SlideShare una empresa de Scribd logo
1 de 3
Descargar para leer sin conexión
„DIE EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION STÄRKEN“
BEITRAG VON BDI & MEDEF ZUM EUROPÄISCHEN RAT
19.-20. Dezember 2013

Nach Jahren der Krise befreien sich derzeit die Mitgliedstaaten der EU aus der Umklammerung der
Rezession. Nachdem die akuten Rettungsmaßnahmen und erste Reformschritte in den
Mitgliedstaaten greifen, muss nun die Chance genutzt werden, neue Grundlagen für langfristiges und
nachhaltiges Wachstum in Europa zu legen. Denn die derzeitigen Reformmaßnahmen reichen noch
nicht aus und sind nicht wirksam genug aufeinander abgestimmt. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
in vielen Mitgliedstaaten stellt eine langfristige Bedrohung für den Euro und damit für die
Europäische Union dar.
Um den Euroraum langfristig zu stabilisieren, unterbreiten unsere Verbände drei Kernvorschläge:
1. Die Umsetzung nationaler Strukturreformen sollte durch die konsequente Anwendung
bestehender Instrumente und die Einführung neuer institutioneller Mechanismen
unterstützt werden.
2. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sollte durch eine schlagkräftige
Europäische Bankenunion ergänzt werden.
3. Der Europäische Rat sollte beschließen, auf weitere Steuererhöhungen und
Besteuerungspläne zu verzichten, die negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, wie
beispielsweise die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
BDI und MEDEF fordern die deutsche und die französische Regierung auf, die folgenden drei
Handlungsleitlinien beim Europäischen Rat zu verfolgen:

Leitlinie 1: Konsolidierungs- und Reformmaßnahmen konsequent umsetzen
 Die bereits beschlossenen Reformen zur verstärkten wirtschafts- und finanzpolitischen
Koordinierung wie das Europäische Semester sind ein wichtiger Schritt.
 Nun gilt es, die daraus abgeleiteten länderspezifischen Empfehlungen
umzusetzen. Dafür sind insbesondere drei Maßnahmen notwendig:
-

entschlossener

Ausweitung des länderspezifischen Monitorings;
Glaubhafte Regeln und Sanktionsmechanismen zur Stabilisierung und Rückführung der
Staatsverschuldung mit dem Ziel ausgeglichener Staatshaushalte;
Konsequente und verbindliche Anwendung der sinnvollen, bereits geschaffenen Instrumente,
insbesondere des Stabilitäts- und Wachstumspaktes.

1
Unternehmen in Europa, insbesondere in unseren beiden Ländern, brauchen klare politische
Rahmenbedingungen, auf die sie sich verlassen können. Hierzu gehören:


Nationale Strukturreformen, die darauf ausgerichtet sind, die Investitionsbedingungen zu
verbessern: Flexible Arbeitsmärkte und von bürokratischen Hemmnissen befreite Güter- und
Dienstleistungsmärkte würden allen Mitgliedstaaten der EU zu mehr und nachhaltigem
Wachstum verhelfen.



Regeln zur Selbstbindung und Eigenverantwortung, um Staatsfinanzen zu stabilisieren:
So wie die Staaten die Regulierung der Banken und Finanzmärkte angehen und diese wieder
„in die Haftung“ nehmen, sollten sie auch mit den eigenen Finanzen verfahren, um den
Schuldenstand zu verringern.



Konsequent eingehaltene Balance zwischen Konsolidierungs- und Reformanstrengungen der
Mitgliedstaaten und im Verhältnis dazu dem Anspruch auf Solidarität: Das ist der Grundsatz
für Unterstützungsmaßnahmen der Gemeinschaft, die in Umfang und Dauer klar begrenzt
sind.



Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen konsequenter Haushaltsdisziplin und
wachstumsorientierter Wirtschaftspolitik: Haushaltsdisziplin darf keine Entschuldigung dafür
sein, wachstumsorientierte Maßnahmen auszubremsen, deren Ziel es ist, die Steuerlast für
Unternehmen zu senken.



