1. Körperschaft
Pressemitteilung 25/2011 des öffentlichen Rechts
Bürgerstraße 1
28195 Bremen
Nathalie Sander
Soziale Spaltung: Einkommen klaffen Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
auseinander Tel. 0421 · 36301-71
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Statistisches Landesamt und Arbeitnehmerkammer legen
Daten zur Einkommensverteilung im Land Bremen vor www.arbeitnehmerkammer.de
presse@arbeitnehmerkammer.de
Die Kluft zwischen armen und reichen Ortsteilen im Land Bremen ist hoch. 21.12.2011
Wie eine aktuelle Analyse der Arbeitnehmerkammer Bremen zeigt, liegt das
jährliche Durchschnittseinkommen in den „reicheren“ Ortsteilen fast 45.000
Euro über denen der „ärmeren“ Ortsteile. „Wir dürfen nicht zulassen, dass
diese großen Einkommensunterschiede dazu führen, dass die
gesellschaftliche Spaltung unserer Stadt zunimmt und die Stadtteile
zunehmend auseinanderdriften“, warnte Ingo Schierenbeck,
Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, am Mittwoch bei
der Vorstellung der Analyse. Die vorliegenden Daten sind das Ergebnis einer
gemeinsamen Auswertung von Statistischem Landesamt und
Arbeitnehmerkammer Bremen.
Für die Einkommensteuerstatistik 2007 hat das Statistische Landesamt in
einer Totalerhebung die Daten von knapp 315.000 Steuerpflichtigen
ausgewertet – fast 265.000 wohnen in der Stadt Bremen und knapp
50.000 in der Seestadt Bremerhaven. Danach hatte ein Steuerpflichtiger
durchschnittlich im Land Bremen im Jahr 2007 zu versteuernde Einkünfte
von 28.854 Euro. Doch dieser Durchschnittswert täuscht über die großen
Unterschiede hinweg: Rund die Hälfte der Steuerzahler hatte nur ein
Einkommen von unter 20.000 Euro und damit nur ein Achtel aller
Einkünfte. Das heißt, die andere Hälfte teilt sich sieben Achtel der
Einkünfte.
Obwohl nur 1,6 Prozent der Bremer und Bremerhavener Steuerzahler
jährlich 125.000 Euro und mehr einnehmen, vereinigen sie fast ein Fünftel
(19 Prozent) aller im Land erzielten Einkommen auf sich. „Um der
zunehmenden Polarisierung der Einkommen entgegenzutreten, brauchen
wir eine Lohnpolitik, die die Tarifverträge stärkt und für höhere Löhne sorgt,
die die Minijobs begrenzt, sich für Equal Pay in der Leiharbeit stark macht
und für einen gesetzlichen Mindestlohn“, betonte Schierenbeck.
Ungleichheit der Einkommen nimmt zu
Die Ungleichheit der Einkommen hat sich nach verschiedenen
Untersuchungen zwischen 2000 und 2007 deutlich verstärkt, womit die
soziale Spaltung deutlich zunimmt. Denn Haushalte mit niedrigen
Einkommen wohnen meist dort, wo die Mieten gering sind. Und Haushalte
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2. mit gewissem Wohlstand sind eher in den teureren, „bevorzugten“ Lagen zu
finden. Dies lässt sich am Beispiel der Stadt Bremen erkennen. So lebt die
Hälfte der 4.321 Steuerpflichtigen, die jährlich ein Einkommen von
mindestens 125.000 Euro erzielen, in den Stadtteilen Schwachhausen,
Oberneuland und Horn-Lehe. Umgekehrt wohnen in den Stadtteilen
Gröpelingen, Walle und Woltmershausen zusammen nur zwei Prozent der
Steuerpflichtigen mit Einkünften von 125.000 Euro und mehr.
Große Unterschiede innerhalb von Stadtteilen
Im Stadtteil Schwachhausen beträgt das Durchschnittseinkommen zwar
48.200 Euro, doch – das zeigt ein anderes statistisches Maß, der Median –
liegen die Einkünfte einer Hälfte der Steuerpflichtigen unter 28.751 Euro.
