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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.



    © 2010 Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
    Umschlaggestaltung: Patricia Karg, Thaur, www.karg-patricia.com
    Layout und digitale Gestaltung: Sabine Penz, Wien
    Fotografie: Gerda Eichholzer, Innsbruck, München, www.gerdaeichholzer.com; Peter Jenni, Zürich
    Privatfotos: Reinke Weber, Innsbruck; Herbert Gyss, Innsbruck; Monika Wittib, Innsbruck; Patricia Karg, Thaur; u. w.
    Bildbearbeitung: Simona Obholzer, Wien
    Digitale Aufbereitung und Archivierung des jahrzehntealten Fotomaterials: Andreas Usel, Innsbruck
    Lektorat: Tyrolia Verlag, Innsbruck
    Druck: Alpina Druck, Innsbruck
    Bindung: Conzella, München
    © 2010 Tirol Werbung GmbH, Innsbruck
2




    ISBN 978-3-7022-2788-3
    E-Mail: buchverlag@tyrolia.at
    Internet: www.tyrolia-verlag.at
4
k a r g
p a t r i c i a
a u s a p e r n
Bildhauerei
M a l e r e i
G r a f i k
6
geschaffen 		              INHALT	
	              angeordnet als Entwicklung	 	             Verwandtschaften und Prozessabfolge

	                          mir ein Anliegen	       9	    Vorwort
	              beobachtend kommentiert	           10	    Gästetexte
	                                 ausapern	       20	    Patricia Karg erzählt
	       steht zu einer Verwendung bereit	         21	    ein leeres Blatt
	                                umdenken	        23	    der kreative Prozess
	                     zeichnend berichten	         30	   Grafik
	                       abfolgend werkvoll	        50	   Bildhauerei	
	                                 abformen	        64	   Gips	
	                        Farbe modellieren	        70	   Terralitho
	                                  wachsen	       106	   Säule
	                  hineinfließen, begehen	        122	   Raum
	                          rundum erleben	        132	   Platz
	                                 vollenden	      139	   Kugel
	                                    kreisen	     144	   Scheibe
	                              sich wölben	       146	   Schale
	                                   veredeln	     148	   Bronze
	                  öffnen und verzweigen	         170	   Blech
	                                  beflügeln	     175	   Vielfalt
	   durchleuchtet, geschichtet und gefügt	        176	   Glas
	                                  gekleidet	     190	   Fassade
	                                    um uns	      204	   Umraum
	                         erleben in Farbe	       232	   Gemälde
	                                  prägnant	      332	   Plakat
	             gelb, orange, rot, blau, grün	      334	   Impressionen
	                                     lebhaft 	   340	   Biografie
	                             eingebunden	        341	   Mitgliedschaften
	                               exponieren	       342	   Ausstellungen
	                                   auflisten	    344	   Werkverzeichnis
	              thematisieren und suchen	          348	   Stichwortverzeichnis
	              und in Buchform gebracht	          350	   Layoutkonzept
	                               einzutragen	      352	   Sammlerblatt
	                      dankbar unterstützt	       354	   Sponsoren
8
Allen meinen Gönnern
UND GÖNNERINNEN
ist dieses Buch gewidmet.
Durch ihr Vertrauen konnte
vieles verwirklicht werden.




Mit diesem Buch möchte ich Ihnen meine Dankbarkeit und
Freude an meiner Arbeit mitteilen und Sie ganz herzlich in meine
Werkstatt einladen.
Bildhauerin und Malerin bin ich geworden – und schon seit meiner
Kindheit kann ich mich dieser Aufgabe nicht mehr entziehen.
Dieses Buch ist ein Werk für sich. Eine Ordnung ist weder nach
Sparten oder Techniken noch nach vollständiger Archivierung an-
gestrebt. Jede Doppelseite soll in ihrer eigenen Weise einladen.
Im Buch sind meine Gedanken um das Entstehen der Arbeiten
ebenso wie persönliche Erzählungen und eine Vielfalt an Werken
gesammelt.

Die leeren Seiten in diesem Buch sollen Sie einladen, Ihren
Gedanken Raum zu geben. Sie sollen zu Ihrer Verwendung stehen,
für Ihre Notizen, für Ihre Widmungen, für Ihr eigenes Kunstwerk.
Prof. Norbert Siegfried Amerstorfer                   Ing. Lothar Bitschnau
     Maler, Grafiker und Schriftsteller                    Unternehmer und Erfinder
     Hall in Tirol im Sommer 1990                          Nenzing im August 2010




     Für Patricia Karg strömt Bild, Akt und Skulptur aus   Als Kinder spielten wir,
     einer ergiebigen Quelle aus Geist, Dynamik und        arbeiteten, unbemerkt und oft ohne Anerkennung.
     einer sehr empfindsamen Seele. Dabei steht sie
     fest und unerschütterlich in der Realität des bild-   Aufmerksam, konzentriert,
     haft natürlichen Ausdrucks.                           voller Motivation und Energie
     Gottlob – ohne Allüren.                               schufen wir Werke und glückliches Leben

                                                           – Teil der Erinnerung.

                                                           Die Spannung aus Neugier und Sehnsucht
                                                           lief unserem Schöpfen voraus und
                                                           zog uns Spur in junge Welten.

                                                           Patricia spielt noch immer, im kleinen Kreise Auserwählter,
                                                           die es nicht lassen können,
                                                           Körperseelen Form zu geben und Farbenwesen einzukleiden
                                                           ... unseren Augen Glanz zu schenken.
                                                           ... und wir, wir atmen tiefstes Glück, ihr Werk zu kennen.
10
Brief:
Dietmar Hosp                                                            Engelbert Gitterle
Galerist                                                                Bildhauer
Nassereith/Tirol im Oktober 1992                                        Urgen im Oktober 1992




Durch die Empfehlung eines Bekannten, Univ.-Prof. Dr. Werner Lin-       Lieber Dietmar,	                               Urgen, 12.10.1992
dinger, lernte ich die Künstlerin Patricia Karg im Jahr 1992 ­ ennen.
                                                             k
Wir trafen uns in Nassereith und saßen einige „Nachtstunden“ vor        ich habe gestern die Galerie kurz nach dem Vortrag von ­ atricia Karg
                                                                                                                               P
dem flackernden Feuer unseres Außenkamins hinter unserem                verlassen. Ich wollte mich keinen Gesprächen mehr ­ ussetzen. Ich
                                                                                                                             a
Haus. Nach einigen Gläsern Wein entstand eine äußerst angeregte,        war sehr berührt von der Ausstrahlung dieser großen, gescheiten,
p
­ ositive und offene Unterhaltung, und wir beschlossen, eine Aus-       äußerst positiven, ja wirklich genialen Frau, von ihrer Arbeitskraft,
stellung mit neuen Bildern, Skulpturen und Grafiken der Künstlerin      ihren Lebensanschauungen!
zu organisieren und im Oktober desselben Jahres zu präsentieren.        Ich sehe in ihr derzeit die größte Begabung in Tirol. Freilich, das
                                                                        Salz des Lebens hat sie noch nicht gekostet. Seien wir darüber
Die Ausstellung verlief sehr erfolgreich, obwohl die Künstlerin im      froh. An ihr bewundere ich vor allem, was mir seit je abgegangen
Tiroler Oberland mehr oder weniger noch unbekannt war. So heißt         ist – ihr Selbstbewusstsein, das aber äußerst sympathisch, nie ver-
es im Text einer Oberländer Lokalzeitung als Schlusssatz: „So ist       klemmt, hemmungslos oder arrogant wirkt. Ich freue mich, dass
es dem Galeristen Dietmar Hosp wieder einmal gelungen, Werke            der Schöpfer immer wieder solche „Mozarte“ hervorbringt.
einer jungen Künstlerin der breiten Öffentlichkeit vorzustellen!“
                                                                        Dir gratuliere ich herzlich, freue mich auch über Deinen Erfolg und
Am letzten Tag der Ausstellung lud Patricia Karg zu einem Vor-          grüße Dich und Deine liebe Frau!
trag in unserer Galerie ein und berichtete in überzeugender Weise       Engl Gitterle
über ihre künstlerische Tätigkeit.

Der Oberländer Künstler Engelbert Gitterle verließ, ohne sich zu        Patricia Karg gehört inzwischen zu den führenden Künstlerpersön-
verabschieden, kurz nach dem Ende des Vortrages die Galerie.            lichkeiten Tirols und ihr Schaffen ist längst auch über die Grenzen
Nach zwei Tagen bekam ich folgenden Brief:                              unseres Landes hinaus geschätzt und anerkannt!
Dr. Reinhold Stecher
     Altbischof
     Rum im Dezember 2005




     Wenn ich das Werk Patricia Kargs betrachte, möchte ich nicht so
     tun, als wäre ich ein Kunstexperte. Ich bin es nicht.
     Ich vermag nicht, mit treffenden Worten kunstgeschichtliche Be­
     züge und geistvolle Hintergründe aufzudecken. Dazu fehlt mir das
     Fachwissen.
     Ich muss die Dinge mit der Naivität des schlichten Betrachters
     und einem gewissen seelsorgerlichen Gespür ins Auge fassen.
     Und von daher weiß ich, dass unsere wohlorganisierte, technisch
     perfekte und mit tausend Wortfetzen vernetzte und trotzdem
     z
     ­ iemlich anonyme und vermasste Welt Gegengewichte braucht.
     Eine dieser Gegengewichte ist jene Art von Kunst, die uns ver­
     stehend anspricht und ermunternd grüßt (es gibt ja auch Formen,
     die nur verstörend belasten und Abgrund, Düsterheit, Ausweg­
     losigkeit und Ekel präsentieren).
     Das Werk Patricia Kargs grüßt mit Farben, Formen und Ideen den
     Menschen in der Welt von heute und macht damit das Leben ein
     wenig humaner, ohne das Schwere des Daseins wegzuschönen.
     Und im Bereich moderner religiöser Kunst gehört sie zu jenen, die
     die Brücke zu den Menschen zu schlagen verstehen. In der kirch­
     lichen Kunst ist diese Fähigkeit ja immer besonders gefordert, weil
     Kirchenbesucher nicht einfach mit jenen identisch sind, die sach­
     kundig durch Galerien wandern.
     Jedes Mal, wenn ich den Brunnen in der Eingangshalle unserer
     Privatklinik in Hochrum sehe, mit der kreisenden Kugel in den
     farbigen Bögen, geht ein Hauch von tröstlichem Leben durch das
     Krankenhausfoyer, eine ferne Erinnerung an jenen Regenbogen,
     den Noah nach der Sintflut als Zeichen des Bundes über dieser
12




     belasteten Welt gesehen hat. So ergreife ich gerne die Gelegen­
     heit, hier für diese Kunst zu danken.
Dipl.-Ing. Norbert Heltschl
Architekt
Imst im Oktober 2006




Es war gerade noch rechtzeitig, als meine architektonischen
A
­ ktivitäten durch den Auftrag zur Umgestaltung des inzwischen
50 Jahre alten Tivolibades herausgefordert wurden.

Ich habe unter der Bedingung angenommen, dass das Gesamt­                  So wenig man KUNST in Worte fassen kann, so sehr beeindruckt
kunstwerk (BAUHAUS) als Klassische Moderne im Zusammen­                    mich das Bekenntnis von Patricia Karg:
wirken mit Künstlern gestaltet werden kann. Dies geschah schon
mit hervorragenden Künstlerinnen und Künstlern beim Neubau,                „Durch meine Arbeit möchte ich den GEIST der Menschen er­ auen
                                                                                                                                   b
die dann auch konsequent dieses mein Vorhaben im Sinne des                 und weiten. Meine Werke sollen Nahrung für die SEELE sein.“
Gesamtkunstwerkes realisiert haben.
Das künstlerische Wirken von Patricia Karg als Malerin, Bild­ auerin
                                                            h              Die Kunst unserer Zeit muss MODERNE, von uns geschaffene
und Grafikerin war mir aus Katalogen, Ausstellungen und durch              Formen widerspiegeln, die unserem Anspruch, unseren Inten­
A
­ rbeiten im öffentlichen Raum bekannt. Patricia Karg schien für           tionen entsprechen und diese veranschaulichen. Es gilt nicht nur
mich aufgrund ihrer allseits geschätzten und gelobten Gestaltungen         zu erkennen, sondern es gilt zu erfühlen. Die bloße Übernahme
für die Zusammenarbeit hoch qualifiziert und geradezu ­ rädestiniert
                                                       p                   des Sichtbaren kann nicht die Herausforderung sein. Der Inhalt
zu sein. Die Vielfalt ihrer künstlerischen Zeugnisse ebenso wie ihr        erschließt sich nur durch die Auseinandersetzung mit dem hoch
experimentelles Werk sind Bestätigung für ihren ­ irtuosen Umgang
                                                  v                        qualifizierten künstlerischen Werk.
mit Farben und Formen. Gerade das ­ xperiment ist – in all seinen
                                         E
Erscheinungsformen – das eigentliche Freiwerden geistiger Mög­             Zum Schluss noch eine Bemerkung betreffend meiner Liebe zum
lichkeiten aus den Klammern eines einseitigen, letztlich primitiven        grafischen Werk von Patricia Karg.
Intellektualismus.                                                         Anlass sind die hervorragenden Bleistiftzeichnungen aus dem
                                                                           Jahr 1993, die Patricia Karg mit folgenden Worten unterstreicht:
Mit künstlerischen Erfahrungen solchen Ursprungs konnte sodann             „Einen Strich zu ziehen bedeutet, einen Gedanken haben, eine
auch völlig frei und unbeschwert ein Gestaltungskonzept ent­ ickelt
                                                           w               Vorstellung zu haben und diesen zu folgen ... Es gibt nur eine
werden.                                                                    S
                                                                           ­ ache, die edel ist und unserem Wirken zugrunde liegt, das ist die
                                                                           Zeichnung.“
Und am Ende dann das überzeugende Resultat: Patricia Karg hat              Und diese ihre Erkenntnis sollte auch für die ARCHITEKTUR
die Farbe gekonnt in das Erscheinungsbild der Architektur ­ntegriert.
                                                             i             g
                                                                           ­ elten, welche sich vom Gigantismus zum Minimalismus bewegen
Sie hat durch die relativ neutrale, aber sehr bewusst gesetzte Farb­ e­
                                                                    g      möge.
bung eine über zeitgeistige Tendenzen hinaus­eichende Lang­­
                                                 r                lebig­   Ich jedenfalls freue mich auf den Kunstkatalog und bin natürlich
keit erreicht – weder Zeitgeist noch Zeitentwicklung noch kurz­ristige
                                                                f          schon gespannt auf die entsprechende Würdigung der hoch
Mode­ rscheinungen können diese Form der Eigen­ tändigkeit,
       e                                                  s                q
                                                                           ­ ualifizierten künstlerischen Zeugnisse von Patricia Karg. Denn
­ iesen ganz persönlichen Zugang, gefährden. So ge­ ehen war für
d                                                       s                  es ist eine Liebeserklärung an die Schönheit.
mich die Erfüllung eines Gesamtkunstwerkes ge­ eben.
                                                   g
Robert Schneider
     Schriftsteller
     Götzis im Januar 2006




     Die Farbe des Fühlens –
     eine Note zu Patricia Kargs Arbeiten

     Mit beharrlicher Regelmäßigkeit verstößt die Malerin und Bild­        bisher unbekannten Künstlers 2.000 Euro kostete und in drei
     hauerin Patricia Karg gegen den feuilletonistischen Kanon der         J
                                                                           ­ ahren plötzlich 200.000 Euro kostet, muss an dem Bild wie an
     zeitgenössischen Kunst. Indem sie dem allgemein verbindlichen,        dem Künstler schon was dran sein ...
     strukturell-reduktiven Konzept von Kunst eine geradezu explo­
     dierende Fülle an nicht kongruenten Farben und Formen ent­            Patricia Karg ist eine Künstlerin, die sich um den theoretischen
     gegenhält, wird sie zu einem „Fall“ in der österreichischen Ge­       Diskurs wenig schert, weil dieser Diskurs dem Kunstschaffenden
     genwartskunst. Ihre Arbeiten erregen ebenso viel Bewunderung          an und für sich fremd ist. Sie kommt mit diesem Diskurs – und den
     wie sie Ärgernis und Kopfschütteln provozieren. Kargs Werk ist        Verletzungen wie den Freuden, die daraus resultieren – immer nur
     von einer derart wuchtigen, exaltierten Buntheit, dass es manch       dann in Berührung, wenn das Bild gemalt, die Skulptur gegossen
     einem Sachverständigen den Atem verschlägt. Da wird schnell           ist und sich also auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten behaupten soll.
     eine Schublade aufgetan, und auf der Schublade steht mit kalli­       Den Schaffensprozess selbst tangiert das wenig. Emil Nolde soll
     graphischer Schrift: Emotion ist gleich Irrationalität.               einmal gesagt haben, das Entwürdigendste sei ihm stets gewe-
                                                                           sen, ein Aquarell erklären zu müssen, um dafür einen günstigen
     Der Kunst das Fühlen zu verbieten heißt aber, die Kunst überhaupt     Preis zu erzielen. Und darin liegt eine sehr tiefe, schmerzliche Er-
     abschaffen. Das ist der theoretische Kunst- und Architekturdiskurs    kenntnis. Die Kunst unserer Zeit scheint ihrem ureigenen Medium
     der letzten sechzig Jahre. Indem man glaubt, die Kunst von der        nicht mehr zu vertrauen – nämlich der Wortlosigkeit. Sie bedarf
     Emotion abspalten zu können – Emotivität führt angeblich in die       offensichtlich der Adelung durch das Wort. Sie braucht die Krücke
     Barbarei –, hofft man eine Kontrollinstanz gegen alles Bedrohliche    eines theoretischen Unterbaus. Viele Geister müssen zuerst über
     und Angstmachende zu haben. Aber Gefühle sind nicht linear,           das Kunstwerk reden, ehe es etwas gilt. Es muss durch die ­ edien
                                                                                                                                       M
     von sachlicher und struktureller Transparenz. Ganz im Gegen­          gegangen sein, in provozierender oder nicht provozierender Weise,
     teil! Gefühle erzeugen – sofern man von theoretischen Konzep­         wie auch immer. Dann erst ist der Künstler etwas wert.
     ten verstellt ist – zuallererst Unbehagen. Nirgendwo sonst wird in
     unserem Alltagsleben so verhohlen emotional gestritten wie über       In diesem Sinn ist Patricia Kargs Kunst nichts wert, behält ­ ämlich
                                                                                                                                       n
     Kunst. Freilich immer unter dem Deckmantel einer Autorität, die bei   ihre Unschuld und bleibt unverdorben. Und es ist dieser unge-
     genauerem Hinsehen und Nachfragen ihre ästhetischen und ge­           stümen Künstlerin nur zu wünschen, dass ihr all der unerschöpf-
     sellschaftlichen Prämissen nicht erklären kann, geschweige denn       liche Reichtum an Farben und Formen erhalten bleibt. Der eben
     will. Das wäre dann wie mit dem Märchen von dem Kaiser und sei­       erwähnte Emil Nolde soll auch gesagt haben, dass, als gewisse
     nen neuen Kleidern. Kunst kann nicht gemessen, ge­ ogen oder
                                                            w              Kreise seine Aquarelle plötzlich zu sammeln anfingen, er unter
     irgendwie berechnet werden. Niemand kann empirisch beweisen,          g
                                                                           ­ roßer Irritation gelitten habe. Ein Leben lang habe er gegen den
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     was gute Kunst ist oder eben schlechte. Geadelt wird Kunst im         Geschmack der Zeit gemalt und nun werde er plötzlich Geschmack
     schamlosesten Fall durch den Kunstmarkt. Wenn das Bild eines          der Zeit. Da könne etwas nicht mehr stimmen an seiner Arbeit.
Mag. Dipl.-Ing. Thomas Häusle
Direktor der Kunsthalle Wien
Präsident des Vorarlberger Kunstvereines
Dornbirn im Februar 2006




Patricia Karg wünscht sich, Menschen durch ihr Werk zu beseelen.           „Kunst soll man nicht verstehen, sondern erleben und fühlen“,
Dieser Mission folgend ist ihr ein besonderes Kunststück gelungen.         meint Patricia Karg. Das ist der Pfad der Annäherung. Der helfende
Ein Kunststück höherer Ordnung gleichsam. Sie beseelt einerseits           Faden ist die Leidenschaft, die Lust und die Emotionalität. Darin
eine stets wachsende interessierte Gemeinde aus Kunstliebha-               allein vereinen sich Material, Farbe, Form und Mensch zum Werk.
bern mit ihren Werken, sie beseelt jeden, der mit ihr in Kontakt tritt     Das Positive wird uns dabei nicht vorgetäuscht – es wird uns vor-
persönlich und sie beseelt sich selbst, indem sie sie sich in ihrem        gelebt, vorgemacht. Die Harmonie und Kraft der Farben stellt sich
Schaffen immer aufs Neue findet und manifestiert. Authentizität            bewusst und siegessicher in Konkurrenz zur Aggressivität der For-
zwischen Mensch und Werk, stete Präsenz der Absicht und Kon-               men und Materialien.
gruenz zwischen emotionaler Absicht und künstlerischer Wirkung
prägen das Werk und das Leben von Patricia Karg.                           Die Kunst der Patricia Karg fragt nicht und gibt keine ­ ntworten,
                                                                                                                                   A
                                                                           sie deutet nur und zeigt. Sie versucht voller Leidenschaft, es uns
Die künstlerischen Mittel sind dabei auffallend vielfältig, denn           einfach etwas angenehmer zu machen. Und weil es uns so schwer-
das Talent sprengt jede feste Definition von Technik und Material.         fällt, das anzunehmen, macht sie es aktiv und intensiv und des-
Skulpturen, Bilder, Objekte, Zeichnungen, Installationen, Inszenie-        halb wirkungsvoll und treffsicher. Emotionen sind alles, was ­ iese
                                                                                                                                        d
rungen gefertigt auf Leinwand, Textil, Papier geschaffen aus Stein,        Kunst ausdrücken will – Emotionen, Leidenschaft und Lust. Es
Metall, Glas – nein, derart kommt man Patricia Karg und ihrer              ist kein Streben darin zu finden, außer nach Harmonie. Es ist kein
Kunst nicht näher, nicht an sie heran. Die Vielfältigkeit der Techni-      Verständnis gefordert, außer dem gegenseitigen. Es sind keine
ken und Materialien, der Interessen und Aktivitäten hilft uns nicht,       Worte notwendig, sondern Gefühle. Es ist keine Reflexion gefragt,
die Künstlerin zu verstehen, sie hilft uns lediglich, uns zu verirren in   s
                                                                           ­ ondern Bereitschaft. Hier wirkt das Bedürfnis eines Menschen zu
der Ratio möglicher Reflexionen, welche die Künstlerin möglicher-          erfreuen, zu geben, zu erweitern und zu leben – zu beseelen eben.
weise provoziert, keineswegs aber beabsichtigt.
Mag. Ilse Abka-Prandstetter
     akademische Malerin
     Aldrans im März 2007




     Wo liegt die Basis eines Künstlers?

