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Georg Stanossek
Hrsg

Dschungelführer
2013
Der Führer durch den deutschen
Telekommunikationsmarkt

Smart-Grid-21.de
Georg Stanossek, Hrsg,

Dschungelführer
2013
Der Führer durch den deutschen
Telekommunikationsmarkt
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Hrsg.: Stanossek, Georg
Dschungelführer 2013
Portal-21 Onlineverlag GmbH, Reute i.Br., 1. Auflage 04/2013
ISBN 978-3-9815111-1-6
EAN 9783981511116
Herausgeber und Verlag:
Portal-21 Onlineverlag GmbH
Schwarzwaldstr. 26, 79276 Reute i.Br., Tel: 07641/937 882
www.portel.de
Redaktion Teil B (Nachschlagewerk): Axel Hartfiel, Berlin
Produktion/Layout: Medium Druck, Lahr/Schwarzwald – www.mediumdigitaldruck.de
Herstellung: Medium Druck, Lahr/Schwarzwald – www.mediumdigitaldruck.de
Printed in Germany
© Portel.de, April 2013
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronische Systeme, der Mikrofilmung oder der Vervielfältigung, bleiben, auch bei
nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses
Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen
des Urheberrechtsgesetzes.
Inhalt - Teil A

Teil A — Experten-Beiträge
Vorworte Herausgeber	
Georg Stanossek, Portel.de	
Jens Weller, Toplink GmbH	

10
11

Kapitel I, Die TK-Märkte 2013/2014
Status und Perspektiven der Märkte	
Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg-Essen

12

Ohne Wettbewerb kein erfolgreicher Breitbandausbau	
Peer Knauer, Präsident des VATM e.V.

18

Kapitel II, Breitband Fixed: „Glasfaser - oder lieber doch erst mal Kupfer?“
Vectoring hat Potential, aber Glasfaser ist die Zukunft	
Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer Breko e.V.

22

2013 die Weichen für den Breitbandausbau richtig stellen	
Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Buglas e.V.

24

Breitbandkabelnetzen bringen Kommunen schnelles Internet	
26
Dr. Andrea Huber, Geschäftsführerin Anga e.V.	
Kupfer-Renaissance durch Vectoring	
Dr. Wolfgang Spahn, Head of Consulting & Projects, Keymile GmbH

28

Kapitel III, Mobiles Breitband: „LTE fff“
Intelligente Technologie für effiziente Telekommunikationsnetze 	
Marina Proske, IT2Green

Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis

30

7
Inhalt - Teil B

Kapitel IV, Mehrwertdienste in Breitbandnetzen
Handlungsempfehlungen für Geschäftsmodelle bei Smart Home 	
Thorsten Anding und Moritz Lutze, Latus Consulting GmbH

32

Die Zukunft gehört der Konvergenz	
Renatus Zilles, DVTM e.V.

36

TV 2.0: Der Fernseher kommuniziert	
Giovanni Ambrogio, Live Reply GmbH

38

Wenn die eigene Webseite zum Sicherheitsrisiko wird	
Markus Schaffrin, Eco e.V.

39

Kapitel V - Ausblick
Strategische Empfehlungen für Geschäftsmodelle im TK-Markt 	
Prof. Dr. Jens Böcker, FH Bonn Rhein Sieg

41

Teil B — Nachschlagewerk
über 650 aktualisierte Adressen, Personen und Firmenprofile	
Festnetz (Sprach-, Daten- und Carrier-Dienste; DSL, Glasfaser)	

46

Mehrwertdienste (Auskunft, Servicerufnummern, Apps, Inkasso)	

68

Mobilfunk (GSM, GPRS, UMTS, LTE) 	

74

Internet (ISPs, Hosting, VoIP, Cloud Computing) 	

82

Content / Medien (TV/HF, News, Suchmaschinen etc.) 	

