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Management und Wissen              Business-Continuity




BCM in der Supply Chain
Immer wieder haben in den vergangenen Jahren Naturkatastrophen die Fragilität internatio-
naler Lieferketten aufgezeigt und die Notwendigkeit einer Sicherung der Liefernetzwerke
gegen Unterbrechungen angemahnt. Dies gilt jedoch nicht nur für die Produktion, sondern
auch für Dienstleistungsunternehmen, die intensiv auf Outsourcing zurückgreifen – nicht
zuletzt sogar für das Finanzwesen. Für das Business-Continuity-Management (BCM) bedeutet
dies, Methoden und Techniken um ein Supply-Chain-Continuity-Management (SCCM) zu
erweitern.




Von Matthias Hämmerle und Dr. Klaus-Rainer Müller, Frankfurt
        Was für die „Just-in-Time“-Produktion gilt, hat       in zum Teil tief gestaffelte Liefernetzwerke durchgesetzt:
mittlerweile auch Einzug in Dienstleistungen und IT-          Unternehmensintern werden Services durch Shared-
Prozesse gehalten: die Abhängigkeit von einer Lieferkette     Service-Center für den gesamten Konzern zentral erbracht
(Supply-Chain). Erdbeben, Vulkanausbrüche (und in der         – zunächst vornehmlich für IT-Dienstleistungen haben
Folge Aschewolken), Überschwemmungen, Tornados und            sie sich mittlerweile für viele administrative Funktionen
politische Unruhen sind nur einige Beispiele, die in den      durchgesetzt (z. B. Personalverwaltung, Rechnungswesen
letzten Jahren für erhebliche Verzögerungen, Liefereng-       etc.). Im Ergebnis entstehen – zum Teil hochkomplexe
pässe und -ausfälle gesorgt haben.                            – unternehmensinterne Lieferungs- und Leistungsbezie-
                                                              hungen, die in Form von Service-Level-Agreements (SLA)
         73  der Teilnehmer der Supply-Chain-Resi-
            %                                                 vereinbart werden.
lience-Studie 2012 des Business Continuity Institute
haben angegeben, in den vorausgegangenen 12 Monaten                   Zudem hat sich auch eine Auslagerung von Sup-
mindestens eine Störung in der Lieferkette gehabt zu ha-      portprozessen im Rahmen des Outsourcings etabliert –
ben, die zu Unterbrechungen im Unternehmen geführt            etwa beim IT-Betrieb, der Telekommunikation (VoIP) oder
hat [1] – 23 % der Befragten berichteten sogar über mehr      sogar zentralen Wertschöpfungsprozessen wie Zahlungs-
als fünf Störungen im Betrachtungszeitraum. Als Haupt-        verkehr, Wertpapierabwicklung, Schadensbearbeitung,
ursachen der Unterbrechungen wurden IT-Ausfälle (52 %         Reklamationen an spezialisierte Dienstleister et cetera.
vs. 41 % in 2011), Wetterereignisse (48 % vs. 51 %) und
Service-Ausfälle (35 % vs. 17 %) angegeben. Im Finanz-                Auch die Lieferkette zum Kunden entwickelt sich
dienstleistungsbereich wurden IT- und Telekommummu-           immer stärker zum verzweigten Netzwerk von Servicepart-
nikations-Ausfälle (45 %), Verletzung der Datensicherheit     nern – so sind etwa Prüfungs- und Beratungsleistungen
(13 %) und Ausfall eines Dienstleisters (11 %) sowie Wet-     für den B2B-Geschäftsabschluss häufig unabdingbar oder
terereignisse (11 %) als wesentliche Ursachen benannt.        im Finanzwesen Intermediäre zwischengeschaltet, große
                                                              Kapitalmarkttransaktionen nur in Konsortien abbildbar.
                   Liefernetzwerke                            Der Wertschöpfungsprozess ist auf das reibungslose
                                                              Zusammenwirken aller dieser Rollen angewiesen! Und
        Lieferketten gliedern sich in die vorgelagerte        das schwächste Glied dieser Kette bestimmt letztlich die
Lieferkette, die konzern- und unternehmensinterne             Robustheit (Resilience) des Ganzen.
Lieferkette sowie die dem Unternehmen nachgelagerte
Lieferkette zum Kunden – eine ganzheitliche Betrachtung                 Complianceanforderungen
umfasst zudem sowohl das mehrstufige Liefernetzwerk auf
Zuliefererseite als auch das mehrstufige Liefernetzwerk                In bestimmten Branchen sind bereits gesetzliche
zum Kunden. Für das BCM ist die Funktionsfähigkeit die-       oder regulatorische Anforderungen einschlägig. Beispiels-
ser gesamten Konstruktion essenziell – bricht auch nur ein    weise ist für Finanzdienstleister – auch in ihrer besonderen
Glied in dieser Kette, kann dies zum Gesamtausfall führen.    Bedeutung als Teil der kritischen Infrastruktur („Kritis“
                                                              – www.kritis.bund.de) – die Sicherstellung der Lieferkette
      Auch im Dienstleistungsbereich hat sich aus öko-        entsprechend geregelt: Das Kreditwesengesetz (§ 25a
nomischen Gründen die Zergliederung der Produktion            KWG, vgl. [2]) erfasst im Rahmen der besonderen organi-


© SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6                                                            17
Management und Wissen          Business-Continuity




satorischen Pflichten von Instituten auch die ordnungs-                Ein hilfreicher Standard für die Ausgestaltung der
gemäße Geschäftsorganisation bei „wesentlichen Ausla-         Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern ist
gerungen“ – Institute müssen für diese wesentlichen Aus-      zudem der BS 11000 „Collaborative business relation-
lagerungen risikoorientiert „angemessene Vorkehrungen         ships“ (www.bsigroup.de): Der weltweit erste Collabo-
treffen, um übermäßige zusätzliche Risiken zu vermeiden“      ration-Standard enthält ein gesamthaftes Framework zur
(siehe www.juris.de/purl/gesetze/KredWG_!_25a).               Beschreibung der wesentlichen Funktionen, die in der in-
                                                              ternen und externen Zusammenarbeit mit Dienstleistern,
        Das Risikomanagement eines auslagernden Fi-           Lieferanten und Kunden zu beachten sind. Acht Kapitel
nanzinstituts muss die ausgelagerten Aktivitäten und          beschreiben den gesamten Lebenszyklus der Zusammen-
Prozesse mit einbeziehen – die Wesentlichkeit einer Ausla-    arbeit (Awareness, Knowledge, Internal Assessment, Part-
gerung ist im Rahmen einer Risikoanalyse zu bestimmen.        ner Selection, Working Together, Value Creation, Staying
Konkreter wird das in den „Mindestanforderungen an            Together, Exit Strategy) – BCM und Exit-Strategien werden
das Risikomanagement für Banken“ (MaRisk BA [3]) im           vor allem in den Vorgehensmodellen des Teil 2 „Guide to
„Allgemeinen Teil“ AT 9, für Investmentgesellschaften         implementing“ behandelt.
und Versicherer erfolgt dies in spezifischen Regelungen
(InvMaRisk, MaRisk VA).                                                             BCM-Normen

