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7. Ue6er platdndrte Electroden, und Wdderstamds-
   bestimmung; uon Fri e d r d c h R o It, (cu s ch,.
                                                    111




       1. Bei der Platinirung von Electroden zum Zwecke von
Widerstandsbestimmungen, welche ich mit den Herren H o l -
b o r n und D i e s s e l h o r s t ausfuhrte, gehrauchten wir die von
den Herren L u m m e r und K u r l b a u m fir ihre bolometrischen
Zwecke ausgemittelte Losung. Dieselbe besteht aus 1 Platin-
chlorid und 0,008 Bleiacetat in 30 Wasser.
       Die Anwendung dieser Losung ist nicht nur wegen der
Sicherheit, mit welcher der Niederschlag als matter, tief schwarzer
Platinmohr entsteht, angenehm, sondern es fie1 uns an den so
behandelten Electroden das, trotz ihrer durch den Zweck ge-
botenen geringen Oberflache besonders gute Tonminimum bei
der telephonischen Widerstandsmessung auf. Die Erscheinung
hangt offenbar rnit der Aggregatform des Platinmohrs zu-
sammen, welche unter der Mitwirkung des gelosten Bleies
entsteht. Die bekannte riithselhafte Verschiedenheit, mit welcher
die eine Platinchloridlosung schlecht, eine andere regelmassig
gut platinirt, darf man nun wohl sicher darauf zuriickfiihren,
dass die letztere die geeignete Verunreinigung durch ein anderes
Metall (Zink, Kupfer, Blei) enthielt.
       Die weitere Verfolgung des Gegenstandes fiihrte zu Er-
gebnissen, welche rtls ein wesentlicher Fortschritt der Wechsel-
strommethode bei der Messung electrolytischer Wideretande
bezeichnet werden diirfen.
       Letzteres wird sofort einleuchten, wenn ich einige Er-
fahrungen mittheile. Die 10 cma grossen Electroden in einem
Flaschchen, wie ein solches fiir Widerstandsbestimmung von
Wasser oder dergl. gebraucht zu werden pflegt, wurden mit der
L.-K.'schen Losung kraftig platinirt, ausgewassert und nun dieses
Gefass mit einem anderen von etwa 15facher Widerstandscapaci-
tat, welches mit der gleichen Fliissigkeit gefUllt wurde wie jenes,
in der Briicke mit dem Telephon verglichen, indem die Wider-
stande beider auf einen Rheostaten zuriickgefiihrt wurden.
Die beiden Gefasse standen in demselben Bade. Selbst bei
Fiillung mit normaler NaC1-Losung entstand ein zur Ein-
stellung noch brauchbares Minimum, obwohl der Fliissigkeits-
31 6                        F. Kohhausch.
widerstand nur 1,74 Ohm betrug. Nach Abzug der Zuleitungs-
widerstlinde ergab sich das Verhaltniss beider Widerstande in
diesem Falle demjenigen, welches bei der Fiillung rnit dem
100 ma1 schlechter leitenden Wasser aus der Charlottenburger
Leitung gefunden war, bis auf 'la    Proc. gleich.
      Eine Platinirung von ahnlicher Wirksamkeit ist fruher
niemals erzielt worden ; zehntel-normale Lasungen waren in
einem Gefasse wie das obige kaum noch bestimmbar.
      Es ist ein grosser Vortheil, dass man kiinftig die Wider-
standscapacitat von Gefassen fiir schlechte Leiter rnit besser
leitenden Flussigkeiten (z. B. mit maximal leitender Bittersalz-
losung) wird ermitteln konnen. Selbstverstandlich miissen die
Zuleitungswiderstiinde in dem Nansse, als der Gesammtwider-
stand hierbei kleiner wird, sorgfaltig bestimmt werden. I)
      2. h'leine Eiectroden. Nach diesen giinstigen Ergebnissen
war zu erwarten , dass fur Flussigkeitswiderstande mittlerer
gebrauchlicher und bequemer Grosse vie1 kleinere Electroden
ausreichen wiirden, als das bisher nothig war. Es zeigte sich
in der That, dass selbst Flachen von '1, cma meistens geniigen
toerden. Bereits nach einer l*/a  min langen Platinirung in der
Lummer-Kurlbaum'schen Losung mit der von diesen Herren
empfohlenen Stromdichte von 0,03 Am / cm2 geniigten solche
Flachen, um Flussigkeitswiderstande von 100 Ohm zwischen
ihnen rnit einem noch brauchbaren Tonminimum zu bestimmen.
Die Giite des Minimums wuchs aber weiter, a13 man die
Schicht von Platinschwarz durch fortgesetzte Electrolyse ver-
starkte. Hierbei wurde die Stromstarke nicht besonders ge-
messen, sondern der Strom von zwei Accumulatoren wurde
mit einem Rheostaten so regulirt, dass an der Kathode eine
ziemlich kraftige, an der Anode eine schwache Qasentwickelung
stattfand. Die beiden Electroden standen sich dabei gegen-
iiber und dienteii abwechselnd als Kathode und Anode, wobei

      1) Indem wir die beiden Driihte direct durcli cine Klemme ver-
banden, nahmen wir dieae Bestimmung gleich mit dem Telephon vor;
hierbei ist aber zu beachten, dass dieselbe l e i 80 kleinen Widemtiinden
durch gaus kleine Selbetinduction stark gest6rt werden kann. Man ver-
meide also Schleifen in der Leitung oder wickele am sichersten die DrLhte
um einander. - Auch die zu den Electroden fiihrenden Platindrhtc
miissen (durch J.iingen- und Dickenbestimmung) beriicksichtigt werden.
Platinirte h'lectroden.                   317
die Kathode zuweilen in eine andere Lage gebracht wurde,
urn streifige Oberflachen zu vermeiden. Jede Electrode war
schliesslich eine gute Viertelstunde l m g Kathode gewesen.
Das Platinschwarz bildete eine Schicht von merklicher Dicke.
       Nach dieser Behandlung konnen nun zwisclien den           qcm
grossen Electroden Widerstande bis zu etwa 20 Ohm abwarts mit
einem brauchbaren Minimum der Tonstarke, d. h. mit einer
Sicherheit der Einstellung auf etwa ein bis zwei Tausendstel
bestimmt werden. Vie1 kleinere Widerstande aber wird man
bei Electrolyten ohnehin schon wegen der alsdann merklich
werdenden Unbequemlichkeit aus dem Zuleitungswiderstande
fur gewohnlich nicht wahlen. Bei 50 Ohm war das Minimum
fur alle praktischen Zwecke genugend und bei 100 oder 200 Ohm
liess dasselbe nichts mehr zu wunschen.
       Somit f d l t die bisherige Nothwendigkeit grosser Electroden-
flachen und damit eine wesentliche Beschrankung fur gut
leitende Electrolyte fort; gr6ssere Flachen bleiben niemals
inehr der Polarisation wegen, sondern nur noch fur schlechte
Leiter nothig , wenn andernfalls die Widerstande zu gross
werden. Man kann leicht eine fur alle Zwecke genugende
Anzahl von Widerstandsgefassen ohne grossen Aufwand von
I'latin herstellen und auch in den Formen der Gefhsse tritt
eine grossere Auswahl ein. E s wird kunftig moglich sein, das
Leitvermogen von weniger als einem Cubikcentimeter einer gut
leitenden Flussigkeit zu messen, was bisher wohl unmoglich war.
       Einige brauchbare Formen sollen hier genannt werden.
lch beschranke mich dabei auf eine Electrodengrosse, welche
fur Versuche ausreichen wird, die keine ungewohnliche Ge-
nauigkeit beanspruchen. Andernfalls wird man grossere Flachen
vorziehen, immerhin aber sich mit hochstens einem Viertel von
den bisher ublichen Grossen begnugen diirfen, ohne an dem
alten Erfolg etwas einzubiissen.
       3. Gefasse mit feststehenden Electroden. F u r eingeschmol-
zene Electroden eignet sich die Gestalt Fig. 1. Gegen das
Verbiegen der (3/4mm dicken) Zuleitungsdrahte und das dadurch
hervorgerufene Springen des Glases schutzt z. B. (wie an
der linken Electrode angedeutet ist) ein Wulst von Wachs-
Colophoniumkitt; damit der Draht in der Kittmasse einen
hinreichenden Halt findet, schiebt man uber den Draht vor
318                         X   Kohlrausch.

dem Umhiillen mit Kitt ein geejgnet gebogenes Stuckcheii
Blech oder einen sperrig geformten anderen Draht. An der
rechten Electrode ist eine andere Schutzvorrichtung gezeichnet,
nilmlich eine fiber das Glas gekittete Metallkappe; der Platin-
draht ist hier in eine Klemme geschraubt, die mittels eines
weichen Lothes mit der Kappe verbunden sein kann.
        Die nicht zu engen Rohrchen zum Eingiessen der Flussig-
keit bez. Entweichen der Luft sind in der Ebene der Rohr-
                                    biegung gezeichnet. I n Wirklich-
                                    keit legt man dieselben serkkrecht
                                    zur Biegungsebene nach derselben
                                    Seite austretend , wodurch das
                                    gleichzeitige Eingiessen der Fliissig-
                                    keit und Austreten der Luft er-
                                    leichtert wird. Die Gefasse werdeii
                                    von geeigneten Drahtgestellen ge-
                                    tragen.
                                         Um sehr gut leitende Fliissig-
                                    keiten genau zu messen, wird zwi-
                                    schen den Electroden ein engeres
                  Fig. 1.           oder langeres Rohr genommen. Die
              '/* nat. Grosse.      Electrodenflachen kbnnen fir an-
                                    spruchsvollere Zwecke leicht gros-
 ser gewilhlt werden. Es geniigt das gezeichnete Rohr tibrigens
 selbst fUr eine gen'iiherte Bestimmung der bestleitenden Sauren.
        4. Gefasse f i r Rleine Flussigkeitsmenger. 'Die nebenstehende
                  Form ist durch Ausziehen und Biegen eines Rohres
                  im Bunsenbrenner leicht herzustellen. Wegcn der
                  Stromwarme sind solche Gefhsse nur im Bade an-
                  zuwenden. Aus diesem Grunde sind die verticalen
                  Rohren langer gewahlt, als sonst nothwendig sein
                  wiirde. Die durch Kork- oder Kautschukstopfen
                  gefiihrten Zuleitungen bestehen nur unten aus
                  Platin.
                         Wiederholtes Einsetzen derselben Electroden
                  bis zum Anschlag an die verengten Glaswande lieferte       .
                  Widerstandscapacitaten, welche auf weniger als
      Fig. 2. 1 Promille constant waren. Zur Fiillung mit einer
  J / nat. Gribse. Pipette reicht 1 cm3 Fliissigkeit &us.
      ~
Platinirte Electroden.               319

