1. Das Museum(griechisch μουσεῖον, mouseíon, Musentempel[1]) –
ursprünglich das Heiligtum der Musen, welche Schutzgöttinnen der Künste, Kultur
und Wissenschaften waren) ist eine Institution, die eine Sammlung bedeutsamer und
lehrreicher oder exemplarischer Gegenstände für die Öffentlichkeit aufbewahrt,
kategorisiert, erforscht, und Teile davon ausstellt.
Das Wort „Museum“ taucht zum ersten Mal in der hellenistischen Antike auf im 4.
Jahrhundert v. Chr. in Alexandria und bezeichnet dort einen ganzen Stadtteil, der
den Musen gewidmet war und vor allem der Bibliothek. 1546 erscheint der erste
gedruckte „Museums“-Katalog von dem Humanisten Paolo Giovio über einen Teil
seines Hauses im italienischen Como: „Musaei Joviani Descriptio“.[2] Von da an
diente das Wort der Bezeichnung verschiedener Sammlungen. Als allgemeiner
Begriff in der Öffentlichkeit fungiert die Bezeichnung erst seit dem ausgehenden 18.
Jahrhundert (neben Pinakothek oder Glyptothek).
Der Kurator ist der Verantwortliche einer Sammlung oder Ausstellung eines
Museums. Meistens wird heute von den Besuchern ein Eintrittsgeld erhoben, das
dem Erhalt der Sammlung und der Anlage zugutekommt; oftmals ist es an einem Tag
in der Woche oder wenigstens zu bestimmten Stunden eines Tages möglich,
einzelne Museen unentgeltlich zu besuchen.
Übersicht
Ziel eines Museums ist es, Gegenstände, Musealien aus zumeist vergangenen
Zeiten zu einem bestimmten Thema fachgerecht und dauerhaft aufzubewahren und
den Besuchern zugänglich zu machen. Erst hierdurch werden aus Deponaten
Exponate. Dies geschieht in Dauer- und Wechselausstellungen; Bestände, die man
aus Platzmangel nicht ständig zeigen kann (Deponate), werden im Depot verwahrt.
In einem Konzept des museum of ideas geht es – statt der Gegenstände – um Ideen,
Konzepte. Es dient außerdem als Ort der Diskussion und des thematischen
Austausches.
Nach der Überzeugung der Wissenschaft sollen Museen Zeugnisse der Geschichte
der Menschheit bewahren und zeigen: zum Ablauf unserer historischen, technischen,
soziokulturellen, unserer physischen, psychischen und philosophischen, auch
unserer künstlerischen Entwicklung.
Nach Auffassung des Deutschen Museumsbunds von 1978 darf ein öffentliches
Museum keine kommerzielle Struktur aufweisen (dies gilt jedoch nicht für
Privatmuseen), muss fachlich geleitet und wissenschaftlich betreut werden und eine
wissenschaftliche Sammlung führen. Im Zentrum muss stets das originale Objekt
stehen. Hieraus folgt, dass zum einen einmalig eingerichtete Dauerausstellungen,
zum anderen Ausstellungen mit überwiegendem Multimedia-Einsatz, aber auch
Ausstellungshallen ohne eigene Sammlungsbestände nicht als Museen verstanden
werden dürfen.
Ein Museum, das Teil einer Universität ist, wird auch Universitätsmuseum genannt.
Meist wird dort die Geschichte der Universität dargestellt und entsprechende
Exponate gezeigt. Zu den bekanntesten solcher Universitätsmuseen in Deutschland
2. zählen das Museum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg oder das „Uniseum“
der Universität Freiburg. Ein anderes Konzept verfolgt das 2006 gegründete
dezentrale Museum der Universität Tübingen. Das vor allem
wissenschaftsgeschichtlich und kulturwissenschaftlich ausgerichtete MUT will die
besondere Bedeutung der Forschungs-, Lehr- und Schausammlungen Tübingens in
temporären, interdisziplinären und forschenden Ausstellungen vermitteln. Damit
sollen die lange Geschichte, große Vielfalt sowie außergewöhnliche Vollständigkeit
und Qualität der wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Tübingen
unterstrichen und in einen neuen, wissensorientierten Kontext gestellt werden.
Eine besondere Rolle spielen Sammlermuseen, Privatmuseen, kirchliche Museen
und Firmenmuseen. Sie erhalten und präsentieren die historischen Sammlungen z.B.
von Institutionen, Betrieben oder Konzerne. Sie sollen mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit
auch das Bild der Institution in der Öffentlichkeit beeinflussen.
