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Ausgabe 04 / 2012




Güterverkehr:

Ladegut
Sozialdumping
Editorial




Editorial
                            Unser Netzwerk wird größer und immer mehr Verbände finden Interesse an einer
                            Zusammenarbeit. Mit der Beratungsstelle „faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit
                            sozial, gerecht und aktiv“ des DGB haben wir eine Kooperation vereinbart. Auch dieser
                            Verband ist unterwegs, wenn es um Lohndumping und dubiose Vermittler- und Aus-
                            beuterfirmen geht. Von versklavten Bauarbeitern aus Rumänien bis hin zu mies bezahl-
                            ten polnischen Erntehelfern. Da ist jede Art der Hilfestellung im Programm und am Markt
                            der Unterdrückung werden die Pflegeeinrichtungen aktiv. Es ist eine Schande, wie mit
                            großer Gier der Kuchen des anständigen Arbeitsmarktes zerlegt wird.	



Leider auch in den Branchen unseres Vereinszwecks. Nach dem es der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG er-
folgreich gelungen ist, im Schienenpersonenverkehr mit einem Branchentarifvertrag eine soziale Sicherung zu schaf-
fen, schmuddelt es auf hohen Niveau im Schienengüterverkehr. Immer undurchsichtiger werden die personellen Ein-
sätze auf immer längeren Wegen. Da entstehen schon Sprüche, in denen Lokführer als „Weicheier“ bezeichnet
werden, wenn sie nicht weit über die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit unterwegs sind. Die Kontrollen lassen auch hier
weiter zu wünschen übrig. „Ist doch alles gut, denn der Eisenbahnbetriebsleiter bescheinigt Recht und Ordnung“. 	

Kaum zu glauben, aber das sind die Antworten, die mobifair bei Hinweisen auf Missstände von Kontrollbehörden erhält. Da
hilft nur, weiterhin selbst am Ball zu bleiben und zu recherchieren, um den Finger in die Wunde der nicht ausreichenden
Kontrollregelungen zu legen. Offensiv wird mobifair auch wieder in der Mitgliederversammlung über Ergebnisse berichten.
Also, am 18. Oktober nach Fulda kommen und dabei sein, wenn wir erstmalig einen „Markt der Möglichkeiten“ eröffnen.
Vielen Dank all denen, die mobifair aktiv und inaktiv begleiten. Nur gemeinsam können wir Erfolge erreichen.

                                                                                                  Helmut Diener, Geschäftsführer



Aus dem Inhalt
                                          Titelthema: Güterverkehr
                                          Ladegut Sozialdumping

                                          Wettbewerb mit
                                          doppeltem Boden...................... S. 4
                                                                                          Fairer Wettbewerb:
                                          Kontrollen bleiben ein Manko... S. 7            Billige Arbeitskräfte, niedriger
                                                                                          Lohn – nein, danke!.................. S. 14
                                          mobifair Projekt:
                                          Aus- und Fortbildung                            Tatort Führerstand:
                                          im Wettbewerb.......................... S. 9    Lokführerschein –
                                                                                          Fortsetzung folgt… ................... S. 15
                                          Arbeitnehmerfreizügigkeit:
                                          Schuften lohnt sich nicht..........S. 10        Meldungen................................ S. 16




  Impressum
                          Herausgeber:         Kontakt:              Geschäftsführer:    Redaktion:            Druck:

                          mobifair e. V.       069 / 271 39 96-6     Helmut Diener       Brigitte Klein/       alpha print medien AG
                          Westendstraße 52     info@mobifair.eu      (verantwortlich)    Tobias Lipser         Kleyerstraße 3
                          60325 Frankfurt      www.mobifair.eu                           presse@mobi-          64295 Darmstadt
                                                                                         fair.eu
                          Eingetragen im Vereinsregister Frankfurt am Main: VR 13555



                                                                                                                                     3
güterverkehr




Wettbewerb mit
doppeltem Boden
Der Wettbewerb, in dem sich der Schienengüterverkehr befindet, ist ein doppelter. 	
Einerseits steht der Verkehrsträger Schiene in Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern
und andererseits gibt es innerhalb des Schienengüterverkehrs einen Wettbewerb 	
zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen.




Im Jahr 2010 wurden laut Statistischem Bundesamt in        daher vor allem der LKW-Verkehr, während umwelt-
Deutschland rund 4,1 Milliarden Tonnen Güter per Lkw,      schonendere Verkehre prozentual weiter ins Hintertref-
Eisenbahn, Schiff, Flugzeug und in Rohrleitungen trans-    fen geraten – auch wenn sie bezüglich ihrer Leistung
portiert; dabei wurde eine Beförderungsleistung von 620    weiter wachsen.
Milliarden Tonnenkilometern erbracht. Lastkraftwagen
beförderten 2010 auf deutschen Straßen 3,1 Milliarden
Tonnen Güter, gefolgt von den Eisenbahnen mit 356 Milli-
                                                                           Umweltschutz im
onen Tonnen, dem Seeverkehr mit 273 Millionen Tonnen
und der Binnenschifffahrt mit 230 Millionen Tonnen.
                                                                             Hintertreffen
                                                           In Deutschland hat sich seit der Öffnung der Märkte ein
Im mittelfristigen Vergleich zeigt sich bei der Betrach-
                                                           breites Wettbewerberspektrum etabliert. Der Marktan-
tung der Beförderungsleistungen eine eindeutige Ent-
                                                           teil der privaten Wettbewerber gegenüber dem Markt-
wicklung des Anteils der einzelnen Verkehrsträger am
                                                           führer DB Schenker Rail stieg von rund 14 Prozent im
Gesamtverkehr (Modal Split) zugunsten der Straße. Die
                                                           Jahr 2005 auf rund 25 Prozent im Jahr 2009. Mit über
Beförderungsleistung aller Verkehrsträger ist von 1991
                                                           250 lizenzierten EVU ist der deutsche Schienengüterver-
bis 2010 um 56 Prozent gestiegen, die tonnenkilomet-
                                                           kehrsmarkt stark aufgesplittet. Spezialisierte Betreiber
rische Leistung des Straßengüterverkehrs lag dagegen
                                                           im kombinierten Verkehr oder von Ganzzügen für die
um rund 76 Prozent höher als 1991 (Eisenbahn: plus 31
                                                           Chemische Industrie zusammen mit Komplettanbietern
Prozent, Binnenschifffahrt: plus 11 Prozent).
                                                           über die gesamte Logistikkette, wie die DB Schenker
                                                           Rail, zeichnen die Vielfalt im deutschen Schienengüter-
Der Straßenverkehr erhöhte damit seinen Anteil an der      verkehr aus.
gesamten Beförderungsleistung von 61,8 Prozent (1991)
auf 70,0 Prozent im Jahr 2010. Dagegen gingen die Mo-      Durch seine zentrale Lage in Europa und die gute in-
dal-Split-Anteile der Eisenbahn von 21 auf 17 Prozent      frastrukturelle Anbindung der wichtigen Umschlaghä-
und der Binnenschifffahrt von 14 auf 10 Prozent zurück.    fen Hamburg und Bremen ist Deutschland besonders
Allen politischen Willensbekundungen zum Trotz wächst      interessant für den Schienengüterverkehr. Bereits jetzt

    4                                                                                                mopinio 04/2012
Güterverkehr




lässt sich feststellen, dass zwischen 30 Prozent (Beför-   Überblick darüber gibt der Liberalisierungsindex Bahn
derungsmenge) und 50 Prozent (Beförderungsleistung)        aus dem Jahr 2011 geben. Er weist aus, dass im Bereich
der Schienengüterverkehre in Deutschland grenzüber-        Güterverkehr die Marktöffnung deutlich weiter fortge-
schreitend sind.                                           schritten ist als im Bereich des Personenverkehrs, doch
                                                           auch im Güterverkehr reicht die Spannweite von 896 (von
Der Güterverkehr ist in den vergangenen Jahren bis zur     1000 möglichen) Punkten in Schweden bis zu 603 Punk-
Wirtschaftskrise stetig gewachsen und im europäischen      ten beim Schlusslicht Frankreich.
Vergleich ist in Deutschland der Anteil der grenzüber-
schreitenden Verkehre entsprechend hoch.
                                                                     Problematik Europa
Verschärfter                                               Ebenso unterschiedlich ist die Wettbewerbssituation auf

Marktdruck                                                 dem Schienenmarkt in den einzelnen Mitgliedsstaaten.
                                                           In Deutschland waren bereits im Jahr 2008 rund 250 Ei-
                                                           senbahnverkehrsunternehmen im Güterverkehr aktiv, in
Je nach Berechnungsgrundlage variiert der Anteil des
                                                           Frankreich dagegen nur rund zehn.
grenzüberschreitenden Verkehrs (inklusive des Durch-
gangsverkehrs) zwischen 30 Prozent und 50 Prozent.
Dies zeigt die Bedeutung Deutschlands für den europä-
ischen Güterverkehrsmarkt und erklärt damit das hohe
Interesse von Anbietern, sich auf diesem Markt zu eta-
blieren und gleichzeitig den Druck, die Liberalisierung
des Marktes fortzuführen.

Bei der Deregulierung und Liberalisierung des Schie-
nengüterverkehrsmarktes zeigen sich in den europä-
ischen Ländern deutliche Unterschiede. Einen groben

                                                                                                               5
güterverkehr




Der Schienengüterverkehrsmarkt wird in Europa wei-                   Jahren kontinuierlich ausgebaut hat (zuletzt in Großbri-
terhin von international tätigen Unternehmen dominiert.              tannien, Frankreich und Polen), übernahm die Güter-
Zum einen sind dies die Tochterunternehmen der ehe-                  verkehrstochter der Österreichischen Bundesbahnen
mals staatlichen Monopolisten, zum anderen EVU, die in               im Dezember 2008 den ungarischen Schienengüterver-
mehreren Ländern aktiv sind und überwiegend attrak-                  kehrsanbieter und ehemaligen Staatsmonopolisten MÁV
tive Nischen bedienen, also Rosinenpickerei betreiben.               Cargo. Seit März 2011 gehört das deutsche Güterver-
Während neue, dritte EVU sich auf Nischen konzentrie-                kehrsunternehmen TX Logistik komplett dem ehema-
ren können und aufgrund ihrer Unternehmensgröße eine                 ligen italienischen Monopolisten Trenitalia. Auf der an-
hohe Flexibilität aufweisen, ist es gerade für die ehema-            deren Seite haben ehemalige staatliche Unternehmen in
ligen Staatsmonopolisten eine besondere Herausforde-                 den Ländern, deren Liberalisierungsbemühungen weni-
rung, sich auf die geänderte Marktsituation einzustellen.            ger stark fortgeschritten sind, teils erhebliche Rentabi-
                                                                     litätsprobleme. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass
Hier ist eine Zweiteilung zu erkennen, die mit den Libera-           die Liberalisierungsbemühungen auch deshalb stocken,
lisierungsaktivitäten der Länder korreliert. Während die             weil die eigenen Unternehmen für einen entsprechenden
DB ihre internationalen Aktivitäten in den vergangenen               Wettbewerb noch nicht fit sind.




