5. JugendSprache
,Jugend- und Knastsprache‘: „was
damit zu tun [hat], daß beide Gruppen
am Rande der ,normalen‘ Gesellschaft
stehen … und ihre Randstellung auch
in Worten, in einem anderen
Sprachgebrauch zum Ausdruck
[bringen].“
(Eike Schönfeld: Abgefahren - eingefahren. Ein Wörterbuch
der Jugend- und Knastsprache, 1986: 5)
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Peter Schlobinski
10. JugendSprache
JugendSprache wissenschaftlich
,Jugendsprache’ ist aus wissenschaftlicher
Perspektive keine eigene, einheitliche
Sprache, sondern ein komplexes
Stilregister, das an soziale und situative
Faktoren gebunden ist.
Jugendliche Sprachweisen artikulieren sich
medial in spezifischen Mediengenres und
Textsorten (Fanzines, Musiktexten, Chats
etc.).
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Peter Schlobinski
11. JugendSprache
Bricolage-Prinzip
Mit sprachlichen Versatzstücken wird
aus unterschiedlichsten kulturellen
Hintergründen etwas Eigenes, Neues
zusammengebastelt.
Sprachliche und andere Elemente
(Kleidung) werden kombiniert und
formieren jugendkulturelle Stile.
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Peter Schlobinski
12. JugendSprache
Das Spiel mit den Versatzstücken
der modernen Kommunikationsgesellschaft und der daraus
resultierende Collagestil findet sich
in der Sprache von Jugendlichen,
in Chats und Blogs ebenso wie in
der Musik (Sampling), den
Musikvideos oder auch in der
Mode.
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Peter Schlobinski
13. JugendSprache
Worum es im Folgenden geht…
1. Kiezdeutsch
2. Krocha-Kultur
3. Otaku-Kultur
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Peter Schlobinski
15. JugendSprache
Es war ma ein krasse geile alte Tuss,
dem hatte Stiefkind. Dem alte Tuss
hat immern in seim Spiegeln geguckt
un den angelabert: ,Spiegeln, Spiegeln
an scheissndreck Wand, wem is dem
geilste Tuss in Land?‘ ,Du selbern, isch
schwör!‘, hat dem Spiegeln gesagt.
(Freidank 2001: 75)
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Peter Schlobinski
16. JugendSprache
Merkmale (Berliner Untersuchung)
Wörter: lan (türkisch ,Kerl, Typ‘)
Ey, rockst du, lan, Alter.
Funktionsverbgefüge:
Machst du rote Ampel.
Du gehst bei ,rot‘ über die Straße.
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Peter Schlobinski
17. JugendSprache
Ich geh Schule.
Auslassung
Ich gehe zur Schule.
Er hat schon eigene Wohnung.
Er hat schon eine eigene Wohnung.
Ich aus Kreuzberg.
Ich bin aus Kreuzberg.
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Peter Schlobinski
18. JugendSprache
Flexion/Tilgung:
Mein Schule is fertig.
Meine Schule ist fertig/aus. Ich habe die
Schule fertig.
Wortstellung:
Früher ich hab Faxen gemacht.
Früher habe ich Faxen gemacht.
Sprachverfall oder Ethnolekt?
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Peter Schlobinski
20. JugendSprache
Oida bam, mei Hosn, schau wies
eng is,schmiegt sie o wie z‘klane
Leggins,fetten Sound? Brauch i
kan,i kroch wurscht wo zum
Sound vom Handy!
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Peter Schlobinski
22. JugendSprache
einekrochn = hineinkrachen.
,einen Raum betreten‘, vor allem
gerne im Zusammenhang mit
Diskotheken. Beispielsweise heißt
„kroch ma eine in die Schicht“ soviel
wie „statten wir der Diskothek
Nachtschicht einen Besuch ab“. Ferner:
,Spaß haben‘ bzw. ,Party machen
gebraucht‘.
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Peter Schlobinski
27. JugendSprache
Funktionen
Sprache hat die Funktion der
# Identitätsbildung: individuell und
# in der sozialen Gleichaltrigengruppe
# Abgrenzung gegen Elterngeneration
und ,konkurrierende‘ Szenen/Gruppen
# Bildung von Sub-/Teilkulturen
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Peter Schlobinski
Hinweis der Redaktion
Auf Platz drei kam der aus dem Arabischen stammende Befehl "Yalla!„.
