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Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                   Länderfokus                                                                        7. Mai 2012




                                                   Tschechien: Politische Turbulenzen dominieren
                                      Autor:

                     Marion Dezenter
                                                      Nach anhaltenden Streitereien in der Regierung und Korruptionsskandalen musste das Mitte-
       Telefon: 0 69/91 32-28 41
                                                      Rechts-Bündnis Mitte April die bislang heftigste Krise und den Verlust der Parlamentsmehr-
              research@helaba.de
                                                      heit verkraften. Eine Vertrauensabstimmung Ende April überstand Ministerpräsident Nečas
                                                      allerdings mit knapper Mehrheit. Ob die Minderheitsregierung ausreichend handlungsfähig
                                                      ist, um bis zu den regulären Neuwahlen 2014 durchzuhalten, ist fragwürdig.
                              Redaktion:

            Dr. Stefan Mitropoulos
                                                   Die insgesamt gute wirtschaftliche Bilanz Tschechiens wird überschattet von Streitereien und
                                                   Skandalen, die am 17. April im Auseinanderbrechen der Drei-Parteien-Koalition gipfelten. Ein
                                                   führendes Mitglied des kleinsten Koalitionspartners (VV) wollte im Amt bleiben, obwohl er we-
                          Herausgeber:
                                                   gen Korruption verurteilt wurde. Ein Teil der VV verließ die Regierung, so dass dieser nun eine
               Dr. Gertrud R. Traud                Mehrheit im Parlament fehlt. Bei der Vertrauensfrage Ende April erhielt der Ministerpräsident
Chefvolkswirt/Leitung Research                     Unterstützung aus der Opposition und kann vorerst weiterregieren. Ob das Bündnis bis zu den
Landesbank Hessen-Thüringen                        regulären Parlamentswahlen 2014 durchhält, ist jedoch fraglich. Von Neuwahlen würde das linke
                        MAIN TOWER                 Parteienspektrum profitieren, denn die Opposition liegt in Umfragen derzeit deutlich vorne.
         Neue Mainzer Str. 52-58
        60311 Frankfurt am Main                    Mehr denn je ist eine handlungsfähige Regierung gefordert. Das Wachstumstempo des BIP (Brut-
       Telefon: 0 69/91 32-20 24                   toinlandsprodukt) hat spürbar nachgelassen, so dass nach +1,7 % 2011 in diesem Jahr allenfalls
       Telefax: 0 69/91 32-22 44                   noch +0,5 % zu erwarten sind. Um bei dieser reduzierten Dynamik die Defizitziele einhalten zu
                                                   können, sind zusätzliche Fiskalmaßnahmen notwendig, die die Regierung kurz vor dem Auseinan-
                                                   derbrechen in Form eines Pakets aus Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen beschlossen hat.
                                                   Demnach sollen Einschnitte in der öffentlichen Verwaltung erfolgen und die Mehrwertsteuer An-
                                                   fang 2013 von 20 auf 21 % (bzw. von 14 auf 15 %) steigen. Bei den Renten soll die Erhöhung
                                                   niedriger ausfallen als ursprünglich vorgesehen. So soll das Staatsdefizit bis 2013 knapp unter die
                                                   Maastricht-Grenze von 3 % des BIP gedrückt werden. 2016 wird ein ausgeglichener Haushalt
                                                   angestrebt. Der Schuldenstand erreichte 2011 mit 41,2 % des BIP erst etwa die Hälfte des Wertes
                                                   für Deutschland oder die EU, so dass die Maastricht-Grenze von 60 % derzeit nicht in Gefahr ist.

                                                   Entschlossener Sparkurs – bis jetzt
                                                   Haushaltsdefizite in % des BIP


                                                     4                                                                       4

                                                     2                                                                       2

        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
                                                     0                                                                       0
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
                                                            2008        2009        2010        2011      2012*      2013*
  unverbindliche Analysen und Prognosen zu          -2                                                                       -2
   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
                                                                                             Tschechien
     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf         -4                                                                       -4
    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für                                                                  Ungarn
 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-     -6                                                                       -6
                                                                                                  Polen
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-     -8                                                                       -8
     nen Angaben dienen der Information. Sie       *Prognose
 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für      Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research
  Anlageentscheidungen verstanden werden.
Länderfokus: Tschechien




                                  Die Dynamik des BIP verschlechterte sich insbesondere im zweiten Halbjahr 2011, so dass Tsche-
                                  chien technisch in eine leichte Rezession rutschte. Aufgrund der schwachen Konjunktur hat die
                                  Regierung ein Programm zur Wachstumsförderung angekündigt, das die Wettbewerbsfähigkeit der
                                  Wirtschaft steigern soll. Allerdings hat die Konsolidierung für die derzeitige Regierung eine hohe
                                  Priorität, so dass die Risiken bei der BIP-Prognose eher abwärtsgerichtet sind.