Wettbewerb in Europa
        400                                                                                  40
        350                                                                                  35
        300                                                                                  30
        250                                                                                  25
        200                                                                                  20
        150                                                                                  15
        100                                                                                  10
         50                                                                                  5
          0                                                                                  0
                 DE          PL         GB         CH          IT          NL        FR

                 361         60         54          44         40          16         4               Lizensierte EVU
                                                                                                      Länge des Eisenbahn-
                  36         20         17          3          16           2        29
                                                                                                      netzes in Tsd. Km
                10,03       3,00       3,18       14,67       2,50        8,00       0,14             EVU je Tsd. Km
              Abbildung: Wettbewerb in Europa. Quelle: VBA/Eurostat/DESTATIS, 2006


    6                                                                                                           mopinio 04/2012
güterverkehr



Projekt Güterverkehr

Kontrollen bleiben ein Manko
Im Schienengüterverkehr laufen die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders. Man wird als Weichei be-
schimpft, wenn man sich als Lokführer nach knapp 20 Stunden Dienst ablösen lassen will. Neben dem Rucksack
gehört wohl mittlerweile auch die Hängematte oder die Luftmatratze zur Standardausrüstung. Der Druck des
Wettbewerbs um die Schienengüterverkehrstransporte wird immer größer und die Strecken und Ausbleibezeiten
der Lokführer immer länger.




Es gibt Unternehmen wie Metrans, das fast täglich mit-      verträgen werden viele vom Kuchen eines Auftrages ab-
tels Auftrag an einen Eisenbahnverkehrsunternehmer          beißen wollen und die Krümel weiter den Beschäftigten
Container von Prag nach Rotterdam transportieren            hingeworfen werden. Wehret den Anfängen, meint mo-
lässt. Der „Umschlaghafen“ für das Personal ist in Décin    bifair und verlangt eine Kontrolloffensive im Schienen-
(Tschechien). Von da ab geht es in die „weite Welt“ nach    verkehr. Wenn es das EBA nicht leisten kann, schlägt
Emmerich, wo Holländer den Zug übernehmen. Groß im          mobifair das Bundesamt für Güterverkehr vor. Nur so
Geschäft sind auch die DB Schenker AG, die ITL, die TX      und mit harten Strafen kann einem „Wildwuchs“ auf den
Logistik und viele andere. Doch nicht alle halten sich an   Schienen begegnet werden. Vorbildlich regelt das die
die Regeln und vor allem an die gesetzlichen Arbeitszeit-   Schweiz. Hier müssen auf Initiative der Schweizer Eisen-
bestimmungen. Hinweisen zufolge nähert man sich im          bahnergewerkschaft (SEV) regelmäßige Kontrollen nicht
Wettbewerb um die schweren Lasten auf den Schienen          nur stattfinden, sondern die Ergebnisse und Verstöße
immer mehr den Methoden im Straßengüterverkehr.             auch öffentlich gemacht werden. Jeder soll wissen, wer
Noch schlimmer sogar, denn auf der Schiene ist man          sich hier nicht an die Regeln hält. Die Sicherheit bleibt
ohne Fahrerkarte unterwegs und das erschwert unge-          oberstes Gebot. Dazu gehört, dass das Arbeitszeitgesetz
mein die Kontrolle, wenn eine solche überhaupt stattfin-    und die Arbeitsschutzrechte zu Gunsten aller Beschäf-
det. Der oder die Lokführer steigen in Decin auf, über-     tigten eingehalten werden. So sichert man auch Lohn-
nehmen den Zug und kommen in Emmerich alleine oder          und Sozialstandards. Deshalb muss einem Schmuddel-
zu zweit an. Wie lange der einzelne Lokführer im Sinne      wettbewerb im Güterverkehr der Hemmschuh verpasst
des Arbeitsgesetzes tätig war, wie lange er gefahren ist,   werden. Güterverkehr generell und schwere Lasten im
ob er bereits in Decin Vorzeiten aus einer anderen Ar-      Besonderen auf langen Strecken gehören verstärkt auf
beitszeitbelastung mitbrachte und wie das alles bei der     die Schiene gebracht. Unfaire und teils kriminelle Me-
Rückleistung geregelt ist, bleibt allzu oft unbeantwortet   thoden des Transportes dagegen auf den Ablaufberg mit
unter einem Grauschleier. Wer und wie soll man das          der Weichenstellung Schrottplatz.
kontrollieren ohne Fahrerkarte, die vor allem auch die
persönlichen Arbeitszeitdaten registriert? Dazu gehört
aber auch die Kontrolle der Befähigungen des Lokfüh-
rers, der ärztlichen Eignungsuntersuchungen, der vor-
geschriebenen Fortbildungsmaßnahmen bis hin zu einer
ausreichenden Strecken- und Bahnhofskenntnis. Gehen
wir mal davon aus, dass der Eisenbahnfahrzeug-Führer-
schein seine Richtigkeit hat, so bleiben doch noch viele
Fragen offen. Das Leistungsangebot aus einem Guss
verschwindet. Grauzonen öffnen sich und mittels Werk-

                                                                                                                 7
mobifair intern




Schluss mit Ausbildung auf Niedrigniveau




von links: Raoul Machalet (mobifair), Dieter Schäffer (mobifair), Susanne Lang (IHK), Helmut Diener (mobifair), Simone Leibel (IHK), Rolf
Barthold (IHK), Alfons Moritz (IHK)

Ausbildungen im Schnellverfahren auf Niedrigniveau und                  ausbildung bleiben. So genannte Ausbildungen von der
Prüfungen ohne externen Einfluss sorgen für ein Qualifi-                Straße müssen neu aufgestellt werden.
kationsgefälle im Berufsfeld der Lokführer, erklärte der
Geschäftsführer von mobifair, Helmut Diener in einem                    Mit einer Modulausbildung und nachgewiesener Praxis
Spitzengespräch auf Einladung der IHK Karlsruhe.                        wäre dies möglich, gab der Geschäftsbereichsleiter Be-
                                                                        rufsbildung der IHK Karlsruhe, Alfons Moritz, zu verste-
Kopfschüttelnd und erstaunt reagierten die IHK-Offi-                    hen. Am Schluss könnte ein Lokführer mit anerkanntem
ziellen, als die mobifair-Delegation die Fakten auf den                 Berufsbild stehen.
Tisch legte. Dubiose Schulen, Ausbildungsdauer je nach
Dringlichkeit des Bedarfs, fehlende Prüfungsordnungen                   Nach Ansicht von mobifair ist eine Neuordnung im Aus-
und Ähnliches prägen nach den Rechercheergebnissen                      bildungssystem Lokführer durchaus zu erreichen, wenn
von mobifair die Situation. Das klassische Berufsbild                   man Gewerkschaften, Arbeitgeber und Verbände für die
Lokführer leidet, wenn nicht schnellstens reagiert wird,                Idee gewinnt. mobifair hat den Ball schon lange aufge-
stellte Diener klar. Der traditionelle Eisenbahner im                   nommen und begleitet hierzu ein von der Gewerkschaft
Betriebsdienst müsse der „Königsweg“ der Lokführer-                     EVG unterstütztes Projekt.


  mobifair e.V.

  Breite Unterstützung für fairen Wettbewerb
  Seit sechs Jahren setzt sich mobifair e.V. nun für fairen Wettbewerb in der
  Mobilitätswirtschaft ein. Missstände und Betrug wurden aufgedeckt und
  zur Anzeige gebracht, etlichen Ausbeuterfirmen das Handwerk gelegt.
  Die Unterstützung für die Ziele von mobifair ist in dieser Zeit ständig ge-
  wachsen.

  Jetzt konnte der Verein das tausendste Mitglied begrüßen. Neben Ver-
  bänden, Organisationen und Gewerkschaften zeigen auch immer mehr
  Einzelpersonen durch ihre Mitgliedschaft bei mobifair Flagge im Kampf
  gegen Lohn- und Sozialdumping. mobifair-Vorsitzender Jörg Krüger: „Wir
  freuen uns über die Unterstützung, die zeigt, dass immer mehr Menschen
  sozialen Einsatz zeigen. Nur mit einer breiten Basis werden unsere An- mobifair-Vorsitzender Jörg Krüger und
                                                                         Dirk Hartmann, das tausendste Mitglied
  strengungen auch künftig erfolgreich sein.                             des Vereins




     8                                                                                                                      mopinio 04/2012
projekte




mobifair-Projekt

Aus- und Fortbildung im Wettbewerb
Die Anforderungen an Eisenbahner haben sich in den letzten 20 Jahren immer stärker verändert. Wie in vielen Be-
rufen hat auch hier der technische Fortschritt einen Wandel der Qualifikationen bewirkt. Gleichzeitig hat sich auch
das Ausbildungswesen im Eisenbahnbereich gewandelt. Wurde vor 20 Jahren vor allem durch den Staat ausgebil-
det und somit auch Ausbildungsstandards gefestigt, unterlaufen inzwischen viele private Anbieter diese Vorgaben
und bieten eine billige Ausbildung an, die den Anforderungen zum Teil nicht gerecht wird. In der Vergangenheit
sind hier beispielsweise easy2learn oder die Railwayacademy negativ aufgefallen. Dies wurde in den Ergebnissen
und Erfahrungen des Projekts H (Prekäre Beschäftigung im Verkehrssektor) von mobifair bereits dokumentiert.

Aber auch das Prüfungssystem bedarf einer genaueren         Wettbewerbsumfeldes. Es werden gemeinsame Dis-
Betrachtung. Zu Zeiten der Behördenbahn war die he-         kussionen mit den Trägern der Ausbildung und der Prü-
rausgehobene Stellung eines Eisenbahnbetriebsleiters        fungen stattfinden. Dies bedarf auch eine Erhebung der
nachvollziehbar und durch die Verbeamtung auch abge-        (außerbetrieblichen) Ausbildungsträger und Erstellung
sichert. Inzwischen gibt es Hinweise, dass Eisenbahnbe-     einer Übersicht über die gängigen Qualitätszertifikate.
triebsleiter außerhalb der großen Anbieter ihre Macht-
fülle nutzen, um Bescheinigungen auszustellen ohne          Das Projekt soll im Ergebnis prüfen, welchen Einfluss
die Befähigung geprüft zu haben. Hierbei folgen sie be-     Ausbildung und Qualifizierung auf die Sozialstandards
stimmt auch den wirtschaftlichen Zwängen des Marktes,       nehmen und wie groß deren Einfluss auf einen fairen
aber genau dabei gerät das bestehende System durch          Wettbewerb ist. Werden Tatsachen festgestellt, die
den Wettbewerb an seine Grenzen.                            eine Wettbewerbsbeeinträchtigung durch mangelhafte
                                                            Aus- und Fortbildung nahelegen oder beweisen, sind
Für die Unternehmen, die gewissenhaft und qualitativ        politische Handlungsaktionen notwendig, ggf. festzu-
hochwertig ausbilden, wird dies im Wettbewerb immer         stellende gesetzliche Verstöße zur Anzeige zu bringen.
stärker zu einem finanziellen Nachteil. Langfristig lohnt   Ebenso sind dann die Aufgabenträger und Besteller von
sich die Investition in gute Ausbildung jedoch immer. Der   Leistungen aufzufordern, eine besondere Ausbildungs-
Preiskampf im Eisenbahnwettbewerb birgt die Gefahr,         und Qualifizierungs-Präqualifizierung vorauszusetzen.
dass Billigangebote für die Unternehmen attraktiver
werden. So wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unter-         Das Projekt greift unter anderem die Ergebnisse zu Lok-
nehmens auf Kosten der Beschäftigten und der Sicher-        führerschulen und die Erfahrungen rund um den Fall
heit kurzfristig verbessert.                                easy2learn aus dem mobifair-Projekt „Prekäre Beschäf-
                                                            tigung im Verkehrssektor“ auf.
Als Grundlage des Projekts erarbeitet mobifair eine Ana-
lyse der Ausbildungsstandards in Eisenbahnberufen, mit      Ziel des Projektes ist es, festzustellen, ob die aktuellen
Schwerpunkt auf überbetrieblichen Ausbildungsgängen.        Ausbildungs- und Prüfungsstandards den Anforderun-
Weiter erfolgt eine Diskussion der Anforderungen an Ei-     gen und veränderten Strukturen noch entsprechen.
senbahnerberufe unter dem Eindruck des geänderten




                                                                                                                  9
Hintergrund




Arbeitnehmerfreizügigkeit

Schuften lohnt sich nicht:
14-Stunden-Schichten ohne Bezahlung
Baustellen in Deutschland sind derzeit kein guter Platz zum Geldverdienen – das gilt jedenfalls für die Arbeiter.
Zum Beispiel auf dem Gelände des Essener Universitätsklinikums: statt für ihren Knochenjob bezahlt zu werden,
standen 50 polnische Beschäftigte mittellos auf der Straße, mussten zehn Tage um den ihnen zustehenden Lohn
kämpfen. Wenige Wochen davor das Gleiche in Bayern: Arbeitnehmer aus Bulgarien blieben ohne Bezahlung für
ihren Einsatz beim Bau einer Berufsschule. Keine Einzelfälle, weiß Mihai Balan, der im Rahmen des DGB-Pro-
jektes Faire Mobilität in der Frankfurter Beratungsstelle arbeitet.

