1. Ausgabe 1 . Sommer 2001 . Schutzgebühr 6 Euro
candela
magazine
DAS BAULMANN LICHTMAGAZIN
2. staurants, Büros, Boutiquen
und im privaten Ambiente –
kurz: überall da, wo es auf
professionell gesetztes Licht
ankommt. Lassen Sie sich
durch Candela magazine in
unsere Welt entführen.
Liebe Leserin, lieber Leser Wenn Sie heute abend das
Licht anknipsen, tun Sie es
vielleicht bewusster. Wenn
wir das erreicht haben, dann
ist Candela magazine auf
dem rechten Weg. Mir macht
unser neues Magazin Freude
Candela magazine ist neu. investiert, der sollte nicht fen. Seit Jahren steht Baul- – freuen Sie sich mit. Künftig
Candela magazine themati- ausgerechnet beim Licht an- mann für Konzepte in Licht. wird Candela magazine re-
siert das Licht in der Archi- fangen zu sparen. Denn wer Dabei war uns immer wich- gelmäßig auf Ihrem Schreib-
tektur. Und weshalb? Trivial, versäumt, seinen Entwurf ins tig, dass Licht nicht gleich tisch liegen. Ich hoffe, Sie
doch oft verkannt: Der rechte Licht zu rücken, ver- Leuchte ist. Das richtige Licht schauen rein.
Mensch nimmt den größten schenkt Wirkung – und eben ist ein Zusammenspiel ver-
Teil seiner Informationen mit die ist das Wichtigste an der schiedenster Faktoren – zu- Herzlichst
den Augen auf. Und zum Se- Architektur. sammen erzielen sie Mehr-
hen gehört Licht dazu. Wenn Zugegeben: wir wollen im wert und ein angenehmes
der Volksmund sagt „ins Candela magazine auch ein Lebensklima.
rechte Licht gesetzt“, so trifft bisschen zeigen, was Sie von Baulmann Leuchten fin-
er den Nagel auf den Kopf. einem führenden Hersteller den Sie auf Kreuzfahrtschif- Johannes Baulmann
Wer viel Geld in Architektur von Leuchten verlangen dür- fen und in Hotels, in Re- Geschäftsführender Gesellschafter
Inhalt
Hotellerie in Bewegung. Hamburgs Spitzenhäuser als Impressum.
Trendsetter in einem umkämpften Markt Seite 12
Seite 3 Die erste halbe Stunde entscheidet. Wie richtiges
Exklusiv-Interview. Der renommierte Schweizer Licht auf einen (hoffentlich angenehmen) Tag einstimmt
Designer Professor Hannes Wettstein im Gespräch mit Seite 13
Candela magazine: „Das Grand Hyatt ist ein Glücksfall“ Licht-Erlebnisse in der Gastronomie. Wer sich wohl
Seite 6 fühlt, bleibt länger und bringt mehr Umsatz
Ins rechte Licht gesetzt. Richtige Beleuchtung Seite 14
schmeichelt der Ware und lockt den Kunden Neue Wege. Baulmann Leuchten jetzt auch im Sanitär-
Seite 9 Fachhandel. Startschuss auf der ISH in Frankfurt
Früher ging es früh zu Bett. Ein kulturhistorischer Seite 16
Rückblick in die Zeit vor der Elektrifizierung
Seite 12
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3. Minimalistisch-sinnlich: Das
Side ist das erste Fünf-Ster-
ne-Haus der Seaside-Gruppe.
Ein Markt ist in Bewegung.
Hamburgs Hotellerie setzt Trends
Es tut sich was auf dem Jüngstes Beispiel ist das angesagte Mailänder De-
Hamburger Hotelmarkt. Side Hotel, das erste Fünf- signer Matteo Thun. Keine
Neue Häuser, beispielhafte Sterne-Hotel der Seaside- zeitgeistig vordergründige
Modernisierungen – nir- Gruppe. Von außen ziehen Formensprache hauchte er
gendwo sonst ist der Markt Natursteinfassade und viel dem Hotelprojekt ein, son-
so in Bewegung wie in der Glas die Blicke auf sich. Im dern eine Synthese von
Hansestadt. Ob „Gastwerk“, Inneren überwältigt ein De- HighTech und energiespa-
„Inter-Continental“ oder „Si- sign mit fast schon japani- render, umweltfreundlicher
de Hotel“ - die Innenarchi- scher Anmutung. Das mini- Haustechnik.
