Angewandte Philosophie an der Universität Duisburg-Essen.
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1. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Selbstregulierung bei Computerspielen
Erkenntnisse aus der Evaluation der Selbstregulierung in der
Schweiz im Auftrag des BSV
3. Nationales Fachforum Jugendmedienschutz, 7.9.2015 in Bern
Workshop 12: Jugendschutz und Regulierung im Bereich der
Computerspiele und von Apps
Julian Wallace
Abteilung für Medienwandel und Innovation
IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Universität Zürich
j.wallace@ipmz.uzh.ch
2. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Zielsetzung und Methode
Erfassung von Computerspiel-Selbstregulierung in der Schweiz
1. Analyse der Selbstregulierung
• Interviews mit Institutionenvertretern und anderen Stakeholdern
• Dokumenten- & Sekundäranalyse
2. Evaluation der Leistungen zum Jugendmedienschutz
Governance-Choice-Ansatz – 4-A-Ansatz
(nach Latzer, Price, Saurwein, Verhulst 2007)
• Repräsentative Elternbefragung zum JMS (WIP-CH 2013)
• Online-Testkäufe & Mystery-Shopping
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3. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Performance/Leistungsbeurteilung (4A-Ansatz)
Elternbefragung (n=323, WIP-CH)
Testkäufe offline (n=120, Blaues Kreuz)
Testkäufe online (n=90)
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Theoretische Analysen
Nutzen von Selbstregulierung für die Industrie
Risiken in Folge von Regulierungsversagen
Initiativen/Erfolgsfaktoren: Empirische Erhebung (Dokumentenanalyse, Interviews)
Stellenwert des Jugendschutzes in der Trägerorganisation
Reichweite der Selbstregulierungsinitiative
Beschwerdemanagement und Sanktionierung
Abbildung 1: Schematische Darstellung des Analyseansatzes
4. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Ganzer Markt erfasst?
Signalisierung?
Orientiert man sich daran?
Alterskontrolle, Sanktion?
Governance-Choice Ansatz
• Analyseschema für Evaluierung der Leistungen von
Selbstregulierungsinstitutionen
Einführung/Etablierung (Adoption)
Bekanntheit/Aufmerksamkeit (Awareness)
Anerkanntheit/Akzeptanz (Attitude)
konkrete regulatorische Handlung (Action)
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Einschätzung der Trägerschaft der Selbstregulierung: Qualitat. Analyse
Sichtbarkeit von Alterskennzeichnungen: Elternbefragung
Überprüfung der Verkaufskontrolle: Testkäufe
5. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Branchenverband der Computerspiele
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SIEA/PEGI Code of Conduct
Wirkungsbereich: interaktive Unterhaltungsmedien
Altersklassifikation
Abgabekontrolle
6. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Film-/Spielesektor Regulatorischer Mehrwert der Selbstregulierungsinitiativen
Problemorientierung Adressierung von prioritären Problemlagen mit hohem Risiko +
Normsetzung/
Standards
Differenziertes Klassifikationssystem, das deutlich über die
rechtlichen Mindestanforderungen hinausgeht
+
Normdurchsetzung/
Implementierung
Signalisierung:
++ (vermutlich) hohe Abdeckung der Produkte mit Altersfreigabe
– teilweise Defizite (Platzierung, Grösse, Mehrfachkennzeichnung)
Abgabenkontrolle:
45% Abgabe ungeeigneter Produkte bei Testkäufen
+/–
Normdurchsetzung/
Sanktionierung
gegeben (regelmässige Kontrolle; fallweise Sanktionierung) +
Wirkungsbereich Sektoren mit starker Nutzung durch Jugendliche,
teilweise regionale Abdeckungslücken; beschränkter Einfluss auf
internationale Plattformen; keine Wirkung in nicht-monetären
Märkten,
tendenziell sinkende Bedeutung des national kontrollierbaren
stationären Handels
+/–
Evaluierungsergebnisse: Film- & Spielesektor
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7. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
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85
15
32
20
11
6
48
26
8
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
ja nein immer häufig manchmal nie sehr etwas gar nicht
Bekanntheit der
Altersklassifizierung
Nutzung der Alterklassifzierung zur
Orientierung
Nützlichkeit der Alterklassifizierung
Bekanntheit - Nutzung - Nützlichkeit
* n=323 Eltern mit Kindern unter 18 Jahre, WIP-CH
Alterskennzeichnung aus Sicht der Eltern (Spiele & DVDs)
8. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
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Offline-Testkäufe, n= 54
Ergebnisse der Offline-Testkäufe
54%
36%
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
Computerspiele
Verkauf ungeeigneter Produkte nach Altersklassifikation
(in %, n=54)
16+ 18+
9. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Ergebnisse der Online-Testkäufe
Nein, 67 Nein, 67
Ja, 33 Ja, 33
Ja, 100
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Monetäre Anbieter Monetäre Anbieter ohne CoC Nicht-monetäre Anbieter
Konnten jugendgefährdende Inhalte bezogen werden?