Seit der Arbeitnehmerfreizügigkeit sind gerade aus dem       Kampf gegen dubiose Vermittlerfirmen und Ausbeuter-
mittel- und osteuropäischen Raum viele Beschäftigte          unternehmen sind sowohl das Anliegen von mobifair
auf den deutschen Markt gekommen, die zu oft frag-           wie auch des Projektes faire Mobilität“, sagt mobifair-
würdigen Bedingungen arbeiten müssen. Überlange Ar-          Geschäftsführer Helmut Diener, „Die Ziele sind die glei-
beitszeiten sind die Regel, fehlender Arbeitsschutz fast     chen. Mit gegenseitiger Unterstützung können wir noch
normal, miese Bezahlung inklusive. Die Probleme für          besser gegen solche Praktiken vorgehen“. Beratungs-
die Betroffenen vervielfältigen sich, weil viele von ihnen   stellen gibt es derzeit in Frankfurt, Berlin und Hamburg,
kaum Deutschkenntnisse haben. In der DGB-Beratung            weitere sind geplant. In Frankfurt hat man sich derzeit
können sie kostenlos muttersprachliche Beratung in An-       auf den Baubereich spezialisiert, getragen wird die Be-
spruch nehmen und erhalten Hilfe von Experten. Ange-         ratung von der IG Bau und dem Europäischen Verein für
strebt wird ein hoher Grad an Vernetzung mit anderen         Wanderarbeiterfragen.
Beratungseinrichtungen, an die sich Arbeitnehmer mit
Migrationshintergrund wenden können. Zusammenar-             Die Problematik der ausländischen Arbeitnehmer wird
beit gibt es unter anderem bereits mit Caritas und der       durch zwei Faktoren noch verschärft. Zum einen tum-
Diakonie aber auch behördlichen Stellen.                     meln sich eine Menge dubioser Vermittlerfirmen auf
                                                             diesem lukrativen Markt, die kräftig mit dem Verleihen
Auch mobifair hat mit der Frankfurter Beratungsstelle        von Arbeitskräften verdienen. Zum anderen macht es
des Projektes „faire Mobilität - Arbeitnehmerfreizügig-      das Netz der Sub- und Sub-Sub-Unternehmen gerade in
keit sozial, gerecht und aktiv“ eine Kooperation verein-     der Baubranche zunehmend einfacher für die schwar-
bart, um Arbeitnehmern in problematischen Beschäf-           zen Schafe unter den Firmen. „Oft wissen die Leute gar
tigungsverhältnissen zu helfen. „Lohndumping und der         nicht, bei welchem Unternehmen sie offiziell angestellt

 mobifair-Projekt



 „Arbeitnehmerfreizügigkeit“
 Seit dem 1.Mai 2011 steht Arbeitnehmern aus den EU-Beitrittsländern
 Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und
 Ungarn der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt offen, es gilt die „volle
 Arbeitnehmerfreizügigkeit“. Diese gestattet es den Angehörigen dieser
 Staaten, ungeachtet ihres Wohnortes, in jedem Mitgliedsstaat unter den
 gleichen Bedingungen eine Beschäftigung aufnehmen und ausüben zu
 dürfen, wie die Angehörigen dieser Staaten selbst. Welche Auswirkungen
 dies auf die Beschäftigungsbedingungen der Arbeitnehmerschaft inner-
 halb der Branche der Eisenbahnverkehrsunternehmen und der ihr an-
 geschlossenen Dienstleister hat, steht im Fokus des mobifair-Projektes


   10                                                                                                   mopinio 04/2012
Hintergrund




      Beratungsstellen Projekt „Faire Mobilität“
      Rhein /Main	                                             Hamburg	                             Berlin	
      DGB Haus 2, Etage 2                                      Arbeit und Leben Hamburg             DGB Haus
      Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77                           Besenbinderhof 60                    Keithstraße 1-3
      60329 Frankfurt                                          20097 Hamburg                        10878 Berlin

                 Rumänischer Ansprechpartner:                  Jochen Empen                         Dr. Sylwia Timm
                 Mihai Balan                                   040 / 28 40 16 77                    030 / 21 01 64 37
                 069 / 27 29 75 67                             jochen.empen@                        sylwia.timm@bfw.eu
                 mihai.balan@igbau.de                          hamburg.arbeitundleben.de

                 Polnische Ansprechpartnerin:
                 Gosia Zambron
                 069/27297566
                 malgorzata.zambron@igbau.de

    sind“, sagt Mihai Balan. Tauchen Probleme arbeitsrecht-        land tatsächlich mehr verdient“. 	
    licher oder sozialer Art auf, ist es für die Arbeitnehmer      Die meisten der von ihm betreuten Betroffenen – seit
    dementsprechend schwierig, wenn nicht unmöglich, den           vergangenen Oktober 300 Fälle – werden allerdings von
    richtigen Ansprechpartner zu finden.                           anderen Geldproblemen geplagt. Bezahlung gibt es trotz
                                                                   14-Stunden-Schichten oft gar nicht und wenn, dann weit
    Eine weitere beliebte Variante ist es, die Menschen als        unter dem Mindestlohn. Wer krank ist, wird abgescho-
    so genannte Selbständige zu beschäftigen. Damit wird           ben, bei Arbeitsunfällen besonders schnell. Schließlich
    das Risiko nahezu komplett auf den Arbeitnehmer abge-          möchte man Probleme zwischen der Berufsgenossen-
    wälzt, der Auftraggeber ist frei von Verpflichtungen. Die      schaft und den Krankenversicherungen im osteuropä-
    Bezahlung – so sie denn erfolgt – wird gerne auch in bar       ischen Heimatland vermeiden. Die darf der Arbeitneh-
    erledigt, so Mihai Balan. Aber auch wenn der Beschäf-          mer dann gerne alleine lösen. Da die offiziellen Stellen
    tigte den versprochenen Lohn erhält, der in der Regel          ohnehin meist nicht wissen, dass der Versicherte im
    unter dem Mindestlohn liegt, und ein festes Arbeitsver-        Ausland beschäftigt wird, sind Schwierigkeiten vorpro-
    hältnis hat, spätestens bei den Rentenansprüchen wartet        grammiert. „Illegale Beschäftigung ist das“ sagt Mihai
    die Überraschung. „Krankenkassen- und Sozialbeiträge           Balan. „Das Problem ist, dass es keine einheitliche eu-
    werden im Heimatland nur auf der dortigen Mindest-             ropäische Behörde für solche Fälle gibt“.
    lohnbasis bezahlt, auch wenn der Arbeiter in Deutsch-



„Arbeitnehmerfreizügigkeit“.                                    gilt ein wesentliches Augenmerk des mobifair-Projektes
                                                                „Arbeitnehmerfreizügigkeit“.
Fakt ist: Durch das existierende Lohngefälle zu den neu-
en ost- und südosteuropäischen Mitgliedsstaaten be-             Ausbeuterpraktiken, sittenwidrige Löhne, Auswüch-
steht die Gefahr sinkender Lohn- und Sozialstandards in         se von Sozialdumping dürfen nicht zu tolerierbaren
den „Alt-EU-Mitgliedsländern“.                                  Begleiterscheinungen der Arbeitsmarktöffnung wer-
                                                                den. Der Schutz der Beschäftigten, unabhängig davon
Fakt ist ebenso: Bereits vor in Kraft treten der „vollen Ar-    welcher Nationalität sie angehören, ist ein zentrales
beitnehmerfreizügigkeit“ tauchten zielstrebig dubiose           Ziel des Projektes.
Unternehmen am Markt auf und warben mit Discount-
methoden für Billigarbeiter aus Ost- sowie Südosteur-
opa. Dieser sich abzeichnenden negativen Entwicklung



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Umweltschutz




Umweltschutz


Wassereinsatz gegen
Diesel-Abgase
Rußpartikel? Stickoxide? Bei neuen Diesel-PKW dank moderner Motorentechnik und aufwändiger Abgasnachbe-
handlung mittlerweile eine entschärfte Problematik. Doch gibt es immer noch viele Maschinen- und Fahrzeugar-
ten mit hohen Abgasemissionen. Dazu gehören etwa Dieselloks und –Triebwagen, Binnenschiffe sowie Bauma-
schinen. Bei den Seeschiffen, deren enorme Rußemissionen extrem klimaschädlich sind, besteht zusätzlich ein
ganz besonderes Dilemma: Das hier überwiegend eingesetzte Schweröl, ein Abfallprodukt der Raffinerien, ent-
hält Giftstoffe, die jeden Rußpartikelfilter binnen kurzer Zeit unwirksam werden ließen.

Abhilfe schaffen will in diesem Umfeld die Firma Exomis-   gien eröffnet dabei, wie Exomission mitteilt, vollkommen
sion Umwelttechnik GmbH im nordrhein-westfälischen         neuartige Perspektiven bei der Emissionsminderung, so
Troisdorf. Die Firmengründer haben sich nach eigenen       beispielsweise bei Seeschiffen: Mit der Emulsionstech-
Angaben ein klares Ziel gesetzt: nicht nur emissions-      nologie ließen sich die Rußemissionen, mit SCR-Syste-
technisch hoch wirksame, sondern auch wirtschaftliche      men die Stickoxide nachhaltig minimieren. Dies gepaart
Problemlösungen anzubieten, deren Anschaffung sich         mit Klima- und Kostenbilanz verbessernden Verbrauch-
über Betriebskosteneinsparungen amortisieren lässt.        seinsparungen. Zudem seien diese Technologie-Kombi-
                                                           nationen problemlos nachrüstbar und damit für Betrei-
Mit der von Exomission angebotenen Kraftstoff-Wasser-      ber sowie den Umwelt- und Klimaschutz interessante
Emulsion (KWE), sollen die Rußemissionen um über 90        Problemlösungen.
Prozent reduziert werden sowie gleichzeitig die Entste-
hung von Stickoxiden vermindert können. Mit Förderung      Ein weiteres Geschäftsfeld sehen die Exomission-Ge-
des Bundesverkehrsministeriums wird im Herbst eines        schäftsführer im wachsenden Markt an stationären Mo-
der größten Chemikalienschiffe auf dem Rhein mit die-      toren, die im Zuge der Energiewende zur Produktion von
ser Technologie ausgestattet.                              Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken eingesetzt
                                                           werden – und für die strenge Abgasgrenzwerte gelten.
Ebenso im Produktportfolio sind klassische Abgasnach-      Die Firma will hier die jeweils geeigneten Katalysator-
behandlungstechnologien wie Partikelfilter und SCR-        Systeme, so etwa für Erd- und Biogas-BHKW, anbieten.
Systeme. Die Kombination der verschiedenen Technolo-




   12                                                                                                mopinio 04/2012
Tatort Führerstand




Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft	

Lokführerschein - Fortsetzung folgt…




Die Zusage der Geschäftsführung der SDG vom Mai dieses Jahres wurde eingehalten. Bis Ende August erhielten
die Lokführer der SDG Fichtelbergbahn „entsprechende Befähigungsausweise“, sie nennen es jetzt sogar Führer-
scheine. Keine Führerscheine entsprechend den normalen Bestimmungen der VDV-Regelung oder gar der Trieb-
fahrzeugführerscheinverordnung, sondern irgendwelche von der SDG gebastelten Papiere als Führerscheinersatz.