        Eine Auslagerung im Sinne der MaRisk liegt vor,               BS 25999-1 und BS 25999-2 weisen noch einen
„wenn ein anderes Unternehmen mit der Wahrnehmung             starken Innenbezug auf die Organisation auf: In allen
solcher Aktivitäten und Prozesse im Zusammenhang mit          Phasen des BCM-Lebenszyklus sind Anforderungen an die
der Durchführung von Bankgeschäften, Finanzdienst-            Einbeziehung der kritischen Dienstleister und Zulieferer
leistungen oder sonstiger institutstypischen Dienstleis-      beschrieben, besonders hinsichtlich der Identifikation
tungen beauftragt wird, die ansonsten vom Institut selbst     kritischer Dienstleister im Rahmen der BIA und des BCM-
erbracht würden“ – Auslagerungen im Sinne der MaRisk          Audits der Dienstleister.
erfassen demzufolge nur einen Ausschnitt der Lieferkette
eines Finanzdienstleisters. Nicht berücksichtigt sind alle            Die beiden British Standards werden durch den
Leistungen, die ein Institut nicht selbst erbringen würde,    im Mai 2012 veröffentlichten ISO-Standard 22301
also etwa nicht-bankfachliche Dienstleistungen und Un-        „Societal security – Business continuity management
terstützungsprozesse (z. B. Datenerfassung).                  systems – Requirements“ abgelöst. Er macht bereits durch
                                                              seinen Titel deutlich, dass hier dem Umfeld der Organi-
         Sich bei der Notfallvorsorge für die gesamte Lie-    sation eine wesentlich höhere Bedeutung zugemessen
ferkette (End to End) auf die wesentlichen Auslagerungen      wird: ISO 22301 führt hierzu die Rolle der „Interested
bestimmter Compliance-Kriterien zu beschränken, greift        Party“ ein, die alle Stakeholder des Unternehmens und
in der Regel zu kurz. Erst eine Business-Impact-Analyse       die Lieferkette umfasst. Interested Parties finden in allen
(BIA) im Rahmen mit der expliziten Prüfung der Liefer-        Phasen des BCM Berücksichtigung – und so schafft der
ketten verschafft eine solide Grundlage für das SCCM.         Standard zumindest einen Anforderungskatalog für das
                                                              SCCM. Die konkrete Ausgestaltung des „wie“ bleibt
                                                              jedoch der noch zu veröffentlichenden ISO 22313
       Standards und Good Practices                           „Business continuity management systems – Guidance“
                                                              vorbehalten.
        Passende Normen für das SCCM findet man so-
wohl in Regelungen für das BCM als auch spezifischen                   Von deutscher Seite liefert das Bundesamt für
Werken für das Outsourcing (s. u., vgl. Tab. 1). Good         Sicherheit in der Informationstechnik mit seinem BSI
Practices des BCM liefern auf europäischer Ebene in erster    100-4 einen Standard für das Notfallmanagement [6]. Für
Linie die „BCI Good Practice Guidelines 2010“ (bestellbar     Behörden ist er verbindlich und bildet für deutsche Un-
über www.thebci.org) – dieses ansonsten sehr gute BCM-        ternehmen generell eine gute Umsetzungsanleitung für
Hilfsmittel bildet externe Dienstleister zwar als Ressource   das BCM. Dem Outsourcing widmet BSI 100-4 ein eigenes
im BCM-Lebenszyklus ab, gibt aber leider keine spezi-         Kapitel; Schwerpunkt sind hierbei Hinweise zu wichtigen
fischen Hilfestellungen für das SCCM.                         Punkten, die bei der Vertragsgestaltung zu beachten sind
                                                              sowie die Berücksichtigung des Outsourcing bei der Not-
        Branchenspezifische Regelungen auf deutscher,         fallkonzeption.
europäischer und internationaler Ebene ergänzen diese
Standards – hierzu gehören beispielsweise die europawei-                       SCCM-Erläuterungen
ten Regelungen zum Outsourcing für Finanzdienstleister,
namentlich die „EBA Guidelines on Internal Governance“               Ein umfassendes SCCM-Framework liefert das
[4] und die „CEBS Guidelines on Outsourcing“ [5].             „Public Document“ des British Standards Institute


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PD 25222:2011 „Business conti-                                                                                Inhalte zum Supply Chain
                                                                                Norm
nuity management – Guidance on                                                                                 Continuity Management
supply chain continuity“ (bestellbar            BS 2599-1,
                                                                  •	 BCM-Standard (zertifizierbar)      •	 Betrachtung kritischer Dienstleister
                                                                                                        	 als Ressource im BCM-Lifecycle
über http://shop.bsigroup.com).                 BS 25999-2        •	 British Standards BSi

Dieses erläuternde Dokument de-
                                                                  •	 BCM-Standard (zertifizierbar)      •	 Supply-Chain wird in der Rolle
finiert einleitend die wesentlichen             ISO 22301                                               	 „Interested Party“ durchgehend
                                                                  •	 ISO
SCCM-Begrifflichkeiten und stellt                                                                       	 berücksichtigt

die Bedeutung des Continuity-                                     •	 BCM-Standard                       •	 Outsourcing wird in einem eigenen
                                                BSI-Standard      	 (nicht zertifizierbar)              	 Kapitel “Outsourcing und
Managements für die Sicherung der                                 •	 Bundesamt für Sicherheit in 	      	 Notfallmanagement” behandelt
                                                100-4
Liefernetzwerke dar. Für die SCCM-                                	 der Informationstechnik BSI
Umsetzung gibt es einen konkreten               BCI               •	 Good Practices für BCM des         •	 Betrachtung kritischer Dienstleister
                                                Good Practice     	 Business Continuity Institute 	     	 als Ressource im BCM-Lifecycle
Handlungsrahmen vor, der sich am                                  	 BCI
                                                Guidelines 2010
BCM-Lifecycle des BS 25999 und der
                                                                  •	 Collaborative business             •	 Risiko- und Business-Continuity-
Good-Practice-Guidelines des BCI                                  	 relationships                       	 Management im gesamten
                                                BSI 11000
orientiert. So lässt sich SCCM sehr                               •	 BCM-Standard (zertifizierbar)      	 Lebenszyklus des Partner-
                                                                  •	 British Standards BSi              	 Management
gut in ein bestehendes BCM-System                                                                                                                      Tabelle 1:
                                                                  •	 Good Practice Supply Chain 	       •	 Supply-Chain wird in der Rolle              Relevante
einbinden.                                      PD                	 Continuity Mgt.                     	 „Interested Party“ durchgehend               Normen und
                                                25222:2011        	 (nicht zertifizierbar)              	 berücksichtigt                               Standards zum
                                                                  •	 British Standards BSi
       Das Konzept sieht die fol-                                                                                                                      SCCM