tekten setzen in all diesen malistisch-sinnliche Konzept Ob großzügige Suiten, die
bemerkenswerten Häusern spricht die moderne urbane Bar „Fusion“ oder Beauty-Be-
auf Produkte aus dem Hause Generation an, die Bequem- reich: Als Meilensteine mo-
Baulmann. lichkeit sucht - verbunden derner Hotelarchitektur set-
mit einer persönlichen Note. zen sie Zeichen. Vom
„Licht spielt eine heraus- Aschen- bis zum Zahnputz-
ragende Rolle“, sagt Innen- becher werden die Möbel-
architektin Karola Gröger. Für und Dekorationsgegenstän-
die Firmengruppe Theo Ger- de des Side in einem Shop
lach koordiniert sie die Pla- interessierten Gästen ange-
ner. Einer von ihnen ist der boten. Auch die von Baul-
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4. Wohnen im Loft. Das Gastwerk Hotel Hamburg
Das „Gastwerk“ hat seine den großzügigen Loftzim- beln. Klare Sachlichkeit
Bewährungsphase bereits mern und Suiten - überall mischt sich mit akzentuiert
hinter sich. Ein Jahr nach Er- wird dem Gast ein Ambiente eingesetzten Fundstücken.
öffnung kann sich Hamburgs geboten voll Licht, Luft und Das Gastwerk Hotel hinter
erstes Designhotel über gro- ästhetischem Selbstver- der Backsteinfassade war
ße Akzeptanz und phantasti- ständnis. Die Innenarchitek- früher Gaswerk und versorg-
sche Belegungszahlen freu- tinnen Regine Schwerthelm te Hamburg mit Energie.
en. Die konsequente Abkehr und Sibylle von Heyden ha- Heute stehen 100 großzügi-
vom typischen Hotel-Design ben dem Objekt eine fröhli- ge Zimmer für Reisende und
ist gelungen, Langeweile hat che Leichtigkeit einge- Erholungssuchende bereit,
Ambiente voll Licht, Luft hier keine Chance. Von der haucht. In diesem Hotel zudem das Ristorante „Da
und ästhetischem Selbst- beeindruckenden Halle über werden Möbel zu Objekten Caio“ und eine asiatische Re-
verständnis im Gastwerk. die Aufenthaltszonen bis zu und Kunstobjekte zu Mö- laxing-Zone mit Sauna.
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5. Die Produktgestaltung
unterteilen wir in zwei The-
menfelder: Eines, in welchem
die Autorenschaft gefragt ist,
und eines, bei dem Marken-
identitäten – also das, was
heute als brand bezeichnet
Hannes Wettstein (Jahrgang 1958) ist ein international wird – im Vordergrund ste-
renommierter Designer. Er gestaltet Räume (zum Beispiel das hen. Insofern kann es eigent-
Hotel Grand Hyatt in Berlin), er entwirft Möbel (den lich keine übergeordnete
Stapelstuhl „Julietta“ für Baleri) und Lichtobjekte (etwa für Aufgabenbeschreibung ge-
Baulmann Leuchten). Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen ben. Und wo es kein spezifi-
Designpreisen ausgezeichnet. Seit 1994 unterrichtet er an sches Briefing gibt, lässt sich
der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Für Candela eine Aufgabenbeschreibung
magazine stand Hannes Wettstein Rede und Antwort. immer erst aus ihrem Kon-
text ableiten.
¿ Lassen Sie uns
über das Thema Licht reden.
Was ist eine Leuchte, welche
Aufgabe muss sie erfüllen?
W e t t s t e i n Auch
hier gilt: D ie Leuchte kann
es nicht geben, die Anforde-
rungen sind zu unterschied-
lich. Verbindend ist die Tech-
nik, die uns heute ein nie ge-
kanntes Spektrum an
Manipulationen – und damit
Professor Hannes Wettstein: Raffinesse – zur Verfügung
stellt. Dann jedoch reden wir
Grand Hyatt ist ein Glücksfall über Licht statt über Leuch-
ten, und das hat seinen gu-
ten Grund: Letztlich geht es
ja immer um die Insze-
nierung von Raum. Gleich-
¿ Herr Professor rung herausbildet, ande- gültig, ob wir einen Tisch de-
Wettstein, Ihr Name wird ge- rerseits durch die Produktion cken, weil wir Freunde einge-
nannt, wenn es um das De- und Technik des Kunden als laden haben, oder ob in
sign geht von Uhren, Stüh- Know-how entwickelt, einem Hotel in der Halle die
len, Leuchten oder einem manchmal vorschnell als sti- Behaglichkeit eines Salons
völlig neuartigen Zweirad. listisches Vokabular gelesen. entstehen soll. Problematisch
Gibt es für Sie da einen Zu- ¿ Wie definieren wird es erst, wenn in einem
sammenhang? Wo sind die Sie Design? Wie würden Sie Briefing keine spezifischen
Gemeinsamkeiten? Was ver- die Aufgabe eines Designers Funktion benannt wird.