                                     Da, wie aus einem      alle anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen, für die es
                                     Schreiben zu entne-    eine Selbstverständlichkeit ist, den VDV-Schriften Rech-
                                     hmen war, die Akti-    nung zu tragen. mobifair wird nicht locker lassen und
                                     on im engen Kontakt    hat bereits im Juli gegen den EBA-Landesbeauftragten
                                     mit dem Landesbe-      beim Präsidenten des Eisenbahn-Bundesamtes eine
                                     auftragten für Ei-     Beschwerde eingereicht. Da steckt noch viel Zündstoff
                                     senbahnaufsicht des    drin und wir werden darüber weiter berichten.
Freistaates Sachsen beim Eisenbahn-Bundesamt statt-
fand, muss man davon ausgehen, dass das auch von ihm
genau so gewollt war. Somit kam er den Wünschen der
Beschäftigten, von mobifair und der Zentrale des Eisen-
bahn-Bundesamtes, den Lokführern den VDV-Führer-
schein auszuhändigen, nicht nach. Es bleibt der bittere
Nachgeschmack, dass man bei der SDG den Lokführern
nicht den notwendigen Respekt entgegen bringt, stellt
hierzu mobifair fest. Und so bleibt es weiter für uns und
viele andere unglaublich, wie bei der Geschäftsleitung
dieser Bahn und sicher in enger Verbundenheit mit dem
EBA-Landesbeauftragten die Sturheit regiert. Es bleibt
dabei: Auch wenn hier noch so viele Schlupflöcher aus-
gegraben werden, um keine VDV-Führerscheine ausstel-
len zu müssen, ist es regelrecht eine Provokation gegen

                                                                                                                13
Fairer Wettbewerb




Mit billigen Arbeitskräften und niedrigen
Löhnen zum Erfolg? – Nein, danke
Mitarbeiter ohne Tarifbindung, niedrige Lebenshaltungskosten, unbürokratischer Personalaustausch, kein Arbeitge-
berrisiko, und und und… wer hier nicht zugreift, scheint selbst schuld zu sein. Mit welch menschenverachten-
der Offenheit zahlreiche Vermittlungsagenturen versuchen, ihre osteuropäischen Arbeitskräfte an den Unterne-
hmer zu bringen, ist schon erschreckend. Wer jedoch billige Arbeitskräfte und niedrige Löhne als Schlüssel zu
wirtschaftlichem Erfolg verkauft, hat am Markt nichts zu suchen.	

Die Realität sieht leider anders aus und das Geschäft scheint zu boomen. Sie sitzen in Deutschland, wie beispiels-
weise die APS Connect GmbH in Berlin oder in den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, wie z.B. die Eurojobdienst
S.L.R. in Rumänien und bieten ihre Ware in billiger Ramschmanier feil.

   APS Connect GmbH – 	                                                   Eurojobdienst S.R.L. – 	
   Zitat aus dem ehemaligen Internetauftritt	                             Zitat aus dem aktuellen Internetauftritt	
   „Die Mitarbeiter aus Polen sind Experten in verschiedensten            „Über einen Dienstleistungsvertrag mit
   Branchen (viele können Deutsch sprechen). Ihre Lohn-Erwar-             uns erhalten Sie selbständige Mitarbeiter
   tungen sind viel niedriger als von ähnlichen deutschen Arbeitern.“     die keiner Tarifbindung unterliegen.“

    Interessant noch an der rumänischen Eurojobdienst S.L.R.: Als Geschäftssitz wird eine Adresse in Rumänien ange-
    geben (Str. Vrancei, Nr. 24, 600184 Bacau), die Telefon- und Faxdurchwahl aber führt ins deutsche Ueckermünde zu
    einem Unternehmen das osteuropäisches Pflegepersonal vermittelt. Die Inhaber dieses Unternehmens mit dem be-
    zeichnenden Namen „Gute Wesen“ tauchen dann ihrerseits wiederum namentlich in der E-Mail-Kontaktadresse der
    rumänischen Eurojobdienst S.L.R. auf - schon ein seltsames Netzwerk!


Auch im Dienstleistungsbereich der Eisenbahnbranche schlagen sich allmählich derartige Entwicklungstendenz nie-
der. Bereits in der Vergangenheit trat das polnische Unternehmen LB Rail Systems an deutsche Gleisbausicherungs-
unternehmen heran und offerierte Kooperationen unter Verwendung „billiger“ polnischer Mitarbeiter. Diese Art von
Geschäftsgebaren jedoch darf sich nicht durchsetzen und genau hier setzen das mobifair-Fairnessabkommen und
die mobifair-Rankingliste an. Ordentliche Löhne, angemessene Sozialstandards und ehrliches Miteinander, nur dies
können die Grundlagen für einen fairen Wettbewerb sein.



 Neues vom Fairnessabkommen	

 Im Rahmen des Fairnessdialogs Gleissicherung hat             weise geführt und kontrolliert werden. mobifair bleibt
 mobifair mit dem DB Konzern, der Gewerkschaft EVG            dabei: Die Auftragsvergabe der DB AG an externe Dienst-
 sowie mit den Gleissicherungsunternehmen ein Fair-           leistungsunternehmen findet nicht im Sinne des Fair-
 nessabkommen ausgehandelt. Damit soll sicherge-              nessabkommens statt. Mit so genannten „Kösterlisten“,
 stellt werden, dass bei der Vergabe von Gleissicherungs-     als Billigranking für regionale Rahmenverträge wer-
 leistungen keinem Lohn- und Sozialdumping Vorschub           den vor allem Unternehmen bevorzugt, die den Min-
 geleistet wird. Leider finden sich immer wieder Hin-         destlohn umgehen und Arbeitsschutzgesetze aushe-
 weise, dass die Vereinbarungen nicht korrekt eingehal-       beln. Den Zuschlag bekommt so weiterhin der Billig-
 ten werden. mobifair hat die DB AG darauf hingewiesen.       ste, denn ausschlaggebend bleibt: der „niedrigste
 In der Antwort teilt der Personalvorstand mit, dass die-     Preis“! Dieses Vorgehen ist der Unternehmenskultur
 se Befürchtungen nicht zutreffen. Der vereinbarte            der DB unwürdig.	
 Mindestlohn sei rechtlich verbindlich. Leider keinen
 Kommentar gab es auf die Hinweise, dass Einträge in
 den Befähigungsausweisen nicht immer der Ordnung             Die anständigen Unternehmen finden sich 	
 entsprechen und es kein Register gibt, in dem diese Aus-     in der mobifair-Rankingliste: www.mobifair.eu



   14                                                                                                         mopinio 04/2012
mobifair intern




Projektmarkt während
der Mitgliederversammlung
mobifair wird im Rahmen der diesjährigen Mitglieder-      Ständen hin- und herschlendern und sich informieren.
versammlung die Projektarbeit des Vereins deutlicher      Die offene Form der Präsentation erleichtert sowohl
als bisher in den Fokus stellen und damit auch den In-    einen allgemeinen Überblick als auch die intensivere
teressen der Vereinsmitglieder noch stärker Rechnung      Beschäftigung mit den einzelnen Themen. Ebenso
tragen. Vor dem Jahresbericht des Geschäftsführers, der   einfach werden sich Gespräche mit anderen Interes-
auf die großen Linien der Vereinsentwicklung und der      sierten über die verschiedenen Themen ergeben und
inhaltlichen Arbeit eingeht, wird die Projektarbeit des   so auch Anregungen für die weitere Arbeit gegeben.
vergangenen Jahres ebenso wie die neu begonnen Pro-
jekte in einem so genannten „Projektmarkt“ vorgestellt.   Mit dem Projektmarkt will mobifair den Austausch zwi-
                                                          schen den Mitgliedern anregen, der sich in der Diskussi-
Dazu wird es inner- und außerhalb des Tagungsraums        on nach dem Jahresbericht fortsetzen kann und positive
„Marktstände“ geben, an denen mobifair-Mitarbeiter        Impulse für die Vereinsentwicklung der nächsten Jahre
die einzelnen Projekte präsentieren. Während des Im-      liefern wird.
bisses können die Teilnehmer der Mitgliederversamm-
lung wie auf einem Marktplatz zwischen den einzelnen



  18.10.2012 in Fulda

  Tagesordnungsvorschlag
  für die Mitgliederversammlung

  TOP 1) 	Eröffnung, Feststellung der Beschlussfähigkeit und Annahme
  	          der Tagesordnung
  TOP 2) 	Gewerkschaftliche Strategien gegen Lohn- und Sozialdumping
  	          in der Mobilitätswirtschaft.
  	          Alexander Kirchner, Vorsitzender der EVG
  	Diskussion
  	          anschl. Pause mit Imbiss und
  	Projektmarkt zur Präsentation der aktuellen mobifair-Projekte
  TOP 3) 	   Jahres- und Geschäftsbericht (Vereinsentwicklung, Recherche- 		
  	          und Projektarbeit)
  	          Helmut Diener, Geschäftsführer mobifair e.V.
  TOP 4 a) 	 Jahresabschluss mit Bericht der Rechnungsprüfer
  TOP 4 b) 	 Aussprache und Entlastung des Vorstandes und der Rechnungsprüfer
  TOP 4 c) 	 Haushaltsplan 2013
  TOP 5) 	   Nachwahl von Revisoren
  TOP 6) 	Beratung der Anträge
  TOP 7) 	   Verschiedenes und Schlusswort



                                                                                                              15
Arbeiten im Ausland
Das Europäische Parlament hat die Regelungen für          Die Regelung betrifft alle Arbeitnehmer, die bei mehre-
Arbeitnehmer, die in mehreren Mitgliedsstaaten be-        ren Arbeitgebern in verschiedenen Staaten beschäftigt
schäftigt sind, geändert. Bislang galten für betroffene   sind. Voraussetzung ist, dass der wesentliche Teil der
Arbeitnehmer in der Sozialversicherung die Rechtsvor-     Erwerbstätigkeit nicht im Wohnstaat ausgeübt wird.
schriften ihres Wohnstaates, auch wenn sie eine wei-
tere Beschäftigung im Ausland haben. Wer künftig den      Die Neuregelung greift allerdings nicht sofort, eine
Hauptteil seiner Erwerbstätigkeit in einem anderen        Übergangsfrist wurde bis Juni 2022 festgelegt. Bis dahin
EU-Mitgliedsstaat ausübt, für den gelten die Rechtsvor-   bleiben die geltenden Rechtsvorschriften anwendbar.
schriften dieses Landes.



 Arbeitgeber
 muss zahlen
 Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das Arbeitsgericht     Zeitarbeit und Personalserviceagenturen) genom-
 Frankfurt/Oder hat der Klage einer Leiharbeiterin        men. Bereits 2010 hat das Bundesarbeitsgericht die-
 nach dem equal-pay-Grundsatz für gleichen Lohn wie       ser Vereinigung die Tariffähigkeit aberkannt und die
 die Stammbelegschaft stattgegeben. Im konkreten          abgeschlossenen Tarifverträge als „nichtig“ erklärt.
 Fall bedeutet das den doppelt so hohen Stundenlohn.
                                                          Auf Grundlage dieser Entscheidung hat die Leih-
 Statt über 12 Euro Stundenlohn wie die festangestell-    arbeitnehmerin die Differenz eingeklagt. Das Ar-
 ten Beschäftigten der Firma erhielt die Klägerin, die    beitsgericht gab dem Anspruch nach dem equal-
 über eine Personalvermittlung in das Unternehmen         pay-Grundsatz statt. Laut Paragraf 9 des Arbeit-
 kam, lediglich sechs Euro. Als Basis dieser Eingrup-     nehmerüberlassungsgesetzes steht Leiharbeitern
 pierung wurde der so genannte Tarifvertrag der CGZP      die gleiche Bezahlung zu wie der Stammbelegschaft,
 (Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für       so die Richter (Az 3 Ca422/11).