Heute leiden fast alle Museen unter Budgetknappheit. Die obige Definition sollte
daher kein Hindernis sein, durch ansprechende Präsentationen und
Ausstellungsräume genügend Publikum anzulocken. In gewisser Weise müssen
Museen auch dem Zeitgeist Rechnung tragen und den Besuchern eine klare
Struktur, Zusammenhänge und auch die Möglichkeit zu eigenem Handeln bieten.
In Deutschland und Österreich ist der Begriff Museum nicht geschützt. Um trotzdem
einen gewissen Standard für Museen zu gewährleisten wurde im Jahr 2002 in
Österreich das Museumsgütesiegel von ICOM-Österreich und dem Museumsbund
Österreich geschaffen.[3]
Geschichte
Museen gingen oftmals aus Wunder- oder Kunstkammern des Adels oder kirchlicher
Würdenträger oder speziellen privaten Kunstsammlungen hervor.
Das erste für eine solche Sammlung errichtete Gebäudetrakt (und damit der erste
Museumsbau) nördlich der Alpen war die zwischen 1558 und 1563 erbaute
Kunstkammer der Wiener Hofburg, deren Fundamente im März 2013 entdeckt
wurden.[4] In Basel erwarb die Stadt 1661 eine vom Verkauf ins Ausland bedrohte
private Sammlung, das Amerbach-Kabinett, und machte sie 1671 öffentlich
zugänglich. 1688 eröffnete Johann Daniel Major in Kiel ein öffentliches natur- und
kulturgeschichtliches Landesmuseum, das Museum Cimbricum. In einigen Städten
im deutschen Sprachraum kam es im 19. Jahrhundert zu bürgerlichen
Neugründungen: Kunsthalle Bremen, Städelsches Kunstinstitut in Frankfurt,
Hamburger Kunsthalle, Kunsthalle Wien, Museum Wiesbaden etc. Vielfach sind
jedoch Vereine – in kleinerem Stil bzw. für lokale Gegebenheiten tätig geworden,
z. B. Bezirks- oder Bergbaumuseen.
In Braunschweig wurde 1754 das Herzog-Anton-Ulrich-Museum gebaut. Es war nach
dem Britischen Museum das zweite öffentliche Museum, aber das erste Museum des
europäischen Kontinents.
Heute ziehen Museen in London und Paris besonders viele Besucher an; unter den
zehn meistbesuchten Museen der Welt befindet sich keines in Deutschland.[5] Häufig
wird in Museen investiert, um das internationale Prestige von Städten zu erhöhen.[6]
3. Mittels besonderer Formen wie dem Erlebnismuseum trägt man dem gewandelten
Besucherinteresse Rechnung.
Funktionen, Aufgaben, Tätigkeiten
Die in der Fachwelt weitgehend anerkannte Beschreibung der Museumsfunktionen
stammt vom International Council of Museums (ICOM), das ein Museum als „eine
gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienst der
Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und
Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt
beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt“ bezeichnet. Diese
Funktionsbeschreibung wird in der Literatur vielfach als Definition bezeichnet.[7]
Die ICOM definiert ein Museum wie folgt:
„Das Museum ist eine nicht gewinnbringende, ständige Einrichtung im Dienste der
Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist und
materielle Belege des Menschen und seiner Umwelt zum Zwecke des Studiums, der
Erziehung und der Freude erwirbt, erhält, erforscht, vermittelt und ausstellt.“
– Fassung vom 4. November 1986, Artikel 3 und 4[8]
Neben der Museumspädagogik, der Restaurierung und Werterhaltung unterhalten
sämtliche Museen Schausammlungen (ständige Ausstellungen) sowie sehr häufig
Sonderausstellungen (auch mit Werken anderer Museen). Weitere Aufgaben können
die Führung einer Studiensammlung oder eines Magazins sein. Manche Museen
unterhalten zudem Bibliotheken.
Teilweise wird auch der Standpunkt vertreten, Museen, respektive deren Kuratoren
sollten auch in der Forschung tätig sein.[9]
Museologie, Museumskunde, Museographie
Gegenstand der Museologie ist nicht das Museum, auch wenn dies naheliegen mag.