     Liegt sie dort, wo das Spiel mit Farben und Formen zum Rausch        Du stellst dich auf die Auftraggeber ein und versuchst sie in Deine
     wird? Oder dort, wo Farben und Formen zum Ausdrucksmittel            Welt zu führen – das ist eine Deiner großen Stärken. Du agierst auf
     menschlicher Erlebnisintensität dienen?                              sie zugehend, bis auch die Erfordernisse des Raumes mit Deiner
     Für mich findet Kunst immer auf dem schmalen Grat statt, wo Ver­     Arbeit zu einer Einheit verschmelzen.
     stand und Emotionen einander begegnen.                               Beide singen wir das Lied der Farben, das zur Musik der Augen
                                                                          werden soll.
     Du hast die Frage in Deiner Arbeit immer wieder beantwortet – all
     Deine künstlerischen Aussagen stehen als ein Zeichen ­ eines
                                                                D         Und noch etwas: In einer Bildfigur sich zu drehen, von oben nach
     Kommunikationswillens. Du arbeitest, nicht um Dich zu be­riedigen,
                                                              f           unten, von rechts nach links, um ins Zentrum zu sehen, ist eine
     sondern um anderen (wie du selbst sagst) Freude zu machen. Wie       deiner großartigen Bildfindungen.
     gerecht ist es doch, dass diese Freude auf den Erzeuger zurück­      Ja, das Zentrum zu sehen. – Ist die Welt nicht durchzogen von
     fließt! Ich genieße Deine offene, faszinierende Ausstrahlung. Wie    Terror und Gewalt? Wie sehr braucht sie die Zeichen der Freude!
     aus ­ inem angefangenen Bild trittst Du aus Dir heraus und voll­
           e                                                              Muss man sich nicht immer wieder fragen, ob es notwendig ist,
     endest Dich in Deinem Äußeren.                                       dass die Kunst auf die dunklen Seiten der Welt den Finger hält
                                                                          und darin herumwühlt; ist doch die Tragik selbst durch kein Auf­
     Wie war doch eine unserer ersten Begegnungen? Es war bei ­ inem
                                                                 e        zeigen zu überbieten und deutlicher zu machen.
     Wettbewerb, der von der Jungen Industrie für Künstler gestartet
     wurde. Und nicht ganz ohne Dein Zutun hab ich damals einen           Zeigt die Welt nicht offen ihre Wunden, wenn man spürt,
     Preis gemacht, obwohl Du ja selbst mit Deinen Zeichnungen ver­       wie sehr sie der Fröhlichkeit und Freude bedarf?
     treten warst. Damals wusste ich: Du bist neidlos. Wie selten kann    Heilt man nicht auch Wunden eher mit Balsam?
     man das von Kollegen sagen ... Später sind wir uns dann immer
     wieder bei Wettbewerben begegnet, und jedes Mal lächelten wir        Ich hoffe, dass wir in unserer Arbeit dieser Frage nachgehen werden.
     uns wissend zu – kennen wir doch beide das Spiel vom Glück und       In Freundschaft, Ilse
     Zufall der Entscheidungen. Wie oft aber konntest Du Dich erfolg­
     reich durchsetzen.
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Dr. Volkmar Käppl                                                     Baurat h. c. Prof. Hubert Prachensky
Kunstsammler                                                          Architekt
Wien im Juni 2007                                                     Innsbruck im Herbst 2007




Mensch sein.
Was ich bei den Kunstwerken von Patricia Karg empfinde.               Für die Künstlerin Patricia Karg

Mensch sein. Ausgeliefert sein. Dem Schicksal und der Umwelt.         Der Dreiklang der Bildenden Künste
Schmerzen ertragen, Zuwendung erfahren, Geborgenheit ­ e­ ießen.
                                                       g n            Architektur – Malerei – Bildhauerei
Fragen stellen, Antworten hinterfragen, den Willen durchsetzen.       ist ein wichtiger Teil der Weltkulturen.
Scheitern und erneut versuchen. Erfahrungen ­ achen, lernen, Ent-
                                            m
wicklungen durchleben.                                                Es ist schön, dass wir dabei sein können.

Leben. Existieren. Ziele setzen. Bewusst leben. Reflektieren. Miss-   Herzlich
erfolge verkraften und zornig sein. Meditieren. Erfolge feiern und    Hubert Prachensky
glücklich sein. An etwas glauben.

Allein sein. Mit mir. Mit meiner Meinung. Zusammenarbeit suchen.
Miteinander. Zusammensein erleben. Ineinander. Geistig und kör-
perlich.

All das ist für mich aus dem künstlerischen Werk von Patricia Karg
herauslesbar. Es findet Ausdruck. In ihren Bildern und in ihren
Skulpturen. Sie machen sichtbar und sie regen an. Zu Gedanken.
Sie machen auch bewusst. Mensch zu sein.
Prof. Dr. Andreas Kühne
                       Historiker und Kunsthistoriker,
                 Honorarprofessor an der Akademie
                  der Bildenden Künste in München,
     Kunstkritiker (u. a. für die Süddeutsche Zeitung
                        und die Antiquitäten Zeitung),
                                   Ausstellungskurator

                                    Christoph Sorger     Metamorphosen der plastischen Form
             Autor und Übersetzer, Kunstjournalist,      Anmerkungen zum Werk von Patricia Karg
           Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt Leipzig

                               München im Juli 2007      Die Verwandlungen von Linien und organischen Gebilden, von
                                                         Blütenblättern, Schriftformen und Tanzbewegungen waren es, die
                                                         Künstler und Publikum um 1900 faszinierten. Werner Hofmann,
                                                         einer der Theoretiker der Moderne, hat einmal als wichtiges Erbe
                                                         dieser Zeit die Einsicht bezeichnet, dass alle Form Metamorpho-
                                                         se ist. Seit er diese Feststellung traf, sind gut fünf Jahrzehnte ver-
                                                         gangen, und manches, was damals Erbe schien, ist inzwischen
                                                         aufgebraucht. Seitdem ist die Kunst in ihre „posthistorische
                                                         P
                                                         ­ eriode“ eingetreten und hat den Künstler aus dem Zwang ent-
                                                         lassen, ­ iner „korrekten historischen Linie“ zu folgen. Patricia Karg
                                                                  e
                                                         gehört einer Generation an, für die jene Freiheit bereits eine Selbst-
                                                         verständlichkeit ist. Wenn irgendein Erbe für sie noch verbindlich
                                                         ist, dann diese von Hofmann formulierte Erkenntnis. Angesichts
                                                         ihres ­ lastischen Werkes, das sich seit rund zwei Jahrzehnten in
                                                                p
                                                         einer staunenswerten Variationsbreite entfaltet, drängt sich dieser
                                                         Gedanke geradezu auf.
                                                         Mit großer Unbefangenheit hat Patricia Karg ein plastisches
                                                         R
                                                         ­ epertoire entwickelt, das Mimetisches einschließt – vorzugs­ eise
                                                                                                                          w
                                                         Formen des menschlichen Körpers, der Tier- und der Pflanzen-
                                                         welt – und in dem das abbildhaft Organische vielfältig variiert wird.
                                                         Bis hin zum fantastisch Organoiden. Der reinen Stereometrie be­
                                                         gegnen wir in diesem Repertoire nur in selten angestrebten Grenz-
                                                         bereichen. Patricia Karg folgt dabei keinem Kalkül. Ihre Gebilde
                                                         sind keine ­ aterialisationen abstrakter Formzusammenhänge oder
                                                                      M
                                                         i
                                                         ­ntellektueller Konstrukte. Sie entstammen einem Wirklichkeits­
                                                         bereich zwischen reinem Sinneseindruck und reiner Kognition, den
                                                         Henry Corbin als „imaginal“ bezeichnet hat. Einem Bereich, dessen
                                                         Bilder an unsere Vorstellungskraft appellieren. Patricia Kargs Form-
                                                         findungen berühren uns häufig durch ihren emotionalen, direkten
18




                                                         und unverstellten Ausdruck. Ähnlichkeitsbeziehungen zu Objekten
                                                         der „realen“ Welt spielen dabei eine untergeordnete Rolle.
Letztlich ist es der Prozess des Lebens selbst, der im mundus           prozesse widerspiegeln. Bei der Betrachtung der vielen Arbeiten
imaginalis bildhaft erfahren werden kann. Patricia Kargs Arbeiten       Partricia Kargs in Kugelformen, in denen sich menschliche und
leben alle auf die eine oder andere Weise von der Verbindung            v
                                                                        ­ egetabilische Formen verschlingen, auseinander hervorgehen
mit dieser Welt der inneren Bilder und ihrer Dynamik. Um ­ iesed        oder ineinander übergehen, mag man an eine frühe griechische
Dynamik in sicht- und tastbare Gegenständlichkeit zu übersetzen,        Kosmogonie denken, die schon ein philosophisches Gedanken-
bedient sie sich einer Vielzahl von unterschiedlichen formalen          gebäude ist, aber in ihrer Bildhaftigkeit dem Mythos noch sehr
M
­ itteln. Im Ergebnis entsteht „reine Kunst“, die für sich stehen       nahe­ teht. Sie stammt von Empedokles (483/82-424/23 v. Chr.),
                                                                              s
kann, oder „angewandte Kunst“, die in sakralen oder profanen,           dem legendenumwobenen, griechischen Philosophen und maß-
zumeist öffentlichen Räumen Akzente setzt. Holz, Bronze, Stahl,         geblichen Begründer der Lehre von den vier Elementen. Empe-
Marmor, Glas oder Kunststein dienen dabei als Material, und             dokles hatte die Vision eines Universums, das im Wechsel von
häufig tritt eine satte, sorgfältig abgestimmte Farbigkeit hinzu, die   den beiden kosmischen Prinzipien Liebe (Philotes) und Streit bzw.
Bewegung und Volumen energisch betont, aber auch zurück-                Hass (Neikos) beherrscht wird. Die Liebe bewirkt, dass Feuer, Luft,
nehmen und Massen ins nahezu Gewichtslose auflösen kann.                Wasser und Erde sich miteinander verbinden, der Streit bedingt ihr
Werden und Vergehen, Einssein und Loslösung, Glück, Schmerz             Auseinanderfallen. Unter der uranfänglichen Herrschaft der ­ iebe
                                                                                                                                       L
und Tod, Untergang und schwereloses, selbstvergessenes Spiel            bildeten sie einen Sphairos, d. h. eine vollkommene, als göttlich ge-
finden ­hren Ausdruck in Gebilden, die nicht nach stilistischem
         i                                                              dachte Kugel. Der wachsende Streit verursachte einen Wirbel und
Purismus fragen, sondern als bildhafte Analogien der Meta­              damit ihre Separation, d. h. die Differenzierung der kosmischen
morphosen des Lebens betrachtet werden können.	                         Strukturen und Elemente. Wenn die Krise aber ihren Höhepunkt
Formal strukturiert werden diese Plastiken von den beiden               überschritten hatte und die Liebe sich wieder aus­ reitete und der
                                                                                                                          b
A
­ spekten, unter denen Entwicklungsprozesse überhaupt vor­              Streit sich zurückzog, „entstanden alsbald sterbliche ­ esen […].
                                                                                                                                W
gestellt und erlebt werden können: von linear gerichteten Abläufen      Und aus ihnen ergossen sich, wie sie sich so mischten, un­ ählige
                                                                                                                                     z
oder zyklisch in Spiralen zu ihrem Ausgangspunkt zurück­ ehrende
                                                           k            Scharen sterblicher Geschöpfe, in tausenderlei Ge­ talten, ein
                                                                                                                                s
bzw. diesen umrundenden Bewegungen. In plastische Werte über-           Wunder zu schauen“. Dieser Prozess wiederholt sich von Äon
setzt heißt dies: in den Raum ragende, ausgreifende Strukturen          zu Äon. Das Werden ist diesem Bild ebenso eingeschrieben
oder runde Formen. Es gibt kaum eine Arbeit von Patricia Karg,          wie das Zerfallen. Da unser Leben sich zwischen beiden Polen
bei der nicht das eine oder andere dieser Momente dominieren            b
                                                                        ­ ewegt, können uns Bilder und Objekte wie die von Patricia Karg,
würde. Letztlich sind es archetypische Bilder, die hier durchschim-     die ­ iesen Prozess veranschaulichen und damit bannen, immer
                                                                            d
mern, Bilder, die sowohl mikro- als auch makrokosmische Lebens­         w
                                                                        ­ ieder aufs Neue berühren.
Karg Patricia
     akademische Bildhauerin und Malerin




     ausapern
     soll mein erstes Buch heißen.

     (aprire <lat.>, öffnen, aufmachen, sichtbar machen, entblößen,          Ein weiSSes Blatt Papier – Beginn für vieles. Der Liebes-
     aufdecken, zeigen, klarmachen, offenbaren, enthüllen; viam ­ prire
                                                                a            brief, der Plan für dein Haus, das zerknüllte Blatt am Boden, der
     – bahnen, eröffnen)                                                     Papier­ ieger, der deinen Übermut zeigt, das brennende Blatt
                                                                                     fl
                                                                             mit der Faszination des Feuers. Erneuerung und Veränderung
     Wie eine zugeschneite Landschaft, sanft, ohne Kontur                    b ginnen mit diesem Blatt.
                                                                             ­ e­­
     und ohne Profil glänzend, lädt diese zur Berührung ein. Fasziniert
     und mit etwas Respekt zieht unsere Neugier die erste Spur in das        Mit jedem meiner Werke sitze ich vor dem perfekten Nichts, und
     unberührte Feld. Ein Zeichen der Zeit und des Seins wird damit          ich lasse meine Leidenschaft ausapern.
     sichtbar.                                                               Ich beginne zu zeichnen, und die Hand übt sich darin, umzu­ etzen
                                                                                                                                       s
     Es ist der erste Strich am weißen Blatt Papier.                         und aufzuzeichnen, was dem Geist entspringt.
     Es ist die ausgeführte Bewegung deiner Hand, welche damit sicht-
     bar bleibt und einen Reiz für dein Auge darstellt. Vor dem weißen       Ein Bild entsteht ... Die glatte Perfektion der weißen Lein-
     Blatt sitzt du, bei deinem ersten Aufsatz, alles ist möglich. Es gibt   wand weicht meinem Wirken. Ich will die weiße Schneelandschaft
     dir die Voraussetzung für dein Ich, deine Vision, deine Klage, deine    besitzen, ich tanze darauf und markiere sie. Der Wille zur Idee baut
     Erinnerung, du schreitest in dein Schneefeld. Die Zeichnung teilt       das Bild. Die Farben bilden Kontinente. Linien benötige ich, um
     das Feld, vernetzt die Gedanken zu Geweben.                             einzufangen, was die Geschichte des Bildes ausmachen wird.
     Es wird aper. Die Landschaft wird erkennbar. Man spürt den              Wenn mich Verliebtheit in meinem Handeln blind macht und ­ abeid
     C
     ­ harakter des Bodens. Die Linien am Blatt, die Spuren im Schnee        zuviel geschehen lässt, erstarrt das Werk und stirbt. Das hingegen
     und die Falten auf deiner Haut sind Kundwerk von dir.                   p
                                                                             ­ erfekte Ende im Bild zu finden ist ein sehr einsamer Prozess.
20
Der kreative Prozess ebenso wie die Abfolge der Werke                   Der Bleistift erzählt den Gedanken, das Gefühl aber verlangt noch
in diesem Buch ist eine Entwicklung, bei der das eine aus dem           nach der Stimmung durch die Farbe. Das ursprüngliche Material
anderen erwächst. Keine meiner Arbeiten entsteht isoliert.              wie Holz, Stein oder Metall wird durch die Bearbeitung in seiner
Und so möchte ich Ihnen an dieser Stelle auch gern den Weg              E
                                                                        ­ igenart sichtbar. Es wird angeschnitten, angeschliffen, ­ ezeichnet
                                                                                                                                  b
meines kreativen Vorgehens aufzeigen, und das vorwiegend im             und bemalt und wieder bearbeitet. All die Spuren des Suchens
manuellen Sinne.                                                        nach dem Ausdruck addieren das Werk und verändern die ­ arben.F
.... habe eine Sehnsucht, suche nach einer Botschaft, erfinde dich      Es wird bunter, und erst durch die intensive Bearbeitung wird es
selbst, denke und zeichne, begehe den Weg, ich verändere ­ einen
                                                              m         mehr und mehr das Meine. Diese Farben sollen nicht als ein Über-
Blickwinkel. Ständig suche ich. Ich suche nach einer ­ otschaft. Ich
                                                         B              zug etwas vortäuschen, vielmehr sollen sie als bewusste Materie
denke und zeichne. Ich begehe den Weg. Ich ändere meinen Blick-         die Wirkung verstärken, sollen Sie in eine Stimmung mitnehmen.
winkel, drehe mich oder die Zeichnung, entdecke und frage nach;         Auf diese Weise werden meine Zeichnungen zu farbigen Bildern,
das Bild verliert so die Richtung, wird mitunter rund und ergibt        zu bunten Skulpturen; die Wahrnehmung vieler Materialien würde
v
­ öllig neue Betrachtungsweisen. Das flache Blatt entwickelt sich       ansonsten nur an der Oberfläche verbleiben.
in die dritte Dimension. Ich wölbe es auf und erfahre den Raum,         Nun verlangt es mir aber nach dem Einblick in die Tiefen des Ma-
entdecke darin zum Beispiel eine Schale. Ich gebe und nehme,            terials. Neue Stoffe suche ich zu bearbeiten. Transparent und in
grenze ein und grenze aus, suche zu ergründen, warum die Form           seiner leuchtenden wunderbaren Farbkraft bot und bietet sich mir
offen ist, ­ arum sie offen sein soll. Die Form bedingt den Ausdruck.
           w                                                            Glas an. Licht und Schatten ebenso wie die Bewegungen als Ge-
Die Fläche der offenen Form schließt sich, wird zu einer Kugel          staltungsergänzung nehmen ihre Plätze ein. So wandeln sich die
oder zu einem Würfel. Durch die Notwendigkeit meines Willens zur        Werke im Laufe der Zeit durch all diese von mir gerufenen Aus-
R
­ ichtung wird diese Form zu einer Säule, ein tragend fester Teil.      drucksmöglichkeiten in eine Vielfalt. Ein vorgeformtes Ziel ist dabei
Es drängt mich nach Einblick. Die geschlossene Fläche soll sich         nicht angedacht.
wieder auflösen, soll Durchdringung zulassen – somit werden die
Flächen zu Netzen; die Breite verjüngt sich zur Linie.
Kindheit: Ich wurde am 7. Dezember 1961 in Innsbruck nach              ganze ­ ollektionen neuester Kleider ersann. Die abge­ issenen
                                                                                      K                                                   r
     meiner Schwester Astrid als zweite Tochter von Ludwig und              Blüten­ olden der ­ urfinien wurden gewendet, und in die Engstelle
                                                                                    d           S
     G
     ­ ertraud Karg geboren. Mein Großvater Gebhard Karg kam aus            der Blüte kam als Kopf eine geschlossene Geranien­ lüte hinein,
                                                                                                                                     b
     Lauterach und war Volksschullehrer im Lechtal. Meine Groß­             und das waren dann meine Puppen. Die erste teure ­ uppe, die
                                                                                                                                      P
     mutter Paula, geb. Larcher, war Handarbeitslehrerin und stammte        ich geschenkt erhielt, hab ich sogleich verbessert, angemalt und
     aus Bach im Lechtal. Sie verstand es, Kleider selbst zu erwirken.      die Haare ­ kreativiert“, was Mama so erschreckt hat, dass ich
                                                                                           „
     Über den Anbau von Hanf und dann über das Handwerk des                 das Puppen­ pielen aus Sicherheitsgründen wieder sein ließ, um
                                                                                             s
     Spinnens und Webens fertigte sie aus dem gewonnenen Leinen             die Konfrontation um die nun neue Schönheit der Puppe zu ver­
     ihre eigenen auffälligen Modelle. Auch bemalte sie die von ihrem       meiden. Mir jedenfalls gefiel meine Version besser. Eine auf der
     Vater ­ etischlerten Möbel mit Figuren und Ornamenten. Alle ihre
            g                                                               Straße ge­undene leblose Eidechse habe ich sofort in meinem
                                                                                         f
     Handarbeiten trugen ihre persönliche Handschrift. Das Talent der       Hosen­ ack verschwinden lassen und mir natürlich auch gleich
                                                                                     s
     Großmutter konnte aber durch all die existenziellen Aufgaben, das      was ausgedacht. „Du Schwein“, riefen die anderen Kinder dabei
     Großziehen der vier Kinder, die Sorgen und Nöte im Zweiten Welt­       entsetzt. Daheim im ­ eller habe ich die Eidechse dann ge­ äutet, an­
                                                                                                  K                                     h
     krieg, nie weiter ausgebildet werden. Nach Kriegsende konnte           schließend eingesalzen und aus der dann gewonnenen Haut eine
     mein Großvater als Volksschullehrer erst keine Anstellung finden       „Krokoleder“-Handtasche und „Krokoleder“-Schuhe für ­ eine Lieb­
                                                                                                                                      m
     und erlernte deshalb den Beruf des Stuckateurs. Er wirkte unter an­    lings-Barbie-Puppe gefertigt. Diese Erwachsenen­ uppen ­ aben es
                                                                                                                                p        h
     derem bei Renovierungsarbeiten der Jesuitenkirche in Innsbruck         mir besonders angetan, da sie mir ein weites Betätigungsfeld für
     sowie der Kirche der Landwirtschaftsschule in Rotholz mit. Jahre       mein kreatives Werken ermöglichten. Aus Draht habe ich ihnen
     später erst konnte er seinen eigentlichen Beruf wieder ergreifen,      B
                                                                            ­ rillen gefertigt, und als Ohrschmuck steckte ich ihnen Steck­
     als Lehrer und Direktor der Volksschulen in Thaur und dann in Arzl     nadeln mit Glasköpfen an. Haare, extra lang und in ­ ämtlichen
                                                                                                                                       s
     bei Innsbruck. Ein Jahr lang war ich sogar seine Schülerin.            Farben, habe ich aus Faschingsperücken ent­ ommen und auf
                                                                                                                               n
                                                                            die Puppenköpfe „montiert“. Sogar eine ­ onne mit einem von mir
                                                                                                                       N
     Das Talent, sagt man, sei von Vaters Seite gekommen. Er                genähten Nonnenkleid habe ich be­ essen. Aus einer Plastiktisch­
                                                                                                                   s
     ist ­ngenieur und Baumeister. Durch ihn formte sich meine Be­
         I                                                                  decke habe ich ein Puppen-Camping-Zelt genäht, Klarsichthüllen
     geisterung zum Bauen. Aufgewachsen in Arzl, im Haus meiner             verwendete ich für die Fenster und ­ peziell für die Reise­ usrüstung
                                                                                                                 s                    a
     Großmutter Cilli mütterlicherseits, ließ man mich in all meinen        habe ich ­ leine Rucksäcke angefertigt. Das ­ ähen war mir durch
                                                                                        k                                   N
     selbst erfundenen Spielen werken. Meine Begabung für das               meine Oma ­ illi kundig. Mit der Näh­ aschine, welche in einem
                                                                                             C                       m
     K
     ­ reative ließ sich schnell entdecken. Die besondere Sorgfalt dabei    Bügel­ immer Gott sei Dank auch im Keller war, konnte ich oft
                                                                                    z
     lernte ich von unserer Mutter. Als Kind verweilte ich am ­iebsten in
                                                              l             a
                                                                            ­ lleine für meinen Bedarf nähen. Es musste viel verschiedenes
     meinen ­ antasien: versteckt im Keller unter zugehängten ­ ischen,
              F                                                  T          Material durch die Maschine, Karton, Plastik, Papier, oft unter Ver­
     in meiner Sandkiste unter dem zugehängten Sonnenschirm, ab­            brauch vieler Nähnadeln. Die vielen kreierten Puppen­ e­ änder
                                                                                                                                        g w
     gedunkelt und isoliert, nur um in meiner eigenen Welt ver­ eilen
                                                                   w        erhielten dann ihre eigenen ­ amen: ­ Spanische Nacht“ zum
                                                                                                              N         „
     zu können. Vielleicht aber hab ich auch zuhängen müssen, ­ amit
                                                                   d        Beispiel, ein festliches, langes Kleid in Schwarz mit Schwalben­
     keiner sehen konnte, dass ich wieder einmal Zement dazu be­            schwanz-Korsage und Schleppe, die ­ änder rosa eingefasst und
                                                                                                                     R
     nutzte, um meine Brücken und Mauern, Häuser und Figuren zu             perfekt vernäht. Das benötigte Stoffzeug für meine Modelle fand
     festigen. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sehr ich dieses       ich in Caritas-Säcken. Aussortiertes und Müll war und ist vor mir
     Erfinden im Spiel genoss. Da waren aus Tannenzapfen gefertigte         und meiner Lust am Erfinden und Gestalten ­ brigens nach wie
                                                                                                                              ü
     Puppen, in deren offene Schuppen ich immer wieder aufs Neue            vor nie sicher. Weiters entstanden ein Reitkleid mit Hut und ge­
24