Ende 2011 technische Mini-Rezession in Tschechien                                 Aussichten eingetrübt
Reales BIP in % gegenüber Vorquartal, saisonbereinigt                             Reales BIP in % gegenüber Vorjahr




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                               Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Stimmungsindikatoren wie das Geschäftsklima und das Verbrauchervertrauen begründen für 2012
                                  keine großen Wachstumshoffnungen: Das Industrievertrauen hat sich zwar von seinem Allzeittief
             Verbraucher          im Februar 2009 erholt, der Trend zeigt allerdings seit Anfang 2011 wieder abwärts. Das Konsum-
           pessimistisch          entenvertrauen hat sich aktuell stabilisiert, weist jedoch schon seit Anfang 2010 eine fallende Ten-
                                  denz auf, was u.a. an den höheren Steuern, den Sparplänen der Regierung und dem mangelnden
                                  Abbau der Arbeitslosigkeit liegen dürfte. Die Arbeitslosenquote ging seit letztem Herbst, als sie
                                  bis auf 6,5 % gesunken war, nicht weiter zurück. Zuletzt lag sie bei 6,7 % (EU-Daten, nationaler
                                  Wert im März 8,9 %). Kritisch ist vor allem der deutliche Wiederanstieg der Jugendarbeitslosig-
                                  keit seit Anfang 2011: Diese Rate erreichte im März 19 % – fast dreimal so viel wie die Gesamt-
                                  quote. Damit ist sie allerdings noch um rund ein Drittel niedriger als in Polen und Ungarn.

Klimaindizes: Pessimismus hat zugenommen                                          Keine Fortschritte beim Abbau der Arbeitslosenquote
Index für Industrie- und Konsumentenvertrauen, in % saldiert                      Arbeitslosenquote in %




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                               Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Anstieg der Inflation durch Steuererhöhungen

                                  Die Inflation ist im ersten Quartal 2012 wegen Steuererhöhungen im Vergleich zum Schlussquar-
                                  tal 2011 um gut einen Prozentpunkt gestiegen und erreichte im März 3,8 %. Im Durchschnitt ist
                                  für 2012 mit einer Preissteigerung von 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Allerdings
                                  sieht es bei der für die nationale Geldpolitik relevanten Inflation (bereinigt um Erstrundeneffekte




                                  Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba                                               2
Länderfokus: Tschechien




                                  der Erhöhung indirekter Steuern) besser aus: Hier lag die Steigerung im März 2012 nur bei 2,4 %
                                  gegenüber dem Vorjahr. Nach Abklingen der Sondereffekte sollte bei schwacher Inlandsnachfrage
                                  der Preisdruck wieder nachlassen und sich auch die Gesamtinflationsrate in Richtung des Zielkor-
                                  ridors von 2 % +/- 1 Prozentpunkt bewegen.

Steuererhöhungen schieben Inflation an                                            Nationalbank bewahrt Ruhe bei der Zinspolitik
Nationale Inflation in % gegenüber Vorjahr                                        Leitzinsen in %




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                               Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                  Eine Anhebung des Leitzinses, der seit Mitte 2010 stabil bei 0,75 % liegt, dürfte daher vorerst
                                  nicht auf der Agenda der Notenbank stehen, insbesondere wenn die schwache Konjunkturdynamik
                                  mitberücksichtigt wird. Für eine Senkung ist der Spielraum allerdings sehr begrenzt. Am wahr-
                                  scheinlichsten ist eine abwartende Haltung der Notenbank, bis sich klarer abzeichnet, wie die
                                  Lohnrunden 2012 verlaufen und ob die kurzfristigen Inflationseffekte der Mehrwertsteuererhö-
                                  hung vom Januar tatsächlich wieder abebben.