genden Schritte in der Umsetzung
vor:
      	Management-Buy-in,                      CM-Policy. SCCM entsteht nicht auf                     Identifikation der kritischen Dienst-
      	Analyse der Supply-Chain                der „grünen Wiese“, daher ist die De-                  leister in der Wertschöpfungskette ist
	      (Festlegung des Scopes,                 finition der Schnittstellen zu angren-                 die BCM-Business-Impact-Analyse
	      Verständnis der Supply-                 zenden Bereichen elementar: Hierzu                     (BIA) eine wesentliche Informa-
	      Chain, Identifikation der               gehören beispielhaft Einkaufsab-                       tionsquelle, da in ihrem Rahmen
	      kritischen Dienstleister),              teilungen, Vertriebsorganisation,                      die kritischen Zusammenhänge
      	Festlegung von Strategien,              Recht und Risikomanagement. Die                        der Wertschöpfungskette erhoben
      	Weiterentwicklung und                   Anbindung an die Unternehmens-                         werden. Neben der Analyse der
	      laufender Betrieb sowie die             strategie und das Commitment des                       Abhängigkeiten der Prozesse von
      	Entwicklung einer lang-fris-            Managements ist über eine SCCM-                        Dienstleistern ermittelt die BIA auch
	      tigen Resilience-Strategie.             Policy sicherzustellen. Die zentralen                  die maximal zu akzeptierenden
                                               Prozesse des SCCM bestehen aus den                     Ausfallzeiten für die Ressourcen
                                               „technischen Disziplinen“ Analyse                      (Recovery-Time-Objective, RTO).
  Framework fürs SCCM                          der Supply-Chain, Supply-Chain-                        Die BIA kann für das SCCM daher
                                               Strategie, Implementierung sowie                       die Zeitkritikalität für die Prozesse
        Nachfolgend wird basierend             „Tests, laufende Aktualisierung und                    bezogen auf die Dienstleister liefern
auf dem BCM-Lifecycle ein metho-               Monitoring“ (vgl. Abb. 1). Zudem                       (vgl. Abb. 2).
disches Vorgehen zur SCCM-Imple-               sind die Einbindung in die Unterneh-
mentierung skizziert (vgl. Abb. 1).            menskultur und Awareness-Bildung                              Neben der BIA sind jedoch
Die Orientierung am BCM erleichtert            für das SCCM als dauerhafter Prozess                   auch weitere Kriterien heranzuzie-
die Integration in ein bestehendes             vorzusehen – letztlich bedeutet dies,                  hen – die „Supply Chain Resilience
Business-Continuity-Management-                dass alle relevanten Rollen die Be-
System und ermöglicht die einfache             deutung des SCCM kennen und in
                                                                                                                                                       Abbildung 1:
Transformation in den PDCA-Zyklus              ihren Entscheidungsprozessen mit
                                                                                                                                                       SCCM-Lifecycle
der Zertifizierungs-Standards.                 berücksichtigen.                                                                                        auf Basis des
                                                                                                                                                       BCM-Zyklus

   SCCM-Programm-Manage-                          Analyse der Supply-Chain
     ment und Awareness
                                                        Diese Phase ist der wesent-
        Gegenstand des SCCM-Pro-               liche Ausgangspunkt zur Umsetzung
gramm-Managements sind die Im-                 eines SCCM; ihre Ziele sind die
plementierung einer Organisation,              Identifikation kritischer Dienstleister
von Prozessen für das SCCM sowie               sowie die Analyse der Risiken für
einer angemessenen Governance-                 die Supply-Chain im Rahmen eines
Struktur – dokumentiert in einer SC-           laufenden Risk-Assessments. Bei der


© SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6                                                                                       19
Management und Wissen         Business-Continuity




                       Risikokategorien	Ausprägungen                                                          dienstleistungsbereich waren bei-
                                                                                                              spielsweise ungeplante IT-Ausfälle,
                       Rechtsrisiken	                •  Betriebsschließungen
                       	                             •  Einstweilige Verfügungen                              Datenverlust und Dienstleisteraus-
                       Politische Risiken	           •  Politische Instabilität / Unruhen                     fälle die Top-3-Risiken, während
                       	                             •  Grenzschließungen                                     sich in der Produktion vor allem
                       	                             •  Zölle und Tarife                                      Wechselkurse, Energie und Wetter als
                       	                             •  Aus- und Einfuhrbestimmungen
                       	                             •  Gesetzesänderungen                                    Ursachen gezeigt haben.
                       Betriebswirtschaftliche	      •  Insolvenz des Lieferanten
                       Risiken	                      •  Übernahmen / Zusammenschlüsse                                 Zur Mahnung: 61 % der
                       	                             •  Änderungen im Produktionsprogramm                     Unterbrechungen in der Lieferkette
                       	                             •  Lieferunterbrechung in der davorliegenden
                       	                               Lieferkette (Tier Two)                                 wurden der Studie zufolge durch ei-
                       Technische Risiken	           •  Technische Störungen / Ausfälle                       nen Tier-1-Dienstleister verursacht,
                       	                             •  IT-Ausfälle                                           32 % durch Tier-2-Dienstleister und
                       	                             •  Mitarbeiterausfälle                                   7 % auf der dritten Ebene der Dienst-
                       	                             •  Qualitätsprobleme / Produktrückruf
                       	                             •  Kontamination
                                                                                                              leisterbeziehungen. Es reicht also
                       Umweltrisiken	                •  Naturkatastrophen
                                                                                                              nicht aus, nur die direkt beauftragten
                       	                             •  Klima / Wetter                                        Dienstleister in seine Risikobetrach-
                       	                             •  Pandemien / Epidemien                                 tung einzubeziehen.
                       	                             •  Unterbrechung von Transport / Verkehr
         Tabelle 2:
                       Soziale Risiken	              •  Streik
        Risiken der
      Supply-Chain
                       	                             •  Sabotage
                       	                             •  Kriminelle Handlungen, Terrorismus, Piraterie                   SSCM-Strategien

