Beobachtung und Analyse einer didaktischen Situation Arbeitsauftrag 1
1. Beobachtung und Analyse einer didaktischen Situation
Arbeitsauftrag 1
Modul 10 – Didaktisches Design Vertiefung
Hochschullehrgang eEducation3
Donau-Universität Krems
eingereicht bei
Dr. Gottfried Csanyi
Juli 2010
Heiko Vogl
2. Didaktisches Design Vertiefung
Inhaltsverzeichnis
1 Aufgabenstellung ...................................................................................................................................................... 3
2 Sondierung.................................................................................................................................................................. 7
3 Auswahl der konkreten didaktische Situation ..................................................................................................... 9
4 Beobachtung und Dokumentation der didaktischen Situation....................................................................... 10
5 Befragung ................................................................................................................................................................. 11
6 Analyse ...................................................................................................................................................................... 12
7 Mögliche Lernziele dieses Arbeitsauftrags. ...................................................................................................... 13
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3. Didaktisches Design Vertiefung
1 Aufgabenstellung
Beobachtung und Analyse einer didaktischen Situation Aufgabe
Lernen - und damit einhergehend oft auch didaktisches Handeln - findet nicht nur in Situationen des
institutionalisierten Unterrichts statt, sondern beinahe ununterbrochen und ganz unauffällig eingeflochten
in den Alltag.
Wenn wir einen Fahrplan studieren, lernen wir etwas (oder beabsichtigen das zumindest). Wenn wir eine
Bahnmitarbeiterin nach den verschiedenen Tarifen für ein Strecke fragen, versuchen wir ebenso etwas zu
lernen und engagieren dafür gleichzeitig die Dame von der Bahn als eine Art Lehrerin. Wenn wir unserer
Mutter oder unserem Großvater erklären, wie man beim Fernsehapparat von Digital- auf Satelliten-
Empfang umschaltet, wollen unsere Verwandten etwas lernen und engagieren uns als LehrerInnen. Von
Lern- und Lehr-Situationen in betrieblichen Zusammenhängen will ich gar nicht erst reden.
Mit einem Wort: Lernen ist immer und überall. Und häufig wird es von Lehraktivitäten begleitet. Wir
merken es nur normalerweise nicht, bzw. interpretieren viele didaktische Situationen spontan nicht als
solche.
Das soll nun anders werden. Denn Ihre erste Aufgabe in diesem Modul besteht darin, eine didaktische
Situation aus ihrem täglichen Leben zu beobachten, zu dokumentieren und zu analysieren.
Eine didaktische Situation - Was ist das? Nun, dafür braucht es nicht viel, genau genommen nur drei
Elemente:
1. eine Person, die etwas lernen will, sich also Kenntnisse oder Fähigkeiten (eventuell auch Einstellungen)
anzueignen gedenkt, über die sie zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht verfügt. Kurz: eine/n LernerIn.
2. ein (konkretes) Lernziel, also ein Exempel aus den eben erwähnten Kenntnissen oder Fähigkeiten (oder
ggf. Einstellungen ), über welche der/die LernerIn zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht verfügt, aber gern
verfügen will.
3. eine zweite Person, die den/die LernerIn dabei unterstützen will, soll oder muss, das Lernziel besser,
schneller oder billiger (mit geringerem Aufwand) zu erreichen. Kurz: ein/e LehrerIn.
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4. Didaktisches Design Vertiefung
Damit hätten wir alle Komponenten zusammen, die Sie brauchen, um eine entsprechende Situation in
Ihrem Alltag aufzufinden. (Autodidaktische Situationen, die ohne LehrerIn auskommen, wollen wir für
diese Phase des Kurses ignorieren, da Sie als Material für den Augenblick wenig hergeben.)
Ihre eigene Rolle kann In Hinblick auf die zu beobachtende Situation verschieden sein: Sie sind entweder
a) ausschließlich BeobachterIn (LernerIn und LehrerIn sind andere Personen)
b) LernerIn und gleichzeitig BeobachterIn
c) LehrerIn und gleichzeitig BeobachterIn
Jede der drei Optionen bietet Vor- und Nachteile, die sich aus der Kombination der Faktoren Innensicht
und Objektivität ergeben. (Demnach hätten Sie den optimalen Lerngewinn aus diesem Arbeitsauftrag,
wenn Sie drei verschiedenen Situationen analysieren, in denen Sie jeweils ein der drei genannten
Rollen(kombinationen) einnehmen. Aber ich will Sie damit nicht überlasten.)
