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Web2.0 verändert die Welt
Christian H. Leeb
holistic business development
cleeb@web.de, +43 676 7581375


Ouvertüre

Wir sind über Jahrzehnte gewohnt, die Welt aus lauter Objekten
bestehend zu betrachten. Wir teilen sie ein und auf: in Atome und
Moleküle, in Lebewesen und Gegenstände, in Körper und Geist, in Kunden
und Lieferanten, in Abteilungen, in Stellen und Rollen.
Diese Abgrenzungen haben sich ja auch jahrelang bewährt, weil es so
etwas wie ein riesengroßes Schubladensystem ergibt und Ordnung
generiert. Und diese Art von Ordnung gibt vielen Menschen auch heute
noch Anhaltspunkt und Sicherheit.
Auch unsere Sprache ist so aufgebaut, z.B. das Wort „Gegen-Stand“ zeigt,
dass etwas mir entgegensteht, also etwas anderes ist als ich – oder das
Wort „Abteilung“ bedeutet ja, dass wir die Firma abgeteilt haben.

                    Aus dieser Perspektive haben wir auch ein
                    Kommunikationsmodell,    das    aus   Sender   und
                    Empfänger, Kanal und Nachricht besteht. Wenn wir
                    nun beide Sichten verbinden, ist es klar, dass
                    Informationen über unser Unternehmen und unsere
                    Produkte von uns konzipiert und geschrieben werden
                    und dann über unterschiedliche Kanäle an den
                    Kunden herangetragen werden.

                    Sales-Leute suchen das persönliche Gespräch in
                    Telefonaten und Meetings, Marketing-Leute nutzen
                    Briefe, E-Mails, TV- und Radiospots, um möglichst
                    kostengünstig möglichst viele potentielle Kunden zu
                    erreichen.
                    Und in derselben Logik versuchen wir die Kunden in
                    Zielgruppen aufzuteilen und jeder Zielgruppe die
                    unserer Meinung nach am besten geeignete
                    Information zukommen zu lassen.

Aus Sicht des Kunden stellt sich dies aber ganz anders dar. Er wird fast
überall mit Werbung bombardiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde
genau zur Zielgruppe gehört und gleichzeitig aufmerksam ist und
gleichzeitig auch aufnahmefähig und –willig ist, ist denkbar gering und
fast schon Zufall. Auch wenn wir dem Kunden die Möglichkeit geben, mit
uns in Dialog zu treten, dann sind es unsere Spielregeln und unsere
Kanäle, die wir ihm freigeben.
Neue Ideen und Innovationen werden klassischerweise in unseren Firmen
ohne viel Wirkung von außen gemanagt. Sie sollen ja irgendwie und
irgendwann in neue Produkte münden. Der potentielle Kunde kommt in
dem ganzen Spiel sehr sehr spät zum Zug, meistens erst, wenn das
Produkt bereits fertig ist und die Marketing- und Sales-Lawine rollt.

Die    MitarbeiterInnen     erfüllen    ihre   Aufgaben    gemäß    ihrer
Stellenbeschreibungen, ihrer       definierten  Rollen  im   Ablauf   der
Businessprozesse des Unternehmens. Änderungen des Marktes werden
verspätet im Unternehmen reflektiert. Oft bleiben da nur mehr
Massenentlassungen, um eine kurze Zeit etwas Luft zu bekommen.
Nachhaltig ist dies jedoch nicht.



Menuett

Schauen wir uns kurz an, was im Internet derzeit
passiert und seit einiger Zeit Web2.0 genannt wird.
Für mich persönlich ist interessant, dass sich nun
Menschen untereinander im Internet vernetzen und
gemeinsame Sache machen. Dies kann ganz
unterschiedliche Schwerpunkte und Ausprägungen haben.
Sie speichern Fotos auf www.flickr.com und Videos auf www.youtube.com,
sie haben ihre Powerpoint-Vorträge auf www.slideshare.net, sie machen
gemeinsame Mindmaps mit www.mindmeister.com, sie sagen, welche
Bücher sie lesen und welche sie wie gut finden auf www.goodreads.com,
sie bewerten Restaurants und Locations auf www.qype.com, sie speichern
ihre bookmarks auf http://del.icio.us, sie bloggen, was das Zeug hält, wie
man sich unschwer auf www.technorati.com, der Blogsuchmaschine,
überzeugen kann.
Jeder, der will, kann mit fast keinen Kosten, eigentlich nur mit seiner
persönlichen Zeit, die er investiert, etwas von sich preisgeben.