     die verschiedensten Arten von Blumenblättern steckte und damit         häkeltem Schirmchen, ein Trauerkleid, wie auch ein Cocktail­ leid.
                                                                                                                                            k
Fantasietrachten, ­ trümpfe inklusive Naht und Spitzenunterwäsche
                   S                                                      Handwerke zu erlernen. Später wäre es ungleich schwieriger, so
für meine innig geliebte, einzigartige ­ arbie fertigte ich ­ msig. So-
                                       B                    e             eine Vielfalt an Fertigkeiten erlernen und genießen zu dürfen und
gar ihre ­ehlenden Schamhaare ergänzte ich. Das ge­ ignete Haar
          f                                               e               sich dabei entwickeln zu können. Auch war mir die handwerkliche
d
­ afür fand ich an Omas Persianer­ antel, was sie Gott sei Dank nie
                                   m                                      Arbeit mit ihrem körperlichen Einsatz neben so viel Schultheorie
bemerkt hatte. Aus einem Gefühl der Scham heraus durften meine            im Alter von vierzehn bis achtzehn Jahren eine willkommene Be­
Freundinnen diese Barbie dann aber nie ausziehen. Heute kann              reicherung. Verschiedenste Techniken, das Arbeiten mit Stein bei
man alles an Barbie-Ausstattung kaufen, aber damals als Kind              Fachlehrer Reinhold Drugowitsch und das figurale Modellieren mit
mit all meinen Barbie-Kreationen war ich der Zeit voraus. Im ­ lter
                                                                  A       Ton bei Prof. Siegfried Hafner konnte ich nun erlernen.
von zehn bis vierzehn Jahren habe ich in den Schulferien Motive
– von für mich damals schon als groß­ rtig empfundenen Malern
                                         a                                Mit der Moderne in Berührung kam ich durch Prof. Sieg­
wie ­ ichelangelo und Toulouse-Lautrec – auf Malerabdeckpapier
     M                                                                    fried Parth. Als damals noch Halbwüchsige hatte ich natürlich ­ eine
                                                                                                                                        k
nachempfunden. Neben alten, irgendwo aufgestöberten Kunstharz-            Ahnung von diesen modernen, befremdlich wirkenden Kunst­
lacken habe ich mir meine Farben selbst kreiert. Zu diesem Zweck          werken, die man hier und dort sah und über die heftig ­ eschimpft
                                                                                                                                 g
habe ich Rost von Eisenrohren gekratzt, den Ruß aus dem Kamin             wurde. Siegfried Parth aber brachte sie uns näher: Er lehrte uns
geholt und mit farblosem Lack gebunden. Damit malte ich Gott-             Komposition und förderte uns im individuellen ­ estalten. Das so
                                                                                                                           G
vater aus der Sixtinischen Kapelle nach. Der Heizkörperlack aber          genannte Schlüsselerlebnis hatte ich bereits in einer seiner ersten
rann unablässig herab – das Bild war nicht zu halten. Diese meine         Entwurfsstunden. Wir sollten mit bloß zwei Linien eine quadra­
Technik musste ich deshalb aber leider wieder einstellen, trotz der       tische Fläche gestalten. Ich befüllte, umstrickte, beschrieb, über­
großen Lust dabei, mit cremiger Konsistenz zu malen. ­ eute danke
                                                          H               spannte, belegte, eroberte und kleidete die Fläche zart und stark.
ich meinen Eltern und Groß­ ltern, dass sie mir in meiner Kindheit
                             e                                            Es war unendlich und spannend, was sich hinter dieser vorerst
soviel Raum und Freiraum zur Verfügung gestellt haben und sie             einfachen Aufgabe an Lösungen anbot. Ich zeichnete und ich ent­
mich in diesem meinem ­ eller werken ließen.
                          K                                               deckte. Nahezu sprachlos saß ich nach dieser Entwurfsstunde da,
                                                                          war 15 Jahre jung, war begeistert von den vor mir erstandenen
Die Fachschulzeit begann, als ich fünfzehn Jahre alt war.                 Bildern, war außer mir – und plötzlich entdeckte ich nicht nur, ich
Das Arbeits­ mt riet meiner Mutter, mich als sehr genervtes Schul-
            a                                                             verstand, und so war ich mir nun sicher: Die Moderne wird meine
kind der Ursulinen und von den Lehrerinnen schon als kreativ              Leidenschaft! Die Typografie, die ich damals bei Prof. Pfeil und
begabtes Kind erkannt – an der Ferrarischule für Mode oder                Prof. Zelger erlernt habe, setze ich nun bei meinen Plakatgestal­
der Fachschule für Kunst anzumelden. Als damals burschikoses              tungen ein. Bei Fachlehrer Walter Deussl entstanden Treibarbeiten
Mädchen hatte ich von den vorwiegend weiblichen Themen in                 in Metall, Schmuckstücke und Objekte aus Kupfer, Messing und
der Klosterschule genug, und so besuchte ich in der Höheren               Silber. Diese Fertigkeiten im Umgang mit Bunt­ etallen waren ein
                                                                                                                          m
Technischen Lehranstalt (HTL) Innsbruck die Abteilung für Holz-           weiteres Tor zum Jonglieren mit verschiedensten Materialien, um
und Steinbildhauerei. Bei der Aufnahmeprüfung hätte ich mich              thematische Ausdrücke im bildhaften Werken zu verstärken. Das
ebenso für Architektur oder Bildhauerei anmelden können, aber             waren meine ersten Begegnungen mit der Kunst, denn in ­ iesem
                                                                                                                                      d
dies verlangte noch ein ganzes Jahr mehr an Schule, und das war           Unterricht haben wir gelernt, dass das Wort Kunst von ‚Können‘
mir damals doch zu viel. Das besondere Interesse für Architektur          stammt, dass Kunst aber auch von ‚Künden‘ kommt, von ‚Ver­
ist mir aber als große persönliche Leidenschaft erhalten geblie-          künden‘, dass in der Umsetzung von Kunst eben immer eine Bot­
ben. Ich finde diesen Schultyp der HTL (Höhere Technische Lehr-           schaft steckt.
und Versuchsanstalt, gibt es für viele Fachbereiche) fantastisch,
denn es wird einem schon in frühen Jahren ermöglicht, mehrere
Akademiezeit. 1980 bestand ich die Aufnahmeprüfung für                i
                                                                           ­hren ­ eihungen zu erfassen. Nach einigen Stunden des Zeich­
                                                                                   R
     das Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München.          nens übernahmen plötzlich der Lärm, die Bewegungen, das Be­
     Ich war in der Klasse für Bildhauerei bei Prof. Hans Ladner, einem    ben des Bodens und das Flimmern der Lampen meine Hand. Ich
     gebürtigen Tiroler aus Zams. Professor Ladner war mir wie ein Va­     malte auf einmal akustisch bedingte Strukturen. Die Farben wurden
     ter. Er hat uns Studenten nicht nur fachlich, sondern auch seelisch   dunkel. Helle Streifen blitzten wie schnelle Bewegungen, und es
     unter­ tützt, wir fühlten uns bei ihm geborgen. Was das Naturstu­
            s                                                              durchdrangen die Massen der Stanzen die Farbflächen am Papier.
     dium, Aktzeichnen und Porträtieren betraf, hat er uns – falls not­    Der ölige Boden spiegelte hell das Licht von der Decke. Die realis­
     wendig – korrigiert und unterrichtet, während er uns in den freien,   tischen Abbildungen der Maschinen wandelten sich zu abstrakten
     modernen Bestrebungen und Versuchen aber freie Hand ließ, so­         Stimmungsbildern.
     dass jeder Student seinen Weg für sich selbst suchen konnte. In       Aus den Randprodukten der Karosserieerzeugung, den ­ eitlichen
                                                                                                                                     s
     den letzten beiden Semestern wurde ich seine Meisterschülerin         Blechteilen, fertigten wir Bildhauerstudenten eigene Metall­ kulp­
                                                                                                                                         s
     und verfügte über ein eigenes Meisterschüleratelier.                  turen. Mein dynamisches Gefährt „Energiebündel“ ist eine Kom­
     Das Naturstudium war ein großes und wichtiges Thema. Ich              position von Blechteilen, die einem Fahrzeug ähnelt, die aber
     habe lebensgroße Figuren und Porträts in Ton modelliert. In der       auch die Assoziation zu einem Schiff wach werden lässt, das auf
     haus­nternen Bronzegießerei war es mir möglich, zuvor in Wachs
           i                                                               dem Wasser gleitet, oder zu einem Flugzeug, das gerade in die
     geformte Skulpturen und Figuren selbst zu gießen. Grafische           L
                                                                           ­ üfte abhebt. Ein Jahr später unternahmen wir eine Studienrei­
     T
     ­ echniken, wie zum Beispiel Lithografie oder Aquatinta, konnte       se ins ­ llgäu, wo wir in einer Scheune untergebracht waren. Wir
                                                                                    A
     ich bei Herrn Lohwasser erlernen und üben. Jeden Tag zusätz­          sollten eine Kuh studieren. Bei einem dort ansässigen Bauern
     lich zwei Stunden Akt zu zeichnen habe ich mir als Disziplin auf­     entschieden wir uns dann für die älteste und am meisten ausge­
     erlegt. Aus meiner vorerst angedachten Studiendauer von vier          mergelte Kuh. Sie erschien uns, mit all ihren wesentlichen charak­
     Jahren sind schließlich sechseinhalb Jahre geworden. Ich habe         teristischen Merkmalen am besten geeignet für unser Vorhaben.
     erkannt, dass nicht der schnelle Abschluss, sondern der Prozess       Ich ­ odellierte das Tier lebensgroß aus Ton. Das Hinterteil reicht
                                                                                m
     der Reifung wesentlich für mein Kunststudium ist. Während eines       zur Gänze aus dem Relief, die Kontur des Hauptes ragt hinter die
     Urlaubs­ emesters habe ich, wie in den Ferien auch, Auftragswerke
              s                                                            Fläche. Mit „verlorener“ Form aus Gips wurde diese Arbeit dann
     ausgeführt, wie zum Beispiel 1985 den Dorfbrunnen und den             in Beton gegossen. Das Relief befindet sich heute wieder in der
     Musikpavillon für die Gemeinde Brixen im Thale. Ganz am Ende          Nähe seiner Entstehung und ziert den Eingang der Alpenkäse­
     meines Studiums erhielt ich von einem meiner ersten Sammler,          erzeugung „Rupp“ im Allgäu.
     Herrn H. M. Strixner, den Auftrag, eine Skulptur für seinen Garten    Ständig waren wir auf der Suche nach Themen, die uns zum ­ inene
     zu erarbeiten. „Das Fabelwesen“, die erste große Zementmörtel­        eine intensive Auseinandersetzung abverlangten und es uns zum
     skulptur entstand. ­ iese fertigte ich auf einem Bauernhof bei Mün­
                          D                                                anderen auch ermöglichten, uns „hinausspinnen“ zu ­ önnen.  k
     chen, wo ich während meines gesamten Studiums wohnte. Das             So besuchten wir Altersheime, um dort betagte ­ enschen zu
                                                                                                                                M
     ein oder andere Projekt wurde auch außerhalb der Kunstak­ demie
                                                                 a         p
                                                                           ­ orträtieren, bemalten für die Firma Bogner Skianzüge, die dann im
     durchgeführt. So erhielten wir vom BMW-Automobilwerk die Er­          Wettbewerb gereiht wurden, und mit dem Künstler Daniel ­ poerri
                                                                                                                                        S
     laubnis, in den großen Stanzhallen, dort, wo die großen Blechteile    veranstalteten wir Workshops und übernahmen die ­ onzeption
                                                                                                                                   K
     gefertigt werden, zu malen und zu zeichnen. Für mich war dies         und Organisation für das öffentliche Fest der Sternzeichen auf
     ein nachhaltiges Erlebnis, aus der Akademie herauszukommen,           dem Akademiegelände in München.
     und die Arbeiter am Fließband ihr Werk verrichten zu sehen. Am        Jedes zweite Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Hause, denn
     Beginn meiner Arbeit dort versuchte ich, diszipliniert die Raum­      außerhalb der Akademie hatte ich in München kaum ­ ontakte K
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     wirkung, die gigantischen Dimensionen der großen ­ tanzen in
                                                             S             g
                                                                           ­ eknüpft, mein Interesse galt meiner künstlerischen Arbeit.
Ich war ein eher stiller, aber zielgerichteter Mensch. Das wenige      Die dann zum Abschluss verlangte Diplomausstellung habe ich
Geld, das mir während meines Studiums zur Verfügung stand,             eher einfach ausgestattet. Ich erfüllte nur mehr diese Disziplin, ich
ermöglichte mir nur eine bescheidene Lebensgestaltung, die mir         konnte es mir leisten, denn ich war an der Akademie schon als
aber in ihrer Askese durchaus gefiel.                                  mehrfache Preisträgerin bekannt. 1987 habe ich dann, als Meister­
Von der Kollegenschaft wurde mir eine große Dynamik zuge­              schülerin, mein Studium an der Münchner Akademie mit Diplom
sprochen, denn ich scheute auch harte Männerarbeit nicht. Auch         abgeschlossen.
im Bezug auf die Benutzung der Werkstätten äußerte sich mein           Danach kehrte ich nach Tirol zurück und arbeitete sogleich im
Wesen, denn ich arbeitete regelmäßig von morgens bis abends            A
                                                                       ­ telier, das ich mir in meinem Elternhaus bereits im Laufe der
mit all den mir dort zur Verfügung stehenden Arbeitsgeräten. Bei       J
                                                                       ­ ahre eingerichtet hatte, weiter.
den Werkstättenleitern war ich beliebt – ich war interessiert und
in der handwerklichen Auffassung diszipliniert. Der regelmäßige        Der Start als freischaffende Bildhauerin, der
Ablauf in den Werk- und Arbeitsstätten sagte mir sehr zu, und es       Über­­gang vom Studium in die freischaffende Arbeit war fugen­
gefiel mir, in meinem mir selbst auferlegten Ordnungsraster kreativ    los. Ich bemühte mich um Auftragsarbeiten, machte freie Werke
zu sein.                                                               und malte aus meiner Passion heraus. Die Malerei hat sich weiter­
                                                                       hin verselbständigt. Die eher zarten Farben wurden zunehmend
Als Person muss ich in dieser Zeit eher langweilig gewirkt ­ aben,
                                                             h         i
                                                                       ­ntensiver. Ab 1988 begann ich kleine Ölbilder zu malen, und in
besaß ich doch überhaupt keine Allüren. Meine nunmehr eher             weiterer ­ olge und Entwicklung entstanden auf meinen Reisen
                                                                                 F
e
­ xtrovertierte und lustige Art hat sich erst später entwickelt, und   Serien ­ ieser ­ leinen Ölbilder; und bald schon wurden die Bilder
                                                                               d      k
zwar aus der Freude heraus, durch meine erschaffenen ­ inge   D        und Werke größer und anspruchsvoller.
A
­ nerkennung zu finden – mein Werken und Schaffen, das                 Auf diese Weise wurde das Atelier auch manchmal zu klein. So
I
­nteressierte fand, weckte mich auf. Ich erzählte, teilte mich mit,    suchte ich mir alte, zum Abbruch bestimmte Fabriken oder Frei­
b
­ erichtete über meine Werke und über deren Botschaft, die ich         ge­ände der verschiedensten Firmen, mietete diese für ­ urze
                                                                          l                                                         k
übermitteln wollte und will. Somit entwickelte es sich, wurde zu       Zeiträume an und konnte mir so den notwendigen größeren Raum
einem sehr wichtigen Bestandteil, den Rezipienten, den Auftrag­        ver­ chaffen. Die Entstehungsgeschichte des Priestergrabes in
                                                                           s
geber, den Ausstellungsbesucher, den Bild- oder Kunstbetrachter        Hopfgarten zum Beispiel beginnt in den Außenanlagen eines
durch Ansprachen in das Geschehen mit einzubeziehen.                   Beton­ erkes. Für die Vorarbeiten zur Fassadengestaltung des
                                                                              w
                                                                       Wohnhauses Perlinger in Itter bot sich eine alte Ziegelei an. Den­
Nach sechseinhalb Jahren, so sehr diese Zeit auch meine Er­            noch fand ich über viele ­ ahre hindurch mit dem kleinen Atelier
                                                                                                   J
fahrung bereichert und mein Wissen vermehrt hat, fühlte ich            mein Auslangen.
mich dann mehr und mehr in den großen Hallen der Akademie
eingeschlossen. Ich arbeitete vor mich hin, ein Dialog zwischen        Auf meinen mehrfachen Reisen nach Afrika habe ich an
Aus­ tellungsbesuchern, Kritikern oder Auftraggebern kam für
     s                                                                 Ort und Stelle inspirierende Erlebnisse in der Ölmalerei verar­ eitet.
                                                                                                                                     b
mich dort nicht zustande, und so befand ich mich unweigerlich          Auf den Reisen in einige Großstädte der Welt, wie zum Beispiel
außer­ alb der sonst allgegenwärtigen Wirtschaftsprinzipien und
       h                                                               nach New York und Paris, sowie an spezielle Orte wie den Garten
Existenz­ragen. Es war mir ein Bedürfnis, nach meinem abge­
          f                                                            der Fondation Maeght im südfranzösischen Saint-Paul de Vence
schlossenen Studium meine Werke der Öffentlichkeit vorzustel­          und den Tarotgarten in der Toskana, suchte und suche ich überall
len und in Form von Ausstellungen zu präsentieren. Ich brannte         die verschiedensten Spuren der modernen Kunst.
­ arauf, zu erfahren, wie das Publikum auf meine Werke reagiert.
d
Die Kunst und ich, der eigene Zugang und das Verständnis für             Es ist eine innere Unruhe und eine ständige Suche, die mich auf
     den Begriff Kunst ist für mich ein Prozess, in dem ich mich selbst       diese Reise schicken. Jedes einzelne Werk pflastert meine Straße,
     auch immer wieder in Frage stelle.                                       erst durch diese fortwährende Arbeit wird die Richtung spürbar
     Die Kunstszene ist grenzenlos – und sie provoziert. Mein Bild von        und sichtbar gemacht.
     diesem Begriff ändert sich und wird ständig gezerrt. Ein Leben
     lang auf dieser Entdeckungsreise mit Überraschungen reagiere             Meine künstlerische Arbeit besteht nicht darin, ab und zu ein Bild
     ich, empfinde ich, entscheide mich, lasse mich ein – oder gehe.          zu malen, sondern in dem Bedürfnis, etwas Verborgenes und Be­
                                                                              sonderes und Aufregendes zu entdecken. Dieses Bedürfnis ist der
     Die Definition von Kunst suche ich in einer unendlich liebevollen        Motor auf der Suche nach dem, was durch mich aus dem Unter­
     sowie unumgänglichen wertvollen Auseinandersetzung.                      bewussten kommt und mich erfahren lässt. Dabei fungiere ich als
     Ich suche in meiner auserwählten bildenden Arbeit meiner Empfin­         Instrument, als Ventil – und ich lasse mich ein, auf das Er­ ignis mit
                                                                                                                                         e
     dung sowie einem erbauenden und berührenden Ausdruck nach.               dem Neuen. Die damit entstehende Erwartung lässt mich auch
     Es steht dabei nicht im Vordergrund, Kunstwerke zu fertigen.             oft ungeduldig, ja selbst wütend werden. Durch Übermalung und
                                                                              Überarbeitung wachsen dann die Farbschichten an den Bildern.
     Es geht mir deshalb darum, aus meinen Beobachtungen und                  Dieses Energiepotenzial verbleibt im Werk. Es ist nicht immer das
     meinem Leben heraus eine persönliche Ehrlichkeit zu wagen und            große Heraustreten, nicht das geschickte manierierte Gesti­ ulieren
                                                                                                                                            k
     dieser mutig treu zu bleiben. Ich stelle mich in Frage, ich bilde mich   mit geübter Hand. Es kann ein Scharren und Kratzen nach etwas
     weiter. Mich in diesem Prozess selbst zu akzeptieren ist aber ­ ötig,
                                                                      n       sein, das du vermutest, aber selbst noch nicht erfahren hast. Es hat
     um den eigenen Moment zu fangen. Das ist der besondere Wert              mich verlockt, dann enttäuscht, mich unzufrieden gemacht, mich
     darin. Nicht einem Vorbild nachlaufen will ich, einem Bild, welches      in Frage gestellt, mich verzweifeln lassen, mich wütend gemacht,
     dann vor einem stünde und die Sicht auf sich selbst stört. Aus­          mich gelehrt, mich still auf die Suche geschickt, mich in Zauber
     bildung, Wissen und Handwerk habe ich mir bewusst und mit Auf­           versetzt und nicht mehr von mir abgelassen – es hat durch mich
     wand angeeignet. Alles Wissen liegt aber in der Vergangenheit.           erzählt und mir etwas gezeigt. Es ist einer der glücklichsten Mo­
     Nun steht es mir zwar zur Verfügung, aber genauso steht es mir bei       mente, wenn dann plötzlich die Arbeit um die Sache nun sichtbar
     der kreativen Suche auch im Weg.                                         vollendet ist, und es ist wohl eine Art Sucht, die mich dann erneut
     Vorerst bleiben deine eigenen Beweggründe unsichtbar, außer ein          beginnen lässt.
     Gefühl, deine Sensorik frägt und sehnt sich nach Ausdruck?               Aus dem individuellen Prozess, aus dem Einfluss der Zeit, der
                                                                              S
                                                                              ­ ituation, der Ereignisse, selbst im Moment umgeben, entsteht
     „was-ich-jetzt“                                                          ein Werk aus einem starken inneren Bedürfnis. Es hat nicht die
                                                                              O
                                                                              ­ rdnung, welche die Wirtschaft verlangt – dass es nützt, verpackt,
     Durch ein Zulassen im gleichzeitigen Loslassen erklärt sich ­ eine
                                                                 d            transportiert, verkauft werden kann, dass es einen Wert darstellt.
     Empfindung, deckt auf und wird zur ablesbaren Botschaft, vielleicht      Denn das Kunstwerk ist eine Eigenschaft, es kann ein Moment
     zu einem Kunstwerk.                                                      sein oder eine Weile, ein Geschehen, das du fixierst, belässt und
     Nicht jedes Werk einer schöpferischen Reise wird oder kann den           platzierst. Ein Werk mit einer Kunde, ein Kunstwerk.
     vollen Anspruch an ein Kunstwerk erfüllen. Das ist auch nicht die        Wenn ich von einem Künstler spreche, so verstehe ich unter ­ ieser
                                                                                                                                              d
     Aufgabe des Lebens, nur Kunstwerke produzieren zu müssen, ein            Bezeichnung eine Eigenschaft, nicht einen Beruf. Jeder könnte
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     solches Ansinnen wäre wohl vermessen.                                    Künstler sein.
Dinge mache ich, die keiner braucht.
Arbeit tue ich, die nicht getan werden muss.