Überstunden klar regeln
Angestellte können die Vergütung von Überstunden          und unterhalb der Einkommensgrenze von 67.200 Euro
auch nachträglich noch einklagen. Nach einem Urteil       liegt. Arbeitgeber mit Tarifverträgen sind hier nicht be-
des Bundesarbeitsgerichts gilt dieser Anspruch für Be-    troffen, auf nicht-tarifgebundene Unternehmen, in deren
schäftigte, die weniger als 67.200 Euro im Jahr verdie-   Arbeitsverträgen keine eindeutige Überstundenregelung
nen. Wenn die Bezahlung für geleistete Überstunden im     steht, könnten mit dem Richterspruch Forderungen zu-
Arbeitsvertrag nicht klar geregelt ist, müssen Arbeit-    kommen. Pauschale Formulierungen wie „für Über- und
geber, so das BAG, die Stunden auch nachträglich ver-     Mehrarbeit gibt es keine weitergehende Vergütung“ ver-
güten. Der Anspruch kann rückwirkend für bis zu drei      stoßen nach Meinung des Gerichts gegen das Transpa-
Jahre geltend gemacht werden. Voraussetzung ist, dass     renzgebot.
der Arbeitnehmer die geleistete Arbeit belegen kann

   16                                                                                                mopinio 04/2012