94

Systemhäuser (Anwendungen, Lösungen, Software, Beratung) 	

101

Hersteller / Distributoren (Hardware, Vertrieb, Logistik) 	

127

Verbände / Vereine / Organisationen / Initiativen	

156

Aufsichtsgremien / Standards / Normung	

171

Analysten / Consulter / Kanzleien	

175

8

Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis
Inhalt - Teil C

Teil C — Dokumentation
Who-is-Who – die 120 wichtigsten Manager im TK-Markt
… nach Namen A - Z	

180

… nach Unternehmen A - Z	

184

… nach Ort A - Z	

187

Terminübersicht 2. Halbjahr 2013 	

190

Herausgeber und Verlag 	

192

Inserentenverzeichnis	

193

Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis

9
Editorial Georg Stanossek, Portel.de

Liebe Leserinnen und Leser
des Dschungelführers,

mit der aktuellen Ausgabe 2013 unseres sage und schreibe seit 15 Jahren erscheinenden Branchenbuches
„Dschungelführer - durch den deutschen ITK-Markt“ erhalten Sie wieder ein praktisches Nachschlagewerk zu den
wichtigsten Marktteilnehmern mit elf Expertenbeiträgen zum gesamten Themenspektrum zwischen Regulierung,
Technik und Vertrieb. Das Buch versteht sich als ergänzendes Medium zu unseren kommerziellen Newsdiensten
und Online-Aktivitäten im Umfeld von Portel.de - dem B2B-Newsportal für die Telekommunikationsbranche.
Bei unserer ersten Ausgabe, dem Dschungelführer 1998, war der Telekommunikationsmarkt gerade für den
Wettbewerb geöffnet worden. Der damalige Bundespostminister Dr. Wolfgang Bötsch sprach in seinem Vorwort
von einem gut ausgebauten Glasfasernetz und die 27 erteilten Lizenzen für Sprachtelefonie gehörten hoffnungsfrohen neuen Anbietern wie Mannesmann Arcor/D2, Otelo, Viag Interkom, Thyssen Telecom, ISIS oder
VEW Telnet und die Telekom-Riesen schwelgten in globalen Allianzen wie Global One (DTAG/France Telecom/
Sprint), Unisource (AT&T/PTT NL/Telia/Swiss) und Concert (BT/MCI/Viag).
Der dann folgende Preisverfall durch die Digitalisierung bei der Hardware und den Diensten sowie die geplatzte
Internet-Blase 2001 führte schnell zur Marktbereinigung. Mit jeder weiteren Technik-Generation stehen auch
heute noch die Geschäftsmodelle der Anbieter erneut auf dem Prüfstand, bis hin zum Ausbau der Breitbandnetze. Immerhin: einige große regionale Netzbetreiber wie u.a. Netcologne, Hansenet und EWE-Tel oder die Kölner
QSC AG konnten sich von Beginn an auch erfolgreich im Markt behaupten.
Der Regulierungsbehörde in Bonn kommt dabei die nicht immer leichte Aufgabe zu, zwischen dem Verbraucherwunsch nach Wettbewerb sowie niedrigen Endkundenpreisen und andererseits ausreichend Gewinnmarge
für die laufenden Investitionen bei den Netzbetreibern und Diensteanbietern auszugleichen. Auch in den Reaktionen auf die letzte Tarifrunde zum Preis der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) im vergangenen März spiegelten
sich die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Netzbetreiber und Provider in den Wettbewerberverbänden
VATM, Breko, Buglas und Anga wieder.
Mein besonderer Dank bei dieser Ausgabe gilt neben den Gastautoren auch unseren Anzeigenkunden, die uns teilweise schon seit vielen Jahren die Treue halten und ohne die dieses Buch gar nicht zustande kommen würde. Wir
wünschen allen Leserinnen und Lesern wie immer eine interessante Lektüre und freuen uns über Ihre Anregungen
und Hinweise.
Ihr Georg Stanossek
Mail: Info@Portal-21.de