      5. Tauchelectroden. Die Verwendbarkeit dieser voii mir
friiher beschriebenen l), oft bequemen Vorrichtungen wird durch
die wirksamere Platinirung ebenfalls entsprechend erweitert.
Ein einziges Paar reicht fur einen weiten Spielraum vorn Leit-
vermbgen aus. Ich habe mich uberzeugt, dass selbst zwei,
1 cm lang aus einer Doppelcapillare vortretende, gut platinirte
Drilhte von 'la Dicke als Electroden bei Widersunden bis
                  mm
zu 50 Ohm abwitrts ein filr genaherte Bestimmungen noch
brauchbares Tonminimum gaben!
      6 . Widerstandsgefisse m t verschiebbaren Electroden. Bisher
                               i
waren fur gut leitende Fliissigkeiten Gefisse mit festen Elec-
troden nicht zu umgehen , weil die nothwendige hlectroden-
grosse andernfalls zu unbequemen Dimensionen der Rohren
tiihrte; die ersteren werden fir genaue Yessungen auch den
Vorzug verdienen. Aber wenn einige Promille Fehler, so wie
oft, gleichgiiltig sind, so lie@ jetzt die Moglichkeit vor, kleine
verschiebbare Electroden hinter einer Theilung anzuwenden
und dadurch eine grosse Vereinfachung zu erzielen. Geniigend
ist hierfiir eine Anzahl von Marken auf einem U-f6rmigen
Rohre, auf welche man zwei Electroden einatellen kann. Die
Widerstandscapacitit zwischen diesen Stellungen wird mit einer
FlUssigkeit von bekanntem Leitvermogen in der iiblichen Weise
ermittelt, wenn man nicht vorzieht, einen Theil dieser Be-
stimmungen auf Lingen- und Querschnittsmessung der Rohreii
zuriickzufuhren. Vgl. 0 9.
      Um aber zugleich die Rechnung zu vereinfachen, kaiin
man die Marken so anbringen, dass die Widerstandscapacititen C
runde Zahlen werden, was bei Bestimmungen in der Briicke
bequeln ist, da man das Leitvermogen x = C. 1/ w zu berechnen
hat und da man aus der Obach'achen Tabelle anstatt des
Widerstandes M ebenso leicht 1/ w entnehmen kann.
      Verfiigt man etwa iiber die Capacitaten 5, 10, 20, 40, 60
(als Einheit eine centimeterlange Silule von 1 cm2 Querschnitt
genommen; vgl. in 8 9), so wird der gebriluchliche Briicken-
draht mit den Vergleichswiderstilnden 100 und 1000 Ohm fur
alle Salze und starken Siluren in Losungen von 1 Proc. an
bis zu den sfarksten Concentrationen immer geeignete Ver-

     1)   F K., W i d . Ann. 51. p. 346.
           .                               1894.
320                        J! Kohlrausch.

hiiltnisse f k die Messung herstellen lassen. Die Widerstiinde
werden zwischen 80 und 2000 Ohm liegen, also in jeder Be-
ziehung geeignet sein. Haben die Schenkel ungefahr 'IB         cm*
Querschnitt, so kommen die obersten Marken etwa 15 cm hoch
zu stehen und 25 cm Schenkelltinge genugen, um fur das Ver-
schieben einen Theil des Electrodenstieles trocken zu halten.
Um die kleinen Capacitaten zu erzielen, wird fir das Ver-
bindungsstiick zwischen den geraden Schenkeln eine weitere
Rohre gewahlt (vgl. Fig. 3).
      Fugt man ein Sttick von 10000 Ohm hinzu, welches nach
C h a p e r o n unifilar abwechselnd gewickelt ist, so werden ohne
weiteres WidersUnde bis 100000 Ohm noch gut messbar und
unter Anwendung eines kleinen Condensators znr Compensation
der electrostatischen Capacitiit auch noch bedeutend hohere
Widerstiinde l), wodurch nothigenfalls die Anwendbarkeit des
Rohres bei einem Anspruch auf einige Promille oder 1 Proc.
Genauigkeit bis zu Flussigkeiten erweitert wird, die man be-
reits ein ziemlich gutes Wasser zu nennen pflegt. - Zum
Temperaturbad muss in solchen Fallen Petroleum gebraucht
werden, was bei der Gestalt des Rohres aber auch ohne
Schwierigkeit geschehen kann. Nur fdr ,,reines" Wasser und
dergl. ist ein besonderes Qefalss von kleiner Widerstandscapacitbt
oder auch ein Paar Tauchelectroden nothwendig.
      Die Bezifferuug der Marken wird man am bequemsten so
einrichten wie in den Scalenrohren von $j 7. Die Electroden-
stiele aus Nickel oder Silber, durch Reibung in Karken ge-
halten, tragen unten Fuhrungsscheibchen und sodann Platin-
drtlhte nit Electroden.
      Als Trager dient z. B. ein Biirettenhalter.
      7. Scalenrohre. Zu den vorigen Qefassen wurde ein ver-
schiebbarer Bruckencontact und eine Anzahl von Rheostaten-
widerstanden in der tiblichen Weise voransgesetzt.

      I) Vgl. F. K., Wied. Ann. 49. p. 242. 1895; 66. p. 182. 1895;
an ersterem Orte auch uber einige weitere Vorsichtemaaasregeln bei der
Measung sehr grosser WiderstLinde. Die schlieasliche St6mng durch
electrostatiecbe Lsdongen des Telephone vermeidet man grossentheh
durch Erdableitung des Briickencontactes oder des mit ihm verbundenen
Poles des Inductoriums.
PIatinirte Electroden.             321

     Erheblich weiter aber lasat das Verfaliren sich vereinfachen
und in eine Form bringen, in welcher erstens das Leitvermogen
bis auf einen runden Factor gleich abgelesen wird, zweitens
weder Rheostat noch Bruckencontact verlangt wird, wenn man
mit verschiebbaren Electroden uber einer durchgetheilten Scala
auf dem Rohre arbeitet. Apparate und Rechnung werden
dann so oinfach, dass die Bestimmung vom Leihermagen
auch fur technische Zwecke verwendet werden kann. Ich glaube,
dass dies vielfach nutzlich sein wird.
     Man verzweigt den Wechselstrom des
Inductoriums durch zwei gleiche Widerstiinde
(etwa je 10 bis 100 Ohm); an den einen schliesst
sich der verstellbare Flussigkeitswiderstand,
an den anderen ein bekannter Widerstand w.
Das Telephon iiberbruckt in gewahnlicher Weise
die beiden Arisatzstellen und die Electroden
werden nun so geschoben, dass das Tonminimum
eintritt, d. h. bis die Flllssigkeitssaule den
Widerstand w hat.
      Die Bezifferung auf der Scala an don
Stellen der Electrode giebt die Widerstands-
capaciat C, bei welcher die Saule den Wider-
stand w hat; also ist das Leitvermagen x = C/w,
zvenn w eine runde Zahl ist, sofort zu be-
rechnen. 1st w = 10, 100, 1000.. ., so giebt
C die Ziffern des Leitvermogens unmittelbar.
     Am zweckmassigsten scheint mir die fol-
gende Bezifferung der Scala Fig. 3 zu sein.
Man denkt sich den Nullpunkt beider Thei-
lungen in der Mitte des Verbindungsstuckes
der beiden Schenkel und bezisert von da an symmetrisch auf
beiden Schenkeln. Also diejenigen gleich hohen Stellungen
der Electroden, zwischen denen die CapacitAt = 10 ist, er-
halten die Ziffer 5. Lasst man die linke Electrode in dieser
Stellung und verschiebt die rechte, bis die Capacitat 15 ist,
so kommt an den jetzigen Platz rechts die Zahl 10. Nun
1Isst man rechts stehen, verschiebt links bis zur Capacitilt 20
und schreibt hier die Zahl 10 etc. Die Zwischenraume werden
gleichmassig eingetheilt. (In der AusfUhrung gestaltet sich
  Ann. d. Phya. u. Chem. N F. GO.
                          .                        21
322                           F. Koltlrausch.
 diese Auscalibrirung des Rohres vie1 einfacher, wie in Q 9
 gezeigt wird.)
      Schweigt nun das Telephon nach Einfiillen der zu messenden
Fliissigkeit , wenn die beiden Electroden auf den Strichen A
                                    +
und R stehen, so ist C = L R und wieder x = C/w.
      8. Allgemein brauchbare Anordnung der Bruckenverzweigung.
Steht zur Vergleichung ein Rheostat zur Verfiigung, so braucht
die Scala nur kurz zu sein. Damit aber ein kleinerer Satz
von Vergleichswiderstanden, die nach Potenzen von 10 an-
geordnet sind, in allen Fallen ausreicht, muss die kleinste
brauchbare Widerstandscapacitat des Messrohres mindestens
10mal kleiner sein als die grosste. Fur technische Zwecke
werden Electroden von          cma im allgemeinen geniigen und
dann lassen sich mit einem 20 cm langen Rohre leicht 'Ca-




p
pacitiiten von 1 bis 100 herstellen. Mit Riicksicht darauf,
dass die relative Genauigkeit, auf welche es hier meistens
                     ankommt, bei kurzer Fliissigkeitssilule klei-
                     ner wird, wiirden aber bei einem An-
            b;p.     spruch auf genauere Messungen und in-
                     folge dessen auf einen nicht zu kleinen
                     Querschnitt unbequeme Rohrdimensionen

yoQ!!!
   T1
   O

         Fig. 4.
                 Td.
                     herauskommen.
                           Die folgende Anordnung (Fig. 4 ,welche
                     fur alle Zwecke ausreicht und sich auf
                                                                  )

                     Rohren von 1/2 cma Querschnitt leicht an-
wenden liisst, scheint mir mit den einfachsten Mitteln her-
gestellt zu werden.
      Als Vergleichswiderstande wahlt man StUcke yon 100,
500, 2000 Ohm. Die Verzweigungswiderstande dagegen werden
so gewahlt , dass man die Verzweigungsverhiiltnisse 1/1, loll
und 100/1 herstellen kann. Mit Hulfe dessen stehen also als
Vergleichswiderstande zur W ah1:
lOO/lOO = 1 500/100 = 5             lOO/lO = 10          2000/100 = 20
500/10 = 50 100 2000/10 = 200 500 10 x 100 = 1000
2000 1 0 ~ 5 0 0 = 5 0 0 0 1 0 0 ~ 1 0 0 = 1 0 0 0 0 1 0 ~ 2 0 0 0 = 2 0 0 0 0
100 x 500 = 50 000        100 x 2000 = 200 000.
      Die Anordnung wird so getroffen (Fig. 4). I der unteren
                                                         n
Stopselreihe liegen die Verzweigungswiderstande in der Reihen-
i’/ala(inirte Xlectroden.                 323
 folge 1, 10, 100, 1 (in Wirklichkeit etwa 5, 50, 500, 5 Ohm,
sodass man durch Stopseln die Verhaltnisse 1/1, lop, l O O / l
von links oder von rechts gerechnet haben kann. Die Zu-
leitung des Messstromes muss fur Widerstande bis 100 Ohm
bei a, fur solche von 2000 Ohm an bei b geschehen. Da man
im allgemeinen die Grossenordnung des Widerstandes vorher
kennt, und da zwischen 100 und 2000 die Zuleitung gleich-
gultig ist, so ist diese Unbequemlichkeit nicht gross.
      Die andere Reihe von Klotzen enthalt erstens die drei
Vergleichswiderstande, von denen der eine (in der Figur 2000)
sich an den letzten Verzweigungsklotz anschliesst, und zweitens
die Unterbrechungsstelle des Kreises, in welche die Fltissigkeit
einzuschalten ist. Bei c tritt der Strom xum Inductorium
zuriick. Rechts und links sind die Telephondrahte an-
geschlossen.
      Die Widersttinde sind wie gebrauchlich in einem Kasten
untergebracht, sodass das Ganze einen Apparat darstellt, welcher
in Anbetracht dessen, dass er (ausser Inductorium und Telephon)
alles zur Messung nothwendige enthalt, als ein einfacher be-
zeichnet werden darf.
      Hat man zu diesen Widerstanden ein Rohr mit Capaci-
tilten von 20-60 im genauen Einstellungsgebiet, so kann man
alle Leitvermogen von Losungen genau messen.
      Die auszufuhrenden Rechnungen bestehen hochstens in
Divisionen durch 2 oder 5.
      9. D e Culibrirung des Rohres. Das Leitvermogen Eins
          i
habe der Korper, dessen Centimeterwiirfel 1 Ohm Widerstand
zeigt. I) Bestleitende Sauren von Blutwarme stellen ungefhhr
diese Einheit dar (in welcher Kupfer 550000 hat). Division