Warum machen so viele Menschen das bloß?

Weil Menschen eben so sind. Wenn wir uns kurz das Internet wegdenken,
dann machen sie es ja so auch. Sie treffen sich mit ihren Freunden, sie
tauschen sich aus, erzählen von Erlebnissen, schauen sich Fotos und Filme
an, diskutieren, bewerten, haben Spaß, singen, tanzen und gehen ihren
Hobbys nach.

Warum soll das im Internet nicht oder ganz anders sein? Wäre eigentlich
unlogisch.
Jetzt kommt aber der springende Punkt, das Neue, der „Community-
Effekt“, wie ich ihn zu nennen pflege.

Wenn nun viele Menschen etwas von sich gegeben haben, dann kann das
Internet einfach nachsehen, welche Menschen ähnliche Dinge tun und
versuchen diese Menschen gegenseitig vorzustellen. Aus Benutzersicht
hab ich die Chance durch die Preisgabe meiner Interessen neue Freunde
zu finden. Ich nenne das „passives Kontaktieren“. Wie hätten wir das ohne
Internet machen können? Gar nicht oder mit einem enormen Aufwand.

Und auch hier gibt es keine Grenzen an Einfallsreichtum. www.weblin.com
verbindet die Menschen, die zufällig gerade dieselbe Website ansurfen. Auf
www.twitter.com sagen die Menschen freiwillig was sie gerade machen
und andere können das Buchen wie einen Newsletter, auf
www.couchsurfing.org bieten Menschen anderen ihre Gästebetten zum
Übernachten an. Klarerweise lernt man so viel besser eine fremde Stadt
kennen, weil sich der Gastgeber meistens auch um einen kümmert.

Mit dem Handy in der Hand werden auch die momentanen Positionen auf
www.aka-aki.com, www.brightkite.com oder www.foursquare.com geteilt.
Sie sehen dann, welche Person sich zufällig in Ihrer Nähe aufhält und
können Kontakt aufnehmen.

                                    Und dann gibt es noch das „aktive
                                    Kontaktieren“ auf „social networks“.
                                    Ich melde mich an, gebe die E-Mails
                                    von Menschen an, die ich bereits
                                    kenne und lade sie über das System
                                    ein. Wer will, nimmt diese Einladung
                                    an und ist dann mit mir verbunden.
                                    Interessant ist, dass die Anzahl der
                                    Kontakte exponentiell wächst, d.h.
                                    wenn alle meine Kontakte wiederum
                                    ihrerseits Kontakte einladen, dann
                                    sind die Kontakte meiner Kontakte
                                    schon sehr sehr viele, die Kontakte
                                    meiner Kontakte meiner Kontakte
                                    noch sehr viel mehr, usw.

Sie können sich davon auch selbst überzeugen. Gehen Sie auf
www.xing.com oder www.linkedin.com, auf www.myspace.com oder
www.facebook.com oder andere social networks. Suchen sie mich und
schauen Sie sich meine Kontakte an. Am besten Sie steigen über einen
Aggregator ein: http://eee.am/cleeb

Diese exponentielle Kurve bedeutet, dass ich von jedem beliebigen
anderen Menschen auf dieser Welt nur durch maximal sechs Menschen
dazwischen getrennt bin („six degrees of seperation“)

Stellen Sie sich das vor! Sie können jeden Menschen erreichen in dem sie
ihre Kontakte ersuchen, den Kontaktwunsch weiterzureichen. Und nach
nur sechs Stufen sind sie am Ziel!
Finale Furioso

Was bedeutet das nun für Marketing und Sales, für unsere Ideen und
Innovationen, für MitarbeiterInnen in ihren Funktionen? Können wir nun in
diesen Communities einfach unser in der Ouvertüre beschriebenes Modell
anwenden? Können wir Community als neuen Kanal verwenden? Können
wir unsere Organisationsentwicklung so weiter machen wie bisher?

Natürlich nicht. Wenn Sie das versuchen,
wird Sie die Community sehr schnell
rauswerfen. Und zwar nicht der Betreiber
der Community, sondern die Menschen, die
Sie mit Ihrer Art Werbeinhalte zu pushen
oder Ideen ohne Danke und Anerkennung
abzusaugen, verärgern. Sie löschen einfach
ihre Verbindung zu Ihnen. Und innovative,
unternehmerisch denkende und agierende
MitarbeiterInnen bekommen sie erst gar
nicht; und die wenigen, die Sie derzeit noch
haben, aktivieren schon ihr persönliches
social network um neue Herausforderungen
anzunehmen.

