Das ferne Reichsoberhaupt? (Vortrag 20. Mai 2015, Heidelberg)
Karl der Grosse (kurs)
1. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufstieg der Karolinger
Niedergang u. Erbe v. Römischen Reich
Die Merowinger und ihre Hausmeier
Das Reich der Karolinger
Bildungsreform
Verwaltungsreform
Kirchenreform
Das Kaisertum
Niedergang der Karolinger
2. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufstieg der Karolinger
Niedergang u. Erbe v. Römischen Reich
• äußere Faktoren
o Folgen der Völkerwanderung
o Siedlung fremder Stämme im Reichsgebiet
• innere Faktoren
o Niedergang der römischen Gesellschaft
o Bevölkerungsrückgang
o Legitimationsprobleme der Kaiser
o nichtrömische Söldnerheere
4. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Religiöse Spannungen
Wachsende Ohnmacht
des Staates
Spaltung 395 n. Chr.
Ständig wechselnde
Soldatenkaiser
Rückgang der
Heeresstärke
Übergroßes
Reichsgebiet
Produktionsabfall
in der Landwirtschaft
Eindringen
feindlicher
Germanenstämme
Schwierigkeiten
der Grenzsicherung
Rückgang der
Bevölkerung
Ständige
Abgabenerhöhung,
Steuerlast
Aufstände, Unruhen
in den Provinzen
6. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Weströmisches Reich
Honorius 395-423
...
395
+ Theodosius I.
Oströmisches Reich
Arcadius 395-408
...
Julius Nepos 474-480
Romulus Augustulus 475-476
Zeno 474-491
476
Odoaker 476-480
erster König Italiens
1453
7. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die politische Situation im westlichen Mittelmeerraum ab 450 bis etwa 476/480; die Karte zeigt
das Zusammenschrumpfen der weströmischen Herrschaft in der Peripherie (Britannia, Gallia,
Hispania, Nordafrika bis auf wenige Exklaven in Nordgallien und Dalmatia) auf die
Kernprovinz Italien;
Gustav Droysen: Allgemeiner Historischer Handatlas, 1886
8. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Verlust der Provinzen
410
Westgoten plündern Rom unter Alerich
418-507
Tolosianisches Reich der Westgoten
429-533
Vandalenreich in Nordafrika
455
Vandalen plündern Rom unter Geiserich
461-486
gallo-römisches Reich in Nordgallien
476-483
Der Ostgote Odoaker beherrscht Italien
9. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Das Ende des Weströmischen
Reiches
Der germanische Heerführer
Odoaker (um 433-493 n. Chr.)
setzte den letzten weströmischen
Kaiser Romulus Augustulus ab
und erhob sich selbst zum König
von Italien.
Er besiegelte damit das Ende des
Weströmischen Reiches.
10. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufstieg der Karolinger
Die Merowinger
Die Merowinger waren
das älteste bekannte
Königsgeschlecht der
Franken vom frühen 5.
Jahrhundert bis zur Mitte
des 8. Jahrhunderts. Sie
wurden vom Geschlecht
der Karolinger
verdrängt. Nach ihnen
wird die historische
Epoche des Übergangs
von der Spätantike zum
frühen Mittelalter im
gallisch-germanischen
Raum Merowingerzeit
benannt.
11. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Syagrius († 486/87) letzter
selbstständiger „römischer“
Herrscher in Gallien.
Sein Vater Aegidius, ehemals
magister militum per Gallias,
hatte das Gebiet nördlich der
Loire bis zur Somme mit der
Hauptstadt Soissons seit seiner
Rebellion gegen den Heerführer
Ricimer 461 als unabhängiger
gallo-römischer Herrscher
regiert. Er stand in gutem
Einvernehmen mit dem
Salfrankenkönig Childerich I.,
12. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen
westgermanischen Stämme entlang der römischen
Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und
Brukterer, zu einem größeren Stammesverband
zusammenzuschließen, der sich selbst als "die
Franken" (= die Freien, Kühnen) bezeichnete.
Die Franken wurden erstmals um 250 n. Chr. als
Francii von römischen Quellen erwähnt, anlässlich
eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die
römische Provinz Gallien hinein.
13. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Childerich 457-481
ein fränkischer König aus dem
Geschlecht der Merowinger. Er
regierte die Salfranken, den wohl
größten fränkischen Teilstamm
westlich des Rheins.
Verwalter der römischen
Provinz Belgica II, und
militärischer Befehlshaber unter
dem magister militum Aegidius
und Syagrius
Seine Frau war Basena von
Thüringen,
14. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kirche St. Brice in Tournai, Grabstätte von Childerich I.
(entdeckt 1653)
15. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Chlodwig 482-511 (Sohn von Childerich)
493
oo Chrodechilde von
Burgund, Tochter des
Königs
Chilperich († um 548 )
Kinder:
Chrodechilde
(502 † 531)
um 526 oo Amalarich
König der Westgoten
Ingomer
(494 † 497? )
Chlodomer
(495 † 524)
Childebert I
(497 † 558)
Chlothar I.
(500 † 561)
Theuderich I. (um 485 † 534) Illegitim
16. Karl der Grosse und das Reich der Franken
um 498 Taufe Chlodwig I. durch
Bischof Remigius von Reims
durch Taufe zum katholischen
Christentum sicherte er sich die
Unterstützung der katholischen
Bischöfe und der romanischen
Untertanen
schuf so die Voraussetzung für
den Aufstieg des Frankenreiches
zur Hegemonialmacht im
christlichen Abendland.
Miniatur aus den im 14. Jahrhundert
entstandenen Grandes Chroniques de France
(Bibliothèque Municipale, Castres, Frankreich
17. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Chlodwig benutzt das Christentum für seine
politischen Ziele:
Absage an seine germanischen Götter und
Übernahme des katholischen Glaubens der
romanischen Bevölkerung Galliens
Vorwand zur Bekämpfung der Westgoten, die
sich zum arianischen Glauben bekannten
Vereinheitlichung des Lebens in seinem
Herrschaftsgebiet nach römisch-katholischen
Regeln
Einberufung von Synoden und Einsetzung von
Bischöfen durch den König mit dem Ziel der
Gründung einer „Reichskirche“ unter seiner
Herrschaft
18. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Eroberungen durch Chlodwig I.
