Wir stellen Ihnen nach und nach die Titel der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2014 vor. Hier: Ulrike Draesner mit ihrem Roman "Sieben Sprünge vom Rand der Welt" . Über das Buch, die Autorin, Rezensionsnotizen sowie weitere Werke von Ulrike Draesner.
2. • Die Longlist für den Deutschen Buchpreis mit 20 Titeln
wurde am 13.08.2014 vorgestellt
• Die Shortlist mit sechs Titeln folgt am 10.09.2014
• Die Bekanntgabe des Siegers sowie die Preisverleihung
finden am 6.10.2014 zur traditionellen Eröffnung der
Frankfurter Buchmesse statt
4. 2
Ulrike Draesner kreuzt die Lebenswege der
schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer
aus Ostpolen nach Wrocław vertriebenen
Familie. Vier Generationen kommen zu Wort.
Virtuos entwirft sie ein Kaleidoskop der
Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern
fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und
Vertreibung ausgelösten Traumata
weiterwirken und wie sich seelische
Landschaften von einer Generation in die
nächste weitervererben.
Die Geschichten der Grolmanns und der
Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert
Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie
erzählen von den Mühen und Seligkeiten
zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln,
Freiheit und Migration.
Erscheinungsdatum: 10. März 2014
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5. Ulrike Draesner wurde am 20. Januar 1962 in München
geboren. 1981 begann sie ein Jurastudium, in der Folge
eines Stipendienjahres in Oxford wechselte sie zu
Anglistik, Germanistik und Philosophie. Nach weiteren
Auslandsaufenthalten schloss Draesner das Studium
1989 ab; 1992 promovierte sie mit einer Arbeit zu
Wolframs von Eschenbach Parzival. Um sich ganz dem
Schreiben widmen zu können, kündigte sie ihre
Universitätsstelle. 1995 erschien ihr erstes Buch, der
Gedichtband gedächtnisschleifen. 1996 zog Draesner
nach Berlin, wo sie heute als Dichterin, Prosaautorin und
Essayistin lebt.
Sie übersetzt aus dem Englischen, gibt Workshops,
Seminare und Poetikvorlesungen. Ihr Werk wurde mit
zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Mit
klarem Blick untersucht es heutige Lebens- und
Arbeitsverhältnisse. Die Texte, vielschichtig verwoben,
nehmen sowohl die geschichtlichen Dimensionen
Deutschlands als auch mediale und biotechnische
Entwicklungen in den Blick.
Die Autorin
Ulrike Draesner
6. Rezensionsnotizen Dieses Buch von Ulrike Draesner kommt laut
Rezensentin Jutta Person im Versuch, mit
zerhackten Zeilen und der Auflösung von Sätzen
das Stocken der Erinnerung abzubilden, an seine
Grenzen. Doch das ist nicht schlimm für die
Rezensentin, die diesen Umstand unter
Stilprobleme aller Kriegserzählungen subsumiert.
Davon abgesehen hat ihr Draesners weit
ausgreifender Entwicklungs-, Familien-,
Wissenschafts- und Kriegsroman auch gut
gefallen. Das liegt an Draesners Kenntnissen,
etwa auf dem von ihr hier beackerten Gebiet der
Primatenforschung und Anthropologie, aber auch
am langen Atem der Autorin, die mit Schlesien
und der Vertreibung laut Person ein äußerst
klischeebehaftetes Thema angeht, das sich nur
weiträumig erforschen lässt, wie die Rezensentin
erklärt.
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7. Rezensionsnotizen Auch wenn Katharina Teutsch nicht die ganzen 500
expressiven Seiten dieses Romans von Ulrike
Draesner mitgeht - der Text hat es in sich, meint
sie. Teutsch verweist damit auf die sprachliche
Kunstfertigkeit der Autorin, der es laut Rezensentin
gelingt, die Familiengeschichte des Affenforschers
Eustachius Grolmann, die gesellschaftliche
Verfassung zwischen 1939 und 1945, den Kreislauf
von Heimat, Flucht und Heimkehr und die
philosophische Frage nach Empathie bei Mensch
und Tier mittels Figurenrede und dank eigener
Kenntnisse der Neurowissenschaften in einen
insgesamt packenden Text zu fassen.