Steuerpolitische Koordinierung mit dem Hauptziel der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit:
Steuerbetrug und -hinterziehung sind ernstzunehmende Probleme; es kann jedoch nicht
unterstellt werden, dass Unternehmen die Regeln bewusst verletzen. Bei Steuermaßnahmen
muss beachtet werden, dass doppelte Besteuerung und doppelte Nicht-Besteuerung zwei
Seiten derselben Medaille sind. Eine bessere Koordinierung der Steuerregelungen muss auf
übersichtlichere, weniger verwirrende und modernisierte Regelungen abzielen, was sowohl
für Unternehmen als auch für Mitgliedstaaten von Vorteil wäre. Unkoordinierte Steuerpolitik
führt unweigerlich zu Doppelbesteuerung.

Leitlinie 2: Finanzierung der Realwirtschaft sicherstellen


Eine reibungslose Finanzierung der Realwirtschaft durch Banken und Finanzmärkte ist
unerlässlich für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Eine zügige Vollendung der
Bankenunion ist zentral für die Wiederherstellung des Vertrauens im Finanzsektor.



Ein effektiver Abwicklungsmechanismus sollte noch vor Ende dieses Jahres beschlossen
werden und könnte dazu beitragen, dem Haftungsprinzip wieder Geltung zu verschaffen.
Hierzu bedarf es einer unmissverständlichen und zwischen den Mitgliedstaaten
harmonisierten Haftungsrangfolge. Insbesondere muss sichergestellt sein, dass zunächst
Eigentümer und Gläubiger einer Bank bei Umstrukturierung oder Auflösung Verluste tragen.
Eine solche Haftungsabfolge würde auch dem in Art. 125 AEUV verankerten Nicht-BeistandsPrinzip gerecht werden und die Marktdisziplin der Banken stärken.

2
Leitlinie 3: Abstand nehmen von kontraproduktiven Steuermaßnahmen
 Die Banken- und Finanzmarktregulierung muss auf die Gesamt- und Wechselwirkungen der
zahlreichen Einzelmaßnahmen achten, um die Finanzierungsbedingungen der Wirtschaft nicht zu
verschlechtern. BDI und MEDEF lehnen den Vorschlag einer EU-Richtlinie ab, welche die
Einführung einer Finanztransaktionssteuer in einigen EU-Staaten vorsieht. Diese Steuer hätte auch
erhebliche Auswirkungen auf Akteure außerhalb der Finanzmärkte und würde die wirtschaftliche
Attraktivität der betroffenen Länder untergraben. Europa braucht mehr Kapital und Investitionen,
um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
 Die Finanztransaktionssteuer hätte erhebliche negative Auswirkungen auf Unternehmen der
Realwirtschaft – ihr Zugang zu Finanzmitteln würde weiter erschwert. Angesichts der aktuellen
wirtschaftlichen und finanziellen Situation würde eine weitere Besteuerung von Finanzinstituten
und/oder Finanztransaktionen indirekt die Finanzierung – insbesondere langfristige Finanzierung
–, Absicherungsgeschäfte und konzerninterne Transaktionen aller Unternehmen beeinträchtigen.
Darüber hinaus sähen sich Unternehmen mit Sitz im Steuergebiet einem Wettbewerbsnachteil
gegenüber Konkurrenten außerhalb des Steuergebiets ausgesetzt.
 Die Finanztransaktionssteuer würde Auswirkungen auf den Finanzsektor insgesamt sowie auf
relevante Finanzstandorte in den betroffenen Ländern haben. Diese würden durch Umlenkung
bzw. Abwanderung von Finanzgeschäften geschwächt. In Frankreich und anderen EU-Ländern
wurden bereits negative Erfahrungen mit solch einer Steuer gemacht, selbst bei geringerem
Umfang.

Ulrich Grillo
Präsident

Pierre Gattaz
Präsident

Bundesverband der Deutschen Industrie

Mouvement des Entreprises de France

3

Más contenido relacionado

Destacado

Hula Sep 2008
Hula Sep 2008Hula Sep 2008
Hula Sep 2008wagi2
 
Pemerintah kab. sinjai
Pemerintah kab. sinjaiPemerintah kab. sinjai
Pemerintah kab. sinjaismpn05makassar
 
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)Twittwoch e.V.
 