476 Schlacht von Zülpich Schwächung
der Alamannen
486 Inbesitznahme Nordgalliens
506 Schlacht bei Strasborg
Sieg über die Alamannen
507 Annektion Aquitaniens
Ende des Westgotenreiches
509 Eingliederung der Rheinfranken
unter seine Herrschaft
20. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Chlodwigs Reformen
Lex Salica
- Erstes Gesetzbuch der Franken
- Entstehung von Privateigentum
- Strafrecht
Kirchenverwaltung
- Errichtung von Bistümern
- Übertragung von
Verwaltungsaufgaben an die Kirche
- 511 erste Synode in Orleans
21. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Bedeutung von Chlodwig
Politisch schuf er den Rahmen von fränkischer Reichspolitik
Integration der romanischen Bevölkerung, bes. der Führungsschicht
Verbindung zwischen lateinischer und germanischer Kultur
schloss sich dem katholischen Christentum der gallischen Bischöfe an
Begründung von katholischer Kirche und politischer Macht im MA
Taufversprechen als Legitimation des Königs gegenüber dem Adel
Beginn der fränkischen Mission
Setzte salfränkisches Erbrecht in Kraft (Teilung, aber Gemeinsamkeit)
König Chlodwig formt aus den fränkischen Herrschaften und
den Resten römischer Herrschaft im 5. und 6. Jahrhundert
ein Grossreich, das im Westen bis in die Provence reicht.
22. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Reichsteilung 511 unter die vier Söhne Chlodwigs
Chlodomer (Orleans)(495 † 524)
Childebert I. (Paris) (497 † 558)
Chlothar I. (Soisson (500 † 561)
Theuderich I. (Metz) (um 485 † 534)
Illegitim
Diese komplizierte Teilung basierte
auf dem Stammesrecht, der Lex
Salica; die darin geregelte
gleichberechtigte Erbfolge der
Söhne wurde für das Reich
übernommen.
24. Karl der Grosse und das Reich der Franken
531
Sieg über das Königreich Thüringen an der Unstrut,
Radegunde kommt mit ihren Bruder zu den Franken,
sie heiratet Chlothar, ihr Bruder wird ermordet, später
trennt sie sich von ihm und gründet sie ein Kloster
534
Sieg über das Burgunderreich
558
Chlothar ist Alleinherrscher über das Frankenreich
nach dem Tod seiner Verwandtschaft
25. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Frankenreich um 561
nach der Aufteilung
auf die Söhne von
Chlothar I.
(Enkel von Chlodwig)
26. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Chlothar II. (584-624)
Sohn von Chlothar I., Enkel von Chlodwig
613
durch den Sieg über Austrasien und Burgund wurde er
zum Alleinherrscher über das Frankenreich
mußte dem Adel Zugeständnisse machen und legte
damit den Grundstein für den späteren Aufstieg der
Hausmeier
27. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Chlothar II. in Verhandlung mit den
Lombarden
613 herrschte Chlothar II. über alle farbigen Teile
28. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Dagobert I. (Der Gute) 608/10 – 639
Sohn von Chlothar II.
letzter bedeutender Herrscher der
Merowinger
Pippin der Ältere und Bischof
Arnulf von Metz waren seine Berater
662 Burgund und Aquitanien waren
unter seiner Herrschaft
nach seinen Tod wurde Reich
unter seine beiden Söhne aufgeteilt:
Sigibert III. (Austrasien mit Metz) Chlodwig
II. (Neustrien, Burgund mit Paris)
29. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die letzten Könige der Merowinger
•Chlothar II. (613–629)
•Charibert II. (629–632)
Aquitanien
•NEUSTRIEN
•Dagobert I., der Gute (629–639)
AUSTRASIEN
•Chlodwig II. (639–657)
•Sigibert III. (639–656)
•Chlothar III. (657–673)
•Dagobert II. (676–679)
•Theuderich III. (673–679)
•Chlodwig III. (690–694)
•Childebertus adoptivus (657–662)
ein von Sigibert III adoptierter
Pippinide
•Childebert III.(694–711)
•Childerich II. (662–675)
•Theuderich III. (679–690)
•Dagobert III.(711–715)
•Chilperich II. (715–721)
•Theuderich IV. (721–737)
•Childerich III. (743–751)
30. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufstieg der Karolinger
Die Merowinger und ihre Hausmeier
Hausmeier
= maior domus (lat.) = Verwalters des Hauses,
Amt des frühmittelalterlichen Hofes,
Leiter der Regierungsgeschäfte im Frankenreich ab 7. Jh.,
seit 687 erbliches Amt der Arnulfiden und Peppiniden
•Pippin der Mittlere, Hausmeier
(687–714)
•Karl Martell, Hausmeier
(714–741)
•Karlmann, Hausmeier
(741–747)
•Pippin der Jüngere, Hausmeier ab 741, König (751–768)
32. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Vom Hausmeier zum König
Karl Martell
688-741
- festigte Dauerhaft die Einheit des fränkischen Reiches
- 732 Sieg über die Mauren in der Schlacht bei Tours u. Portier
- Feldzüge zur Grenzsicherung des Reiches gegen Sachsen,
Friesen, Alemannen, Bajuwaren
- 739 Bitte des Papstes um Schutz vor Langobarden
- fränkische Mission mit Bonifatius
33. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Vom Hausmeier zum König
Pippin III. (der Jüngere) 714-768
747
nach Rückzug seines Bruders Karlmann ins
Kloster Alleinherrschaft
751
mit Zustimmung des Papstes Zacharias Königstitel
Absetzung von König Childerich III. und Krönung in
Soissons
755
Italienfeldzug und „Pippinischer Schenkung“
34. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Krönung von Peppin dem Jüngeren
Pippin schickte dazu seinen wichtigsten Ratgeber, Fulrad von Saint-Denis und
Bischof Burkard von Würzburg, nach Rom zum Papst mit der Frage:
Wegen der Könige in Francia, die keine Macht als Könige hätten, ob das gut sei
oder nicht.
Wunschgemäß antwortete der Papst:
Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat,
und im November 751 ließ sich Pippin durch eine Versammlung der Franken zu
Soissons zum König (Rex Francorum) ausrufen.