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8. Rezensionsnotizen Mit viel Lob bespricht Rezensent Samuel Moser
Ulrike Draesners neuen Roman "Sieben Sprünge
vom Rand der Welt", der ihm das Genre des
Familienromans nochmal ganz neu erschließt. Im
Grunde genommen liest der Kritiker hier gleich
sieben Romane, denn Draesner vermag die
Schicksale ihrer Figuren auf ganz eigene Art und
Weise zu entfalten. Zunächst folgt Moser Simone
Grolman, die das Institut ihres Vaters, eines
Affenforschers, übernimmt und dabei auf
ungeklärte Fragen - etwa die Erlebnisse des Vaters
bei einer mysteriösen Kongo-Expedition oder
seine Vertreibung aus Breslau im Jahre 1945 -
stößt. Moser bewundert die Kunst der Autorin, die
verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven zu
verschachteln, Schönes und Schreckliches in
gewaltigen Bildern miteinander zu verknüpfen und
authentische Dokumente über das Schicksal der
"Hitlerkinder" mit ihrer fiktionalen Geschichte zu
Mehr verbinden.
9. Die Liebe - eine Wissenschaft für sich
Ein Wiedersehen, das einschlägt wie ein
Blitz: plötzlich steht die Astrophysikerin
Harriet ihrer großen Liebe von einst
gegenüber. Und allmählich, aber
unaufhaltsam, gerät ihr bisheriges Leben
aus seiner geordneten Umlaufbahn. Ulrike
Draesners neuer Roman ist ein mit großer
Lust und Rasanz betriebenes Forschen nach
den romantischen Gefühlen in Zeiten der
Abgeklärtheit.
Sonstige Werke
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10. 130 Kilo Fett liegen neben Birte auf der
Matratze – sie selbst staunt am meisten
darüber, wie sehr man so etwas lieben
kann. Ein Hobbytierschützer liegt nachts
lieber Fledermäusen auf der Lauer als
neben seiner Frau, und Schnebel, auch
»Scheba« genannt, kocht den Mobbing-
Kollegen ein Abschiedsmahl, das ihnen
noch lange im Magen liegen wird. Ulrike
Draesners neue Erzählungen werfen furiose
Schlaglichter auf Lieben, Karrieren und die
Unberechenbarkeit des Glücks.
Unberechenbar war das Glück schon
immer, heute sind es auch Arbeit und
Erfolg. Emil sitzt in einem nie zu Ende
gebauten Schloss in einer eisigen Höhle,
zwei Kollegen haben die Tür verschlossen.
Ob sie ihn je wieder herauslassen? Ob er
selbst einen Weg findet? Pider hingegen
steht fünf Meter vom Strand entfernt ganz
freiwillig im Meer, obwohl er weiß, dass die
Strömung hier tödlich ist.
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11. Die Klassiker der Literatur: In der
erdrückenden Mehrzahl sind sie männlich.
Eine Ödnis für Leserinnen? Keineswegs! Die
virtuose Leserin Ulrike Draesner präsentiert
uns ihre ganz eigene Ruhmeshalle
männlicher Autoren: präzise,
überraschende und respektvoll perfi de
Porträts von Helden wie Heinrich von
Kleist, Thomas Mann, Karl Valentin und
vielen anderen.
Männer haben es schwer. Denn sie müssen
Helden sein. Nicht wenige der »klassisch«
gewordenen Autoren haben sich in
kriegerischen, heldischen Rollen versucht.
Aber hat das Schreiben nicht per se etwas
Unheroisches, ja Subversives? Ulrike
Draesner spürt den Ursprüngen der Idee
vom Helden nach, sie zeigt Schriftsteller in
ihren heldischen und hinreißend
unheldischen Posen und erzählt mit
stupendem Wissen und großer Originalität
von ihren Leseabenteuern.
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