                                                                                                                     Für Risikostrategien im SSCM
                       Survey 2011“ des BCI hat hier die                 	Maturity of the Industry            bestehen die folgenden Optionen:
                       folgenden Punkte identifiziert:           	        (21 %).
                              	Reputational Impact (57 %),                                                       	Akzeptieren der Risiken
                              	Financial Impact of                       Im Rahmen eines Risk-                	   (z. B. bei geringen Risiken),
                       	       Non-Supply over a Period          Assessments sind überdies die                   	Vermindern der Risiken
                       	       of Time (54 %),                   wesentlichen Risiken auf die Wert-            	  durch Maßnahmen,
                              	Regulatory Impact (50 %),         schöpfungskette zu analysieren und,             	Übertragen der Risiken
                              	Availability of other             sofern erforderlich, zu mitigieren           	   (auf Versicherungen oder
                       	       Suppliers (50 %),                 (vgl. Tab. 2). Ungeplante ITK-Aus-           	   Dienstleister) sowie
                              	Spend (49 %),                     fälle (52  und Wetterereignisse
                                                                           %)                                    	Vermeidung der Risiken
                              	Location of Supplier (43 %),      (48 %) waren nach Erkenntnissen der          	   (z. B. durch Verzicht auf
                              	Key People / Knowledge            Teil-nehmer der „BCI Supply Chain            	   Produkte oder Dienst-
                       	       involved (41 %),                  Resilience Studie 2012“ die Haupt-           	leistungen).
                              	Bespoke Nature of Product / 	     ursachen für Unterbrechungen in
                       	       Service supplied (37 %),          der Lieferkette. Mit großem Abstand          Anforderungen des SCCM müssen
                              	Speed of change to                folgten Serviceausfälle von Dienst-          bereits sehr früh bei der Vertrags-
                       	       alternative Supplier (35 %),      leistern (32 %). Branchenspezifisch          gestaltung mit Dienstleistern be-
                              	Interdependencies with            zeigt die Studie jedoch ein anderes          rücksichtigt werden. Hierzu zählen
                       	       other Suppliers (28 %),           Bild für die Ursachen: Im Finanz-            Anforderungen an die Ausgestaltung
                                                                                                              des BCM des Dienstleisters, eine Ab-
                                                                                                              stimmung von Notfall- und Krisen-
       Abbildung 2:
  Dependenzenana-                                                                                             managementkonzepten, Prüf- und
lyse im Rahmen der                                                                                            Einsichtrechte für das BCM sowie
    Business-Impact-
   Analyse des BCM                                                                                            gewünschte Zertifizierungen. Zudem
      (das Recovery-                                                                                          sind Berichts- und Meldewesen für
 Time-Object – ROT
                                                                                                              die laufende Dienstleisterbeziehung,
    – bezeichnet die
   maximal tolerier-                                                                                          aber auch für Notfälle und Krisen
   bare Ausfallzeit)                                                                                          beim Dienstleister und Auftraggeber
                                                                                                              festzulegen – hierzu zählt nicht zu-
                                                                                                              letzt die Definition von Eskalations-
                                                                                                              stufen (z. B. Störung, Notfall, Krise),
                                                                                                              da diese nicht einheitlich verwendet
                                                                                                              werden (vgl. Kap. 10 in [6]).


                       20                                                                    © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6
Implementierung                         Alarmierung und	               •  Abstimmung von Begrifflichkeiten:
                                                Eskalation	                    	 Definition von „Störung“, „Problem“, „Ausfall“,
         Grundlage für den Übergang             	                              	 „Notfall“, „Krise“, „K-Fall“
                                                	                              •  Dokumentation der Ansprechpartner und
eines SCCM in den laufenden Betrieb             	                              	 Kommunikationsdaten
sind die in der SCCM-Policy geregel-            	                              •	 Festlegung der Meldewege
ten Vorgaben für Organisation und               	                              •	 De-Eskalation
Prozesse. Zum laufenden Betrieb ge-             Krisenmanagement	 •	 Abstimmung der Krisenstabsorganisationen
                                                	                 •	 Festlegung gegenseitiger Teilnahme oder
hört die Umsetzung der festgelegten             		Informationsaustausch
SCCM-Strategien für die Dienstleister,          Notfallkonzepte	               •	 Beidseitige Abstimmung der Notfallkonzepte
das laufende SCCM-Berichtswesen                 	                              	 (Handlungsoptionen und -verfahren)
sowie regelmäßige Überprüfungen/                Geschäftsfortführungs-	        •	 Abstimmung von Notfallplänen
Audits bei den Dienstleistern (vgl.             und Wiederanlaufpläne
                                                                                                                                    Tabelle 3:
Tab. 3). Die beispielsweise im Finanz-          Test- und Übungspläne	         •	 Abstimmung der Test- und Übungspläne              Abstimmung des
                                                	                              	 (inhaltlich und zeitlich)                          SSCM mit Dienst-
dienstleistungsbereich regulatorisch
                                                	                              •	 Abstimmung von Begrifflichkeiten                  leistern
vorgeschriebene Abstimmung der
Notfallkonzepte gehört ebenso dazu
wie Einrichtung, Pflege und Tests von          Regel keine konkreten Hinweise auf
Alarmierungs- und Kommunikati-                 die spezifischen Auswirkungen von                       Literatur
onswegen bei Störungen, Notfällen              Ausfällen auf die eigene Dienstleis-
und Krisen. Eine Abstimmung der                tungsbeziehung geben.                      [1]	Business Continuity Institute
Notfallkonzepte muss gegebenenfalls                                                       (BCI), Supply Chain Resilience
auf mehreren Ebenen erfolgen – ihr                            Fazit                       2012, www.thebci.org/index.
Umfang hängt von der Kritikalität des                                                     php?option=com_content&view=ar
Dienstleisters ab.                                     Supply-Chain-Continuity-           ticle&id=341&Itemid=201
                                               Management (SCCM) ist eine junge
      Test, Aktualisierung,                    Disziplin, die angesichts des zuneh-       [2]	
                                                                                             Sonja Mohr, Outsourcing nach
           Monitoring                          menden Outsourcings in allen Bran-         Bankenart, § 25a KWG als Grund-
                                               chen eine wachsende Bedeutung              lage für sichere IT-Dienstleistungen,
          Die Funktionsfähigkeit der           gewinnt. Viele Ereignisse der letzten      <kes> 2005#6, S. 85
SCCM-Konzepte lässt sich letzt-                Jahre (z. B. Fukushima, Thailand-
lich erst durch Tests und Übungen              Überschwemmungen, Aschewol-                [3]	Bundesanstalt für Finanzdienst-
überprüfen und nachweisen – diese              ken) haben die Notwendigkeit der           leistungsaufsicht (BaFin), Mindestan-
sollten sowohl Notfälle beim Dienst-           Weiterentwicklung dieses Themas            forderungen an das Risikomanage-
leister, Notfälle beim Auftraggeber als        für alle Branchen aufgezeigt. Teils        ment (MaRisk BA), www.bafin.de/
auch Katastrophen mit gemeinsamer              erfordern bereits gesetzliche und          SharedDocs/Veroeffentlichungen/
Betroffenheit umfassen. Alarmie-               regulatorische Normen seine Orga-          DE/Rundschreiben/rs_1011_ba_ma-
rungs- und Eskalationsverfahren                nisation und entsprechende Prozesse        risk.html
sowie die hierfür eingesetzten Tools           – auch bei externen Audits gerät
sollte man regelmäßig testen und               SCCM zunehmend in den Fokus                [4]	
                                                                                             European Banking Authority
auf Aktualität der Kontaktdaten hin            der Prüfungen. Standards und Good          (EBA), Guidelines on Internal Gover-
prüfen. Regelmäßige „Jour Fixes“               Practices für seine konkrete Umset-        nance (GL 44), www.eba.europa.eu/
mit den kritischen Dienstleistern              zung liegen jedoch erst rudimentär         Publications/Guidelines.aspx
fördern zudem die Zusammenarbeit               vor und müssen aus der Praxis heraus
und das gemeinschaftliche Denken               fortentwickelt werden.      ■              [5]	Committee of European Banking
und Handeln.                                                                              Supervisors (CEBS), Guidelines on
                                                                                          Outsourcing, www.eba.europa.eu/
         Audits von Wirtschafts-               Matthias Hämmerle übernimmt bei der        getdoc/f99a6113-02ea-4028-8737-
prüfungsgesellschaften und Bera-               Automation Consulting Group (ACG)          1cdb33624840/GL02Outsourcing-
tungsunternehmen oder auch Zer-                GmbH in Frankfurt ab Januar 2013           Guidelines-pdf.aspx
tifizierungen nach internationalen             die Leitung des neu gegründeten „Com-
Standards geben darüber hinaus                 petence Center Business Continuity         [6]	Bundesamt für Sicherheit in der
Hinweise auf den Reifegrad des                 Management“. Dr. Klaus-Rainer Müller,      Informationstechnik (BSI), BSI-Stan-
BCM-Systems von Dienstleistern.                der bisher auch für BCM verantwortlich     dard 100-4: Notfallmanagement,
Sie ersetzen jedoch nicht die bila-            war, spezialisiert sich künftig auf die    www.bsi.bund.de/ContentBSI/Pu-
terale Zusammenarbeit, da solche               Themen IT-Sicherheit, Sourcing und         blikationen/BSI_Standard/it_grund-
Audits und Zertifizierungen in der             Provider-Management.                       schutzstandards.html


© SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6                                                                    21

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kes BCM in der Supply Chain

  • 1. Management und Wissen Business-Continuity BCM in der Supply Chain Immer wieder haben in den vergangenen Jahren Naturkatastrophen die Fragilität internatio- naler Lieferketten aufgezeigt und die Notwendigkeit einer Sicherung der Liefernetzwerke gegen Unterbrechungen angemahnt. Dies gilt jedoch nicht nur für die Produktion, sondern auch für Dienstleistungsunternehmen, die intensiv auf Outsourcing zurückgreifen – nicht zuletzt sogar für das Finanzwesen. Für das Business-Continuity-Management (BCM) bedeutet dies, Methoden und Techniken um ein Supply-Chain-Continuity-Management (SCCM) zu erweitern. Von Matthias Hämmerle und Dr. Klaus-Rainer Müller, Frankfurt Was für die „Just-in-Time“-Produktion gilt, hat in zum Teil tief gestaffelte Liefernetzwerke durchgesetzt: mittlerweile auch Einzug in Dienstleistungen und IT- Unternehmensintern werden Services durch Shared- Prozesse gehalten: die Abhängigkeit von einer Lieferkette Service-Center für den gesamten Konzern zentral erbracht (Supply-Chain). Erdbeben, Vulkanausbrüche (und in der – zunächst vornehmlich für IT-Dienstleistungen haben Folge Aschewolken), Überschwemmungen, Tornados und sie sich mittlerweile für viele administrative Funktionen politische Unruhen sind nur einige Beispiele, die in den durchgesetzt (z. B. Personalverwaltung, Rechnungswesen letzten Jahren für erhebliche Verzögerungen, Liefereng- etc.). Im Ergebnis entstehen – zum Teil hochkomplexe pässe und -ausfälle gesorgt haben. – unternehmensinterne Lieferungs- und Leistungsbezie- hungen, die in Form von Service-Level-Agreements (SLA) 73  der Teilnehmer der Supply-Chain-Resi- % vereinbart werden. lience-Studie 2012 des Business Continuity Institute haben angegeben, in den vorausgegangenen 12 Monaten Zudem hat sich auch eine Auslagerung von Sup- mindestens eine Störung in der Lieferkette gehabt zu ha- portprozessen im Rahmen des Outsourcings etabliert – ben, die zu Unterbrechungen im Unternehmen geführt etwa beim IT-Betrieb, der Telekommunikation (VoIP) oder hat [1] – 23 % der Befragten berichteten sogar über mehr sogar zentralen Wertschöpfungsprozessen wie Zahlungs- als fünf Störungen im Betrachtungszeitraum. Als Haupt- verkehr, Wertpapierabwicklung, Schadensbearbeitung, ursachen der Unterbrechungen wurden IT-Ausfälle (52 % Reklamationen an spezialisierte Dienstleister et cetera. vs. 41 % in 2011), Wetterereignisse (48 % vs. 51 %) und Service-Ausfälle (35 % vs. 17 %) angegeben. Im Finanz- Auch die Lieferkette zum Kunden entwickelt sich dienstleistungsbereich wurden IT- und Telekommummu- immer stärker zum verzweigten Netzwerk von Servicepart- nikations-Ausfälle (45 %), Verletzung der Datensicherheit nern – so sind etwa Prüfungs- und Beratungsleistungen (13 %) und Ausfall eines Dienstleisters (11 %) sowie Wet- für den B2B-Geschäftsabschluss häufig unabdingbar oder terereignisse (11 %) als wesentliche Ursachen benannt. im Finanzwesen Intermediäre zwischengeschaltet, große Kapitalmarkttransaktionen nur in Konsortien abbildbar. Liefernetzwerke Der Wertschöpfungsprozess ist auf das reibungslose Zusammenwirken aller dieser Rollen angewiesen! Und Lieferketten gliedern sich in die vorgelagerte das schwächste Glied dieser Kette bestimmt letztlich die Lieferkette, die konzern- und unternehmensinterne Robustheit (Resilience) des Ganzen. Lieferkette sowie die dem Unternehmen nachgelagerte Lieferkette zum Kunden – eine ganzheitliche Betrachtung Complianceanforderungen umfasst zudem sowohl das mehrstufige Liefernetzwerk auf Zuliefererseite als auch das mehrstufige Liefernetzwerk In bestimmten Branchen sind bereits gesetzliche zum Kunden. Für das BCM ist die Funktionsfähigkeit die- oder regulatorische Anforderungen einschlägig. Beispiels- ser gesamten Konstruktion essenziell – bricht auch nur ein weise ist für Finanzdienstleister – auch in ihrer besonderen Glied in dieser Kette, kann dies zum Gesamtausfall führen. Bedeutung als Teil der kritischen Infrastruktur („Kritis“ – www.kritis.bund.de) – die Sicherstellung der Lieferkette Auch im Dienstleistungsbereich hat sich aus öko- entsprechend geregelt: Das Kreditwesengesetz (§ 25a nomischen Gründen die Zergliederung der Produktion KWG, vgl. [2]) erfasst im Rahmen der besonderen organi- © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6 17
  • 2. Management und Wissen Business-Continuity satorischen Pflichten von Instituten auch die ordnungs- Ein hilfreicher Standard für die Ausgestaltung der gemäße Geschäftsorganisation bei „wesentlichen Ausla- Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern ist gerungen“ – Institute müssen für diese wesentlichen Aus- zudem der BS 11000 „Collaborative business relation- lagerungen risikoorientiert „angemessene Vorkehrungen ships“ (www.bsigroup.de): Der weltweit erste Collabo- treffen, um übermäßige zusätzliche Risiken zu vermeiden“ ration-Standard enthält ein gesamthaftes Framework zur (siehe www.juris.de/purl/gesetze/KredWG_!