Museologie ist im echten Sinne eine Wissenschaft, die sich mit dem Phänomen der
Musealität beschäftigt. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welchem
Umfang ein Objekt Bedeutungsträger für seine Umwelt ist. Von zentralem Interesse
ist dabei das Beziehungsgeflecht in dem ein Objekt wahrgenommen wird. Dies gilt
sowohl für den Ursprungs- und Verbringungskontext des Objektes, wie auch für
Konnotationen, die das Objekt bzw. dessen Bild durch den Wissens- und
Erfahrungshintergrund des Betrachters erhält.
Von praktischer Relevanz sind die Erkenntnisse der Museologie vor allem für die
Analyse und Ausgestaltung der objektgebundenen Kommunikation zwischen
Ausstellungsmacher und Besucher. Als Begründer der Museologie können Samuel
Quiccheberg und Johann Daniel Major gelten. Die moderne Museologie etablierte
Zbynek Z. Stránský (Brno/Brünn). Fortgeführt und ausgeweitet wurden seine
Arbeiten im deutschsprachigen Raum u. a. durch Friedrich Waidacher (Graz), dessen
Handbuch für Allgemeine Museologie als eines der Standardwerke für die moderne
Museologie gilt.
4. Museologie wird in Europa vor allem im Vereinigten Königreich, in den Niederlanden,
in Finnland, Tschechien und Kroatien gelehrt. In der Schweiz gibt es einen
Nachdiplomkurs „Museumspraxis“ mit dem Titel „Certificate of Advanced Studies“ an
der Hochschule in Chur. Bei dem im Wintersemester 2010/11 an der Julius-
Maximilians-Universität Würzburg etablierten Bachelorstudiengang „Museologie und
materielle Kultur“ handelt es sich um den einzigen Universitätsstudiengang in
Deutschland. Dieser wurde ab Wintersemester 2013/14 durch den weiterführenden
Masterstudiengang „Museumswissenschaft“ ergänzt. In Leipzig und Berlin gibt es
einen Studiengang an der Fachhochschule.
Im Gegensatz zur Museologie im engeren Sinne beschäftigt sich die, z. B. an der
HTW Berlin gelehrte Museumskunde mit museumspraktischen Fragen. Des Weiteren
gibt es einen Masterstudiengang Museumsmanagement und -kommunikation
(ebenfalls HTW Berlin). Unter Museographie schließlich versteht man museale
Inszenierungskunst. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung der Szenographie auf
die museale Ausstellung.[10]
Museumspädagogik, Vermittlung im Museum
Die Wissenschaft und Lehre von der Vermittlung des Sammlungsgutes ist die
Museumspädagogik.
Museen als Veranstaltungsraum
Uffizien, Florenz
Museen werden auch als Orte für Veranstaltungen verwendet, die in einen
außergewöhnlichen Rahmen stattfinden sollen. Gründe für die Museen sind der
Brückenschlag zu der Thematik des Museums ansonsten eher fernstehenden
Personen und die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen für die eigene Arbeit.
Beispiele für Museen, die neben Ihrer eigentlichen Arbeit auch als
Veranstaltungsraum fungieren:
In dem Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt-Bockenheim finden zu
besonderen Anlässen in dem Dinosaurier-Lichthof abends Disko-Partys oder
Betriebsfeste statt.
In dem Frankfurter Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim finden
insbesondere Firmenveranstaltungen statt.
5. Kurator (Museum)
Der Kurator (vom lateinischen curare ‚pflegen, sich sorgen um‘) oder Kustos (vom
lateinischen custos ‚Wächter‘) gestaltet Ausstellungen und/oder betreut Sammlungen
in Institutionen, wie beispielsweise Museen.
Aufgaben
Zum Tätigkeitsbereich des Museumskurators können die Herausgabe von
Museumspublikationen, die Museumspädagogik und die wissenschaftliche
Aufarbeitung der Sammlung ebenso gehören wie die Organisation von
Museumsführungen und Kulturreisen. Weitere Aufgaben sind die Pflege von
Kontakten zu anderen Museen, zu Leihgebern und zu privatwirtschaftlichen
Förderern, sowie die Akquisition von Spenden und Sponsorenmitteln. Zusammen mit
der Leitung entwickelt er das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm.[1]
Ausbildung
Voraussetzung ist meist ein Hochschulstudium mit Promotion oder eine
vergleichbare Leistung. In den meist staatlichen oder kommunalen Einrichtungen
(Sammlungen, Museen, Galerien) wird ein zweijähriges Volontariat als Berufseinstieg
gewünscht.
