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Helaba Volkswirtschaft/Research



                                      Länderfokus                                                                                  5. Juni 2012




                                      Polen: Beim Wachstum Chancen auf den EM-Titel
                        Autor:

              Marion Dezenter
                                             Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Polen wächst 2012 schwächer, aber weiterhin robust
     Telefon: 0 69/91 32-28 41
                                              (+2,7 % gg. Vorjahr), in Q1 kommen Wachstumsimpulse von der Binnennachfrage
          research@helaba.de
                                             Die Haushaltskonsolidierung schreitet voran, das Defizit bleibt oberhalb von 3 % des BIP
                                             Die Notenbank hat den Leitzins auf 4,75 % angehoben, der Zloty leidet unter der Verun-
                                              sicherung der Investoren
                    Redaktion:

        Dr. Stefan Mitropoulos
                                      Wenn in Warschau am 8. Juni der Anpfiff zum Eröffnungsspiel ertönt, wird die Fußball-Europa-
                                      meisterschaft mit Polen und der Ukraine erstmals zwei osteuropäische Gastgeberländer haben.
                                      Europa scheint damit zumindest in sportlicher Hinsicht näher zusammenzurücken. Konjunkturell
                 Herausgeber:
                                      lässt Polen den EU-Durchschnitt derzeit allerdings weit hinter sich: Bereits 2011 lag die Jahresrate
          Dr. Gertrud R. Traud        des BIP-Wachstums in Polen bei 4,3 % gegenüber 1,5 % im EU-Durchschnitt. Für 2012 deuten
Chefvolkswirt/Leitung Research        sich ähnliche Größenverhältnisse an.
Landesbank Hessen-Thüringen
                MAIN TOWER            Im ersten Quartal 2012 lief es abermals rund für Polen: Das BIP legte gegenüber dem Vorquartal
      Neue Mainzer Str. 52-58         um 0,8 % zu, gegenüber dem Vorjahr um 3,5 %. Der hohe Anteil des Konsums am BIP von über
      60311 Frankfurt am Main         60 % trug dazu bei, dass der höchste Wachstumsbeitrag (1,4 Prozentpunkte) vom privaten Ver-
     Telefon: 0 69/91 32-20 24        brauch kam. Die Nettoexporte leisteten einen Beitrag von 0,7 Prozentpunkten.
     Telefax: 0 69/91 32-22 44
                                      Für das Gesamtjahr deutet sich jedoch eine Abschwächung an: die nach der Fußball-EM nachlas-
                                      sende Investitionstätigkeit und die weiter auf Sparkurs ausgerichtete Politik werden hier zu Buche
                                      schlagen. Hinzu kommt, dass beim Abbau der Arbeitslosenquote bislang keine Fortschritte erzielt
                                      wurden: sie stieg in den ersten Monaten 2012 saisonbedingt über 13 % und dürfte im Jahresdurch-
                                      schnitt bei 12,5 % liegen; das wäre keine Verbesserung gegenüber 2011. Die von Eurostat erhobe-
                                      ne Quote der Jugendarbeitslosigkeit ist Ende 2011 auf fast 27 % gestiegen und geht nur langsam
                                      zurück (Deutschland 7,9 %).

      Dynamische Binnenwirtschaft…                                           …begünstigt solides Wachstum in Polen
      BIP gegenüber Vorquartal in %                                          BIP gegenüber Vorjahr in %




      Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                    Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Länderfokus: Polen




                                     Ein großer Teil der Hypothekendarlehen lautet auf Schweizer Franken, so dass bei der derzeit
                                     ausgeprägten Schwäche des Zloty gegenüber dem Franken die Belastungen aus diesen Krediten
                                     steigen. Damit dürften die Verbraucher gegenüber 2011 zurückhaltender sein. Insgesamt werden
                                     diese Faktoren 2012 zu einem BIP-Wachstum von voraussichtlich 2,7 % führen. Trotz der schwä-
                                     cheren Rate setzt sich Polen damit weiterhin deutlich von den Nachbarländern ab. Nur Lettland
                                     und Litauen dürften dem nahe kommen.