Kommen wir damit zum Kern des Auftrags:
Wählen Sie bitte eine didaktisch Situation in ihrem privaten oder beruflichen Alltag aus, in der ein/e
LehrerIn im oben definierten Sinn bestimmte Handlungen setzt, um eine geplante didaktische Wirkung zu
erzielen, und beobachten Sie die Effekte, die diese Handlungen tatsächlich haben.
[Anmerkung zur Rollenoption a): Da Sie evtl. nicht wissen (können), wann sich eine geeignete Situation
bieten wird, müssen Sie bereit sein, sehr spontan zuzugreifen.]
Die Aufgabe besteht im Detail aus mehreren Schritten:
1. Sondieren Sie mögliche Situationen, damit Sie sich auf die Auswahl und auf Ihren Einsatz vorbereiten
können: welche didaktischen Situationen ereignen sich immer wieder bzw. sind mit einer gewissen
Regelmäßigkeit zu erwarten?
2. Wählen Sie eine konkrete didaktische Situation aus.
3. Beobachten und dokumentieren Sie diese Situation (in Form von schriftlichen Notizen oder auch einer
medialen Aufnahme)
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5. Didaktisches Design Vertiefung
3.1 Rahmenbedingungen (Zeit, Ort, beteiligte Personen)
3.2(wahrgenommene, logisch erschlossene oder angenommene) Lernziel(e)
3.3die gesetzten didaktische Handlungen / Interventionen
3.4deren (wahr- bzw. angenommene) Absicht
3.5die tatsächlichen (wahrgenommenen oder aus Wahrnehmungen erschlossenen) Wirkungen.
4. Fragen Sie (falls nötig und möglich) bei den beteiligten Personen nach:
4.1LernerIn und LehrerIn: Was waren die tatsächlichen Lernziele?
4.2LehrerIn: Warum haben Sie diese didaktischen Handlungen gesetzt? Was wollten Sie damit erreichen?
4.3LehrerIn: Warum nahmen Sie an, dass Ihre Handlungen die gewünschten Wirkungen erzielen würden?
4.4LernerIn:Welche Wirkungen haben die gesetzten didaktischen Handlungen tatsächlich bei Ihnen
ausgelöst?
[Anmerkung:Falls Sie eine solche Befragung durchführen, achten Sie bitte darauf, dass Sie zuerst Ihre
eigenen Annahmen zu diesen Fragen schriftlich oder medial fixiert haben.]
5. Analysieren Sie die dokumentierten Beobachtungen und ggf. Ergebnisse der Befragung:
5.1Wurden die gewünschten didaktischen Wirkungen erzielt?
5.2Falls ja: aufgrund der ursprünglich getroffenen Annahmen oder (evtl.) aus anderen Gründen?
5.3Falls nein - was mögen die Gründe für die unerwarteten / unerwünschten Wirkungen gewesen sein?
[Anmerkung:Es ist keineswegs erforderlich, für diese Analyse theoretische Literatur zu Rate zu ziehen.
Verlassen Sie sich dafür ruhig auf ihr derzeitiges Wissen. Falls Sie doch Literatur verwenden, bitte nicht
auf die Quellenangabe vergessen.]
6. Bonusauftrag: Identifizieren Sie die Lernziele dieses Arbeitsauftrags.
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6. Didaktisches Design Vertiefung
7. Erstellen Sie einen kurzen Bericht, der so knapp wie möglich und so ausführlich wie erforderlich auf die
Punkte 1 bis 5 (oder 6) eingeht. (Das sollte irgendwo zwischen einer und drei A4-Seiten zu machen sein.)
Viel Spass bei der Arbeit - und achten Sie auf Ihr Zeitbudget (max. 6h)!
Diese Arbeit wird nicht bewertet, sondern definiert die Ausgangsbedingungen Ihres individuellen
Lernprozesses im aktuellen Modul.
Abgabeschluss ist idealerweise der 12. Juli 2010, definitive deadline ist der 14.Juli 2010 23:55
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7. Didaktisches Design Vertiefung
2 Sondierung
Als Mitarbeiter des Zentrums 2 nationale und internationale Bildungskooperationen sowie Public Relation
an der Pädagogischen Hochschule Steiermark(PHSt) bin ich für die Wartung und Verwaltung des Virtual
Erasmus Office (VEO), sowie „Verwaltung der Einrichtungen PHSt und der Benutzer auf www.mahara.at
zuständig. Beide Portale werden für die Betreuung der Erasmus-Studierenden-Mobilität (SMS) der PHSt
genutzt.