bindet die Produkte? beschreiben? ¿ Was reizt Sie am
W e t t s t e i n Zu- Wettstein Ich Thema Licht? Wo liegt die
nächst einmal sehe ich die habe das Wort Design ei- Herausforderung bei der Ge-
Haltung, das heißt die Ar- gentlich nie sonderlich ge- staltung einer Leuchte?
beitsweise, als verbindendes schätzt. Der oberflächliche Wettstein Die
Element. Mir geht es nicht Umgang mit diesem Wort er- Herausforderung besteht
um Stil, auch wenn mancher schwert außerdem seinen heute unzweifelhaft in der
Journalist bei mir Derartiges Gebrauch zunehmend. Bei Lichttechnik. Auch bei der
gelegentlich entdecken will. mir im Studio sprechen wir Planung des Grand Hyatt
Offenbar wird da einerseits viel mehr von Produkt- und Berlin stand die Atmosphäre
das, was sich aus der Erfah- Raumgestaltung. der einzelnen Räume im Zen-
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6. trum. Dazu haben wir in mei-
nem Studio eine Leuch-
tenfamilie speziell für die
Standardzimmer entwickelt,
weil sich das Bild vom Grand
Hotel ja aus einem Vokabular
ergibt, das uns zu historisch
erscheint. Folglich haben wir
die Bilder dieser Leuchtenty-
pologie in zeitgemäßere Vo-
lumen, Handhabung und
Technologie übersetzt. Pro-
duziert und vertrieben wird
die Leuchte von der deut-
schen Firma Baulmann. Das Grand Hyatt in Berlin:
Architektur und Leuchten
¿ Wie sah diese
tragen Hannes Wettsteins
Zusammenarbeit aus? Handschrift.
W e t t s t e i n Inso-
fern speziell, als sich bei gro-
ßen Projekten ja stets ohne-
hin alle bewerben, die als
Kompetenz für die Pro- mitgearbeitet. Insofern han- wußt als teamwork, d.h. un- dem Kontext der Aufgabe
duktion – sei dies nun eine delt es sich um Prozesse, die ter dem Namen [zed].* lan- entworfen. Insofern ist es ei-
Leuchte oder ein Bett – in – gerade bei der Produktent- ciert haben. ne Frage der Kontexte, was
Frage kommen. Hier nämlich wicklung in diesem Kontext – ¿ Ist es für Sie sinnvoll ist. Aber: Weiterent-
wurde erst im Nachhinein die nicht auf eine einzelne Per- denkbar, die heute aus drei wicklungen lassen sich
Serienproduktion entschie- son zu reduzieren sind, auch Leuchtentypen bestehende grundsätzlich nicht a priori
den – übrigens geht die An- wenn das Hotel und damit „Grand Hyatt“-Familie zu ausschließen.
regung dazu auf die Firma die Leuchte meine Hand- vergrößern? Sind beispiels- ¿ In welchem Um-
Baulmann zurück. schrift trägt. Daher haben weise Deckenleuchten oder feld kommt die Grand Hyatt
Hinzu kommt noch eines: wir uns im Studio schlus- andere Materialien für Sie am besten zur Geltung? Für
Am Grand Hyatt Berlin haben sendlich entschieden, dem vorstellbar? welche Bereiche halten Sie
allein in meinem Studio zeit- Modell dadurch Rechnung W e t t s t e i n Diese die Leuchte für besonders
weise zirka zehn Personen zu tragen, dass wir es be- Leuchtenfamilie wurde aus geeignet?
Licht und Schatten mo-
dellieren die Stimmung im
Raum.
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7. Hannes Wettstein: „Wir stehen erst am
Anfang von interaktiven Prozessen,
wie am Internet auch ablesbar ist“.
W e t t s t e i n Wie geblich dem CEO der Gruppe, Dekoration ist; folglich ein
gesagt: es kommt auf die Bernd Chorengel, zu danken. Ganzes, das ja zunehmend
Kontexte an. Sobald die ge- So hätten etwa die Bäder mit Erfolg hat.
geben sind, dürfte die Leuch- ihrer fast asiatischen Qualität ¿ Über welchem
te im Erker einer Villa ebenso ohne seinen Mut anderswo Produkt brüten Sie jetzt ge-
zur Geltung kommen wie in kaum die Mühlen einer rade?