Zunehmend gibt es postgraduale KuratorInnenlehrgänge, die Theorie und Praxis
verbinden; u. a. an folgenden Hochschulen:
Kulturen des Kuratorischen, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
ecm – educating/curating/managing. Masterlehrgang für Ausstellungstheorie
und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien
Postgraduate Programme in Curating, Institute Cultural Studies in the Arts,
Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich
Curatorial Studies – Theorie Geschichte Kritik, Goethe-Universität und
Städelschule, Frankfurt am Main[2]
Weiterbildendes Studium Kunstkritik & Kuratorisches Wissen, Ruhr-Universität
Bochum
Kustos (Deutschland)
Kustos ist eine Dienst- und Laufbahnbezeichnung für Beamte in deutschen Museen
und Sammlungen. Angestellte werden dagegen als Wissenschaftliche Mitarbeiter
bezeichnet. Voraussetzung ist im Allgemeinen ein Hochschulstudium mit Promotion
oder vergleichbarer Leistung. Er gehört, wie der Konservator, zum Höheren Dienst.
Kustos oder Konservator (A 13) – vergleichbar mit Studienrat, Regierungsrat,
Akademischer Rat,
Oberkustos oder Oberkonservator (A 14) – vergleichbar mit Oberstudienrat,
Oberregierungsrat, Akademischer Oberrat
Hauptkustos oder Hauptkonservator (A 15) – vergleichbar mit Studiendirektor,
Regierungsdirektor, Akademischer Direktor
6. Museumsdirektor, Landeskonservator (A 16) – vergleichbar mit
Oberstudiendirektor, Ministerialrat, Leitender Akademischer Direktor
Literatur
Jan E. Burdick: Creative Careers in Museums. Allworth Communications,
2008, ISBN 978-1-58115498-6, S. 28 ff.
Friedrich Waidacher: Museologie – knapp gefasst. Band 2607 der Uni-
Taschenbücher, UTB, 2005, ISBN 978-3-82522607-7.
schnittpunkt, Beatrice Jaschke, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld (Hg.):
Wer spricht? Autorität und Autorschaft in Ausstellungen. ausstellungstheorie &
praxis 1, Wien: Turia + Kant 2005.
schnittpunkt, Charlotte Martinz-Turek, Monika Sommer (Hg.): Storyline.
Narrationen im Museum. ausstellungstheorie & praxis 2, Wien: Turia +
Kant,2009. ISBN 978-3-85132-547-8.
schnittpunkt Belinda Kazeem, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld (Hg.):
Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien. ausstellungstheorie
& praxis 3, Wien: Turia + Kant 2009. ISBN 978-3-85132-548-5.
Beatrice von Bismarck, Jörn Schafaff, Thomas Weski (eds.), Cultures of the
Curatorial, Berlin 2012, ISBN 978-1-934105-97-9.
Beatrice von Bismarck, Rike Frank, Benjamin Meyer-Krahmer, Jörn Schafaff,
Thomas Weski (eds.), Cultures of the Curatorial Vol 2, Timing – On the
Temporal Dimensi
Kurator (Museum)
Der Kurator (vom lateinischen curare ‚pflegen, sich sorgen um‘) oder Kustos (vom
lateinischen custos ‚Wächter‘) gestaltet Ausstellungen und/oder betreut Sammlungen
in Institutionen, wie beispielsweise Museen.
Aufgaben
Zum Tätigkeitsbereich des Museumskurators können die Herausgabe von
Museumspublikationen, die Museumspädagogik und die wissenschaftliche
Aufarbeitung der Sammlung ebenso gehören wie die Organisation von
Museumsführungen und Kulturreisen. Weitere Aufgaben sind die Pflege von
Kontakten zu anderen Museen, zu Leihgebern und zu privatwirtschaftlichen
Förderern, sowie die Akquisition von Spenden und Sponsorenmitteln. Zusammen mit
der Leitung entwickelt er das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm.[1]
Ausbildung
Voraussetzung ist meist ein Hochschulstudium mit Promotion oder eine
vergleichbare Leistung. In den meist staatlichen oder kommunalen Einrichtungen
(Sammlungen, Museen, Galerien) wird ein zweijähriges Volontariat als Berufseinstieg
gewünscht.