Das VEO wird als Kommunikations- und Informationsplattform vor, während und nach der Durchführung
der Erasmus-Mobilität verwendet. Es wird für Erasmus-Outgoings und Erasmus-Incomings genutzt.
Aufgabe des Virtual Erasmus Office ist es
• Incomings vor, während und nach ihrem Aufenthalt in Graz zu betreuen
• Outgoings vor, während und nach ihrem Auslandsaufenthalt zu betreuen
• die Kommunikation zwischen Studiengangsleiter/in und Outgoings zu sichern
• die Kommunikation zwischen Zentrum 2 und Outgoings bzw. Incomings zu erleichtern und zu
sichern
• als Informations- und Datenpool für alle Beteiligten zu dienen
• den Informationsfluss zu organisieren und zu archivieren
• die Kommunikation zwischen den Outgoings in den unterschiedlichen Ländern zu erleichtern
Das E-Portfolio System Mahara dient der Dokumentation des Erasmus-Studierenden-Aufenthaltes der
Erasmus Outgoings.
Das Portfolio hat dabei drei Hauptzwecke zu erfüllen:
• Reflexionsportfolio: individuelle, begleitende Reflexion des eigenen Lernprozesses an der
Gasthochschule
• Vorzeigeportfolie: digitales Präsentationsportfolio über den Auslandsaufenthalt in akademischer,
kultureller und sozialer Hinsicht
• Vorzeigeportfolio: digitales Präsentationsportfolio über die im Gastland absolvierte Praxis
Für beide Systeme werden vom Zentrum 2 nationale und internationale Bildungskooperation sowie Public
Relations Schulungen angeboten. Bei der Bedienung des VEO haben die Erasmus-Studierenden kaum
Probleme. Anders verhält es sich hingegen beim E-Portfolio System Mahara. Das Portfolio wird bereits vor
dem eigentlich Auslandsaufenthalt mit einer 2 Stündigen Einführung in das System gestartet. In dieser
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8. Didaktisches Design Vertiefung
Schulung wird das notwendige Framework in Mahara angelegt. Erste Dateien werden hoch geladen,
Blogs angelegt, Postings erstellt und Ansichten mit Artefakten gefüllt.
Während des Studienaufenthaltes sollte ein wöchentliches Posting formuliert und am Ende des
Aufenthaltes daraus drei Ansichten (persönlicher Steckbrief, Praxis, Mobilität) erstellt werden.
Zwei Wochen nach den Ende des Erasmus-Auslandsaufenthaltes müssen die Links zu allen Views der
Erasmus Koordinatorin und dem/der Praxisbetreuer/in per E-Mail übermittelt werden.
Meist kurz vor der Beendigung dieser zwei Wochenfrist häufen sich die Supportanfragen wegen
technischer Probleme per Chat, Skype, Mail und Telefon.
• Wie kann ich eine Ansicht freigeben?
• Wie kann ich ein Bild in die Ansicht einfügen?
• Welches Passwort habe ich?
• Ich habe viele Foto, wie kann ich diese einfach in Mahara einbinden?
• Darf ich auch Videos und Musik in Mahara einbinden?
• …
Die meisten der Fragen betreffen den Bereich der Ansichten in Mahara. Die Probleme der Studierenden
sind auch durchaus verständlich, da zwischen der Einschulung in Mahara und der Fertigstellung der
Ansichten durchschnittlich sechs bis zehn Monate.
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9. Didaktisches Design Vertiefung
3 Auswahl der konkreten didaktische Situation
Auf Grund der sich aktuell wieder gehäuften „Mahara-Support-Anfragen“ hab ich mich für folgendes
didaktisches Szenario entschieden:
Beantwortung eine Mahara-Support-Anfrage
Mahara-Support-
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10. Didaktisches Design Vertiefung
4 Beobachtung und Dokumentation der didaktischen Situation
Die erwartete Anfrage erfolgte kurz nach der Definition des didaktischen Szenarios. Sie war auf Grund des
verwendeten Mediums und der Uhrzeit überraschend. Die Kontaktaufnahme einer Erasmus-Studierenden
aus Barcelona erfolgte über den Facebook-Chat und erreichte mich spät am Abend über das Nimbuzz-
App am Smartphone. Die Studierende arbeitete zu dieser Zeit an Ihrer Mahara-Ansicht in der
Studierendenbibliothek an der University of Barcelona (ES). Die Anfrage bezog sich auf das Einfügen von
Bildern in eine Mahara Ansicht.
