Wenn Wissenschaftler von Fernsehjournalisten gefragt werden, ob sie vor der Kamera Auskunft für
das Fernsehpublikum geben möchten, dann beginnt ein komplexer Entscheidungsprozess: Chancen und Risiken des TV-Auftritts sind individuell abzuwägen, und dabei interessiert nicht zuletzt, was vom Ergebnis dieses Auftritts, also von der Ausstrahlung im Fernsehen zu erwarten ist.
Weder wird hier diskutiert, ob sinnvoll ist, als Wissenschaftler in Fernsehsendungen aufzutreten,
noch wird hier gefragt, ob Gesetzmäßigkeiten, denen dieses Medium und seine Akteure unterliegen, zugunsten der Wünsche von Wissenschaftlern änderbar seien. Die erste Frage ist mit Ja, die zweite mit Nein zu beantworten.
Dem folgenden Beitrag liegt die Beobachtung verschiedener Wissenschaftssendungen von Februar bis Juni 2009 zugrunde. Dieser Beitrag soll Wissenschaftler dabei unterstützen, sich realistischen Erwartungen über ihre Wirkung und ihre Wirkungsmöglichkeiten im Fernsehen anzunähern – und diese zu nutzen.
Achim Fischer: In zehn Schritten zum Maßnahmenplan
Klaus Herkenrath: Wissenschaft im Fernsehen
1. E 15.1
Wissenschaft im Fernsehen – Ein Überblick
Klaus Herkenrath
Wenn Wissenschaftler von Fernsehjournalisten gefragt werden, ob sie vor der Kamera Auskunft für
das Fernsehpublikum geben möchten, dann beginnt ein komplexer Entscheidungsprozess: Chancen
und Risiken des TV-Auftritts sind individuell abzuwägen, und dabei interessiert nicht zuletzt, was
vom Ergebnis dieses Auftritts, also von der Ausstrahlung im Fernsehen zu erwarten ist.
Weder wird hier diskutiert, ob sinnvoll ist, als Wissenschaftler in Fernsehsendungen aufzutreten,
noch wird hier gefragt, ob Gesetzmäßigkeiten, denen dieses Medium und seine Akteure unterlie-
gen, zugunsten der Wünsche von Wissenschaftlern änderbar seien. Die erste Frage ist mit Ja, die
zweite mit Nein zu beantworten.
Dem folgenden Beitrag liegt die Beobachtung verschiedener Wissenschaftssendungen von Februar
bis Juni 2009 zugrunde. Dieser Beitrag soll Wissenschaftler dabei unterstützen, sich realistischen
Erwartungen über ihre Wirkung und ihre Wirkungsmöglichkeiten im Fernsehen anzunähern – und
diese zu nutzen.
Gliederung Seite
1. Wissenschaft im Fernsehen hat Geschichte 2
2. Einwände: Fehlende Transparenz, fehlende Kontrolle 4
3. Wissen in Bildern: verschiedene Perspektiven 5
4. Das Beispiel nano 8
5. Wissenschaft auf nichtwissenschaftlichen Sendeplätzen 9
6. Zielgruppenorientierung 10
7. Strukturmerkmale der Themen 11
8. Wissenschaft im Fernsehen: Drehvorbereitung 12
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3. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 15.1
Wissenschaft im Fernsehen
Wer etwas in den letzten 50 Jahren verpasst hat, kann all diese Sen-
dungen heute aus dem Satelliten- und Digitalfernsehen kennenlernen:
Bayern Alpha und EinsPlus wiederholen nahezu alle diese Reihen.
Doch auch auf terrestrischen oder Kabelkanälen war nie so viel Wis-
senschaft im weiteren Sinne zu sehen wie heute – ebenfalls nahezu
immer einmal wiederholt, in der Regel schon am Morgen des nächsten
Tages.
Eine Stichprobe zur Veranschaulichung: Dienstag, 26. Mai 2009
Ab 20.15 Uhr konkurrierte Abenteuer Erde (WDR) mit Großen
Schlachten (Phoenix) und Tyrannosaurus Rex (Jurassic Fight Club,
ARTE), begleitet von der Geschichte Europas in Projekt D (Kinder-
kanal), vom Gesundheitsmagazin Visite (NDR) – nicht zu vernachläs-
sigen Dr. Guido Knopp (History, ZDF). Wer dann nicht Quarks &
Co. (WDR) sehen wollte, wechselte zu den kriminalistischen Er-
kenntnissen des CSI Miami (RTL), zu den Heilungsmethoden bei Dr.
House (RTL) oder zur Volkskrankheit Parodontose (RTL II), gefolgt
von einem sogenannten Expertenteam aus Ärzten, Psychologen und
Lifeststyle-Trainern (Extrem schön, RTL II). Soweit zu dieser Stich-
probe.
Wissenschaft im weiteren Sinne wird also offenbar alltäglich in vielen Wissenschaft erreicht
Fernsehsendungen verschiedenster Genres gezeigt. Bilder von Instru- unterschiedlichste
menten, Bibliotheken, Laboren, Operationssälen sowie von Experten Zielgruppen
und Forschern als Menschen in alltäglichen Situationen, die jeder
kennt und schon erlebt hat: Diese Bilder werden genutzt, um Sinn und
Nutzen der Wissenschaft und ihrer Erkenntnisse auch jenen Zuschau-
ersegmenten zu vermitteln, die selbst sonst nicht mit Wissenschaft in
Kontakt kommen. Verschiedensten Altersgruppen, Geschlechtern und
Bildungsschichten werden im Lauf einer Fernsehwoche nachvollzieh-
bare Informations- und Unterhaltungsangebote eröffnet: Beide Genres
vermitteln Legitimation und infolge dessen grundsätzliche Zustim-
mung zu dieser nicht selten durch Steuermittel finanzierten Arbeit.
Das ist eine nicht zu unterschätzende Leistung des Fernsehens.
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4. E 15.1 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?
Wissenschaft im Fernsehen
Informationen zum Autor:
Klaus Herkenrath, M. A. (Politikwissenschaften), PR-Berater DAPR, ist Koordinator des DFG-
geförderten Projektes Sehen – Hören – Verstehen in der Abt. 8.2, Presse und Kommunikation der
Universität Bonn, hat zuvor bereits PR für andere Hochschulen konzipiert und umgesetzt und für
Tageszeitungen und Formate der TV-Unterhaltung gearbeitet.
Internet: www.uni-bonn.tv
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