Zunehmend gibt es postgraduale KuratorInnenlehrgänge, die Theorie und Praxis
verbinden; u. a. an folgenden Hochschulen:
7. Kulturen des Kuratorischen, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
ecm – educating/curating/managing. Masterlehrgang für Ausstellungstheorie
und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien
Postgraduate Programme in Curating, Institute Cultural Studies in the Arts,
Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich
Curatorial Studies – Theorie Geschichte Kritik, Goethe-Universität und
Städelschule, Frankfurt am Main[2]
Weiterbildendes Studium Kunstkritik & Kuratorisches Wissen, Ruhr-Universität
Bochum
Kustos (Deutschland)
Kustos ist eine Dienst- und Laufbahnbezeichnung für Beamte in deutschen Museen
und Sammlungen. Angestellte werden dagegen als Wissenschaftliche Mitarbeiter
bezeichnet. Voraussetzung ist im Allgemeinen ein Hochschulstudium mit Promotion
oder vergleichbarer Leistung. Er gehört, wie der Konservator, zum Höheren Dienst.
Kustos oder Konservator (A 13) – vergleichbar mit Studienrat, Regierungsrat,
Akademischer Rat,
Oberkustos oder Oberkonservator (A 14) – vergleichbar mit Oberstudienrat,
Oberregierungsrat, Akademischer Oberrat
Hauptkustos oder Hauptkonservator (A 15) – vergleichbar mit Studiendirektor,
Regierungsdirektor, Akademischer Direktor
Museumsdirektor, Landeskonservator (A 16) – vergleichbar mit
Oberstudiendirektor, Ministerialrat, Leitender Akademischer Direktor
Literatur
Jan E. Burdick: Creative Careers in Museums. Allworth Communications,
2008, ISBN 978-1-58115498-6, S. 28 ff.
Friedrich Waidacher: Museologie – knapp gefasst. Band 2607 der Uni-
Taschenbücher, UTB, 2005, ISBN 978-3-82522607-7.
schnittpunkt, Beatrice Jaschke, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld (Hg.):
Wer spricht? Autorität und Autorschaft in Ausstellungen. ausstellungstheorie &
praxis 1, Wien: Turia + Kant 2005.
schnittpunkt, Charlotte Martinz-Turek, Monika Sommer (Hg.): Storyline.
Narrationen im Museum. ausstellungstheorie & praxis 2, Wien: Turia +
Kant,2009. ISBN 978-3-85132-547-8.
schnittpunkt Belinda Kazeem, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld (Hg.):
Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien. ausstellungstheorie
& praxis 3, Wien: Turia + Kant 2009. ISBN 978-3-85132-548-5.
Beatrice von Bismarck, Jörn Schafaff, Thomas Weski (eds.), Cultures of the
Curatorial, Berlin 2012, ISBN 978-1-934105-97-9.
Beatrice von Bismarck, Rike Frank, Benjamin Meyer-Krahmer, Jörn Schafaff,
Thomas Weski (eds.), Cultures of the Curatorial Vol 2, Timing – On the
Temporal Dimensi
8. Depot (Museum)
Als Depot werden in einem Museum die Räumlichkeiten bezeichnet, in der die
derzeit nicht ausgestellten Bestände gelagert und verwahrt werden.
In der Frühzeit der Museumsgeschichte war es Praxis, möglichst alle vorhandenen
Exponate gleichzeitig zu präsentieren. Später setzte sich die Erkenntnis durch, dass
die damit verbundene Verdichtung nicht nur dem optischen Eindruck abträglich ist,
sondern auch unter Sicherheitsgesichtspunkten problematisch sein kann. Heute
befinden sich je nach Museumstyp 40–90 % der Bestände im Depot.
Im Zuge des Bewahrungsauftrags können sich hier auch Bestände befinden, die nie
ausgestellt werden. Sie stehen aber analog zu den Archiven für schriftliches
Kulturgut für die Forschung zur Verfügung.
Lagerungsbedingungen
Depotlagerung von Radios – Hier als Schaudepot eingerichtet, ohne Staubschutz
Temperiertes Depot des Freilichtmuseums Massing mit Hochregallager
Je nach Museumsart ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an ein Depot.
Homogene Sammlungen (z. B. reine Ölgemäldesammlungen) sind einfacher zu
lagern als Sammlungen, in denen unterschiedliche Materialgruppen vertreten sind.
Besonders kompliziert sind Sammlungen, in denen Materialien, die unterschiedliche
Anforderungen an Temperatur und Umgebungsfeuchte haben, an einem Objekt
vorkommen, z. B. Holz und Metall. Kultur- und technikhistorisch orientierte Museen
9. sind hiervon besonders betroffen. Hier können nur Kompromisse gefunden werden.