                                     2009 hatte die Regierung mit Erfolg auf eine expansive Fiskalpolitik gesetzt, um einen Konjunk-
                                     turabschwung zu verhindern. Allerdings stieg in der Folge das Haushaltsdefizit stark auf fast 8 %
  Restriktive Fiskalpolitik          des BIP an. Die Wiederwahl von Ministerpräsident Tusk im vergangenen Herbst – die erste eines
                                     polnischen Ministerpräsidenten seit 1989 – bestätigte den wirtschaftspolitischen Kurs seiner Mitte-
                                     Rechts-Regierung und erleichtert es, den angestrebten Konsolidierungskurs durchzuhalten. Mit der
                                     Verabschiedung von Rentenreformen hat die Regierung wichtige Fortschritte bei ihren Bemühun-
                                     gen erzielt, die öffentlichen Haushalte auf eine tragfähige Basis zu stellen. Das Parlament be-
                                     schloss im Mai unter anderem, das Rentenalter ab 2013 auf einheitlich 67 Jahre und damit um bis
                                     zu sieben Jahre anzuheben. Allein bis 2015 rechnet die Regierung mit Einsparungen in Höhe von
                                     insgesamt rund 6 Mrd. Zloty (rund 1,4 Mrd. Euro). Damit rückt die 3 %-Defizitgrenze des Maast-
                                     richt-Vertrags wieder näher, die 2012 aber wohl noch zu ehrgeizig ist.

Maastricht-Grenze in Reichweite                                                      Schuldenbremse installiert
Öffentliche Defizite, in % des BIP                                                   Öffentlicher Schuldenstand, in % des BIP
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                                                                                      100                                                                  100
  4                                                                       4            90                                              Ungarn              90
                                                   Ungarn                              80        Tschechien                                                80
  2                                                                       2            70                                                                  70
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  0                                                                       0            50   Polen                                                          50
        2008        2009       2010        2011      2012*     2013*
                                                                                       40                                                                  40
 -2                                                      Tschechien       -2
                                                                                       30                                                                  30
 -4                                                                       -4           20                                                                  20
                                                          Polen                        10                                                                  10
 -6                                                                       -6            0                                                                  0
                                                                                                2008    2009      2010          2011       2012*   2013*
 -8                                                                       -8
*Prognosen                                                                           *Prognosen
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                                  Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                     Die Inflation verharrt seit gut einem Jahr oberhalb der Marke von 3,5 % und verletzt damit das
                                     Inflationsziel der polnischen Notenbank von 2,5 % +/- 1 Prozentpunkt. In den ersten vier Monaten
                                     2012 blieb sie über 4 %, so dass die Notenbank Anfang Mai die Konsequenzen zog und den Leit-
                                     zins leicht auf 4,75 % anhob.

Inflationsziel verfehlt                                                              Notenbank demonstriert Willen zur Stabilität
Nationale Inflation in %                                                             Leitzinsen in %




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                                  Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                     Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba                                                                2
Länderfokus: Polen




                                In ihrer Begründung erwähnte sie die schwächere Währungsentwicklung, höhere Energiepreise
                                und Steigerungen bei den administrierten Preisen, die auf absehbare Zeit einem deutlichen Absin-
                                ken der Inflation entgegenstehen. Der Zinsschritt darf wohl auch als explizites Signal an die Kapi-
                                talmärkte im Hinblick auf die Stabilitätsorientierung Polens verstanden werden.

                                Im Vergleich zu Ungarn, Tschechien und auch zur Eurozone hat die polnische Zentralbank mehr
                                Bewegungsfreiheit bei ihrer Zinspolitik, da die Konjunktur trotz leichter Abkühlung schwungvol-
                                ler verläuft. Auf der anderen Seite besteht – anders als etwa in Tschechien oder der Eurozone –
                                auch für Zinslockerungen ein größerer Spielraum nach unten, den die Notenbank sicherlich nutzen
                                wird, sobald es die Rahmenbedingungen erlauben. In den nächsten Monaten allerdings ist auf-
                                grund der erhöhten Inflation und des skeptischen Marktumfelds noch nicht mit Zinssenkungen zu
                                rechnen.

                                Insbesondere bei der Währung macht sich die Verunsicherung der Investoren aufgrund der Grie-
                                chenlandkrise und der Entwicklung in Spanien bemerkbar. So gab der Zloty, ebenso wie der Fo-
  Zloty in Mitleidenschaft
                                rint, spürbar nach, als das Ergebnis der griechischen Parlamentswahlen die Wahrscheinlichkeit für
                gezogen
                                einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone deutlich erhöht hat. Positive Seiten dürften dagegen
                                die Export-Unternehmen der Währungsschwäche abgewinnen, die dadurch im internationalen
                                Vergleich wettbewerbsfähiger werden. Auf absehbare Zeit wird der Zloty schwankungsanfällig
                                bleiben, insbesondere wenn keine Lösungen für die Probleme der Euro-Krisenländer gefunden
                                werden. Die polnische Notenbank hat allerdings im vergangenen Herbst gezeigt, dass sie gewillt
                                ist, gegebenenfalls auch am Devisenmarkt zu intervenieren.