einer Lounge oder etwa ei- Managementkonferenz über- W e t t s t e i n Wir
nem Restaurant. lebt. Daher dürfte das Ge- haben immer soviele Produk-
¿ Die Fachwelt ist genteil Ihrer Behauptung te** parallel in der Pipeline,
sich einig: Sie seien ein - richtig sein: Wir stehen erst dass ich eigentlich keines
„Meister der Schlichtheit“, ein am Anfang von interaktiven herausheben sollte. Außer-
„Genie , wenn es darum geht, Prozessen, wie ja am Internet dem geht es nicht um spek-
Funktionalität und Ästhetik auch ablesbar ist. Bezeich- takuläre Effekte; insofern ist
zu verbinden… .” Vorausge- nenderweise werden Abläufe eigentlich auch nicht weiter
Ausgezeichnet mit dem setzt, Sie teilen diese Ansicht: Hotelplanern heute noch un- wichtig, ob als Nächstes nun
Innovationspreis Architek-
Welche Rolle spielte dieser kritisch abgenommen, wäh- eine private Residenz, eine
tur und Technik: die Hyatt
Night; Entwurf Hannes
Anspruch bei der Gestaltung rend Architekt oder Raumge- Schönheitsklinik oder die
Wettstein, produziert von eines ganzen Hotels, nämlich stalter schon bei der Farbe Hauptverwaltung einer reno-
Baulmann Leuchten. des Grand Hyatt Berlin? Gibt Glaubensfragen heraufzu- mierten Werbeagentur fertig
es nicht schon zuviele Vor- beschwören scheinen… wird, oder?
gaben, Abläufe und Details, ¿ Wie sähe für Sie
die „schon immer so waren“ ein Hotel aus, wenn Sie total
und die bitteschön auch freie Hand hätten?
künftig so bleiben sollen? W e t t s t e i n Diese
W e t t s t e i n Das Frage lässt sich so wirklich
Grand Hyatt war ein Glücks- nicht beantworten. Aber
fall, und das ist ganz maß- nach dem Grand Hyatt wäre
es definitiv spannender, etwa
* Das [zed]. design network
ein Drei-Sterne-Hotel zu pla-
wurde 1992 von Hannes
nen oder ein charmantes Wettstein in Zürich gegründet
Haus zu ergänzen als noch und ist seit kurzem auch das
einmal in dieser Dimension juristische Dach (in Form einer
zu arbeiten, obwohl wir gera- AG), unter dem sein Studio
de eine Anfrage auf dem firmiert.
Tisch haben.
¿ Was zeichnet das ** Momentan sind etwa
Grand Hyatt aus? 30 Projekte in Bearbeitung; davon
etwa 10 im Bereich der Raumge-
Wettstein Die
staltung (inkl. Messestände), circa
seltene Partnerschaft zwi- 10 im Bereich Möbel und Licht
schen Architektur (Rafael und 10 im Bereich der klassischen
Moneo) und Raumgestaltung Produktgestaltung.
hat dazu geführt, dass der
Edle Materialien machen Bau nicht als Hülle einer his-
das Bad zum heimlichen
torisierenden Stil-Imitation
Mittelpunkt des Zimmers.
in seinem Inneren dient. Und
nicht zuletzt ist im Grand
Hyatt hervorzugeben: ein
Umgang mit Kunst, die nicht
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8. Verkaufserfolg ist planbar.
Licht macht Einkaufen zum Erlebnis
Supermärkte geben sich viel. Doch es geht auch an- nal 25 Niederlassungen, als Gold und Silber unterschied-
Mühe, die Sinne ihrer Kun- ders. Die exquisiten Ladenge- Planungsvorgabe gilt die De- liche Leuchtmittel zur opti-
den anzusprechen: Aus de- schäfte machen vor, wie sich vise: „Licht lockt Leute, ohne malen Präsentation. Erst ein
zenten Lautsprechern rieselt Licht gezielt und wirkungs- Licht verkauft sich nichts.“ Mischlicht löst die Aufgabe.
dezente Musik, und bei den voll nutzen lässt. Deutlicher kann man die Eine Kaltlichtleuchte unter-
Kassen bläst die Backbrigade Gefragt am Point of Sales Aufgabe nicht auf den Punkt stützt den Glanz von Gold,
frischen Brötchenduft zwi- sind Lichterlebnisse, nicht bringen. Gelöst hat Wempe ein CDMT-Leuchtmittel den
schen die Passanten. Nur mit Beleuchtungsstärken. Bei- die Herausforderung mit ei- von Silber.
dem Licht haben sie es nicht spiel Wempe: „Licht ist das ner Theaterkulissen-Leuchte Gute Lichtplaner machen
so, die Supermärkte. Der Allerwichtigste“, wird in den von Baulmann, die leicht mo- sich Gedanken darüber, wie
Klassiker im Markt ist die Gestaltungsvorgaben der difiziert wurde. Schmuck zu Kunden gelockt, geleitet, ani-
Leuchtstofflampe. Eingesetzt Edelkette formuliert. Das beleuchten ist nämlich nicht miert werden können. Sie
nach der Devise: Viel hilft Unternehmen hat internatio- einfach. Eigentlich brauchen kennen die Zusammenhänge
Perfekt beleuchtet: der
Verkaufsraum von Unnüt-
zer in Hamburg.