Generell gilt, dass ein Klima mit möglichst geringen Feuchtigkeits- und
Temperaturschwankungen anzustreben ist. Dieses Klima muss sich im Rahmen
dessen bewegen, was den unterschiedlichen Materialien zuzumuten ist.
Staub ist eines der Hauptprobleme beim Lagern von Objekten. Hier hilft nur eine gute
Verpackung. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten: verlässliche Langzeitstudien zu
Verpackungsmaterialien und -methoden sind rar. Die verpackten Objekte müssen
aufmerksam beobachtet werden, um mögliche Veränderungen zu registrieren und
Lagerungsschäden zu vermeiden.
Licht ist für die meisten Exponate, von wenigen Ausnahmen wie z. B. Elfenbein
abgesehen, schädlich. Deshalb müssen die Depoträume möglichst abgedunkelt sein.
Trotzdem müssen sie für Kontrollgänge und Arbeiten an den Objekten ausreichend
beleuchtet werden können.
Ordnungskriterien, Kennzeichnung und
Auffindbarkeit
Schon aus Gründen der Klimatisierung bietet sich im Depot eine Lagerung nach
Materialien an. Außerdem spielt die Größe und das Format der Objekte eine Rolle.
Spezialanfertigungen von Regalen, Kartons, Kisten und Paletten sind oft notwendig.
Jedes Objekt besitzt in der Regel eine am Objekt angebrachte Inventarkarte, auf der
wichtige Angaben wie Inventarnummer und Objektbezeichnung vermerkt sind. Oft ist
die Inventarnummer auch noch einmal direkt auf dem Objekt angebracht.
In kleineren Museen mit überschaubarer Depotfläche wird manchmal auf eine
Kennzeichnung der Standorte verzichtet. Ab einer gewissen Anzahl von Objekten
wird das jedoch unübersichtlich. In größeren Depots besitzen alle Lagereinrichtungen
wie Regale, Schränke und Rollregalanlagen eine eindeutigen Kennzeichnung. In
Lagerhallen gibt es meist eine Unterteilung in Planquadrate, so dass auch große
Objekte, z. B. Autos oder Druckmaschinen, einen eindeutigen Standort haben. Heute
wird der Standort eines Objekts meist in einer Datenbank vermerkt (siehe auch:
Museumsdokumentation).
Personal
In kleinen und mittleren Museen gehört die Verwaltung der Depots meist zum
Alltagsgeschäft aller Beschäftigten. In größeren Museen gibt es Fachpersonal, meist
Museologen, Restauratoren, Registrare oder Museumstechniker. Zu deren Aufgabe
zählt oft neben der Depotverwaltung auch die Abwicklung des Leihverkehrs mit
anderen Institutionen.
Schaudepot
In einigen Museen werden auch Führungen durch das Depot angeboten, wodurch
letztlich die Grenzen zum Ausstellungsbereich etwas verwischt werden.
10. Viele Museen bieten zu besonderen Anlässen (z. B. Tag des offenen Denkmals)
Führungen durch ihre Depots an. Davon bleibt aber das Depot, was Aufstellung und
Sicherheitstechnik betrifft, weitgehend unberührt.
Anders sieht das bei Museen aus, die regelmäßige Depotführungen anbieten (z. B.
das Überseemuseum in Bremen) oder gar ganze Teile als Schaudepot ausgelegt
haben (z. B. das Historische Museum Luzern). Hier stellen sich neben der Frage der
Präsentation, Exponatsicherheit und Klimatisierung auch Fragen der
Besucherführung und -sicherheit.
Siehe auch: Schaudepot Zentraldepot
Literatur
Günter S. Hilbert: Sammlungsgut in Sicherheit. Gebr. Mann Verlag, Berlin
2002, ISBN 3-7861-2348-9.
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Museumsamt (Hrsg.):
Inventarisierung, Dokumentation, Bestandsbewahrung. 4., erweiterte und
überarbeitete Auflage. Westfälisches Museumsamt, Münster 2004, ISBN 3-
927204-58-7.
Florian M. Müller, Sylvia Mader, Gerhard Tarmann, Veronika Sossau (Hrsg.):
Museumsdepots und Depoteinrichtung. Tagungsband zum ICOM-Österreich-
Symposium vom 4.-5. März 2011 in Innsbruck. Innsbruck 2012, ISBN 978-3-
200-02733-6. (SPECTANDA – Schriften des Archäologischen Museums
Innsbruck 2)