Hat der überbordende Handy-Konsum auch auf Partnerschaften Auswirkungen? Sind Partner genervt, wenn der jeweils andere immer nur auf sein Handy starrt? Sinkt dadurch die Zufriedenheit mit der Beziehung.
Die Antwort zu allen diesen Fragen ist: JA!
Starke Handy-Nutzung des Partners führt zu einer geringeren Zufriedenheit mit der Partnerschaft. Hierbei wird die starke Handy-Nutzung vor allem durch die "Angst, etwas zu verpassen" (FoMO - Fear of Missing Out) verursacht.
Interessanterweise wird dieser Effekt nicht dadurch abgemildert, wenn Partner lange zusammen wohnen, sich viele Stunden am Tag sehen oder auch generell schon lange zusammen sind.
8. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften 8
Quelle: http://www.jwtintelligence.com
In jüngerer Zeit wurde dieses
Phänomen erstmalig beschrieben
(JWT, 2011 & 2012;; Przybylski,
Murayama, DeHaan & Gladwell,
2013):
Fear of Missing Out (FoMO)
„the uneasy and sometimes all-
consuming feeling that you’re
missing out — that your peers are
doing, in the know about or in
possession of more or something
better than you.” (JWT, 2011, S. 4)
FoMO: ein neues Phänomen?
9. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Bisherige Resultate
9
Was wissen wir bereits:
• Handys bilden potentielle Suchtquellen (Carbonell, Oberst & Beranuy, 2013)
• FoMO korreliert deutlich mit einer problematischen Handy-Nutzung und
gewohnheitsmäßigem Schauen aufs Handy (Collins, 2013)
• FoMO korreliert hoch mit allgemeiner Social Media Nutzung (Przybylski, Murayama,
DeHaan, & Gladwell, 2013) und speziell auch mit der Nutzung von Facebook (Bosau, Aelker &
Amaadachou, 2014)
• FoMO ist eine deutliche Ursache dafür, dass Menschen in Gegenwart von
anderen und in unangemessenen Situation ihr Handy nutzen (Bosau & Kühn, 2015)
• Phubbing (in Bezug auf den Lebenspartner) führt zu einer geringeren
Zufriedenheit mit der Beziehung (Roberts & David, 2015)
Offener Punkt:
Es fehlt jedoch ein Gesamtmodell, welches auch unterschiedliche
Arten von Beziehungen berücksichtigt!
10. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Die Studie
10
Frühere Studien:
§ Untersuchung der Konstrukte in
getrennter Weise
§ FoMO wurde bisher nicht
berücksichtigt
Diese Studie:
§ Kombination der einzelnen
Aspekte in einer Gesamtstudie
§ Integration weiterer beziehungs-
relevanter Rahmenbedingungen
Methode:
• Online Fragebogen (geposted via Facebook und Mailinglisten) im
Dezember 2015
• N = 524
• Alter: MW = 29 Jahre, StAbw = 9,4 Jahre, Range: 14 – 66 Jahre
• männlich = 14%, weiblich = 86%
11. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Die erfassten Aspekte
11
(Partner) Phubbing
(Roberts & David, 2016;; ins Deutsche übersetzt)
Fear of Missing Out – FoMO
(Przybylski, Murayama, DeHaan, & Gladwell, 2013;; ins Deutsche
übersetzt)
Die zentralen Konstrukte:
Zeit, die man sich am
Tag sieht
Weitere Aspekte:
Geschlecht
zusammen wohnend
Beziehungszufriedenheit
(Murray, Holmes, Griffin & Derrick, 2015;; ins Deutsche übersetzt)
Länge der Beziehung
Alter
Beziehungsqualität
(Siffert & Bodenmann, 2010)
16. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
1 2 3 4 5 6 7 8
1)
Alter
2)
Geschlecht
3)
Länge
der
Beziehung
4)
Zeit,
die
man
sich
sieht
5)
zusammen
wohnend
6)
FoMO
7)
Phubbing
8)
Beziehungsqualität
9)
Beziehungszufriedenheit
Gesamtübersicht
16
Zentrale Frage: Welchen Einfluss haben Smartphones auf die
Bewertung der Beziehung?
.05
.64*** -‐.01
.13*** .03 .21***
.33*** -‐.02 .46*** .41***
-‐.20*** -‐.07 -‐.13*** -‐.08 -‐.14***
-‐.12*** -‐.04 -‐.06 -‐.02 .11** .31***
8)
Beziehungsqualität .00 -‐.06 -‐.02 .11** .06 -‐.22*** -‐.33***
9)
Beziehungszufriedenheit .01 -‐.04 .02 .15*** .04 -‐.21*** -‐.32*** .84***
17. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
β β
1)
Alter
2)
Geschlecht
(w=1; m=2)
3)
Länge
der
Beziehung
4)
Zeit,
die
man
sich
sieht
5)
zusammen
wohnend
6)
FoMO
7)
Phubbing
korr. R2
FoMO und Phubbing schaden der Beziehung?
17
Zentrale Frage: Welchen Einfluss haben Smartphones auf die
Bewertung der Beziehung?
Beziehungszufriedenheit Beziehungsqualität
-‐.07
-‐.06
-‐.01
.13***
-‐.03
-‐.13***
-‐.29***
korr. R2 .13
-‐.05
-‐.08**
-‐.08
.07
.11**
-‐.13***
-‐.31***
korr. R2 .14
18. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
FoMO Phubbing
r = .31***
18
FoMO von einem Selbst und Phubbing des
Partners
Überaschender Effekt:
• je größer MEINE Angst, etwas zu verpassen, desto stärker wird
angegeben, dass der Partner sein Handy in unangemessenen Situationen
nutzt
Mögliche Erklärungen:
• aufgrund meiner eigenen Angst, die mich dazu drängt, mein eigenes
Handy zu nutzen, fällt mir dies auch mehr beim Partner auf?
