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Seminar: Soziale Bewegungen in Deutschland




                                               Structural Strains




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation:

  1. Unzufriedenheit wird durch die (subjektive) Wahrnehmung
     einer relativen Benachteiligung (=Deprivation) verursacht.

         •      “Relative deprivation defined as a perceived discrepancy
                between men’s value expectations and their value
                capabilities *…+” (Gurr 1970: 37)
         •      Value Expectations: Was wir glauben zu verdienen
         •      Value Capabilities: Was wir tatsächlich fähig sind zu
                erreichen



  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Achtung!:

  • Expectations (Erwartungen) sind nicht mit Aspirations
    (Bestrebungen) zu verwechseln.
     o Expectations: Man besteht darauf bzw. geht davon aus, dass
       es einem rechtmäßig zusteht.
        • Bsp: Menschenwürde
     o Aspirations: Man ist bestrebt etwas zu erreichen, von
       dessen Rechtmäßigkeit des Besitzes man aber nicht
       Überzeugt ist (Man wünscht sich etwas)
        • Bsp: Ein neuer Fernseher



  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation:

  2. Unzufriedenheit dient als Antriebsmotor für Handlungen, bzw.
     in diesem Fall „Politcal Violence“ (Notwendige Bedingung).

         •      Politische Gewalt wird wahrscheinlicher, wenn:
                o Die Diskrepanz zwischen Value Expectations und Value
                    capabilities groß ist  Unzufriedenheit wird intesiviert
                    (frustration-aggression mechanism).
                o Der Staat als Verursacher/Verantwortlicher für die
                    Diskrepanz wahrgenommen wird.
                o Politische Gewalt als ein angemessenes und effektives
                    Mittel wahrgenommen wird.

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation:

  3. Mögliche Ursachen für die Wahrnehmung von Relativer
     Deprivation

         •      Steigende Erwartungen können nicht erfüllt werden
                o Nur andere soziale Gruppen scheinen zu profitieren

         • Ungerechtfertigter Rückgang des Wohlbefindens durch
           äußere Einwirkungen
            o Wie etwa durch Rückgang der Wohlfahrt eines Staates
              oder durch Beschneidung zuvor vorhandener Rechte


  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation:

  4. Die Bedeutung des Umfangs der relativen Deprivation:
     • Kollektive politische Gewalt benötigt auch eine kollektive
         Wahrnehmung der relativen Deprivation

  5. Die Organisationsfähigkeit von Aufständischen kann das
     Ausmaß der Gewalt noch verstärken
         o Diese bleibt jedoch nach wie vor hauptsächlich vom
            Ausmaß / der Wahrnehmung der relativen Deprivation
            abhängig



  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Arten von relativer Deprivation:

  • Dekrementelle Deprivation

                  Hoch




                                                   Werterwartungen
           Kollektive
       Werteposition



                                                          Wertkapazitäten



                  Niedrig
                                                        Zeit

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Arten von relativer Deprivation:

  • Aspirationale Deprivation

                  Hoch




                                                   Werterwartungen
           Kollektive
       Werteposition



                                                     Wertkapazitäten



                  Niedrig
                                                         Zeit

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Die Theorie der relativen Deprivation


  Arten von relativer Deprivation:

  • Progressive Deprivation
         (J-Curve - Davis 1969: The j-curve of ricing an declining satisfactions as a cause for some great revolutions and a contained rebellion)


                  Hoch



                                                 Werterwartungen

           Kollektive
       Werteposition
                                                                                 Wertkapazitäten




                  Niedrig
                                                                    Zeit

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  • Ausgangsbasis: Pluralismus

  • Politische Macht ist nicht in den Händen weniger, sondern
    verteilt zwischen konkurrierenden Gruppen.

  • Die Abwesenheit von konzentrierter Macht sichert die
    Offenheit und Reaktionsfreudigkeit des Systems, indem es die
    Anwendung von Gewalt auf politische Gegner verhindert.

  • Koalitionenbildung wird durch das System gefördert bzw.
    gefordert.



  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  McAdams Fragen:

  • Wenn dieses Erklärungsmodell angemessen sein soll, wie
    werden damit soziale Bewegungen erklärt?