_25a). Beschreibung der wesentlichen Funktionen, die in der in- ternen und externen Zusammenarbeit mit Dienstleistern, Das Risikomanagement eines auslagernden Fi- Lieferanten und Kunden zu beachten sind. Acht Kapitel nanzinstituts muss die ausgelagerten Aktivitäten und beschreiben den gesamten Lebenszyklus der Zusammen- Prozesse mit einbeziehen – die Wesentlichkeit einer Ausla- arbeit (Awareness, Knowledge, Internal Assessment, Part- gerung ist im Rahmen einer Risikoanalyse zu bestimmen. ner Selection, Working Together, Value Creation, Staying Konkreter wird das in den „Mindestanforderungen an Together, Exit Strategy) – BCM und Exit-Strategien werden das Risikomanagement für Banken“ (MaRisk BA [3]) im vor allem in den Vorgehensmodellen des Teil 2 „Guide to „Allgemeinen Teil“ AT 9, für Investmentgesellschaften implementing“ behandelt. und Versicherer erfolgt dies in spezifischen Regelungen (InvMaRisk, MaRisk VA). BCM-Normen Eine Auslagerung im Sinne der MaRisk liegt vor, BS 25999-1 und BS 25999-2 weisen noch einen „wenn ein anderes Unternehmen mit der Wahrnehmung starken Innenbezug auf die Organisation auf: In allen solcher Aktivitäten und Prozesse im Zusammenhang mit Phasen des BCM-Lebenszyklus sind Anforderungen an die der Durchführung von Bankgeschäften, Finanzdienst- Einbeziehung der kritischen Dienstleister und Zulieferer leistungen oder sonstiger institutstypischen Dienstleis- beschrieben, besonders hinsichtlich der Identifikation tungen beauftragt wird, die ansonsten vom Institut selbst kritischer Dienstleister im Rahmen der BIA und des BCM- erbracht würden“ – Auslagerungen im Sinne der MaRisk Audits der Dienstleister. erfassen demzufolge nur einen Ausschnitt der Lieferkette eines Finanzdienstleisters. Nicht berücksichtigt sind alle Die beiden British Standards werden durch den Leistungen, die ein Institut nicht selbst erbringen würde, im Mai 2012 veröffentlichten ISO-Standard 22301 also etwa nicht-bankfachliche Dienstleistungen und Un- „Societal security – Business continuity management terstützungsprozesse (z. B. Datenerfassung). systems – Requirements“ abgelöst. Er macht bereits durch seinen Titel deutlich, dass hier dem Umfeld der Organi- Sich bei der Notfallvorsorge für die gesamte Lie- sation eine wesentlich höhere Bedeutung zugemessen ferkette (End to End) auf die wesentlichen Auslagerungen wird: ISO 22301 führt hierzu die Rolle der „Interested bestimmter Compliance-Kriterien zu beschränken, greift Party“ ein, die alle Stakeholder des Unternehmens und in der Regel zu kurz. Erst eine Business-Impact-Analyse die Lieferkette umfasst. Interested Parties finden in allen (BIA) im Rahmen mit der expliziten Prüfung der Liefer- Phasen des BCM Berücksichtigung – und so schafft der ketten verschafft eine solide Grundlage für das SCCM. Standard zumindest einen Anforderungskatalog für das SCCM. Die konkrete Ausgestaltung des „wie“ bleibt jedoch der noch zu veröffentlichenden ISO 22313 Standards und Good Practices „Business continuity management systems – Guidance“ vorbehalten. Passende Normen für das SCCM findet man so- wohl in Regelungen für das BCM als auch spezifischen Von deutscher Seite liefert das Bundesamt für Werken für das Outsourcing (s. u., vgl. Tab. 1). Good Sicherheit in der Informationstechnik mit seinem BSI Practices des BCM liefern auf europäischer Ebene in erster 100-4 einen Standard für das Notfallmanagement [6]. Für Linie die „BCI Good Practice Guidelines 2010“ (bestellbar Behörden ist er verbindlich und bildet für deutsche Un- über www.thebci.org) – dieses ansonsten sehr gute BCM- ternehmen generell eine gute Umsetzungsanleitung für Hilfsmittel bildet externe Dienstleister zwar als Ressource das BCM. Dem Outsourcing widmet BSI 100-4 ein eigenes im BCM-Lebenszyklus ab, gibt aber leider keine spezi- Kapitel; Schwerpunkt sind hierbei Hinweise zu wichtigen fischen Hilfestellungen für das SCCM. Punkten, die bei der Vertragsgestaltung zu beachten sind sowie die Berücksichtigung des Outsourcing bei der Not- Branchenspezifische Regelungen auf deutscher, fallkonzeption. europäischer und internationaler Ebene ergänzen diese Standards – hierzu gehören beispielsweise die europawei- SCCM-Erläuterungen ten Regelungen zum Outsourcing für Finanzdienstleister, namentlich die „EBA Guidelines on Internal Governance“ Ein umfassendes SCCM-Framework liefert das [4] und die „CEBS Guidelines on Outsourcing“ [5]. „Public Document“ des British Standards Institute 18 © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6
  • 3. PD 25222:2011 „Business conti- Inhalte zum Supply Chain Norm nuity management – Guidance on Continuity Management supply chain continuity“ (bestellbar BS 2599-1, • BCM-Standard (zertifizierbar) • Betrachtung kritischer Dienstleister als Ressource im BCM-Lifecycle über http://shop.bsigroup.com). BS 25999-2 • British Standards BSi Dieses erläuternde Dokument de- • BCM-Standard (zertifizierbar) • Supply-Chain wird in der Rolle finiert einleitend die wesentlichen ISO 22301 „Interested Party“ durchgehend • ISO SCCM-Begrifflichkeiten und stellt berücksichtigt die Bedeutung des Continuity- • BCM-Standard • Outsourcing wird in einem eigenen BSI-Standard (nicht zertifizierbar) Kapitel “Outsourcing und Managements für die Sicherung der • Bundesamt für Sicherheit in Notfallmanagement” behandelt 100-4 Liefernetzwerke dar. Für die SCCM- der Informationstechnik BSI Umsetzung gibt es einen konkreten BCI • Good Practices für BCM des • Betrachtung kritischer Dienstleister Good Practice Business Continuity Institute als Ressource im BCM-Lifecycle Handlungsrahmen vor, der sich am BCI Guidelines 2010 BCM-Lifecycle des BS 25999 und der • Collaborative business • Risiko- und Business-Continuity- Good-Practice-Guidelines des BCI relationships Management im gesamten BSI 11000 orientiert. So lässt sich SCCM sehr • BCM-Standard (zertifizierbar) Lebenszyklus des Partner- • British Standards BSi Management gut in ein bestehendes BCM-System Tabelle 1: • Good Practice Supply Chain • Supply-Chain wird in der Rolle Relevante einbinden. PD Continuity Mgt. „Interested Party“ durchgehend Normen und 