      1) ELI wird n h l i c h zweckmliasig sein, auch auf diesem Gebiete
endlich die an das absolute Maasssystem angeschlossenen Massse zu ge-
brauchen. Die bisherigen auf Quecksilber von Oo bezogenen Leitver-
mogen wiirden also durch Multiplication mit 106SO auf das obige Maass
reducirt werden, wenn uicht der frtihere Anschluss an daa Quechilber
einschliesslich der Unsicherheit der slten Einheiten, insbesondere auch
der Temperaturscala Fehler mit sich gefuhrt hlitte, welche mfrillig in
gleichem Sinne wirken und einen um eine Anzahl von Tausendsteln
grosaeren Reductionsfactor verlangen. Nach einer im Gange befindlichen
Untersuchung durfte der Reductionsfactor der bisherigen Angaben im
Durchschnitt etwa 10690 statt 10630 betragen.
                                                       21 *
324                      F. Kohlrausch.
                                                 -
durch lo9 giebt also electromagnetische C.G.S. Einheiten des
Leitvermogens.
      Die Bezifferung der Widerstandscapacitat des Rohres sol1
derartig sein, dass die Zahlen durch den Flussigkeitswiderstand
dividirt, das Leitvermogen geben.
      9 a. Electrisehe Calibrirung. Auf eine solche ist man
bezuglich des gebogenen Verbindungsstiickes der Schenkel hin-
gewiesen. Aber auch in einem cylindrischen Rohre wiirde
man wegen der Stromausbreitung von den Electroden bei ge-
uauen Messungeii eine empirische Bestimmung nicht ganz um-
gehen konnen. Vgl. auch den Schluss von 9b.
      Man beschickt das Rohr mit einer Fliissigkeit von be-
kanntem, bez. in einem Gefass von bekannter Capacitat be-
stimmtem x. Um alsdann diejenigen Marken zu haben,
zwischen denen die Widerstandscapacillt = C ist, stellt man
die Electroden so, dass der Widerstand w = C / x Ohm ist.
Es wird hierzu also ein Rheostat oder eine Briicke mit Schleif-
contact serlangt. So kann man leicht eine Anzahl von Capaci-
tiiten markiren (vgl. 0 7), wobei man die eine Electrode bei
mehreren Bestimmungen auf einem Punkte stehen lasst.
      Die kleinste, durch die tiefsten Stellungen der Electroden
zu erzielende Capacitat in dem unten erweiterten U-Rohre wird
3 bis 5 sein. Maximal leitende (x18 = 0,0493) Bittersalzlosung
wird sich mit den Widerstanden von 60 bis 100 Ohm hier am
meisten eignen; aber auch gesattigte NaC1-Losung (x18= 0,216)
ist in Anbetracht dessen, dass die Einstellung der Electroden
hier doch relativ ungenauer sein wird, im Allgemeinen wohl
noch anwendbar, da sie einen Widerstand von 14 bis 23 Ohm
giebt. Kin Bad von 18O angenommen, hat man also die
Widerstandscapacititen 5, 10, 20 . .., 100 bei den Elektroden-
stellungen, in welchen die Kochsalzlosung die Widersande
23,2, 46,3, 92,6 .. ., 464 Ohm zeigt.
      Rohren n i t einrelnen festen Marken. Praktisch wird man
so vorgehen, dass man zu der tiefsten Stellung der einen
Electrode die Stellungen der anderen fur die Capacitaten 5,lO . .
bis zur hachsten sagen wir 50 sucht und dann zu der hochsten
Fixstellung der zweiten Electrode die Stellungen der anderen
fur die Capacillten 60, 70 . ..
      Riihren mit durchlaufmder Theiiung. Man sucht die beiden
Platinirle Eiectroden   .        325

gleich hohen Stellungen, welche die Capacitat 10 zwischen
sich ergeben und welche spater jede mit 5 beziffert werden,
lasst die eine Electrode hier stehen und sucht fur die andere
dazu die Capacitaten 15, 20, 2 5 . . . , welche nachher mit 10, 15,
    .
20. . bezittert verden. Ebenso verfart man sodann mit dem
anderen Schenkel.
      Kur wird eine Unbequemlichkeit daraus erwachsen, dass
man nothwendig im Bade beobachten, aber nicht im Bade
markiren kann. E s ist also entweder eine provisorische Theilung
mit den Rohren zu verbinden, auf welche man zunachst die
Ablesungen und spater die Marken bezieht, oder man miisste
das Rohr nach jeder Einstellung herausheben.
      1st jeder Schenkel in sich hinreichend calibrisch, so
geniigt die Markirnng der untersten und der obersten Punkte,
zwischen denen spater die Theilung gleichmassig ausge-
f&hrt wird.
      9 b. Kalibrirung durch Buswagen. Hat ein Rohr den
Querschnitt q cma, so betragt die Strecke h, um welche eine
Electrode verschoben werden muss, damit die Capacitat sich
um A C andert, y. A C cm. 1st y bekannt, so braucht also nur
ein Paar von Strichen , welches die Rohrkriimmung zwischen
sich schliesst, empirisch bestimmt zu sein und man kann von
d a dann durch Abmessung weiter vorgehen. Die Unbequem-
lichkeit durch die Temperatur fallt hierdurch fort.
      Der Querschnitt wird in gewohnlicher Weise durch Aus-
messen mit Quecksilber bestimmt.1) Nimmt eine in Luft
gewogene Quecksilbermenge von m g bei 18O die Rohrlange 1
ein, so betriigt der Abstand zweier Theilstriche, welche den
Unterschied A C der Capacitat anzeigen sollen, 0,0738 A C . mll,
d s o fur den Zuwachs A C = 10 muss die Rohrlange 0 , 7 3 8 m l l
betragen. Ftir Rohren von 'la Querschnitt fiillen Queck-
                                   cma
silbermengen von etwa 34 g die Strecke zwischen zwei
Strichen, welche den Capacitatszuwachs 10 bedeuten, nahe aus.
      Am bequemsten wurden die Stucke, welche die Schenkel
bilden sollen , vor dem Zusammenblasen auscalibrirt und rnit
vorlaufigen Marken versehen, wobei man zugleich gute Rohren-
stucke aussucht. Aber auch am fertigen Gefke kann man jeden

        1 ) Vgl.   F K.,hitfaden, 8. A d . S 85.
                    .                       .      1896.
326                       F. Kohlruusch.
Schenkel, den man vor dem Eingiessen des Quecksilbers mit
einem festsitzenden , wenn nathig eingekitteten Stopfen ver-
schlossen hat, unter Umkehren des Gefasses in leicht ersicht-
licher Weise calibriren.
      Nachdem man die Marken, welche die gebogene Strecke
zwischen sich e'inschliessend die Widerstandscapacitiit 10 geben
(vgl. oben), electrisch festgelegt hat, theilt man von da nach oben,
bez. soweit das Caliber nicht durch das Zusammenblasen
beintrac,htigt worden ist, auch nach unten mit der vorhin ge-
nannten Lange, welche den Zuwachs 10 ergiebt, als Grundlage
auf jeder Seite. Die untersten Striche werden ungenau werden
und mussen electrisch controlirt, bez. corrigirt werden.
       lYil1kiirliche l'heiluny. Natiirlich lasst sich, wenn man eine
Rechnung nicht scheut, auch mit einer gewohnlichen Milli-
metertheilung arbeiten. (Hat das Rohr nahe 1/2 cm2 Quer-
schnitt, so bedeutet jedes Millimeter nahe A C = 0,02.)
      Man kann dann auch ohne vorglingige electrische Calibrirung
so messen, dass man die eine Electrode an ihrem Platze lasst
und die Widerstande w1 und to2 Ohm der Fliissigkeit
hei zwei um hcm verschiedenen Stellungen der anderen
Electrode bestimmt. 1st der Querschnitt des Rohres, in
welchem verschohen wird, = pcm2, so ist das Leitvermogen
                               1     1
                         x=
                               q w, - Wp
     Mit dem so ermittelten x kann man dann gleich die Wider-
standscapacitat des unteren Theil (9 a) empirisch bestimmen.
     10. Benettun9 der Electroden. Im allgemeinen verhalt
das fein vertheilte Platin sich auch hier, so wie ich das fruher
bemerkt und fur Dichtigkeitsbestimmungen von Fllissigkeiten
mit dem Senkkorper benutzt habe, entgegengesetzt einer
blanken Platinflache so, dass 8s vom Wasser leicht benetzt
wird. Wie an Fliesspapier , so verbreitet sich ein Wasser-
tropfen, den man an einen Punkt der kleinen Elektrode bringt,
merklich momentan iiber die ganze Electrode. An trockenen
Electroden von 5 cm Hohe zog die Benetzung vom Fuss aus
sich fast zur vollen Hohe hinauf.
     Zuweilen aber tritt gerade das Gegentheil ein. Eine ver-
schiebbare Electrode von etwa 3 cm Durchmesser, nicht so stark
platinirt wie im Vorigen angenommen wurde, aber bei einer vor-
Platinirte Electroden.                327
gangigen Widerstandsbestimmung ein tadelloses Tonminimum
ergebend, war trocken geworden und wurde in eine Losung
von Magnesiumsulfat gebracht : Das Minimum war vollig un-
brauchbar! Die Electrode musste sich geandert haben. Schliess-
lich zeigte sich, dass dieselbe von der Losung und auch von
Wasser gar nicht benetzt wurde. Aufgespritztes Wasser lief
ab wie Quecksilber, es bildete sich beim theilweisen Eintauchen
ein stumpfer Raiidwinkel und die Electrode liess sich voll-
kolnmen trocken herausheben.
      Bei nilherer Besichtigung machte sich der Zustand im
Wasser auch optisch erkennbar, denn es zeigte sich eine be-
trachtliche diffuse Lichtreflexion an der Platte, offenbar wegen
der zwischen den Platintheilchen befindlichen Luftschichten.
      Auch spater hat dieselbe Electrode den Zustand der
Nichtbenetzbarkeit, wenn sie ganz trocken geworden war,
wiederholt gezeigt, und in ganz seltenen Fallen fand man
ilhnliches auch an anderen Electroden. Zweifellos verdient
die Erscheinung vom Standpunkt der Capillaritiit ein nilheres
Studium, auch nach der Seite der Frage, ob das zugesetzte Blei
bei ihr eine Rolle spielt.
      Der electrischen Verwendung steht sie ubrigens gar nicht
im Wege, da man den abnormen Zustand sofort am Telephon
bemerkt und da die Benetzbarheit mit Wasser sich sofort her-
stellt, wenn man einen Bopfen'Alkohol an die Electrode gebracht
hatte, welcher selbst momentan benetzt.
     Nachtheilig aber scheint die Eigenschaft der Verwendung
der Lummer-Kurlbaum'schen Losung fur die Platinirung von
Driihten zu sein, die zur Aufiilngung von Senkkorpern zu
Dichtigkeitsbestimmungen dienen sollen. Wenigatens ist es
uns bisher nicht gelungen, mit dieser Losung Driihte zu iiber-
ziehen, welche auf die Dauer gut benetzt wurden, weder im
schwarzen noch im gegliihten grauen Zustand. Oefters zeigten
die schwarzen Drahte untergetaucht auch deutlich eine feine
Lufischicht.
     11. Reinigung der Electroden. Vor dem Platiniren scheint
ausser den gewohnlichen Maassregeln nichts besonderes nothig
zu sein, um einen guten Niederschlag zu erhalten. Zur
Sicherheit haben wir wohl durch Stromwechseln zu Anfang
jede Electrode durch das sich entwickelnde Chlor gereinigt.
328                        F. Kohlrausdii.
     Nach dem Platiniren dagegen ist, falls die Electroden in
schlechten Leitern gebraucht werden sollen, ein recht lange
dauerndes Auswaschen nothwendig. Es gehen bei der Electro-
lyse Bestandtheile in den Niederschlag hinein, welche erst in
mehreren Tagen wieder heraustreten, wie man an dem, wenn
auch verzogerten aber sehr harnackigen Anwachsen des Leitver-
mijgens des Spiilwassers sieht. Moglicherweise ist nur Platin-
chlorid , welches wahrend der Electrolyse mechanisch einge-
schlossen worden war, die Ursache. War die Electrode ein-
ma1 ausgewassert, so wiederholte sich die Erscheinung ilbrigens
nicht, wenn man die Platinchlorid-Losung noch einmal langere
Zeit mit der Electrode in Beriihrung gebracht hatte. Ge-
mohnliches Auswaschen beseitigte den Stoff.
     Die von inir friiher beschriebene und von Hrn. K e l l n e r
nilher studirte Absorption von Sauren und Alkalien’ ), welche
platinirte Electroden nur mit besonderen Vorsichtsmaassregeln
auf verdiinnte derartige Losungen anwenden lasst , zeigten
diese Electroden natiirlich auch, aber wie es schien in nicht
viel hoherem Maasse als friihere. Eine 2 proc. Salzsaure hatte
20 Stunden in einem Gefasse mit Electroden von j e 20 cma
gestanden. Nachdem oft rasch ausgespiilt war, traten im Laufe
eines Tsges allmahlich etwa 0,06 rng HC1 wieder aus dem
Platin aus, welches mit Wasser in Beriihrung stand.
      12. Haltbarkeit der Electroden,. Das Platinschwarz aus
der bleihaltigen Losung ist lockerer und daher leichter mecha-
nisch verletzbar als die bisher gebrauchlichen Ueberziige.
Hieran muss man denken, wenn man verschiebbare Electroden
aus ihrem Rohre nimmt. Man bewahrt dieselben dann am
besten in einem Glasrohre auf. Uebrigens ist der Nieder-
schlag nothigenfalls so leicht zu erneuern, dass der Nachtheil
nicht schwer ins Gewicht fallt.
     13. dbschwachung des Nessstromes. Fehler , welche aus
der Stromwarme in den Flussigkeiten erwachsen, sind zuweilen
viel grosser als Einstellungsfehler. Besonders bei den kleinen
Gefassen (8 4) muss man dies berlicksichtigen und es wird
sich nicht selten empfehlen, in den Stromkreis, z. B. an dem