Hakuna Matata ist ein Spruch aus der afrikanischen Sprache Swahili, der wörtlich übersetzt „Es gibt keine“ (hakuna) „Probleme/Schwierigkeiten“ (matata) heißt. Oder umgangssprachlich „alles in bester Ordnung“. Matata steht auch für Palaver, Schlägerei oder Streit. Der Spruch ist besonders durch den Walt-Disney-Zeichentrickfilm Der König der Löwen und die anschließende Zeichentrickserie Abenteuer mit Timon und Pumbaa berühmt geworden. Hakuna Matata ist der Titel eines Liedes, das im Film und auch in dem darauf basierenden Musical von den Figuren Timon und Pumbaa vorgetragen wird. Der Text des Liedes wurde von Tim Rice geschrieben und von Elton John mit Musik untermalt. In der vom American Film Institute im Jahr 1998 zusammengestellten Liste der 100 besten amerikanischen Filmsongs rangiert Hakuna Matata auf Platz 99
Chabos wissen, wer der Babo ist
FAZ 31.01.2013 · Gaumenfreuden aus dem Getto: Der Rapper Haftbefehl macht Metasprache aus prekärem Slang. Haftbefehl heißt eigentlich Aykut Anhan, er ist 26 Jahre alt, ein Deutscher türkischer Abstammung. Das sind die Fakten. Der Rest: Gangstermythologie, Rapzirkus. Und artistisches Genie.
„Chabos wissen, wer der Babo ist“, der Titel der ersten Single des neuen Albums „Blockplatin“, könnte bald zum geflügelten Wort werden, wenn man Machtverhältnisse in einem Atemzug klären will. Die Jungs wissen, wer der Boss ist, und der Boss, das ist, wie es im Stück „Generation Azzlack“ heißt, der „Abi Haft“. Haftbefehl, der große Bruder.
Spiegel: Chabo ist ein Wort aus der mittelalterlichen Räubersprache Rotwelsch, es bedeutet so etwas wie Bauer auf dem Schachbrett des Lebens. Babo ist türkisch und heißt Boss.
P.S.: bosn. Babo = Papa, türk. baba
geht auf den Ethnologen Claude Lévi-Strauss zurück, der 1962 sein Konzept des „Wilden Denkens“ („nehmen und verknüpfen, was da ist“) vorstellte und diesen Begriff so in die Sozialwissenschaften einführte. Für ihn ist Bricolage die nicht vordefinierte Reorganisation von unmittelbar zur Verfügung stehenden Zeichen bzw. Ereignissen zu neuen Strukturen.
Hannover (Seminar)
2007-2008, Bam = 2008 Wort des Jahres
Übersetzung der Krocha-Hymne
Alter Bam, meine Hose, schau wie sie eng ist,
schmiegt sich an wie zu kleine Leggins,
Fetten Sound? Brauch ich keinen,
Ich kroch, egal wo, zum Sound vom Handy!
Meine Moves, die sind geil,
Bam ich geh ab wie ein Wahnsinniger.
Ich kroch bei der Tankstelle, kroch in der U-Bahn,
kroch in der Diskothek Nachtschicht und turn die Girls an.
Gesunde Gesichtsfarbe vom Solarium-Besuch,
Kappe brauch ich auch in Neon-Farben,
Palästinenser-Tuch macht auch schick,
Wenn es alle tun, dann mach ich es mit.
Der Besuch der Nachtschicht ist Pflicht, Millenium auch,
Und auch, dass ich überall Ed Hardy trage.
Es ist überall gleich, egal welcher Club,
Krocha krochen identisch im Partnerlook.
Lokale Kultur und Netzwerke plus Musikszenennetze
Der Begriff Dōjinshi (jap. 同人誌) ist eine Abkürzung des Begriffs dōjin zasshi (同人雑誌, Zeitschrift von und für Gleichgesinnte) und bezeichnet von nichtprofessionellen Zeichnern im Selbstverlag herausgegebene Mangas, ähnlich wie Fanzines.