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  • 2.
  • 3. Editorial Editorial Unser Netzwerk wird größer und immer mehr Verbände finden Interesse an einer Zusammenarbeit. Mit der Beratungsstelle „faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv“ des DGB haben wir eine Kooperation vereinbart. Auch dieser Verband ist unterwegs, wenn es um Lohndumping und dubiose Vermittler- und Aus- beuterfirmen geht. Von versklavten Bauarbeitern aus Rumänien bis hin zu mies bezahl- ten polnischen Erntehelfern. Da ist jede Art der Hilfestellung im Programm und am Markt der Unterdrückung werden die Pflegeeinrichtungen aktiv. Es ist eine Schande, wie mit großer Gier der Kuchen des anständigen Arbeitsmarktes zerlegt wird. Leider auch in den Branchen unseres Vereinszwecks. Nach dem es der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG er- folgreich gelungen ist, im Schienenpersonenverkehr mit einem Branchentarifvertrag eine soziale Sicherung zu schaf- fen, schmuddelt es auf hohen Niveau im Schienengüterverkehr. Immer undurchsichtiger werden die personellen Ein- sätze auf immer längeren Wegen. Da entstehen schon Sprüche, in denen Lokführer als „Weicheier“ bezeichnet werden, wenn sie nicht weit über die gesetzlich erlaubte Arbeitszeit unterwegs sind. Die Kontrollen lassen auch hier weiter zu wünschen übrig. „Ist doch alles gut, denn der Eisenbahnbetriebsleiter bescheinigt Recht und Ordnung“. Kaum zu glauben, aber das sind die Antworten, die mobifair bei Hinweisen auf Missstände von Kontrollbehörden erhält. Da hilft nur, weiterhin selbst am Ball zu bleiben und zu recherchieren, um den Finger in die Wunde der nicht ausreichenden Kontrollregelungen zu legen. Offensiv wird mobifair auch wieder in der Mitgliederversammlung über Ergebnisse berichten. Also, am 18. Oktober nach Fulda kommen und dabei sein, wenn wir erstmalig einen „Markt der Möglichkeiten“ eröffnen. Vielen Dank all denen, die mobifair aktiv und inaktiv begleiten. Nur gemeinsam können wir Erfolge erreichen. Helmut Diener, Geschäftsführer Aus dem Inhalt Titelthema: Güterverkehr Ladegut Sozialdumping Wettbewerb mit doppeltem Boden...................... S. 4 Fairer Wettbewerb: Kontrollen bleiben ein Manko... S. 7 Billige Arbeitskräfte, niedriger Lohn – nein, danke!.................. S. 14 mobifair Projekt: Aus- und Fortbildung Tatort Führerstand: im Wettbewerb.......................... S. 9 Lokführerschein – Fortsetzung folgt… ................... S. 15 Arbeitnehmerfreizügigkeit: Schuften lohnt sich nicht..........S. 10 Meldungen................................ S. 16 Impressum Herausgeber: Kontakt: Geschäftsführer: Redaktion: Druck: mobifair e. V. 069 / 271 39 96-6 Helmut Diener Brigitte Klein/ alpha print medien AG Westendstraße 52 info@mobifair.eu (verantwortlich) Tobias Lipser Kleyerstraße 3 60325 Frankfurt www.mobifair.eu presse@mobi- 64295 Darmstadt fair.eu Eingetragen im Vereinsregister Frankfurt am Main: VR 13555 3
  • 4. güterverkehr Wettbewerb mit doppeltem Boden Der Wettbewerb, in dem sich der Schienengüterverkehr befindet, ist ein doppelter. Einerseits steht der Verkehrsträger Schiene in Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern und andererseits gibt es innerhalb des Schienengüterverkehrs einen Wettbewerb zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Im Jahr 2010 wurden laut Statistischem Bundesamt in daher vor allem der LKW-Verkehr, während umwelt- Deutschland rund 4,1 Milliarden Tonnen Güter per Lkw, schonendere Verkehre prozentual weiter ins Hintertref- Eisenbahn, Schiff, Flugzeug und in Rohrleitungen trans- fen geraten – auch wenn sie bezüglich ihrer Leistung portiert; dabei wurde eine Beförderungsleistung von 620 weiter wachsen. Milliarden Tonnenkilometern erbracht. Lastkraftwagen beförderten 2010 auf deutschen Straßen 3,1 Milliarden Tonnen Güter, gefolgt von den Eisenbahnen mit 356 Milli- Umweltschutz im onen Tonnen, dem Seeverkehr mit 273 Millionen Tonnen und der Binnenschifffahrt mit 230 Millionen Tonnen. Hintertreffen In Deutschland hat sich seit der Öffnung der Märkte ein Im mittelfristigen Vergleich zeigt sich bei der Betrach- breites Wettbewerberspektrum etabliert. Der Marktan- tung der Beförderungsleistungen eine eindeutige Ent- teil der privaten Wettbewerber gegenüber dem Markt- wicklung des Anteils der einzelnen Verkehrsträger am führer DB Schenker Rail stieg von rund 14 Prozent im Gesamtverkehr (Modal Split) zugunsten der Straße. Die Jahr 2005 auf rund 25 Prozent im Jahr 2009. Mit über Beförderungsleistung aller Verkehrsträger ist von 1991 250 lizenzierten EVU ist der deutsche Schienengüterver- bis 2010 um 56 Prozent gestiegen, die tonnenkilomet- kehrsmarkt stark aufgesplittet. Spezialisierte Betreiber rische Leistung des Straßengüterverkehrs lag dagegen im kombinierten Verkehr oder von Ganzzügen für die um rund 76 Prozent höher als 1991 (Eisenbahn: plus 31 Chemische Industrie zusammen mit Komplettanbietern Prozent, Binnenschifffahrt: plus 11 Prozent). über die gesamte Logistikkette, wie die DB Schenker Rail, zeichnen die Vielfalt im deutschen Schienengüter- Der Straßenverkehr erhöhte damit seinen Anteil an der verkehr aus. gesamten Beförderungsleistung von 61,8 Prozent (1991) auf 70,0 Prozent im Jahr 2010. Dagegen gingen die Mo- Durch seine zentrale Lage in Europa und die gute in- dal-Split-Anteile der Eisenbahn von 21 auf 17 Prozent frastrukturelle Anbindung der wichtigen Umschlaghä- und der Binnenschifffahrt von 14 auf 10 Prozent zurück. fen Hamburg und Bremen ist Deutschland besonders Allen politischen Willensbekundungen zum Trotz wächst interessant für den Schienengüterverkehr. Bereits jetzt 4 mopinio 04/2012
  • 5. Güterverkehr lässt sich feststellen, dass zwischen 30 Prozent (Beför- Überblick darüber gibt der Liberalisierungsindex Bahn derungsmenge) und 50 Prozent (Beförderungsleistung) aus dem Jahr 2011 geben. Er weist aus, dass im Bereich der Schienengüterverkehre in Deutschland grenzüber- Güterverkehr die Marktöffnung deutlich weiter fortge- schreitend sind. schritten ist als im Bereich des Personenverkehrs, doch auch im Güterverkehr reicht die Spannweite von 896 (von Der Güterverkehr ist in den vergangenen Jahren bis zur 1000 möglichen) Punkten in Schweden bis zu 603 Punk- Wirtschaftskrise stetig gewachsen und im europäischen ten beim Schlusslicht Frankreich. Vergleich ist in Deutschland der Anteil der grenzüber- schreitenden Verkehre entsprechend hoch. Problematik Europa Verschärfter Ebenso unterschiedlich ist die Wettbewerbssituation auf Marktdruck dem Schienenmarkt in den einzelnen Mitgliedsstaaten. In Deutschland waren bereits im Jahr 2008 rund 250 Ei- senbahnverkehrsunternehmen im Güterverkehr aktiv, in Je nach Berechnungsgrundlage variiert der Anteil des Frankreich dagegen nur rund zehn. grenzüberschreitenden Verkehrs (inklusive des Durch- gangsverkehrs) zwischen 30 Prozent und 50 Prozent. Dies zeigt die Bedeutung Deutschlands für den europä- ischen Güterverkehrsmarkt und erklärt damit das hohe Interesse von Anbietern, sich auf diesem Markt zu eta- blieren und gleichzeitig den Druck, die Liberalisierung des Marktes fortzuführen. Bei der Deregulierung und Liberalisierung des Schie- nengüterverkehrsmarktes zeigen sich in den europä- ischen Ländern deutliche Unterschiede. Einen groben 5
  • 6. güterverkehr Der Schienengüterverkehrsmarkt wird in Europa wei- Jahren kontinuierlich ausgebaut hat (zuletzt in Großbri- terhin von international tätigen Unternehmen dominiert. tannien, Frankreich und Polen), übernahm die Güter- Zum einen sind dies die Tochterunternehmen der ehe- verkehrstochter der Österreichischen Bundesbahnen mals staatlichen Monopolisten, zum anderen EVU, die in im Dezember 2008 den ungarischen Schienengüterver- mehreren Ländern aktiv sind und überwiegend attrak- kehrsanbieter und ehemaligen Staatsmonopolisten MÁV tive Nischen bedienen, also Rosinenpickerei betreiben. Cargo. Seit März 2011 gehört das deutsche Güterver- Während neue, dritte EVU sich auf Nischen konzentrie- kehrsunternehmen TX Logistik komplett dem ehema- ren können und aufgrund ihrer Unternehmensgröße eine ligen italienischen Monopolisten Trenitalia. Auf der an- hohe Flexibilität aufweisen, ist es gerade für die ehema- deren Seite haben ehemalige staatliche Unternehmen in ligen Staatsmonopolisten eine besondere Herausforde- den Ländern, deren Liberalisierungsbemühungen weni- rung, sich auf die geänderte Marktsituation einzustellen. ger stark fortgeschritten sind, teils erhebliche Rentabi- litätsprobleme. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass Hier ist eine Zweiteilung zu erkennen, die mit den Libera- die Liberalisierungsbemühungen auch deshalb stocken, lisierungsaktivitäten der Länder korreliert. Während die weil die eigenen Unternehmen für einen entsprechenden DB ihre internationalen Aktivitäten in den vergangenen Wettbewerb noch nicht fit sind. Wettbewerb in Europa 400 40 350 35 300 30 250 25 200 20 150 15 100 10 50 5 0 0 DE PL GB CH IT NL FR 361 60 54 44 40 16 4 Lizensierte EVU Länge des Eisenbahn- 36 20 17 3 16 2 29 netzes in Tsd. Km 10,03 3,00 3,18 14,67 2,50 8,00 0,14 EVU je Tsd. Km Abbildung: Wettbewerb in Europa. Quelle: VBA/Eurostat/DESTATIS, 2006 6 mopinio 04/2012
  • 7. güterverkehr Projekt Güterverkehr Kontrollen bleiben ein Manko Im Schienengüterverkehr laufen die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders. Man wird als Weichei be- schimpft, wenn man sich als Lokführer nach knapp 20 Stunden Dienst ablösen lassen will. Neben dem Rucksack gehört wohl mittlerweile auch die Hängematte oder die Luftmatratze zur Standardausrüstung. Der Druck des Wettbewerbs um die Schienengüterverkehrstransporte wird immer größer und die Strecken und Ausbleibezeiten der Lokführer immer länger. Es gibt Unternehmen wie Metrans, das fast täglich mit- verträgen werden viele vom Kuchen eines Auftrages ab- tels Auftrag an einen Eisenbahnverkehrsunternehmer beißen wollen und die Krümel weiter den Beschäftigten Container von Prag nach Rotterdam transportieren hingeworfen werden. Wehret den Anfängen, meint mo- lässt. Der „Umschlaghafen“ für das Personal ist in Décin bifair und verlangt eine Kontrolloffensive im Schienen- (Tschechien). Von da ab geht es in die „weite Welt“ nach verkehr. Wenn es das EBA nicht leisten kann, schlägt Emmerich, wo Holländer den Zug übernehmen. Groß im mobifair das Bundesamt für Güterverkehr vor. Nur so Geschäft sind auch die DB Schenker AG, die ITL, die TX und mit harten Strafen kann einem „Wildwuchs“ auf den Logistik und viele andere. Doch nicht alle halten sich an Schienen begegnet werden. Vorbildlich regelt das die die Regeln und vor allem an die gesetzlichen Arbeitszeit- Schweiz. Hier müssen auf Initiative der Schweizer Eisen- bestimmungen. Hinweisen zufolge nähert man sich im bahnergewerkschaft (SEV) regelmäßige Kontrollen nicht Wettbewerb um die schweren Lasten auf den Schienen nur stattfinden, sondern die Ergebnisse und Verstöße immer mehr den Methoden im Straßengüterverkehr. auch öffentlich gemacht werden. Jeder soll wissen, wer Noch schlimmer sogar, denn auf der Schiene ist man sich hier nicht an die Regeln hält. Die Sicherheit bleibt ohne Fahrerkarte unterwegs und das erschwert unge- oberstes Gebot. Dazu gehört, dass das Arbeitszeitgesetz mein die Kontrolle, wenn eine solche überhaupt stattfin- und die Arbeitsschutzrechte zu Gunsten aller Beschäf- det. Der oder die Lokführer steigen in Decin auf, über- tigten eingehalten werden. So sichert man auch Lohn- nehmen den Zug und kommen in Emmerich alleine oder und Sozialstandards. Deshalb muss einem Schmuddel- zu zweit an. Wie lange der einzelne Lokführer im Sinne wettbewerb im Güterverkehr der Hemmschuh verpasst des Arbeitsgesetzes tätig war, wie lange er gefahren ist, werden. Güterverkehr generell und schwere Lasten im ob er bereits in Decin Vorzeiten aus einer anderen Ar- Besonderen auf langen Strecken gehören verstärkt auf beitszeitbelastung mitbrachte und wie das alles bei der die Schiene gebracht. Unfaire und teils kriminelle Me- Rückleistung geregelt ist, bleibt allzu oft unbeantwortet thoden des Transportes dagegen auf den Ablaufberg mit unter einem Grauschleier. Wer und wie soll man das der Weichenstellung Schrottplatz. kontrollieren ohne Fahrerkarte, die vor allem auch die persönlichen Arbeitszeitdaten registriert? Dazu gehört aber auch die Kontrolle der Befähigungen des Lokfüh- rers, der ärztlichen Eignungsuntersuchungen, der vor- geschriebenen Fortbildungsmaßnahmen bis hin zu einer ausreichenden Strecken- und Bahnhofskenntnis. Gehen wir mal davon aus, dass der Eisenbahnfahrzeug-Führer- schein seine Richtigkeit hat, so bleiben doch noch viele Fragen offen. Das Leistungsangebot aus einem Guss verschwindet. Grauzonen öffnen sich und mittels Werk- 7