      1)   P. K.,Wied. AIIR. 26. p.   171. 1885; K e l l n e r , Wied. Ann.
67. p. 79. 1896.
Platinirte Electroden.                  329
einen Pol des Inductoriums einen Ballastwiderstand einzu-
schalten, der 1000 Ohm und mehr betragen kann. Ein un-
geiibter Beobachter wird eine Abschwlchung des Stroms auch
a19 eine Erleichterung der Einstellung finden, wenn das Mini-
mum verwaschen ist, was die kleinen Electroden bei kleinen
Widerstanden mit sich bringen.
      Man wird aber bei grossem Ballast bemerken, dass sich
zuweilen iiber das Minimum ein anderes Geriiusch von wenig
bestimmter TonhiShe lagert, iihnlich demjenigen , welches bei
der Bestimmung sehr grosser Widerstandc stort. Dasselbe
hilngt offenbar mit unregelmassigen statischen Ladurigen des
Telephons zusammen, welche durch unsymmetrisch niangelhafte
Isolation der ganzen Leitung entstehen (vgl. die Anmerkung
p. 320). Das Gerausch verschwindet, wenn man die Leitung
zwischen dem Ballast und der Briicke an einem Punkte mit
der Gas- oder Wasserleitung verbindet.
      Ein Theil von den hier niedergelegten Erfahrungen ist
bei der im Eingange erwahnten Arbeit mit den Hm. H o l b o r n
und D i e s s e l h o r s t gewonnen worden; einige Punkte werden
bei der VeriSffentlichung jener Arbeit noch eingehender ausge-
fiihrt werden miissen.

   Ueber die rnit dem Dynamometer beatimmten Flueeigkeits-
                        wideretiinde.
     Hieriiber darf ich wohl, obwohl der Gegenstand mit dem
Vorigen nur lose zusammenhlngt, im Anschluss an Hrn.
W. W i e n ’ s und meine Aeusserungen l) ein Wort zur Verstiindi-
gung anfiigen.
     Nimmt man zunachst die Beschaffenheit von Wien’s
Electroden fur die von G r o t r i a n und mir, bez. von mir allein
gebrauchten Electroden an und berucksichtigt, dass die letz-
teren im Verhaltniss 35:25 grosser waren, als die ersteren a),
was in der Fehlerrechnung von W i e n , wegen eines Druckver-
sehens in der Abhandlung vou G r o t r i a n und mir, nicht an-
genommen wurde, so betragt auf Grund der Zahlen von W i e n

      1) W. W i e n , Wied. Ann. 58. p. 37; 69. p. 267. F. K ib. 68.
                                                            .
p. 514. 1896.
     2) P. K., Wied. Ann. 49. p. 236, Anmerkung. 1893.
330                          E! Kolrlrausch.
 (1. c. 11. p. 270) der von dem beobachteten Widerstaride ab-
 zurechnende Betrag 0,058. 6/, = 0,041 Ohm = 0,044 Siem.-E.
 Berechnet man die hieraus entstehende Correction des Leit-
vermogens fur alle mit diesen Electroden beobachteten Falle I),
in denen dieselbe mehr als ein halbes Tausendstel betragt, im
 Ganzen neun Falle, so ulnfassen dieselben von den Haupt-
bestimmungen bei 18O nur zwei, niimlich NH4C1 20 und
25 Proc. mit 0,6 und 0,7 Tausendsteln. Die ubrigenn treffen
Leitvermogen in hoherer Temperatur, namlich von KOH 25
und 33 Proc. und NaCl 24 Proc. mit 0,6,KCl 21 Proc. mit
0,7 und NH,C1 15 Proc., 20 Proc. und 25 Proc. mit 0,7,0,8
und 0,95 Tausendteln. Correctionen von doppeltem Betrage
wiirden noch von geringfugiger Bedeutung sein. Auch jene, in
ihrer Bedeutung ganz verschwindenden Fehler hatte man durch
Anwendung anderer Widerstandsgefasse vermeiden konnen;
warum dies absichtlich nicht geschehen ist, hnbe ich fruher gesagt.
       Zweitens entsteht die Frage, wie weit die Correction in der
angegebenen Weise, d. h. unter Zugrundelegung der Polarisa-
tion an den von W i e n benutzten Electroden berechnet wer-
den darf. Hier muss man, wie auch Hr. W i e n thut, unter-
scheiden. Einige untergeordnete Beobachtungsreihen sind von
mir, urn mit weniger Losung nuszureichen, zwischen kleineren
Electroden gewonnen worden          ".F u r diese Beobachtungen
suchte ich mich zu iiberzeugen, dass der Fehler unterhalb 1Proc.
blieb, ,,weil dies fur viele Zwecke geniigt". Auf die behufs
dieser Controlle von mir angestellten Beobachtungen mit lang-
sameren Stromschwingungen wurde eine grossere als die fur
den Zweck nothwendige Miihe nicht verwendet und da bei den
langsamen Stromschwingungen der Scalenausschlag nur etwa
1/4 Scalent>heilauf 1 Siem.-E. betrug, so ist die Genauigkeit des

Resultates hier nicht hoch anzuschlagen. Dass diejenige Be-
obachtung (mit 1,6 Siem.-E. Zunahme des beobachteten Wider-
standes von 70 auf 30 Umdrehungen des Sinusinductors;
vgl. Ann. 6, p. ?), aus welcher Hr. W i e n auf eine vie1
grossere Polarisation als die seinige schliesst, von mir ge-
druckt lnitgetheilt worden ist, geschah nur deswegen, weil diese
.~

       1) Pogg. Ann. 164. p. 217. 1875;   169. p.   242. 1876; Wied. Ann.
6 p.
 .     15. 1879.
       2) F. K.,Wied.   Ann. 6 p. 7. 1879.
                              .
Plutinirte Electroden.                  331
Beobachtung die grosste Abweichung ergeben hatte, also nicht
unterdriickt werden durfte. Andere Reihen in meinen Protocollen
zeigen mit denselben Electroden kleinere Abweichungen. Auch
aus den gedruckten Zahlen wiirden sich andere Combinationen
bilden lassen, welche eine vie1 kleinere Polarisation anzeigen.
     Es hat aber keinen Zweck, diesen Gegenstand zu ver-
folgen, da es ziemlich gleichgiiltig ist, ob die betroffenen
Korper, namlich die concentrirteren Losungen einiger Jodide,
Fluoride und Lithiumhydrat ein ganzes Procent Fehler haben
oder weniger. Von dem Silbernitrat , welches ein grosseres
Interesse bietet als jene Korper, kann man jedenfalls das
letztere annehmen, weil erstens die Widerstinde da ziemlich
gross bleiben und ferner die Electroden frisch iiberplatinirt
worden waren.
     Von Bedeutung sind bloss die grossen Electroden. Ueber
diese will ich bemerken, dass sie ausgiebig platinirt und
schon schwarz waren, und ich halte es von vornherein far
sehr unwahrscheinlich , dass ihre Polarisation grosser war,
als diejenige der von W i e n benutzten Electroden. Zur Be-
rechnung der Polarisation auf Grund der von Hrn. W i e n ge-
gebenen Satze bieten die bei verschiedenen Geschwindigkeiten
des Inductors gefundenen scheinbaren Widerstande ein wenn
auch unvollkommenes, aber unter Anwendung der Wahrschein-
lichkeitsrechnung fur die Bestimmung der Grossenordnung
geniigendes Material. Jeder Widerstand ist durch 20 Ab-
lesungen des Dynamometers gewonnen, so dass auch langsamere
Rotationen bessere Resultate liefern, als man auf den ersten
Blick glaubt. l) Bei der Eingangs erwahnten Arbeit sol1 der
Gegenstand ausfiihrlich behandelt werden.