Klar ist, dass jede Firma natürlich Ideen und Informationen sowohl
sammeln als auch von sich preisgeben muss. Diese Informationen müssen
aber sehr authentisch sein, der Wahrheit entsprechen. Und jede Firma
muss sich bemühen, dass ihr Produkt das Leistungsversprechen nicht nur
erfüllt, sondern die Kunden so richtig begeistert. Ist dies der Fall, fängt die
Community an, darüber zu berichten: in Blogs, in votings, in Chats, egal
wo. Und wenn die Community irgendwo anfängt zu reden, dann breitet
sich diese Information ebenfalls exponentiell aus.

Wenn ich das nun bis zum Ende denke, dann behaupte ich, dass es dann
Marketing in der uns heute bekannten Form nicht mehr geben wird.

Die Meinungsforschung ist immer im Netz. Ich muss nur zuhören. Hier
sind die Ideen und Innovationen. Und nicht mehr (nur) in meiner Firma.

Public Relations ist gar nicht mehr notwendig. Die Leute reden sowieso.
Und wenn sie es nicht tun, dann kann ich auch mit enormem Aufwand sie
nicht dazu bringen. Im Gegenteil. Meine potentiellen Kunden fühlen sich
gestört und wenden sich ab. Im schlimmsten Fall warnen sie ihre Freunde
im Netz sogar vor Ihrer Firma.

Firmen-Homepages     werden    anders    sein    müssen.   Sie   müssen
Informationen bieten, Self-Service ermöglichen, wirkliche Menschen der
Firma erreichbar machen, usw. Der alte Weg, sich selbst darzustellen und
dann die Webadresse zu pushen, ist nicht zielführend.
Weil sich Inhalte und Aufgaben von Marketing und Business Development
so sehr und rapide ändern, wird es sinnvoll sein, einen neuen Begriff dafür
zu wählen. Marketing, wie wir es heute verstehen, hat keine
Überlebenschance und den alten Begriff mit den vielen neuen Inhalten
aufzuladen, wird schwer sein.

Ideen- und Innovationsmanagement in der heutigen Form wird nicht
funktionieren. Wie wollen sie die vielen Menschen mit ihren Ideen und
Innovationen in den Communities denn managen oder kontrollieren? Sie
lassen das gar nicht zu und nehmen Dinge selbst in die Hand.

Wenn Banken nur dann Kredite vergeben, wenn sie Sicherheiten in
mindestens derselben Höhe bekommen, wird die Community es lösen,
weil Bank sein heißt, dass der eine Geld braucht, und ein anderer Geld hat
und herborgt und die Bank dazwischen vermittelt.

Wenn Versicherungen Schäden nicht mehr versichern oder die
Versicherungssummen raufschrauben, dann wird die Community dies in
Eigenregie ohne viele Mitarbeiter und Glaspaläste tun, denn Versicherung
sein heißt, dass die Gemeinschaft zahlt, wenn einem einzelnen etwas
Außergewöhnliches zustößt.

Wenn Zeitungen den Geschmack der Leser nicht treffen, dann macht die
Community die Zeitung, weil Zeitung machen heißt, Informationen über
Ereignisse zeitnahe zu berichten. Und irgendwer aus der Community ist
mit Handykamera sicher in der Nähe eines Ereignisses; und durch
Abstimmen in der Community bestimmt diese selbst die Schlagzeilen.

Wenn Menschen meinen, dass sie etwas gerne hätten, dann werden sie es
gemeinsam erfinden. Wir werden begriffe wie „social brainstorming“ oder
„social innovation“ lernen müssen. Wir müssen eintauchen in die Weiten
des Netzes mit seinen vielen Menschen drin. Und dieses Netz umfasst
nicht nur die MitarbeiterInnen in unserem Unternehmen und in den
Unternehmen der Kunden, Lieferanten und Partner, sondern auch in
denen der Kunden der Kunden, der Lieferanten der Lieferanten und der
Partner der Partner.
Die Unternehmensgrenzen verschwimmen zunehmend, die Trennlinie
zwischen Arbeit und Freizeit ist fast nicht mehr ausfindig zu machen.

                          Unternehmen wie wir sie heute kennen, werden
                          so nicht mehr funktionieren.