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum Artikelkiosk
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum ArtikelkioskTransforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum Artikelkiosk
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum ArtikelkioskLokalrundfunktage
 
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey Mapping
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey MappingInnovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey Mapping
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey MappingMartin Schobert
 
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social Communities
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social CommunitiesSnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social Communities
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social CommunitiesMartin Szugat
 
Studie Nutzung und Erfolg von Online Hypothekenrechnern
Studie Nutzung und Erfolg von Online HypothekenrechnernStudie Nutzung und Erfolg von Online Hypothekenrechnern
Studie Nutzung und Erfolg von Online HypothekenrechnernAndri Stoffel
 
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hdLokalrundfunktage
 
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't MagazinLokalrundfunktage
 

Destacado (14)

Hula Sep 2008
Hula Sep 2008Hula Sep 2008
Hula Sep 2008
 
Tasterati
TasteratiTasterati
Tasterati
 
Pemerintah kab. sinjai
Pemerintah kab. sinjaiPemerintah kab. sinjai
Pemerintah kab. sinjai
 
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)
Die Fussball Tweltmeisterschaft der Frauen (und anderer Twitterer)
 
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum Artikelkiosk
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum ArtikelkioskTransforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum Artikelkiosk
Transforming Media 2015 - Pocketstory: Vom Zeitschriften- zum Artikelkiosk
 
SPOONFED
SPOONFEDSPOONFED
SPOONFED
 
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey Mapping
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey MappingInnovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey Mapping
Innovation im Tourismus - Impulse, Erlebnispyramide, Customer Journey Mapping
 
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social Communities
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social CommunitiesSnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social Communities
SnipClip - Geld verdienen mit Virtual Goods und Social Communities
 
Studie Nutzung und Erfolg von Online Hypothekenrechnern
Studie Nutzung und Erfolg von Online HypothekenrechnernStudie Nutzung und Erfolg von Online Hypothekenrechnern
Studie Nutzung und Erfolg von Online Hypothekenrechnern
 
Hans Knobloch
Hans KnoblochHans Knobloch
Hans Knobloch
 
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd
02 dibbern präsentation update promotion lokalrundfunktage 2015 hd
 
DAB E sybox - Fornid
DAB E sybox - FornidDAB E sybox - Fornid
DAB E sybox - Fornid
 
[6] Nu P 03 1
[6] Nu P 03 1[6] Nu P 03 1
[6] Nu P 03 1
 
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin
#mmd15 - Jan-Keno Janssen, c't Magazin
 

Similar a Die Europäische währungsunion stärken

Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015
Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015
Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015FESD GKr
 
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.Werner Drizhal
 
Kapitalmarktunion 2020
Kapitalmarktunion 2020 Kapitalmarktunion 2020
Kapitalmarktunion 2020 Bankenverband
 
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!I W
 
Smart fiscal consolidation
Smart fiscal consolidationSmart fiscal consolidation
Smart fiscal consolidationI W
 
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den Euroraum
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den EuroraumEin Staatsinsolvenzverfahren für den Euroraum
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den EuroraumI W
 
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der Eurozone
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der EurozoneStellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der Eurozone
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der EurozoneNina Hoppe
 
Brexit - Positionen des Bankenverbandes
Brexit - Positionen des BankenverbandesBrexit - Positionen des Bankenverbandes
Brexit - Positionen des BankenverbandesBankenverband
 
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...Astrid Mestrovic
 
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...Dr. Oliver Massmann
 
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...Dr. Oliver Massmann
 
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...I W
 
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...I W
 
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DE
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DEDie deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DE
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DEBankenverband
 
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenAnalyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenFESD GKr
 
Pdf The Paris Declaration Final De
Pdf The Paris Declaration Final DePdf The Paris Declaration Final De
Pdf The Paris Declaration Final DeWerner Drizhal
 
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?I W
 

Similar a Die Europäische währungsunion stärken (20)

Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015
Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015
Positionspapier bak zu_wwu_vollenden_okt2015
 
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.
Gpa djp info zum egb aktionstag am 21.6.
 
Studie: Maastricht 2.0 Eine neue Finanzregel für Europa
Studie: Maastricht 2.0 Eine neue Finanzregel für EuropaStudie: Maastricht 2.0 Eine neue Finanzregel für Europa
Studie: Maastricht 2.0 Eine neue Finanzregel für Europa
 
Kapitalmarktunion 2020
Kapitalmarktunion 2020 Kapitalmarktunion 2020
Kapitalmarktunion 2020
 
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
Schuldenerleichterungen für Griechenland?!
 