Der merowingische König Childerichs III. wurde abgesetzt und mit seinem
Sohn Theoderich in das Kloster Prüm verwiesen.
Damit war die Reihe der Könige aus dem Geschlecht der Merowinger beendet.
35. Karl der Grosse und das Reich der Franken
751 Dynastiewechsel durch Königssalbung
1. Salbung durch den Bischof in Soissons
Für Pippin den Jüngeren war es wichtig, dass
ihm das bisher fehlende Charisma, die
»Geblütsheiligkeit«, verliehen worden war
und er nun eine eigene Königssippe
begründen konnte.
Die Salbung nach alttestamentlichen Vorbild
(1. Samuel 10) vollzog vermutlich Bonifatius.
Sie verlieh dem König das sog. Königsheil,
das bisher am „Geblütsrecht“ hing.
36. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Königtum der Karolinger
Päpstl.
Salbung
Königs-
heil
göttliche
Macht
der
Karolinger
Wahl
durch
fränk.
Adel
Gottesgnadentum
Schutzherr
der
Kirche
Abstammung
Volksstamm der Franken
37. Karl der Grosse und das Reich der Franken
2. Salbung durch den Papst Stefan II, in der Basilika von
Saint Denis 754
Pippin III. ließ sich von Papst Stefan II. zusammen mit
seinen Söhnen Karl und Karlmann salben als Gegenleistung
für seine Hilfe in der Auseinandersetzung des Papstes mit den
Langobarden.
Pippin III. nannte sich „dei gratia rex Francorum vir inluster“
(„von Gottes Gnaden, König der Franken, Edelmann)
Königtum gewann neue Dignität:
„Königtum von Gottes Gnaden“
38. Karl der Grosse und das Reich der Franken
„Gottesgnadentum“
• ersetzt das Geblütsrecht der Merowinger,
d.h. Die göttliche Würde beruht nicht mehr auf dem
Herrschergeschlecht (der Person des Königs),
sondern auf dem Amt
• mit Amtscharisma nimmt König herausragende Stellung in
göttlicher Weltordnung wahr und ist damit auch für die
Kirche in seinem Reich verantwortlich (Wurzeln für
Investiturstreit)
• weltliche Verwaltungsaufgaben wurden durch Kleriker
wahrgenommen (Hofkapelle)
• Kopplung von geistlichen und weltlichen Aufgaben der
Kleriker führte zur Herausbildung des ottonisch-salischen
Reichkirchensystems
39. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Pippinische Schenkung (I)
Ostern 754 in Quierzy
• basiert auf der „Konstaninischen Schenkung“ von 315/17,
Papst Silvester I. wird von Kaiser Konstantin I. die Oberherrschaft
über Rom, Italien und das Weströmische Reich geschenkt
• Bischof von Rom bekommt die Vorherrschaft über alle anderen
Kirchen und die Patriarchate Konstantinopel, Antiochia,
Alexandria und Jerusalem
• Papst bekommt kaiserliche Insignien (das Diadem, den
Purpurmantel, das Zepter und das Prozessionsrecht) und Vorrechte
Im MA Begründung für den Kirchenstaat und die
Weisungsbefugnis des Papstes über alle Ortskirchen,
Rang des Papstes wird vergleichbar mit kaiserlichen Rang
40. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Pippinische Schenkung (II)
Ostern 754 in Quierzy
• Peppin III. erneuert die „Konstantinische
Schenkung“ als Gegenleistung zu seiner
Königssalbung durch Stefan II.
• Übertragung der Gebiete an den
Kirchenstaat, die Peppin III. von den
Langobarden zurückerobert hatte
• Papst Stefan II. löste sich von dem
Byzantinischen Kaiser und stellte sich unter
den Schutz der Frankenherrscher
41. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Dynastie der Merowinger
Gebrüder Merowech und Chlodio
Childerich
Chlodwig 482-511 [Lex Salica]
Herrschaftsteilung zwischen Theuderich (Reims), Chlodomer (Orléans)
Childebert (Paris) und Chlothar I. (Soissons)
Ab 561: Krieg zwischen Reims und Soissons
Teilreiche Burgund, Neustrien und Austrien
Vereinigung unter Chlothar II. (613-629)
656: Versuch der Herrschaftsübernahme („Staatsstreich“)
in Austrien durch Hausmeier Grimoald aus der Familie der
Pippiniden
in Neustrien:
Herrschaft des Hausmeiers Ebroin
679: merowingische Familie erlosch in Austrien,
Hausmeier Pippin der Mittlere übernimmt
selbständig die Herrschaft
42. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kinder
Karl
(742-814)
Karlmann I.
(751-771)
Gisela
(757-810) Äbtissin v. Chelles
Pippin
(759-761)
Rotheid
Adelheid
Pippin der Jüngere
und Bertrada
Eltern von Karl dem Großen
43. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Ehefrauen von Karl dem Großen
1. Himiltrud
2. Desiderata/Gerperga
3. Hildegard
4. Fastrada
5. Luitgard
um 768 (vermutlich Friedelehe)
769 Tochter des Langobardenkönigs,
verstoßen 770/771,
771 Alemannin
783 aus mainfr.-thür. Raum
794 Alemannin
Nebenfrauen
Madelgard
Gerswind
Sächsin
Regina
Adelind
Karl der Große hatte mindestens 18 Kinder
und war ein Familienmensch
44. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kinder von Karl dem Großen, die in der Geschichte eine Rolle spielen:
Pippin der Bucklige
(1)
770-811
Karl der Jüngere
(2)
772/773-811, 788 König von
Neustrien
Ludwig der Fromme
(2)
778-840
Drogo
(v. Regina)
801-855
Seine Töchter durften nicht heiraten;
Bertha und Rotrud lebten aber in Friedelehen
45. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Biografisches von Karl dem Großen
742/747/748
Geburt in Aachen oder Prüm
768
Krönung
771
Alleinherrscher nach Tod s. Bruders Karlmann
782
Blutbad von Verden (Sachsenkriege)
800
Kaiserkrönung in Rom durch Papst Leo III.
