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Geregelte Zuwanderung
Punkte, Quoten oder Arbeit?
Stephanie Tsomakaeva
12.02.2015
Worum geht es?
- Modelle regulierter Einwanderung
- Zahlen zu Drittstaaten-Zuwanderung
- politische Thesen zur Zuwanderung
"Auch die Wahrheit gedeiht nur in einer bestimmten Vegetation und Temperatur.
Sobald man sie erhitzt, wird sie fanatisch, sobald man sie unterkühlt, zynisch."
Martin Kessel (1901-1990)
Zuwanderung oder Einwanderung?
- Zuwanderung durch EU-Freizügigkeit
- Zuwanderung aus Drittstaaten (Punktesystem)
- Zuwanderung durch Asyl
- Zuwanderung durch Familienzusammenführung
Zuwanderung - Auswanderung = Einwanderung
Kanada 2005
Australien
Familie +Business
Source: DIAC internal data
0
20,000
40,000
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80,000
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Total Skill
Total Family
Deutschland 2013
Zu-und Fortzüge
Personen Hessen Deutschland
Deutsche - 2 033 - 21 857
Nicht-Deutsche + 42 173 + 459 160
Saldo + 40 140 + 437 303
Personen Zuzüge Fortzüge
Deutsche 118 425 - 140 282
Nicht-Deutsche + 1 108 071 - 648 911
Saldo + 1 226 496 - 789 193
Saldo = Einwanderung
Kanada seit 2002
Kanada seit 2002
Kanada 2005
 In the 1950s,
84.6% of
immigrants were
European by
birth
 By the mid
1980s
immigrants born
in Europe
slipped to 28.6%
 Now its about
15%
Source: Citizenship and
ImmigrationCanada
2007, 27.
Kanada
2012/13 Budget: Highlights & Implications
2011/12 2012/13
Employer
Sponsored
125,850 129,250*
Points
Tested
Business
Skills
Skilled Stream Target
ENS
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Independent
State Sponsored
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46,000 47,250
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16,000
31,250
16,000
* Includes 200 places for Distinguished Talent Visa
2012/13 Skilled Migration Program Composition
Australien
Australien
Trifft die
Qualifikationen, die
Australien braucht
Verringert
Bearbeitungszeit
Reagiert schnell auf wirtschaftliche Veränderungen
Generiert Plätze für die besten und hellsten Köpfe
Zusätzliche Möglichkeit
für Arbeitgeber
qualifizierte Mitarbeiter
zu finden und diese zu
kontaktieren
Reguliert und
optimiert staatliche
territoriale
Einwanderungspläne
.
Faires und
funktionierendes
Einwanderungsprogramm
für Qualifizierte
Migrationsströme in Deutschland
Asylgesetzgebung
Ausreisewillige
Aufenthaltsgesetz Einwanderer
Unqualifizierte
Landbevölkerung
Qualifizierte
Stadtbevölkerung
Wer hat Migrationshintergrund?
Bedarfsorientiert regelbar
Nicht bedarfsorientiert
regelbar
Über wen sprechen wir heute?
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, spiegel.de *inkl. Angehöriger
Situationsbeschreibung
Zuwanderung Drittländer:
- Lohndumping durch billige Arbeitskräfte (Gastarbeiter) aus Drittländern
- kein erkennbarer Bedarf nach Arbeitskräften aus Drittländern
- kurzfristig keine mehr „reinlassen“, nur mittel- und langfristig
oder
- Zuviele „Gute“ gehen und zuviele „Schlechte“ kommen
- Einwanderer sind keine Gastarbeiter, sondern Humankapital
- Undurchsichtigkeit des Bürokratie-Dschungels
- Zuwanderer als Engpassüberbrückung, langfristig aber keine Lösung
Thesen (Drittstaaten)
Kombiniertes Punkte‐ und Quotensystems in Anlehnung an das kanadische
Modell (im folgenden „das Punktesystem“). Regelmäßige Überprüfung,
Anpassungen nach Erfahrungen und Bedarfslagen. Umfassende Diagnose
von Engpasskonstellationen.
Bedarfsorientierte Zuwanderung löst nicht die Probleme, die Folge sinkender
Geburtenraten und mangelhafter Qualifikation sind. Sie kann nur kurz- und
mittelfristig negative Effekte abmildern und muss deshalb mit einem Ausbau
der Familienförderung und Qualifikationsangeboten für deutsche
Staatsangehörige einhergehen.
Entscheidungskriterium sollte die individuelle Qualifikation des einzelnen sein.
Zielgruppe sind Hochqualifizierte und Qualifizierte all derjenigen
Fachrichtungen, bei denen zukünftig mit Engpässen zu rechnen ist.
Gleichzeitig einfach qualifizierte oder ungelernte Arbeitsmigration vermeiden
und nur zur Deckung berufsspezifischer Nachfrageüberschüsse zulassen.