Smart fiscal consolidation
Smart fiscal consolidationSmart fiscal consolidation
Smart fiscal consolidation
 
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den Euroraum
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den EuroraumEin Staatsinsolvenzverfahren für den Euroraum
Ein Staatsinsolvenzverfahren für den Euroraum
 
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der Eurozone
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der EurozoneStellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der Eurozone
Stellungnahme_EESC_Wirtschaftspolitik in der Eurozone
 
Brexit - Positionen des Bankenverbandes
Brexit - Positionen des BankenverbandesBrexit - Positionen des Bankenverbandes
Brexit - Positionen des Bankenverbandes
 
Efa
EfaEfa
Efa
 
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...
Teilnehmerumfrage der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung...
 
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...
Anwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann Corporate Sustainability Due Diligence ...
 
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...
Rechtsanwalt in Vietnam Dr. Oliver Massmann - Aktionsplan für Energie - Mit A...
 
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...
Die Bedürfnisprüfung als Bestandteil des Gesetzentwurfs zur Reform des Erbsch...
 
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...
Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Rele...
 
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DE
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DEDie deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DE
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft #EU2020DE
 
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzenAnalyse nr. 104 staatsinsolvenzen
Analyse nr. 104 staatsinsolvenzen
 
Pdf The Paris Declaration Final De
Pdf The Paris Declaration Final DePdf The Paris Declaration Final De
Pdf The Paris Declaration Final De
 
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?
Italien vor den Parlamentswahlen - Was kommt nach Monti?
 
Germany
GermanyGermany
Germany
 

Más de MEDEF - Mouvement des Entreprises de France

Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...
Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...
Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...MEDEF - Mouvement des Entreprises de France
 
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...MEDEF - Mouvement des Entreprises de France
 
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le font
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le fontCréer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le font
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le fontMEDEF - Mouvement des Entreprises de France
 

Más de MEDEF - Mouvement des Entreprises de France (20)

Projet retraite Medef
Projet retraite MedefProjet retraite Medef
Projet retraite Medef
 
Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...
Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...
Etude sur l'impact des transitions verte et numérique sur l'emploi, les besoi...
 
Livre blanc biz hackathon-2017
Livre blanc biz hackathon-2017Livre blanc biz hackathon-2017
Livre blanc biz hackathon-2017
 
Tech Afrique-Tech France lien de croissance
Tech Afrique-Tech France lien de croissanceTech Afrique-Tech France lien de croissance
Tech Afrique-Tech France lien de croissance
 
Rapport de gestion 2016
Rapport de gestion 2016Rapport de gestion 2016
Rapport de gestion 2016
 
Baromètre national de percetion de l'égalité des chances - édition 2016
Baromètre national de percetion de l'égalité des chances - édition 2016Baromètre national de percetion de l'égalité des chances - édition 2016
Baromètre national de percetion de l'égalité des chances - édition 2016
 
Programme de l'Université du Numérique 2016
Programme de l'Université du Numérique 2016Programme de l'Université du Numérique 2016
Programme de l'Université du Numérique 2016
 
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...
Déclaration commune du Sommet mondial des entreprises sur l’énergie et le cha...
 
Les infrastructures de réseaux au service de la croissance
Les infrastructures de réseaux au service de la croissanceLes infrastructures de réseaux au service de la croissance
Les infrastructures de réseaux au service de la croissance
 
L’engagement du MEDEF pour la COP 21
L’engagement du MEDEF pour la COP 21L’engagement du MEDEF pour la COP 21
L’engagement du MEDEF pour la COP 21
 
Barometre medef fiscalite locale
Barometre medef fiscalite localeBarometre medef fiscalite locale
Barometre medef fiscalite locale
 
Livret synthese barometre diversite 2015
Livret synthese barometre diversite 2015Livret synthese barometre diversite 2015
Livret synthese barometre diversite 2015
 
Medef reduire la depense publique pour permettre une refondation fiscale en...
Medef   reduire la depense publique pour permettre une refondation fiscale en...Medef   reduire la depense publique pour permettre une refondation fiscale en...
Medef reduire la depense publique pour permettre une refondation fiscale en...
 