814
Tod in Aachen
Bedeutung durch
Eroberungsfeldzüge
Reformen
Römisches Kaisertum
46. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Das Reich der Karolinger unter Karl dem Großen
Die wichtigsten Eroberungen
Die Sachsenkriege von 772-804
Mindestens 17 Feldzüge mit dem
Ziel der Unterwerfung und
Christianisierung der Sachsen
772 Zerstörung der „Irminsul“
Errichtung von
Militärstützpunkten nach
Römer-Art
777 Reichssynode in Paderborn
mit Massentaufe
782 Massaker von Verden
785 Taufe Widukinds
47. Karl der Grosse und das Reich der Franken
772 Zerstörung der Irminsul
•Heiligtum der Sachsen
• vermutlich große Eiche
• Symbolisierte Verbindung
zwischen Himmel und Erde
• Standort ist unbekannt
(Eresburg, Externsteine...)
49. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Franken
Sachsen
Volk mit König,
Heerbann
Stammesverbund
mit Heerführern im Kriegsfall
Soldaten
Krieger
Schwere Reiterei, Scara Francisca,
leichte Reiterei mit Bögen,
Fußtruppen mit Speer und Wurfaxt,
Kettenhemden, Körperpanzer,
Schwerter, Steigbügel, Langschwert,
Bauernheer,
Axt, Speer, Lederwams, Rundschild
Trommeln etc. zur Kommunikation
Gute Reitpferde
50. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Sachsenherzog
777
erstmalige Erwähnung in den Annalen des
Reichstag zu Paderborn
führte „Guirilla-Aufstände“ der Sachsen an
782
785
Widukind, 1100
Grabplatte in Engern
entkam dem „Blutgericht“ an der Aller nach
Dänemark
Taufe in Attigny
51. Karl der Grosse und das Reich der Franken
„Blutgericht an der Aller“ 782
Nach einem Sieg der Sachsen über
ein fränkisches Heer rächte sich
Karl der Große und ließ 4500
Sachsen bei Verden an der Aller
hinrichten.
52. Karl der Grosse und das Reich der Franken
„Als der Herr König Karl dies hörte, eilte er mit den Franken,
die er in aller Eile zusammenraffen konnte, dorthin und
gelangte an einen Ort, wo die Aller in die Weser fließt.
Dann unterwarfen sich wiederum versammelte Sachsen unter
die Gewalt des genannten Herrn Königs und lieferten die
Übeltäter aus, die jenen Aufstand vor allem ausgelöst hatten,
4500, um sie hinrichten zu lassen.
So ist es geschehen, eine Ausnahme machte Widukind,
der zu den Nordmannen geflüchtet war.“
(Reichsannalen)
53. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Taufe von Widukind war
ein Politikum
Machtdemonstration der Franken
Wende in den Sachsenkriegen
Signal für Massentaufen
Stärkte sächsische Oberschicht
im Frankenreich
785 Attigný, Widukind Taufe
54. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Ein berühmter Theologe am Hof Karls des Großen,
Alkuin, schreibt im Jahr 796:
„Gewiss, zur Taufe kann man einen Menschen zwingen,
aber das bedeutet keinen Fortschritt im Glauben.
Darum müssen die Prediger das Heidenvolk mit
friedlichen und klugen Worten im Glauben
unterweisen.“
55. Karl der Grosse und das Reich der Franken
774 Eroberung des Langobardenreiches
771
starb Karlmann, der mit Langobardenprinzessin
verheiratet war und 2 Söhne hatte; die Witwe
floh mit den Kindern zu ihrem Vater, König
Desiderius
772
Karl verstieß seine Ehefrau, die Tochter von
Desiderius
774
Papst Hadrian I. hatte Konflikte mit den
Langobarden und bat Karl den Großen um Hilfe; nach
monatelanger Belagerung konnte Karl Pavia
einnehmen und nannte sich nun rex
Francorum
et Langobardorum (König der
Franken und
Langobarden)
56. Karl der Grosse und das Reich der Franken
778
Feldzug über die Pyrenäen
Der Emir von Saragossa bat Karl den Großen um Hilfe
gegen den Emir von Cordoba
778
Schlacht bei Roncesvalle,
Überfall der baskischen Bevölkerung auf die
Truppen von Karl den Großen, die sich auf dem
Rückzug befanden;
Tod des Grafen der bretonischen Mark
(Rolandslied)
einzige große militärische Niederlage von Karl
dem Großen
57. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Karte zeigt die größte
Ausdehnung des Frankenreiches
unter Karl dem Großen.
(1) Sachsen
804
(2) Bayern
788
Friaul;
Italien
(3)
(4)
774
(5) Kirchenstaat;
(6) Dänische Mark
811
(7)
Sorbische Mark
806
(8) Ostmark;
791796
(9)
Bretonischer Mark
(10)
Spanische Mark 795
58. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Reformen unter Karl dem Großen
RESTITUERE, RENOVARE, REFORMARE
Kirchenreformen
Verwaltungsreformen
Bildungsreformen
59. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kirchenreform
Voraussetzungen
- Impulse durch Pippin, Karlmann und Bonifatius
(Übernahme des kanonischen Rechtes, Jahressynoden...)
Karl der Große verstand sich als Mittler zwischen Gott und Welt
- nahm Hoheit und Verantwortung über die Kirche wahr
Kirchliche Reformen durch Karl
-771 Reformgesetz „Capitulare primum“
- Liturgiereform
- Berichtigung des Bibeltextes und Herstellung von Abschriften
- Predigtsammlungen
- Sonntagsruhe
- Lebenswandel und Bildung der Geistlichen
- Bestrafung von Aberglauben
- Kirchen und Klösterbau
-
60. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Das Kloster als Lehnsnehmer und Lehnsgeber
Das Kloster war Teil
des Feudalsystems.
Es war Bewahrer der
Kultur und Zentrum
der Bildung.
61. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Theologische Streitpunkte zur Zeit von Karl dem Großen
• Streit über die Bilderverehrung
Darf Christus auf Bildern verehrt werden oder nicht?
