 2.4
OPTIMALE MODERNE
QUALIFIZIERUNG KOMMUNIKATION
HUMAN-RESSOURCEN WISSEN WELTWEIT
Die Qualifizierung von Bürgerinnen und Bür- I Vorschulbereich: Wachsender Bedarf an Die Region Göttingen bietet sich mit ihren fähige Dienstleistungspotenzial. Als Standort
gern aller Generationen zählt zu den beson- Ganztags- und Kleinkindbetreuung zur Unter- wissenschaftlichen Dienstleistungen als wissenschaftlicher Kommunikation profitiert die
deren Herausforderungen der Wissensregion stützung berufstätiger Eltern; moderne weltweite Kommunikationsplattform Region von der zentralen Lage in der Mitte
Göttingen, die sich mit ihren 120 Weiterbil- I Allgemeinbildender Schulbereich: Steigender an. Sie nutzt die Möglichkeiten von Multimedia Deutschlands mit ICE- und BAB-Knotenpunkt
dungsträgern auszeichnet. Die intergenerative Bedarf an Ganztagsplätzen, Förderung natur- und E-Learning. Das in den Hochschulen, und der Attraktivität ihrer Städte und Land-
Weitergabe von Wissen als Grunderfordernis wissenschaftlicher Grundbildung (z. B. XLAB Forschungseinrichtungen und Unternehmen schaften.
von Regionalentwicklung und als Ausdruck Labor, Intern. Schulbauernhof Hardegsen); verfügbare hochspezialisierte Wissen wird zum
permanenter Wissenserneuerung wird geför- I Berufsbildung: Vorbildliche Ansätze z. B. mit Ausbau wissensintensiver Dienstleistungen in Zu den international orientierten wissenschaft-
dert durch lebensbegleitendes Lernen. Als multifunktionalem Berufsbildungs- und Quali- der Region genutzt. Zu den entwicklungsfähi- liche Dienstleistungen zählen: Niedersäch-
Vorraussetzung für Spitzenleistungen im Wis- fizierungszentrum Osterode am Harz und Bun- gen Stärken zählen die wissenschaftliche sische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB)
senschaftssektor stellt die Region Göttingen desfachschule Metallhandwerke in Northeim; Datenverarbeitung, die wissenschaftlichen als einer der größten und modernsten deut-
für die Qualifikation in allen Lebensphasen eine I Hochschulausbildung: Universität Göttingen, Medien (Bibliotheken, Verlage, Filmproduktio- schen „Wissensspeicher“, Gesellschaft für
hochwertige Bildungsinfrastruktur bereit. TU Clausthal, Hochschule für angewandte nen) und das wissenschaftliche Tagungs- wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttin-
Wissenschaft und Kunst in Holzminden und wesen. Diese Strategie kann sich auf ein gen mbH (GWDG), Sycor GmbH, IWF-Wissen
Die Region stellt sich offensiv auf den demo- Göttingen und Uni-Fachbereich Witzenhausen; kompetentes Umfeld an Informatik-, Consul- und Medien GmbH und die Akademie der
graphischen Wandel und die veränderten I Weiterbildung: Qualifikationssicherung u. a. ting- und Moderationsdiensten stützen. Wissenschaften. Göttingen verfügt über eine
Anforderungen von Wissensgesellschaft und nicht berufstätiger Frauen und älterer Beschäf- einzigartige Vielfalt national und international
Wissenswirtschaft ein. Die Bildungsregion tigter, durch die Bildungsgenossenschaft Süd- Vielfältige wissenschaftliche Netzwerke (Aka- renomierter Verlage, darunter Verlag Vanden-
Göttingen basiert auf einer Vielfalt an Angebo- niedersachsen sowie firmeneigene Akademien demien, fachwissenschaftliche Vereinigungen) hoek und Rupprecht, Steidl, Wallstein-Verlag,
ten. Dazu gehören: (z. B. Sartorius College, Thimm Akademie). bilden den Rahmen für das entwicklungs- Lamuv-Verlag.