10

Portel.de - Dschungelführer 2013
Editorial Jens Weller, toplink GmbH

Liebe Leserinnen und Leser
des Dschungelführers,

wir alle bilden das Rückgrat des deutschen Telekommunikationsmarktes. Um die wachsende Nachfrage
nach Breitband zu befriedigen und die „weißen Flecken“ zu füllen, gilt es jedoch nicht nur die Netze auszubauen, sondern auch markt- und zukunftsorientierte Angebote und Produkte zu entwickeln.
Die immer weiter voranschreitende IP-Konvergenz – bei der so unterschiedliche Kommunikationsformen
wie Sprach- und Datenkommunikation in einem IP-Netz vereint werden – bietet enorme Zukunftspotentiale. Dafür benötigen wir eine offene Architektur der IP-Netzwerke, welche die Vorteile des klassischen
Telefonnetzes mit den umfangreichen Leistungsmerkmalen der IP-Welt verbindet. All-IP ermöglicht es
beliebigen Geräten und Diensten, Daten untereinander auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Konvergente Produkte und Lösungen entstehen nicht nur in der Verbindung von Sprache und Daten
oder Festnetz und Mobilfunk, auch Telekommunikation und Energieversorgung sowie Telekommunikation
und Medien wachsen zusammen.
Diese Veränderung der traditionellen Branchengrenzen erfordert die Entwicklung neuer Geschäfts- und
Partnermodelle. Als eines der ersten Unternehmen, das IP-Anlagenanschlüsse (SIP Trunking) in Deutschland angeboten hat, wissen wir, was das bedeutet. ISDN ist eine aussterbende Technologie, IP heißt die
Zukunft. Aber jede Neuerung braucht Flexibilität, Pioniergeist und eine gute Portion Durchhaltevermögen.
Unsere Next-Generation-Network (NGN) Plattform und individuellen VoIP- und ITK-Angebote für Carrier,
Service Provider, Reseller und branchenfremde Unternehmen sind die Antwort auf diese Entwicklung.
Unsere Services beinhalten Vorleistungsprodukte, wie beispielsweise die Anmietung, Verwaltung und
Entstörung von DSL Anschlüssen über die WITA-Schnittstelle der Deutschen Telekom, vollautomatisierte
Prozesse von Logistik und Distribution, die Rufnummernschaltung und -portierung in allen deutschen
Ortsnetzen sowie Abrechnungsdaten für Endkundenrechnungen. Kunden, die einen eigenen Infrastrukturausbau betreiben (z.B. FTTX- oder KVZ-Ausbau), können die damit verbundenen Geschäfts- und Open
Access Prozesse sowie regulatorische Belange durch uns abwickeln lassen.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Deutschland den Anschluss im internationalen All-IP
Wettbewerb nicht verpasst.
Jens Weller
toplink GmbH
Geschäftsführer

Portel.de - Dschungelführer 2013

11
Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg

Status der Märkte für
Telekommunikationsdienste
in Deutschland Anfang 2013
von Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott∗

Gesamtmarkt im Überblick
Die Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft nahm 2012 gegenüber den beiden vorangehenden
Jahren deutlich ab. Während 2011 das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands noch um 3,0%
und ein Jahr zuvor um 3,6% gesteigert werden konnte, belief sich nach heutigem Erkenntnisstand die
Veränderung der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr 2012 lediglich auf ca. 0,7%. In dem „mittelprächtigen“ gesamtwirtschaftlichen Umfeld des Jahres 2012 vermochten es die Anbieter von Diensten
zur Telekommunikation (TK) in Deutschland die Schrumpfung ihrer Umsätze mit einer Veränderungsrate
von –0,2% gegenüber dem Vergleichswert der Vorperiode (–0,8%) zu verlangsamen. Damit nahmen
2012 die deutschen TK-Diensteumsätze zum siebten Mal in Folge gegenüber dem Vorjahr ab. Absolut lag
der Umsatz 2012 noch bei 60,1 Mrd. EUR. Im gleichen Zeitraum investierten TK-Unternehmen mit 6,0
Mrd. EUR rund 1,6 % weniger in Sachanlagen als im Vorjahr. Parallel ging die Zahl der Mitarbeiter von
TK-Unternehmen im Jahr 2012 in Deutschland um 2,3 Tsd. (bzw. 1,3 %) auf 173,0 Tsd. zurück. Der ExMonopolist Telekom Deutschland (TD) verringerte das Personal in seinem Stammland um 2,1 Tsd. Köpfe,
bei dessen Wettbewerbern nahm die Zahl der Beschäftigten um 0,2 Tsd. ab.
An den gesamten Umsätzen mit TK-Diensten in Deutschland kam TD 2012 mit 22,6 Mrd. EUR nur noch
auf einen Anteil von 38 %, während es 2011 noch 40 % waren. Bei den deutschen Wettbewerbern der
TD lag der Umsatz 2012 damit bei 37,5 Mrd. EUR, wobei hiervon knapp 12 % auf Betreiber von Breitbandkabelnetzen entfielen.
Keine Entwicklungsimpulse durch die Politik
Im Jahr 2012 trat mit der Verkündung des „Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Regelungen“ im Bundesgesetzblatt vom 09.05.2012 und damit fast 20 Monate nach Vorlage eines ersten
Referentenentwurfs Mitte 2010 die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (endlich) in Kraft. Zuletzt
hatten die Bundesländer den Gesetzgebungsprozess aufgehalten, um ihre finanziellen Interessen im Zusammenhang mit der Verteilung zukünftiger Erlöse aus Versteigerungen von zuvor dem Rundfunk zugewiesenen Frequenzen durchzusetzen. In einer Protokollnotiz verpflichtete sich die Bundesregierung dann
am 08.02.2012 gegenüber den Ländern für die Verteilung solche Erlöse eine „einvernehmliche Regelung
… zwischen dem Bund und den Ländern“ herzustellen. Anschließend konnte das Gesetz aufgrund einer
anhängigen Verfassungsklage von Tele2 gegen die Preisansagepflicht für Call-by-Call-Verbindungen bzw.
die Vorlaufzeit bis zum Wirksamwerden dieser Kundenschutzregelung nicht sofort in Kraft treten. Nachdem Joachim Gauck erst am 18.03.2012 neu in das Amt des Bundespräsidenten gewählt worden war,
scheute sich das Staatsoberhaupt so kurz nach seiner Berufung ein hinsichtlich seiner Verfassungsmäßigkeit nicht unstrittiges Gesetz durch seine Unterschrift in Kraft zu setzen. So wurde erst der Spruch des
höchsten deutschen Gerichts abgewartet, welcher dann der Odyssee der TKG-Novelle ein Ende setzte.