Comment éviter les tensions de trésorerie
Comment éviter les tensions de trésorerieComment éviter les tensions de trésorerie
Comment éviter les tensions de trésorerie
 
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le font
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le fontCréer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le font
Créer 1 million d’emplois en 5 ans ? La France l’a fait, d’autres pays le font
 
conf sociale et eco tpe pme juin 2015 - Les Propositions du Medef
conf sociale et eco tpe pme juin 2015 - Les Propositions du Medefconf sociale et eco tpe pme juin 2015 - Les Propositions du Medef
conf sociale et eco tpe pme juin 2015 - Les Propositions du Medef
 
Business proposals for cop 21 supports by 20 may 2015
Business proposals for cop 21 supports by 20 may 2015Business proposals for cop 21 supports by 20 may 2015
Business proposals for cop 21 supports by 20 may 2015
 
MEDEF - Rapport de gestion 2014
MEDEF - Rapport de gestion 2014MEDEF - Rapport de gestion 2014
MEDEF - Rapport de gestion 2014
 
MEDEF - Rapport d'activité 2014
MEDEF - Rapport d'activité 2014MEDEF - Rapport d'activité 2014
MEDEF - Rapport d'activité 2014
 
Medef propositions réforme apprentissage
Medef propositions réforme apprentissageMedef propositions réforme apprentissage
Medef propositions réforme apprentissage
 