  • 8. mobifair intern Schluss mit Ausbildung auf Niedrigniveau von links: Raoul Machalet (mobifair), Dieter Schäffer (mobifair), Susanne Lang (IHK), Helmut Diener (mobifair), Simone Leibel (IHK), Rolf Barthold (IHK), Alfons Moritz (IHK) Ausbildungen im Schnellverfahren auf Niedrigniveau und ausbildung bleiben. So genannte Ausbildungen von der Prüfungen ohne externen Einfluss sorgen für ein Qualifi- Straße müssen neu aufgestellt werden. kationsgefälle im Berufsfeld der Lokführer, erklärte der Geschäftsführer von mobifair, Helmut Diener in einem Mit einer Modulausbildung und nachgewiesener Praxis Spitzengespräch auf Einladung der IHK Karlsruhe. wäre dies möglich, gab der Geschäftsbereichsleiter Be- rufsbildung der IHK Karlsruhe, Alfons Moritz, zu verste- Kopfschüttelnd und erstaunt reagierten die IHK-Offi- hen. Am Schluss könnte ein Lokführer mit anerkanntem ziellen, als die mobifair-Delegation die Fakten auf den Berufsbild stehen. Tisch legte. Dubiose Schulen, Ausbildungsdauer je nach Dringlichkeit des Bedarfs, fehlende Prüfungsordnungen Nach Ansicht von mobifair ist eine Neuordnung im Aus- und Ähnliches prägen nach den Rechercheergebnissen bildungssystem Lokführer durchaus zu erreichen, wenn von mobifair die Situation. Das klassische Berufsbild man Gewerkschaften, Arbeitgeber und Verbände für die Lokführer leidet, wenn nicht schnellstens reagiert wird, Idee gewinnt. mobifair hat den Ball schon lange aufge- stellte Diener klar. Der traditionelle Eisenbahner im nommen und begleitet hierzu ein von der Gewerkschaft Betriebsdienst müsse der „Königsweg“ der Lokführer- EVG unterstütztes Projekt. mobifair e.V. Breite Unterstützung für fairen Wettbewerb Seit sechs Jahren setzt sich mobifair e.V. nun für fairen Wettbewerb in der Mobilitätswirtschaft ein. Missstände und Betrug wurden aufgedeckt und zur Anzeige gebracht, etlichen Ausbeuterfirmen das Handwerk gelegt. Die Unterstützung für die Ziele von mobifair ist in dieser Zeit ständig ge- wachsen. Jetzt konnte der Verein das tausendste Mitglied begrüßen. Neben Ver- bänden, Organisationen und Gewerkschaften zeigen auch immer mehr Einzelpersonen durch ihre Mitgliedschaft bei mobifair Flagge im Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping. mobifair-Vorsitzender Jörg Krüger: „Wir freuen uns über die Unterstützung, die zeigt, dass immer mehr Menschen sozialen Einsatz zeigen. Nur mit einer breiten Basis werden unsere An- mobifair-Vorsitzender Jörg Krüger und Dirk Hartmann, das tausendste Mitglied strengungen auch künftig erfolgreich sein. des Vereins 8 mopinio 04/2012
  • 9. projekte mobifair-Projekt Aus- und Fortbildung im Wettbewerb Die Anforderungen an Eisenbahner haben sich in den letzten 20 Jahren immer stärker verändert. Wie in vielen Be- rufen hat auch hier der technische Fortschritt einen Wandel der Qualifikationen bewirkt. Gleichzeitig hat sich auch das Ausbildungswesen im Eisenbahnbereich gewandelt. Wurde vor 20 Jahren vor allem durch den Staat ausgebil- det und somit auch Ausbildungsstandards gefestigt, unterlaufen inzwischen viele private Anbieter diese Vorgaben und bieten eine billige Ausbildung an, die den Anforderungen zum Teil nicht gerecht wird. In der Vergangenheit sind hier beispielsweise easy2learn oder die Railwayacademy negativ aufgefallen. Dies wurde in den Ergebnissen und Erfahrungen des Projekts H (Prekäre Beschäftigung im Verkehrssektor) von mobifair bereits dokumentiert. Aber auch das Prüfungssystem bedarf einer genaueren Wettbewerbsumfeldes. Es werden gemeinsame Dis- Betrachtung. Zu Zeiten der Behördenbahn war die he- kussionen mit den Trägern der Ausbildung und der Prü- rausgehobene Stellung eines Eisenbahnbetriebsleiters fungen stattfinden. Dies bedarf auch eine Erhebung der nachvollziehbar und durch die Verbeamtung auch abge- (außerbetrieblichen) Ausbildungsträger und Erstellung sichert. Inzwischen gibt es Hinweise, dass Eisenbahnbe- einer Übersicht über die gängigen Qualitätszertifikate. triebsleiter außerhalb der großen Anbieter ihre Macht- fülle nutzen, um Bescheinigungen auszustellen ohne Das Projekt soll im Ergebnis prüfen, welchen Einfluss die Befähigung geprüft zu haben. Hierbei folgen sie be- Ausbildung und Qualifizierung auf die Sozialstandards stimmt auch den wirtschaftlichen Zwängen des Marktes, nehmen und wie groß deren Einfluss auf einen fairen aber genau dabei gerät das bestehende System durch Wettbewerb ist. Werden Tatsachen festgestellt, die den Wettbewerb an seine Grenzen. eine Wettbewerbsbeeinträchtigung durch mangelhafte Aus- und Fortbildung nahelegen oder beweisen, sind Für die Unternehmen, die gewissenhaft und qualitativ politische Handlungsaktionen notwendig, ggf. festzu- hochwertig ausbilden, wird dies im Wettbewerb immer stellende gesetzliche Verstöße zur Anzeige zu bringen. stärker zu einem finanziellen Nachteil. Langfristig lohnt Ebenso sind dann die Aufgabenträger und Besteller von sich die Investition in gute Ausbildung jedoch immer. Der Leistungen aufzufordern, eine besondere Ausbildungs- Preiskampf im Eisenbahnwettbewerb birgt die Gefahr, und Qualifizierungs-Präqualifizierung vorauszusetzen. dass Billigangebote für die Unternehmen attraktiver werden. So wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unter- Das Projekt greift unter anderem die Ergebnisse zu Lok- nehmens auf Kosten der Beschäftigten und der Sicher- führerschulen und die Erfahrungen rund um den Fall heit kurzfristig verbessert. easy2learn aus dem mobifair-Projekt „Prekäre Beschäf- tigung im Verkehrssektor“ auf. Als Grundlage des Projekts erarbeitet mobifair eine Ana- lyse der Ausbildungsstandards in Eisenbahnberufen, mit Ziel des Projektes ist es, festzustellen, ob die aktuellen Schwerpunkt auf überbetrieblichen Ausbildungsgängen. Ausbildungs- und Prüfungsstandards den Anforderun- Weiter erfolgt eine Diskussion der Anforderungen an Ei- gen und veränderten Strukturen noch entsprechen. senbahnerberufe unter dem Eindruck des geänderten 9
  • 10. Hintergrund Arbeitnehmerfreizügigkeit Schuften lohnt sich nicht: 14-Stunden-Schichten ohne Bezahlung Baustellen in Deutschland sind derzeit kein guter Platz zum Geldverdienen – das gilt jedenfalls für die Arbeiter. Zum Beispiel auf dem Gelände des Essener Universitätsklinikums: statt für ihren Knochenjob bezahlt zu werden, standen 50 polnische Beschäftigte mittellos auf der Straße, mussten zehn Tage um den ihnen zustehenden Lohn kämpfen. Wenige Wochen davor das Gleiche in Bayern: Arbeitnehmer aus Bulgarien blieben ohne Bezahlung für ihren Einsatz beim Bau einer Berufsschule. Keine Einzelfälle, weiß Mihai Balan, der im Rahmen des DGB-Pro- jektes Faire Mobilität in der Frankfurter Beratungsstelle arbeitet. Seit der Arbeitnehmerfreizügigkeit sind gerade aus dem Kampf gegen dubiose Vermittlerfirmen und Ausbeuter- mittel- und osteuropäischen Raum viele Beschäftigte unternehmen sind sowohl das Anliegen von mobifair auf den deutschen Markt gekommen, die zu oft frag- wie auch des Projektes faire Mobilität“, sagt mobifair- würdigen Bedingungen arbeiten müssen. Überlange Ar- Geschäftsführer Helmut Diener, „Die Ziele sind die glei- beitszeiten sind die Regel, fehlender Arbeitsschutz fast chen. Mit gegenseitiger Unterstützung können wir noch normal, miese Bezahlung inklusive. Die Probleme für besser gegen solche Praktiken vorgehen“. Beratungs- die Betroffenen vervielfältigen sich, weil viele von ihnen stellen gibt es derzeit in Frankfurt, Berlin und Hamburg, kaum Deutschkenntnisse haben. In der DGB-Beratung weitere sind geplant. In Frankfurt hat man sich derzeit können sie kostenlos muttersprachliche Beratung in An- auf den Baubereich spezialisiert, getragen wird die Be- spruch nehmen und erhalten Hilfe von Experten. Ange- ratung von der IG Bau und dem Europäischen Verein für strebt wird ein hoher Grad an Vernetzung mit anderen Wanderarbeiterfragen. Beratungseinrichtungen, an die sich Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund wenden können. Zusammenar- Die Problematik der ausländischen Arbeitnehmer wird beit gibt es unter anderem bereits mit Caritas und der durch zwei Faktoren noch verschärft. Zum einen tum- Diakonie aber auch behördlichen Stellen. meln sich eine Menge dubioser Vermittlerfirmen auf diesem lukrativen Markt, die kräftig mit dem Verleihen Auch mobifair hat mit der Frankfurter Beratungsstelle von Arbeitskräften verdienen. Zum anderen macht es des Projektes „faire Mobilität - Arbeitnehmerfreizügig- das Netz der Sub- und Sub-Sub-Unternehmen gerade in keit sozial, gerecht und aktiv“ eine Kooperation verein- der Baubranche zunehmend einfacher für die schwar- bart, um Arbeitnehmern in problematischen Beschäf- zen Schafe unter den Firmen. „Oft wissen die Leute gar tigungsverhältnissen zu helfen. „Lohndumping und der nicht, bei welchem Unternehmen sie offiziell angestellt mobifair-Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit“ Seit dem 1.Mai 2011 steht Arbeitnehmern aus den EU-Beitrittsländern Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt offen, es gilt die „volle Arbeitnehmerfreizügigkeit“. Diese gestattet es den Angehörigen dieser Staaten, ungeachtet ihres Wohnortes, in jedem Mitgliedsstaat unter den gleichen Bedingungen eine Beschäftigung aufnehmen und ausüben zu dürfen, wie die Angehörigen dieser Staaten selbst. Welche Auswirkungen dies auf die Beschäftigungsbedingungen der Arbeitnehmerschaft inner- halb der Branche der Eisenbahnverkehrsunternehmen und der ihr an- geschlossenen Dienstleister hat, steht im Fokus des mobifair-Projektes 10 mopinio 04/2012
  • 11. Hintergrund Beratungsstellen Projekt „Faire Mobilität“ Rhein /Main Hamburg Berlin DGB Haus 2, Etage 2 Arbeit und Leben Hamburg DGB Haus Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77 Besenbinderhof 60 Keithstraße 1-3 60329 Frankfurt 20097 Hamburg 10878 Berlin Rumänischer Ansprechpartner: Jochen Empen Dr. Sylwia Timm Mihai Balan 040 / 28 40 16 77 030 / 21 01 64 37 069 / 27 29 75 67 jochen.empen@ sylwia.timm@bfw.eu mihai.balan@igbau.de hamburg.arbeitundleben.de Polnische Ansprechpartnerin: Gosia Zambron 069/27297566 malgorzata.zambron@igbau.de sind“, sagt Mihai Balan. Tauchen Probleme arbeitsrecht- land tatsächlich mehr verdient“. licher oder sozialer Art auf, ist es für die Arbeitnehmer Die meisten der von ihm betreuten Betroffenen – seit dementsprechend schwierig, wenn nicht unmöglich, den vergangenen Oktober 300 Fälle – werden allerdings von richtigen Ansprechpartner zu finden. anderen Geldproblemen geplagt. Bezahlung gibt es trotz 14-Stunden-Schichten oft gar nicht und wenn, dann weit Eine weitere beliebte Variante ist es, die Menschen als unter dem Mindestlohn. Wer krank ist, wird abgescho- so genannte Selbständige zu beschäftigen. Damit wird ben, bei Arbeitsunfällen besonders schnell. Schließlich das Risiko nahezu komplett auf den Arbeitnehmer abge- möchte man Probleme zwischen der Berufsgenossen- wälzt, der Auftraggeber ist frei von Verpflichtungen. Die schaft und den Krankenversicherungen im osteuropä- Bezahlung – so sie denn erfolgt – wird gerne auch in bar ischen Heimatland vermeiden. Die darf der Arbeitneh- erledigt, so Mihai Balan. Aber auch wenn der Beschäf- mer dann gerne alleine lösen. Da die offiziellen Stellen tigte den versprochenen Lohn erhält, der in der Regel ohnehin meist nicht wissen, dass der Versicherte im unter dem Mindestlohn liegt, und ein festes Arbeitsver- Ausland beschäftigt wird, sind Schwierigkeiten vorpro- hältnis hat, spätestens bei den Rentenansprüchen wartet grammiert. „Illegale Beschäftigung ist das“ sagt Mihai die Überraschung. „Krankenkassen- und Sozialbeiträge Balan. „Das Problem ist, dass es keine einheitliche eu- werden im Heimatland nur auf der dortigen Mindest- ropäische Behörde für solche Fälle gibt“. lohnbasis bezahlt, auch wenn der Arbeiter in Deutsch- „Arbeitnehmerfreizügigkeit“. gilt ein wesentliches Augenmerk des mobifair-Projektes „Arbeitnehmerfreizügigkeit“. Fakt ist: Durch das existierende Lohngefälle zu den neu- en ost- und südosteuropäischen Mitgliedsstaaten be- Ausbeuterpraktiken, sittenwidrige Löhne, Auswüch- steht die Gefahr sinkender Lohn- und Sozialstandards in se von Sozialdumping dürfen nicht zu tolerierbaren den „Alt-EU-Mitgliedsländern“. Begleiterscheinungen der Arbeitsmarktöffnung wer- den. Der Schutz der Beschäftigten, unabhängig davon Fakt ist ebenso: Bereits vor in Kraft treten der „vollen Ar- welcher Nationalität sie angehören, ist ein zentrales beitnehmerfreizügigkeit“ tauchten zielstrebig dubiose Ziel des Projektes. Unternehmen am Markt auf und warben mit Discount- methoden für Billigarbeiter aus Ost- sowie Südosteur- opa. Dieser sich abzeichnenden negativen Entwicklung 11