726 – 843 heftiger Streit im Oströmischen Reich
794 Synode in Frankfurt (ablehnende Haltung der Franken
gegenüber den Bildern)
• Streit über adoptianische Christologie
Streit um die göttliche und menschliche Natur von Christus
794 Karl der Große verurteilt Adoptianuismus auf dem Konzil
in Frankfurt
• Streit über „filioque“
Streit um den heiligen Geist (geht aus Vater und Sohn hervor)
589 eingeführter Zusatz in Abgrenzung gegen Arianismus,
Karl der Große übernimmt ihn für das Frankenreich
62. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Bildungsreform
Voraussetzungen
- bei der Eroberung Galliens trafen Franken auf römische Kultur und
römisches Christentum,
- Assimilation war nur über Latein möglich(Oberschicht)
- Karl wollte Verfall von Bildung und Christentum entgegenwirken
Bildungsreformen durch Karl
- Verbindung von Weisheit und Frömmigkeit
1. recta cohartare
(Richtiges fördern)
2. errata corrigere
Fehler berichtigen)
abscindere
(Überflüssiges entfernen)
(die
3. superflua
- Anknüpfen an klassisches Latein
- Überbrückung der Differenz zwischen heidnischer Antike und
christlichen Mittelalter
63. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Sieben Freien Künsten an der Hofschule
Trivium:
Grammatik
Rhetorik
Dialektik
(um den Aufbau der Sprache zu verstehen),
(zur Ausbildung der Redegewandtheit) und
(als Schulung der Logik).
Quadrivium:
Arithmetik
(Grundrechenarten und mathematische Gesetzmäßigkeiten),
Musik
(um ein Gespür für
Harmonien und Spaß am Singen),
Geometrie
(im wesentlichen als
Vermessungskunde) und zuletzt Astronomie
(um sich am Sternenhimmel
orientieren zu können)
64. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Sprache und Schrift
- Orthographie und Grammatik für
Vulgärlatein, da es sich weit vom
klassischen Latein entfernt hatte
- Reinigung der Muttersprache (lingua
theodosca)
- Entwicklung der karolingischen
Minuskeln als Einzelbuchstaben, im
Vierliniensystem und Wortabständen
- einfach lesbare Schrift, nichts sollte
vom Inhalt ablenken (heute Standart
der Schriften mit lateinischen
Buchstaben)
65. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kunst und Handwerk
- Buchmalerei
- Elfenbein-, Mosaik und Goldschmiedekunst
- Kirchen-, Klöster- und Pfalzbauten
66. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Gelehrte am Hof von Karl dem Großen
• Alkuin
735-804
Angelsachse
• Einhard
770-840
Franke
• Paulus Diaconus
725/30-797/99
Langobarde
• Petrus von Pisa
744-799
Langobarde
• Theodulf von Orleans 750/60-821
Westgote
• Paulinus von Aquilea
Langobarde
750-802
67. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Alkuin 735-804
735
geboren in der Grafschaft Northumbria
Erziehung in der Domschule zu York
778
Studienreisen durch Europa,
Leiter der Domschule in York
781
Zusammentreffen mit Karl dem
Großen in Parma
Leitung der Hofschule in Aachen,
Berater und Erzieher der Königskinder
796
Abt des Klosters in Tour
804
gestorben in Tours
68. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Bildungsideal von Alkuin
•Vermittlung von bewährtem
Grundwissen
•Anpassungsfähigkeit an die
Herausforderungen der heutigen Zeit
•Aufgeschlossenheit gegenüber neuen
Erkenntnissen
•Befähigung zur friedlichen
Zusammenarbeit der Völker im Geiste
eines vereinten Reiches
69. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Alkuin schuf
• neue Lateinische Bibelübersetzung
• Lehrbücher der Grammatik,
Rhetorik, Logik, Dialektik
• Rätselbücher
70. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Überfahrt:
An einem Flussufer steht ein Mann zusammen mit einem Wolf,
einer Ziege und einem Kohlkopf.
Der Mann möchte seine "Gefährten" auf die andere Seite rudern,
darf aber immer nur einen Passagier pro Fahrt mitnehmen. Ohne
aber, dass der Wolf die Ziege oder die Ziege den Kohlkopf
auffrisst. Wie soll er das machen ?
Wie viele Fahrten benötigt er mindestens ?
71. Karl der Grosse und das Reich der Franken
“Hier, ich bitte dich, verweile kurze Zeit Reisender und bedenke meine
Worte in deinem Herzen, dass du dein Los in meinem Schatten verstehen
mögest.
Die Gestalt deines Körpers wird verändert werden, wie meiner sich
veränderte. Was du jetzt bist, berühmt in der Welt, bin ich gewesen,
Reisender und was ich jetzt bin, wirst du in der Zukunft sein. Bedenke
daher, mehr acht zu geben auf deine Seele, als auf deinen Körper, denn
sie überlebt, er aber geht zu Grunde. Weshalb suchst du nach
Besitztümern? Du siehst in welch’ winziger Höhe dieses Grab mich hält.
Deines wird ebenso klein sein. Wie die Blumen verwelken, wenn der
bedrohliche Wind kommt, so vergeht auch dein Fleisch und deine Pracht.
Mein Name war Alkuin und Weisheit war mir immer teuer. Gieße Gebete
aus für mich, wenn du still diese Inschrift liest.”
(Selbstverfasste Grabinschrift von Alkuin von York)
72. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Einhard (770-840)
*um 770 in Maingau, adlige Familie,
erzogen im Kloster Fulda,
794
Schüler Alkuins
an der Hofschule,
• Baumeister u. Biograph
(Vita Karoli Magni),
• Ratgeber von Karl dem Großen, Ludwig
dem Frommen und Lothar I.,
• gründete Einhardsabtei in Steinbach
(Odenwald)
830
Laienabt in Michelstadt
+
840 in Seligenstadt
73. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Einhardsbasilika bei
Michelstadt
Einhardbasilika in
Seligenstadt
75. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Verwaltungsreform
• König (Lehensherr)
• Kronvasallen (Herzöge, Grafen,
Bischöfe, Reichsäbte): Hohe
Leihe
•Aftervasallen (Ritter,
Dienstmannen (Ministeriale),
Äbte): Niedere Leihe
•Hintersassen (Bauern, Hörige)
76. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die wichtigsten Hofämter
Ein so großes Reich wie das von Karl dem Großen musste
auch irgendwie verwaltet und organisiert werden. Das
Zentrum der Herrschaft war der königliche Hof. Ein
königlicher Hof wurde vom Prinzip her nicht anders als ein
großer Gutshof verwaltet.