  • Warum sollte eine Gruppe die Vorzüge des Systems
    (Offenheit, Reaktionsfreudigkeit, Verhandlungsfreudigkeit)
    ignorieren und rebellieren?




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  Antworten die das klassische Modell liefert:

  • Diese Gruppen begehen einen taktischen Fehler (ungenügend)

  • Mitglieder sozialer Bewegungen handeln außerhalb der
    rationalen politischen Arena. Sie haben andere, abweichende
    Motive im Gegensatz zu den anderen Gruppen.




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  McAdam stellt drei Varianten des klassischen Modells vor, die
  versuchen soziale Bewegungen zu erklären.

  • Alle drei basieren auf dem folgenden Kausalzusammenhang :

                                                     Unruhe
                                                    stiftender    Soziale
         Strukturelle Spannungen
                                                   psychischer   Bewegung
                                                     Zustand




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  Modell 1: Mass Society Theory




                   Soziale                         Entfremdung   Extremes
                  Isolation                         und Angst    Verhalten




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  Modell 2: Status Inconsistency




              Ernste und weit
                                                   Wahrgenommene
                verbreitete                                         Soziale Bewegung
                                                    Unstimmigkeit
              Unstimmigkeiten




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  Modell 3: Collective Behavior




              Spannungen                            Normative      Soziale
               im System                           Ungewissheit   Bewegung




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Das klassische Modell


  Zusammenfassung über die Annahmen der drei Modelle:
  •    Soziale Bewegungen scheinen eine kollektive Reaktion auf störende Systemspannungen zu sein.

  •    Es geht allen drei Modellen eher um die psychologischen Effekte von sozialen Spannungen auf
       die Individuen, als um die Effekte auf das politische System.

  •    Individuelle Unzufriedenheit (Angst, Entfremdung, Unstimmigkeiten) stellt die unmittelbare
       Ursache für das Aufkommen von sozialen Bewegungen dar.

  •    Das Individuum bildet in der empirischen Analyse das Zentrum der Untersuchung.

  •    Soziale Bewegungen werden als Entstehung einer Gruppe aus unzufriedenen Individuen
       definiert.

  •    Die Motivation für soziale Bewegungen ist nicht das Erreichen von politischen Zielen, sondern
       das Bedürfnis psychische Spannungen, welche aus einer stressvollen sozialen Situation
       stammen, zu bewältigen.

  •    Alle drei Modelle behaupten, dass sich soziale Bewegungen auf einem psychologischen Level
       befinden und nicht auf einem politischen.
  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  Behauptung 1: Soziale Bewegungen seien eine Antwort auf
  Spannungen

  Problematisch, weil:

  •   Spannungen nicht automatisch soziale Bewegungen verursachen.

  •   wenn soziale Spannungen ein gelegentlich auftretendes soziales Phänomen sind, muss man
      schlussfolgern, dass Systemspannungen ein anormaler sozialer Zustand sind.

  •   das Potential für soziale Bewegungen immer präsent ist.

  •   der Bezug zum politischen Kontext, in welchem soziale Aufruhen entstehen fehlt.

  •   das klassische Modell zu mechanistisch und linear ist und das Zusammenspiel von Kosten und
      Nachfrage ignoriert.

   Systemspannungen sind eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für das
  Entstehen von sozialen Bewegungen.

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  Behauptung 2: Individuelle Unzufriedenheit als Ursache für soziale
  Bewegungen

  Problematisch, weil:

  •   Es eine isolierte Betrachtungsweise ist
  •   Diese Sichtweise dem Individuum unterstellt er sei anormal, wenn er sich einer sozialen
      Bewegung anschließt.
  •   Die Teilnehmer vom Rest der Bevölkerung unterschieden werden, als ob sie unbedeutend oder
      nicht integriert seien.
  •   Es eine Korrelation zwischen Protestaktivität und Integration gibt (Orum).
  •   Unzufriedenheit objektiv gemessen wird und nicht subjektiv.
  •   nur Teilnehmer bezogen auf ihre Unzufriedenheit beobachtet und die Nicht-Teilnehmer ignoriert
      werden.
  •   Die These, dass soziale Bewegungen nur aus der Unzufriedenheit eines Bevölkerungsteils
      resultieren laut Orums Untersuchung nicht bestätigt ist.

