SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 3
Gemeinsame Pressemitteilung


Berlin, 21. Juli 2009


Gutachten bekräftigt Gesundheitspolitik der Bundesregierung -
Mehr Wettbewerb unterstützt tragfähige öffentliche Finanzen

Die Bundesregierung ist in der Gesundheitspolitik auf dem richtigen Weg. Die
Stärkung wettbewerblicher Elemente führt zur besseren Versorgung der Patientinnen
und Patienten und mittelfristig zu mehr Effizienz. Dies bestätigt ein Gutachten
führender Gesundheitsökonomen.

Das Bundesministerium der Finanzen hat in enger Abstimmung mit dem
Bundesministerium für Gesundheit nach öffentlicher Ausschreibung die Professoren
Bert Rürup und Eberhard Wille sowie das IGES Institut und das DIW Berlin
beauftragt, den Stand der Gesundheitsreform zu bewerten und Vorschläge für
weiterführende Reformen zu unterbreiten, mit Schwerpunkt auf Effizienz und
Qualität der Leistungserbringung des öffentlichen Gesundheitssystems. Das jetzt
vorliegende Gutachten berücksichtigt auch die Rückwirkungen auf die Tragfähigkeit
der öffentlichen Finanzen.

Die Gutachter bestätigen den eingeschlagenen Kurs der Bundesregierung zur
Stärkung der wettbewerblichen Elemente im Gesundheitswesen; sie würdigen
insbesondere

• die Einführung und Fortentwicklung des Systems der Fallpauschalen

  (DRG-System) im stationären Sektor;
• die deutlich verbesserten Möglichkeiten zur selektiven Vertragsgestaltung im

  ambulanten Sektor, in der Arzneimittelversorgung und in der sektorübergreifenden
  Versorgung;
• die besseren Anreize für die Kassen zur Versorgung von Versicherten mit

  erhöhtem Bedarf durch den Gesundheitsfonds und den morbidiätsorientierten
  Risikostrukturausgleich.



Die Gutachter erwarten in den nächsten Jahren Effizienz- und Qualitäts-
verbesserungen durch die besseren Möglichkeiten für Selektivverträge und für
Kassenwettbewerb.    Sie     ermutigen   die   Politik,   den    eingeschlagenen     Weg
konsequent fortzusetzen und zugleich die Voraussetzungen für einen fairen
Vertragswettbewerb sicher zu stellen. Im ambulanten Sektor müsse der Wettbewerb
zeigen, welche der bestehenden Versorgungsformen zukunftsfähig sei. Vergütungs-
systeme sollten verstärkt Anreize für Qualitäts- und Effizienzverbesserungen geben.

Den größten Reformbedarf sehen die Gutachter im stationären Sektor, auf den etwa
40 % der öffentlichen Gesundheitsausgaben entfallen. Ein Nebeneinander von
Überkapazitäten, Investitionsstau und mangelnder Spezialisierung behindere vielfach
die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die Gutachter
plädieren für die Einführung einer monistischen Krankenhausfinanzierung, bei der die
Krankenhausinvestitionen     über   Investitionszuschläge       auf   die   Fallpauschalen
finanziert werden sollen, bei entsprechender Ausgleichsfinanzierung durch die
Länder. Zudem schlagen die Gutachter vor, die Vergütungen der Krankenhäuser in
bestimmten Bandbreiten frei zwischen den Kassen und den Betreibern verhandeln
zu lassen, damit Krankenhäuser bessere Anreize zur Optimierung der Versorgung
erhalten. Die Bundesländer sollten sich auf die Rahmenplanung im Kranken-
haussektor und die Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung
beschränken.

Die Gutachter betonen, dass Ausgabensteigerungen im Gesundheitssystem aus
fachlicher Sicht dann sinnvoll sind, wenn sie mit Qualitätsverbesserungen
einhergehen oder einem steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen Rechnung
tragen. Wenngleich die Transparenz im deutschen Gesundheitswesen bereits
deutlich verbessert worden ist, sehen die Gutachter noch erhebliche Wissenslücken
und Forschungsbedarf hinsichtlich der Effizienz und der Effektivität der Leistungs-
erbringung. Erforderlich sei ein Ausbau von empirisch belastbaren Evaluationen
durch unabhängige Experten und Institutionen.
Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass die einseitig lohnbasierte Finanzierung
der   GKV     eine     Tendenz    zur    strukturellen   Unterfinanzierung    berge,   mit
entsprechenden Risiken für den Bundeshaushalt. Die Gutachter bewerten eine
Finanzierung versicherungsfremder Leistungen durch Bundeszuschüsse dagegen
als ordnungspolitisch grundsätzlich richtig.

Das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Gesundheit
begrüßen    das      Gutachten   als    wichtige   Anregung   für   die   Gestaltung   der
Gesundheitspolitik in der kommenden Legislaturperiode und zur Sicherstellung
langfristig tragfähiger öffentlicher Finanzen.