Nein Ja
Online-Testkäufe, n = 45 (je 15 Plattformen) Seite 9
10. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Empfehlungen
Verbände
• Regelmässige Kontrollen (Testkäufe) durch SIEA; evtl. gemeinsame Testkäufe Spiele
und Filme (Synergieeffekte)
• Kommunikation der Ergebnisse
• Hinwirken auf bessere Umsetzung, Sanktionsinstrumente bei Bedarf einsetzen
• Abgabenkontrolle Online: 18+ Titel nur mit Kreditkarte oder Altersverifikation
Staat/Behörden:
• Kooperation / finanzielle Unterstützung der Testkäufe
Optional:
• Längerfristig ggf. gemeinsame europäische Lösung bei Klassifizierungssystemen
• Ggf. Abschätzung der Möglichkeiten und des Mehrwerts einer Ko-Regulierung
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11. IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Link zum offiziellen Bericht:
http://www.mediachange.ch/media//pdf/publications/11-
15d_eBericht1_offiziell.pdf
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Notas del editor
Kontext
Programm «Jugend und Medien» (2010-2015)
Im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen
Untersuchung des Wirksamkeit des Jugendmedienschutzes in der Schweiz - Ist zusätzliche (staatliche) Regulierung nötig?
Mandat 1: Nutzungstrends und Gefahren/Risiken
Mandat 2: Regulierung der Kantone
Mandat 3: Selbstregulierung der Industrien
Mandat 4: Regulierungsmodelle anderer Staaten
Untersuchungsdimensionen und Parameter im Detail:
Assessment der Kontextfaktoren erfolgt v.a. mittels theoretischer Analyse
Faktoren die wir hier berücksichtigen sind z.B.:
Der Nutzen einer Selbstregulierung für die Industrie
Die Interventionskapazität des Staates («stick»)
Risiken in Folge eines Regulierungsversagens, Marktfragmentierung
Verfügbarkeit von Branchenorganisationen
Evaluierung der Initiativen nach Erfolgsfaktoren erfolgt mittels empirischer Erhebung:
Stellenwert des Jugendschutzes, Stakeholder Involvierung
Beschwerdemanagement, Kontrolle und Sanktionierung
Verfügbare Ressourcen
Evaluierung von Performance Indikatoren erfolgt durch Interviews, Befragung und Wirksamkeitstests
Elternbefragung im rahmen des WIP (323) zu Alterskennzeichnung und Nutzung von Internetfiltern
Testkäufe (online, offline)
britische Regulierungsbehörde Ofcom entwickelt und angewendet wurde, wird auch für die Evaluation des Schweizer Jugendmedienschutzes angewendet
Die Dimension Einführung/Etablierung (Adoption) geht von der Beobachtung aus, dass es in vielen regulatorischen Fragen zu keiner Einführung von Selbstregulierungsmassnahmen durch die Industrie kommt. In dieser Evaluierungsdimension geht es daher um die Fragen, ob und wie Branchen auf regulatorische Herausforderungen reagieren, ob und welche Initiativen zur Selbstregulierung sie schaffen, durch welche Akteure die Initiativen initiiert und getragen werden und wie viele der potenziell betroffenen Unternehmen sich der Initiative anschliessen. Des Weiteren geht es darum, welche konkreten Ziele die Initiative verfolgt, welche Strukturen und Prozesse bestehen und ob diese problemadäquat gewählt und angemessen implementiert sind.
Die Dimension Aufmerksamkeit/Bekanntheit (Awareness) geht von der Überlegung aus, dass Initiativen ein adäquates Bekanntheitsniveau bei relevanten Stakeholdern aufbauen müssen, um Wirkung entfalten zu können. Dabei ist nicht nur die Bekanntheit innerhalb der betroffenen Branche relevant, sondern häufig auch jene unter betroffenen Stakeholdern, wie z.B. Konsumenten und staatlichen Stellen. Ein hoher Bekanntheitsgrad gilt vielfach als Voraussetzung für eine positive Leistung (Performance).
Die Dimension Anerkanntheit/Akzeptanz (Attitude) geht von der Überlegung aus, dass die Leistung der Initiativen davon abhängt, ob die relevanten Stakeholder der Initiative gegenüber eine positive Einstellung/Haltung zeigen, diese entsprechend anerkennen, schätzen und unterstützen. Dazu gehören v.a. die teilnehmenden Unternehmen, die den Nutzen der Initiative sehen und deren Autorität anerkennen sollten. Es geht dabei aber auch um die Wertschätzung, die den Initiativen durch andere relevante Stakeholder entgegengebracht wird. Ein hohes Mass an Wertschätzung kann sowohl als Voraussetzung als auch als Indikator für eine positive Leistung herangezogen werden.
Schliesslich geht es im Rahmen einer Evaluierung auch zentral um die regulatorischen Handlungen (Action), die zur Umsetzung der Ziele dienen. Dazu gehören die Handlungen jener Akteure, die regulierend tätig sind (z.B. die Durchsetzung von Sanktionen durch zuständige Organisationen), die Handlungen jener Akteure, die reguliert werden (z.B. die Regelbefolgung/Compliance durch die Industrie) und die Handlungen jener Gruppen, die von der Regulierung betroffen sind (z.B. das Konsumverhalten von Eltern und Kindern). Analysen entlang von Handlungsindikatoren ermöglichen eine Bewertung der Wirksamkeit der gesetzten Massnahmen.