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3. LEITZIEL
DIE INTELLIGENTE
WIRTSCHAFTSREGION
WISSEN SCHAFFT WERTE
Die Wirtschaftsregion Göttingen positioniert
sich mit der Entwicklung wissensintensiver
Branchen im internationalen Wettbewerb. In
ihrer regionalen Verankerung und globalen
Orientierung arbeitet die überwiegend mittel-
ständisch geprägte Wirtschaft innovativ und
effizient; sie nutzt intelligent alle ihr zur Verfü-
gung stehenden Ressourcen, auch öffentli-
che und internationale Initiativen und Pro-
gramme. Die nachhaltige Wirtschafts- und
Beschäftigungsentwicklung soll eine wettbe-
werbsfähige Wertschöpfung dauerhaft
ermöglichen. Der weltweite Wettbewerb und
die begrenzten Ressourcen erfordern die
Konzentration der Entwicklungskräfte auf
sektorale und räumliche Schwerpunkte der
regionalen Wertschöpfung.
17. Beschäftigungs-Schwerpunkte
im AA-Bezirk Göttingen
Wissenswirtschaft
Wissensintensive Industrien
12,5 %
Sonstige Industrien 24,1 % Wissensbezogene Dienstleistungen
13,5 %
Sonstige Dienstleistungen 11,5 %
25,9 % 3,5 %
9,0 %
Gesundheitswirtschaft
Freizeitwirtschaft
Verkehrswirtschaft
3.1
GLOBALER MITTELSTAND
MITTELSTÄNDISCHE WISSENSBASIERTE
WIRTSCHAFTSSTRUKTUR WIRTSCHAFTSRÄUME
Die Beschäftigten der Region sind zu jeweils Dazu dient der „Aufbau einer an die regiona- Die durch mittelständische, hoch spezialisierte entwickeln sich die wissensbasierten Arbeits-
einem Drittel im mittelständischen produzie- len Bedingungen angepassten mittelstands- Unternehmen gekennzeichnete Wirtschaft platzschwerpunkte mit folgenden, beispielhaft
renden Gewerbe, in privatwirtschaftlichen orientierten kommunalen Wirtschaftsförderung“. stellt sich global auf. „Katalysatoren“ der Wirt- zu nennenden Firmen:
sowie in öffentlichen Dienstleistungen tätig. Die schaftsentwicklung der Region und ihrer Teil- I Göttingen: Exzellenzstandort mit weltweit
öffentlich-private Mischstruktur prägt die drei Innovative Produkte aus der Region wie Wis- räume sind wissensbasierte Leitunternehmen führenden Unternehmen auf naturwissen-
Hauptfelder der regionalen Wertschöpfung: sens-, Gesundheits- und Verkehrsleistungen mit hohem Einsatz an Forschung und Ent- schaftlich-technischer Basis (z. B. Sartorius,
Wissen/Technologie, Gesundheit/Tourismus, sollen unter der Dachmarke „Genius Göttin- wicklung. Die Betriebe werden gestützt durch Mahr, Linos und Zeiss);
Verkehr/Logistik. Hier gehen öffentliche Infra- gen“ überregional vertrieben werden. Dieses das exzellente wissenschaftliche Potenzial der I Solling: Symrise (Duft- und Aromastoffe) und
strukturleistungen für die Grundbedürfnisse von dem Regionalverband und der IHK- Hochschulen, Forschungs- und Dienstlei- Stiebel-Eltron (Energietechnik) mit Zulieferern.
Bildung, Gesundheit und Mobilität der mittel- Geschäftsstelle Göttingen getragene koopera- stungseinrichtungen, das durch Transfer- und I Leinetal: Forschungs-, Entwicklungs- und
ständischen Produktion von Gütern und tive Standortmarketingkonzept unterstützt Kompetenznetzwerke aktiviert wird. Fortbildungsstätten der KWS Saatzucht AG
Dienstleistungen voraus. Dieses Wechsel- besonders für mittelständische Betriebe die und der Thimm Verpackung GmbH;
verhältnis zwischen öffentlicher und privater wachstumsfördernde Erschließung globaler Basis von kommunaler und regionaler Wirt- I Westharz: Thermo-Fischer (Medizintechnik),
Wirtschaftstätigkeit prägt die Versorgung der Märkte. Voraussetzung ist eine breite Beteili- schaftspolitik sind die Erfordernisse des Mark- Kodak (Druck), Fuba (Leiterplatten), Exide
regionalen Bevölkerung und ist zunehmend gung der für den Export Waren produzieren- tes und der dort agierenden Unternehmen. Die (Energiespeicher) sowie SmurfitKappa (Ver-
auch für den metropolitanen Vertrieb kenn- den und Dienste leistenden Wirtschaft an dem Förderinstrumente werden optimal genutzt. packungen);
zeichnend. Hier liegen spezifische Wachstum- regionalen Marketing-Netzwerk. So kann jeder I Eichsfeld: Otto Bock Health Care in Duder-
spotenziale besonders für die mittelständische Betrieb „Botschafter“ für die Produktpalette der Durch Multiplikatoreffekte profitieren Handel, stadt und Berlingerode;
Wirtschaft der Region, die zum Abbau der Region werden, deren Wettbewerbsposition Handwerk, Dienstleistungen, gewerblicher I Werratal: Haendler & Natermann, Benary
Strukturschwächen genutzt werden können. stärken und zum Wachstum beitragen. Sektor und Tourismus. Mit dieser Strategie Samenzucht und Conexa in Hann.Münden.