     Wenn es auch selbstverstandlich ist, so mochte ich schliess-
lich noch besonders hervorheben, dass ich nicht im Entfern-
testen die Neuheit oder das Verdienst von Hrn. Wien's Unter-
suchung und Auffassung der Electrodenpolarisation in Zweifel
ziehen wollte. Dass das Einsetzen einer Capacitit nicht ge-
     l) Die ungewohnliche Abweichung in den Werthen m 15 kg
Belaatung (Pogg. Ann. 164. p. 9. 1875) hat aich bei der Revision der
Protocolle aufgekllirt.
332              P. Kohlrausch. Platinirte Electroden.
nugte, um alle Erscheinungen zu erklaren, empfand ich bei
dem Versuche, meine diesbezuglichen Beobachtungen I ) quanti-
tativ zu behandeln. Aber die Erledigung der Frage ist unter-
blieben, weil ich den von Hrn. W i e n scharfsinnig einge-
schlagenen Weg, urn dem Gegenstand beizukommen, nicht fand.
     Meine neuliche Erwiderung sollte sich nur auf die von
mir begangenen Fehler beziehen und lediglich feststellen, dass
ich die Fehler des Dynamometers ihrer Grosse nach von vorn-
herein richtig geschatzt hatte und denselben hierdurch in dem
Maasse entgangen war, wie ich angenommen hatte. Das ist
ein Ehrgeiz, zu welchem ein Physiker nicht nur berechtigt,
sondern auch verpflichtet ist.
     C h a r l o t t e n b u r g , December 1896.
      1) F.   K ,Pogg. Ann. Jubelband p. 301. 1874.
               .