Doch ich suche mir meine Aufgaben wie auch meine Themen                  Das rationale Denken sucht und kennt die Grenzen – aber es
durch meine Berufung als Bildhauerin und Malerin. Mit dieser             e
                                                                         ­ rnüchtert, entmystifiziert. Zum künstlerischen Gestalten jedoch
b
­ ildenden Kunde habe ich Anteil am Rad der Zeit und finde Platz,        gehört ein über die Grenzen des Wissens Hinausspüren.
Arbeit und so auch meine Kunstliebhaber. Ich schaffe Skulpturen          Sind es nicht die musischen Dinge, die uns in allen Lebens­agen,
                                                                                                                                       l
und Bilder und gestalte unseren Lebensraum. Für mich ist nicht           auch in Krankheit und Alter, in physischer Enge dennoch be­
der provokative Aspekt Mittelpunkt meines Schaffens, sondern ...         reichern können? Sie sind uns, wenn wir es lernen oder erleben
                                                                         durften, einfach zur Seite gestellt. Wir dürfen uns an dem erfreuen,
„... durch meine Arbeit möchte ich den Menschen                          und uns daraus die Kraft erneut und uneingeschränkt nehmen.
erbauen und weiten. Meine Werke sollen Nahrung
für die Seele sein.“                                                     So sind auch die Objekte, die ich schaffe, einfach da, sie drängen
                                                                         sich nicht auf. Sie existieren und warten, um jemanden, der offen
Dieser Anspruch zeigt sich im Dialog und in der Farbkraft der ­ ilder,
                                                              B          für sie ist, zu erfüllen. Das sichtbare Werk ist eine Botschaft, eine
in denen der Mensch, das Tier und die Natur jeweils ihre eigene          Dokumentation, eine Erkenntnis, eine Klage, eine Vision oder ein
Bedeutung haben. Ich lebe und erlebe, meine Werke sind erfüllt           Wunsch, gewachsen mit der Reife meines Geistes und meinen
mit Leidenschaft, sie ist das Geheimnis meines Agierens. Es ist das      E
                                                                         ­ rfahrungen.
Innere, das sich durch mein Medium transformiert und sich als Bild       Voraussetzung für mein Tun ist ein gebündelter innerer Wille nach
offenbart. Ein Seelenbild, das auf einmal greifbar zur Materie wird.     einem neuen Fenster mit überraschender Aussicht. Wichtig sind
                                                                         dazu Ausdauer, Fleiß, Disziplin und die Selbstmotivation, die mich
Jedes Bild ist somit ein Loch in der Realität. Ich durch­                auf meinem dann oft körperlich mühevollen Weg begleiten.
schreite diese Löcher oder Öffnungen und erfahre dadurch neue            Aus mir heraus tue ich mir Entsprechendes und auf diese Weise
Lebensräume, in denen ich mich frei bewegen darf. Durch die              gestalte ich, gedacht für mich und für die Menschen um mich – und
Krea­ivität ist es möglich, unseren oft engen physischen Lebens­
     t                                                                   ich erlebe Höhen und Tiefen des Menschseins. Diese Auseinander­
raum für jeden Einzelnen zu weiten.                                      setzung mit mir und den Menschen lässt mich erfahren und lernen.
Nicht zu vorschnell soll man diese erst unbekannten Freiräume ab­        Wenn aber die Entgegnung, nach der ich suche, nicht kommt, lässt
lehnen und sagen: „Ich verstehe nichts von Kunst.“ Malerei, Dich­        mich das die Einsamkeit wieder und wieder spüren.
tung, Musik und die mimischen Künste wie Schauspiel und Tanz             Auch das Schweigen habe ich gelernt – man muss auch belassen
muss man nicht unbedingt verstehen, es bietet sich an, sie zuzu­         können, was in seiner Harmonie einzigartig ist. Aber besuchen will
lassen, um sie zu erleben, zu fühlen, sich an ihnen zu erfreuen.         ich es in seiner Schönheit wieder und wieder, um zu finden, was ich
Schön ist, wenn man sich offen hingibt, nicht mit einem Vorurteil        begehre. Diese Sehnsucht des geistigen Suchens, das ­ ründen
                                                                                                                                    G
agiert, die fremden Dinge für sich erfährt. Dabei soll man sich nicht    einer Erfahrung, das Resignieren am Wissen, das Hoffen und Glau­
krampfhaft gefangen fühlen, denn dafür ist die Kunst nicht gedacht.      ben, eingebettet in Liebe ...

                                                                         ... beginnen muss und will ich immerzu ...
Die Zeichnung, eine Linie beginnt von der Landschaft zu erzählen.

     Mein Versuch zum bildhaften Dialog mit Dir
     „Sich ein Bild machen“

     Ich habe meine Mitmenschen eingeladen, mir Texte, Stichwörter,
     Briefe, Botschaften, Gedichte, Klagen und Visionen zu senden. Ich
     antwortete auf die zugesandten Texte mit je einem gezeichneten
     Bild.
     Mit diesem Experiment versuchte ich, eine Ebene des bildhaften
     Dialoges zu schaffen. Menschen, die sich textlich mitteilten,
     f
     ­anden ein Zeichen oder eine gezeichnete Antwort.

     Die Bilder sind Zeugnis dieser Bedürfnisse. Dann, als Bildbe­
     trachter erlebt der Einzelne persönlich das Geheimnis seines
     Bildes dadurch, dass er es durch seinen Text und sein Thema
     initiiert hat. Die Möglichkeit der Annäherung vom Text zum Bild
     öffnet die Sichtweise des Suchens und einen neuen Raum des
     Selbstseins.
     Kunst ist nicht isoliert, sondern entsteht aus dem Zusammen­
     wirken von kreativen Kräften, dem Intellekt der Menschen aus der
30




     Situation sowie aus Raum und Zeit heraus.
grafische Arbeiten, 1996
               76 x 54 cm
Bleistift auf Büttenpapier
„Webung“ 1996
     76 x 54 cm
32




     Büttenpapier, Wachs
„Leben“ 1996
  76 x 54 cm
 Büttenpapier
„Warten“



     „Sein“



     „Wille“




     „zeitlos“



     „Zeit“



     „Dialog“

     1996
     76 x 54 cm
     Bleistift, Buntstift, Wachs
     auf Büttenpapier
34
„Beziehung“ 1996
               76 x 54 cm
Bleistift auf Büttenpapier
„bindend“ 1996               „Ängste und Sorgen sind die Faktoren, wie wir mit den Ressourcen
36




     76 x 54 cm                   der Natur, von der wir selber ein Teil sind, umgehen.“ 1996
     Bleistift auf Büttenpapier   76 x 54 cm
                                  Bleistift auf Büttenpapier
„Erdkleid“ 1996              „mehr gegenseitiger Respekt und weniger Ich“ 1996
76 x 54 cm                   76 x 54 cm
Bleistift auf Büttenpapier   Bleistift auf Büttenpapier
„Brief“ 1996
     76 x 54 cm
     Bleistift und Wachs auf Büttenpapier

     Das Bild darunter zeigt
     die Rückseite dieses Blattes.



     „Das Geben“ 1991
     Tischskulptur
     Höhe 82 cm
     Bronzeguss-Unikat

     In dieser Gegenüberstellung sind interessante Zusammen-
     hänge und gleiche Ursprünge der grafischen Arbeit sowie
     meiner bildhauer­schen Werke zu finden. Die Zeichnung
                        i
     wächst in die dritte Dimension hinein.
38
„Sehnsucht“ 1996
          76 x 54 cm
Bleistift und Wachs
   auf Büttenpapier
Illustrationen „Hiob“ 1996
     für das Buch
     „Job and the Mystery of Suffering“
     von Richard Rohr
     Crossroad Book, New York
     25 x 20 cm
     Tuschestiftzeichnung




     „Beziehung“ 1996
     25 x 25 cm
     Bleistift und Acryl auf Büttenpapier



     „Mutter“ 1996
     25 x 25 cm
     Bleistift und Acryl auf Büttenpapier
40
„Familie“ 1996
          76 x 54 cm
Bleistift und Wachs
   auf Büttenpapier
„Ausrichtung“ 1996                     „Aussaat“ 1996
42




     76 x 54 cm                             76 x 54 cm
     Bleistift und Wachs auf Büttenpapier   Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
„Lebensspiel“ 1996
76 x 54 cm
Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
„Beobachten“ 1996
     Ein umgrenzter Raum mit
     einem Zaun aus Augen schützt.
     76 x 54 cm
     Bleistift auf Büttenpapier



     „Erdenmutter“ 1996
     76 x 54 cm
     Bleistift und Zitronensaft
     auf Büttenpapier




     „Kater“ 1996
     76 x 54 cm
     Bleistift und Zitronensaft
     auf Büttenpapier



     „Gruppe“ 1996
     76 x 54 cm
     Bleistift und Zitronensaft
     auf Büttenpapier
44
„Frau im Kreuzweg“ 1996
                 76 x 54 cm
       Bleistift und Wachs
          auf Büttenpapier
„Kalenderblätter“ 1996
     76 x 54 cm
     Bleistift, eingebranntes Wachs, Buntstift, Acryl
46
„Wesen“ 1996
76 x 54 cm
Bleistift und Buntstift auf Büttenpapier
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Spur Erzählung Öffnung Botschaft
Ebenen Sicht Durchdringung still
Schichtung Projektion Entfernung
Auge Suche addieren Klebeband
Transparenz gerastert Plan Gitter
Flechtwerk Differenz Brief dicht
Schnitt ich Sehnsucht Weg Loch
Gesicht Struktur Häufung Vision
Silhouette Zeit Landschaft Tattoo
Kontur Stift Konstruktion Abbild
Schatten Foto Wunsch Spiegelung
„Opa Vater“ 1982
     Karikatur meines Großvaters, unseres Volksschuldirektors
     Höhe 38 cm
     Zirbe

     Zu Beginn meiner Fachschulzeit und während meines ­ tudiums
                                                              S           Erst als das freie ­ rbeiten möglich war, ­ onnte ich mich entwickeln
                                                                                             A                      k
     entstanden Schnitzereien wie Charakterstudien, Statuetten, ­ asken
                                                                M         und es begann mir das ­ chnitzen Freude zu ­­
                                                                                                    S                    machen. In den ersten
     und Weihnachtskrippen. Bei den Figuren waren mir ­ eniger die
                                                            w             Ferien der Fachschulzeit durfte ich als ­ raktikantin bei Bildhauer
                                                                                                                      P
     D
     ­ etails, sondern die Komposition, die Bewegung und den ­ harakter
                                                              C           Romed Speckbacher sen. in Thaur das ­ chnitzen weiterüben. Um
                                                                                                                      S
     ein­ u­angen wichtig. Und immer sollte ihnen eine ­ eitere Grund­
         z f                                              h               mein Taschengeld aufzubessern, habe ich auch in Zusammen­
     stimmung eigen sein. Durch unseren Fachlehrer, Bildhauer Josef       arbeit mit ­ nderen Tischlerwerkstätten Wand­äfelungen ent­ orfen
                                                                                     a                                    t              w
     Zeisler, für mich einer der virtuosesten Holzschnitzer überhaupt,    und gleichfalls geschnitzt. All meinen Lehrern aus dieser Zeit
     habe ich die Freude am Schnitzen entdeckt. Ihm beim Vor­ chnitzen
                                                              s           möchte ich an dieser Stelle danken. Sie waren nicht nur ­ ährend
                                                                                                                                       w
     zuzusehen, war uns immer ein besonderes Vergnügen. Wie oft           der Schulzeit für mich da, ich konnte und durfte mich ebenso in
     hätte ich ihm das Schnitzeisen aus der Hand nehmen ­ ollen, um
                                                             w            den Ferien und nach der Schulzeit immer wieder mit Fragen an sie
     an seinem handwerklichen Zauber teilzuhaben. Das ­ opieren von
                                                           K              wenden. Aus dieser für mich so schönen und wichtigen Erfahrung
     Figuren, im Lehrplan eben vorgesehen, hat mich nie ­ onderlich
                                                             s            heraus sollte auch meine Werkstatt für die Schüler/-innen der HTL
     i
     ­nteressiert. Mir fehlte einfach die Disziplin, mit dem Meter­ tab
                                                                   s      eine Plattform zum Schnuppern für die Praxis sein. Und so finden
     F
     ­ ormen genau zu übertragen und nachzuahmen. Die ersten              sich oft den Sommer über Praktikant(inn)en bei mir im Atelier.
     Schnitzstücke sind dann auch entsprechend schlecht ausgefallen.
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„Heiliger Geist“ 1986   „Erntedank“ 1989
     Breite 60 cm            Itter
     Zirbelkiefer            Höhe ca. 60 cm
     lasierend weiß bemalt   Linde, Kirsche und Mahagoni

                             Holzrelief mit lebensgroßen Figuren für das Foyer eines Unternehmens zum Vertrieb von biologisch ange-
                             bauten Nahrungsmitteln. Das Relief soll eine ideelle Brücke zum Thema gesunde Ernährung darstellen.
                             Was wir essen, liegt in unserer Verantwortung. In diesem Sinn erzählt das Relief von einem Gebet vor der
                             Arbeit. Danach folgt die Aussaat im linken Teil, wo die Blüten am Reliefrand den Beginn des Wachstums
                             erklären. Brückenartig reichen die zwei großen Holzteile ineinander. Die Blüten wandeln sich zu Früchten,
                             die von ­ iner Frau geerntet werden. Das Thema wird durch die dankende Gestalt, mit dem Gebet nach der
                                     e
                             Arbeit und der Besinnung über die Ernte, abgerundet. Dieses sehr große Holzwerk ist in Zusammenarbeit
                             mit meinem Bildhauerfreund Wolfgang Falkner in seinem Atelier in Axams entstanden.



