Fachtag Alter & Pflege 2013
15. Mai 2013 im MehrGenerationenHaus MIKADO Frankfurt (Oder)
Information des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg
Projektion der Zahl an Demenzerkrankten in Brandenburg bis 2030
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Information zur Demenz - Projektion der Zahl an Demenzerkrankten in Brandenburg bis 2030
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Ministerium für
Arbeit, Soziales,
Frauen und Familie
Information des Ministeriums für
Arbeit, Soziales, Frauen und Familie
Projektion der Zahl an Demenzerkrankten in Brandenburg bis 2030
Ausgangslage:
Eine besondere Herausforderung im Bereich Pflege stellt die Versorgung
demenziell erkrankter Menschen dar. Das Risiko einer demenziellen Erkrankung
ist altersabhängig: Während unter 2 Prozent der 65- bis 69-Jährigen hierzulande
demenziell erkrankt sind, sind dies zwischen 75 und 79 schon 7,4 Prozent und
bei den über 90-Jährigen über 41 Prozent. Da die Altersgruppe der über 70-
Jährigen in den nächsten 20 Jahren überdurchschnittlich stark wächst, wird der
Bedarf an Versorgungsleistungen für demenziell erkrankte Menschen in Bran-
denburg steigen.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat in ihrem Informationsblatt zur Epidemio-
logie der Demenz (September 2012) Prävalenzen von Demenzerkrankungen in
Abhängigkeit vom Alter für Deutschland veröffentlicht. Demnach stellt sich die
Demenz-Prävalenz nach Altersgruppe und Geschlecht in Deutschland wie folg
dar:
Tabelle 1: Prävalenz von Demenzerkrankungen in Abhängigkeit vom Alter
Mittlere Prävalenz nach EuroCoDe in Deutschland in %
Altersgruppe Männer Frauen
0 bis 641 0,1 % 0,1 %
65 bis 69 1,8 % 1,4 %
70 bis 74 3,2 % 3,7 %
75 bis 79 7,0 % 7,7 %
80 bis 84 14,5 % 16,4 %
85 bis 89 20,9 % 28,5 %
über 90 29,6 % 45,1 %
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen aus dem Statistischen Informationssystem GeroStat
1 Da für diese Altersgruppe keine Prävalenzangaben vorliegen, wurde auf Basis der vorliegenden
Literatur der Prävalenzwert von 0,1 geschätzt.
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Da es „zwischen den westlichen Industrieländern … keine gravierenden Unter-
schiede im Vorkommen von Demenzen zu geben (scheint), und auch innerhalb
einzelner Länder … keine starken regionalen Schwankungen beobachtet“ wur-
den, (Alzheimer Gesellschaft 2012) scheint es legitim, die deutschen
Prävalenzwerte auch auf das Land Brandenburg und seine Landkreise anzuwen-
den. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, unter Nutzung der Bevölkerungsvoraus-
berechnung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, die Zahl der Demenzer-
krankten in Brandenburg und den Brandenburger Landkreisen bis zum Jahr
2030 zu projizieren.
Demenzielle Erkrankungen im Land Brandenburg
In der folgenden Tabelle 2 sind die Ergebnisse der Projektion der Zahl an De-
menzerkrankten in Brandenburg auf Basis der Bevölkerungsvorausberechnung
zum Basisjahr 2009 dargestellt.
Tabelle 2: Projektion der Zahl an Demenzerkrankten in Brandenburg bis
2030 nach Geschlecht
Alter insgesamt
2009 2015 2020 2025 2030 09 bis 30
09 bis 30
in %
männlich 13.956 19.370 24.442 28.680 32.863 + 18.906 + 135,5 %
weiblich 29.861 36.268 42.735 48.976 54.535 + 24.674 + 82,6 %
Insgesamt 43.817 55.638 67.177 77.657 87.398 + 43.581 + 99,5 %
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen und Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene
Berechnungen
Aufgrund der Bevölkerungsstruktur und der höheren Demenz-Prävalenz von
Frauen liegt die Zahl der weiblichen Demenz Erkrankten deutlich über der Zahl
der männlichen Fälle. Aufgrund des zu erwartenden demografischen Wandels ist
Zukünftig jedoch eine Annäherung der geschlechtstypischen Fallzahlen zu erwar-
ten: Bei den Frauen wird es zwischen 2009 und 2030 zu einer Zunahme an De-
menzfällen von knapp 83 Prozent kommen (von fast 30.000 Fällen in 2009 auf
gut 54.500 Fälle in 2030). Im gleichen Zeitraum werden die Fallzahlen bei den
Männern um über 135 Prozent (von knapp 14.000 auf fast 33.000) steigen. Ins-
gesamt kommt es damit im Beobachtungszeitraum fast zu einer Verdopplung der
Zahl der an Demenz Erkrankten in Brandenburg (von fast 44.000 auf über 87.000
Personen).