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  • 1. 7. Ue6er platdndrte Electroden, und Wdderstamds- bestimmung; uon Fri e d r d c h R o It, (cu s ch,. 111 1. Bei der Platinirung von Electroden zum Zwecke von Widerstandsbestimmungen, welche ich mit den Herren H o l - b o r n und D i e s s e l h o r s t ausfuhrte, gehrauchten wir die von den Herren L u m m e r und K u r l b a u m fir ihre bolometrischen Zwecke ausgemittelte Losung. Dieselbe besteht aus 1 Platin- chlorid und 0,008 Bleiacetat in 30 Wasser. Die Anwendung dieser Losung ist nicht nur wegen der Sicherheit, mit welcher der Niederschlag als matter, tief schwarzer Platinmohr entsteht, angenehm, sondern es fie1 uns an den so behandelten Electroden das, trotz ihrer durch den Zweck ge- botenen geringen Oberflache besonders gute Tonminimum bei der telephonischen Widerstandsmessung auf. Die Erscheinung hangt offenbar rnit der Aggregatform des Platinmohrs zu- sammen, welche unter der Mitwirkung des gelosten Bleies entsteht. Die bekannte riithselhafte Verschiedenheit, mit welcher die eine Platinchloridlosung schlecht, eine andere regelmassig gut platinirt, darf man nun wohl sicher darauf zuriickfiihren, dass die letztere die geeignete Verunreinigung durch ein anderes Metall (Zink, Kupfer, Blei) enthielt. Die weitere Verfolgung des Gegenstandes fiihrte zu Er- gebnissen, welche rtls ein wesentlicher Fortschritt der Wechsel- strommethode bei der Messung electrolytischer Wideretande bezeichnet werden diirfen. Letzteres wird sofort einleuchten, wenn ich einige Er- fahrungen mittheile. Die 10 cma grossen Electroden in einem Flaschchen, wie ein solches fiir Widerstandsbestimmung von Wasser oder dergl. gebraucht zu werden pflegt, wurden mit der L.-K.'schen Losung kraftig platinirt, ausgewassert und nun dieses Gefass mit einem anderen von etwa 15facher Widerstandscapaci- tat, welches mit der gleichen Fliissigkeit gefUllt wurde wie jenes, in der Briicke mit dem Telephon verglichen, indem die Wider- stande beider auf einen Rheostaten zuriickgefiihrt wurden. Die beiden Gefasse standen in demselben Bade. Selbst bei Fiillung mit normaler NaC1-Losung entstand ein zur Ein- stellung noch brauchbares Minimum, obwohl der Fliissigkeits-
  • 2. 31 6 F. Kohhausch. widerstand nur 1,74 Ohm betrug. Nach Abzug der Zuleitungs- widerstlinde ergab sich das Verhaltniss beider Widerstande in diesem Falle demjenigen, welches bei der Fiillung rnit dem 100 ma1 schlechter leitenden Wasser aus der Charlottenburger Leitung gefunden war, bis auf 'la Proc. gleich. Eine Platinirung von ahnlicher Wirksamkeit ist fruher niemals erzielt worden ; zehntel-normale Lasungen waren in einem Gefasse wie das obige kaum noch bestimmbar. Es ist ein grosser Vortheil, dass man kiinftig die Wider- standscapacitat von Gefassen fiir schlechte Leiter rnit besser leitenden Flussigkeiten (z. B. mit maximal leitender Bittersalz- losung) wird ermitteln konnen. Selbstverstandlich miissen die Zuleitungswiderstiinde in dem Nansse, als der Gesammtwider- stand hierbei kleiner wird, sorgfaltig bestimmt werden. I) 2. h'leine Eiectroden. Nach diesen giinstigen Ergebnissen war zu erwarten , dass fur Flussigkeitswiderstande mittlerer gebrauchlicher und bequemer Grosse vie1 kleinere Electroden ausreichen wiirden, als das bisher nothig war. Es zeigte sich in der That, dass selbst Flachen von '1, cma meistens geniigen toerden. Bereits nach einer l*/a min langen Platinirung in der Lummer-Kurlbaum'schen Losung mit der von diesen Herren empfohlenen Stromdichte von 0,03 Am / cm2 geniigten solche Flachen, um Flussigkeitswiderstande von 100 Ohm zwischen ihnen rnit einem noch brauchbaren Tonminimum zu bestimmen. Die Giite des Minimums wuchs aber weiter, a13 man die Schicht von Platinschwarz durch fortgesetzte Electrolyse ver- starkte. Hierbei wurde die Stromstarke nicht besonders ge- messen, sondern der Strom von zwei Accumulatoren wurde mit einem Rheostaten so regulirt, dass an der Kathode eine ziemlich kraftige, an der Anode eine schwache Qasentwickelung stattfand. Die beiden Electroden standen sich dabei gegen- iiber und dienteii abwechselnd als Kathode und Anode, wobei 1) Indem wir die beiden Driihte direct durcli cine Klemme ver- banden, nahmen wir dieae Bestimmung gleich mit dem Telephon vor; hierbei ist aber zu beachten, dass dieselbe l e i 80 kleinen Widemtiinden durch gaus kleine Selbetinduction stark gest6rt werden kann. Man ver- meide also Schleifen in der Leitung oder wickele am sichersten die DrLhte um einander. - Auch die zu den Electroden fiihrenden Platindrhtc miissen (durch J.iingen- und Dickenbestimmung) beriicksichtigt werden.
  • 3. Platinirte h'lectroden. 317 die Kathode zuweilen in eine andere Lage gebracht wurde, urn streifige Oberflachen zu vermeiden. Jede Electrode war schliesslich eine gute Viertelstunde l m g Kathode gewesen. Das Platinschwarz bildete eine Schicht von merklicher Dicke. Nach dieser Behandlung konnen nun zwisclien den qcm grossen Electroden Widerstande bis zu etwa 20 Ohm abwarts mit einem brauchbaren Minimum der Tonstarke, d. h. mit einer Sicherheit der Einstellung auf etwa ein bis zwei Tausendstel bestimmt werden. Vie1 kleinere Widerstande aber wird man bei Electrolyten ohnehin schon wegen der alsdann merklich werdenden Unbequemlichkeit aus dem Zuleitungswiderstande fur gewohnlich nicht wahlen. Bei 50 Ohm war das Minimum fur alle praktischen Zwecke genugend und bei 100 oder 200 Ohm liess dasselbe nichts mehr zu wunschen. Somit f d l t die bisherige Nothwendigkeit grosser Electroden- flachen und damit eine wesentliche Beschrankung fur gut leitende Electrolyte fort; gr6ssere Flachen bleiben niemals inehr der Polarisation wegen, sondern nur noch fur schlechte Leiter nothig , wenn andernfalls die Widerstande zu gross werden. Man kann leicht eine fur alle Zwecke genugende Anzahl von Widerstandsgefassen ohne grossen Aufwand von I'latin herstellen und auch in den Formen der Gefhsse tritt eine grossere Auswahl ein. E s wird kunftig moglich sein, das Leitvermogen von weniger als einem Cubikcentimeter einer gut leitenden Flussigkeit zu messen, was bisher wohl unmoglich war. Einige brauchbare Formen sollen hier genannt werden. lch beschranke mich dabei auf eine Electrodengrosse, welche fur Versuche ausreichen wird, die keine ungewohnliche Ge- nauigkeit beanspruchen. Andernfalls wird man grossere Flachen vorziehen, immerhin aber sich mit hochstens einem Viertel von den bisher ublichen Grossen begnugen diirfen, ohne an dem alten Erfolg etwas einzubiissen. 3. Gefasse mit feststehenden Electroden. F u r eingeschmol- zene Electroden eignet sich die Gestalt Fig. 1. Gegen das Verbiegen der (3/4mm dicken) Zuleitungsdrahte und das dadurch hervorgerufene Springen des Glases schutzt z. B. (wie an der linken Electrode angedeutet ist) ein Wulst von Wachs- Colophoniumkitt; damit der Draht in der Kittmasse einen hinreichenden Halt findet, schiebt man uber den Draht vor
  • 4. 318 X Kohlrausch. dem Umhiillen mit Kitt ein geejgnet gebogenes Stuckcheii Blech oder einen sperrig geformten anderen Draht. An der rechten Electrode ist eine andere Schutzvorrichtung gezeichnet, nilmlich eine fiber das Glas gekittete Metallkappe; der Platin- draht ist hier in eine Klemme geschraubt, die mittels eines weichen Lothes mit der Kappe verbunden sein kann. Die nicht zu engen Rohrchen zum Eingiessen der Flussig- keit bez. Entweichen der Luft sind in der Ebene der Rohr- biegung gezeichnet. I n Wirklich- keit legt man dieselben serkkrecht zur Biegungsebene nach derselben Seite austretend , wodurch das gleichzeitige Eingiessen der Fliissig- keit und Austreten der Luft er- leichtert wird. Die Gefasse werdeii von geeigneten Drahtgestellen ge- tragen. Um sehr gut leitende Fliissig- keiten genau zu messen, wird zwi- schen den Electroden ein engeres Fig. 1. oder langeres Rohr genommen. Die '/* nat. Grosse. Electrodenflachen kbnnen fir an- spruchsvollere Zwecke leicht gros- ser gewilhlt werden. Es geniigt das gezeichnete Rohr tibrigens selbst fUr eine gen'iiherte Bestimmung der bestleitenden Sauren. 4. Gefasse f i r Rleine Flussigkeitsmenger. 'Die nebenstehende Form ist durch Ausziehen und Biegen eines Rohres im Bunsenbrenner leicht herzustellen. Wegcn der Stromwarme sind solche Gefhsse nur im Bade an- zuwenden. Aus diesem Grunde sind die verticalen Rohren langer gewahlt, als sonst nothwendig sein wiirde. Die durch Kork- oder Kautschukstopfen gefiihrten Zuleitungen bestehen nur unten aus Platin. Wiederholtes Einsetzen derselben Electroden bis zum Anschlag an die verengten Glaswande lieferte . Widerstandscapacitaten, welche auf weniger als Fig. 2. 1 Promille constant waren. Zur Fiillung mit einer J / nat. Gribse. Pipette reicht 1 cm3 Fliissigkeit &us. ~
  • 5. Platinirte Electroden. 319 5. Tauchelectroden. Die Verwendbarkeit dieser voii mir friiher beschriebenen l), oft bequemen Vorrichtungen wird durch die wirksamere Platinirung ebenfalls entsprechend erweitert. Ein einziges Paar reicht fur einen weiten Spielraum vorn Leit- vermbgen aus. Ich habe mich uberzeugt, dass selbst zwei, 1 cm lang aus einer Doppelcapillare vortretende, gut platinirte Drilhte von 'la Dicke als Electroden bei Widersunden bis mm zu 50 Ohm abwitrts ein filr genaherte Bestimmungen noch brauchbares Tonminimum gaben! 6 . Widerstandsgefisse m t verschiebbaren Electroden. Bisher i waren fur gut leitende Fliissigkeiten Gefisse mit festen Elec- troden nicht zu umgehen , weil die nothwendige hlectroden- grosse andernfalls zu unbequemen Dimensionen der Rohren tiihrte; die ersteren werden fir genaue Yessungen auch den Vorzug verdienen. Aber wenn einige Promille Fehler, so wie oft, gleichgiiltig sind, so lie@ jetzt die Moglichkeit vor, kleine verschiebbare Electroden hinter einer Theilung anzuwenden und dadurch eine grosse Vereinfachung zu erzielen. Geniigend ist hierfiir eine Anzahl von Marken auf einem U-f6rmigen Rohre, auf welche man zwei Electroden einatellen kann. Die Widerstandscapacitit zwischen diesen Stellungen wird mit einer FlUssigkeit von bekanntem Leitvermogen in der iiblichen Weise ermittelt, wenn man nicht vorzieht, einen Theil dieser Be- stimmungen auf Lingen- und Querschnittsmessung der Rohreii zuriickzufuhren. Vgl. 0 9. Um aber zugleich die Rechnung zu vereinfachen, kaiin man die Marken so anbringen, dass die Widerstandscapacititen C runde Zahlen werden, was bei Bestimmungen in der Briicke bequeln ist, da man das Leitvermogen x = C. 1/ w zu berechnen hat und da man aus der Obach'achen Tabelle anstatt des Widerstandes M ebenso leicht 1/ w entnehmen kann. Verfiigt man etwa iiber die Capacitaten 5, 10, 20, 40, 60 (als Einheit eine centimeterlange Silule von 1 cm2 Querschnitt genommen; vgl. in 8 9), so wird der gebriluchliche Briicken- draht mit den Vergleichswiderstilnden 100 und 1000 Ohm fur alle Salze und starken Siluren in Losungen von 1 Proc. an bis zu den sfarksten Concentrationen immer geeignete Ver- 1) F K., W i d . Ann. 51. p. 346. . 1894.
  • 6. 320 J! Kohlrausch. hiiltnisse f k die Messung herstellen lassen. Die Widerstiinde werden zwischen 80 und 2000 Ohm liegen, also in jeder Be- ziehung geeignet sein. Haben die Schenkel ungefahr 'IB cm* Querschnitt, so kommen die obersten Marken etwa 15 cm hoch zu stehen und 25 cm Schenkelltinge genugen, um fur das Ver- schieben einen Theil des Electrodenstieles trocken zu halten. Um die kleinen Capacitaten zu erzielen, wird fir das Ver- bindungsstiick zwischen den geraden Schenkeln eine weitere Rohre gewahlt (vgl. Fig. 3). Fugt man ein Sttick von 10000 Ohm hinzu, welches nach C h a p e r o n unifilar abwechselnd gewickelt ist, so werden ohne weiteres WidersUnde bis 100000 Ohm noch gut messbar und unter Anwendung eines kleinen Condensators znr Compensation der electrostatischen Capacitiit auch noch bedeutend hohere Widerstiinde l), wodurch nothigenfalls die Anwendbarkeit des Rohres bei einem Anspruch auf einige Promille oder 1 Proc. Genauigkeit bis zu Flussigkeiten erweitert wird, die man be- reits ein ziemlich gutes Wasser zu nennen pflegt. - Zum Temperaturbad muss in solchen Fallen Petroleum gebraucht werden, was bei der Gestalt des Rohres aber auch ohne Schwierigkeit geschehen kann. Nur fdr ,,reines" Wasser und dergl. ist ein besonderes Qefalss von kleiner Widerstandscapacitbt oder auch ein Paar Tauchelectroden nothwendig. Die Bezifferuug der Marken wird man am bequemsten so einrichten wie in den Scalenrohren von $j 7. Die Electroden- stiele aus Nickel oder Silber, durch Reibung in Karken ge- halten, tragen unten Fuhrungsscheibchen und sodann Platin- drtlhte nit Electroden. Als Trager dient z. B. ein Biirettenhalter. 7. Scalenrohre. Zu den vorigen Qefassen wurde ein ver- schiebbarer Bruckencontact und eine Anzahl von Rheostaten- widerstanden in der tiblichen Weise voransgesetzt. I) Vgl. F. K., Wied. Ann. 49. p. 242. 1895; 66. p. 182. 1895; an ersterem Orte auch uber einige weitere Vorsichtemaaasregeln bei der Measung sehr grosser WiderstLinde. Die schlieasliche St6mng durch electrostatiecbe Lsdongen des Telephone vermeidet man grossentheh durch Erdableitung des Briickencontactes oder des mit ihm verbundenen Poles des Inductoriums.