• ich möchte mein eigenes Handy nutzen (aufgrund der Angst etwas zu
verpassen) und bin neidisch auf den anderen?
19. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Hängt es von der Art der Beziehung ab?
Hypothese:
• je länger man in einer Beziehung ist,
desto mehr kennt man den Partner
und ist sich seiner Zuneigung sicher
und desto weniger stört somit
Phubbing, sprich es wird eher
toleriert.
β
Phubbing -‐.34***
Beziehungslänge -‐.03
Interaktion:
Phubbing X
Beziehungslänge
.02
korr. R2 .11
AV: Beziehungsqualität
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
Länge
der
Beziehung
KEIN Effekt
gleiches
Ergebnis
mit
AV
Beziehungszufriedenheit
20. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
Zeit,
die
man
sich
sieht
Hängt es von der Art der Beziehung ab?
KEIN Effekt
Hypothese:
• je öfter man sich sieht, desto mehr
Zeit kann man mit dem Partner
direkt verbinden und desto weniger
stört somit Phubbing, sprich es wird
eher toleriert.
β
Phubbing -‐.34***
Zeit, die
man
sich
sieht .01
Interaktion:
Phubbing X
Zeit,
die
man
sich
sieht
-‐.08
korr. R2 .12
AV: Beziehungsqualität
gleiches
Ergebnis
mit
AV
Beziehungszufriedenheit
21. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
zusammen
wohnend
Hängt es von der Art der Beziehung ab?
KEIN Effekt
Hypothese:
• wenn man zusammen wohnt, hat
man mehr Zugriff auf den Partner
und desto weniger stört somit
Phubbing, sprich es wird eher
toleriert.
β
Phubbing -‐.34***
zusammen
wohnend .11**
Interaktion:
Phubbing X
zusammen
wohnend
-‐.02
korr. R2 .12
AV: Beziehungsqualität
gleiches
Ergebnis
mit
AV
Beziehungszufriedenheit
22. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
zusammen
wohnend
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
Zeit,
die
man
sich
sieht
Hängt es von der Art der Beziehung ab?
Phubbing
Beziehungs-‐
zufriedenheit
/-‐qualität
Länge
der
Beziehung
KEIN Effekt KEIN Effekt
KEIN Effekt
Auch
von
Alter
und
Geschlecht
hängt
es
nicht
ab.
23. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften 23
Ø Phubbing verringert die Beziehungszufriedenheit und – qualität
Ø je präsenter das Handy im Beziehungsalltag, desto unzufriedener ist der
Partner mit der Beziehung
Ø FoMO ist ebenso abträglich für eine gute Beziehung
Ø Die Angst, „da draußen“ etwas zu verpassen, geht einher mit einer geringeren
Zufriedenheit in der Beziehung
Ø Die negativen Auswirkungen von Phubbing gelten dabei sogar für jede Art der Beziehung
Ø Die Länge der Beziehung, die Zeit, die man sich sieht, und, ob man zusammen
wohnt, spielt letztendlich keine Rolle!
Fazit
Auch in Beziehungen hinterlässt der überbordende
Handykonsum seine Spuren!
Legen Sie Ihr Handy weg!
Zumindest – wenn Sie an einer glücklichen Beziehung interessiert sind.
24. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften 24
Literaturquellen
• Bosau C., Aelker, L. & Amaadachou, H. (2014). Ich darf nichts verpassen! – Kann “Fear of Missing Out (FoMO)”
Suchtverhalten in Facebook erklären? 49. congress of Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in Bochum.
• Bosau C. & Kühn, M. (2015). How to explain “phubbing” – Can “Fear of Missing Out” predict the compulsive use of
mobile phones in social situations?. 9th Conference of the Media Psychology Division (German Psychological Society)
in Tübingen.
• Carbonell, X., Oberst, U. & Beranuy, M. (2013). The Cell Phone in the Twenty-First Century: A Risk for Addiction or a
Necessary Tool? Principles of Addiction. Vol. 1, pp. 901-909.
• Collins. L. (2013). FoMO and Mobile Phones: A Survey Study. Unpublished master thesis. Tilburg University, Tilburg.
• JWT (2011). Fear of Missing Out (FOMO), May 2011. Retrieved from:
http://www.jwtintelligence.com/production/FOMO_JWT_TrendReport_May2011.pdf [01.09.2012].
• Murray, S. L., Holmes, J. G., Griffin, D. W., & Derrick, J. L. (2015). The equilibrium model of relationship maintenance.
Journal of personality and social psychology, 108 (1), 93-113.
• Przybylski, A.K., Murayama, K, DeHaan, C.R. & Gladwell, V. (2013). Motivational, emotional, and behavioural
correlates of fear of missing out. Computers in Human Behavior, Vol. 29, pp. 1841-1848.
• Roberts, J. A. & David, M. E. (2016). My life has become a major distraction from my cell phone: Partner phubbing and
relationship satisfaction among romantic partners. Computers in Human Behavior, 54, 134–141.
• Siffert, A., & Bodenmann, G. (2010). Entwicklung eines neuen multidimensionalen Fragebogens zur Erfassung der
Partnerschaftsqualität (FPQ). Zeitschrift für Familienforschung-Journal of Family Research, 22 (2), 242-255.
25. DGPs 2016Bosau & Ruvinsky: Smartphones in Partnerschaften 25
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Prof. Dr. Christian Bosau, Dipl.-Psych. & Master of HRM & IR
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