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9. Ins rechte Licht gesetzt:
Kirsch in Hamburg über-
zeut durch exzellente
Lichtführung im Bereich
Textil.
zwischen Lichttemperatur
und Farbwiedergabe und
wissen, wie weiches Licht
Waren und Augen schmei-
chelt.
Der Hamburger Lichtpla-
ner Harry Mayer beispiels-
weise hat vier Shops für
Gucci in Berlin, Frankfurt
und Hamburg konzipiert.
Sein Büro „Hamburg Design“
hat die Pläne der amerikani-
schen Gucci-Architekten
lichttechnisch umgesetzt
und an die Ladengeometrie Beleuchtung von Shops und Boutiquen
angepasst. Entschieden hat
er sich schließlich für eine Flexibilität ist Trumpf. Wer im Schaufenster nur eine einzige
architektonisch reduzierte Lichtstimmung zaubern kann, der ist schon auf der
Lösung mit funktionalem Verliererstraße. Denn je nach Ware, nach Tages- oder
Pfiff: Die kardanisch gelager- Jahreszeit, will der Kunde gelockt und verführt werden.
ten Kombistrahler lassen sich Dynamisches Licht erfüllt diese Aufgabe, variable
variantenreich einsetzen. Je- Stimmungen und Ausleuchtungen sind ein absolutes Muss.
dem Dekowechsel kann sich Aber auch der Standort ist entscheidend. In Städten sollten
die Lichtszenerie der Kalt- es in den Schaufenstern schon 2000 Lux sein, um sich
licht-Spiegellampen neu an- gegenüber dem Mitbewerber und dem Nachbarn abzuheben.
passen. Dabei steht für Har- Mindestens, denn in Spitzenlagen der Einkaufsmeilen ist
ry Mayer eines im Mittel- Licht ein entscheidendes Element, um Aufmerksamkeit zu
punkt: „Die Aufgabe des erregen. Wer hier weniger als 10 000 Lux auffährt, wird
Lichtes ist es, Ware hervor- nicht mithalten. schnell übersehen. Für einen Shop in der Fußgängerzone
zuheben. Alles andere tritt in Die Spiegellampe in den einer Kleinstadt reichen in der Regel hingegen 1500 Lux aus.
den Hintergrund.“ Der Pla- Gucci-Shops ist dazu auch in Flexibilität auch bei der Objektbeleuchtung. Ideal sind
ner hat erkannt, dass diese der Lichtführung variabel: Strahler, deren Ausstrahlwinkel zwischen engstrahlend (spot)
Art von Architektur nicht mal extrem enger Spot, mal und breitstrahlend (flood) variieren und sich so der
Selbstzweck sein kann, son- weiche Lichtstreuung. Je jeweiligen Präsentation anpassen lassen. Steht der Kunde
dern dem Verkaufen dient. nach präsentierter Ware und direkt vor einem Regal, ist auf eine gute Nahwirkung zu
Richtiges Licht macht den Jahreszeit. Die Leuchten sind achten. Die Ware darf nicht abgeschattet und muss gut
Verkaufsraum zur Location deckenbündig angebracht – ausgeleuchtet sein. Entscheidend ist der Einstrahlwinkel.
und den Kunden zum Star. fast unsichtbar.
Durch inszenierte Lichterleb- Gewöhnlich greifen Licht-
nisse wird Shoppen zum Er- planer auf das Standardpro-
lebnis. Da kann das Internet gramm zurück; manchmal
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10. darf es aber auch etwas Be- Gestaltung des Korpus, die
sonderes sein. Wie bei Gucci. sich dem Architekturkonzept
Die eigens entwickelten wunderbar anpasst und
Leuchten lässt Mayer in Sun- durch geringe Einbautiefe
dern fertigen, „weil Baul- auch den Einsatz an schwie-
mann einfach schnell und rigen und engen Stellen er-
zuverlässig arbeitet. Archi-
tekten wünschen häufig
Modifikationen”, sagt Mayer.
„Mal wollen sie glänzende
statt matter Oberflächen, mal
soll es eine andere Farbe sein.
Da lernt man Flexibilität beim
Hersteller zu schätzen.”
Die enge Zusammenarbeit
mit den Planern nutzt freilich
auch der Industrie. „Durch
die Zusammenarbeit mit füh-
renden Lichtplanern haben
wir immer direkten Kontakt
zum Anwender. Wir erfahren
sofort, wenn es neue Wün-
sche und Trends gibt“, sagt
Holger Dinter, Vertriebsleiter
von Baulmann Leuchten.