                          Nur weil Sie bisher keinen schwarzen Schwan
                          gesehen haben, heißt das nicht, dass alle
                          Schwäne weiß sind!

                          Was das alles für Sie und Ihr Unternehmen im
                          Ecosystem der Zukunft bedeuten kann, das soll
                          Thema     der   Live-Präsentation   und  der
                          anschließenden Diskussion sein!

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  • 1. Web2.0 verändert die Welt Christian H. Leeb holistic business development cleeb@web.de, +43 676 7581375 Ouvertüre Wir sind über Jahrzehnte gewohnt, die Welt aus lauter Objekten bestehend zu betrachten. Wir teilen sie ein und auf: in Atome und Moleküle, in Lebewesen und Gegenstände, in Körper und Geist, in Kunden und Lieferanten, in Abteilungen, in Stellen und Rollen. Diese Abgrenzungen haben sich ja auch jahrelang bewährt, weil es so etwas wie ein riesengroßes Schubladensystem ergibt und Ordnung generiert. Und diese Art von Ordnung gibt vielen Menschen auch heute noch Anhaltspunkt und Sicherheit. Auch unsere Sprache ist so aufgebaut, z.B. das Wort „Gegen-Stand“ zeigt, dass etwas mir entgegensteht, also etwas anderes ist als ich – oder das Wort „Abteilung“ bedeutet ja, dass wir die Firma abgeteilt haben. Aus dieser Perspektive haben wir auch ein Kommunikationsmodell, das aus Sender und Empfänger, Kanal und Nachricht besteht. Wenn wir nun beide Sichten verbinden, ist es klar, dass Informationen über unser Unternehmen und unsere Produkte von uns konzipiert und geschrieben werden und dann über unterschiedliche Kanäle an den Kunden herangetragen werden. Sales-Leute suchen das persönliche Gespräch in Telefonaten und Meetings, Marketing-Leute nutzen Briefe, E-Mails, TV- und Radiospots, um möglichst kostengünstig möglichst viele potentielle Kunden zu erreichen. Und in derselben Logik versuchen wir die Kunden in Zielgruppen aufzuteilen und jeder Zielgruppe die unserer Meinung nach am besten geeignete Information zukommen zu lassen. Aus Sicht des Kunden stellt sich dies aber ganz anders dar. Er wird fast überall mit Werbung bombardiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde genau zur Zielgruppe gehört und gleichzeitig aufmerksam ist und gleichzeitig auch aufnahmefähig und –willig ist, ist denkbar gering und fast schon Zufall. Auch wenn wir dem Kunden die Möglichkeit geben, mit uns in Dialog zu treten, dann sind es unsere Spielregeln und unsere Kanäle, die wir ihm freigeben. Neue Ideen und Innovationen werden klassischerweise in unseren Firmen ohne viel Wirkung von außen gemanagt. Sie sollen ja irgendwie und
  • 2. irgendwann in neue Produkte münden. Der potentielle Kunde kommt in dem ganzen Spiel sehr sehr spät zum Zug, meistens erst, wenn das Produkt bereits fertig ist und die Marketing- und Sales-Lawine rollt. Die MitarbeiterInnen erfüllen ihre Aufgaben gemäß ihrer Stellenbeschreibungen, ihrer definierten Rollen im Ablauf der Businessprozesse des Unternehmens. Änderungen des Marktes werden verspätet im Unternehmen reflektiert. Oft bleiben da nur mehr Massenentlassungen, um eine kurze Zeit etwas Luft zu bekommen. Nachhaltig ist dies jedoch nicht. Menuett Schauen wir uns kurz an, was im Internet derzeit passiert und seit einiger Zeit Web2.0 genannt wird. Für mich persönlich ist interessant, dass sich nun Menschen untereinander im Internet vernetzen und gemeinsame Sache machen. Dies kann ganz unterschiedliche Schwerpunkte und Ausprägungen haben. Sie speichern Fotos auf www.flickr.com und Videos auf www.youtube.com, sie haben ihre Powerpoint-Vorträge auf www.slideshare.net, sie machen gemeinsame Mindmaps mit www.mindmeister.com, sie sagen, welche Bücher sie lesen und welche sie wie gut finden auf www.goodreads.com, sie bewerten Restaurants und Locations auf www.qype.com, sie speichern ihre bookmarks auf http://del.icio.us, sie