18. L E I T B I L D R E G I O N G Ö T T I N G E N | S E I T E 1 8
3.2 3.3
TECHNOLOGISCHE GESUNDHEIT UND
KOMPETENZEN TOURISMUS
TRADITIONSREICHE MODERNE HEILUNG UND ERHOLUNG ZWISCHEN
BETRIEBE WESER, WERRA UND HARZ
Gestärkt und entwickelt wird die technologische Unternehmen z. B. im Dienstleistungs- und Das reichhaltige und vielfältige Naturraumpo- Die Kombination von Landschafts- und Städte-
Kompetenz der Unternehmen zwischen Harz Handwerkssektor bewirken, weiter entwickelt. tenzial der Mittelgebirgslandschaft der Region tourismus macht den Reiz der Region aus. Die
und Weser, die aus rohstoffgebundenen Zu den bestehenden Netzen gehören Göttingen wird nachhaltig gepflegt, stärker im wichtigsten Tourismusrouten, Deutsche Ferien-
Industrien (wie Glas) hervorgegangen sind oder Measurement Valley e. V, BioRegioN GmbH, Bewusstsein der Bevölkerung verankert und straße, Märchenstraße, Fachwerkstraße und
im 19. Jahrhundert als Spin-Offs der Univer- PhotonicNet GmbH, MEKOM e.V., Verein Neue professionell nach außen vermarktet. Die Alleenstraße, führen durch die Region Göttin-
sitäten für den wissenschaftlichen Gerätebau Materialien Niedersachsen (NMN) sowie attraktiven Fluss- und Berglandschaften bieten gen. Die medizinischen Angebote (höchste
entstanden. Heute laufen viele dieser Entwick- Europäisches Zentrum für Adaptronik. Der für ideale Voraussetzungen für sportliche Betäti- Krankenhausbetten- und Ärztedichte) mit
lungslinien zusammen, wie etwa in der die regionale Entwicklung eingerichtete gung und naturbezogene Erholungsformen dem Schwerpunkt Göttingen und seinem
Mechatronik. Angesichts knapper werdender Lenkungsausschuss hat folgende Projek- wie Wandern, Radfahren und Wasserwandern, Universitätsklinikum, dem größten Arbeitgeber
fossiler Brennstoffe werden von der Land- und tansätze zum Ausbau der F & E-Kompetenz der die zielgruppenspezifisch vermarktet werden. der Region, ist bundesweit herausragend.
Forstwirtschaft erzeugte energiehaltige Roh- Technologie-Fokusbereiche vorgeschlagen: Traditionsreiche Heilbäder und Kurorte mit
stoffe zur nachhaltigen Alternative. Sie dienen I Measurement Valley Institute (Measurement Die regionalstrukturelle Bedeutung der modernen Fachkliniken, vielfältigen Wellness-
dem Klimaschutz und der regionalen Wert- Valley e.V.) Gesundheitsdienste der Allgemeinkranken- und Eventangeboten kennzeichnen die
schöpfung gleichermaßen. I PhotonicCenter: Technologiepark der GWG häuser in den Zentralorten und der Spezial- Gesundheitswirtschaft. Der Solling mit Uslarer
I New Energy Center: Bioenergieoffensive kliniken in den Heilbädern und Kurorten wird Land und Neuhaus/Silberborn, das Leinetal mit
Im Sinne der Lissabon-Strategie zur Entwick- Südniedersachen (Landkreis Northeim) ebenso herausgestellt wie der Städte- und Bad Gandersheim, der Westharz mit Bad
lung von Wachstum und Beschäftigung wer- I Biotec Center: Gründerzentrum (GWG) Tagungstourismus, der von der zentralen Lage Lauterberg und Bad Sachsa, das Eichsfeld mit
den die Kompetenznetze, die von der Einsicht I PackageNet: Verpackungscluster Südnie- in Deutschland, den malerischen Fachwerk- Duderstadt sowie das Werratal mit Hann.