Politische Thesen
Hochqualifizierte und qualifizierte Fachkräfte:
2 Schwellenwerte
1. eine Mindestpunktzahl ohne Rechtsanspruch, Möglichkeit der
Aufenthaltserlaubnis innerhalb der Quote
2. hoher Schwellenwert = Daueraufenthaltsrecht
Nur wenig berufsspezifische Kenntnisse oder ein Arbeitsplatzangebot
gewichten. Auch für ausländische Absolventen deutscher Hochschulen.
Fachkräfte:
-berufsspezifische Qualifikation in einem gefragten Berufsfeld hat mehr
Gewicht als in einer Branche ohne Nachfrage.
- bis zur Einführung einer Engpassdiagnose geringe Quoten
- Kriterium „Arbeitsplatzangebot“ obligatorisch
Geringqualifizierte Arbeitsmigranten:
- strikt temporär befristet
- Arbeitserlaubnis an Arbeitsplatz gebunden
- für die Dauer des Arbeitsvertrages
- maximal für 3 Jahre.
- kleine Quote eingeführt werden, um die Engpassdiagnose
zu testen.
Politische Thesen
Um die betriebliche Ausbildung und Rekrutierung von hierlebenden Arbeitslosen
zu fördern, sollte von den Unternehmen für die Besetzung einer Stelle über
Einwanderung eine Gebühr erhoben werden und eine niedrige Quote
beibehalten werden.
Die Einreise von Unternehmern und Investoren aus Drittsaaten sollte außerhalb
des Punktesystems geregelt bleiben. Ihre geringe Zahl und ihr hoher Wert für
Deutschland machen entgegenkommende Einzelfallregelungen zur besseren
Option.
Generell sollten Bewerbungen aus dem In‐ und aus dem Ausland möglich sein.
Damit steht das Punktesystem auch den hier lebenden Flüchtlingen,
Geduldeten und Geringqualifizierten als Option zur Einwanderung zur
Verfügung und dient als Anreiz zur Weiterbildung.
Ein transparentes Punktesystem ist ein Gebot ökonomischer Fairness: Es sorgt
dafür, dass auch kleine und mittlere Unternehmen leichter ihren
Fachkräftebedarf decken können, weil es die Antragsbearbeitung beschleunigt
und von behördlichem Ermessen befreit.
Politische Thesen

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180815 zuwanderung drittstaaten punktesystem STs

  • 1. Geregelte Zuwanderung Punkte, Quoten oder Arbeit? Stephanie Tsomakaeva 12.02.2015
  • 2. Worum geht es? - Modelle regulierter Einwanderung - Zahlen zu Drittstaaten-Zuwanderung - politische Thesen zur Zuwanderung "Auch die Wahrheit gedeiht nur in einer bestimmten Vegetation und Temperatur. Sobald man sie erhitzt, wird sie fanatisch, sobald man sie unterkühlt, zynisch." Martin Kessel (1901-1990)
  • 3. Zuwanderung oder Einwanderung? - Zuwanderung durch EU-Freizügigkeit - Zuwanderung aus Drittstaaten (Punktesystem) - Zuwanderung durch Asyl - Zuwanderung durch Familienzusammenführung Zuwanderung - Auswanderung = Einwanderung
  • 5. Australien Familie +Business Source: DIAC internal data 0 20,000 40,000 60,000 80,000 100,000 120,000 140,000 160,000 180,000 Total Skill Total Family
  • 6. Deutschland 2013 Zu-und Fortzüge Personen Hessen Deutschland Deutsche - 2 033 - 21 857 Nicht-Deutsche + 42 173 + 459 160 Saldo + 40 140 + 437 303 Personen Zuzüge Fortzüge Deutsche 118 425 - 140 282 Nicht-Deutsche + 1 108 071 - 648 911 Saldo + 1 226 496 - 789 193 Saldo = Einwanderung
  • 9. Kanada 2005  In the 1950s, 84.6% of immigrants were European by birth  By the mid 1980s immigrants born in Europe slipped to 28.6%  Now its about 15% Source: Citizenship and ImmigrationCanada 2007, 27.