Die Karolingerkönige reisten weit mehr als die Merowinger
durch ihr Reich und hielten sich meist auf den Pfalzen auf.
Der Königshof konnte also auch "verreisen". Zum Hof
gehörten aber die Inhaber der wichtigsten Hofämter, das
waren der Stallgraf, der auch Marschall genannt wurde und
für die königlichen Pferde zuständig war. Der Truchsess war
für die fürstliche Tafel zuständig, der Kämmerer für die
Finanzen, der Schenk für die Getränke und der Pfalzgraf für
die Pfalz.
77. Karl der Grosse und das Reich der Franken
König
Lehen,
Ämter,
Schutz
Heeresfolge,
Rat im
Frieden
Tr e ue
Kronvasallen (Bfe, Äbte, Gfen, Hzge)
Lehen,
Ämter,
Schutz
Tr e ue
Tr e ue
Tr e ue
Untervasallen
Heeresfolge,
Rat im
Frieden
79. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Grundhörige
Grundholden
be
F
Hufe
ar
bei
Gerichtsbarkeit
Schutzpflicht
Abgaben
Frondienst
ten
besitzt
Hufe
System der
Grundherrschaft
Hufe
Leibeigene
bearbeiten
als Knechte
besitzt
R O N H O F
ver
wal
tet
Hufe
besitzt
Adeliger
Grundherr
S
A
L
L
A
N
D
leisten
Heeresfolge
Freie Bauern
besitzen
bearbeiten
Eigenes Land
80. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Karl der Große teilt das Reich mit den eroberten Gebieten neu auf.
Zwei Stränge bildeten dabei das Rückgrat der neu zu errichtenden
Herrschaft.
• Die Gaue mit den Grafen als königlichen Herrschaftsvertretern an der
Spitze bildeten die Grundlage der politischen Administration.
• Die Kirchenorganisation gründete sich dagegen auf Missionssprengel,
die von Missionszellen als Kernorten die Missionierung des eroberten
Gebietes organisierten.
Die Königsboten kontrollierten die Machtausübung der weltlichen und
geistlichen Herren, überwachten die Durchführung königlicher
Anordnungen, beseitigten Mängel und meldeten Verstöße.
81. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Das Kaisertum
Der Frankenkönig
Karl der Große wurde
am Abend des
1. Weihnachtstags
800 im Petersdom in
Rom von Papst Leo III.
zum römischen Kaiser
gekrönt.
82. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Geschichtlicher Kontext für die Kaiserkrönung
Krise des Papst- und Kaisertums vor 800
1. Oströmisches Kaisertum
- byzantinische Nacht brach in Italien zusammen Bilderstreit unter
- Konstantin V. (741-774) auf dem Höhepunkt
- Leon V. überging seine Brüder und ließ seinen kleinen Sohn
Konstantin VI. zum Mitkaiser krönen
Machtausübung Irene, die Mutter des Kindes,
(787 ließ Irene ihren Sohn blenden)
- 754 Bilderverbot wurde aufgehoben
- 792 Kaiserin Irene war Alleinherrscherin in Konstantinopel,
wurde aber als Frau auf dem Thron in Westrom nicht anerkannt
Der Kaiserthron in Konstantinopel galt als
verwaist
83. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Geschichtlicher Kontext für die Kaiserkrönung
Krise des Papst- und Kaisertums vor 800
2. Papsttum in Rom
795
folgte auf den starken Papst Hadrian I. der unadlige Papst Leo III.
799
Überfall auf den Papst durch römische Adlige,
Papst Leo III. sucht Schutz in Paderborn bei Karl dem Großen;
Fränkisch-römische Synode untersucht die Vorwürfe gegen den
Papst, kam aber zu keinem Urteil;
800
Karl der Große reiste nach Rom,
Papst legte am 23.12.800 einen Selbstreinigungseid ab;
Kaiserkrönung am 25.12.800 in der Peterskirche,
indem Papst Leo III. dem in Purpurgewändern erschienen Karl dem
Großen die Krone aufsetzte
Beginn des Investiturstreites
84. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Flaccius Albinus entbietet den freudenstiftenden Herrn König und David seinen Gruß.
(...) denn drei Ämter galten auf der ganzen Welt bis heute am höchsten:
Das eine ist die Würde des Papstes, der das Amt des heiligen Petrus, des Führers der
Apostel, als dessen Stellvertreter zu regieren pflegt. Was aber dem geschehen ist, der
der Lenker dieses vorgenannten Amtes war, das hat Eure verehrungswürdige Güte mir
mitteilen lassen.
Das andere ist die kaiserliche Würde und weltliche macht des zweiten Roms. Wie
frevelhaft der Lenker jenes reiches gestürzt wurde, nicht von Fremden, sondern von
Angehörigen und Mitbürgern, verbreitet das Gerücht (fama) erzählend überall.
Das dritte ist die königliche Würde, in die Euch der Wille unseres Herrn Jesu Christi
als Lenker der Christenheit eingesetzt hat, an macht hervorragender, an Weisheit
strahlender, an Herrschaftswürde erhabener als die vorgenannten Ämter.
Fürwahr, auf Dir allein ruht das Heil der Kirchen Christi. Du, Bestrafer der Frevler,
Du, Lenker der verirrten, Du, Tröster der Betrübten, Du, Erhöher der Gutgesinnten.
85. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Erhebung Karls zum Kaiser in den
Annalen von Lorsch, einem klösterlichen
Jahrbuch
Und weil schon damals das Kaisertum bei den
Griechen nicht mehr bestand [...], erschien es dem
Apostelnachfolger Leo selbst und allen heiligen
Vätern [...] und dem übrigen christlichen Volk, dass
sie Karl, den König der Franken, zum Kaiser erheben
müssten. Denn er hielt Rom in Besitz, wo immer
Kaiser zu herrschen pflegten, und er hatte auch die
übrigen Städte in Italien, Gallien und Germanien,
inne, weil der allmächtige Gott ihm alle diese Sitze in
seine Macht gegeben hatte. Da-her erschien es ihnen
gerecht, dass er mit Gottes Hilfe und auf Bitten des
gesamten Christenvolkes diesen Titel erhielt. Ihre
Bitte konnte König Karl nicht abschlagen, sondern er
unterwarf sich mit aller Demut Gott und nahm auf
Bitten der Bischö-fe und des gesamten Christenvolkes
am Fest der Geburt unseres Herrn Jesu Christi den
Kaisertitel mit der Segnung durch den Herrn Papst
Leo an.