„Ganz wichtig ist eine na-
turgetreue Farbwiedergabe“,
meint Lichtplaner Tom
Schlotfeldt, der in Hamburg
das „Aygill’s“ ins rechte Licht
gerückt hat. Aygill’s ist ein
Ableger des Bekleidungshau-
ses Peek & Cloppenburg.
Wichtig hier: „Die Technik ist
nicht vordergründig und darf
der Ware nicht die Show mögliche. Und zum zweiten: Gutes Licht schmeichelt
stehlen.“ Besonders bei Texti- „Die gute und bewährte Qua- der präsentierten Ware
und verführt zum Kauf.
lien sei es wichtig, dass jede lität von Baulmann-Produk-
Farbnuance korrekt wieder ten“, auf die Tom Schlotfeldt
gegeben werde. Sanfte Far- auch bei anderen Projekten
ben, weiches Licht – dies häufig zurückgreift.
macht das Bummeln durch
das „Aygill’s“ zu einem span-
nenden Erlebnis.
Doch die „Verführung“
beginnt schon am Schaufen-
ster. Eine dynamische Licht-
inszenierung erzeugt Span-
nung und verlangt Aufmerk-
samkeit. Auch hier sind die
Leuchten kardanisch gelagert
und unauffällig angebracht.
Tom Schlotfeldt liefert die
Gründe für die eingesetzte
Leuchte: erstens die formale
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12. Die erste halbe Stunde entscheidet
Blender haben im Badezimmer nichts zu suchen
Psychologen wissen es: Die erste halbe Stunde nach dem
Aufstehen bestimmt über das Lebensgefühl des neuen Tages.
Und wo sind wir in den ersten 30 Minuten? Im Bad. Das Bad
ist so etwas wie das Foyer in den Morgen – und wird als
solches häufig sträflich vernachlässigt. Das liegt unter
anderem auch am Licht: Das Spektrum der illuminatorischen
Fehltritte reicht von Blendern überm Waschtisch bis zur
hinterkopfplatzierten Neonröhre. Fakt ist: Die wenigsten
Leuchtenhersteller im Bad kommen von der Lichtschiene, die
meisten kommen aus der Armaturenecke. Und das Know-
how, einen Waschlappenhaken zu fertigen, qualifiziert nicht
unbedingt zum Lichtplaner. Die Aufgabe, die sich im Bad
stellt, ist komplex: Am Waschtisch, zum Schminken und
Rasieren, braucht’s ein funktionelles Licht. Es soll blendfrei
das Gesicht schattenlos ausleuchten. Das Licht muss vom
Spiegel kommen. Faktisch sollte es in der Wirkung der
klassischen Künstlergarderoben-Leuchte ähnlich sein, wie wir
sie von Marlene Dietrich kennen: Rund um den Spiegel
angeordnete Leuchten. Das geht freilich auch eleganter, wie
moderne Waschtischleuchten beweisen.
Auf die Mischung kommt es an
Dynamisches Licht bringt Leben ins Bad
Das Problem ist bekannt: Viele Badezimmer haben kein
Fenster, natürliches Licht kann also nicht einfallen. Aus
diesem Grund ist es wichtig, neben die Funktionsleuchten
eine Grundbeleuchtung zu stellen. Effektvoll sind dabei
Halogenleuchten, die ein warmes und körperliches Licht
erzeugen. Nicht nur eine Dusche kann erfrischen, auch
richtig eingesetztes Licht ist ein Muntermacher: Ideal ist es,
wenn das Licht sich steuern lässt. Im Extremfall bieten sich
hier zwei Stimmungen an: Das helle Morgenlicht, wie es die
Rama-Familie gerne hat, oder das romantische
Stimmungslicht zum abendlichen Entspannungsbad. Eine
dynamische Lichtsteuerung macht’s möglich. Dabei lässt sich
nahezu jeder Strahler und jede Leuchte individuell ansteuern.
Unterschiedliche Lichtkompositionen und sogar
Lichtszenarien sind auf Knopfdruck abrufbar.