  • 12. Umweltschutz Umweltschutz Wassereinsatz gegen Diesel-Abgase Rußpartikel? Stickoxide? Bei neuen Diesel-PKW dank moderner Motorentechnik und aufwändiger Abgasnachbe- handlung mittlerweile eine entschärfte Problematik. Doch gibt es immer noch viele Maschinen- und Fahrzeugar- ten mit hohen Abgasemissionen. Dazu gehören etwa Dieselloks und –Triebwagen, Binnenschiffe sowie Bauma- schinen. Bei den Seeschiffen, deren enorme Rußemissionen extrem klimaschädlich sind, besteht zusätzlich ein ganz besonderes Dilemma: Das hier überwiegend eingesetzte Schweröl, ein Abfallprodukt der Raffinerien, ent- hält Giftstoffe, die jeden Rußpartikelfilter binnen kurzer Zeit unwirksam werden ließen. Abhilfe schaffen will in diesem Umfeld die Firma Exomis- gien eröffnet dabei, wie Exomission mitteilt, vollkommen sion Umwelttechnik GmbH im nordrhein-westfälischen neuartige Perspektiven bei der Emissionsminderung, so Troisdorf. Die Firmengründer haben sich nach eigenen beispielsweise bei Seeschiffen: Mit der Emulsionstech- Angaben ein klares Ziel gesetzt: nicht nur emissions- nologie ließen sich die Rußemissionen, mit SCR-Syste- technisch hoch wirksame, sondern auch wirtschaftliche men die Stickoxide nachhaltig minimieren. Dies gepaart Problemlösungen anzubieten, deren Anschaffung sich mit Klima- und Kostenbilanz verbessernden Verbrauch- über Betriebskosteneinsparungen amortisieren lässt. seinsparungen. Zudem seien diese Technologie-Kombi- nationen problemlos nachrüstbar und damit für Betrei- Mit der von Exomission angebotenen Kraftstoff-Wasser- ber sowie den Umwelt- und Klimaschutz interessante Emulsion (KWE), sollen die Rußemissionen um über 90 Problemlösungen. Prozent reduziert werden sowie gleichzeitig die Entste- hung von Stickoxiden vermindert können. Mit Förderung Ein weiteres Geschäftsfeld sehen die Exomission-Ge- des Bundesverkehrsministeriums wird im Herbst eines schäftsführer im wachsenden Markt an stationären Mo- der größten Chemikalienschiffe auf dem Rhein mit die- toren, die im Zuge der Energiewende zur Produktion von ser Technologie ausgestattet. Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken eingesetzt werden – und für die strenge Abgasgrenzwerte gelten. Ebenso im Produktportfolio sind klassische Abgasnach- Die Firma will hier die jeweils geeigneten Katalysator- behandlungstechnologien wie Partikelfilter und SCR- Systeme, so etwa für Erd- und Biogas-BHKW, anbieten. Systeme. Die Kombination der verschiedenen Technolo- 12 mopinio 04/2012
  • 13. Tatort Führerstand Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft Lokführerschein - Fortsetzung folgt… Die Zusage der Geschäftsführung der SDG vom Mai dieses Jahres wurde eingehalten. Bis Ende August erhielten die Lokführer der SDG Fichtelbergbahn „entsprechende Befähigungsausweise“, sie nennen es jetzt sogar Führer- scheine. Keine Führerscheine entsprechend den normalen Bestimmungen der VDV-Regelung oder gar der Trieb- fahrzeugführerscheinverordnung, sondern irgendwelche von der SDG gebastelten Papiere als Führerscheinersatz. Da, wie aus einem alle anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen, für die es Schreiben zu entne- eine Selbstverständlichkeit ist, den VDV-Schriften Rech- hmen war, die Akti- nung zu tragen. mobifair wird nicht locker lassen und on im engen Kontakt hat bereits im Juli gegen den EBA-Landesbeauftragten mit dem Landesbe- beim Präsidenten des Eisenbahn-Bundesamtes eine auftragten für Ei- Beschwerde eingereicht. Da steckt noch viel Zündstoff senbahnaufsicht des drin und wir werden darüber weiter berichten. Freistaates Sachsen beim Eisenbahn-Bundesamt statt- fand, muss man davon ausgehen, dass das auch von ihm genau so gewollt war. Somit kam er den Wünschen der Beschäftigten, von mobifair und der Zentrale des Eisen- bahn-Bundesamtes, den Lokführern den VDV-Führer- schein auszuhändigen, nicht nach. Es bleibt der bittere Nachgeschmack, dass man bei der SDG den Lokführern nicht den notwendigen Respekt entgegen bringt, stellt hierzu mobifair fest. Und so bleibt es weiter für uns und viele andere unglaublich, wie bei der Geschäftsleitung dieser Bahn und sicher in enger Verbundenheit mit dem EBA-Landesbeauftragten die Sturheit regiert. Es bleibt dabei: Auch wenn hier noch so viele Schlupflöcher aus- gegraben werden, um keine VDV-Führerscheine ausstel- len zu müssen, ist es regelrecht eine Provokation gegen 13
  • 14. Fairer Wettbewerb Mit billigen Arbeitskräften und niedrigen Löhnen zum Erfolg? – Nein, danke Mitarbeiter ohne Tarifbindung, niedrige Lebenshaltungskosten, unbürokratischer Personalaustausch, kein Arbeitge- berrisiko, und und und… wer hier nicht zugreift, scheint selbst schuld zu sein. Mit welch menschenverachten- der Offenheit zahlreiche Vermittlungsagenturen versuchen, ihre osteuropäischen Arbeitskräfte an den Unterne- hmer zu bringen, ist schon erschreckend. Wer jedoch billige Arbeitskräfte und niedrige Löhne als Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg verkauft, hat am Markt nichts zu suchen. Die Realität sieht leider anders aus und das Geschäft scheint zu boomen. Sie sitzen in Deutschland, wie beispiels- weise die APS Connect GmbH in Berlin oder in den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, wie z.B. die Eurojobdienst S.L.R. in Rumänien und bieten ihre Ware in billiger Ramschmanier feil. APS Connect GmbH – Eurojobdienst S.R.L. – Zitat aus dem ehemaligen Internetauftritt Zitat aus dem aktuellen Internetauftritt „Die Mitarbeiter aus Polen sind Experten in verschiedensten „Über einen Dienstleistungsvertrag mit Branchen (viele können Deutsch sprechen). Ihre Lohn-Erwar- uns erhalten Sie selbständige Mitarbeiter tungen sind viel niedriger als von ähnlichen deutschen Arbeitern.“ die keiner Tarifbindung unterliegen.“ Interessant noch an der rumänischen Eurojobdienst S.L.R.: Als Geschäftssitz wird eine Adresse in Rumänien ange- geben (Str. Vrancei, Nr. 24, 600184 Bacau), die Telefon- und Faxdurchwahl aber führt ins deutsche Ueckermünde zu einem Unternehmen das osteuropäisches Pflegepersonal vermittelt. Die Inhaber dieses Unternehmens mit dem be- zeichnenden Namen „Gute Wesen“ tauchen dann ihrerseits wiederum namentlich in der E-Mail-Kontaktadresse der rumänischen Eurojobdienst S.L.R. auf - schon ein seltsames Netzwerk! Auch im Dienstleistungsbereich der Eisenbahnbranche schlagen sich allmählich derartige Entwicklungstendenz nie- der. Bereits in der Vergangenheit trat das polnische Unternehmen LB Rail Systems an deutsche Gleisbausicherungs- unternehmen heran und offerierte Kooperationen unter Verwendung „billiger“ polnischer Mitarbeiter. Diese Art von Geschäftsgebaren jedoch darf sich nicht durchsetzen und genau hier setzen das mobifair-Fairnessabkommen und die mobifair-Rankingliste an. Ordentliche Löhne, angemessene Sozialstandards und ehrliches Miteinander, nur dies können die Grundlagen für einen fairen Wettbewerb sein. Neues vom Fairnessabkommen Im Rahmen des Fairnessdialogs Gleissicherung hat weise geführt und kontrolliert werden. mobifair bleibt mobifair mit dem DB Konzern, der Gewerkschaft EVG dabei: Die Auftragsvergabe der DB AG an externe Dienst- sowie mit den Gleissicherungsunternehmen ein Fair- leistungsunternehmen findet nicht im Sinne des Fair- nessabkommen ausgehandelt. Damit soll sicherge- nessabkommens statt. Mit so genannten „Kösterlisten“, stellt werden, dass bei der Vergabe von Gleissicherungs- als Billigranking für regionale Rahmenverträge wer- leistungen keinem Lohn- und Sozialdumping Vorschub den vor allem Unternehmen bevorzugt, die den Min- geleistet wird. Leider finden sich immer wieder Hin- destlohn umgehen und Arbeitsschutzgesetze aushe- weise, dass die Vereinbarungen nicht korrekt eingehal- beln. Den Zuschlag bekommt so weiterhin der Billig- ten werden. mobifair hat die DB AG darauf hingewiesen. ste, denn ausschlaggebend bleibt: der „niedrigste In der Antwort teilt der Personalvorstand mit, dass die- Preis“! Dieses Vorgehen ist der Unternehmenskultur se Befürchtungen nicht zutreffen. Der vereinbarte der DB unwürdig. Mindestlohn sei rechtlich verbindlich. Leider keinen Kommentar gab es auf die Hinweise, dass Einträge in den Befähigungsausweisen nicht immer der Ordnung Die anständigen Unternehmen finden sich entsprechen und es kein Register gibt, in dem diese Aus- in der mobifair-Rankingliste: www.mobifair.eu 14 mopinio 04/2012
  • 15. mobifair intern Projektmarkt während der Mitgliederversammlung mobifair wird im Rahmen der diesjährigen Mitglieder- Ständen hin- und herschlendern und sich informieren. versammlung die Projektarbeit des Vereins deutlicher Die offene Form der Präsentation erleichtert sowohl als bisher in den Fokus stellen und damit auch den In- einen allgemeinen Überblick als auch die intensivere teressen der Vereinsmitglieder noch stärker Rechnung Beschäftigung mit den einzelnen Themen. Ebenso tragen. Vor dem Jahresbericht des Geschäftsführers, der einfach werden sich Gespräche mit anderen Interes- auf die großen Linien der Vereinsentwicklung und der sierten über die verschiedenen Themen ergeben und inhaltlichen Arbeit eingeht, wird die Projektarbeit des so auch Anregungen für die weitere Arbeit gegeben. vergangenen Jahres ebenso wie die neu begonnen Pro- jekte in einem so genannten „Projektmarkt“ vorgestellt. Mit dem Projektmarkt will mobifair den Austausch zwi- schen den Mitgliedern anregen, der sich in der Diskussi- Dazu wird es inner- und außerhalb des Tagungsraums on nach dem Jahresbericht fortsetzen kann und positive „Marktstände“ geben, an denen mobifair-Mitarbeiter Impulse für die Vereinsentwicklung der nächsten Jahre die einzelnen Projekte präsentieren. Während des Im- liefern wird. bisses können die Teilnehmer der Mitgliederversamm- lung wie auf einem Marktplatz zwischen den einzelnen 18.10.2012 in Fulda Tagesordnungsvorschlag für die Mitgliederversammlung TOP 1) Eröffnung, Feststellung der Beschlussfähigkeit und Annahme der Tagesordnung TOP 2) Gewerkschaftliche Strategien gegen Lohn- und Sozialdumping in der Mobilitätswirtschaft. Alexander Kirchner, Vorsitzender der EVG Diskussion anschl. Pause mit Imbiss und Projektmarkt zur Präsentation der aktuellen mobifair-Projekte TOP 3) Jahres- und Geschäftsbericht (Vereinsentwicklung, Recherche- und Projektarbeit) Helmut Diener, Geschäftsführer mobifair e.V. TOP 4 a) Jahresabschluss mit Bericht der Rechnungsprüfer TOP 4 b) Aussprache und Entlastung des Vorstandes und der Rechnungsprüfer TOP 4 c) Haushaltsplan 2013 TOP 5) Nachwahl von Revisoren TOP 6) Beratung der Anträge TOP 7) Verschiedenes und Schlusswort 15
  • 16. Arbeiten im Ausland Das Europäische Parlament hat die Regelungen für Die Regelung betrifft alle Arbeitnehmer, die bei mehre- Arbeitnehmer, die in mehreren Mitgliedsstaaten be- ren Arbeitgebern in verschiedenen Staaten beschäftigt schäftigt sind, geändert. Bislang galten für betroffene sind. Voraussetzung ist, dass der wesentliche Teil der Arbeitnehmer in der Sozialversicherung die Rechtsvor- Erwerbstätigkeit nicht im Wohnstaat ausgeübt wird. schriften ihres Wohnstaates, auch wenn sie eine wei- tere Beschäftigung im Ausland haben. Wer künftig den Die Neuregelung greift allerdings nicht sofort, eine Hauptteil seiner Erwerbstätigkeit in einem anderen Übergangsfrist wurde bis Juni 2022 festgelegt. Bis dahin EU-Mitgliedsstaat ausübt, für den gelten die Rechtsvor- bleiben die geltenden Rechtsvorschriften anwendbar. schriften dieses Landes. Arbeitgeber muss zahlen Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Das Arbeitsgericht Zeitarbeit und Personalserviceagenturen) genom- Frankfurt/Oder hat der Klage einer Leiharbeiterin men. Bereits 2010 hat das Bundesarbeitsgericht die- nach dem equal-pay-Grundsatz für gleichen Lohn wie ser Vereinigung die Tariffähigkeit aberkannt und die die Stammbelegschaft stattgegeben. Im konkreten abgeschlossenen Tarifverträge als „nichtig“ erklärt. Fall bedeutet das den doppelt so hohen Stundenlohn. Auf Grundlage dieser Entscheidung hat die Leih- Statt über 12 Euro Stundenlohn wie die festangestell- arbeitnehmerin die Differenz eingeklagt. Das Ar- ten Beschäftigten der Firma erhielt die Klägerin, die beitsgericht gab dem Anspruch nach dem equal- über eine Personalvermittlung in das Unternehmen pay-Grundsatz statt. Laut Paragraf 9 des Arbeit- kam, lediglich sechs Euro. Als Basis dieser Eingrup- nehmerüberlassungsgesetzes steht Leiharbeitern pierung wurde der so genannte Tarifvertrag der CGZP die gleiche Bezahlung zu wie der Stammbelegschaft, (Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für so die Richter (Az 3 Ca422/11). Überstunden klar regeln Angestellte können die Vergütung von Überstunden und unterhalb der Einkommensgrenze von 67.200 Euro auch nachträglich noch einklagen. Nach einem Urteil liegt. Arbeitgeber mit Tarifverträgen sind hier nicht be- des Bundesarbeitsgerichts gilt dieser Anspruch für Be- troffen, auf nicht-tarifgebundene Unternehmen, in deren schäftigte, die weniger als 67.200 Euro im Jahr verdie- Arbeitsverträgen keine eindeutige Überstundenregelung nen. Wenn die Bezahlung für geleistete Überstunden im steht, könnten mit dem Richterspruch Forderungen zu- Arbeitsvertrag nicht klar geregelt ist, müssen Arbeit- kommen. Pauschale Formulierungen wie „für Über- und geber, so das BAG, die Stunden auch nachträglich ver- Mehrarbeit gibt es keine weitergehende Vergütung“ ver- güten. Der Anspruch kann rückwirkend für bis zu drei stoßen nach Meinung des Gerichts gegen das Transpa- Jahre geltend gemacht werden. Voraussetzung ist, dass renzgebot. der Arbeitnehmer die geleistete Arbeit belegen kann 16 mopinio 04/2012