Die Europäische währungsunion stärken

  • 1. „DIE EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION STÄRKEN“ BEITRAG VON BDI & MEDEF ZUM EUROPÄISCHEN RAT 19.-20. Dezember 2013 Nach Jahren der Krise befreien sich derzeit die Mitgliedstaaten der EU aus der Umklammerung der Rezession. Nachdem die akuten Rettungsmaßnahmen und erste Reformschritte in den Mitgliedstaaten greifen, muss nun die Chance genutzt werden, neue Grundlagen für langfristiges und nachhaltiges Wachstum in Europa zu legen. Denn die derzeitigen Reformmaßnahmen reichen noch nicht aus und sind nicht wirksam genug aufeinander abgestimmt. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in vielen Mitgliedstaaten stellt eine langfristige Bedrohung für den Euro und damit für die Europäische Union dar. Um den Euroraum langfristig zu stabilisieren, unterbreiten unsere Verbände drei Kernvorschläge: 1. Die Umsetzung nationaler Strukturreformen sollte durch die konsequente Anwendung bestehender Instrumente und die Einführung neuer institutioneller Mechanismen unterstützt werden. 2. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion sollte durch eine schlagkräftige Europäische Bankenunion ergänzt werden. 3. Der Europäische Rat sollte beschließen, auf weitere Steuererhöhungen und Besteuerungspläne zu verzichten, die negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, wie beispielsweise die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. BDI und MEDEF fordern die deutsche und die französische Regierung auf, die folgenden drei Handlungsleitlinien beim Europäischen Rat zu verfolgen: Leitlinie 1: Konsolidierungs- und Reformmaßnahmen konsequent umsetzen  Die bereits beschlossenen Reformen zur verstärkten wirtschafts- und finanzpolitischen Koordinierung wie das Europäische Semester sind ein wichtiger Schritt.  Nun gilt es, die daraus abgeleiteten länderspezifischen Empfehlungen umzusetzen. Dafür sind insbesondere drei Maßnahmen notwendig: - entschlossener Ausweitung des länderspezifischen Monitorings; Glaubhafte Regeln und Sanktionsmechanismen zur Stabilisierung und Rückführung der Staatsverschuldung mit dem Ziel ausgeglichener Staatshaushalte; Konsequente und verbindliche Anwendung der sinnvollen, bereits geschaffenen Instrumente, insbesondere des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. 1
  • 2. Unternehmen in Europa, insbesondere in unseren beiden Ländern, brauchen klare politische Rahmenbedingungen, auf die sie sich verlassen können. Hierzu gehören:  Nationale Strukturreformen, die darauf ausgerichtet sind, die Investitionsbedingungen zu verbessern: Flexible Arbeitsmärkte und von bürokratischen Hemmnissen befreite Güter- und Dienstleistungsmärkte würden allen Mitgliedstaaten der EU zu mehr und nachhaltigem Wachstum verhelfen.  Regeln zur Selbstbindung und Eigenverantwortung, um Staatsfinanzen zu stabilisieren: So wie die Staaten die Regulierung der Banken und Finanzmärkte angehen und diese wieder „in die Haftung“ nehmen, sollten sie auch mit den eigenen Finanzen verfahren, um den Schuldenstand zu verringern.  Konsequent eingehaltene Balance zwischen Konsolidierungs- und Reformanstrengungen der Mitgliedstaaten und im Verhältnis dazu dem Anspruch auf Solidarität: Das ist der Grundsatz für Unterstützungsmaßnahmen der Gemeinschaft, die in Umfang und Dauer klar begrenzt sind.  Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen konsequenter Haushaltsdisziplin und wachstumsorientierter Wirtschaftspolitik: Haushaltsdisziplin darf keine Entschuldigung dafür sein, wachstumsorientierte Maßnahmen auszubremsen, deren Ziel es ist, die Steuerlast für Unternehmen zu senken.  Steuerpolitische Koordinierung mit dem Hauptziel der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Steuerbetrug und -hinterziehung sind ernstzunehmende Probleme; es kann jedoch nicht unterstellt werden, dass Unternehmen die Regeln bewusst verletzen. Bei Steuermaßnahmen muss beachtet werden, dass doppelte Besteuerung und doppelte Nicht-Besteuerung zwei Seiten derselben Medaille sind. Eine bessere Koordinierung der Steuerregelungen muss auf übersichtlichere, weniger verwirrende und modernisierte Regelungen abzielen, was sowohl für Unternehmen als auch für Mitgliedstaaten von Vorteil wäre. Unkoordinierte Steuerpolitik führt unweigerlich zu Doppelbesteuerung. Leitlinie 2: Finanzierung der Realwirtschaft sicherstellen  Eine reibungslose Finanzierung der Realwirtschaft durch Banken und Finanzmärkte ist unerlässlich für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Eine zügige Vollendung der Bankenunion ist zentral für die Wiederherstellung des Vertrauens im Finanzsektor.  Ein effektiver Abwicklungsmechanismus sollte noch vor Ende dieses Jahres beschlossen werden und könnte dazu beitragen, dem Haftungsprinzip wieder Geltung zu verschaffen. Hierzu bedarf es einer unmissverständlichen und zwischen den Mitgliedstaaten harmonisierten Haftungsrangfolge. Insbesondere muss sichergestellt sein, dass zunächst Eigentümer und Gläubiger einer Bank bei Umstrukturierung oder Auflösung Verluste tragen. Eine solche Haftungsabfolge würde auch dem in Art. 125 AEUV verankerten Nicht-BeistandsPrinzip gerecht werden und die Marktdisziplin der Banken stärken. 2
  • 3. Leitlinie 3: Abstand nehmen von kontraproduktiven Steuermaßnahmen  Die Banken- und Finanzmarktregulierung muss auf die Gesamt- und Wechselwirkungen der zahlreichen Einzelmaßnahmen achten, um die Finanzierungsbedingungen der Wirtschaft nicht zu verschlechtern. BDI und MEDEF lehnen den Vorschlag einer EU-Richtlinie ab, welche die Einführung einer Finanztransaktionssteuer in einigen EU-Staaten vorsieht. Diese Steuer hätte auch erhebliche Auswirkungen auf Akteure außerhalb der Finanzmärkte und würde die wirtschaftliche Attraktivität der betroffenen Länder untergraben. Europa braucht mehr Kapital und Investitionen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.  Die Finanztransaktionssteuer hätte erhebliche negative Auswirkungen auf Unternehmen der Realwirtschaft – ihr Zugang zu Finanzmitteln würde weiter erschwert. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Situation würde eine weitere Besteuerung von Finanzinstituten und/oder Finanztransaktionen indirekt die Finanzierung – insbesondere langfristige Finanzierung –, Absicherungsgeschäfte und konzerninterne Transaktionen aller Unternehmen beeinträchtigen. Darüber hinaus sähen sich Unternehmen mit Sitz im Steuergebiet einem Wettbewerbsnachteil gegenüber Konkurrenten außerhalb des Steuergebiets ausgesetzt.  Die Finanztransaktionssteuer würde Auswirkungen auf den Finanzsektor insgesamt sowie auf relevante Finanzstandorte in den betroffenen Ländern haben. Diese würden durch Umlenkung bzw. Abwanderung von Finanzgeschäften geschwächt. In Frankreich und anderen EU-Ländern wurden bereits negative Erfahrungen mit solch einer Steuer gemacht, selbst bei geringerem Umfang. Ulrich Grillo Präsident Pierre Gattaz Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie Mouvement des Entreprises de France 3