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13. Gastro-Konzepte: Erlebnisse inszenieren
Wann geht Deutschlands Gastronom vom wachsen- kann, steht für den Trendfor- spiel an der Bar, die bei mäßi-
Wirten ein Licht auf? Wenn den Freizeitbudget der Deut- scher außer Frage. Seine Bot- gem Besuch geschickt den
Ingo B. Wessel über schen (1994: 420 Mrd. Mark; schaft: „Durch intelligente Eindruck der Leere überspie-
Lichtinszenierungen in der 2000: 500 bis 600 Mrd. Steuerung von Licht können len, oder temperaturabhän-
Gastronomie spricht, dann Mark) ein ordentliches Stück Gastronomen die Atmos- gig variierende Ausleuchtung
weiß er, dass derzeit nur ein sichern möchte, der muss phäre in ihrem Lokal gezielt – kühles Blaulicht an heißen
kleiner Bruchteil der Branche deutlich mehr bieten als beeinflussen, Gästeströme Sommertagen – könnten
die Chancen kreativer Speisen und Getränke. „Er- lenken und je nach Helligkeit, nach Ansicht des Münchner
Beleuchtungskonzepte nutzt. lebnisgastronomie“ lautet Besucherandrang, Tageszeit Unternehmensberaters künf-
„Licht ist das Aschenputtel das vielzitierte Stichwort. oder Außentemperatur tig in immer mehr Lokalen ei-
der Gastronomie“, sagt der Gemeint ist damit, so Wes- höchst flexibel agieren.“ Aha- ne wichtige Rolle spielen.
Unternehmensberater und sels Definition, „inszenierte Effekte (neudeutsch: Denn Licht schafft Erlebnisse:
Gastro-Trendforscher aus Gastronomie, die den Gast „Wows“) lassen sich bei- „Der ganze Aufenthalt des
München. Ein Zustand, den mit allen Sinnen anspricht spielsweise durch den Einsatz
er gemeinsam mit innovati- und ihn selbst zum Teil der bewegungsabhängiger Sen-
ven Unternehmern und Part- Inszenierung werden lässt.“ soren erzielen – etwa mit Ti-
nern aus der Industrie än- Dass Licht neben dem schen, die für einen Augen-
dern möchte. noch futuristischeren Duft- blick rot aufleuchten, wenn Das Theater in Marl - hier
Branchenexperten sind marketing hierbei eine ent- der Gast an sie herantritt. haben die Lichtplaner alle
sich einig: Wer sich heute als scheidende Rolle spielen Auch „Lichtinseln“, zum Bei- Register gezogen.
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14. Gastes, vom Eintritt bis zum den. Dabei wird ein Dia vor
Verlassen des Betriebes, kann einen Scheinwerfer gespannt
durch Licht interessanter ge- und mit Hilfe von Spiegeln
staltet werden“, so Wessel, auf eine Wand oder auf den
dessen Münchener Bera- Gehsteig vor dem Lokal pro-
tungsfirma „Konzeptbüro“ jiziert. Kostenpunkt: Einmalig
zahlreiche Ideen zum Thema rund 2500 Mark für die Pro-
gesammelt hat. jektionstechnik – und dann
Einige Beispiele für Licht- nur noch ganze zwölf Mark
Erlebnisse in der Gastro- pro Dia.
nomie: Der Eingangsbereich Wirtschaftlich spricht viel
des Lokals kann sich, ausge- für den kreativen Beleuch-
löst durch das Eintreten des tungseinsatz als Teil der gas-
Gastes, farblich verändern – tronomischen Inszenierung:
Harmonisch spielen Licht
der Gast tritt (sozusagen „Mit steuerbarem, farbigem
und Architektur im Al-
durch einen Lichteffekt an- Licht und weißen Wänden
sterpalais zusammen.
gekündigt) wie ein Star auf lässt sich viel flexibler arbei-
die Bühne der Erlebnis- ten als mit fest installierter
gastronomie. Technisch ge- Dekoration”, sagt Ingo Wes-
schieht das durch einfache sel. „Statt ein Bild an die
Bewegungssensoren. Die da- Wand zu hängen, projiziere
für notwendigen Investi- ich Bilder an die Wand. Mit Die Kosten kreativer ab 10 000 Mark aufwärts,
tionen bleiben „im dreistelli- steuerbarer Beleuchtung Lichtkonzepte halten sich in und diese Ausgabe ist für die
gen Bereich“, so Wessel. kann ich heute ein Island- Grenzen. Wessel: „Wer heu- meisten Gastronomen dann
Auch Speisekarten kön- Event machen mit kühlem te sein Lokal einrichtet, gibt doch zu teuer.”
nen Gastronomen mit Licht blauem Licht und morgen in der Regel ohnehin rund Aber daran soll sich in Zu-
auf originelle Weise zur Gel- Karibik inszenieren.” In Zeiten 10 Prozent seines Budgets kunft einiges ändern: Ge-
für Licht aus. Für innovative meinsam mit Unternehmen
Konzepte mit steuerbarem der Beleuchtungsbranche
Licht muss er am Anfang et- und Gastronomen hat Wes-
was mehr investieren – viel- sel, der als Lehrbeauftragter
leicht 15 Prozent des Bud- an der FH München unter-
gets. Dafür spart er an der richtet, das Forschungs-
Deko und gewinnt entschei- projekt L.A.S.E.R. ins Leben
dend an Flexibilität.” gerufen, bei dem es neben
Derzeit allerdings sind dem kreativen Lichteinsatz
Lichtinszenierungen in der auch um Duftmarketing und
Gastronomie noch die Aus- innovative Soundkonzepte
nahme. Die Gründe dafür für die Gastronomie geht.
