Mehr Offenheit, bitte! Wikipedia und Creative Commons an der Schnittstelle zw...
Wissenschaftliche Blogs: Nutzungsweisen und Nutzer
1. Merja Mahrt & Cornelius Puschmann
WISSENSCHAFTLICHE BLOGS
NUTZUNGSWEISEN UND NUTZER
2. Überblick
Forschungskontext
Forschungsstand: Was ist ein Wissenschaftsblog?
Welche Rolle spielen Blogs im Wissenschaftsbetrieb?
Eigene Fallstudien: Wer liest Wissenschaftsblogs?
Welche Öffentlichkeit(en) bilden sich um Blogs?
2
5. Was ist ein Wissenschaftsblog?
Akteure?
„das Blog eines Wissenschaftlers“
Wer ist ein Wissenschaftler?
definiert durch
Inhalte?
„ein Blog mit wissenschaftlichen Inhalten“
Was genau sind wissenschaftliche Inhalte?
5
7. Was ist ein Wissenschaftsblog?
Funktionen wissenschaftlicher Blogs nach Kjellberg (2010)
Inhalte weitergeben (disseminating content)
Meinungen äußern (expressing opinions)
informiert bleiben und sich erinnern
(keeping up-to-date and remembering)
schreiben (writing)
sich austauschen (interacting)
sich vernetzen (creating relationships)
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8. Was ist ein Wissenschaftsblog?
Große Unterschiede bezüglich der
Autoren (Wissenschaftler, Journalisten, …)
vorgestellten Leserschaft (Fachkollegen, Laien, Politiker, …)
kommunikativen Ziele (Inhalte weitergeben, Sozialkapital anhäufen, …)
Daraus ergeben sich sehr unterschiedliche Typen, bspw.
wissenschaftliches Notizbuch
(für die Dokumentation laufender Forschung)
Forschungsblog
(für die Veröffentlichung und Diskussion von Forschungsergebnissen)
Wissenschafts-PR-Blog
(für die außerfachliche Präsentation wissenschaftlicher Inhalte)
Blogs sind so heterogen wie ihre Autoren!
8
9. geplant
Journal-Artikel / Monographie
Forschungsblog (I)
Essay in einer Tageszeitung
PR-Blog (II)
intern
?
wissenschaftliches Notizbuch (III)
Kaffeepausen-Gespräch bei einer
extern
Vorstellung des Fachs beim
Tag der offenen Tür o.ä.
Konferenz
spontan
9
10. Welche Akzeptanz haben
Wissenschaftsblogs?
Internetnutzer, die zumindest gelegentlich Blogs nutzen
Deutschland: 7% (Busemann & Gscheidle, 2011)
USA: 32% (Pew Research Center, 2010)
Japan: 80% (comScore, 2011)
Wissenschaftler, die zumindest gelegentlich Blogs
nutzen
D: 8% (Studie „Digitale Wissenschaftskommunikation“, 2010-2011)
UK: ~ 7% (Studie „Use and Relevance of Web 2.0 Resources for
Researchers“, 2009)
Die Akzeptanzunterschiede sind bei Blogs sehr groß!
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11. Welche Akzeptanz haben
Wissenschaftsblogs?
„Wie tauschen Sie sich für gewöhnlich mit anderen
WissenschaftlerInnen aus Ihrem Arbeitsgebiet aus?“ (Bader,
Fritz & Gloning, 2012)
persönlich: 96%
am Telefon: 49%
über netzbasierte Austauschmedien (z.B. Skype): 21%
per E-Mail: 94%
auf wissenschaftlichen Mailinglists: 24%
in wissenschaftlichen Blogs: 4% (Rechtswissenschaften: 10%)
mithilfe von speziellen Forschungsportalen (z.B. ResearchGATE): 5%
über Netzwerkportal (z.B. Facebook): 5%
über Twitter (oder andere Form des Mikrobloggings): 2%
in Wikis: 6%
Quantitativ betrachtet spielen Blogs in der Wissenschaft eine
marginale Rolle. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das in der
nahen Zukunft ändert. 11
12. Welche Akzeptanz haben
Wissenschaftsblogs?