                                  Die Rendite 10-jähriger tschechischer Staatsanleihen bewegt sich volatil seitwärts und beträgt
                                  aktuell 3,2 %. Der Spread zu deutschen Anleihen erreicht rund 170 Basispunkte und ist damit
           Finanzmärkte           deutlich geringer als bei den anderen Ländern der Region. Die Renditen können als positives Echo
          noch gelassen           auf Tschechiens geringe Defizit- und Verschuldungszahlen sowie das stabile Bankensystem ge-
                                  wertet werden. Auch von der politischen Krise zeigten sich die Märkte bislang unbeeindruckt. Die
                                  Fokussierung des Landes auf Haushaltskonsolidierung und somit günstige Refinanzierungsbedin-
                                  gungen belasten aber das Wirtschaftswachstum und könnten letztlich in die Rezession führen. Der
                                  IWF schlägt hier – entgegen sonstiger Gepflogenheiten – bereits einen vorsichtig warnenden Ton
                                  an.

Sparkurs kommt auf den Märkten gut an                                             Investoren reagieren gelassen auf die Regierungskrise
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in %                                           Währungen zum Euro, Index, 1.1.2010 = 100




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                               Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                  Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba                                                 3
Länderfokus: Tschechien




                       Auch an der Entwicklung des Euro-Kronen-Kurses ist abzulesen, dass Investoren offenbar mit
                       einem pragmatischen Umgang mit den schwierigen Mehrheitsverhältnissen im tschechischen Par-
                       lament rechnen: Nach dem Platzen der Koalition ist der Kurs zwar leicht angestiegen und hat sich
                       inzwischen bei rund 25 Kronen je Euro stabilisiert. Er bleibt aber deutlich unter den schwachen
                       Werten zwischen November und Januar (rund 26 Kronen je Euro). Die Aufwertungstendenz bis
                       Mitte März dürfte sich in naher Zukunft allerdings nicht fortsetzen.

                       Der Beitritt zum Euro-Währungsraum ist für Tschechien vor dem Hintergrund der Staatsschulden-
                       krise in der Eurozone bei gleichzeitig recht stabilen Finanzmärkten im eigenen Land nicht dringli-
Der Euro kann warten   cher geworden. Das Land hat sich grundsätzlich zur Euro-Einführung verpflichtet und schneidet
                       bei der Erfüllung der Maastricht-Kriterien insgesamt gut ab. Einen angestrebten Beitrittstermin
                       nennt die Regierung aber nicht. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist laut Umfragen gegen die
                       Euro-Einführung. Auch in Tschechien scheint Konsens zu sein, was der IWF in seiner jüngsten
                       Länderbeurteilung anmerkt, dass nämlich der flexible Wechselkurs als Puffer bei externen
                       Schocks wirkt und eine unabhängige Geldpolitik ermöglicht.

                       Bei einer Fortsetzung des Konsolidierungskurses wird das Defizit-Kriterium bald erfüllt sein. Soll-
                       te das Haushaltsdefizit allerdings etwas länger als offiziell geplant oberhalb der 3 %-Grenze ver-
                       harren, dürfte dies für Prag auch kein Beinbruch sein. In einem Interview Anfang 2012 äußerte
                       Premier Nečas, angesichts der Veränderungen im Euroraum „wolle Tschechien wissen, in was für
                       ein Haus es eintrete“. Defizitwerte oberhalb der Maastricht-Grenze würden die Frist bis zum Euro-
                       Beitritt etwas verlängern, so dass die Regierung die Entwicklung in der Eurozone besser beurteilen
                       könnte. Wichtig wird zunächst sein, die Handlungsfähigkeit der Regierung unter Beweis zu stel-
                       len, um Investoren nicht zu verunsichern. Eine gewisse Tradition von wechselnden Regierungen
                       und politischem Pragmatismus lässt dabei auf baldige Fortschritte in Tschechien hoffen.