liegen zum einen bei den Gastronomen und Hote-
Wirten selbst: „Viele denken liers, die ihrerseits die Chan-
eben immer noch: ‚Licht ist cen von Lichtinszenierungen
Licht als dekoratives Ele- kurzlebiger Trendlokal-Kon- Licht‘ und kaufen den Strah- nutzen möchten, können sich
ment: „Balero“ in Ham- zepte – die meisten von ih- ler aus dem Baumarkt“, so im Konzeptbüro Wessel di-
burg.
nen werden kaum älter als Wessel. Zum anderen kön- rekt über den Stand des For-
fünf Jahre – und eher länger nen Beleuchtungstechnik- schungsprojektes L.A.S.E.R.
gewordene Abschreibungs- Hersteller die Anforderun- informieren. E-mail-Adresse:
fristen für gastronomische gen der Branche derzeit nur laser@konzeptbuero.com
Investitionsgüter ist solche begrenzt erfüllen. „Was wir
tung bringen, wenn sie sich Wandlungsfähigkeit ein ka- brauchen, ist eine bezahlba-
statt der üblichen Pappde- pitaler Vorteil, denn mit klug re Steuertechnik, mit der wir
ckel- oder Plastikeinband- eingesetztem Licht lässt sich Lichtfarbe, Lichtintensität
Präsentation ihres Angebotes eine Menge ändern, ohne und Lichttemperatur gezielt
für aufmerksamkeitsstarke dass aufwändige Umbauten regeln können. Solche
Projektionstechnik entschei- notwendig werden. Steuerungen gab es bisher
15
15. Licht in der Gastronomie: Die häufigsten Fehler
Ingo B. Wessel, Gastro-Trendforscher und Fachmann für
Lichtinszenierungen, nennt die Problemzonen.
1 . Viele Gastronomen denken immer noch: Licht ist Licht,
und da tut’s auch der Baumarkt-Strahler. Problematisch sind
nicht nur die häufigen Funktionsmängel. Wer sich beim
Thema Licht Einfallslosigkeit und Billigtechnik leistet, muss Ingo B. Wessel hat sich
als Trendforscher einen
im Gegenzug viel Geld für teure, unflexible Deko ausgeben –
Namen gemacht.
und zahlt am Ende drauf.
2 . Zu viel einbauen, alles unter Putz legen. Gastronomen
finden es teilweise immer noch edel, wenn das Licht von
Niedervolt-Leuchten direkt aus der Decke kommt. Das ist
unpraktisch, unflexibel und fehleranfällig. Die Lampen fallen
häufig aus, weil es keine Luftstau-Möglichkeit gibt.
3 . Raumlicht planen, Tischlicht vergessen. Das Thema
Tischlicht endet in den meisten Fällen immer noch mit der
Kerze. Ich hab‘ da nichts dagegen, aber das ist eben sehr
einfallslos. Dabei ist es für die Gastronomie entscheidend,
dass Tisch, Speisen und Gäste das richtige Licht haben.
4 . Licht aus, wenn’s draußen hell ist und Licht an, wenn’s
draußen dunkel ist. Wer Gastronomie nach der gleichen Logik
ausleuchtet wie z.B. eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz ,
begeht einen Grundfehler. Stellen Sie sich vor, Sie kommen
am hellen Tag an einem Lokal vorbei, dessen Eingang von
außen wie eine dunkle Höhle wirkt. Das ist nicht sehr
einladend.
Ein Licht geht auf für Bäder-Profis
Baulmann Leuchten jetzt im SHK-Fachhandel
Die ISH in Frankfurt ist die
Welt-Leitmesse für den Bä-
derbauer. Baulmann Leuch-
ten hat sich erstmals präsen-
tiert – mit erstaunlicher Re-
sonanz. Das Angebot der
Lichtfachleute aus Sundern
überzeugte die Bäder-Profis:
Ausgewiesen hohe Qualität,
Erfüllung aller relevanten Si-
cherheitsnormen und licht-
planerische Kompetenz – das
ist ein Dreiklang, von dem
sich ein Badstudio im lokalen
Markt Wettbewerbsvorteile
über das gute Licht erhoffen
kann. Der Fachhandel hat die
Wahl zwischen über 100
Baulmann-Produkten für das
Badezimmer.
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