                             „Der Sturm auf dem See“ 1984
                             Höhe 68 cm
                             Zirbenholz, lasierend bemalt

                             Diese Auftragsarbeit entstand während meiner Akademiezeit. Das gewünschte religiöse Thema wurde
                             g
                             ­ emeinsam mit meinem Auftraggeber erstellt. In dieser Holzskulptur formte ich allegorisch die menschliche
                             Angst und das Vertrauen zu Gott in dieser so unruhig bedrohlichen Situation. Die Schnitzerei erzählt in
                             fi
                             ­ guraler Gestik die Geschichte des Sturms auf dem See Genezareth. Nach meiner Fachschulzeit war es für
                             mich eine große Herausforderung, solche für mich schwierigen Arbeiten zu konzipieren und sie dann auch
52




                             allein und frei umzusetzen. Was einmal geschnitten ist, kann nicht mehr verrückt werden. Bei der einmal in
                             Holz gehauenen formalen Dynamik gibt es keinen Weg mehr zurück. Man muss ein starkes Selbstbewusst-
                             sein trainieren, bevor man es wagt, sich in einen Klotz Holz hineinzuarbeiten.
Kapellenausgestaltung des Katholischen
     Akademikerhauses „aki“ in Zürich, 1993

     Die Gesamtgestaltung der Kapelle hält sich ruhig und schlicht,
     sie soll die Meditation unterstützen. Die Priesterstühle sind
     mitgestaltet, um sie in das Gesamtkonzept ­ armonisch ein-
                                                  h
     binden zu können. Der Tisch des Wortes, der Ambo, zeigt
     rundum im Relief als Thema den Stamm Jesse. An seiner
     Oberseite, auf der das Heilige Buch liegt, sind die Pfingst-
     flammen als Symbol für die geistige Er­ enntnis dargestellt.
                                              k
     Meine sinnbildlichen Hackstöcke des Lebens, unperfekt
     Menschliches darstellend, bilden ein Auflager für die glatte
     dreieckige Altarplatte der Dreifaltigkeit und sind deshalb
     t
     ­ragender Teil für den Tisch der Gemeinschaft ­ wischen
                                                         z
     L
     ­ eben und Geist.
54
Kapellenausgestaltung des Katholischen Akademikerhauses „aki“ in Zürich, 1993
     Lindenholz gesägt, geschnitzt und geschliffen, transparent bemalt und mit Zinneinlegeteilen.

     Die Oberfläche des Tabernakels wölbt sich wie eine Landschaft, unter der sich das Geheimnis unseres
     Glaubens verbirgt. Innen wechselt das Material zu Stahl und wird zum sicheren Behältnis für das Ziborium.
     Die aufgerissenen Linien der Schnitzerei, erzeugt durch die Anwendung von Sägen, glätten sich dann durch
     weitere Arbeitstechniken wieder sanft. Die weiße Lasur lässt den hölzernen Ausdruck zurückweichen. Die
     Zinneingüsse in der Holzoberfläche, Sinnbilder der Wundmale Christi, wirken wie eingewachsene Insignien.
     Oben bildet sich diese Metallzeichnung zu einer Dornenkrone, unten und in der Mitte sind die Stigmata an
     den Händen und das Wundmal an der Seite des Rumpfes erklärt. Zwei Balken verschränken sich bergend
     über dieser Landschaft des Tabernakels. Beim Öffnen begegnen sie dem Gläubigen und greifen umarmend
     nach ihm, nehmen ihn auf.
56
Triumphkreuz in der Pfarrkirche St. Phillippus, 1989
     München
     Höhe ca. 230 cm
     Bronzeguss, Unikat gegossen in verlorener Form

     Ein Christuskörper hat den Tod überwunden und
     durchschreitet sinnbildlich die Grabmauern.



     „Unser tägliches Brot“ 1989
     Bronzeguss Unikat
     Höhe 30 cm

     Das Kreuz, unser religiöses Symbol und Werkzeug
     für den Alltag, bewusst aus einem Plastikbesteck
     ge­ertigt, wurde im Wachsausschmelzverfahren in
        f
     Bronze gegossen.



     Malskizzen eines Gekreuzigten auf Papier
     Entwurfsarbeiten für das Wegkreuz in Innsbruck-Arzl
     1984
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 Art    Patricia Karg
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Art Patricia Karg