ausgehen, dass Impulse in diesen Bereichen dersachsen (WRG) orten und den hochwertigen Hotel- und Gast- Münden und Bad Sooden-Allendorf bieten viel-
positive Auswirkungen auch auf andere I CargoPort: Güterverkehrszentrum (GWG) stättenangeboten profitiert. fältige Erholungs- und Rehamöglichkeiten.
19. 3.4 3.5
LAGEGÜNSTIGE NACHWACHSENDE
LOGISTIK ENERGIE
VERKEHRSDREHSCHEIBE NACHHALTIGER KLIMASCHUTZ
Durch den Ausbau der Region als Verkehrs- Die Region Göttingen verfügt mit ihrer Lage in Angesichts knapper und teurer werdender Beratungsinstitutionen, die KWS Saat AG, die
knotenpunkt im Schienenverkehr (Güterver- der Mitte Deutschlands und den hier zusam- fossiler Brennstoffe werden die von Land- und Helbig GmbH und die HAWK Göttingen.
kehrszentrum Göttingen) und im Straßen- men laufenden Fernverkehrswegen über eine Forstwirtschaft erzeugten energiehaltigen I Das „Bioenergiedorf Jühnde“ stellt seine
verkehr (Autobahnknoten A7/A38) wird die optimale Erreichbarkeit. Hier sind im Bundes- Rohstoffe zur nachhaltigen Alternative. Die Energiebasis auf Biomasse um. Für die
geostrategisch günstige Lage der Region durchschnitt die Raumüberwindungskosten energetische Nutzung von Biomasse ist ein Gewinnung von Strom und Wärme wird ein mit
innerhalb Deutschlands und Europas stärker am geringsten. Mit dem ICE-Systemhalt wachsender Technologiecluster. Damit werden Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk einge-
genutzt. Die vom Logistikportal Niedersachsen Göttingen und den IC-Halten in Kreiensen und Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen setzt. Das Projekt der Betreibergenossenschaft
als „National distribution zone“ profilierte Northeim ist die Region gut an den Bahnfern- Raum gleichermaßen gedient. Die Region wird vom „Interdisziplinären Zentrum für nach-
Region verstärkt ihre Kooperationen zum Aus- verkehr angebunden. Durch die vom Zweck- Göttingen nutzt die verfügbaren Kompetenzen haltige Entwicklung“ der Universität Göttingen
bau des „Wertschöpfungsnetzes Logistik“, das verband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen und Kapazitäten in Wissenschaft und Praxis wissenschaftlich begleitet.
von Verpackung über Lagerung und Transport (ZVSN) und der Stadt Göttingen erstellen zum Ausbau der Agrarenergie. Der Lenkungs- I Das „Kompetenzzentrum nachwachsende
bis zur Entsorgung reicht. Die Stärken in der Nahverkehrspläne wurden die Voraussetzun- ausschuss bewertet die Ansätze als regionalen Rohstoffe und Bioenergie“ in Niedersachsen
Verpackungsindustrie werden ausgebaut. gen zur Entwicklung eines koordinierten, den „Fokusbereich“ und schlägt „New Energy Cen- soll zentrale Anlaufstelle für Informationen und
Intensiviert wird die Vermarktung von logistik- ländlichen Raum erschließenden ÖPNV-Ange- ter“ als Bioenergieoffensive Südniedersachsen Beratung entlang der Wertschöpfungsketten
bezogenen Gewerbeflächen in interkommuna- bots geschaffen. Weiterer Verbesserungen in Trägerschaft des Landkreises Northeim und sein. Einer der beiden Standorte des Bioener-
len Initiativen wie der „Logistik Area Göttingen bedarf es bei den überregionalen Straßenver- seiner Partner vor: gie-Zentrums ist die HAWK Göttingen.