„Wenn Sie wissenschaftliche Thesen oder
Forschungsergebnisse vor der Publikation diskutieren
wollen, wie gehen Sie in der Regel vor?“
Ich spreche mit meinem Fachkollegen: 93%
Ich tausche mich mit meinen KollegInnen per E-Mail darüber aus: 70%
Ich schreibe einen Blog-Beitrag zu diesem Thema: 1%
12
13. Welche Akzeptanz haben
Wissenschaftsblogs?
wichtigste Gründe für das Nicht-Lesen von Blogs:
„keine Zeit“
„keine (interessanten) Blogs in meinem Fach“
„die Blog-Landschaft ist mir zu unübersichtlich“ (!)
wichtigste Gründe für das Nicht-Schreiben eines Blogs:
„keine Zeit“
„ich nutze bereits andere Kommunikationswege“
13
14. Was sind mögliche Implikationen für
den Wissenschaftsbetrieb?
Als Werkzeug für die formale interne Wissenschafts-
kommunikation sind Blogs nur geeignet wenn...
sie institutionell anerkannt werden
sie Maßnahmen zur Sicherung wissenschaftlicher Qualität anwenden
ihre Nutzung forschungspolitisch incentiviert wird
Als Werkzeug des Wissensmanagement, für die externe
Wissenschaftskommunikation und für die Binnen-
kommunikation zwischen Wissenschaftlern einerseits
und Praktikern, Journalisten und einer breiteren
Öffentlichkeit andererseits sind sie bereits heute
relevant.
14
17. Fallstudien zur Nutzung
wissenschaftlicher Blogs
Wer liest wissenschaftliche Blogs und warum?
Wie beeinflussen Eigenschaften eines Blogs seine
Nutzerschaft?
Fallstudien
Eine Woche Wissenschaftsblogging
Fallstudie zu Leserkommentaren
Befragung von Lesern
17
18. Eine Woche Wissenschaftsblogging
5 Meta-Plattformen
amazings.es (spanisch)
hypotheses.org (französisch)
researchblogging.org
scienceblogs.com
scilogs.de
9.-16. Januar 2012: Erfassung aller Blogposts
n = 293
Was erlangt Aufmerksamkeit?
18
19. Eine Woche Wissenschaftsblogging
Was erlangt Aufmerksamkeit?
% 40
keine
30 1-5
6-10
20
11-20
21-50
10
51-100
über 100
0
Anzahl der Kommentare
Basis: 293 Blogposts 19
20. Eine Woche Wissenschaftsblogging
Was erlangt Aufmerksamkeit? Top 11%
Über 100 Kommentare (über 400 bzw. 800)
2 Posts zu Andrew Wakefield und Impfkontroversen („Respectful
Insolence“, scienceblogs.com)
Über 50 Kommentare
3 weitere Posts von „Respectful Insolence“, 2 davon zu Impfen
2 Posts von scienceblogs.com (Medienberichterstattung zu
Klimawandel; Rolle der Nullhypothese in der (Natur-) Wissenschaft)
1 Post von scilogs.de (antibiotikatresistente Keime auf Geflügelfleisch)
Über 20 Kommentare (n = 25)
breites Fächerspektrum
Posts in Alltagssprache, z.T. mit politischer Komponente
Posts, die direkt zu Interaktion aufrufen (Nominierungen u.ä.)
kontroverse Themen (z.B. Gender, Lebensmittelsicherheit, Preise für
20
den Zugang zu Journals)
21. Aufmerksamkeit für Wissenschaftsblogs
Bei Posts in Alltagssprache
Bei Themen mit politischen oder anderweitig
kontroversen Komponenten
Eher nicht bei Posts, die aktuelle Studien und Befunde
darstellen
Vielfältige Posts zu Geisteswissenschaften oft ganz
ohne Kommentare
Nur expressive Funktionen werden auch eingelöst?
Informationen weitergeben, Meinungen äußern, schreiben
Interaktion: Wer liest Wissenschaftsblogs und warum?