   Das klassische Modell ignoriert völlig, dass soziale Bewegungen ein kollektives Phänomen sind
  und nicht bloß die Ansammlung unzufriedener Bürger.

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  Behauptung 3: Soziale Bewegungen repräsentieren ein
  psychologisches Phänomen und kein politisches

  Problematisch, weil:

  •   Institutionalisierte Politik angeblich durch eine rationale Gruppenaktion mit einem politischen
      Ziel gekennzeichnet ist.
  •   Reagiert eine Regierung auf Systemspannungen, wird dies als normale politische Reaktion
      empfunden
  •   Reagieren soziale Bewegungen auf Systemspannungen wird dies als psychologisches Problem
      angesehen und nicht als politische Aktion.
  •   Teilnehmer einer sozialen Bewegung nicht in rationalen politischen Aktionen involviert sind. Sie
      suchen nach psychologischer Entlastung.
  •   Soziale Bewegungen ein komplett anderes Verhalten aufweisen als institutionalisierte Aktionen

   Das klassische Modell ignoriert den direkten Zusammenhang zwischen einem politischen
  Problem und dem Entstehen einer sozialen Bewegung.



  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  Zusammenfassung: Schwächen des klassischen Modells:

  1. Systemspannungen sind eine notwendige aber keine
     hinreichende Bedingung für das Entstehen von sozialen
     Bewegungen

  2. Das klassische Modell ignoriert völlig, dass soziale
     Bewegungen ein kollektives Phänomen sind und nicht bloß die
     Sammlung unzufriedenere Bürger.

  3. Das klassische Model ignoriert den Zusammenhang zwischen
     einem politischen Problem und dem Entstehen einer sozialen
     Bewegung.

  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  • Das klassische Modell ist mit seiner Erklärung über die
    Ursachen sozialer Bewegungen gescheitert.

  • Diese Sichtweise diskeditiert soziale Bewegungen




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells


  Wir benötigen ein anderes Erklärungsmodell, denn:

  • Soziale Bewegungen sind ein wichtiger Faktor für
    sozialpolitische Veränderungen

  • Historische Prozesse können nicht bloß unbeabsichtigte
    Nebenprodukte eines kollektiven Bestrebens nach
    Spannungsregulierung sein!




  Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle

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Referat structural strains

  • 1. Seminar: Soziale Bewegungen in Deutschland Structural Strains Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 2. Die Theorie der relativen Deprivation Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation: 1. Unzufriedenheit wird durch die (subjektive) Wahrnehmung einer relativen Benachteiligung (=Deprivation) verursacht. • “Relative deprivation defined as a perceived discrepancy between men’s value expectations and their value capabilities *…+” (Gurr 1970: 37) • Value Expectations: Was wir glauben zu verdienen • Value Capabilities: Was wir tatsächlich fähig sind zu erreichen Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 3. Die Theorie der relativen Deprivation Achtung!: • Expectations (Erwartungen) sind nicht mit Aspirations (Bestrebungen) zu verwechseln. o Expectations: Man besteht darauf bzw. geht davon aus, dass es einem rechtmäßig zusteht. • Bsp: Menschenwürde o Aspirations: Man ist bestrebt etwas zu erreichen, von dessen Rechtmäßigkeit des Besitzes man aber nicht Überzeugt ist (Man wünscht sich etwas) • Bsp: Ein neuer Fernseher Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 4. Die Theorie der relativen Deprivation Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation: 2. Unzufriedenheit dient als Antriebsmotor für Handlungen, bzw. in diesem Fall „Politcal Violence“ (Notwendige Bedingung). • Politische Gewalt wird wahrscheinlicher, wenn: o Die Diskrepanz zwischen Value Expectations und Value capabilities groß ist  Unzufriedenheit wird intesiviert (frustration-aggression mechanism). o Der Staat als Verursacher/Verantwortlicher für die Diskrepanz wahrgenommen wird. o Politische Gewalt als ein angemessenes und effektives Mittel wahrgenommen wird. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 5. Die Theorie der relativen Deprivation Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation: 3. Mögliche Ursachen für die Wahrnehmung von Relativer Deprivation • Steigende Erwartungen können nicht erfüllt werden o Nur andere soziale Gruppen scheinen zu profitieren • Ungerechtfertigter Rückgang des Wohlbefindens durch äußere Einwirkungen o Wie etwa durch Rückgang der Wohlfahrt eines Staates oder durch Beschneidung zuvor vorhandener Rechte Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 6. Die Theorie der relativen Deprivation Annahmen der Theorie einer relativen Deprivation: 4. Die Bedeutung des Umfangs der relativen Deprivation: • Kollektive politische Gewalt benötigt auch eine kollektive Wahrnehmung der relativen Deprivation 5. Die Organisationsfähigkeit von Aufständischen kann das Ausmaß der Gewalt noch verstärken o Diese bleibt jedoch nach wie vor hauptsächlich vom Ausmaß / der Wahrnehmung der relativen Deprivation abhängig Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 7. Die Theorie der relativen Deprivation Arten von relativer Deprivation: • Dekrementelle Deprivation Hoch Werterwartungen Kollektive Werteposition Wertkapazitäten Niedrig Zeit Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 8. Die Theorie der relativen Deprivation Arten von relativer Deprivation: • Aspirationale Deprivation Hoch Werterwartungen Kollektive Werteposition Wertkapazitäten Niedrig Zeit Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 9. Die Theorie der relativen Deprivation Arten von relativer Deprivation: • Progressive Deprivation (J-Curve - Davis 1969: The j-curve of ricing an declining satisfactions as a cause for some great revolutions and a contained rebellion) Hoch Werterwartungen Kollektive Werteposition Wertkapazitäten Niedrig Zeit Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 10. Structural Strains – Das klassische Modell • Ausgangsbasis: Pluralismus • Politische Macht ist nicht in den Händen weniger, sondern verteilt zwischen konkurrierenden Gruppen. • Die Abwesenheit von konzentrierter Macht sichert die Offenheit und Reaktionsfreudigkeit des Systems, indem es die Anwendung von Gewalt auf politische Gegner verhindert. • Koalitionenbildung wird durch das System gefördert bzw. gefordert. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 11. Structural Strains – Das klassische Modell McAdams Fragen: • Wenn dieses Erklärungsmodell angemessen sein soll, wie werden damit soziale Bewegungen erklärt? • Warum sollte eine Gruppe die Vorzüge des Systems (Offenheit, Reaktionsfreudigkeit, Verhandlungsfreudigkeit) ignorieren und rebellieren? Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 12. Structural Strains – Das klassische Modell Antworten die das klassische Modell liefert: • Diese Gruppen begehen einen taktischen Fehler (ungenügend) • Mitglieder sozialer Bewegungen handeln außerhalb der rationalen politischen Arena. Sie haben andere, abweichende Motive im Gegensatz zu den anderen Gruppen. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 13. Structural Strains – Das klassische Modell McAdam stellt drei Varianten des klassischen Modells vor, die versuchen soziale Bewegungen zu erklären. • Alle drei basieren auf dem folgenden Kausalzusammenhang : Unruhe stiftender Soziale Strukturelle Spannungen psychischer Bewegung Zustand Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 14. Structural Strains – Das klassische Modell Modell 1: Mass Society Theory Soziale Entfremdung Extremes Isolation und Angst Verhalten Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 15. Structural Strains – Das klassische Modell Modell 2: Status Inconsistency Ernste und weit Wahrgenommene verbreitete Soziale Bewegung Unstimmigkeit Unstimmigkeiten Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 16. Structural Strains – Das klassische Modell Modell 3: Collective Behavior Spannungen Normative Soziale im System Ungewissheit Bewegung Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 17. Structural Strains – Das klassische Modell Zusammenfassung über die Annahmen der drei Modelle: • Soziale Bewegungen scheinen eine kollektive Reaktion auf störende Systemspannungen zu sein. • Es geht allen drei Modellen eher um die psychologischen Effekte von sozialen Spannungen auf die Individuen, als um die Effekte auf das politische System. • Individuelle Unzufriedenheit (Angst, Entfremdung, Unstimmigkeiten) stellt die unmittelbare Ursache für das Aufkommen von sozialen Bewegungen dar. • Das Individuum bildet in der empirischen Analyse das Zentrum der Untersuchung. • Soziale Bewegungen werden als Entstehung einer Gruppe aus unzufriedenen Individuen definiert. • Die Motivation für soziale Bewegungen ist nicht das Erreichen von politischen Zielen, sondern das Bedürfnis psychische Spannungen, welche aus einer stressvollen sozialen Situation stammen, zu bewältigen. • Alle drei Modelle behaupten, dass sich soziale Bewegungen auf einem psychologischen Level befinden und nicht auf einem politischen. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 18. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells Behauptung 1: Soziale Bewegungen seien eine Antwort auf Spannungen Problematisch, weil: • Spannungen nicht automatisch soziale Bewegungen verursachen. • wenn soziale Spannungen ein gelegentlich auftretendes soziales Phänomen sind, muss man schlussfolgern, dass Systemspannungen ein anormaler sozialer Zustand sind. • das Potential für soziale Bewegungen immer präsent ist. • der Bezug zum politischen Kontext, in welchem soziale Aufruhen entstehen fehlt. • das klassische Modell zu mechanistisch und linear ist und das Zusammenspiel von Kosten und Nachfrage ignoriert.  Systemspannungen sind eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für das Entstehen von sozialen Bewegungen. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 19. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells Behauptung 2: Individuelle Unzufriedenheit als Ursache für soziale Bewegungen Problematisch, weil: • Es eine isolierte Betrachtungsweise ist • Diese Sichtweise dem Individuum unterstellt er sei anormal, wenn er sich einer sozialen Bewegung anschließt. • Die Teilnehmer vom Rest der Bevölkerung unterschieden werden, als ob sie unbedeutend oder nicht integriert seien. • Es eine Korrelation zwischen Protestaktivität und Integration gibt (Orum). • Unzufriedenheit objektiv gemessen wird und nicht subjektiv. • nur Teilnehmer bezogen auf ihre Unzufriedenheit beobachtet und die Nicht-Teilnehmer ignoriert werden. • Die These, dass soziale Bewegungen nur aus der Unzufriedenheit eines Bevölkerungsteils resultieren laut Orums Untersuchung nicht bestätigt ist.  Das klassische Modell ignoriert völlig, dass soziale Bewegungen ein kollektives Phänomen sind und nicht bloß die Ansammlung unzufriedener Bürger. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 20. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells Behauptung 3: Soziale Bewegungen repräsentieren ein psychologisches Phänomen und kein politisches Problematisch, weil: • Institutionalisierte Politik angeblich durch eine rationale Gruppenaktion mit einem politischen Ziel gekennzeichnet ist. • Reagiert eine Regierung auf Systemspannungen, wird dies als normale politische Reaktion empfunden • Reagieren soziale Bewegungen auf Systemspannungen wird dies als psychologisches Problem angesehen und nicht als politische Aktion. • Teilnehmer einer sozialen Bewegung nicht in rationalen politischen Aktionen involviert sind. Sie suchen nach psychologischer Entlastung. • Soziale Bewegungen ein komplett anderes Verhalten aufweisen als institutionalisierte Aktionen  Das klassische Modell ignoriert den direkten Zusammenhang zwischen einem politischen Problem und dem Entstehen einer sozialen Bewegung. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 21. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells Zusammenfassung: Schwächen des klassischen Modells: 1. Systemspannungen sind eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für das Entstehen von sozialen Bewegungen 2. Das klassische Modell ignoriert völlig, dass soziale Bewegungen ein kollektives Phänomen sind und nicht bloß die Sammlung unzufriedenere Bürger. 3. Das klassische Model ignoriert den Zusammenhang zwischen einem politischen Problem und dem Entstehen einer sozialen Bewegung. Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 22. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells • Das klassische Modell ist mit seiner Erklärung über die Ursachen sozialer Bewegungen gescheitert. • Diese Sichtweise diskeditiert soziale Bewegungen Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle
  • 23. Structural Strains – Die Schwächen des klassische Modells Wir benötigen ein anderes Erklärungsmodell, denn: • Soziale Bewegungen sind ein wichtiger Faktor für sozialpolitische Veränderungen • Historische Prozesse können nicht bloß unbeabsichtigte Nebenprodukte eines kollektiven Bestrebens nach Spannungsregulierung sein! Referenten: Géraldine Cromvel und Simon Hörrle