Europa (LAGE)“, die von der Stadt Göttingen bindungen besonders zur Anbindung des Süd- I Im Landkreis Northeim besteht ein Pilot- I Die Länder Niedersachsen, Hessen und
(GWG) und ihren Nachbargemeinden Nörten- harzes (B 243) und des Eichsfeldes (B 247) an projekt zur Erzeugung und Nutzung von Bio- Sachsen-Anhalt tragen gemeinsam die „Nord-
Hardenberg, Bovenden, Rosdorf und Friedland die neue A 38 sowie des Sollings an die A 7 gas, das in das örtliche Gasnetz eingespeist westdeutsche Forstliche Versuchsanstalt“ mit
getragen wird. (B 241 und B 64). wird. Beteiligt sind die landwirtschaftlichen Standorten in Göttingen und Hann.Münden.
20. R E G I O N A L E E N T W I C K L U N G S - S T R AT E G I E | S E I T E 2 0
4. LEITZIEL
DIE LEBENSWERTE
WOHNREGION
GENERATIONEN IM DIALOG
Die Region Göttingen zeichnet sich durch
eine abwechslungsreiche attraktive Land-
schaft, eine weitgehend intakte Umwelt und
eine hohe Lebensqualität aus. Die Freizeit-
und Erholungsmöglichkeiten innerhalb der
Region und in unmittelbarer Nähe sind viel-
fältig und berücksichtigen die unterschiedli-
chen Interessen der Bürgerinnen und Bürger.
Auf einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt
steht ausreichend Wohnfläche zur Verfügung.
Auch die Preissituation ist weitgehend ent-
spannt. Diese gute Wohnungsversorgung ist
das Ergebnis kontinuierlicher Bemühungen
von Wohnungswirtschaft und Wohnungs-
politik. Der Wohnungsmarkt entwickelt sich
in vielen Preissegmenten vom Anbieter- zum
Nachfragermarkt. Alterung der Gesellschaft
und die Verkleinerung der Haushaltsgrößen
verändern die Struktur der Nachfrage.
21. %
Bevölkerungsprognose nach Altersgruppen
(2002 – 2020) Quelle: NLS-Online
20
10 Region Südniedersachsen
Stadt Göttingen
0 LK Göttingen
LK Northeim
LK Osterode
-10
LK Holzminden
-20
-30
-40
-50 0 bis 14 15 bis 29 30 bis 44 45 bis 59 60 bis 74 > 75 Altersgruppe
4.1
DEMOGRAPHISCHER
WANDEL
DEMOGRAPHISCHE GESELLSCHAFT DES LANGEN
ENTWICKLUNGSFAKTOREN LEBENS
Die Bevölkerung in Südniedersachsen wird sich phischen Wandel und seinen Auswirkungen in Der Anteil der älteren Personen ab 45 Jahre Die demographische Strategie stützt sich auf
2004 bis 2020 voraussichtlich um ca. neun Südniedersachsen angestoßen und die regio- übersteigt in einigen Jahren den Anteil der folgende altersspezifische Potenziale:
Prozent verringern. Die jüngeren Altersgruppen nalen Akteure für einen Paradigmenwechsel jüngeren (bis 45 Jahre). Auf diesen demo- I Ausbildungs-, Studien- und Existenz-
werden stark abnehmen und den Bedarf an sensibilisiert. Gefordert sind „Anpassungs- graphischen Wandel, der in den Landkreisen gründungsangebote für junge Menschen
Bildungsplätzen reduzieren. Um ein Drittel wird leistungen der Kommunen vor dem Hinter- Northeim und Osterode am Harz bereits heute insbesondere an den Hochschulstandorten
die Generation der 30-45-jährigen schrumpfen grund der demographischen Entwicklung“. besonders weit fortgeschritten ist, stellt sich Clausthal, Göttingen, Holzminden und
und Rückgänge bei der Reproduktion, bei der Südniedersachsen als "Region des langen Witzenhausen;
Wohnungsnachfrage, beim Arbeitskräfteange- Alle Handlungsfelder sind vom demographi- Lebens“ ein. Die Regionalentwicklung passt I Erwerbs- und Aufstiegschancen für jüngere
bot und bei Pflegekapazitäten auslösen. Deut- schen Wandel betroffen; die Ziele und Instru- sich den geänderten demographischen Arbeitskräfte mit Unterstützung der Vereinbar-
lich wachsen wird die Zahl der Hochaltrigen mente müssen angepasst werden. Nicht mehr Bedingungen an und nutzt die daraus erwach- keit von Beruf und Familie durch Betriebe und
(über 75-jährige), die einen erhöhten Pflege- Bevölkerungswachstum bestimmt die Poten- senden Chancen konsequent. Die nachhaltige Familienzentren;
bedarf erzeugen. Nicht der Rückgang der ziale; auch Stabilisierung birgt Chancen Politik für eine lebenswerte Wohnregion setzt I Fortbildungsangebote zur Sicherung und
Bevölkerung, auch nicht die Alterung wirken beispielsweise in der Seniorenwirtschaft. auf eine ortsnahe Daseinsvorsorge insbeson- Entwicklung der Qualifikation älterer Erwerbs-
entwicklungshemmend. Regionalpolitisch Kommunen und Regionen treten in einen Ein- dere die Schaffung fördernder Bedingungen für tätiger als Zeichen besonderer Standort-
risikobehaftet ist die enorme Verschiebung der wohner-Wettbewerb, der unter Berücksichti- junge Familien sowie die Aktivierung des qualität.