Karls Kaiserkrönung in der Lebensbeschreibung des Herrschers durch seinen
Vertrauten Einhard
Die Römer hatten Papst Leo schwer misshandelt, ihm
die Augen ausgestochen und die Zunge ausge-rissen,
so dass er sich gezwungen sah, den König um Schutz
zu bitten. Daher begab sich Karl nach Rom, um die
verworrenen Zustände der Kirche zu ordnen. Das
dauerte den ganzen Winter.
Bei dieser Gelegenheit erhielt er den Kaiser- und
Augustus-Titel, der ihm anfangs so zuwider war, dass
er erklärte, er würde die Kirche selbst an je-nem hohen
Feiertag nicht freiwillig betreten haben, wenn er die
Absicht des Papstes geahnt hätte. Die Eifersucht der
oströmischen Kaiser, die ihm die Annahme der Titel
schwer verübelten, ertrug er dann allerdings mit
erstaunlicher Gelassenheit. Er überwand ihren
Widerstand durch seinen Großmut – denn in dieser
Beziehung stand er weit über ihnen [...]
86. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Die Erhebung Karls zum Kaiser in den
Annalen von Lorsch, einem klösterlichen
Jahrbuch
Und weil schon damals das Kaisertum bei den
Griechen nicht mehr bestand [...], erschien es dem
Apostelnachfolger Leo selbst und allen heiligen
Vätern [...] und dem übrigen christlichen Volk, dass
sie Karl, den König der Franken, zum Kaiser erheben
müssten. Denn er hielt Rom in Besitz, wo immer
Kaiser zu herrschen pflegten, und er hatte auch die
übrigen Städte in Italien, Gallien und Germanien,
inne, weil der allmächtige Gott ihm alle diese Sitze in
seine Macht gegeben hatte. Da-her erschien es ihnen
gerecht, dass er mit Gottes Hilfe und auf Bitten des
gesamten Christenvolkes diesen Titel erhielt. Ihre
Bitte konnte König Karl nicht abschlagen, sondern er
unterwarf sich mit aller Demut Gott und nahm auf
Bitten der Bischö-fe und des gesamten Christenvolkes
am Fest der Geburt unseres Herrn Jesu Christi den
Kaisertitel mit der Segnung durch den Herrn Papst
Leo an.
Karls Kaiserkrönung in der Lebensbeschreibung des Herrschers durch seinen
Vertrauten Einhard
Die Römer hatten Papst Leo schwer misshandelt, ihm
die Augen ausgestochen und die Zunge ausge-rissen,
so dass er sich gezwungen sah, den König um Schutz
zu bitten. Daher begab sich Karl nach Rom, um die
verworrenen Zustände der Kirche zu ordnen. Das
dauerte den ganzen Winter.
Bei dieser Gelegenheit erhielt er den Kaiser- und
Augustus-Titel, der ihm anfangs so zuwider war, dass
er erklärte, er würde die Kirche selbst an je-nem hohen
Feiertag nicht freiwillig betreten haben, wenn er die
Absicht des Papstes geahnt hätte. Die Eifersucht der
oströmischen Kaiser, die ihm die Annahme der Titel
schwer verübelten, ertrug er dann allerdings mit
erstaunlicher Gelassenheit. Er überwand ihren
Widerstand durch seinen Großmut – denn in dieser
Beziehung stand er weit über ihnen [...]
87. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Zwei Quellen – ein Ereignis
Die Annalen von Lorsch
Lebensbeschreibung Karls
- Herrschaft über Rom und andere
kaiserliche Residenzen durch Gottes
Willen
- Darstellung als Gegenleistung des
Papstes Leo für die Unterstützung
gegen röm. Adelsfamilien
- Bitte des ganzen christlichen Volkes
- zunächst angeblich ablehnende
Haltung Karls wegen Konkurrenz zu
Ostrom (Byzanz)
- Demütige Unterwerfung unter den
Willen Gottes
Wiedergabe der Stimmung im
Frankenreich
Herausstellung der Bescheidenheit
Karls
88. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Bedeutung der Kaiserkrönung
• Die antike Kaiser-Idee wurde verchristlicht
• Der byzantinische Herrschaftsanspruch wurde gebrochen
• Der „Investiturstreit“ bahnte sich an
Kompromissformel:
„Karl, der allergnädigste, erhabene, von Gott gekrönte,
große und friedebringende Kaiser,
der das Römische Reich regiert
und der durch das Erbarmen Gottes
König der Franken und Langobarden ist“.
90. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Karl
errichtete
über
100
Pfalzen
91. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kaiserpfalz Ingelheim
Karl der Große besuchte die Pfalz:
774
erstmalig
787/788 Weihnachten u. Winter
788
Reichversammlung
807
Hoftag
93. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Digitale Rekonstruktion der Königshalle
94. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Pfalz Ingelheim - heute
95. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kaiserpfalz Paderborn
776
auf eroberten Gebiet der
Sachsen errichtet
799
Treffen mit Papst Leo III.
Ort einiger Reichsversammlungen
1964-1977
Ausgrabungen der alten Pfalz
96. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Kaiserpfalz Aachen
Erst Karl der Große lässt die Pfalz gegen
Ende des 8. Jahrhunderts zu einer großen
Anlage mit Königshalle (Aula Regia),
Pfalzkapelle, Wohnturm, Garnison und
Gerichtssälen ausbauen. Karl verfolgte
damit das Ziel, ein "Neues Rom"
nördlich der Alpen als festen
Regierungssitz seines Fränkischen
Reiches zu errichten, das sich in der
Nachfolge des Römischen Reiches sah. Im
Winter 804/05 wird die Pfalzkapelle,
erbaut durch Odo von Metz, von Papst
Leo III. geweiht. Zu dieser Zeit sind die
wichtigsten karolingischen Anlagen
bereits vollendet.
97. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Modell der Kaiserpfalz Aachen
98. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Das Innere des
achteckigen Doms war
schon Bestandteil der
Kaiserpfalz
99. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Auf dem Karlsthron
wurden in ca. 600 Jahren
über 30 Kaiser und
Könige gekrönt.
100. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Karl der Große starb am 28.01.814 , er wurde am
gleichen Tag in der Pfalzkapelle beigesetzt und
1165 heiliggesprochen
101. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Niedergang der Karolinger
Ludwig der Fromme (778-840)
779
Tod seines
Zwillingsbruders Lothar 781
Krönung zum König von
Aquitanien in Rom
812/13 Aufstand der Basken
813
Krönung zum Mitkaiser
in Aachen
814
Alleinherrschaft
816
Salbung in Reims durch
Papst Stephan IV.
817
Nachfolgereglung
822
Öffentliche Buße
830
„Loyale Palastrevolution“
102. Karl der Grosse und das Reich der Franken
3 Phasen der Herrschaft von Ludwig dem Frommen
1.
814 – 821
2.
821- 828
3.
819 – 840
Fortsetzung der Reformen seines
Vaters Aachener Gesetze zur
Kloster-,Kleriker und
Benediktinerregel,
817 Nachfolgeregel (ordinis imperii)
Beruhigung und Stabilisierung
Streit um die Nachfolge
833 Aufstand der Söhne
Idee des „Imperium Christiani“ setzt sich durch =
Herrschaft als Auftrag, über den bei Gott
Rechenschaft abzulegen ist.
103. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Nachfolgereglung (Ordinatio imperii) auf der
Reichssynode in Aachen 817
Lösungsvorschlag zwischen dem Widerspruch
zwischen universalen, unteilbaren Kaisertum und
traditionellen, fränkischen Erbrecht aller legitimer Königssöhne.
Lothar sollte die Kaiserwürde bekommen,
Ludwig und Pippin sollten Unterkönige werden
Reich und Kirche wurden als Einheit aufgefasst, galten von Gott gewollt
und durften nicht zerstört werden
104. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Reichskrise 829-833
823
Geburt von Karl dem Kahlen (Sohn mit 2. Frau Judith)
829
Ludwig der Fromme wollte jüngsten Sohn auch mit Macht
ausstatten (zwar keine Königserhebung, aber Herzog)
durch Neuaufteilung wurde die Ordinatio imperii von 817
unterlaufen
830-833 Aufstand der „Reichseinheitspartei“ und der älteren Söhne,
Ludwig wurde zeitweilig abgesetzt und Lothar I. übernahm
die Macht
838
Tod von Pippin, Karl der Kahle bekam Aquitanien
105. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufhebung der
Ordinatio imperii auf
der Pariser Synode 829
durch die Einbeziehung
von Karl dem Kahlen in
die Nachfolgereglung
(Lothar I. wurde 823 Taufpate
seines jüngsten Bruders und
sollte ihm von seinem reich
etwas abgeben)
107. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Auseinandersetzung der Söhne von Ludwig dem Frommen
nach seinem Tod 840
840
Im Kampf um die Reichseinheit nach Tod Ludwigs I. beansprucht Lothar I..
die ungeteilte Kaisergewalt, seine Brüder Karl (Karl der Kahle) und Ludwig
(Ludwig der Deutsche) dagegen Gleichstellung der drei Könige.
841
Kaiser Lothar I. wird von seinen Brüdern Karl II. (Karl der Kahle) und
Ludwig (Ludwig der Deutsche) in der Schlacht bei Fontenay südwestlich
Auxerre besiegt; (führt 843 zum Vertrag von Verdun).
842
Die "Straßburger Eide" werden sowohl in altfranzösischer als auch in
althochdeutscher Sprache abgefaßt und stellen das älteste bekannte schriftlich
nachweisbare Denkmal der sprachlichen Trennung zwischen Ost- und
Westfranken dar.
108. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Nach den Bruderkriegen
der Söhne von Ludwig
dem Frommen (Lothar,
Pippin +838, Ludwig,
Karl) wurde die
Herrschaft geteilt und
die Staatsidee von 817
einer im Kaisertum
zentrierten Reichseinheit
mußte aufgegeben
werden.
Reichsteilung von Verdun 843
nach dem Tod von Ludwig dem Frommen
(840)
Die Voraussetzungen für
die Nationalstaaten
Frankreich, Deutschland
und Italien waren
gegeben.
109. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Aufteilung unter den Söhnen
von Lothar I.
•Ludwig II. (ca. 822–875)
erhielt die Kaiserwürde und
Italien,
•Lothar II. († 869) den nach
ihm Lotharingien benannten
Nordteil des Reiches und
•Karl († 863) die Provence und
den zum Mittelreich
gehörenden, größeren Teil
Burgunds. (Der kleinere Teil,
das heutzutage Burgund
genannte Land, war seit 843
Teil des Westfrankenreichs.)
110. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Vertrag 870
Meersen bei Maastricht
Teilung zwischen dem
westfränkischen König
Karl den Kahlen und den
ostfränkischen König
Ludwig den Deutschen.
Er regelte die Aufteilung
Lotharingens nach dem
Tod von Lothar II.
111. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Vertrag von Ribémont 879/80
zwischen dem ostfränkischen
König Ludwig III. (Sohn Ludwigs
des Deutschen) und den
westfränkischen Karolingern
Ludwig III. und Karlmann kam
auch der Westteil Lotharingiens an
Ostfranken. Damit wurde die
Westgrenze des ehemaligen
Mittelreichs Lothars I. (Vertrag
von Verdun 843) zur deutschfranzösischen Grenze, die bis zum
Westfälischen Frieden (1648)
Bestand hatte.
112. Karl der Grosse und das Reich der Franken
Karolingische Kaiser
1. Karl der Große
742-814
2. Ludwig I. der Fromme
813/14-840
(Sohn v. 1)
3. Lothar I.
840-855
(Sohn v. 2)
4. Ludwig II. von Italien
855-875
(Sohn v. 3)
5. Karl II. der Kahle
875-877
(Sohn v. 2)
6. Karl III. der Dicke
881-888
(Enkel v. 4)
7. Arnulf von Kärnten
896-899
(uneheliche Linie)
8. Ludwig III. der Blinde
901-905
(Enkel v. 4)