  • 7. PIatinirte Electroden. 321 Erheblich weiter aber lasat das Verfaliren sich vereinfachen und in eine Form bringen, in welcher erstens das Leitvermogen bis auf einen runden Factor gleich abgelesen wird, zweitens weder Rheostat noch Bruckencontact verlangt wird, wenn man mit verschiebbaren Electroden uber einer durchgetheilten Scala auf dem Rohre arbeitet. Apparate und Rechnung werden dann so oinfach, dass die Bestimmung vom Leihermagen auch fur technische Zwecke verwendet werden kann. Ich glaube, dass dies vielfach nutzlich sein wird. Man verzweigt den Wechselstrom des Inductoriums durch zwei gleiche Widerstiinde (etwa je 10 bis 100 Ohm); an den einen schliesst sich der verstellbare Flussigkeitswiderstand, an den anderen ein bekannter Widerstand w. Das Telephon iiberbruckt in gewahnlicher Weise die beiden Arisatzstellen und die Electroden werden nun so geschoben, dass das Tonminimum eintritt, d. h. bis die Flllssigkeitssaule den Widerstand w hat. Die Bezifferung auf der Scala an don Stellen der Electrode giebt die Widerstands- capaciat C, bei welcher die Saule den Wider- stand w hat; also ist das Leitvermagen x = C/w, zvenn w eine runde Zahl ist, sofort zu be- rechnen. 1st w = 10, 100, 1000.. ., so giebt C die Ziffern des Leitvermogens unmittelbar. Am zweckmassigsten scheint mir die fol- gende Bezifferung der Scala Fig. 3 zu sein. Man denkt sich den Nullpunkt beider Thei- lungen in der Mitte des Verbindungsstuckes der beiden Schenkel und bezisert von da an symmetrisch auf beiden Schenkeln. Also diejenigen gleich hohen Stellungen der Electroden, zwischen denen die CapacitAt = 10 ist, er- halten die Ziffer 5. Lasst man die linke Electrode in dieser Stellung und verschiebt die rechte, bis die Capacitat 15 ist, so kommt an den jetzigen Platz rechts die Zahl 10. Nun 1Isst man rechts stehen, verschiebt links bis zur Capacitilt 20 und schreibt hier die Zahl 10 etc. Die Zwischenraume werden gleichmassig eingetheilt. (In der AusfUhrung gestaltet sich Ann. d. Phya. u. Chem. N F. GO. . 21
  • 8. 322 F. Koltlrausch. diese Auscalibrirung des Rohres vie1 einfacher, wie in Q 9 gezeigt wird.) Schweigt nun das Telephon nach Einfiillen der zu messenden Fliissigkeit , wenn die beiden Electroden auf den Strichen A + und R stehen, so ist C = L R und wieder x = C/w. 8. Allgemein brauchbare Anordnung der Bruckenverzweigung. Steht zur Vergleichung ein Rheostat zur Verfiigung, so braucht die Scala nur kurz zu sein. Damit aber ein kleinerer Satz von Vergleichswiderstanden, die nach Potenzen von 10 an- geordnet sind, in allen Fallen ausreicht, muss die kleinste brauchbare Widerstandscapacitat des Messrohres mindestens 10mal kleiner sein als die grosste. Fur technische Zwecke werden Electroden von cma im allgemeinen geniigen und dann lassen sich mit einem 20 cm langen Rohre leicht 'Ca- p pacitiiten von 1 bis 100 herstellen. Mit Riicksicht darauf, dass die relative Genauigkeit, auf welche es hier meistens ankommt, bei kurzer Fliissigkeitssilule klei- ner wird, wiirden aber bei einem An- b;p. spruch auf genauere Messungen und in- folge dessen auf einen nicht zu kleinen Querschnitt unbequeme Rohrdimensionen yoQ!!! T1 O Fig. 4. Td. herauskommen. Die folgende Anordnung (Fig. 4 ,welche fur alle Zwecke ausreicht und sich auf ) Rohren von 1/2 cma Querschnitt leicht an- wenden liisst, scheint mir mit den einfachsten Mitteln her- gestellt zu werden. Als Vergleichswiderstande wahlt man StUcke yon 100, 500, 2000 Ohm. Die Verzweigungswiderstande dagegen werden so gewahlt , dass man die Verzweigungsverhiiltnisse 1/1, loll und 100/1 herstellen kann. Mit Hulfe dessen stehen also als Vergleichswiderstande zur W ah1: lOO/lOO = 1 500/100 = 5 lOO/lO = 10 2000/100 = 20 500/10 = 50 100 2000/10 = 200 500 10 x 100 = 1000 2000 1 0 ~ 5 0 0 = 5 0 0 0 1 0 0 ~ 1 0 0 = 1 0 0 0 0 1 0 ~ 2 0 0 0 = 2 0 0 0 0 100 x 500 = 50 000 100 x 2000 = 200 000. Die Anordnung wird so getroffen (Fig. 4). I der unteren n Stopselreihe liegen die Verzweigungswiderstande in der Reihen-
  • 9. i’/ala(inirte Xlectroden. 323 folge 1, 10, 100, 1 (in Wirklichkeit etwa 5, 50, 500, 5 Ohm, sodass man durch Stopseln die Verhaltnisse 1/1, lop, l O O / l von links oder von rechts gerechnet haben kann. Die Zu- leitung des Messstromes muss fur Widerstande bis 100 Ohm bei a, fur solche von 2000 Ohm an bei b geschehen. Da man im allgemeinen die Grossenordnung des Widerstandes vorher kennt, und da zwischen 100 und 2000 die Zuleitung gleich- gultig ist, so ist diese Unbequemlichkeit nicht gross. Die andere Reihe von Klotzen enthalt erstens die drei Vergleichswiderstande, von denen der eine (in der Figur 2000) sich an den letzten Verzweigungsklotz anschliesst, und zweitens die Unterbrechungsstelle des Kreises, in welche die Fltissigkeit einzuschalten ist. Bei c tritt der Strom xum Inductorium zuriick. Rechts und links sind die Telephondrahte an- geschlossen. Die Widersttinde sind wie gebrauchlich in einem Kasten untergebracht, sodass das Ganze einen Apparat darstellt, welcher in Anbetracht dessen, dass er (ausser Inductorium und Telephon) alles zur Messung nothwendige enthalt, als ein einfacher be- zeichnet werden darf. Hat man zu diesen Widerstanden ein Rohr mit Capaci- tilten von 20-60 im genauen Einstellungsgebiet, so kann man alle Leitvermogen von Losungen genau messen. Die auszufuhrenden Rechnungen bestehen hochstens in Divisionen durch 2 oder 5. 9. D e Culibrirung des Rohres. Das Leitvermogen Eins i habe der Korper, dessen Centimeterwiirfel 1 Ohm Widerstand zeigt. I) Bestleitende Sauren von Blutwarme stellen ungefhhr diese Einheit dar (in welcher Kupfer 550000 hat). Division 1) ELI wird n h l i c h zweckmliasig sein, auch auf diesem Gebiete endlich die an das absolute Maasssystem angeschlossenen Massse zu ge- brauchen. Die bisherigen auf Quecksilber von Oo bezogenen Leitver- mogen wiirden also durch Multiplication mit 106SO auf das obige Maass reducirt werden, wenn uicht der frtihere Anschluss an daa Quechilber einschliesslich der Unsicherheit der slten Einheiten, insbesondere auch der Temperaturscala Fehler mit sich gefuhrt hlitte, welche mfrillig in gleichem Sinne wirken und einen um eine Anzahl von Tausendsteln grosaeren Reductionsfactor verlangen. Nach einer im Gange befindlichen Untersuchung durfte der Reductionsfactor der bisherigen Angaben im Durchschnitt etwa 10690 statt 10630 betragen. 21 *
  • 10. 324 F. Kohlrausch. - durch lo9 giebt also electromagnetische C.G.S. Einheiten des Leitvermogens. Die Bezifferung der Widerstandscapacitat des Rohres sol1 derartig sein, dass die Zahlen durch den Flussigkeitswiderstand dividirt, das Leitvermogen geben. 9 a. Electrisehe Calibrirung. Auf eine solche ist man bezuglich des gebogenen Verbindungsstiickes der Schenkel hin- gewiesen. Aber auch in einem cylindrischen Rohre wiirde man wegen der Stromausbreitung von den Electroden bei ge- uauen Messungeii eine empirische Bestimmung nicht ganz um- gehen konnen. Vgl. auch den Schluss von 9b. Man beschickt das Rohr mit einer Fliissigkeit von be- kanntem, bez. in einem Gefass von bekannter Capacitat be- stimmtem x. Um alsdann diejenigen Marken zu haben, zwischen denen die Widerstandscapacillt = C ist, stellt man die Electroden so, dass der Widerstand w = C / x Ohm ist. Es wird hierzu also ein Rheostat oder eine Briicke mit Schleif- contact serlangt. So kann man leicht eine Anzahl von Capaci- tiiten markiren (vgl. 0 7), wobei man die eine Electrode bei mehreren Bestimmungen auf einem Punkte stehen lasst. Die kleinste, durch die tiefsten Stellungen der Electroden zu erzielende Capacitat in dem unten erweiterten U-Rohre wird 3 bis 5 sein. Maximal leitende (x18 = 0,0493) Bittersalzlosung wird sich mit den Widerstanden von 60 bis 100 Ohm hier am meisten eignen; aber auch gesattigte NaC1-Losung (x18= 0,216) ist in Anbetracht dessen, dass die Einstellung der Electroden hier doch relativ ungenauer sein wird, im Allgemeinen wohl noch anwendbar, da sie einen Widerstand von 14 bis 23 Ohm giebt. Kin Bad von 18O angenommen, hat man also die Widerstandscapacititen 5, 10, 20 . .., 100 bei den Elektroden- stellungen, in welchen die Kochsalzlosung die Widersande 23,2, 46,3, 92,6 .. ., 464 Ohm zeigt. Rohren n i t einrelnen festen Marken. Praktisch wird man so vorgehen, dass man zu der tiefsten Stellung der einen Electrode die Stellungen der anderen fur die Capacitaten 5,lO . . bis zur hachsten sagen wir 50 sucht und dann zu der hochsten Fixstellung der zweiten Electrode die Stellungen der anderen fur die Capacillten 60, 70 . .. Riihren mit durchlaufmder Theiiung. Man sucht die beiden
  • 11. Platinirle Eiectroden . 325 gleich hohen Stellungen, welche die Capacitat 10 zwischen sich ergeben und welche spater jede mit 5 beziffert werden, lasst die eine Electrode hier stehen und sucht fur die andere dazu die Capacitaten 15, 20, 2 5 . . . , welche nachher mit 10, 15, . 20. . bezittert verden. Ebenso verfart man sodann mit dem anderen Schenkel. Kur wird eine Unbequemlichkeit daraus erwachsen, dass man nothwendig im Bade beobachten, aber nicht im Bade markiren kann. E s ist also entweder eine provisorische Theilung mit den Rohren zu verbinden, auf welche man zunachst die Ablesungen und spater die Marken bezieht, oder man miisste das Rohr nach jeder Einstellung herausheben. 1st jeder Schenkel in sich hinreichend calibrisch, so geniigt die Markirnng der untersten und der obersten Punkte, zwischen denen spater die Theilung gleichmassig ausge- f&hrt wird. 9 b. Kalibrirung durch Buswagen. Hat ein Rohr den Querschnitt q cma, so betragt die Strecke h, um welche eine Electrode verschoben werden muss, damit die Capacitat sich um A C andert, y. A C cm. 1st y bekannt, so braucht also nur ein Paar von Strichen , welches die Rohrkriimmung zwischen sich schliesst, empirisch bestimmt zu sein und man kann von d a dann durch Abmessung weiter vorgehen. Die Unbequem- lichkeit durch die Temperatur fallt hierdurch fort. Der Querschnitt wird in gewohnlicher Weise durch Aus- messen mit Quecksilber bestimmt.1) Nimmt eine in Luft gewogene Quecksilbermenge von m g bei 18O die Rohrlange 1 ein, so betriigt der Abstand zweier Theilstriche, welche den Unterschied A C der Capacitat anzeigen sollen, 0,0738 A C . mll, d s o fur den Zuwachs A C = 10 muss die Rohrlange 0 , 7 3 8 m l l betragen. Ftir Rohren von 'la Querschnitt fiillen Queck- cma silbermengen von etwa 34 g die Strecke zwischen zwei Strichen, welche den Capacitatszuwachs 10 bedeuten, nahe aus. Am bequemsten wurden die Stucke, welche die Schenkel bilden sollen , vor dem Zusammenblasen auscalibrirt und rnit vorlaufigen Marken versehen, wobei man zugleich gute Rohren- stucke aussucht. Aber auch am fertigen Gefke kann man jeden 1 ) Vgl. F K.,hitfaden, 8. A d . S 85. . . 1896.
  • 12. 326 F. Kohlruusch. Schenkel, den man vor dem Eingiessen des Quecksilbers mit einem festsitzenden , wenn nathig eingekitteten Stopfen ver- schlossen hat, unter Umkehren des Gefasses in leicht ersicht- licher Weise calibriren. Nachdem man die Marken, welche die gebogene Strecke zwischen sich e'inschliessend die Widerstandscapacitiit 10 geben (vgl. oben), electrisch festgelegt hat, theilt man von da nach oben, bez. soweit das Caliber nicht durch das Zusammenblasen beintrac,htigt worden ist, auch nach unten mit der vorhin ge- nannten Lange, welche den Zuwachs 10 ergiebt, als Grundlage auf jeder Seite. Die untersten Striche werden ungenau werden und mussen electrisch controlirt, bez. corrigirt werden. lYil1kiirliche l'heiluny. Natiirlich lasst sich, wenn man eine Rechnung nicht scheut, auch mit einer gewohnlichen Milli- metertheilung arbeiten. (Hat das Rohr nahe 1/2 cm2 Quer- schnitt, so bedeutet jedes Millimeter nahe A C = 0,02.) Man kann dann auch ohne vorglingige electrische Calibrirung so messen, dass man die eine Electrode an ihrem Platze lasst und die Widerstande w1 und to2 Ohm der Fliissigkeit hei zwei um hcm verschiedenen Stellungen der anderen Electrode bestimmt. 1st der Querschnitt des Rohres, in welchem verschohen wird, = pcm2, so ist das Leitvermogen 1 1 x= q w, - Wp Mit dem so ermittelten x kann man dann gleich die Wider- standscapacitat des unteren Theil (9 a) empirisch bestimmen. 10. Benettun9 der Electroden. Im allgemeinen verhalt das fein vertheilte Platin sich auch hier, so wie ich das fruher bemerkt und fur Dichtigkeitsbestimmungen von Fllissigkeiten mit dem Senkkorper benutzt habe, entgegengesetzt einer blanken Platinflache so, dass 8s vom Wasser leicht benetzt wird. Wie an Fliesspapier , so verbreitet sich ein Wasser- tropfen, den man an einen Punkt der kleinen Elektrode bringt, merklich momentan iiber die ganze Electrode. An trockenen Electroden von 5 cm Hohe zog die Benetzung vom Fuss aus sich fast zur vollen Hohe hinauf. Zuweilen aber tritt gerade das Gegentheil ein. Eine ver- schiebbare Electrode von etwa 3 cm Durchmesser, nicht so stark platinirt wie im Vorigen angenommen wurde, aber bei einer vor-