Mein Ziel war es ein Bild als Beispiel in die Ansicht einzufügen.
Als didaktische Handlung startete ich ein Step by Step Tutorial mit Stichworten über das Nimbuzz-App am
Smartphone, deren Absicht es war der Studierenden schnell und effektiv zu helfen. Die Reaktion der
Studierenden aus Spanien war der Hinweis per Chat: „Das funktioniert nicht, das ist da anders“. Nach
einem zweiten erfolglosem Versuch am Smartphone wechselte ich auf den Computer, startete Mahara
und Nimbuzz. Die erforderlichen Schritte wurden nun von der Studierenden und von mir synchron in
Mahara durchgeführt. Bei problematischen Schritten erhielt sie zusätzlich per Nimbuzz Screenshots. Die
per Chat erhaltene Step by Step Tutorial kopierte Sie in Word und hatte somit eine Dokumentation für das
weitere Einfügen der Bilder.
Am Ende des Chats wurde vereinbart, das weitere Anfragen aus Spanien per E-Mail gestellt und
beantwortet werden.
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11. Didaktisches Design Vertiefung
5 Befragung
LernerIn und LehrerIn: Was waren die tatsächlichen Lernziele?
Lernerin: Die tatsächlichen Lernziele waren „das Auswählen und Öffnen der einzelnen Bilder in einem
gesonderten Fenster und das anschließende Einfügen der Bilder in den geschriebenen Text“-
Lehrer: „Aufgrund der Uhrzeit und der schwierigen Eingabe am Smartphone wollte ich eine einfache und
schnelle beispielhafte Lösung der Anfrage“
LehrerIn: Warum haben Sie diese didaktischen Handlungen gesetzt? Was wollten Sie damit
erreichen?
Lehrer: „Das Step by Step Vorgehen habe ich bereits oft als zielführenden Ansatz erlebt. Meiner Ansicht
nach hätte das Probleme mit wenigen und kurzen Beschreibungen gelöst werden können. Leider hat mein
gedankliches Abbild von Mahara nicht mehr mit der realen Situation übereingestimmt. Das Update von
Mahara auf www.mahara.at hatte große Änderungen des Interfaces zur Folge. Meine Step by Step
Anleitung war schlicht weg falsch. Erst durch das gemeinsame Erarbeiten war es möglich die richtigen
Schritte per Chat zu posten.“
LehrerIn: Warum nahmen Sie an, dass Ihre Handlungen die gewünschten Wirkungen erzielen
würden?
Lehrer: „Durch den Tutoriellen Ansatz der Handlung war ich überzeugt das einfache Problem lösen zu
können“
LernerIn: Welche Wirkungen haben die gesetzten didaktischen Handlungen tatsächlich bei Ihnen
ausgelöst?
Lernerin: -„Nach langem eigenständigen Herumprobieren bevor unserem Gespräch, habe ich
anschließend verstanden, wie das Einfügen von Bildern in dem System Mahara funktioniert (was meiner
Meinung nach nicht dem Vorgehen wie im "Word" gleicht) Da ich Bilder endlich erfolgreich einfügen
konnte war ich wieder motiviert meinen Erasmuserfahrungsbericht fortzusetzen.“
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12. Didaktisches Design Vertiefung
6 Analyse
Die gewünschte didaktische Wirkung wurde erst im zweiten Anlauf erzielt. Der erste Versuch scheiterte
durch unterschiedliche Ausgangssituationen. Die Studierende arbeitete bereits auf der neuern Mahara-
Version, während in meinen Gedankenmodel noch die ältere Version existierte. Erst das Feedback der
Studierenden „das funktioniert nicht, das ist da anders“ half das Problem zu lösen.
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13. Didaktisches Design Vertiefung
7 Mögliche Lernziele dieses Arbeitsauftrags.
Meiner Ansicht nach könnten folgende Lernziele als Basis für diesen Arbeitsauftrag gedient haben:
• Die Sichtweisen des Lehrenden und der Lernenden soll bezüglich einer definierten didaktischen
Situation analysiert werden.
• Dem Lehrenden soll sein didaktisches Handeln bewusst werden und er soll die daraus
resultierende Aktionen reflektieren.
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