Abwärtssog der Euro-Krisenländer                                                Spreads werden wieder größer
Währungen zum Euro, Index 1.1.2010 = 100                                        Spreads 10-jähriger Staatsanleihen zu Bundesanleihen in Basispunkten




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                             Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Hinsichtlich der Euro-Einführung nimmt die Regierung eine „wait-and-see“-Position ein: zwi-
                                schen 2016 und 2021 kursieren verschiedene Daten, die aber von der Regierung unbestätigt sind.
                                Es ist anzunehmen, dass bei der mangelnden Klarheit bezüglich der Krise im Euroraum keine
                                weitere Annäherung Polens an den Euro stattfinden wird. Ohnehin wäre der nächste Schritt erst
                                einmal die mindestens zweijährige Teilnahme am Europäischen Wechselkursmechanismus.

                                Bei den 10-jährigen Staatsanleihen verläuft die Entwicklung ruhiger, ihre Rendite liegt derzeit bei
                                rund 5,5 %, gegenüber knapp 6 % am Jahresanfang. Allerdings ist der Spread zur Rendite
                                10-jähriger Bundesanleihen erstmals seit letztem Herbst wieder über 400 Punkte gestiegen und
                                spiegelt so die Nervosität der Märkte wider. Wenn die polnische Regierung weiterhin darauf ach-
                                tet, dass die Haushaltszahlen nicht aus dem Ruder laufen, dürfte sich das Land aber positiv von
                                einem Großteil Europas absetzen. Dies werden auch Investoren zu schätzen wissen.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba                                                               3
Länderfokus: Polen




                                                   Wirtschaftsdaten Polen

                                                                                                                        2011    2012p   2013p

                                                    Bruttoinlandsprodukt                          % gg. Vj., real        4,3     2,7     3,0
        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
                                                    Privater Konsum                               % gg. Vj., real        3,1     2,0     2,5
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich

  unverbindliche Analysen und Prognosen zu          Bruttoanlageinvestitionen                     % gg. Vj., real        8,3     5,0     2,4
   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-         Exporte                                       % gg. Vj., real        7,5     3,5     6,0
     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
                                                    Importe                                       % gg. Vj., real        5,8     1,9     4,0
    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
                                                    Leistungsbilanzsaldo                             % des BIP           -4,3   -4,0    -3,8
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-        Budgetsaldo                                      % des BIP           -5,1   -3,5    -3,2
 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-     Arbeitslosenquote                                    %              12,4    12,5    12,0
     nen Angaben dienen der Information. Sie
                                                    Inflationsrate                                   % gg. Vj.           4,2     3,8     3,0
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für

  Anlageentscheidungen verstanden werden.          Quelle: nationale Statistikbehörde, EU, Helaba Volkswirtschaft/Research 




                                                   Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba                                     4