                       Wirtschaftsdaten Tschechien

                                                                                        2011   2012p          2013p


                       Bruttoinlandsprodukt                           % gg. Vj., real   1,7     0,5            1,7
                       Privater Konsum                                % gg. Vj., real   -0,5    -0,6           0,5
                       Bruttoanlageinvestitionen                      % gg. Vj., real   -1,2    -1,5           1,0
                       Exporte                                        % gg. Vj., real   11,0    4,5            6,0
                       Importe                                        % gg. Vj., real   7,5     3,0            5,5
                       Leistungsbilanzsaldo                             % des BIP       -2,9    -2,5           -3,0
                       Budgetsaldo (gemäß ESA)                          % des BIP       -3,1    -3,2           -3,0
                       Arbeitslosenquote                                     %          8,5     8,7            9,0
                       Inflationsrate                                    % gg. Vj.      1,9     3,4            2,5
                       p = Prognose
                       Quellen: EIU, Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research
                       




                       Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba                                            4

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Länderfokus 7. Mai 2012 Tschechien: Politische Turbulenzen dominieren Autor: Marion Dezenter Nach anhaltenden Streitereien in der Regierung und Korruptionsskandalen musste das Mitte- Telefon: 0 69/91 32-28 41 Rechts-Bündnis Mitte April die bislang heftigste Krise und den Verlust der Parlamentsmehr- research@helaba.de heit verkraften. Eine Vertrauensabstimmung Ende April überstand Ministerpräsident Nečas allerdings mit knapper Mehrheit. Ob die Minderheitsregierung ausreichend handlungsfähig ist, um bis zu den regulären Neuwahlen 2014 durchzuhalten, ist fragwürdig. Redaktion: Dr. Stefan Mitropoulos Die insgesamt gute wirtschaftliche Bilanz Tschechiens wird überschattet von Streitereien und Skandalen, die am 17. April im Auseinanderbrechen der Drei-Parteien-Koalition gipfelten. Ein führendes Mitglied des kleinsten Koalitionspartners (VV) wollte im Amt bleiben, obwohl er we- Herausgeber: gen Korruption verurteilt wurde. Ein Teil der VV verließ die Regierung, so dass dieser nun eine Dr. Gertrud R. Traud Mehrheit im Parlament fehlt. Bei der Vertrauensfrage Ende April erhielt der Ministerpräsident Chefvolkswirt/Leitung Research Unterstützung aus der Opposition und kann vorerst weiterregieren. Ob das Bündnis bis zu den Landesbank Hessen-Thüringen regulären Parlamentswahlen 2014 durchhält, ist jedoch fraglich. Von Neuwahlen würde das linke MAIN TOWER Parteienspektrum profitieren, denn die Opposition liegt in Umfragen derzeit deutlich vorne. Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Mehr denn je ist eine handlungsfähige Regierung gefordert. Das Wachstumstempo des BIP (Brut- Telefon: 0 69/91 32-20 24 toinlandsprodukt) hat spürbar nachgelassen, so dass nach +1,7 % 2011 in diesem Jahr allenfalls Telefax: 0 69/91 32-22 44 noch +0,5 % zu erwarten sind. Um bei dieser reduzierten Dynamik die Defizitziele einhalten zu können, sind zusätzliche Fiskalmaßnahmen notwendig, die die Regierung kurz vor dem Auseinan- derbrechen in Form eines Pakets aus Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen beschlossen hat. Demnach sollen Einschnitte in der öffentlichen Verwaltung erfolgen und die Mehrwertsteuer An- fang 2013 von 20 auf 21 % (bzw. von 14 auf 15 %) steigen. Bei den Renten soll die Erhöhung niedriger ausfallen als ursprünglich vorgesehen. So soll das Staatsdefizit bis 2013 knapp unter die Maastricht-Grenze von 3 % des BIP gedrückt werden. 