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Auch die Altersstruktur der demenziell Erkrankten wird sich in den nächsten Jah-
ren Verändern. Wie die folgende Grafik zeigt, wird die Zahl der hochaltrigen Be-
troffenen weiter zunehmen.
Abbildung 1: Demenziell Erkrankte in Brandenburg bis 2030 nach Alter
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen und Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene
Berechnungen
Noch deutlicher werden die Altersstrukturellen Veränderungen bei den demen-
ziell Erkrankten in Brandenburg, wenn man den Anteil der betroffenen je Alters-
gruppe bezogen auf die Gesamtzahl an Betroffenen betrachtet (Abbildung 2):
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Abbildung 2: Anteil demenziell Erkrankter je Altersgruppe bezogen auf alle
demenziell Erkrankten in Brandenburg
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen und Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene
Berechnungen
Demenzielle Erkrankungen in den Brandenburger Landkreisen und kreisfreien
Städten
Entsprechend der regionalen Unterschiede des demografischen Wandels wird
sich die Entwicklung der Zahl an demenziell Erkrankten in den Brandenburger
Landkreisen differenziert darstellen (Tabelle 3). Am stärksten wird die Zahl an
Betroffenen mit einem Anstieg von über 133 Prozent zwischen 2009 und 2030 im
Landkreis Barnim zunehmen. Am geringsten werden die Zuwachsraten voraus-
sichtlich in Cottbus sein. In der kreisfreien Stadt wird die Zahl der Betroffenen
zwischen 2009 und 2030 um „nur“ knapp 45 Prozent steigen.
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Tabelle 3: Projektion der Zahl an Demenzerkrankten in den Brandenburger
Landkreisen und kreisfreien Städten bis 2030
Alter insgesamt
2009 2015 2020 2025 2030 09 bis 30
09 bis 30
in %
Brandenburg (Land) 43.817 55.638 67.177 77.657 87.398 + 43.581 + 99,5 %
Brandenburg a.d.H. 1.444 1.824 2.183 2.463 2.643 + 1.199 + 83,0 %
Cottbus 2.245 2.199 2.598 2.950 3.243 + 998 + 44,5 %
Frankfurt (Oder) 1.058 1.381 1.656 1.891 2.094 + 1.035 + 97,9 %
Potsdam 2.465 3.144 3.796 4.378 4.907 + 2.442 + 99,1 %
Barnim 2.839 3.771 4.722 5.670 6.617 + 3.778 + 133,1 %
Dahme-Spreewald 2.911 3.826 4.671 5.427 6.118 + 3.206 + 110,1 %
Elbe-Elster 2.305 2.813 3.269 3.644 3.967 + 1.662 + 72,1 %
Havelland 2.447 3.058 3.769 4.467 5.141 + 2.694 + 110,1 %
Märkisch-Oderland 3.171 4.186 5.166 6.057 6.920 + 3.749 + 118,2 %
Oberhavel 3.223 4.220 5.159 6.037 6.880 + 3.657 + 113,5 %
Oberspreewald-Lausitz 2.509 3.035 3.545 3.943 4.254 + 1.745 + 69,5 %
Oder-Spree 3.252 4.215 5.170 6.027 6.794 + 3.542 + 108,9 %
Ostprignitz-Ruppin 1.892 2.331 2.765 3.156 3.541 + 1.649 + 87,2 %
Potsdam-Mittelmark 3.362 4.352 5.349 6.315 7.296 + 3.934 + 117,0 %
Prignitz 1.746 2.103 2.444 2.734 2.991 + 1.245 + 71,3 %
Spree-Neiße 2.456 2.928 3.406 3.849 4.280 + 1.824 + 74,2 %
Teltow-Fläming 2.643 3.251 3.879 4.480 5.078 + 2.435 + 92,1 %
Uckermark 2.370 3.001 3.629 4.168 4.634 + 2.264 + 95,6 %
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen und Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene
Berechnungen
Der Anstieg der Betroffenenzahlen kollidiert mit einem gleichzeitigen Bevölke-
rungsrückgang, was dazu führt, dass der Anteil an demenziell Erkrankten an der
Bevölkerung stark steigen wird (Tabelle 4). In Brandenburg litten in 2009 etwa 1,7
Prozent der Bevölkerung an Demenz. 2030 werden es schon knapp 4 Prozent
sein. Der Anteil an demenziell Erkrankten an der Prignitzer Bevölkerung wird in
diesem Zeitraum sogar von 2,1 Prozent, auf 4,8 Prozent steigen. Die höchsten
relativen Zuwachsraten werden voraussichtlich im Barnim zu beobachten sein.