  • 1.
  • 2. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2010 Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck Umschlaggestaltung: Patricia Karg, Thaur, www.karg-patricia.com Layout und digitale Gestaltung: Sabine Penz, Wien Fotografie: Gerda Eichholzer, Innsbruck, München, www.gerdaeichholzer.com; Peter Jenni, Zürich Privatfotos: Reinke Weber, Innsbruck; Herbert Gyss, Innsbruck; Monika Wittib, Innsbruck; Patricia Karg, Thaur; u. w. Bildbearbeitung: Simona Obholzer, Wien Digitale Aufbereitung und Archivierung des jahrzehntealten Fotomaterials: Andreas Usel, Innsbruck Lektorat: Tyrolia Verlag, Innsbruck Druck: Alpina Druck, Innsbruck Bindung: Conzella, München © 2010 Tirol Werbung GmbH, Innsbruck 2 ISBN 978-3-7022-2788-3 E-Mail: buchverlag@tyrolia.at Internet: www.tyrolia-verlag.at
  • 3.
  • 4. 4
  • 5. k a r g p a t r i c i a a u s a p e r n Bildhauerei M a l e r e i G r a f i k
  • 6. 6
  • 7. geschaffen INHALT angeordnet als Entwicklung Verwandtschaften und Prozessabfolge mir ein Anliegen 9 Vorwort beobachtend kommentiert 10 Gästetexte ausapern 20 Patricia Karg erzählt steht zu einer Verwendung bereit 21 ein leeres Blatt umdenken 23 der kreative Prozess zeichnend berichten 30 Grafik abfolgend werkvoll 50 Bildhauerei abformen 64 Gips Farbe modellieren 70 Terralitho wachsen 106 Säule hineinfließen, begehen 122 Raum rundum erleben 132 Platz vollenden 139 Kugel kreisen 144 Scheibe sich wölben 146 Schale veredeln 148 Bronze öffnen und verzweigen 170 Blech beflügeln 175 Vielfalt durchleuchtet, geschichtet und gefügt 176 Glas gekleidet 190 Fassade um uns 204 Umraum erleben in Farbe 232 Gemälde prägnant 332 Plakat gelb, orange, rot, blau, grün 334 Impressionen lebhaft 340 Biografie eingebunden 341 Mitgliedschaften exponieren 342 Ausstellungen auflisten 344 Werkverzeichnis thematisieren und suchen 348 Stichwortverzeichnis und in Buchform gebracht 350 Layoutkonzept einzutragen 352 Sammlerblatt dankbar unterstützt 354 Sponsoren
  • 8. 8
  • 9. Allen meinen Gönnern UND GÖNNERINNEN ist dieses Buch gewidmet. Durch ihr Vertrauen konnte vieles verwirklicht werden. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen meine Dankbarkeit und Freude an meiner Arbeit mitteilen und Sie ganz herzlich in meine Werkstatt einladen. Bildhauerin und Malerin bin ich geworden – und schon seit meiner Kindheit kann ich mich dieser Aufgabe nicht mehr entziehen. Dieses Buch ist ein Werk für sich. Eine Ordnung ist weder nach Sparten oder Techniken noch nach vollständiger Archivierung an- gestrebt. Jede Doppelseite soll in ihrer eigenen Weise einladen. Im Buch sind meine Gedanken um das Entstehen der Arbeiten ebenso wie persönliche Erzählungen und eine Vielfalt an Werken gesammelt. Die leeren Seiten in diesem Buch sollen Sie einladen, Ihren Gedanken Raum zu geben. Sie sollen zu Ihrer Verwendung stehen, für Ihre Notizen, für Ihre Widmungen, für Ihr eigenes Kunstwerk.
  • 10. Prof. Norbert Siegfried Amerstorfer Ing. Lothar Bitschnau Maler, Grafiker und Schriftsteller Unternehmer und Erfinder Hall in Tirol im Sommer 1990 Nenzing im August 2010 Für Patricia Karg strömt Bild, Akt und Skulptur aus Als Kinder spielten wir, einer ergiebigen Quelle aus Geist, Dynamik und arbeiteten, unbemerkt und oft ohne Anerkennung. einer sehr empfindsamen Seele. Dabei steht sie fest und unerschütterlich in der Realität des bild- Aufmerksam, konzentriert, haft natürlichen Ausdrucks. voller Motivation und Energie Gottlob – ohne Allüren. schufen wir Werke und glückliches Leben – Teil der Erinnerung. Die Spannung aus Neugier und Sehnsucht lief unserem Schöpfen voraus und zog uns Spur in junge Welten. Patricia spielt noch immer, im kleinen Kreise Auserwählter, die es nicht lassen können, Körperseelen Form zu geben und Farbenwesen einzukleiden ... unseren Augen Glanz zu schenken. ... und wir, wir atmen tiefstes Glück, ihr Werk zu kennen. 10
  • 11. Brief: Dietmar Hosp Engelbert Gitterle Galerist Bildhauer Nassereith/Tirol im Oktober 1992 Urgen im Oktober 1992 Durch die Empfehlung eines Bekannten, Univ.-Prof. Dr. Werner Lin- Lieber Dietmar, Urgen, 12.10.1992 dinger, lernte ich die Künstlerin Patricia Karg im Jahr 1992 ­ ennen. k Wir trafen uns in Nassereith und saßen einige „Nachtstunden“ vor ich habe gestern die Galerie kurz nach dem Vortrag von ­ atricia Karg P dem flackernden Feuer unseres Außenkamins hinter unserem verlassen. Ich wollte mich keinen Gesprächen mehr ­ ussetzen. Ich a Haus. Nach einigen Gläsern Wein entstand eine äußerst angeregte, war sehr berührt von der Ausstrahlung dieser großen, gescheiten, p ­ ositive und offene Unterhaltung, und wir beschlossen, eine Aus- äußerst positiven, ja wirklich genialen Frau, von ihrer Arbeitskraft, stellung mit neuen Bildern, Skulpturen und Grafiken der Künstlerin ihren Lebensanschauungen! zu organisieren und im Oktober desselben Jahres zu präsentieren. Ich sehe in ihr derzeit die größte Begabung in Tirol. Freilich, das Salz des Lebens hat sie noch nicht gekostet. Seien wir darüber Die Ausstellung verlief sehr erfolgreich, obwohl die Künstlerin im froh. An ihr bewundere ich vor allem, was mir seit je abgegangen Tiroler Oberland mehr oder weniger noch unbekannt war. So heißt ist – ihr Selbstbewusstsein, das aber äußerst sympathisch, nie ver- es im Text einer Oberländer Lokalzeitung als Schlusssatz: „So ist klemmt, hemmungslos oder arrogant wirkt. Ich freue mich, dass es dem Galeristen Dietmar Hosp wieder einmal gelungen, Werke der Schöpfer immer wieder solche „Mozarte“ hervorbringt. einer jungen Künstlerin der breiten Öffentlichkeit vorzustellen!“ Dir gratuliere ich herzlich, freue mich auch über Deinen Erfolg und Am letzten Tag der Ausstellung lud Patricia Karg zu einem Vor- grüße Dich und Deine liebe Frau! trag in unserer Galerie ein und berichtete in überzeugender Weise Engl Gitterle über ihre künstlerische Tätigkeit. Der Oberländer Künstler Engelbert Gitterle verließ, ohne sich zu Patricia Karg gehört inzwischen zu den führenden Künstlerpersön- verabschieden, kurz nach dem Ende des Vortrages die Galerie. lichkeiten Tirols und ihr Schaffen ist längst auch über die Grenzen Nach zwei Tagen bekam ich folgenden Brief: unseres Landes hinaus geschätzt und anerkannt!
  • 12. Dr. Reinhold Stecher Altbischof Rum im Dezember 2005 Wenn ich das Werk Patricia Kargs betrachte, möchte ich nicht so tun, als wäre ich ein Kunstexperte. Ich bin es nicht. Ich vermag nicht, mit treffenden Worten kunstgeschichtliche Be­ züge und geistvolle Hintergründe aufzudecken. Dazu fehlt mir das Fachwissen. Ich muss die Dinge mit der Naivität des schlichten Betrachters und einem gewissen seelsorgerlichen Gespür ins Auge fassen. Und von daher weiß ich, dass unsere wohlorganisierte, technisch perfekte und mit tausend Wortfetzen vernetzte und trotzdem z ­ iemlich anonyme und vermasste Welt Gegengewichte braucht. Eine dieser Gegengewichte ist jene Art von Kunst, die uns ver­ stehend anspricht und ermunternd grüßt (es gibt ja auch Formen, die nur verstörend belasten und Abgrund, Düsterheit, Ausweg­ losigkeit und Ekel präsentieren). Das Werk Patricia Kargs grüßt mit Farben, Formen und Ideen den Menschen in der Welt von heute und macht damit das Leben ein wenig humaner, ohne das Schwere des Daseins wegzuschönen. Und im Bereich moderner religiöser Kunst gehört sie zu jenen, die die Brücke zu den Menschen zu schlagen verstehen. In der kirch­ lichen Kunst ist diese Fähigkeit ja immer besonders gefordert, weil Kirchenbesucher nicht einfach mit jenen identisch sind, die sach­ kundig durch Galerien wandern. Jedes Mal, wenn ich den Brunnen in der Eingangshalle unserer Privatklinik in Hochrum sehe, mit der kreisenden Kugel in den farbigen Bögen, geht ein Hauch von tröstlichem Leben durch das Krankenhausfoyer, eine ferne Erinnerung an jenen Regenbogen, den Noah nach der Sintflut als Zeichen des Bundes über dieser 12 belasteten Welt gesehen hat. So ergreife ich gerne die Gelegen­ heit, hier für diese Kunst zu danken.
  • 13. Dipl.-Ing. Norbert Heltschl Architekt Imst im Oktober 2006 Es war gerade noch rechtzeitig, als meine architektonischen A ­ ktivitäten durch den Auftrag zur Umgestaltung des inzwischen 50 Jahre alten Tivolibades herausgefordert wurden. Ich habe unter der Bedingung angenommen, dass das Gesamt­ So wenig man KUNST in Worte fassen kann, so sehr beeindruckt kunstwerk (BAUHAUS) als Klassische Moderne im Zusammen­ mich das Bekenntnis von Patricia Karg: wirken mit Künstlern gestaltet werden kann. Dies geschah schon mit hervorragenden Künstlerinnen und Künstlern beim Neubau, „Durch meine Arbeit möchte ich den GEIST der Menschen er­ auen b die dann auch konsequent dieses mein Vorhaben im Sinne des und weiten. Meine Werke sollen Nahrung für die SEELE sein.“ Gesamtkunstwerkes realisiert haben. Das künstlerische Wirken von Patricia Karg als Malerin, Bild­ auerin h Die Kunst unserer Zeit muss MODERNE, von uns geschaffene und Grafikerin war mir aus Katalogen, Ausstellungen und durch Formen widerspiegeln, die unserem Anspruch, unseren Inten­ A ­ rbeiten im öffentlichen Raum bekannt. Patricia Karg schien für tionen entsprechen und diese veranschaulichen. Es gilt nicht nur mich aufgrund ihrer allseits geschätzten und gelobten Gestaltungen zu erkennen, sondern es gilt zu erfühlen. Die bloße Übernahme für die Zusammenarbeit hoch qualifiziert und geradezu ­ rädestiniert p des Sichtbaren kann nicht die Herausforderung sein. Der Inhalt zu sein. Die Vielfalt ihrer künstlerischen Zeugnisse ebenso wie ihr erschließt sich nur durch die Auseinandersetzung mit dem hoch experimentelles Werk sind Bestätigung für ihren ­ irtuosen Umgang v qualifizierten künstlerischen Werk. mit Farben und Formen. Gerade das ­ xperiment ist – in all seinen E Erscheinungsformen – das eigentliche Freiwerden geistiger Mög­ Zum Schluss noch eine Bemerkung betreffend meiner Liebe zum lichkeiten aus den Klammern eines einseitigen, letztlich primitiven grafischen Werk von Patricia Karg. Intellektualismus. Anlass sind die hervorragenden Bleistiftzeichnungen aus dem Jahr 1993, die Patricia Karg mit folgenden Worten unterstreicht: Mit künstlerischen Erfahrungen solchen Ursprungs konnte sodann „Einen Strich zu ziehen bedeutet, einen Gedanken haben, eine auch völlig frei und unbeschwert ein Gestaltungskonzept ent­ ickelt w Vorstellung zu haben und diesen zu folgen ... Es gibt nur eine werden. S ­ ache, die edel ist und unserem Wirken zugrunde liegt, das ist die Zeichnung.“ Und am Ende dann das überzeugende Resultat: Patricia Karg hat Und diese ihre Erkenntnis sollte auch für die ARCHITEKTUR die Farbe gekonnt in das Erscheinungsbild der Architektur ­ntegriert. i g ­ elten, welche sich vom Gigantismus zum Minimalismus bewegen Sie hat durch die relativ neutrale, aber sehr bewusst gesetzte Farb­ e­ g möge. bung eine über zeitgeistige Tendenzen hinaus­eichende Lang­­ r lebig­ Ich jedenfalls freue mich auf den Kunstkatalog und bin natürlich keit erreicht – weder Zeitgeist noch Zeitentwicklung noch kurz­ristige f schon gespannt auf die entsprechende Würdigung der hoch Mode­ rscheinungen können diese Form der Eigen­ tändigkeit, e s q ­ ualifizierten künstlerischen Zeugnisse von Patricia Karg. Denn ­ iesen ganz persönlichen Zugang, gefährden. So ge­ ehen war für d s es ist eine Liebeserklärung an die Schönheit. mich die Erfüllung eines Gesamtkunstwerkes ge­ eben. g
  • 14. Robert Schneider Schriftsteller Götzis im Januar 2006 Die Farbe des Fühlens – eine Note zu Patricia Kargs Arbeiten Mit beharrlicher Regelmäßigkeit verstößt die Malerin und Bild­ bisher unbekannten Künstlers 2.000 Euro kostete und in drei hauerin Patricia Karg gegen den feuilletonistischen Kanon der J ­ ahren plötzlich 200.000 Euro kostet, muss an dem Bild wie an zeitgenössischen Kunst. Indem sie dem allgemein verbindlichen, dem Künstler schon was dran sein ... strukturell-reduktiven Konzept von Kunst eine geradezu explo­ dierende Fülle an nicht kongruenten Farben und Formen ent­ Patricia Karg ist eine Künstlerin, die sich um den theoretischen gegenhält, wird sie zu einem „Fall“ in der österreichischen Ge­ Diskurs wenig schert, weil dieser Diskurs dem Kunstschaffenden genwartskunst. Ihre Arbeiten erregen ebenso viel Bewunderung an und für sich fremd ist. Sie kommt mit diesem Diskurs – und den wie sie Ärgernis und Kopfschütteln provozieren. Kargs Werk ist Verletzungen wie den Freuden, die daraus resultieren – immer nur von einer derart wuchtigen, exaltierten Buntheit, dass es manch dann in Berührung, wenn das Bild gemalt, die Skulptur gegossen einem Sachverständigen den Atem verschlägt. Da wird schnell ist und sich also auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten behaupten soll. eine Schublade aufgetan, und auf der Schublade steht mit kalli­ Den Schaffensprozess selbst tangiert das wenig. Emil Nolde soll graphischer Schrift: Emotion ist gleich Irrationalität. einmal gesagt haben, das Entwürdigendste sei ihm stets gewe- sen, ein Aquarell erklären zu müssen, um dafür einen günstigen Der Kunst das Fühlen zu verbieten heißt aber, die Kunst überhaupt Preis zu erzielen. Und darin liegt eine sehr tiefe, schmerzliche Er- abschaffen. Das ist der theoretische Kunst- und Architekturdiskurs kenntnis. Die Kunst unserer Zeit scheint ihrem ureigenen Medium der letzten sechzig Jahre. Indem man glaubt, die Kunst von der nicht mehr zu vertrauen – nämlich der Wortlosigkeit. Sie bedarf Emotion abspalten zu können – Emotivität führt angeblich in die offensichtlich der Adelung durch das Wort. Sie braucht die Krücke Barbarei –, hofft man eine Kontrollinstanz gegen alles Bedrohliche eines theoretischen Unterbaus. Viele Geister müssen zuerst über und Angstmachende zu haben. Aber Gefühle sind nicht linear, das Kunstwerk reden, ehe es etwas gilt. Es muss durch die ­ edien M von sachlicher und struktureller Transparenz. Ganz im Gegen­ gegangen sein, in provozierender oder nicht provozierender Weise, teil! Gefühle erzeugen – sofern man von theoretischen Konzep­ wie auch immer. Dann erst ist der Künstler etwas wert. ten verstellt ist – zuallererst Unbehagen. Nirgendwo sonst wird in unserem Alltagsleben so verhohlen emotional gestritten wie über In diesem Sinn ist Patricia Kargs Kunst nichts wert, behält ­ ämlich n Kunst. Freilich immer unter dem Deckmantel einer Autorität, die bei ihre Unschuld und bleibt unverdorben. Und es ist dieser unge- genauerem Hinsehen und Nachfragen ihre ästhetischen und ge­ stümen Künstlerin nur zu wünschen, dass ihr all der unerschöpf- sellschaftlichen Prämissen nicht erklären kann, geschweige denn liche Reichtum an Farben und Formen erhalten bleibt. Der eben will. Das wäre dann wie mit dem Märchen von dem Kaiser und sei­ erwähnte Emil Nolde soll auch gesagt haben, dass, als gewisse nen neuen Kleidern. Kunst kann nicht gemessen, ge­ ogen oder w Kreise seine Aquarelle plötzlich zu sammeln anfingen, er unter irgendwie berechnet werden. Niemand kann empirisch beweisen, g ­ roßer Irritation gelitten habe. Ein Leben lang habe er gegen den 14 was gute Kunst ist oder eben schlechte. Geadelt wird Kunst im Geschmack der Zeit gemalt und nun werde er plötzlich Geschmack schamlosesten Fall durch den Kunstmarkt. Wenn das Bild eines der Zeit. Da könne etwas nicht mehr stimmen an seiner Arbeit.
  • 15. Mag. Dipl.-Ing. Thomas Häusle Direktor der Kunsthalle Wien Präsident des Vorarlberger Kunstvereines Dornbirn im Februar 2006 Patricia Karg wünscht sich, Menschen durch ihr Werk zu beseelen. „Kunst soll man nicht verstehen, sondern erleben und fühlen“, Dieser Mission folgend ist ihr ein besonderes Kunststück gelungen. meint Patricia Karg. Das ist der Pfad der Annäherung. Der helfende Ein Kunststück höherer Ordnung gleichsam. Sie beseelt einerseits Faden ist die Leidenschaft, die Lust und die Emotionalität. Darin eine stets wachsende interessierte Gemeinde aus Kunstliebha- allein vereinen sich Material, Farbe, Form und Mensch zum Werk. bern mit ihren Werken, sie beseelt jeden, der mit ihr in Kontakt tritt Das Positive wird uns dabei nicht vorgetäuscht – es wird uns vor- persönlich und sie beseelt sich selbst, indem sie sie sich in ihrem gelebt, vorgemacht. Die Harmonie und Kraft der Farben stellt sich Schaffen immer aufs Neue findet und manifestiert. Authentizität bewusst und siegessicher in Konkurrenz zur Aggressivität der For- zwischen Mensch und Werk, stete Präsenz der Absicht und Kon- men und Materialien. gruenz zwischen emotionaler Absicht und künstlerischer Wirkung prägen das Werk und das Leben von Patricia Karg. Die Kunst der Patricia Karg fragt nicht und gibt keine ­ ntworten, A sie deutet nur und zeigt. Sie versucht voller Leidenschaft, es uns Die künstlerischen Mittel sind dabei auffallend vielfältig, denn einfach etwas angenehmer zu machen. Und weil es uns so schwer- das Talent sprengt jede feste Definition von Technik und Material. fällt, das anzunehmen, macht sie es aktiv und intensiv und des- Skulpturen, Bilder, Objekte, Zeichnungen, Installationen, Inszenie- halb wirkungsvoll und treffsicher. Emotionen sind alles, was ­ iese d rungen gefertigt auf Leinwand, Textil, Papier geschaffen aus Stein, Kunst ausdrücken will – Emotionen, Leidenschaft und Lust. Es Metall, Glas – nein, derart kommt man Patricia Karg und ihrer ist kein Streben darin zu finden, außer nach Harmonie. Es ist kein Kunst nicht näher, nicht an sie heran. Die Vielfältigkeit der Techni- Verständnis gefordert, außer dem gegenseitigen. Es sind keine ken und Materialien, der Interessen und Aktivitäten hilft uns nicht, Worte notwendig, sondern Gefühle. Es ist keine Reflexion gefragt, die Künstlerin zu verstehen, sie hilft uns lediglich, uns zu verirren in s ­ ondern Bereitschaft. Hier wirkt das Bedürfnis eines Menschen zu der Ratio möglicher Reflexionen, welche die Künstlerin möglicher- erfreuen, zu geben, zu erweitern und zu leben – zu beseelen eben. weise provoziert, keineswegs aber beabsichtigt.
  • 16. Mag. Ilse Abka-Prandstetter akademische Malerin Aldrans im März 2007 Wo liegt die Basis eines Künstlers? Liegt sie dort, wo das Spiel mit Farben und Formen zum Rausch Du stellst dich auf die Auftraggeber ein und versuchst sie in Deine wird? Oder dort, wo Farben und Formen zum Ausdrucksmittel Welt zu führen – das ist eine Deiner großen Stärken. Du agierst auf menschlicher Erlebnisintensität dienen? sie zugehend, bis auch die Erfordernisse des Raumes mit Deiner Für mich findet Kunst immer auf dem schmalen Grat statt, wo Ver­ Arbeit zu einer Einheit verschmelzen. stand und Emotionen einander begegnen. Beide singen wir das Lied der Farben, das zur Musik der Augen werden soll. Du hast die Frage in Deiner Arbeit immer wieder beantwortet – all Deine künstlerischen Aussagen stehen als ein Zeichen ­ eines D Und noch etwas: In einer Bildfigur sich zu drehen, von oben nach Kommunikationswillens. Du arbeitest, nicht um Dich zu be­riedigen, f unten, von rechts nach links, um ins Zentrum zu sehen, ist eine sondern um anderen (wie du selbst sagst) Freude zu machen. Wie deiner großartigen Bildfindungen. gerecht ist es doch, dass diese Freude auf den Erzeuger zurück­ Ja, das Zentrum zu sehen. – Ist die Welt nicht durchzogen von fließt! Ich genieße Deine offene, faszinierende Ausstrahlung. Wie Terror und Gewalt? Wie sehr braucht sie die Zeichen der Freude! aus ­ inem angefangenen Bild trittst Du aus Dir heraus und voll­ e Muss man sich nicht immer wieder fragen, ob es notwendig ist, endest Dich in Deinem Äußeren. dass die Kunst auf die dunklen Seiten der Welt den Finger hält und darin herumwühlt; ist doch die Tragik selbst durch kein Auf­ Wie war doch eine unserer ersten Begegnungen? Es war bei ­ inem e zeigen zu überbieten und deutlicher zu machen. Wettbewerb, der von der Jungen Industrie für Künstler gestartet wurde. Und nicht ganz ohne Dein Zutun hab ich damals einen Zeigt die Welt nicht offen ihre Wunden, wenn man spürt, Preis gemacht, obwohl Du ja selbst mit Deinen Zeichnungen ver­ wie sehr sie der Fröhlichkeit und Freude bedarf? treten warst. Damals wusste ich: Du bist neidlos. Wie selten kann Heilt man nicht auch Wunden eher mit Balsam? man das von Kollegen sagen ... Später sind wir uns dann immer wieder bei Wettbewerben begegnet, und jedes Mal lächelten wir Ich hoffe, dass wir in unserer Arbeit dieser Frage nachgehen werden. uns wissend zu – kennen wir doch beide das Spiel vom Glück und In Freundschaft, Ilse Zufall der Entscheidungen. Wie oft aber konntest Du Dich erfolg­ reich durchsetzen. 16
  • 17. Dr. Volkmar Käppl Baurat h. c. Prof. Hubert Prachensky Kunstsammler Architekt Wien im Juni 2007 Innsbruck im Herbst 2007 Mensch sein. Was ich bei den Kunstwerken von Patricia Karg empfinde. Für die Künstlerin Patricia Karg Mensch sein. Ausgeliefert sein. Dem Schicksal und der Umwelt. Der Dreiklang der Bildenden Künste Schmerzen ertragen, Zuwendung erfahren, Geborgenheit ­ e­ ießen. g n Architektur – Malerei – Bildhauerei Fragen stellen, Antworten hinterfragen, den Willen durchsetzen. ist ein wichtiger Teil der Weltkulturen. Scheitern und erneut versuchen. Erfahrungen ­ achen, lernen, Ent- m wicklungen durchleben. Es ist schön, dass wir dabei sein können. Leben. Existieren. Ziele setzen. Bewusst leben. Reflektieren. Miss- Herzlich erfolge verkraften und zornig sein. Meditieren. Erfolge feiern und Hubert Prachensky glücklich sein. An etwas glauben. Allein sein. Mit mir. Mit meiner Meinung. Zusammenarbeit suchen. Miteinander. Zusammensein erleben. Ineinander. Geistig und kör- perlich. All das ist für mich aus dem künstlerischen Werk von Patricia Karg herauslesbar. Es findet Ausdruck. In ihren Bildern und in ihren Skulpturen. Sie machen sichtbar und sie regen an. Zu Gedanken. Sie machen auch bewusst. Mensch zu sein.
  • 18. Prof. Dr. Andreas Kühne Historiker und Kunsthistoriker, Honorarprofessor an der Akademie der Bildenden Künste in München, Kunstkritiker (u. a. für die Süddeutsche Zeitung und die Antiquitäten Zeitung), Ausstellungskurator Christoph Sorger Metamorphosen der plastischen Form Autor und Übersetzer, Kunstjournalist, Anmerkungen zum Werk von Patricia Karg Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt Leipzig München im Juli 2007 Die Verwandlungen von Linien und organischen Gebilden, von Blütenblättern, Schriftformen und Tanzbewegungen waren es, die Künstler und Publikum um 1900 faszinierten. Werner Hofmann, einer der Theoretiker der Moderne, hat einmal als wichtiges Erbe dieser Zeit die Einsicht bezeichnet, dass alle Form Metamorpho- se ist. Seit er diese Feststellung traf, sind gut fünf Jahrzehnte ver- gangen, und manches, was damals Erbe schien, ist inzwischen aufgebraucht. Seitdem ist die Kunst in ihre „posthistorische P ­ eriode“ eingetreten und hat den Künstler aus dem Zwang ent- lassen, ­ iner „korrekten historischen Linie“ zu folgen. Patricia Karg e gehört einer Generation an, für die jene Freiheit bereits eine Selbst- verständlichkeit ist. Wenn irgendein Erbe für sie noch verbindlich ist, dann diese von Hofmann formulierte Erkenntnis. Angesichts ihres ­ lastischen Werkes, das sich seit rund zwei Jahrzehnten in p einer staunenswerten Variationsbreite entfaltet, drängt sich dieser Gedanke geradezu auf. Mit großer Unbefangenheit hat Patricia Karg ein plastisches R ­ epertoire entwickelt, das Mimetisches einschließt – vorzugs­ eise w Formen des menschlichen Körpers, der Tier- und der Pflanzen- welt – und in dem das abbildhaft Organische vielfältig variiert wird. Bis hin zum fantastisch Organoiden. Der reinen Stereometrie be­ gegnen wir in diesem Repertoire nur in selten angestrebten Grenz- bereichen. Patricia Karg folgt dabei keinem Kalkül. Ihre Gebilde sind keine ­ aterialisationen abstrakter Formzusammenhänge oder M i ­ntellektueller Konstrukte. Sie entstammen einem Wirklichkeits­ bereich zwischen reinem Sinneseindruck und reiner Kognition, den Henry Corbin als „imaginal“ bezeichnet hat. Einem Bereich, dessen Bilder an unsere Vorstellungskraft appellieren. Patricia Kargs Form- findungen berühren uns häufig durch ihren emotionalen, direkten 18 und unverstellten Ausdruck. Ähnlichkeitsbeziehungen zu Objekten der „realen“ Welt spielen dabei eine untergeordnete Rolle.