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  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Länderfokus 5. Juni 2012 Polen: Beim Wachstum Chancen auf den EM-Titel Autor: Marion Dezenter  Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Polen wächst 2012 schwächer, aber weiterhin robust Telefon: 0 69/91 32-28 41 (+2,7 % gg. Vorjahr), in Q1 kommen Wachstumsimpulse von der Binnennachfrage research@helaba.de  Die Haushaltskonsolidierung schreitet voran, das Defizit bleibt oberhalb von 3 % des BIP  Die Notenbank hat den Leitzins auf 4,75 % angehoben, der Zloty leidet unter der Verun- sicherung der Investoren Redaktion: Dr. Stefan Mitropoulos Wenn in Warschau am 8. Juni der Anpfiff zum Eröffnungsspiel ertönt, wird die Fußball-Europa- meisterschaft mit Polen und der Ukraine erstmals zwei osteuropäische Gastgeberländer haben. Europa scheint damit zumindest in sportlicher Hinsicht näher zusammenzurücken. Konjunkturell Herausgeber: lässt Polen den EU-Durchschnitt derzeit allerdings weit hinter sich: Bereits 2011 lag die Jahresrate Dr. Gertrud R. Traud des BIP-Wachstums in Polen bei 4,3 % gegenüber 1,5 % im EU-Durchschnitt. Für 2012 deuten Chefvolkswirt/Leitung Research sich ähnliche Größenverhältnisse an. Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Im ersten Quartal 2012 lief es abermals rund für Polen: Das BIP legte gegenüber dem Vorquartal Neue Mainzer Str. 52-58 um 0,8 % zu, gegenüber dem Vorjahr um 3,5 %. Der hohe Anteil des Konsums am BIP von über 60311 Frankfurt am Main 60 % trug dazu bei, dass der höchste Wachstumsbeitrag (1,4 Prozentpunkte) vom privaten Ver- Telefon: 0 69/91 32-20 24 brauch kam. Die Nettoexporte leisteten einen Beitrag von 0,7 Prozentpunkten. Telefax: 0 69/91 32-22 44 Für das Gesamtjahr deutet sich jedoch eine Abschwächung an: die nach der Fußball-EM nachlas- sende Investitionstätigkeit und die weiter auf Sparkurs ausgerichtete Politik werden hier zu Buche schlagen. Hinzu kommt, dass beim Abbau der Arbeitslosenquote bislang keine Fortschritte erzielt wurden: sie stieg in den ersten Monaten 2012 saisonbedingt über 13 % und dürfte im Jahresdurch- schnitt bei 12,5 % liegen; das wäre keine Verbesserung gegenüber 2011. Die von Eurostat erhobe- ne Quote der Jugendarbeitslosigkeit ist Ende 2011 auf fast 27 % gestiegen und geht nur langsam zurück (Deutschland 7,9 %). Dynamische Binnenwirtschaft… …begünstigt solides Wachstum in Polen BIP gegenüber Vorquartal in % BIP gegenüber Vorjahr in % Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
  • 2. Länderfokus: Polen Ein großer Teil der Hypothekendarlehen lautet auf Schweizer Franken, so dass bei der derzeit ausgeprägten Schwäche des Zloty gegenüber dem Franken die Belastungen aus diesen Krediten steigen. Damit dürften die Verbraucher gegenüber 2011 zurückhaltender sein. Insgesamt werden diese Faktoren 2012 zu einem BIP-Wachstum von voraussichtlich 2,7 % führen. Trotz der schwä- cheren Rate setzt sich Polen damit weiterhin deutlich von den Nachbarländern ab. Nur Lettland und Litauen dürften dem nahe kommen. 2009 hatte die Regierung mit Erfolg auf eine expansive Fiskalpolitik gesetzt, um einen Konjunk- turabschwung zu verhindern. Allerdings stieg in der Folge das Haushaltsdefizit stark auf fast 8 % Restriktive Fiskalpolitik des BIP an. Die Wiederwahl von Ministerpräsident Tusk im vergangenen Herbst – die erste eines polnischen Ministerpräsidenten seit 1989 – bestätigte den wirtschaftspolitischen Kurs seiner Mitte- Rechts-Regierung und erleichtert es, den angestrebten Konsolidierungskurs durchzuhalten. Mit der Verabschiedung von Rentenreformen hat die Regierung wichtige Fortschritte bei ihren Bemühun- gen erzielt, die öffentlichen Haushalte auf eine tragfähige Basis zu stellen. Das Parlament be- schloss im Mai unter anderem, das Rentenalter ab 2013 auf einheitlich 67 Jahre und damit um bis zu sieben Jahre anzuheben. Allein bis 2015 rechnet die Regierung mit Einsparungen in Höhe von insgesamt rund 6 Mrd. Zloty (rund 1,4 Mrd. Euro). Damit rückt die 3 %-Defizitgrenze des Maast- richt-Vertrags wieder näher, die 2012 aber wohl noch zu ehrgeizig ist. Maastricht-Grenze in Reichweite Schuldenbremse installiert Öffentliche Defizite, in % des BIP Öffentlicher Schuldenstand, in % des BIP 6 6 100 100 4 4 90 Ungarn 90 Ungarn 80 Tschechien 80 2 2 70 70 60 60 0 0 50 Polen 50 2008 2009 2010 2011 2012* 2013* 40 40 -2 Tschechien -2 30 30 -4 -4 20 20 Polen 10 10 -6 -6 0 0 2008 2009 2010 2011 2012* 2013* -8 -8 *Prognosen *Prognosen Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Inflation verharrt seit gut einem Jahr oberhalb der Marke von 3,5 % und verletzt damit das Inflationsziel der polnischen Notenbank von 2,5 % +/- 1 Prozentpunkt. In den ersten vier Monaten 2012 blieb sie über 4 %, so dass die Notenbank Anfang Mai die Konsequenzen zog und den Leit- zins leicht auf 4,75 % anhob. Inflationsziel verfehlt Notenbank demonstriert Willen zur Stabilität Nationale Inflation in % Leitzinsen in % Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba 2