Das Gutachten ist unter www.bmf.bund.de abrufbar.

Weitere ähnliche Inhalte

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

09-07-21 Gemeinsame Pressemitteilung BMG mit BMF _Gutachten.pdf

  • 1. Gemeinsame Pressemitteilung Berlin, 21. Juli 2009 Gutachten bekräftigt Gesundheitspolitik der Bundesregierung - Mehr Wettbewerb unterstützt tragfähige öffentliche Finanzen Die Bundesregierung ist in der Gesundheitspolitik auf dem richtigen Weg. Die Stärkung wettbewerblicher Elemente führt zur besseren Versorgung der Patientinnen und Patienten und mittelfristig zu mehr Effizienz. Dies bestätigt ein Gutachten führender Gesundheitsökonomen. Das Bundesministerium der Finanzen hat in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Gesundheit nach öffentlicher Ausschreibung die Professoren Bert Rürup und Eberhard Wille sowie das IGES Institut und das DIW Berlin beauftragt, den Stand der Gesundheitsreform zu bewerten und Vorschläge für weiterführende Reformen zu unterbreiten, mit Schwerpunkt auf Effizienz und Qualität der Leistungserbringung des öffentlichen Gesundheitssystems. Das jetzt vorliegende Gutachten berücksichtigt auch die Rückwirkungen auf die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen. Die Gutachter bestätigen den eingeschlagenen Kurs der Bundesregierung zur Stärkung der wettbewerblichen Elemente im Gesundheitswesen; sie würdigen insbesondere • die Einführung und Fortentwicklung des Systems der Fallpauschalen (DRG-System) im stationären Sektor; • die deutlich verbesserten Möglichkeiten zur selektiven Vertragsgestaltung im ambulanten Sektor, in der Arzneimittelversorgung und in der sektorübergreifenden Versorgung;
  • 2. • die besseren Anreize für die Kassen zur Versorgung von Versicherten mit erhöhtem Bedarf durch den Gesundheitsfonds und den morbidiätsorientierten Risikostrukturausgleich. Die Gutachter erwarten in den nächsten Jahren Effizienz- und Qualitäts- verbesserungen durch die besseren Möglichkeiten für Selektivverträge und für Kassenwettbewerb. Sie ermutigen die Politik, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen und zugleich die Voraussetzungen für einen fairen Vertragswettbewerb sicher zu stellen. Im ambulanten Sektor müsse der Wettbewerb zeigen, welche der bestehenden Versorgungsformen zukunftsfähig sei. Vergütungs- systeme sollten verstärkt Anreize für Qualitäts- und Effizienzverbesserungen geben. Den größten Reformbedarf sehen die Gutachter im stationären Sektor, auf den etwa 40 % der öffentlichen Gesundheitsausgaben entfallen. Ein Nebeneinander von Überkapazitäten, Investitionsstau und mangelnder Spezialisierung behindere vielfach die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die Gutachter plädieren für die Einführung einer monistischen Krankenhausfinanzierung, bei der die Krankenhausinvestitionen über Investitionszuschläge auf die Fallpauschalen finanziert werden sollen, bei entsprechender Ausgleichsfinanzierung durch die Länder. Zudem schlagen die Gutachter vor, die Vergütungen der Krankenhäuser in bestimmten Bandbreiten frei zwischen den Kassen und den Betreibern verhandeln zu lassen, damit Krankenhäuser bessere Anreize zur Optimierung der Versorgung erhalten. Die Bundesländer sollten sich auf die Rahmenplanung im Kranken- haussektor und die Sicherstellung einer flächendeckenden Grundversorgung beschränken. Die Gutachter betonen, dass Ausgabensteigerungen im Gesundheitssystem aus fachlicher Sicht dann sinnvoll sind, wenn sie mit Qualitätsverbesserungen einhergehen oder einem steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen Rechnung tragen. Wenngleich die Transparenz im deutschen Gesundheitswesen bereits deutlich verbessert worden ist, sehen die Gutachter noch erhebliche Wissenslücken und Forschungsbedarf hinsichtlich der Effizienz und der Effektivität der Leistungs- erbringung. Erforderlich sei ein Ausbau von empirisch belastbaren Evaluationen durch unabhängige Experten und Institutionen.
  • 3. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass die einseitig lohnbasierte Finanzierung der GKV eine Tendenz zur strukturellen Unterfinanzierung berge, mit entsprechenden Risiken für den Bundeshaushalt. Die Gutachter bewerten eine Finanzierung versicherungsfremder Leistungen durch Bundeszuschüsse dagegen als ordnungspolitisch grundsätzlich richtig. Das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Gesundheit begrüßen das Gutachten als wichtige Anregung für die Gestaltung der Gesundheitspolitik in der kommenden Legislaturperiode und zur Sicherstellung langfristig tragfähiger öffentlicher Finanzen. Das Gutachten ist unter www.bmf.bund.de abrufbar.