  • 19. Letztlich ist es der Prozess des Lebens selbst, der im mundus prozesse widerspiegeln. Bei der Betrachtung der vielen Arbeiten imaginalis bildhaft erfahren werden kann. Patricia Kargs Arbeiten Partricia Kargs in Kugelformen, in denen sich menschliche und leben alle auf die eine oder andere Weise von der Verbindung v ­ egetabilische Formen verschlingen, auseinander hervorgehen mit dieser Welt der inneren Bilder und ihrer Dynamik. Um ­ iesed oder ineinander übergehen, mag man an eine frühe griechische Dynamik in sicht- und tastbare Gegenständlichkeit zu übersetzen, Kosmogonie denken, die schon ein philosophisches Gedanken- bedient sie sich einer Vielzahl von unterschiedlichen formalen gebäude ist, aber in ihrer Bildhaftigkeit dem Mythos noch sehr M ­ itteln. Im Ergebnis entsteht „reine Kunst“, die für sich stehen nahe­ teht. Sie stammt von Empedokles (483/82-424/23 v. Chr.), s kann, oder „angewandte Kunst“, die in sakralen oder profanen, dem legendenumwobenen, griechischen Philosophen und maß- zumeist öffentlichen Räumen Akzente setzt. Holz, Bronze, Stahl, geblichen Begründer der Lehre von den vier Elementen. Empe- Marmor, Glas oder Kunststein dienen dabei als Material, und dokles hatte die Vision eines Universums, das im Wechsel von häufig tritt eine satte, sorgfältig abgestimmte Farbigkeit hinzu, die den beiden kosmischen Prinzipien Liebe (Philotes) und Streit bzw. Bewegung und Volumen energisch betont, aber auch zurück- Hass (Neikos) beherrscht wird. Die Liebe bewirkt, dass Feuer, Luft, nehmen und Massen ins nahezu Gewichtslose auflösen kann. Wasser und Erde sich miteinander verbinden, der Streit bedingt ihr Werden und Vergehen, Einssein und Loslösung, Glück, Schmerz Auseinanderfallen. Unter der uranfänglichen Herrschaft der ­ iebe L und Tod, Untergang und schwereloses, selbstvergessenes Spiel bildeten sie einen Sphairos, d. h. eine vollkommene, als göttlich ge- finden ­hren Ausdruck in Gebilden, die nicht nach stilistischem i dachte Kugel. Der wachsende Streit verursachte einen Wirbel und Purismus fragen, sondern als bildhafte Analogien der Meta­ damit ihre Separation, d. h. die Differenzierung der kosmischen morphosen des Lebens betrachtet werden können. Strukturen und Elemente. Wenn die Krise aber ihren Höhepunkt Formal strukturiert werden diese Plastiken von den beiden überschritten hatte und die Liebe sich wieder aus­ reitete und der b A ­ spekten, unter denen Entwicklungsprozesse überhaupt vor­ Streit sich zurückzog, „entstanden alsbald sterbliche ­ esen […]. W gestellt und erlebt werden können: von linear gerichteten Abläufen Und aus ihnen ergossen sich, wie sie sich so mischten, un­ ählige z oder zyklisch in Spiralen zu ihrem Ausgangspunkt zurück­ ehrende k Scharen sterblicher Geschöpfe, in tausenderlei Ge­ talten, ein s bzw. diesen umrundenden Bewegungen. In plastische Werte über- Wunder zu schauen“. Dieser Prozess wiederholt sich von Äon setzt heißt dies: in den Raum ragende, ausgreifende Strukturen zu Äon. Das Werden ist diesem Bild ebenso eingeschrieben oder runde Formen. Es gibt kaum eine Arbeit von Patricia Karg, wie das Zerfallen. Da unser Leben sich zwischen beiden Polen bei der nicht das eine oder andere dieser Momente dominieren b ­ ewegt, können uns Bilder und Objekte wie die von Patricia Karg, würde. Letztlich sind es archetypische Bilder, die hier durchschim- die ­ iesen Prozess veranschaulichen und damit bannen, immer d mern, Bilder, die sowohl mikro- als auch makrokosmische Lebens­ w ­ ieder aufs Neue berühren.
  • 20. Karg Patricia akademische Bildhauerin und Malerin ausapern soll mein erstes Buch heißen. (aprire <lat.>, öffnen, aufmachen, sichtbar machen, entblößen, Ein weiSSes Blatt Papier – Beginn für vieles. Der Liebes- aufdecken, zeigen, klarmachen, offenbaren, enthüllen; viam ­ prire a brief, der Plan für dein Haus, das zerknüllte Blatt am Boden, der – bahnen, eröffnen) Papier­ ieger, der deinen Übermut zeigt, das brennende Blatt fl mit der Faszination des Feuers. Erneuerung und Veränderung Wie eine zugeschneite Landschaft, sanft, ohne Kontur b ginnen mit diesem Blatt. ­ e­­ und ohne Profil glänzend, lädt diese zur Berührung ein. Fasziniert und mit etwas Respekt zieht unsere Neugier die erste Spur in das Mit jedem meiner Werke sitze ich vor dem perfekten Nichts, und unberührte Feld. Ein Zeichen der Zeit und des Seins wird damit ich lasse meine Leidenschaft ausapern. sichtbar. Ich beginne zu zeichnen, und die Hand übt sich darin, umzu­ etzen s Es ist der erste Strich am weißen Blatt Papier. und aufzuzeichnen, was dem Geist entspringt. Es ist die ausgeführte Bewegung deiner Hand, welche damit sicht- bar bleibt und einen Reiz für dein Auge darstellt. Vor dem weißen Ein Bild entsteht ... Die glatte Perfektion der weißen Lein- Blatt sitzt du, bei deinem ersten Aufsatz, alles ist möglich. Es gibt wand weicht meinem Wirken. Ich will die weiße Schneelandschaft dir die Voraussetzung für dein Ich, deine Vision, deine Klage, deine besitzen, ich tanze darauf und markiere sie. Der Wille zur Idee baut Erinnerung, du schreitest in dein Schneefeld. Die Zeichnung teilt das Bild. Die Farben bilden Kontinente. Linien benötige ich, um das Feld, vernetzt die Gedanken zu Geweben. einzufangen, was die Geschichte des Bildes ausmachen wird. Es wird aper. Die Landschaft wird erkennbar. Man spürt den Wenn mich Verliebtheit in meinem Handeln blind macht und ­ abeid C ­ harakter des Bodens. Die Linien am Blatt, die Spuren im Schnee zuviel geschehen lässt, erstarrt das Werk und stirbt. Das hingegen und die Falten auf deiner Haut sind Kundwerk von dir. p ­ erfekte Ende im Bild zu finden ist ein sehr einsamer Prozess. 20
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  • 23. Der kreative Prozess ebenso wie die Abfolge der Werke Der Bleistift erzählt den Gedanken, das Gefühl aber verlangt noch in diesem Buch ist eine Entwicklung, bei der das eine aus dem nach der Stimmung durch die Farbe. Das ursprüngliche Material anderen erwächst. Keine meiner Arbeiten entsteht isoliert. wie Holz, Stein oder Metall wird durch die Bearbeitung in seiner Und so möchte ich Ihnen an dieser Stelle auch gern den Weg E ­ igenart sichtbar. Es wird angeschnitten, angeschliffen, ­ ezeichnet b meines kreativen Vorgehens aufzeigen, und das vorwiegend im und bemalt und wieder bearbeitet. All die Spuren des Suchens manuellen Sinne. nach dem Ausdruck addieren das Werk und verändern die ­ arben.F .... habe eine Sehnsucht, suche nach einer Botschaft, erfinde dich Es wird bunter, und erst durch die intensive Bearbeitung wird es selbst, denke und zeichne, begehe den Weg, ich verändere ­ einen m mehr und mehr das Meine. Diese Farben sollen nicht als ein Über- Blickwinkel. Ständig suche ich. Ich suche nach einer ­ otschaft. Ich B zug etwas vortäuschen, vielmehr sollen sie als bewusste Materie denke und zeichne. Ich begehe den Weg. Ich ändere meinen Blick- die Wirkung verstärken, sollen Sie in eine Stimmung mitnehmen. winkel, drehe mich oder die Zeichnung, entdecke und frage nach; Auf diese Weise werden meine Zeichnungen zu farbigen Bildern, das Bild verliert so die Richtung, wird mitunter rund und ergibt zu bunten Skulpturen; die Wahrnehmung vieler Materialien würde v ­ öllig neue Betrachtungsweisen. Das flache Blatt entwickelt sich ansonsten nur an der Oberfläche verbleiben. in die dritte Dimension. Ich wölbe es auf und erfahre den Raum, Nun verlangt es mir aber nach dem Einblick in die Tiefen des Ma- entdecke darin zum Beispiel eine Schale. Ich gebe und nehme, terials. Neue Stoffe suche ich zu bearbeiten. Transparent und in grenze ein und grenze aus, suche zu ergründen, warum die Form seiner leuchtenden wunderbaren Farbkraft bot und bietet sich mir offen ist, ­ arum sie offen sein soll. Die Form bedingt den Ausdruck. w Glas an. Licht und Schatten ebenso wie die Bewegungen als Ge- Die Fläche der offenen Form schließt sich, wird zu einer Kugel staltungsergänzung nehmen ihre Plätze ein. So wandeln sich die oder zu einem Würfel. Durch die Notwendigkeit meines Willens zur Werke im Laufe der Zeit durch all diese von mir gerufenen Aus- R ­ ichtung wird diese Form zu einer Säule, ein tragend fester Teil. drucksmöglichkeiten in eine Vielfalt. Ein vorgeformtes Ziel ist dabei Es drängt mich nach Einblick. Die geschlossene Fläche soll sich nicht angedacht. wieder auflösen, soll Durchdringung zulassen – somit werden die Flächen zu Netzen; die Breite verjüngt sich zur Linie.
  • 24. Kindheit: Ich wurde am 7. Dezember 1961 in Innsbruck nach ganze ­ ollektionen neuester Kleider ersann. Die abge­ issenen K r meiner Schwester Astrid als zweite Tochter von Ludwig und Blüten­ olden der ­ urfinien wurden gewendet, und in die Engstelle d S G ­ ertraud Karg geboren. Mein Großvater Gebhard Karg kam aus der Blüte kam als Kopf eine geschlossene Geranien­ lüte hinein, b Lauterach und war Volksschullehrer im Lechtal. Meine Groß­ und das waren dann meine Puppen. Die erste teure ­ uppe, die P mutter Paula, geb. Larcher, war Handarbeitslehrerin und stammte ich geschenkt erhielt, hab ich sogleich verbessert, angemalt und aus Bach im Lechtal. Sie verstand es, Kleider selbst zu erwirken. die Haare ­ kreativiert“, was Mama so erschreckt hat, dass ich „ Über den Anbau von Hanf und dann über das Handwerk des das Puppen­ pielen aus Sicherheitsgründen wieder sein ließ, um s Spinnens und Webens fertigte sie aus dem gewonnenen Leinen die Konfrontation um die nun neue Schönheit der Puppe zu ver­ ihre eigenen auffälligen Modelle. Auch bemalte sie die von ihrem meiden. Mir jedenfalls gefiel meine Version besser. Eine auf der Vater ­ etischlerten Möbel mit Figuren und Ornamenten. Alle ihre g Straße ge­undene leblose Eidechse habe ich sofort in meinem f Handarbeiten trugen ihre persönliche Handschrift. Das Talent der Hosen­ ack verschwinden lassen und mir natürlich auch gleich s Großmutter konnte aber durch all die existenziellen Aufgaben, das was ausgedacht. „Du Schwein“, riefen die anderen Kinder dabei Großziehen der vier Kinder, die Sorgen und Nöte im Zweiten Welt­ entsetzt. Daheim im ­ eller habe ich die Eidechse dann ge­ äutet, an­ K h krieg, nie weiter ausgebildet werden. Nach Kriegsende konnte schließend eingesalzen und aus der dann gewonnenen Haut eine mein Großvater als Volksschullehrer erst keine Anstellung finden „Krokoleder“-Handtasche und „Krokoleder“-Schuhe für ­ eine Lieb­ m und erlernte deshalb den Beruf des Stuckateurs. Er wirkte unter an­ lings-Barbie-Puppe gefertigt. Diese Erwachsenen­ uppen ­ aben es p h derem bei Renovierungsarbeiten der Jesuitenkirche in Innsbruck mir besonders angetan, da sie mir ein weites Betätigungsfeld für sowie der Kirche der Landwirtschaftsschule in Rotholz mit. Jahre mein kreatives Werken ermöglichten. Aus Draht habe ich ihnen später erst konnte er seinen eigentlichen Beruf wieder ergreifen, B ­ rillen gefertigt, und als Ohrschmuck steckte ich ihnen Steck­ als Lehrer und Direktor der Volksschulen in Thaur und dann in Arzl nadeln mit Glasköpfen an. Haare, extra lang und in ­ ämtlichen s bei Innsbruck. Ein Jahr lang war ich sogar seine Schülerin. Farben, habe ich aus Faschingsperücken ent­ ommen und auf n die Puppenköpfe „montiert“. Sogar eine ­ onne mit einem von mir N Das Talent, sagt man, sei von Vaters Seite gekommen. Er genähten Nonnenkleid habe ich be­ essen. Aus einer Plastiktisch­ s ist ­ngenieur und Baumeister. Durch ihn formte sich meine Be­ I decke habe ich ein Puppen-Camping-Zelt genäht, Klarsichthüllen geisterung zum Bauen. Aufgewachsen in Arzl, im Haus meiner verwendete ich für die Fenster und ­ peziell für die Reise­ usrüstung s a Großmutter Cilli mütterlicherseits, ließ man mich in all meinen habe ich ­ leine Rucksäcke angefertigt. Das ­ ähen war mir durch k N selbst erfundenen Spielen werken. Meine Begabung für das meine Oma ­ illi kundig. Mit der Näh­ aschine, welche in einem C m K ­ reative ließ sich schnell entdecken. Die besondere Sorgfalt dabei Bügel­ immer Gott sei Dank auch im Keller war, konnte ich oft z lernte ich von unserer Mutter. Als Kind verweilte ich am ­iebsten in l a ­ lleine für meinen Bedarf nähen. Es musste viel verschiedenes meinen ­ antasien: versteckt im Keller unter zugehängten ­ ischen, F T Material durch die Maschine, Karton, Plastik, Papier, oft unter Ver­ in meiner Sandkiste unter dem zugehängten Sonnenschirm, ab­ brauch vieler Nähnadeln. Die vielen kreierten Puppen­ e­ änder g w gedunkelt und isoliert, nur um in meiner eigenen Welt ver­ eilen w erhielten dann ihre eigenen ­ amen: ­ Spanische Nacht“ zum N „ zu können. Vielleicht aber hab ich auch zuhängen müssen, ­ amit d Beispiel, ein festliches, langes Kleid in Schwarz mit Schwalben­ keiner sehen konnte, dass ich wieder einmal Zement dazu be­ schwanz-Korsage und Schleppe, die ­ änder rosa eingefasst und R nutzte, um meine Brücken und Mauern, Häuser und Figuren zu perfekt vernäht. Das benötigte Stoffzeug für meine Modelle fand festigen. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sehr ich dieses ich in Caritas-Säcken. Aussortiertes und Müll war und ist vor mir Erfinden im Spiel genoss. Da waren aus Tannenzapfen gefertigte und meiner Lust am Erfinden und Gestalten ­ brigens nach wie ü Puppen, in deren offene Schuppen ich immer wieder aufs Neue vor nie sicher. Weiters entstanden ein Reitkleid mit Hut und ge­ 24 die verschiedensten Arten von Blumenblättern steckte und damit häkeltem Schirmchen, ein Trauerkleid, wie auch ein Cocktail­ leid. k
  • 25. Fantasietrachten, ­ trümpfe inklusive Naht und Spitzenunterwäsche S Handwerke zu erlernen. Später wäre es ungleich schwieriger, so für meine innig geliebte, einzigartige ­ arbie fertigte ich ­ msig. So- B e eine Vielfalt an Fertigkeiten erlernen und genießen zu dürfen und gar ihre ­ehlenden Schamhaare ergänzte ich. Das ge­ ignete Haar f e sich dabei entwickeln zu können. Auch war mir die handwerkliche d ­ afür fand ich an Omas Persianer­ antel, was sie Gott sei Dank nie m Arbeit mit ihrem körperlichen Einsatz neben so viel Schultheorie bemerkt hatte. Aus einem Gefühl der Scham heraus durften meine im Alter von vierzehn bis achtzehn Jahren eine willkommene Be­ Freundinnen diese Barbie dann aber nie ausziehen. Heute kann reicherung. Verschiedenste Techniken, das Arbeiten mit Stein bei man alles an Barbie-Ausstattung kaufen, aber damals als Kind Fachlehrer Reinhold Drugowitsch und das figurale Modellieren mit mit all meinen Barbie-Kreationen war ich der Zeit voraus. Im ­ lter A Ton bei Prof. Siegfried Hafner konnte ich nun erlernen. von zehn bis vierzehn Jahren habe ich in den Schulferien Motive – von für mich damals schon als groß­ rtig empfundenen Malern a Mit der Moderne in Berührung kam ich durch Prof. Sieg­ wie ­ ichelangelo und Toulouse-Lautrec – auf Malerabdeckpapier M fried Parth. Als damals noch Halbwüchsige hatte ich natürlich ­ eine k nachempfunden. Neben alten, irgendwo aufgestöberten Kunstharz- Ahnung von diesen modernen, befremdlich wirkenden Kunst­ lacken habe ich mir meine Farben selbst kreiert. Zu diesem Zweck werken, die man hier und dort sah und über die heftig ­ eschimpft g habe ich Rost von Eisenrohren gekratzt, den Ruß aus dem Kamin wurde. Siegfried Parth aber brachte sie uns näher: Er lehrte uns geholt und mit farblosem Lack gebunden. Damit malte ich Gott- Komposition und förderte uns im individuellen ­ estalten. Das so G vater aus der Sixtinischen Kapelle nach. Der Heizkörperlack aber genannte Schlüsselerlebnis hatte ich bereits in einer seiner ersten rann unablässig herab – das Bild war nicht zu halten. Diese meine Entwurfsstunden. Wir sollten mit bloß zwei Linien eine quadra­ Technik musste ich deshalb aber leider wieder einstellen, trotz der tische Fläche gestalten. Ich befüllte, umstrickte, beschrieb, über­ großen Lust dabei, mit cremiger Konsistenz zu malen. ­ eute danke H spannte, belegte, eroberte und kleidete die Fläche zart und stark. ich meinen Eltern und Groß­ ltern, dass sie mir in meiner Kindheit e Es war unendlich und spannend, was sich hinter dieser vorerst soviel Raum und Freiraum zur Verfügung gestellt haben und sie einfachen Aufgabe an Lösungen anbot. Ich zeichnete und ich ent­ mich in diesem meinem ­ eller werken ließen. K deckte. Nahezu sprachlos saß ich nach dieser Entwurfsstunde da, war 15 Jahre jung, war begeistert von den vor mir erstandenen Die Fachschulzeit begann, als ich fünfzehn Jahre alt war. Bildern, war außer mir – und plötzlich entdeckte ich nicht nur, ich Das Arbeits­ mt riet meiner Mutter, mich als sehr genervtes Schul- a verstand, und so war ich mir nun sicher: Die Moderne wird meine kind der Ursulinen und von den Lehrerinnen schon als kreativ Leidenschaft! Die Typografie, die ich damals bei Prof. Pfeil und begabtes Kind erkannt – an der Ferrarischule für Mode oder Prof. Zelger erlernt habe, setze ich nun bei meinen Plakatgestal­ der Fachschule für Kunst anzumelden. Als damals burschikoses tungen ein. Bei Fachlehrer Walter Deussl entstanden Treibarbeiten Mädchen hatte ich von den vorwiegend weiblichen Themen in in Metall, Schmuckstücke und Objekte aus Kupfer, Messing und der Klosterschule genug, und so besuchte ich in der Höheren Silber. Diese Fertigkeiten im Umgang mit Bunt­ etallen waren ein m Technischen Lehranstalt (HTL) Innsbruck die Abteilung für Holz- weiteres Tor zum Jonglieren mit verschiedensten Materialien, um und Steinbildhauerei. Bei der Aufnahmeprüfung hätte ich mich thematische Ausdrücke im bildhaften Werken zu verstärken. Das ebenso für Architektur oder Bildhauerei anmelden können, aber waren meine ersten Begegnungen mit der Kunst, denn in ­ iesem d dies verlangte noch ein ganzes Jahr mehr an Schule, und das war Unterricht haben wir gelernt, dass das Wort Kunst von ‚Können‘ mir damals doch zu viel. Das besondere Interesse für Architektur stammt, dass Kunst aber auch von ‚Künden‘ kommt, von ‚Ver­ ist mir aber als große persönliche Leidenschaft erhalten geblie- künden‘, dass in der Umsetzung von Kunst eben immer eine Bot­ ben. Ich finde diesen Schultyp der HTL (Höhere Technische Lehr- schaft steckt. und Versuchsanstalt, gibt es für viele Fachbereiche) fantastisch, denn es wird einem schon in frühen Jahren ermöglicht, mehrere
  • 26. Akademiezeit. 1980 bestand ich die Aufnahmeprüfung für i ­hren ­ eihungen zu erfassen. Nach einigen Stunden des Zeich­ R das Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München. nens übernahmen plötzlich der Lärm, die Bewegungen, das Be­ Ich war in der Klasse für Bildhauerei bei Prof. Hans Ladner, einem ben des Bodens und das Flimmern der Lampen meine Hand. Ich gebürtigen Tiroler aus Zams. Professor Ladner war mir wie ein Va­ malte auf einmal akustisch bedingte Strukturen. Die Farben wurden ter. Er hat uns Studenten nicht nur fachlich, sondern auch seelisch dunkel. Helle Streifen blitzten wie schnelle Bewegungen, und es unter­ tützt, wir fühlten uns bei ihm geborgen. Was das Naturstu­ s durchdrangen die Massen der Stanzen die Farbflächen am Papier. dium, Aktzeichnen und Porträtieren betraf, hat er uns – falls not­ Der ölige Boden spiegelte hell das Licht von der Decke. Die realis­ wendig – korrigiert und unterrichtet, während er uns in den freien, tischen Abbildungen der Maschinen wandelten sich zu abstrakten modernen Bestrebungen und Versuchen aber freie Hand ließ, so­ Stimmungsbildern. dass jeder Student seinen Weg für sich selbst suchen konnte. In Aus den Randprodukten der Karosserieerzeugung, den ­ eitlichen s den letzten beiden Semestern wurde ich seine Meisterschülerin Blechteilen, fertigten wir Bildhauerstudenten eigene Metall­ kulp­ s und verfügte über ein eigenes Meisterschüleratelier. turen. Mein dynamisches Gefährt „Energiebündel“ ist eine Kom­ Das Naturstudium war ein großes und wichtiges Thema. Ich position von Blechteilen, die einem Fahrzeug ähnelt, die aber habe lebensgroße Figuren und Porträts in Ton modelliert. In der auch die Assoziation zu einem Schiff wach werden lässt, das auf haus­nternen Bronzegießerei war es mir möglich, zuvor in Wachs i dem Wasser gleitet, oder zu einem Flugzeug, das gerade in die geformte Skulpturen und Figuren selbst zu gießen. Grafische L ­ üfte abhebt. Ein Jahr später unternahmen wir eine Studienrei­ T ­ echniken, wie zum Beispiel Lithografie oder Aquatinta, konnte se ins ­ llgäu, wo wir in einer Scheune untergebracht waren. Wir A ich bei Herrn Lohwasser erlernen und üben. Jeden Tag zusätz­ sollten eine Kuh studieren. Bei einem dort ansässigen Bauern lich zwei Stunden Akt zu zeichnen habe ich mir als Disziplin auf­ entschieden wir uns dann für die älteste und am meisten ausge­ erlegt. Aus meiner vorerst angedachten Studiendauer von vier mergelte Kuh. Sie erschien uns, mit all ihren wesentlichen charak­ Jahren sind schließlich sechseinhalb Jahre geworden. Ich habe teristischen Merkmalen am besten geeignet für unser Vorhaben. erkannt, dass nicht der schnelle Abschluss, sondern der Prozess Ich ­ odellierte das Tier lebensgroß aus Ton. Das Hinterteil reicht m der Reifung wesentlich für mein Kunststudium ist. Während eines zur Gänze aus dem Relief, die Kontur des Hauptes ragt hinter die Urlaubs­ emesters habe ich, wie in den Ferien auch, Auftragswerke s Fläche. Mit „verlorener“ Form aus Gips wurde diese Arbeit dann ausgeführt, wie zum Beispiel 1985 den Dorfbrunnen und den in Beton gegossen. Das Relief befindet sich heute wieder in der Musikpavillon für die Gemeinde Brixen im Thale. Ganz am Ende Nähe seiner Entstehung und ziert den Eingang der Alpenkäse­ meines Studiums erhielt ich von einem meiner ersten Sammler, erzeugung „Rupp“ im Allgäu. Herrn H. M. Strixner, den Auftrag, eine Skulptur für seinen Garten Ständig waren wir auf der Suche nach Themen, die uns zum ­ inene zu erarbeiten. „Das Fabelwesen“, die erste große Zementmörtel­ eine intensive Auseinandersetzung abverlangten und es uns zum skulptur entstand. ­ iese fertigte ich auf einem Bauernhof bei Mün­ D anderen auch ermöglichten, uns „hinausspinnen“ zu ­ önnen. k chen, wo ich während meines gesamten Studiums wohnte. Das So besuchten wir Altersheime, um dort betagte ­ enschen zu M ein oder andere Projekt wurde auch außerhalb der Kunstak­ demie a p ­ orträtieren, bemalten für die Firma Bogner Skianzüge, die dann im durchgeführt. So erhielten wir vom BMW-Automobilwerk die Er­ Wettbewerb gereiht wurden, und mit dem Künstler Daniel ­ poerri S laubnis, in den großen Stanzhallen, dort, wo die großen Blechteile veranstalteten wir Workshops und übernahmen die ­ onzeption K gefertigt werden, zu malen und zu zeichnen. Für mich war dies und Organisation für das öffentliche Fest der Sternzeichen auf ein nachhaltiges Erlebnis, aus der Akademie herauszukommen, dem Akademiegelände in München. und die Arbeiter am Fließband ihr Werk verrichten zu sehen. Am Jedes zweite Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Hause, denn Beginn meiner Arbeit dort versuchte ich, diszipliniert die Raum­ außerhalb der Akademie hatte ich in München kaum ­ ontakte K 26 wirkung, die gigantischen Dimensionen der großen ­ tanzen in S g ­ eknüpft, mein Interesse galt meiner künstlerischen Arbeit.