2016 wird ein ausgeglichener Haushalt angestrebt. Der Schuldenstand erreichte 2011 mit 41,2 % des BIP erst etwa die Hälfte des Wertes für Deutschland oder die EU, so dass die Maastricht-Grenze von 60 % derzeit nicht in Gefahr ist. Entschlossener Sparkurs – bis jetzt Haushaltsdefizite in % des BIP 4 4 2 2 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt 0 0 bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich 2008 2009 2010 2011 2012* 2013* unverbindliche Analysen und Prognosen zu -2 -2 den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- Tschechien verhältnissen. Die Angaben beruhen auf -4 -4 Quellen, die wir für zuverlässig halten, für Ungarn deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- -6 -6 Polen lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- -8 -8 nen Angaben dienen der Information. Sie *Prognose dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Quellen: Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research Anlageentscheidungen verstanden werden.
  • 2. Länderfokus: Tschechien Die Dynamik des BIP verschlechterte sich insbesondere im zweiten Halbjahr 2011, so dass Tsche- chien technisch in eine leichte Rezession rutschte. Aufgrund der schwachen Konjunktur hat die Regierung ein Programm zur Wachstumsförderung angekündigt, das die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft steigern soll. Allerdings hat die Konsolidierung für die derzeitige Regierung eine hohe Priorität, so dass die Risiken bei der BIP-Prognose eher abwärtsgerichtet sind. Ende 2011 technische Mini-Rezession in Tschechien Aussichten eingetrübt Reales BIP in % gegenüber Vorquartal, saisonbereinigt Reales BIP in % gegenüber Vorjahr Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Stimmungsindikatoren wie das Geschäftsklima und das Verbrauchervertrauen begründen für 2012 keine großen Wachstumshoffnungen: Das Industrievertrauen hat sich zwar von seinem Allzeittief Verbraucher im Februar 2009 erholt, der Trend zeigt allerdings seit Anfang 2011 wieder abwärts. Das Konsum- pessimistisch entenvertrauen hat sich aktuell stabilisiert, weist jedoch schon seit Anfang 2010 eine fallende Ten- denz auf, was u.a. an den höheren Steuern, den Sparplänen der Regierung und dem mangelnden Abbau der Arbeitslosigkeit liegen dürfte. Die Arbeitslosenquote ging seit letztem Herbst, als sie bis auf 6,5 % gesunken war, nicht weiter zurück. Zuletzt lag sie bei 6,7 % (EU-Daten, nationaler Wert im März 8,9 %). Kritisch ist vor allem der deutliche Wiederanstieg der Jugendarbeitslosig- keit seit Anfang 2011: Diese Rate erreichte im März 19 % – fast dreimal so viel wie die Gesamt- quote. Damit ist sie allerdings noch um rund ein Drittel niedriger als in Polen und Ungarn. Klimaindizes: Pessimismus hat zugenommen Keine Fortschritte beim Abbau der Arbeitslosenquote Index für Industrie- und Konsumentenvertrauen, in % saldiert Arbeitslosenquote in % Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Anstieg der Inflation durch Steuererhöhungen Die Inflation ist im ersten Quartal 2012 wegen Steuererhöhungen im Vergleich zum Schlussquar- tal 2011 um gut einen Prozentpunkt gestiegen und erreichte im März 3,8 %. Im Durchschnitt ist für 2012 mit einer Preissteigerung von 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Allerdings sieht es bei der für die nationale Geldpolitik relevanten Inflation (bereinigt um Erstrundeneffekte Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba 2
  • 3. Länderfokus: Tschechien der Erhöhung indirekter Steuern) besser aus: Hier lag die Steigerung im März 2012 nur bei 2,4 % gegenüber dem Vorjahr. Nach Abklingen der Sondereffekte sollte bei schwacher Inlandsnachfrage der Preisdruck wieder nachlassen und sich auch die Gesamtinflationsrate in Richtung des Zielkor- ridors von 2 % +/- 1 Prozentpunkt bewegen. Steuererhöhungen schieben Inflation an Nationalbank bewahrt Ruhe bei der Zinspolitik Nationale Inflation in % gegenüber Vorjahr Leitzinsen in % Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Eine Anhebung des Leitzinses, der seit Mitte 2010 stabil bei 0,75 % liegt, dürfte daher vorerst nicht auf der Agenda der Notenbank stehen, insbesondere wenn die schwache Konjunkturdynamik mitberücksichtigt