21
22. Fallstudie zur Leserkommentaren
Definition über Inhalte
Bezug zu Forschung mit Peer Review (2 Science-Artikel)
Risiko- und Krisenkommunikation (EHEC, Fukushima)
Allgemeiner Wissenschaftsdiskurs (Guttenberg-Plagiate)
Inhaltsanalyse von 1.271 Blogkommentaren zu 25
ausgewählten, möglichst unterschiedlichen
Blogbeiträgen
2 Coder, mehrstufiger Pretest, gute bis sehr gute
Intercoderreliabilität
22
23. Verständlichkeit von Blogpost und
Kommentaren
100%
90%
Sprache der
80% Kommentare
70%
60% Alltagssprache
50%
40% einf ./mittl. wiss.
Anspruch
30%
20% hoher wiss.
Anspruch
10%
0%
Alltagssprache einf ./mittl. wiss. hoher wiss.
Anspruch Anspruch
Sprache der Blogposts
n = 510, 9 Blogs n = 671, 13 Blogs n = 78, 3 Blogs
25
25. Anlässe für Kommentare
90%
Zusatz, inhaltl.
80% Ergänzung
70%
Zustimmung
60%
50% Kritik, Widerspruch
40%
30% Danksagung,
Anerkennung, Lob
20%
10% Frage
0%
Handlungsempf ., Hilf e,
Rat
Bis zu zwei Anlässe codiert
28
26. Gratifikationen
80%
70%
60%
wiss. Kommentar
50% n = 505
freier Kommentar
40% n = 144
30% Wiss.vermittlung
an Laien
20% n = 312
politischer
Kommentar
10% n = 158
0%
29
27. Zwischenfazit zur Blognutzung
Wissenschaftliche Blogs erfüllen vielfältige Funktionen,
für Blogger und Leser
Form und Inhalt des Blogs beeinflussen Leser und
Kommentare
Informations- und Diskussionsbedarf, insbesondere bei
Risiko- und Krisenkommunikation
Geplant: Befragung von Bloglesern zu ihren Interessen,
Nutzungsgewohnheiten und Motiven
30
28. Vielen Dank
Dr. Merja Mahrt Dr. Cornelius Puschmann
Heinrich-Heine- Humboldt-Universität
Universität Düsseldorf zu Berlin
mahrt@phil.uni-duesseldorf.de,
puschmann@ibi.hu-berlin.de
31
29. Quellen
Bader, A., Fritz, G. & Gloning, T. (2012). Digitale Wissschaftskommunikation 2010-2011:
Eine Online-Befragung. Abgerufen am 13. März 2012 von http://geb.uni-
giessen.de/geb/volltexte/2012/8539/
Busemann, K., & Gscheidle, C. (2011). Web 2.0: Aktive Mitwirkung verbleibt auf
niedrigem Niveau. Media Perspektiven, (7-8), 360-369.
comScore (2011). Japan Internet users spend most time on blogs worldwide.
Pressemitteilung, abgerufen am 13. März 2012 von
http://www.comscore.com/Press_Events/Press_Releases/2011/8/Japan_Internet_Us
ers_Spend_Most_Time_on_Blogs_Worldwide
Kjellberg, S. (2010). I am a blogging researcher: Motivations for blogging in a scholarly
context. First Monday, 15(8).
Kouper, I. (2010). Science blogs and public engagement with science: Practices,
challenges, and opportunities. Journal of Science Communication, 9(1), 1-10.
Pew Research Center (2010). Generations 2010. Pew Internet and American Life
Project. Abgerufen am 25. October 2011 von
http://pewinternet.org/~/media//Files/Reports/2010/PIP_Generations_and_Tech10.pdf
Poschen, M. (2009). Impact of Web 2.0 on scholarly communication. Vortrag beim
Workshop on Scientific Writing and New Patterns of Scientific Communication, 5th
International Conference on e-Social Science, Köln, 24.-26. Juni 2009. 32
30. Abweichungen vom Thema
60%
50%
Thema des Blogbeitrags
40% thematisch noch verwandt
f remder Gegenstand
30%
Persönliches
20%
Metabezugspunkt
10%
0%
33