  • 27. Ich war ein eher stiller, aber zielgerichteter Mensch. Das wenige Die dann zum Abschluss verlangte Diplomausstellung habe ich Geld, das mir während meines Studiums zur Verfügung stand, eher einfach ausgestattet. Ich erfüllte nur mehr diese Disziplin, ich ermöglichte mir nur eine bescheidene Lebensgestaltung, die mir konnte es mir leisten, denn ich war an der Akademie schon als aber in ihrer Askese durchaus gefiel. mehrfache Preisträgerin bekannt. 1987 habe ich dann, als Meister­ Von der Kollegenschaft wurde mir eine große Dynamik zuge­ schülerin, mein Studium an der Münchner Akademie mit Diplom sprochen, denn ich scheute auch harte Männerarbeit nicht. Auch abgeschlossen. im Bezug auf die Benutzung der Werkstätten äußerte sich mein Danach kehrte ich nach Tirol zurück und arbeitete sogleich im Wesen, denn ich arbeitete regelmäßig von morgens bis abends A ­ telier, das ich mir in meinem Elternhaus bereits im Laufe der mit all den mir dort zur Verfügung stehenden Arbeitsgeräten. Bei J ­ ahre eingerichtet hatte, weiter. den Werkstättenleitern war ich beliebt – ich war interessiert und in der handwerklichen Auffassung diszipliniert. Der regelmäßige Der Start als freischaffende Bildhauerin, der Ablauf in den Werk- und Arbeitsstätten sagte mir sehr zu, und es Über­­gang vom Studium in die freischaffende Arbeit war fugen­ gefiel mir, in meinem mir selbst auferlegten Ordnungsraster kreativ los. Ich bemühte mich um Auftragsarbeiten, machte freie Werke zu sein. und malte aus meiner Passion heraus. Die Malerei hat sich weiter­ hin verselbständigt. Die eher zarten Farben wurden zunehmend Als Person muss ich in dieser Zeit eher langweilig gewirkt ­ aben, h i ­ntensiver. Ab 1988 begann ich kleine Ölbilder zu malen, und in besaß ich doch überhaupt keine Allüren. Meine nunmehr eher weiterer ­ olge und Entwicklung entstanden auf meinen Reisen F e ­ xtrovertierte und lustige Art hat sich erst später entwickelt, und Serien ­ ieser ­ leinen Ölbilder; und bald schon wurden die Bilder d k zwar aus der Freude heraus, durch meine erschaffenen ­ inge D und Werke größer und anspruchsvoller. A ­ nerkennung zu finden – mein Werken und Schaffen, das Auf diese Weise wurde das Atelier auch manchmal zu klein. So I ­nteressierte fand, weckte mich auf. Ich erzählte, teilte mich mit, suchte ich mir alte, zum Abbruch bestimmte Fabriken oder Frei­ b ­ erichtete über meine Werke und über deren Botschaft, die ich ge­ände der verschiedensten Firmen, mietete diese für ­ urze l k übermitteln wollte und will. Somit entwickelte es sich, wurde zu Zeiträume an und konnte mir so den notwendigen größeren Raum einem sehr wichtigen Bestandteil, den Rezipienten, den Auftrag­ ver­ chaffen. Die Entstehungsgeschichte des Priestergrabes in s geber, den Ausstellungsbesucher, den Bild- oder Kunstbetrachter Hopfgarten zum Beispiel beginnt in den Außenanlagen eines durch Ansprachen in das Geschehen mit einzubeziehen. Beton­ erkes. Für die Vorarbeiten zur Fassadengestaltung des w Wohnhauses Perlinger in Itter bot sich eine alte Ziegelei an. Den­ Nach sechseinhalb Jahren, so sehr diese Zeit auch meine Er­ noch fand ich über viele ­ ahre hindurch mit dem kleinen Atelier J fahrung bereichert und mein Wissen vermehrt hat, fühlte ich mein Auslangen. mich dann mehr und mehr in den großen Hallen der Akademie eingeschlossen. Ich arbeitete vor mich hin, ein Dialog zwischen Auf meinen mehrfachen Reisen nach Afrika habe ich an Aus­ tellungsbesuchern, Kritikern oder Auftraggebern kam für s Ort und Stelle inspirierende Erlebnisse in der Ölmalerei verar­ eitet. b mich dort nicht zustande, und so befand ich mich unweigerlich Auf den Reisen in einige Großstädte der Welt, wie zum Beispiel außer­ alb der sonst allgegenwärtigen Wirtschaftsprinzipien und h nach New York und Paris, sowie an spezielle Orte wie den Garten Existenz­ragen. Es war mir ein Bedürfnis, nach meinem abge­ f der Fondation Maeght im südfranzösischen Saint-Paul de Vence schlossenen Studium meine Werke der Öffentlichkeit vorzustel­ und den Tarotgarten in der Toskana, suchte und suche ich überall len und in Form von Ausstellungen zu präsentieren. Ich brannte die verschiedensten Spuren der modernen Kunst. ­ arauf, zu erfahren, wie das Publikum auf meine Werke reagiert. d
  • 28. Die Kunst und ich, der eigene Zugang und das Verständnis für Es ist eine innere Unruhe und eine ständige Suche, die mich auf den Begriff Kunst ist für mich ein Prozess, in dem ich mich selbst diese Reise schicken. Jedes einzelne Werk pflastert meine Straße, auch immer wieder in Frage stelle. erst durch diese fortwährende Arbeit wird die Richtung spürbar Die Kunstszene ist grenzenlos – und sie provoziert. Mein Bild von und sichtbar gemacht. diesem Begriff ändert sich und wird ständig gezerrt. Ein Leben lang auf dieser Entdeckungsreise mit Überraschungen reagiere Meine künstlerische Arbeit besteht nicht darin, ab und zu ein Bild ich, empfinde ich, entscheide mich, lasse mich ein – oder gehe. zu malen, sondern in dem Bedürfnis, etwas Verborgenes und Be­ sonderes und Aufregendes zu entdecken. Dieses Bedürfnis ist der Die Definition von Kunst suche ich in einer unendlich liebevollen Motor auf der Suche nach dem, was durch mich aus dem Unter­ sowie unumgänglichen wertvollen Auseinandersetzung. bewussten kommt und mich erfahren lässt. Dabei fungiere ich als Ich suche in meiner auserwählten bildenden Arbeit meiner Empfin­ Instrument, als Ventil – und ich lasse mich ein, auf das Er­ ignis mit e dung sowie einem erbauenden und berührenden Ausdruck nach. dem Neuen. Die damit entstehende Erwartung lässt mich auch Es steht dabei nicht im Vordergrund, Kunstwerke zu fertigen. oft ungeduldig, ja selbst wütend werden. Durch Übermalung und Überarbeitung wachsen dann die Farbschichten an den Bildern. Es geht mir deshalb darum, aus meinen Beobachtungen und Dieses Energiepotenzial verbleibt im Werk. Es ist nicht immer das meinem Leben heraus eine persönliche Ehrlichkeit zu wagen und große Heraustreten, nicht das geschickte manierierte Gesti­ ulieren k dieser mutig treu zu bleiben. Ich stelle mich in Frage, ich bilde mich mit geübter Hand. Es kann ein Scharren und Kratzen nach etwas weiter. Mich in diesem Prozess selbst zu akzeptieren ist aber ­ ötig, n sein, das du vermutest, aber selbst noch nicht erfahren hast. Es hat um den eigenen Moment zu fangen. Das ist der besondere Wert mich verlockt, dann enttäuscht, mich unzufrieden gemacht, mich darin. Nicht einem Vorbild nachlaufen will ich, einem Bild, welches in Frage gestellt, mich verzweifeln lassen, mich wütend gemacht, dann vor einem stünde und die Sicht auf sich selbst stört. Aus­ mich gelehrt, mich still auf die Suche geschickt, mich in Zauber bildung, Wissen und Handwerk habe ich mir bewusst und mit Auf­ versetzt und nicht mehr von mir abgelassen – es hat durch mich wand angeeignet. Alles Wissen liegt aber in der Vergangenheit. erzählt und mir etwas gezeigt. Es ist einer der glücklichsten Mo­ Nun steht es mir zwar zur Verfügung, aber genauso steht es mir bei mente, wenn dann plötzlich die Arbeit um die Sache nun sichtbar der kreativen Suche auch im Weg. vollendet ist, und es ist wohl eine Art Sucht, die mich dann erneut Vorerst bleiben deine eigenen Beweggründe unsichtbar, außer ein beginnen lässt. Gefühl, deine Sensorik frägt und sehnt sich nach Ausdruck? Aus dem individuellen Prozess, aus dem Einfluss der Zeit, der S ­ ituation, der Ereignisse, selbst im Moment umgeben, entsteht „was-ich-jetzt“ ein Werk aus einem starken inneren Bedürfnis. Es hat nicht die O ­ rdnung, welche die Wirtschaft verlangt – dass es nützt, verpackt, Durch ein Zulassen im gleichzeitigen Loslassen erklärt sich ­ eine d transportiert, verkauft werden kann, dass es einen Wert darstellt. Empfindung, deckt auf und wird zur ablesbaren Botschaft, vielleicht Denn das Kunstwerk ist eine Eigenschaft, es kann ein Moment zu einem Kunstwerk. sein oder eine Weile, ein Geschehen, das du fixierst, belässt und Nicht jedes Werk einer schöpferischen Reise wird oder kann den platzierst. Ein Werk mit einer Kunde, ein Kunstwerk. vollen Anspruch an ein Kunstwerk erfüllen. Das ist auch nicht die Wenn ich von einem Künstler spreche, so verstehe ich unter ­ ieser d Aufgabe des Lebens, nur Kunstwerke produzieren zu müssen, ein Bezeichnung eine Eigenschaft, nicht einen Beruf. Jeder könnte 28 solches Ansinnen wäre wohl vermessen. Künstler sein.
  • 29. Dinge mache ich, die keiner braucht. Arbeit tue ich, die nicht getan werden muss. Doch ich suche mir meine Aufgaben wie auch meine Themen Das rationale Denken sucht und kennt die Grenzen – aber es durch meine Berufung als Bildhauerin und Malerin. Mit dieser e ­ rnüchtert, entmystifiziert. Zum künstlerischen Gestalten jedoch b ­ ildenden Kunde habe ich Anteil am Rad der Zeit und finde Platz, gehört ein über die Grenzen des Wissens Hinausspüren. Arbeit und so auch meine Kunstliebhaber. Ich schaffe Skulpturen Sind es nicht die musischen Dinge, die uns in allen Lebens­agen, l und Bilder und gestalte unseren Lebensraum. Für mich ist nicht auch in Krankheit und Alter, in physischer Enge dennoch be­ der provokative Aspekt Mittelpunkt meines Schaffens, sondern ... reichern können? Sie sind uns, wenn wir es lernen oder erleben durften, einfach zur Seite gestellt. Wir dürfen uns an dem erfreuen, „... durch meine Arbeit möchte ich den Menschen und uns daraus die Kraft erneut und uneingeschränkt nehmen. erbauen und weiten. Meine Werke sollen Nahrung für die Seele sein.“ So sind auch die Objekte, die ich schaffe, einfach da, sie drängen sich nicht auf. Sie existieren und warten, um jemanden, der offen Dieser Anspruch zeigt sich im Dialog und in der Farbkraft der ­ ilder, B für sie ist, zu erfüllen. Das sichtbare Werk ist eine Botschaft, eine in denen der Mensch, das Tier und die Natur jeweils ihre eigene Dokumentation, eine Erkenntnis, eine Klage, eine Vision oder ein Bedeutung haben. Ich lebe und erlebe, meine Werke sind erfüllt Wunsch, gewachsen mit der Reife meines Geistes und meinen mit Leidenschaft, sie ist das Geheimnis meines Agierens. Es ist das E ­ rfahrungen. Innere, das sich durch mein Medium transformiert und sich als Bild Voraussetzung für mein Tun ist ein gebündelter innerer Wille nach offenbart. Ein Seelenbild, das auf einmal greifbar zur Materie wird. einem neuen Fenster mit überraschender Aussicht. Wichtig sind dazu Ausdauer, Fleiß, Disziplin und die Selbstmotivation, die mich Jedes Bild ist somit ein Loch in der Realität. Ich durch­ auf meinem dann oft körperlich mühevollen Weg begleiten. schreite diese Löcher oder Öffnungen und erfahre dadurch neue Aus mir heraus tue ich mir Entsprechendes und auf diese Weise Lebensräume, in denen ich mich frei bewegen darf. Durch die gestalte ich, gedacht für mich und für die Menschen um mich – und Krea­ivität ist es möglich, unseren oft engen physischen Lebens­ t ich erlebe Höhen und Tiefen des Menschseins. Diese Auseinander­ raum für jeden Einzelnen zu weiten. setzung mit mir und den Menschen lässt mich erfahren und lernen. Nicht zu vorschnell soll man diese erst unbekannten Freiräume ab­ Wenn aber die Entgegnung, nach der ich suche, nicht kommt, lässt lehnen und sagen: „Ich verstehe nichts von Kunst.“ Malerei, Dich­ mich das die Einsamkeit wieder und wieder spüren. tung, Musik und die mimischen Künste wie Schauspiel und Tanz Auch das Schweigen habe ich gelernt – man muss auch belassen muss man nicht unbedingt verstehen, es bietet sich an, sie zuzu­ können, was in seiner Harmonie einzigartig ist. Aber besuchen will lassen, um sie zu erleben, zu fühlen, sich an ihnen zu erfreuen. ich es in seiner Schönheit wieder und wieder, um zu finden, was ich Schön ist, wenn man sich offen hingibt, nicht mit einem Vorurteil begehre. Diese Sehnsucht des geistigen Suchens, das ­ ründen G agiert, die fremden Dinge für sich erfährt. Dabei soll man sich nicht einer Erfahrung, das Resignieren am Wissen, das Hoffen und Glau­ krampfhaft gefangen fühlen, denn dafür ist die Kunst nicht gedacht. ben, eingebettet in Liebe ... ... beginnen muss und will ich immerzu ...
  • 30. Die Zeichnung, eine Linie beginnt von der Landschaft zu erzählen. Mein Versuch zum bildhaften Dialog mit Dir „Sich ein Bild machen“ Ich habe meine Mitmenschen eingeladen, mir Texte, Stichwörter, Briefe, Botschaften, Gedichte, Klagen und Visionen zu senden. Ich antwortete auf die zugesandten Texte mit je einem gezeichneten Bild. Mit diesem Experiment versuchte ich, eine Ebene des bildhaften Dialoges zu schaffen. Menschen, die sich textlich mitteilten, f ­anden ein Zeichen oder eine gezeichnete Antwort. Die Bilder sind Zeugnis dieser Bedürfnisse. Dann, als Bildbe­ trachter erlebt der Einzelne persönlich das Geheimnis seines Bildes dadurch, dass er es durch seinen Text und sein Thema initiiert hat. Die Möglichkeit der Annäherung vom Text zum Bild öffnet die Sichtweise des Suchens und einen neuen Raum des Selbstseins. Kunst ist nicht isoliert, sondern entsteht aus dem Zusammen­ wirken von kreativen Kräften, dem Intellekt der Menschen aus der 30 Situation sowie aus Raum und Zeit heraus.
  • 31. grafische Arbeiten, 1996 76 x 54 cm Bleistift auf Büttenpapier
  • 32. „Webung“ 1996 76 x 54 cm 32 Büttenpapier, Wachs
  • 33. „Leben“ 1996 76 x 54 cm Büttenpapier
  • 34. „Warten“ „Sein“ „Wille“ „zeitlos“ „Zeit“ „Dialog“ 1996 76 x 54 cm Bleistift, Buntstift, Wachs auf Büttenpapier 34
  • 35. „Beziehung“ 1996 76 x 54 cm Bleistift auf Büttenpapier
  • 36. „bindend“ 1996 „Ängste und Sorgen sind die Faktoren, wie wir mit den Ressourcen 36 76 x 54 cm der Natur, von der wir selber ein Teil sind, umgehen.“ 1996 Bleistift auf Büttenpapier 76 x 54 cm Bleistift auf Büttenpapier
  • 37. „Erdkleid“ 1996 „mehr gegenseitiger Respekt und weniger Ich“ 1996 76 x 54 cm 76 x 54 cm Bleistift auf Büttenpapier Bleistift auf Büttenpapier
  • 38. „Brief“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier Das Bild darunter zeigt die Rückseite dieses Blattes. „Das Geben“ 1991 Tischskulptur Höhe 82 cm Bronzeguss-Unikat In dieser Gegenüberstellung sind interessante Zusammen- hänge und gleiche Ursprünge der grafischen Arbeit sowie meiner bildhauer­schen Werke zu finden. Die Zeichnung i wächst in die dritte Dimension hinein. 38
  • 39. „Sehnsucht“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
  • 40. Illustrationen „Hiob“ 1996 für das Buch „Job and the Mystery of Suffering“ von Richard Rohr Crossroad Book, New York 25 x 20 cm Tuschestiftzeichnung „Beziehung“ 1996 25 x 25 cm Bleistift und Acryl auf Büttenpapier „Mutter“ 1996 25 x 25 cm Bleistift und Acryl auf Büttenpapier 40
  • 41. „Familie“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
  • 42. „Ausrichtung“ 1996 „Aussaat“ 1996 42 76 x 54 cm 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
  • 43. „Lebensspiel“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
  • 44. „Beobachten“ 1996 Ein umgrenzter Raum mit einem Zaun aus Augen schützt. 76 x 54 cm Bleistift auf Büttenpapier „Erdenmutter“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Zitronensaft auf Büttenpapier „Kater“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Zitronensaft auf Büttenpapier „Gruppe“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Zitronensaft auf Büttenpapier 44
  • 45. „Frau im Kreuzweg“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Wachs auf Büttenpapier
  • 46. „Kalenderblätter“ 1996 76 x 54 cm Bleistift, eingebranntes Wachs, Buntstift, Acryl 46
  • 47. „Wesen“ 1996 76 x 54 cm Bleistift und Buntstift auf Büttenpapier
  • 48. 48
  • 49. Spur Erzählung Öffnung Botschaft Ebenen Sicht Durchdringung still Schichtung Projektion Entfernung Auge Suche addieren Klebeband Transparenz gerastert Plan Gitter Flechtwerk Differenz Brief dicht Schnitt ich Sehnsucht Weg Loch Gesicht Struktur Häufung Vision Silhouette Zeit Landschaft Tattoo Kontur Stift Konstruktion Abbild Schatten Foto Wunsch Spiegelung
  • 50. „Opa Vater“ 1982 Karikatur meines Großvaters, unseres Volksschuldirektors Höhe 38 cm Zirbe Zu Beginn meiner Fachschulzeit und während meines ­ tudiums S Erst als das freie ­ rbeiten möglich war, ­ onnte ich mich entwickeln A k entstanden Schnitzereien wie Charakterstudien, Statuetten, ­ asken M und es begann mir das ­ chnitzen Freude zu ­­ S machen. In den ersten und Weihnachtskrippen. Bei den Figuren waren mir ­ eniger die w Ferien der Fachschulzeit durfte ich als ­ raktikantin bei Bildhauer P D ­ etails, sondern die Komposition, die Bewegung und den ­ harakter C Romed Speckbacher sen. in Thaur das ­ chnitzen weiterüben. Um S ein­ u­angen wichtig. Und immer sollte ihnen eine ­ eitere Grund­ z f h mein Taschengeld aufzubessern, habe ich auch in Zusammen­ stimmung eigen sein. Durch unseren Fachlehrer, Bildhauer Josef arbeit mit ­ nderen Tischlerwerkstätten Wand­äfelungen ent­ orfen a t w Zeisler, für mich einer der virtuosesten Holzschnitzer überhaupt, und gleichfalls geschnitzt. All meinen Lehrern aus dieser Zeit habe ich die Freude am Schnitzen entdeckt. Ihm beim Vor­ chnitzen s möchte ich an dieser Stelle danken. Sie waren nicht nur ­ ährend w zuzusehen, war uns immer ein besonderes Vergnügen. Wie oft der Schulzeit für mich da, ich konnte und durfte mich ebenso in hätte ich ihm das Schnitzeisen aus der Hand nehmen ­ ollen, um w den Ferien und nach der Schulzeit immer wieder mit Fragen an sie an seinem handwerklichen Zauber teilzuhaben. Das ­ opieren von K wenden. Aus dieser für mich so schönen und wichtigen Erfahrung Figuren, im Lehrplan eben vorgesehen, hat mich nie ­ onderlich s heraus sollte auch meine Werkstatt für die Schüler/-innen der HTL i ­nteressiert. Mir fehlte einfach die Disziplin, mit dem Meter­ tab s eine Plattform zum Schnuppern für die Praxis sein. Und so finden F ­ ormen genau zu übertragen und nachzuahmen. Die ersten sich oft den Sommer über Praktikant(inn)en bei mir im Atelier. Schnitzstücke sind dann auch entsprechend schlecht ausgefallen. 50
  • 51.
  • 52. „Heiliger Geist“ 1986 „Erntedank“ 1989 Breite 60 cm Itter Zirbelkiefer Höhe ca. 60 cm lasierend weiß bemalt Linde, Kirsche und Mahagoni Holzrelief mit lebensgroßen Figuren für das Foyer eines Unternehmens zum Vertrieb von biologisch ange- bauten Nahrungsmitteln. Das Relief soll eine ideelle Brücke zum Thema gesunde Ernährung darstellen. Was wir essen, liegt in unserer Verantwortung. In diesem Sinn erzählt das Relief von einem Gebet vor der Arbeit. Danach folgt die Aussaat im linken Teil, wo die Blüten am Reliefrand den Beginn des Wachstums erklären. Brückenartig reichen die zwei großen Holzteile ineinander. Die Blüten wandeln sich zu Früchten, die von ­ iner Frau geerntet werden. Das Thema wird durch die dankende Gestalt, mit dem Gebet nach der e Arbeit und der Besinnung über die Ernte, abgerundet. Dieses sehr große Holzwerk ist in Zusammenarbeit mit meinem Bildhauerfreund Wolfgang Falkner in seinem Atelier in Axams entstanden. „Der Sturm auf dem See“ 1984 Höhe 68 cm Zirbenholz, lasierend bemalt Diese Auftragsarbeit entstand während meiner Akademiezeit. Das gewünschte religiöse Thema wurde g ­ emeinsam mit meinem Auftraggeber erstellt. In dieser Holzskulptur formte ich allegorisch die menschliche Angst und das Vertrauen zu Gott in dieser so unruhig bedrohlichen Situation. Die Schnitzerei erzählt in fi ­ guraler Gestik die Geschichte des Sturms auf dem See Genezareth. Nach meiner Fachschulzeit war es für mich eine große Herausforderung, solche für mich schwierigen Arbeiten zu konzipieren und sie dann auch 52 allein und frei umzusetzen. Was einmal geschnitten ist, kann nicht mehr verrückt werden. Bei der einmal in Holz gehauenen formalen Dynamik gibt es keinen Weg mehr zurück. Man muss ein starkes Selbstbewusst- sein trainieren, bevor man es wagt, sich in einen Klotz Holz hineinzuarbeiten.
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  • 54. Kapellenausgestaltung des Katholischen Akademikerhauses „aki“ in Zürich, 1993 Die Gesamtgestaltung der Kapelle hält sich ruhig und schlicht, sie soll die Meditation unterstützen. Die Priesterstühle sind mitgestaltet, um sie in das Gesamtkonzept ­ armonisch ein- h binden zu können. Der Tisch des Wortes, der Ambo, zeigt rundum im Relief als Thema den Stamm Jesse. An seiner Oberseite, auf der das Heilige Buch liegt, sind die Pfingst- flammen als Symbol für die geistige Er­ enntnis dargestellt. k Meine sinnbildlichen Hackstöcke des Lebens, unperfekt Menschliches darstellend, bilden ein Auflager für die glatte dreieckige Altarplatte der Dreifaltigkeit und sind deshalb t ­ragender Teil für den Tisch der Gemeinschaft ­ wischen z L ­ eben und Geist. 54
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  • 56. Kapellenausgestaltung des Katholischen Akademikerhauses „aki“ in Zürich, 1993 Lindenholz gesägt, geschnitzt und geschliffen, transparent bemalt und mit Zinneinlegeteilen. Die Oberfläche des Tabernakels wölbt sich wie eine Landschaft, unter der sich das Geheimnis unseres Glaubens verbirgt. Innen wechselt das Material zu Stahl und wird zum sicheren Behältnis für das Ziborium. Die aufgerissenen Linien der Schnitzerei, erzeugt durch die Anwendung von Sägen, glätten sich dann durch weitere Arbeitstechniken wieder sanft. Die weiße Lasur lässt den hölzernen Ausdruck zurückweichen. Die Zinneingüsse in der Holzoberfläche, Sinnbilder der Wundmale Christi, wirken wie eingewachsene Insignien. Oben bildet sich diese Metallzeichnung zu einer Dornenkrone, unten und in der Mitte sind die Stigmata an den Händen und das Wundmal an der Seite des Rumpfes erklärt. Zwei Balken verschränken sich bergend über dieser Landschaft des Tabernakels. Beim Öffnen begegnen sie dem Gläubigen und greifen umarmend nach ihm, nehmen ihn auf. 56
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  • 58. Triumphkreuz in der Pfarrkirche St. Phillippus, 1989 München Höhe ca. 230 cm Bronzeguss, Unikat gegossen in verlorener Form Ein Christuskörper hat den Tod überwunden und durchschreitet sinnbildlich die Grabmauern. „Unser tägliches Brot“ 1989 Bronzeguss Unikat Höhe 30 cm Das Kreuz, unser religiöses Symbol und Werkzeug für den Alltag, bewusst aus einem Plastikbesteck ge­ertigt, wurde im Wachsausschmelzverfahren in f Bronze gegossen. Malskizzen eines Gekreuzigten auf Papier Entwurfsarbeiten für das Wegkreuz in Innsbruck-Arzl 1984 58