wird. Für eine Senkung ist der Spielraum allerdings sehr begrenzt. Am wahr- scheinlichsten ist eine abwartende Haltung der Notenbank, bis sich klarer abzeichnet, wie die Lohnrunden 2012 verlaufen und ob die kurzfristigen Inflationseffekte der Mehrwertsteuererhö- hung vom Januar tatsächlich wieder abebben. Die Rendite 10-jähriger tschechischer Staatsanleihen bewegt sich volatil seitwärts und beträgt aktuell 3,2 %. Der Spread zu deutschen Anleihen erreicht rund 170 Basispunkte und ist damit Finanzmärkte deutlich geringer als bei den anderen Ländern der Region. Die Renditen können als positives Echo noch gelassen auf Tschechiens geringe Defizit- und Verschuldungszahlen sowie das stabile Bankensystem ge- wertet werden. Auch von der politischen Krise zeigten sich die Märkte bislang unbeeindruckt. Die Fokussierung des Landes auf Haushaltskonsolidierung und somit günstige Refinanzierungsbedin- gungen belasten aber das Wirtschaftswachstum und könnten letztlich in die Rezession führen. Der IWF schlägt hier – entgegen sonstiger Gepflogenheiten – bereits einen vorsichtig warnenden Ton an. Sparkurs kommt auf den Märkten gut an Investoren reagieren gelassen auf die Regierungskrise Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in % Währungen zum Euro, Index, 1.1.2010 = 100 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba 3
  • 4. Länderfokus: Tschechien Auch an der Entwicklung des Euro-Kronen-Kurses ist abzulesen, dass Investoren offenbar mit einem pragmatischen Umgang mit den schwierigen Mehrheitsverhältnissen im tschechischen Par- lament rechnen: Nach dem Platzen der Koalition ist der Kurs zwar leicht angestiegen und hat sich inzwischen bei rund 25 Kronen je Euro stabilisiert. Er bleibt aber deutlich unter den schwachen Werten zwischen November und Januar (rund 26 Kronen je Euro). Die Aufwertungstendenz bis Mitte März dürfte sich in naher Zukunft allerdings nicht fortsetzen. Der Beitritt zum Euro-Währungsraum ist für Tschechien vor dem Hintergrund der Staatsschulden- krise in der Eurozone bei gleichzeitig recht stabilen Finanzmärkten im eigenen Land nicht dringli- Der Euro kann warten cher geworden. Das Land hat sich grundsätzlich zur Euro-Einführung verpflichtet und schneidet bei der Erfüllung der Maastricht-Kriterien insgesamt gut ab. Einen angestrebten Beitrittstermin nennt die Regierung aber nicht. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist laut Umfragen gegen die Euro-Einführung. Auch in Tschechien scheint Konsens zu sein, was der IWF in seiner jüngsten Länderbeurteilung anmerkt, dass nämlich der flexible Wechselkurs als Puffer bei externen Schocks wirkt und eine unabhängige Geldpolitik ermöglicht. Bei einer Fortsetzung des Konsolidierungskurses wird das Defizit-Kriterium bald erfüllt sein. Soll- te das Haushaltsdefizit allerdings etwas länger als offiziell geplant oberhalb der 3 %-Grenze ver- harren, dürfte dies für Prag auch kein Beinbruch sein. In einem Interview Anfang 2012 äußerte Premier Nečas, angesichts der Veränderungen im Euroraum „wolle Tschechien wissen, in was für ein Haus es eintrete“. Defizitwerte oberhalb der Maastricht-Grenze würden die Frist bis zum Euro- Beitritt etwas verlängern, so dass die Regierung die Entwicklung in der Eurozone besser beurteilen könnte. Wichtig wird zunächst sein, die Handlungsfähigkeit der Regierung unter Beweis zu stel- len, um Investoren nicht zu verunsichern. Eine gewisse Tradition von wechselnden Regierungen und politischem Pragmatismus lässt dabei auf baldige Fortschritte in Tschechien hoffen. Wirtschaftsdaten Tschechien 2011 2012p 2013p Bruttoinlandsprodukt % gg. Vj., real 1,7 0,5 1,7 Privater Konsum % gg. Vj., real -0,5 -0,6 0,5 Bruttoanlageinvestitionen % gg. Vj., real -1,2 -1,5 1,0 Exporte % gg. Vj., real 11,0 4,5 6,0 Importe % gg. Vj., real 7,5 3,0 5,5 Leistungsbilanzsaldo % des BIP -2,9 -2,5 -3,0 Budgetsaldo (gemäß ESA) % des BIP -3,1 -3,2 -3,0 Arbeitslosenquote % 8,5 8,7 9,0 Inflationsrate % gg. Vj. 1,9 3,4 2,5 p = Prognose Quellen: EIU, Eurostat, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 7. Mai 2012· © Helaba 4