Generationenanteile, die Arbeitsteilung und gung klarer Spielregeln nachhaltig erfolgen soll. bürgerschaftlichen Engagements zum Zusam- I Alterswohnsitze für die überregionale Zuwan-
Leistungsaustausch zwischen den Generatio- Vorrang hat die Förderung der endogenen menhalt der Generationen. Die besonderen derung Älterer in den Kur- und Erholungs-
nen gefährdet. Der Regionalverband hat mit Potenziale. Die Chancen interkommunaler Qualitäten der Teilräume der Region macht sie räumen von Westharz, Leinetal, Solling,
dem bundesweiten „Modellvorhaben der Kooperationen müssen in Zukunft verstärkt für Zuwanderungen spezifisch mobiler Alters- Werratal und Eichsfeld mit Wertschöpfungs-
Raumordnung“ die Diskussion zum demogra- genutzt werden. gruppen interessant. effekten in der Gesundheitswirtschaft.
22. L E I T B I L D R E G I O N G Ö T T I N G E N | S E I T E 2 2
4.2 Die Mittelgebirgslandschaft der Region
NUTZERFREUNDLICHER Göttingen verfügt über ein reichhaltiges und
WOHNUNGSMARKT vielfältiges Naturraumpotenzial, das nach-
INDIVIDUELL LEBEN UND WOHNEN haltig gepflegt wird. Von überregionaler
Bedeutung als vorbildliche Erholungsland-
schaften sind vor allem die Naturparke Harz,
Solling-Vogler, Münden, Meißner/Kaufunger
Wald und Eichsfeld-Hainich-Werratal sowie
der Nationalpark Harz.
Durch ein reichhaltiges, vielgestaltiges und Lebensalter und Nachfragemustern zu berück-
kostengünstiges Wohnungsangebot profiliert sichtigen:
sich die Region Göttingen als attraktiver Wohn- I Sinkende Kinderzahl mit verringertem Wohn-
standort. In Verbindung mit dem Ausbau einer flächenbedarf für Familienwohnungen;
bedarfsgerechten haushaltsnahen Infrastruk- I Kleinere Zahl Heranwachsender mit Nach-
tur werden individuelles Leben und Wohnen frage nach kleineren Wohnungen im unteren
ebenso wie ein aktives Gemeinschaftsleben Preissegment;
ermöglicht. Die anpassungsfähige Siedlungs- I Schrumpfende Zahl junger Familien, Singles,
struktur des Weser- und Leineberglandes mit kinderloser Paare mit spezifischen Ansprüchen
Fachwerkdörfern und -städten unterschiedli- an Wohnraum, Standort und Eigentumsbil-
cher Größe erfüllt ländlich wie städtisch orien- dung, sinkende Nachfrage auf denTeilmärkten;
tierte Wohnwünsche. Das Angebot wird den I Leicht zunehmende Wohnbevölkerung mitt-
demographischen Erfordernissen und den leren Alters (45 bis 59) mit geringer Mobilität
individuellen Präferenzen und Lebensstilen und Nachfrageentwicklung;
gerecht. Im Rahmen der Dorferneneuerung I Nahezu gleich bleibende Seniorenzahl (60
wird verstärkt die funktionale und energetische bis 74) mit geringer Nachfrage nach spezifi-
Sanierung des Althausbestandes gefördert. schen Alterswohnsitzen, aber Potenziale bei
Angebotsausweitung;
Bei der künftigen Wohnsiedlungsentwicklung I Wachsende Zahl Hochaltriger mit mehr
sind folgende Zusammenhänge zwischen Nachfrage nach altengerechten Wohnungen.