bloggen, was das Zeug hält, wie man sich unschwer auf www.technorati.com, der Blogsuchmaschine, überzeugen kann. Jeder, der will, kann mit fast keinen Kosten, eigentlich nur mit seiner persönlichen Zeit, die er investiert, etwas von sich preisgeben. Warum machen so viele Menschen das bloß? Weil Menschen eben so sind. Wenn wir uns kurz das Internet wegdenken, dann machen sie es ja so auch. Sie treffen sich mit ihren Freunden, sie tauschen sich aus, erzählen von Erlebnissen, schauen sich Fotos und Filme an, diskutieren, bewerten, haben Spaß, singen, tanzen und gehen ihren Hobbys nach. Warum soll das im Internet nicht oder ganz anders sein? Wäre eigentlich unlogisch. Jetzt kommt aber der springende Punkt, das Neue, der „Community- Effekt“, wie ich ihn zu nennen pflege. Wenn nun viele Menschen etwas von sich gegeben haben, dann kann das Internet einfach nachsehen, welche Menschen ähnliche Dinge tun und versuchen diese Menschen gegenseitig vorzustellen. Aus Benutzersicht hab ich die Chance durch die Preisgabe meiner Interessen neue Freunde
  • 3. zu finden. Ich nenne das „passives Kontaktieren“. Wie hätten wir das ohne Internet machen können? Gar nicht oder mit einem enormen Aufwand. Und auch hier gibt es keine Grenzen an Einfallsreichtum. www.weblin.com verbindet die Menschen, die zufällig gerade dieselbe Website ansurfen. Auf www.twitter.com sagen die Menschen freiwillig was sie gerade machen und andere können das Buchen wie einen Newsletter, auf www.couchsurfing.org bieten Menschen anderen ihre Gästebetten zum Übernachten an. Klarerweise lernt man so viel besser eine fremde Stadt kennen, weil sich der Gastgeber meistens auch um einen kümmert. Mit dem Handy in der Hand werden auch die momentanen Positionen auf www.aka-aki.com, www.brightkite.com oder www.foursquare.com geteilt. Sie sehen dann, welche Person sich zufällig in Ihrer Nähe aufhält und können Kontakt aufnehmen. Und dann gibt es noch das „aktive Kontaktieren“ auf „social networks“. Ich melde mich an, gebe die E-Mails von Menschen an, die ich bereits kenne und lade sie über das System ein. Wer will, nimmt diese Einladung an und ist dann mit mir verbunden. Interessant ist, dass die Anzahl der Kontakte exponentiell wächst, d.h. wenn alle meine Kontakte wiederum ihrerseits Kontakte einladen, dann sind die Kontakte meiner Kontakte schon sehr sehr viele, die Kontakte meiner Kontakte meiner Kontakte noch sehr viel mehr, usw. Sie können sich davon auch selbst überzeugen. Gehen Sie auf www.xing.com oder www.linkedin.com, auf www.myspace.com oder www.facebook.com oder andere social networks. Suchen sie mich und schauen Sie sich meine Kontakte an. Am besten Sie steigen über einen Aggregator ein: http://eee.am/cleeb Diese exponentielle Kurve bedeutet, dass ich von jedem beliebigen anderen Menschen auf dieser Welt nur durch maximal sechs Menschen dazwischen getrennt bin („six degrees of seperation“) Stellen Sie sich das vor! Sie können jeden Menschen erreichen in dem sie ihre Kontakte ersuchen, den Kontaktwunsch weiterzureichen. Und nach nur sechs Stufen sind sie am Ziel!
  • 4. Finale Furioso Was bedeutet das nun für Marketing und Sales, für unsere Ideen und Innovationen, für MitarbeiterInnen in ihren Funktionen? Können wir nun in diesen Communities einfach unser in der Ouvertüre beschriebenes Modell anwenden? Können wir Community als neuen Kanal verwenden? Können wir unsere Organisationsentwicklung so weiter machen wie bisher? Natürlich nicht. Wenn Sie das versuchen, wird Sie die Community sehr schnell rauswerfen. Und zwar nicht der Betreiber der Community, sondern die Menschen, die Sie mit Ihrer Art Werbeinhalte zu pushen oder Ideen ohne Danke und Anerkennung abzusaugen, verärgern. Sie löschen einfach ihre Verbindung zu Ihnen. Und innovative, unternehmerisch denkende und agierende MitarbeiterInnen bekommen sie erst gar nicht; und die wenigen, die Sie derzeit noch haben, aktivieren schon ihr