  • 13. Platinirte Electroden. 327 gangigen Widerstandsbestimmung ein tadelloses Tonminimum ergebend, war trocken geworden und wurde in eine Losung von Magnesiumsulfat gebracht : Das Minimum war vollig un- brauchbar! Die Electrode musste sich geandert haben. Schliess- lich zeigte sich, dass dieselbe von der Losung und auch von Wasser gar nicht benetzt wurde. Aufgespritztes Wasser lief ab wie Quecksilber, es bildete sich beim theilweisen Eintauchen ein stumpfer Raiidwinkel und die Electrode liess sich voll- kolnmen trocken herausheben. Bei nilherer Besichtigung machte sich der Zustand im Wasser auch optisch erkennbar, denn es zeigte sich eine be- trachtliche diffuse Lichtreflexion an der Platte, offenbar wegen der zwischen den Platintheilchen befindlichen Luftschichten. Auch spater hat dieselbe Electrode den Zustand der Nichtbenetzbarkeit, wenn sie ganz trocken geworden war, wiederholt gezeigt, und in ganz seltenen Fallen fand man ilhnliches auch an anderen Electroden. Zweifellos verdient die Erscheinung vom Standpunkt der Capillaritiit ein nilheres Studium, auch nach der Seite der Frage, ob das zugesetzte Blei bei ihr eine Rolle spielt. Der electrischen Verwendung steht sie ubrigens gar nicht im Wege, da man den abnormen Zustand sofort am Telephon bemerkt und da die Benetzbarheit mit Wasser sich sofort her- stellt, wenn man einen Bopfen'Alkohol an die Electrode gebracht hatte, welcher selbst momentan benetzt. Nachtheilig aber scheint die Eigenschaft der Verwendung der Lummer-Kurlbaum'schen Losung fur die Platinirung von Driihten zu sein, die zur Aufiilngung von Senkkorpern zu Dichtigkeitsbestimmungen dienen sollen. Wenigatens ist es uns bisher nicht gelungen, mit dieser Losung Driihte zu iiber- ziehen, welche auf die Dauer gut benetzt wurden, weder im schwarzen noch im gegliihten grauen Zustand. Oefters zeigten die schwarzen Drahte untergetaucht auch deutlich eine feine Lufischicht. 11. Reinigung der Electroden. Vor dem Platiniren scheint ausser den gewohnlichen Maassregeln nichts besonderes nothig zu sein, um einen guten Niederschlag zu erhalten. Zur Sicherheit haben wir wohl durch Stromwechseln zu Anfang jede Electrode durch das sich entwickelnde Chlor gereinigt.
  • 14. 328 F. Kohlrausdii. Nach dem Platiniren dagegen ist, falls die Electroden in schlechten Leitern gebraucht werden sollen, ein recht lange dauerndes Auswaschen nothwendig. Es gehen bei der Electro- lyse Bestandtheile in den Niederschlag hinein, welche erst in mehreren Tagen wieder heraustreten, wie man an dem, wenn auch verzogerten aber sehr harnackigen Anwachsen des Leitver- mijgens des Spiilwassers sieht. Moglicherweise ist nur Platin- chlorid , welches wahrend der Electrolyse mechanisch einge- schlossen worden war, die Ursache. War die Electrode ein- ma1 ausgewassert, so wiederholte sich die Erscheinung ilbrigens nicht, wenn man die Platinchlorid-Losung noch einmal langere Zeit mit der Electrode in Beriihrung gebracht hatte. Ge- mohnliches Auswaschen beseitigte den Stoff. Die von inir friiher beschriebene und von Hrn. K e l l n e r nilher studirte Absorption von Sauren und Alkalien’ ), welche platinirte Electroden nur mit besonderen Vorsichtsmaassregeln auf verdiinnte derartige Losungen anwenden lasst , zeigten diese Electroden natiirlich auch, aber wie es schien in nicht viel hoherem Maasse als friihere. Eine 2 proc. Salzsaure hatte 20 Stunden in einem Gefasse mit Electroden von j e 20 cma gestanden. Nachdem oft rasch ausgespiilt war, traten im Laufe eines Tsges allmahlich etwa 0,06 rng HC1 wieder aus dem Platin aus, welches mit Wasser in Beriihrung stand. 12. Haltbarkeit der Electroden,. Das Platinschwarz aus der bleihaltigen Losung ist lockerer und daher leichter mecha- nisch verletzbar als die bisher gebrauchlichen Ueberziige. Hieran muss man denken, wenn man verschiebbare Electroden aus ihrem Rohre nimmt. Man bewahrt dieselben dann am besten in einem Glasrohre auf. Uebrigens ist der Nieder- schlag nothigenfalls so leicht zu erneuern, dass der Nachtheil nicht schwer ins Gewicht fallt. 13. dbschwachung des Nessstromes. Fehler , welche aus der Stromwarme in den Flussigkeiten erwachsen, sind zuweilen viel grosser als Einstellungsfehler. Besonders bei den kleinen Gefassen (8 4) muss man dies berlicksichtigen und es wird sich nicht selten empfehlen, in den Stromkreis, z. B. an dem 1) P. K.,Wied. AIIR. 26. p. 171. 1885; K e l l n e r , Wied. Ann. 67. p. 79. 1896.
  • 15. Platinirte Electroden. 329 einen Pol des Inductoriums einen Ballastwiderstand einzu- schalten, der 1000 Ohm und mehr betragen kann. Ein un- geiibter Beobachter wird eine Abschwlchung des Stroms auch a19 eine Erleichterung der Einstellung finden, wenn das Mini- mum verwaschen ist, was die kleinen Electroden bei kleinen Widerstanden mit sich bringen. Man wird aber bei grossem Ballast bemerken, dass sich zuweilen iiber das Minimum ein anderes Geriiusch von wenig bestimmter TonhiShe lagert, iihnlich demjenigen , welches bei der Bestimmung sehr grosser Widerstandc stort. Dasselbe hilngt offenbar mit unregelmassigen statischen Ladurigen des Telephons zusammen, welche durch unsymmetrisch niangelhafte Isolation der ganzen Leitung entstehen (vgl. die Anmerkung p. 320). Das Gerausch verschwindet, wenn man die Leitung zwischen dem Ballast und der Briicke an einem Punkte mit der Gas- oder Wasserleitung verbindet. Ein Theil von den hier niedergelegten Erfahrungen ist bei der im Eingange erwahnten Arbeit mit den Hm. H o l b o r n und D i e s s e l h o r s t gewonnen worden; einige Punkte werden bei der VeriSffentlichung jener Arbeit noch eingehender ausge- fiihrt werden miissen. Ueber die rnit dem Dynamometer beatimmten Flueeigkeits- wideretiinde. Hieriiber darf ich wohl, obwohl der Gegenstand mit dem Vorigen nur lose zusammenhlngt, im Anschluss an Hrn. W. W i e n ’ s und meine Aeusserungen l) ein Wort zur Verstiindi- gung anfiigen. Nimmt man zunachst die Beschaffenheit von Wien’s Electroden fur die von G r o t r i a n und mir, bez. von mir allein gebrauchten Electroden an und berucksichtigt, dass die letz- teren im Verhaltniss 35:25 grosser waren, als die ersteren a), was in der Fehlerrechnung von W i e n , wegen eines Druckver- sehens in der Abhandlung vou G r o t r i a n und mir, nicht an- genommen wurde, so betragt auf Grund der Zahlen von W i e n 1) W. W i e n , Wied. Ann. 58. p. 37; 69. p. 267. F. K ib. 68. . p. 514. 1896. 2) P. K., Wied. Ann. 49. p. 236, Anmerkung. 1893.
  • 16. 330 E! Kolrlrausch. (1. c. 11. p. 270) der von dem beobachteten Widerstaride ab- zurechnende Betrag 0,058. 6/, = 0,041 Ohm = 0,044 Siem.-E. Berechnet man die hieraus entstehende Correction des Leit- vermogens fur alle mit diesen Electroden beobachteten Falle I), in denen dieselbe mehr als ein halbes Tausendstel betragt, im Ganzen neun Falle, so ulnfassen dieselben von den Haupt- bestimmungen bei 18O nur zwei, niimlich NH4C1 20 und 25 Proc. mit 0,6 und 0,7 Tausendsteln. Die ubrigenn treffen Leitvermogen in hoherer Temperatur, namlich von KOH 25 und 33 Proc. und NaCl 24 Proc. mit 0,6,KCl 21 Proc. mit 0,7 und NH,C1 15 Proc., 20 Proc. und 25 Proc. mit 0,7,0,8 und 0,95 Tausendteln. Correctionen von doppeltem Betrage wiirden noch von geringfugiger Bedeutung sein. Auch jene, in ihrer Bedeutung ganz verschwindenden Fehler hatte man durch Anwendung anderer Widerstandsgefasse vermeiden konnen; warum dies absichtlich nicht geschehen ist, hnbe ich fruher gesagt. Zweitens entsteht die Frage, wie weit die Correction in der angegebenen Weise, d. h. unter Zugrundelegung der Polarisa- tion an den von W i e n benutzten Electroden berechnet wer- den darf. Hier muss man, wie auch Hr. W i e n thut, unter- scheiden. Einige untergeordnete Beobachtungsreihen sind von mir, urn mit weniger Losung nuszureichen, zwischen kleineren Electroden gewonnen worden ".F u r diese Beobachtungen suchte ich mich zu iiberzeugen, dass der Fehler unterhalb 1Proc. blieb, ,,weil dies fur viele Zwecke geniigt". Auf die behufs dieser Controlle von mir angestellten Beobachtungen mit lang- sameren Stromschwingungen wurde eine grossere als die fur den Zweck nothwendige Miihe nicht verwendet und da bei den langsamen Stromschwingungen der Scalenausschlag nur etwa 1/4 Scalent>heilauf 1 Siem.-E. betrug, so ist die Genauigkeit des Resultates hier nicht hoch anzuschlagen. Dass diejenige Be- obachtung (mit 1,6 Siem.-E. Zunahme des beobachteten Wider- standes von 70 auf 30 Umdrehungen des Sinusinductors; vgl. Ann. 6, p. ?), aus welcher Hr. W i e n auf eine vie1 grossere Polarisation als die seinige schliesst, von mir ge- druckt lnitgetheilt worden ist, geschah nur deswegen, weil diese .~ 1) Pogg. Ann. 164. p. 217. 1875; 169. p. 242. 1876; Wied. Ann. 6 p. . 15. 1879. 2) F. K.,Wied. Ann. 6 p. 7. 1879. .
  • 17. Plutinirte Electroden. 331 Beobachtung die grosste Abweichung ergeben hatte, also nicht unterdriickt werden durfte. Andere Reihen in meinen Protocollen zeigen mit denselben Electroden kleinere Abweichungen. Auch aus den gedruckten Zahlen wiirden sich andere Combinationen bilden lassen, welche eine vie1 kleinere Polarisation anzeigen. Es hat aber keinen Zweck, diesen Gegenstand zu ver- folgen, da es ziemlich gleichgiiltig ist, ob die betroffenen Korper, namlich die concentrirteren Losungen einiger Jodide, Fluoride und Lithiumhydrat ein ganzes Procent Fehler haben oder weniger. Von dem Silbernitrat , welches ein grosseres Interesse bietet als jene Korper, kann man jedenfalls das letztere annehmen, weil erstens die Widerstinde da ziemlich gross bleiben und ferner die Electroden frisch iiberplatinirt worden waren. Von Bedeutung sind bloss die grossen Electroden. Ueber diese will ich bemerken, dass sie ausgiebig platinirt und schon schwarz waren, und ich halte es von vornherein far sehr unwahrscheinlich , dass ihre Polarisation grosser war, als diejenige der von W i e n benutzten Electroden. Zur Be- rechnung der Polarisation auf Grund der von Hrn. W i e n ge- gebenen Satze bieten die bei verschiedenen Geschwindigkeiten des Inductors gefundenen scheinbaren Widerstande ein wenn auch unvollkommenes, aber unter Anwendung der Wahrschein- lichkeitsrechnung fur die Bestimmung der Grossenordnung geniigendes Material. Jeder Widerstand ist durch 20 Ab- lesungen des Dynamometers gewonnen, so dass auch langsamere Rotationen bessere Resultate liefern, als man auf den ersten Blick glaubt. l) Bei der Eingangs erwahnten Arbeit sol1 der Gegenstand ausfiihrlich behandelt werden. Wenn es auch selbstverstandlich ist, so mochte ich schliess- lich noch besonders hervorheben, dass ich nicht im Entfern- testen die Neuheit oder das Verdienst von Hrn. Wien's Unter- suchung und Auffassung der Electrodenpolarisation in Zweifel ziehen wollte. Dass das Einsetzen einer Capacitit nicht ge- l) Die ungewohnliche Abweichung in den Werthen m 15 kg Belaatung (Pogg. Ann. 164. p. 9. 1875) hat aich bei der Revision der Protocolle aufgekllirt.
  • 18. 332 P. Kohlrausch. Platinirte Electroden. nugte, um alle Erscheinungen zu erklaren, empfand ich bei dem Versuche, meine diesbezuglichen Beobachtungen I ) quanti- tativ zu behandeln. Aber die Erledigung der Frage ist unter- blieben, weil ich den von Hrn. W i e n scharfsinnig einge- schlagenen Weg, urn dem Gegenstand beizukommen, nicht fand. Meine neuliche Erwiderung sollte sich nur auf die von mir begangenen Fehler beziehen und lediglich feststellen, dass ich die Fehler des Dynamometers ihrer Grosse nach von vorn- herein richtig geschatzt hatte und denselben hierdurch in dem Maasse entgangen war, wie ich angenommen hatte. Das ist ein Ehrgeiz, zu welchem ein Physiker nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet ist. C h a r l o t t e n b u r g , December 1896. 1) F. K ,Pogg. Ann. Jubelband p. 301. 1874. .