23. 4.3 4.4
DIFFERENZIERTE INTERGENERATIVE
ZENTRENSTRUKTUR INFRASTRUKTUR
STÄDTE FÜR HANDEL UND KULTUR FAMILIENFREUNDLICHE REGION
Die Städte und Dörfer bilden einen regionalen Für die kulturellen Stärken der Region stehen: Die Region Göttingen profiliert sich als familien- I Bevölkerungspolitik: Längerfristig Steige-
Verbund für die Lebensabläufe Wohnen, Arbei- I Internationale Händel-Festspiele Göttingen, freundliche Region. Sie will mit dieser Strategie rung der Geburtenquote durch familien-
ten und Versorgen. Sie werden dazu durch Jazzfestival, Gandersheimer Domfestspiele, die Steigerung der Geburtenrate, die Qualität fördernde Maßnahmen und kürzerfristig
leistungsfähige Verkehrsangebote für den Walkenrieder Kreuzgangkonzerte, Göttinger der Kindererziehung, die Erwerbstätigkeit der Anwerbung jüngerer Zuwanderer mithilfe
öffentlichen Verkehr (VSN) und den individu- Literaturherbst, Internationales Straßen- Eltern, die Zuwanderung junger Familien sowie attraktiver sozialer Infrastruktur;
ellen Verkehr miteinander verbunden. Die theaterfestival Holzminden, Western- und den Zusammenhalt der Generationen fördern. I Beschäftigungspolitik: Bessere Nutzung der
Gemeinden sind auf eine zentralörtlich diffe- Country-Festival Northeim, Pop-meets-classic Dazu ist eine generationenübergreifende Erwerbspotenziale von Älteren und von Frauen
renzierte Daseinsvorsorge ausgerichtet und in der Lokhalle Göttingen; Vernetzung der familiennahen Dienstleistungen durch Qualifizierungsmaßnahmen; Anwerbung
arbeiten dabei bürgerorientiert zusammen. I Museumsverbund Südniedersachsen e. V. in den Gemeinden erforderlich. Mit dem im qualifizierungsfähiger Zuwanderer;
Innenstädte und Ortszentren wollen multifunk- mit Regionalmuseen, Sonderausstellungen Rahmen des bundesweiten Modellvorhabens I Kinder- und Jugendpolitik: Bedarfsgerechte
tionale Orte für Handel, Dienste und Kultur sein. und museumspädagogischen Projekten; „Infrastruktur und demografischer Wandel“ Angebote zur Ganztagsbetreuung von Kindern
I Historische wissenschaftliche Gebäude, entwickelten „Leitbild zur Bevölkerungs- und (Tagespflege, Kinderkrippe, Kindergarten,
Der Abstimmung der Standortentwicklung Sammlungen und Nachlässe der Uni Göttingen Infrastrukturentwicklung in Südniedersachsen“ Schule); stärkere Vernetzung der Angebote.
dient die regionale Einzelhandelskooperation, wie Bibliothek Paulinerkirche, Carl-Friedrich- werden Verantwortliche von Kommunen, I Frauen- und Familienpolitik: Aufbau von
die dazu ein Konzept erstellt. Die Region Gauß-Sternwarte, Lichtenberg Physikalische Unternehmen und Verbänden sensibilisiert. Im Familien-/Generationenzentren als generati-
Göttingen entwickelt ein kreatives, vernetztes Sammlung, Wöhler-Labor, Alter Botanischer Rahmen des Wettbewerbs „Der familien- ons- und funktionsübergreifende Netzwerke
Kulturangebot, das von breiten Aktivitäten mit Garten, Völkerkundliche Sammlung; freundliche Betrieb“ wird die Vereinbarkeit von sozial-kultureller Dienste.
internationaler Beteiligung getragen wird. I Stiftskirche Bad Gandersheim und Kloster Familie und Beruf gestärkt. Auf fünf Felder I Seniorenpolitik: Nutzung des Potenzials
Angestrebt wird die Ausrichtung von kulturel- Brunshausen als „Portal zur Geschichte“ der stützt sich das Konzept des Generationen- der „fitten“ Senioren für bürgerschaftliches
len und sportlichen Großereignissen. ersten deutschen Könige und Kaiser. Netzwerks Südniedersachsen: Engagement.