25222:2011 (nicht zertifizierbar) berücksichtigt Standards zum • British Standards BSi Das Konzept sieht die fol- SCCM genden Schritte in der Umsetzung vor: Management-Buy-in, CM-Policy. SCCM entsteht nicht auf Identifikation der kritischen Dienst- Analyse der Supply-Chain der „grünen Wiese“, daher ist die De- leister in der Wertschöpfungskette ist (Festlegung des Scopes, finition der Schnittstellen zu angren- die BCM-Business-Impact-Analyse Verständnis der Supply- zenden Bereichen elementar: Hierzu (BIA) eine wesentliche Informa- Chain, Identifikation der gehören beispielhaft Einkaufsab- tionsquelle, da in ihrem Rahmen kritischen Dienstleister), teilungen, Vertriebsorganisation, die kritischen Zusammenhänge Festlegung von Strategien, Recht und Risikomanagement. Die der Wertschöpfungskette erhoben Weiterentwicklung und Anbindung an die Unternehmens- werden. Neben der Analyse der laufender Betrieb sowie die strategie und das Commitment des Abhängigkeiten der Prozesse von Entwicklung einer lang-fris- Managements ist über eine SCCM- Dienstleistern ermittelt die BIA auch tigen Resilience-Strategie. Policy sicherzustellen. Die zentralen die maximal zu akzeptierenden Prozesse des SCCM bestehen aus den Ausfallzeiten für die Ressourcen „technischen Disziplinen“ Analyse (Recovery-Time-Objective, RTO). Framework fürs SCCM der Supply-Chain, Supply-Chain- Die BIA kann für das SCCM daher Strategie, Implementierung sowie die Zeitkritikalität für die Prozesse Nachfolgend wird basierend „Tests, laufende Aktualisierung und bezogen auf die Dienstleister liefern auf dem BCM-Lifecycle ein metho- Monitoring“ (vgl. Abb. 1). Zudem (vgl. Abb. 2). disches Vorgehen zur SCCM-Imple- sind die Einbindung in die Unterneh- mentierung skizziert (vgl. Abb. 1). menskultur und Awareness-Bildung Neben der BIA sind jedoch Die Orientierung am BCM erleichtert für das SCCM als dauerhafter Prozess auch weitere Kriterien heranzuzie- die Integration in ein bestehendes vorzusehen – letztlich bedeutet dies, hen – die „Supply Chain Resilience Business-Continuity-Management- dass alle relevanten Rollen die Be- System und ermöglicht die einfache deutung des SCCM kennen und in Abbildung 1: Transformation in den PDCA-Zyklus ihren Entscheidungsprozessen mit SCCM-Lifecycle der Zertifizierungs-Standards. berücksichtigen. auf Basis des BCM-Zyklus SCCM-Programm-Manage- Analyse der Supply-Chain ment und Awareness Diese Phase ist der wesent- Gegenstand des SCCM-Pro- liche Ausgangspunkt zur Umsetzung gramm-Managements sind die Im- eines SCCM; ihre Ziele sind die plementierung einer Organisation, Identifikation kritischer Dienstleister von Prozessen für das SCCM sowie sowie die Analyse der Risiken für einer angemessenen Governance- die Supply-Chain im Rahmen eines Struktur – dokumentiert in einer SC- laufenden Risk-Assessments. Bei der © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6 19
  • 4. Management und Wissen Business-Continuity Risikokategorien Ausprägungen dienstleistungsbereich waren bei- spielsweise ungeplante IT-Ausfälle, Rechtsrisiken •  Betriebsschließungen •  Einstweilige Verfügungen Datenverlust und Dienstleisteraus- Politische Risiken •  Politische Instabilität / Unruhen fälle die Top-3-Risiken, während •  Grenzschließungen sich in der Produktion vor allem •  Zölle und Tarife Wechselkurse, Energie und Wetter als •  Aus- und Einfuhrbestimmungen •  Gesetzesänderungen Ursachen gezeigt haben. Betriebswirtschaftliche •  Insolvenz des Lieferanten Risiken •  Übernahmen / Zusammenschlüsse Zur Mahnung: 61 % der •  Änderungen im Produktionsprogramm Unterbrechungen in der Lieferkette •  Lieferunterbrechung in der davorliegenden   Lieferkette (Tier Two) wurden der Studie zufolge durch ei- Technische Risiken •  Technische Störungen / Ausfälle nen Tier-1-Dienstleister verursacht, •  IT-Ausfälle 32 % durch Tier-2-Dienstleister und •  Mitarbeiterausfälle 7 % auf der dritten Ebene der Dienst- •  Qualitätsprobleme / Produktrückruf •  Kontamination leisterbeziehungen. Es reicht also Umweltrisiken •  Naturkatastrophen nicht aus, nur die direkt beauftragten •  Klima / Wetter Dienstleister in seine Risikobetrach- •  Pandemien / Epidemien tung einzubeziehen. •  Unterbrechung von Transport / Verkehr Tabelle 2: Soziale Risiken •  Streik Risiken der Supply-Chain •  Sabotage •  Kriminelle Handlungen, Terrorismus, Piraterie SSCM-Strategien Für Risikostrategien im SSCM Survey 2011“ des BCI hat hier die Maturity of the Industry bestehen die folgenden Optionen: folgenden Punkte identifiziert: (21 %). Reputational Impact (57 %), Akzeptieren der Risiken Financial Impact of Im Rahmen eines Risk- (z. B. bei geringen Risiken), Non-Supply over a Period Assessments sind überdies die Vermindern der Risiken of Time (54 %), wesentlichen Risiken auf die Wert- durch Maßnahmen, Regulatory Impact (50 %), schöpfungskette zu analysieren und, Übertragen der Risiken Availability of other sofern erforderlich, zu mitigieren (auf Versicherungen oder Suppliers (50 %), (vgl. Tab. 2). Ungeplante ITK-Aus- Dienstleister) sowie Spend (49 %), fälle (52  und Wetterereignisse %) Vermeidung der Risiken Location of Supplier (43 %), (48 %) waren nach Erkenntnissen der (z. B. durch Verzicht auf Key People / Knowledge Teil-nehmer der „BCI Supply Chain Produkte oder Dienst- involved (41 %), Resilience Studie 2012“ die Haupt- leistungen). Bespoke Nature of Product / ursachen für Unterbrechungen in Service supplied (37 %), der Lieferkette. Mit großem Abstand Anforderungen des SCCM müssen Speed of change to folgten Serviceausfälle von Dienst- bereits sehr früh bei der Vertrags- alternative Supplier (35 %), leistern (32 %). Branchenspezifisch gestaltung mit Dienstleistern be- Interdependencies with zeigt die Studie jedoch ein anderes rücksichtigt werden. Hierzu zählen other Suppliers (28 %), Bild für die Ursachen: Im Finanz- Anforderungen an die Ausgestaltung des BCM des Dienstleisters, eine Ab- stimmung von Notfall- und Krisen- Abbildung 2: Dependenzenana- managementkonzepten, Prüf- und lyse im Rahmen der Einsichtrechte für das BCM sowie Business-Impact- Analyse des BCM gewünschte Zertifizierungen. Zudem (das Recovery- sind Berichts- und Meldewesen für Time-Object – ROT die laufende Dienstleisterbeziehung, – bezeichnet die maximal tolerier- aber auch für Notfälle und Krisen bare Ausfallzeit) beim Dienstleister und Auftraggeber festzulegen – hierzu zählt nicht zu- letzt die Definition von Eskalations- stufen (z. B. Störung, Notfall, Krise), da diese nicht einheitlich verwendet werden (vgl. Kap. 10 in [6]). 20 © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6
  • 5. Implementierung Alarmierung und •  Abstimmung von Begrifflichkeiten: Eskalation Definition von „Störung“, „Problem“, „Ausfall“, Grundlage für den Übergang „Notfall“, „Krise“, „K-Fall“ •  Dokumentation der Ansprechpartner und eines SCCM in den laufenden Betrieb Kommunikationsdaten sind die in der SCCM-Policy geregel- • Festlegung der Meldewege ten Vorgaben für Organisation und • De-Eskalation Prozesse. Zum laufenden Betrieb ge- Krisenmanagement • Abstimmung der Krisenstabsorganisationen • Festlegung gegenseitiger Teilnahme oder hört die Umsetzung der festgelegten Informationsaustausch SCCM-Strategien für die Dienstleister, Notfallkonzepte • Beidseitige Abstimmung der Notfallkonzepte das laufende SCCM-Berichtswesen (Handlungsoptionen und -verfahren) sowie regelmäßige Überprüfungen/ Geschäftsfortführungs- • Abstimmung von Notfallplänen Audits bei den Dienstleistern (vgl. und Wiederanlaufpläne Tabelle 3: Tab. 3). Die beispielsweise im Finanz- Test- und Übungspläne • Abstimmung der Test- und Übungspläne Abstimmung des (inhaltlich und zeitlich) SSCM mit Dienst- dienstleistungsbereich regulatorisch • Abstimmung von Begrifflichkeiten leistern vorgeschriebene Abstimmung der Notfallkonzepte gehört ebenso dazu wie Einrichtung, Pflege und Tests von Regel keine konkreten Hinweise auf Alarmierungs- und Kommunikati- die spezifischen Auswirkungen von Literatur onswegen bei Störungen, Notfällen Ausfällen auf die eigene Dienstleis- und Krisen. Eine Abstimmung der tungsbeziehung geben. [1] Business Continuity Institute Notfallkonzepte muss gegebenenfalls (BCI), Supply Chain Resilience auf mehreren Ebenen erfolgen – ihr Fazit 2012, www.thebci.org/index. Umfang hängt von der Kritikalität des php?option=com_content&view=ar Dienstleisters ab. Supply-Chain-Continuity- ticle&id=341&Itemid=201 Management (SCCM) ist eine junge Test, Aktualisierung, Disziplin, die angesichts des zuneh- [2] Sonja Mohr, Outsourcing nach Monitoring menden Outsourcings in allen Bran- Bankenart, § 25a KWG als Grund- chen eine wachsende Bedeutung lage für sichere IT-Dienstleistungen, Die Funktionsfähigkeit der gewinnt. Viele Ereignisse der letzten <kes> 2005#6, S. 85 SCCM-Konzepte lässt sich letzt- Jahre (z. B. Fukushima, Thailand- lich erst durch Tests und Übungen Überschwemmungen, Aschewol- [3] Bundesanstalt für Finanzdienst- überprüfen und nachweisen – diese ken) haben die Notwendigkeit der leistungsaufsicht (BaFin), Mindestan- sollten sowohl Notfälle beim Dienst- Weiterentwicklung dieses Themas forderungen an das Risikomanage- leister, Notfälle beim Auftraggeber als für alle Branchen aufgezeigt. Teils ment (MaRisk BA), www.bafin.de/ auch Katastrophen mit gemeinsamer erfordern bereits gesetzliche und SharedDocs/Veroeffentlichungen/ Betroffenheit umfassen. Alarmie- regulatorische Normen seine Orga- DE/Rundschreiben/rs_1011_ba_ma- rungs- und Eskalationsverfahren nisation und entsprechende Prozesse risk.html sowie die hierfür eingesetzten Tools – auch bei externen Audits gerät sollte man regelmäßig testen und SCCM zunehmend in den Fokus [4] European Banking Authority auf Aktualität der Kontaktdaten hin der Prüfungen. Standards und Good (EBA), Guidelines on Internal Gover- prüfen. Regelmäßige „Jour Fixes“ Practices für seine konkrete Umset- nance (GL 44), www.eba.europa.eu/ mit den kritischen Dienstleistern zung liegen jedoch erst rudimentär Publications/Guidelines.aspx fördern zudem die Zusammenarbeit vor und müssen aus der Praxis heraus und das gemeinschaftliche Denken fortentwickelt werden.      ■ [5] Committee of European Banking und Handeln. Supervisors (CEBS), Guidelines on Outsourcing, www.eba.europa.eu/ Audits von Wirtschafts- Matthias Hämmerle übernimmt bei der getdoc/f99a6113-02ea-4028-8737- prüfungsgesellschaften und Bera- Automation Consulting Group (ACG) 1cdb33624840/GL02Outsourcing- tungsunternehmen oder auch Zer- GmbH in Frankfurt ab Januar 2013 Guidelines-pdf.aspx tifizierungen nach internationalen die Leitung des neu gegründeten „Com- Standards geben darüber hinaus petence Center Business Continuity [6] Bundesamt für Sicherheit in der Hinweise auf den Reifegrad des Management“. Dr. Klaus-Rainer Müller, Informationstechnik (BSI), BSI-Stan- BCM-Systems von Dienstleistern. der bisher auch für BCM verantwortlich dard 100-4: Notfallmanagement, Sie ersetzen jedoch nicht die bila- war, spezialisiert sich künftig auf die www.bsi.bund.de/ContentBSI/Pu- terale Zusammenarbeit, da solche Themen IT-Sicherheit, Sourcing und blikationen/BSI_Standard/it_grund- Audits und Zertifizierungen in der Provider-Management. schutzstandards.html © SecuMedia Verlags-GmbH · 55205 Ingelheim · <kes> 2012 # 6 21