Hier steigt die Demenzrate von 1,6 Prozent (was leicht unter dem Brandenburger
Durchschnitt liegt) auf immerhin 4,1 Prozent.
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Tabelle 4: Anteil demenziell Erkrankter an der Bevölkerung in den Brand-
enburger Landkreisen und kreisfreien Städten bis 2030
Alter insgesamt
2009 2015 2020 2025 2030 09 bis 30
09 bis 30
in %
Brandenburg (Land) 1,7 % 2,3 % 2,8 % 3,4 % 3,9 % + 2,2 % + 124,9 %
Brandenburg a.d.H. 2,0 % 2,6 % 3,3 % 3,8 % 4,2 % + 2,2 % + 110,6 %
Cottbus 2,2 % 2,3 % 2,8 % 3,3 % 3,8 % + 1,6 % + 73,5 %
Frankfurt (Oder) 1,7 % 2,4 % 3,0 % 3,6 % 4,1 % + 2,4% + 134,8 %
Potsdam 1,6 % 1,9 % 2,2 % 2,5 % 2,7 % + 1,1 % + 68,7 %
Barnim 1,6 % 2,2 % 2,7 % 3,4 % 4,1 % + 2,5 % + 153,1 %
Dahme-Spreewald 1,8 % 2,4 % 2,9 % 3,4 % 4,0 % + 2,2 % + 121,0 %
Elbe-Elster 2,0 % 2,7 % 3,3 % 3,9 % 4,5 % + 2,5 % + 123,5 %
Havelland 1,6 % 2,0 % 2,5 % 2,9 % 3,4 % + 1,8 % + 114,9 %
Märkisch-Oderland 1,7 % 2,2 % 2,8 % 3,4 % 4,0 % + 2,3 % + 138,7 %
Oberhavel 1,6 % 2,1 % 2,6 % 3,1 % 3,6 % + 2,0 % + 127,8 %
Oberspreewald-Lausitz 2,0 % 2,7 % 3,3 % 3,9 % 4,5 % + 2,5 % + 123,2 %
Oder-Spree 1,8 % 2,4 % 3,0 % 3,7 % 4,4 % + 2,7 % + 151,4 %
Ostprignitz-Ruppin 1,8 % 2,4 % 3,0 % 3,6 % 4,3 % + 2,5 % + 135,8 %
Potsdam-Mittelmark 1,6 % 2,1 % 2,7 % 3,2 % 3,8 % + 2,2 % + 131,1 %
Prignitz 2,1 % 2,8 % 3,4 % 4,1 % 4,8 % + 2,7 % + 130,3 %
Spree-Neiße 1,9 % 2,5 % 3,1 % 3,7 % 4,5 % + 2,6 % + 133,8 %
Teltow-Fläming 1,6 % 2,0 % 2,5 % 2,9 % 3,4 % + 1,8 % + 110,8 %
Uckermark 1,8 % 2,5 % 3,3 % 4,0 % 4,7 % + 2,9 % + 161,1 %
Fazit:
Die Herausforderungen der pflegerischen Versorgung in Brandenburg sind groß
und werden zukünftig weiter wachsen. Eine besondere Aufgabe stellt hierbei die
Versorgung demenziell erkrankter Menschen dar. Die Projektionen zeigen, wie
sich die Zahl an Demenzerkrankten in Brandenburg entwickeln würde, wenn die
aktuellen Demenzprävalenzen stabil blieben. Die Berechnung soll aber nicht als
Schreckensszenario missverstanden werden. Vielmehr sollen die Zahlen den
Handlungsdruck in der Pflege verdeutlichen. Wir müssen jetzt daran arbeiten, die
Bedingungen der Pflegevermeidung und der Versorgung zu verändern, um die
Herausforderungen von morgen meistern zu können. Das Land hat sich dieser
Aufgabe in den letzten Jahren aktiv gestellt. Wir gehen davon aus, dass es uns
gemeinsam mit unseren Partnern in Brandenburg gelingen wird auch zukünftig
eine qualitativ hochwertige Pflege – auch für demenziell erkrankte Menschen –
sicherzustellen.