  • 3. Länderfokus: Polen In ihrer Begründung erwähnte sie die schwächere Währungsentwicklung, höhere Energiepreise und Steigerungen bei den administrierten Preisen, die auf absehbare Zeit einem deutlichen Absin- ken der Inflation entgegenstehen. Der Zinsschritt darf wohl auch als explizites Signal an die Kapi- talmärkte im Hinblick auf die Stabilitätsorientierung Polens verstanden werden. Im Vergleich zu Ungarn, Tschechien und auch zur Eurozone hat die polnische Zentralbank mehr Bewegungsfreiheit bei ihrer Zinspolitik, da die Konjunktur trotz leichter Abkühlung schwungvol- ler verläuft. Auf der anderen Seite besteht – anders als etwa in Tschechien oder der Eurozone – auch für Zinslockerungen ein größerer Spielraum nach unten, den die Notenbank sicherlich nutzen wird, sobald es die Rahmenbedingungen erlauben. In den nächsten Monaten allerdings ist auf- grund der erhöhten Inflation und des skeptischen Marktumfelds noch nicht mit Zinssenkungen zu rechnen. Insbesondere bei der Währung macht sich die Verunsicherung der Investoren aufgrund der Grie- chenlandkrise und der Entwicklung in Spanien bemerkbar. So gab der Zloty, ebenso wie der Fo- Zloty in Mitleidenschaft rint, spürbar nach, als das Ergebnis der griechischen Parlamentswahlen die Wahrscheinlichkeit für gezogen einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone deutlich erhöht hat. Positive Seiten dürften dagegen die Export-Unternehmen der Währungsschwäche abgewinnen, die dadurch im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger werden. Auf absehbare Zeit wird der Zloty schwankungsanfällig bleiben, insbesondere wenn keine Lösungen für die Probleme der Euro-Krisenländer gefunden werden. Die polnische Notenbank hat allerdings im vergangenen Herbst gezeigt, dass sie gewillt ist, gegebenenfalls auch am Devisenmarkt zu intervenieren. Abwärtssog der Euro-Krisenländer Spreads werden wieder größer Währungen zum Euro, Index 1.1.2010 = 100 Spreads 10-jähriger Staatsanleihen zu Bundesanleihen in Basispunkten Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Hinsichtlich der Euro-Einführung nimmt die Regierung eine „wait-and-see“-Position ein: zwi- schen 2016 und 2021 kursieren verschiedene Daten, die aber von der Regierung unbestätigt sind. Es ist anzunehmen, dass bei der mangelnden Klarheit bezüglich der Krise im Euroraum keine weitere Annäherung Polens an den Euro stattfinden wird. Ohnehin wäre der nächste Schritt erst einmal die mindestens zweijährige Teilnahme am Europäischen Wechselkursmechanismus. Bei den 10-jährigen Staatsanleihen verläuft die Entwicklung ruhiger, ihre Rendite liegt derzeit bei rund 5,5 %, gegenüber knapp 6 % am Jahresanfang. Allerdings ist der Spread zur Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erstmals seit letztem Herbst wieder über 400 Punkte gestiegen und spiegelt so die Nervosität der Märkte wider. Wenn die polnische Regierung weiterhin darauf ach- tet, dass die Haushaltszahlen nicht aus dem Ruder laufen, dürfte sich das Land aber positiv von einem Großteil Europas absetzen. Dies werden auch Investoren zu schätzen wissen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba 3
  • 4. Länderfokus: Polen Wirtschaftsdaten Polen 2011 2012p 2013p Bruttoinlandsprodukt % gg. Vj., real 4,3 2,7 3,0 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt Privater Konsum % gg. Vj., real 3,1 2,0 2,5 bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu Bruttoanlageinvestitionen % gg. Vj., real 8,3 5,0 2,4 den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- Exporte % gg. Vj., real 7,5 3,5 6,0 verhältnissen. Die Angaben beruhen auf Importe % gg. Vj., real 5,8 1,9 4,0 Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- Leistungsbilanzsaldo % des BIP -4,3 -4,0 -3,8 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- Budgetsaldo % des BIP -5,1 -3,5 -3,2 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- Arbeitslosenquote % 12,4 12,5 12,0 nen Angaben dienen der Information. Sie Inflationsrate % gg. Vj. 4,2 3,8 3,0 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Quelle: nationale Statistikbehörde, EU, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 5. Juni 2012· © Helaba 4