persönliches social network um neue Herausforderungen anzunehmen. Klar ist, dass jede Firma natürlich Ideen und Informationen sowohl sammeln als auch von sich preisgeben muss. Diese Informationen müssen aber sehr authentisch sein, der Wahrheit entsprechen. Und jede Firma muss sich bemühen, dass ihr Produkt das Leistungsversprechen nicht nur erfüllt, sondern die Kunden so richtig begeistert. Ist dies der Fall, fängt die Community an, darüber zu berichten: in Blogs, in votings, in Chats, egal wo. Und wenn die Community irgendwo anfängt zu reden, dann breitet sich diese Information ebenfalls exponentiell aus. Wenn ich das nun bis zum Ende denke, dann behaupte ich, dass es dann Marketing in der uns heute bekannten Form nicht mehr geben wird. Die Meinungsforschung ist immer im Netz. Ich muss nur zuhören. Hier sind die Ideen und Innovationen. Und nicht mehr (nur) in meiner Firma. Public Relations ist gar nicht mehr notwendig. Die Leute reden sowieso. Und wenn sie es nicht tun, dann kann ich auch mit enormem Aufwand sie nicht dazu bringen. Im Gegenteil. Meine potentiellen Kunden fühlen sich gestört und wenden sich ab. Im schlimmsten Fall warnen sie ihre Freunde im Netz sogar vor Ihrer Firma. Firmen-Homepages werden anders sein müssen. Sie müssen Informationen bieten, Self-Service ermöglichen, wirkliche Menschen der Firma erreichbar machen, usw. Der alte Weg, sich selbst darzustellen und dann die Webadresse zu pushen, ist nicht zielführend.
  • 5. Weil sich Inhalte und Aufgaben von Marketing und Business Development so sehr und rapide ändern, wird es sinnvoll sein, einen neuen Begriff dafür zu wählen. Marketing, wie wir es heute verstehen, hat keine Überlebenschance und den alten Begriff mit den vielen neuen Inhalten aufzuladen, wird schwer sein. Ideen- und Innovationsmanagement in der heutigen Form wird nicht funktionieren. Wie wollen sie die vielen Menschen mit ihren Ideen und Innovationen in den Communities denn managen oder kontrollieren? Sie lassen das gar nicht zu und nehmen Dinge selbst in die Hand. Wenn Banken nur dann Kredite vergeben, wenn sie Sicherheiten in mindestens derselben Höhe bekommen, wird die Community es lösen, weil Bank sein heißt, dass der eine Geld braucht, und ein anderer Geld hat und herborgt und die Bank dazwischen vermittelt. Wenn Versicherungen Schäden nicht mehr versichern oder die Versicherungssummen raufschrauben, dann wird die Community dies in Eigenregie ohne viele Mitarbeiter und Glaspaläste tun, denn Versicherung sein heißt, dass die Gemeinschaft zahlt, wenn einem einzelnen etwas Außergewöhnliches zustößt. Wenn Zeitungen den Geschmack der Leser nicht treffen, dann macht die Community die Zeitung, weil Zeitung machen heißt, Informationen über Ereignisse zeitnahe zu berichten. Und irgendwer aus der Community ist mit Handykamera sicher in der Nähe eines Ereignisses; und durch Abstimmen in der Community bestimmt diese selbst die Schlagzeilen. Wenn Menschen meinen, dass sie etwas gerne hätten, dann werden sie es gemeinsam erfinden. Wir werden begriffe wie „social brainstorming“ oder „social innovation“ lernen müssen. Wir müssen eintauchen in die Weiten des Netzes mit seinen vielen Menschen drin. Und dieses Netz umfasst nicht nur die MitarbeiterInnen in unserem Unternehmen und in den Unternehmen der Kunden, Lieferanten und Partner, sondern auch in denen der Kunden der Kunden, der Lieferanten der Lieferanten und der Partner der Partner. Die Unternehmensgrenzen verschwimmen zunehmend, die Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit ist fast nicht mehr ausfindig zu machen. Unternehmen wie wir sie heute kennen, werden so nicht mehr funktionieren. Nur weil Sie bisher keinen schwarzen Schwan gesehen haben, heißt das nicht, dass alle Schwäne weiß sind! Was das alles für Sie und Ihr Unternehmen im Ecosystem der Zukunft bedeuten kann, das soll Thema der Live-Präsentation und der anschließenden Diskussion sein!