Dies bedeutet, dass die oberen Einkommen einen höheren Anteil an den
gesamten Einkünften haben. Rund ein Viertel der Steuerpflichtigen hat
Gesamteinkünfte von 50.000 Euro oder mehr, 5,5 Prozent sogar
mindestens 125.000 Euro. Auf der anderen Seite der Einkommensskala
finden sich fast 30 Prozent Steuerpflichtige, deren Einkünfte nur bis zu
15.000 Euro betragen.
Deutlich anders zeigt sich die Einkommensverteilung im Stadtteil
Gröpelingen. Hier beträgt schon das durchschnittliche Einkommen nur
18.234 Euro, die Hälfte der Steuerpflichtigen erreicht aber nur Einkünfte
von maximal 12.808 Euro. Der Anteil der Steuerpflichtigen mit Einkünften
von maximal 15.000 Euro beträgt deutlich mehr als im Durchschnitt des
Landes, nämlich 54,4 Prozent. Nur 6,1 Prozent der Steuerpflichtigen haben
Einkünfte von 50.000 Euro und mehr.
Leitbild Bremen 2020 – „eine sozial gerechte Stadt“
Eine Zielsetzung des bremischen Leitbilds der Stadtentwicklung „Bremen
2020“ lautet, dass bis zum Jahr 2020 der „Abstand zwischen den zehn
ärmsten und den zehn reichsten Ortsteilen zu verringern ist.“ Würde man
die zu versteuernden Einkünfte als Indikator dafür nehmen, ob ein Ortsteil
„ärmer“ oder „reicher“ ist, ergäbe sich für den „Abstand“ folgendes Bild.
In den zehn Ortsteilen mit den niedrigsten Durchschnittseinkünften
wohnten 25.745 Steuerpflichtige. Die durchschnittlichen Einkünfte
pro Steuerpflichtigen betrugen 17.537 Euro.
In den zehn Ortsteilen mit den höchsten durchschnittlichen
Einkünften wohnten 31.486 Steuerpflichtige, die durchschnittliche
Einkünfte von 61.795 Euro erzielten.
Forderungen an die Politik
Eine Polarisierung der Einkommen führt dazu, dass sich die Haushalte mit
niedrigem Einkommen in Stadtteilen konzentrieren, in denen die Mieten
niedrig sind. Dabei handelt es sich häufig um unsanierte
Wohnungsbestände mit niedriger Wohnqualität, die ein geringes
Sozialprestige haben. Um diesem Problem zu begegnen, braucht Bremen
ein Wohnungsbauprogramm zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Denn
der Bedarf an Wohnungen ist gerade bei den Beziehern niedrigerer
Einkommen besonders hoch. Derzeit hat Bremen eine Leerstandsquote von
nur zwei Prozent. Doch besonders in den stadtentwicklungspolitischen
Vorzeigeprojekten – Überseestadt, Stadtwerder – richtet sich das Angebot
vornehmlich an finanziell besonders leistungsfähige Zielgruppen. Deshalb ist
eine Umsteuerung der bisher sozial schieflastigen Planungen dringend nötig,
um der Spaltung der Stadt entgegenzuwirken.
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3. Handlungsbedarf besteht nach Auffassung der Kammer auch aufgrund der
wegfallenden Mittel für die Arbeitsmarktförderung. Bislang hat Bremen
gerade in sozial benachteiligten Quartieren sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung gefördert. Durch die Neuregelung der Arbeitsmarktpolitik
drohen diese Möglichkeiten wegzubrechen – „das wird nicht ohne Folgen für
diese Quartiere bleiben“, warnt Schierenbeck. Bremen muss deshalb alle
Möglichkeiten ausschöpfen, um hier weiterhin Schwerpunkte zu setzen.
Kooperation zwischen Statistisches Landesamt und Arbeitnehmerkammer
Arbeitnehmerkammer und Statistisches Landesamt kooperieren seit 2009
bei der Analyse und Darstellung regionaler Beschäftigungsstrukturen sowie
auf dem Gebiet der Arbeitsmarktentwicklung. Dabei verwendet die
Arbeitnehmerkammer die Ergebnisse von Sonderauswertungen im Rahmen
ihrer Lageberichterstattung und im Kontext einzelner Berichte, Analysen und
Stellungnahmen. Folgende Themen stehen im Mittelpunkt:
Entwicklung der Beschäftigung
Arbeitsmarktentwicklung
Sektorale und regionale Beschäftigungsstruktur
Funktionale Differenzierung und Qualifikation
Wandel der Beschäftigungsformen
Arbeitnehmereinkommen, Verteilung und Entwicklung
Ausbildungsstellenmarkt
Querschnittthemen (zum Beispiel Gender und soziodemografischer
Wandel)
Hinweis an die Redaktionen:
Die Langfassung der Ergebnisse finden Sie auf unserer Website unter:
http://www.arbeitnehmerkammer.de/publikationen/neueste-
publikationen.html
Für Rückfragen steht Ihnen Jörg Muscheid zur Verfügung, Referent für
Wirtschaftspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen,
Tel. 0421/36301-977, muscheid@arbeitnehmerkammer.de
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