  • 11. 2012/13 Budget: Highlights & Implications 2011/12 2012/13 Employer Sponsored 125,850 129,250* Points Tested Business Skills Skilled Stream Target ENS RSMS Independent State Sponsored SAS 46,000 47,250 72,450 74,400 7,200 7,400 44,350 24,000 4,100 45,550 24,650 4,200 30,000 16,000 31,250 16,000 * Includes 200 places for Distinguished Talent Visa 2012/13 Skilled Migration Program Composition Australien
  • 12. Australien Trifft die Qualifikationen, die Australien braucht Verringert Bearbeitungszeit Reagiert schnell auf wirtschaftliche Veränderungen Generiert Plätze für die besten und hellsten Köpfe Zusätzliche Möglichkeit für Arbeitgeber qualifizierte Mitarbeiter zu finden und diese zu kontaktieren Reguliert und optimiert staatliche territoriale Einwanderungspläne . Faires und funktionierendes Einwanderungsprogramm für Qualifizierte
  • 13. Migrationsströme in Deutschland Asylgesetzgebung Ausreisewillige Aufenthaltsgesetz Einwanderer Unqualifizierte Landbevölkerung Qualifizierte Stadtbevölkerung
  • 14. Wer hat Migrationshintergrund? Bedarfsorientiert regelbar Nicht bedarfsorientiert regelbar
  • 15. Über wen sprechen wir heute? Quelle: Bundesagentur für Arbeit, spiegel.de *inkl. Angehöriger
  • 16. Situationsbeschreibung Zuwanderung Drittländer: - Lohndumping durch billige Arbeitskräfte (Gastarbeiter) aus Drittländern - kein erkennbarer Bedarf nach Arbeitskräften aus Drittländern - kurzfristig keine mehr „reinlassen“, nur mittel- und langfristig oder - Zuviele „Gute“ gehen und zuviele „Schlechte“ kommen - Einwanderer sind keine Gastarbeiter, sondern Humankapital - Undurchsichtigkeit des Bürokratie-Dschungels - Zuwanderer als Engpassüberbrückung, langfristig aber keine Lösung Thesen (Drittstaaten)
  • 17. Kombiniertes Punkte‐ und Quotensystems in Anlehnung an das kanadische Modell (im folgenden „das Punktesystem“). Regelmäßige Überprüfung, Anpassungen nach Erfahrungen und Bedarfslagen. Umfassende Diagnose von Engpasskonstellationen. Bedarfsorientierte Zuwanderung löst nicht die Probleme, die Folge sinkender Geburtenraten und mangelhafter Qualifikation sind. Sie kann nur kurz- und mittelfristig negative Effekte abmildern und muss deshalb mit einem Ausbau der Familienförderung und Qualifikationsangeboten für deutsche Staatsangehörige einhergehen. Entscheidungskriterium sollte die individuelle Qualifikation des einzelnen sein. Zielgruppe sind Hochqualifizierte und Qualifizierte all derjenigen Fachrichtungen, bei denen zukünftig mit Engpässen zu rechnen ist. Gleichzeitig einfach qualifizierte oder ungelernte Arbeitsmigration vermeiden und nur zur Deckung berufsspezifischer Nachfrageüberschüsse zulassen. Politische Thesen
  • 18. Hochqualifizierte und qualifizierte Fachkräfte: 2 Schwellenwerte 1. eine Mindestpunktzahl ohne Rechtsanspruch, Möglichkeit der Aufenthaltserlaubnis innerhalb der Quote 2. hoher Schwellenwert = Daueraufenthaltsrecht Nur wenig berufsspezifische Kenntnisse oder ein Arbeitsplatzangebot gewichten. Auch für ausländische Absolventen deutscher Hochschulen. Fachkräfte: -berufsspezifische Qualifikation in einem gefragten Berufsfeld hat mehr Gewicht als in einer Branche ohne Nachfrage. - bis zur Einführung einer Engpassdiagnose geringe Quoten - Kriterium „Arbeitsplatzangebot“ obligatorisch Geringqualifizierte Arbeitsmigranten: - strikt temporär befristet - Arbeitserlaubnis an Arbeitsplatz gebunden - für die Dauer des Arbeitsvertrages - maximal für 3 Jahre. - kleine Quote eingeführt werden, um die Engpassdiagnose zu testen. Politische Thesen
  • 19. Um die betriebliche Ausbildung und Rekrutierung von hierlebenden Arbeitslosen zu fördern, sollte von den Unternehmen für die Besetzung einer Stelle über Einwanderung eine Gebühr erhoben werden und eine niedrige Quote beibehalten werden. Die Einreise von Unternehmern und Investoren aus Drittsaaten sollte außerhalb des Punktesystems geregelt bleiben. Ihre geringe Zahl und ihr hoher Wert für Deutschland machen entgegenkommende Einzelfallregelungen zur besseren Option. Generell sollten Bewerbungen aus dem In‐ und aus dem Ausland möglich sein. Damit steht das Punktesystem auch den hier lebenden Flüchtlingen, Geduldeten und Geringqualifizierten als Option zur Einwanderung zur Verfügung und dient als Anreiz zur Weiterbildung. Ein transparentes Punktesystem ist ein Gebot ökonomischer Fairness: Es sorgt dafür, dass auch kleine und mittlere Unternehmen leichter ihren Fachkräftebedarf decken können, weil es die Antragsbearbeitung beschleunigt und von behördlichem Ermessen befreit. Politische Thesen