12

Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg

Über die TKG-Novelle hinaus gingen von der Politik auch im Jahr 2012 keine wesentlichen Impulse zur
Entwicklung von TK-Netzen und -Diensten in Deutschland aus. Es ist überaus bezeichnend, dass der am
13.11.2012 vom Bundeswirtschaftsministerium in Essen einberufene siebte nationale IT-Gipfel in der
überregionalen Tages- und Wirtschaftspresse gar nicht mehr zur Kenntnis genommen wurde. Die hochtrabend als „Essener Erklärung“ apostrophierte Zukunftsvision der Gipfelveranstaltung wärmte lediglich
alte Themen (z.B. Vertrauen und Sicherheit) auf und ist für die Ausrichtung der TK-Branche in Deutschland
belanglos.
Festnetztelefonie: Rückgang herkömmlicher Anschlüsse um 0,5 Mio.
Die Zahl der Telefonfestnetzanschlüsse verringerte sich von Ende 2011 bis Ende 2012 um 0,5 Mio. auf
einen Bestand von 37,5 Mio. TD verlor 1,0 Mio. Anschlüsse im Jahresverlauf (Vorjahr: 1,3 Mio.), die
Zahl der Telefonanschlüsse bei alternativen Teilnehmernetzbetreibern (TNB) nahm zudem um 0,2 Mio.
auf 10,8 Mio. zum Jahresende ab. 2011 hatten die alternativen TNB noch einen Zuwachs von 0,5 Mio.
Anschlüssen erzielt. 57,4 % der von alternativen TNB und 1,8 % der von TD geschalteten stationären
Sprachtelefoniezugänge wurden Ende 2012 über für „Voice-over-the-Internet-Protocol“ (VoIP) genutzte
DSL-Anschlüsse realisiert. Damit nahm der Bestand dieser Variante von Festnetztelefonieanschlüssen
2012 bis zum Jahresende um 1,1 Mio. (Vorjahr: +0,9 Mio.) auf 6,6 Mio. zu. Die Zahl der Kunden, die
über aufgerüstete Kabel-TV-Netze einen stationären Zugang zu Sprachtelefoniediensten erhielten, wuchs
2012 um 0,7 Mio. auf 4,3 Mio. (Veränderung 2011: 0,6 Mio.).
Breitbandige Festnetzanschlüsse: Kabelnetzbetreiber unverändert auf Expansionskurs
Die Zahl der stationären Breitbandanschlüsse in Deutschland stieg im Jahr 2012 um 2,5 % auf etwa 28,1
Mio. zum Jahresende an, was einer Durchdringungsquote von 69,6 % der Privathaushalte in Deutschland
entspricht. Dabei ging der Marktanteil der TD in diesem Bereich um 0,5 Prozentpunkte auf 44,4 % zurück
(s. Abb. 1). Der entsprechende Anteilsrückgang der alternativen, zumeist DSL-basierten Wettbewerber fiel
mit 2,0 Prozentpunkten noch deutlicher aus. Gewinner waren wie schon im Vorjahr die Kabelnetzbetreiber,
die 2012 netto 0,8 Mio. Endkunden hinzugewinnen und ihren Marktanteil auf 16,0 % steigern konnten.
Abb. 2 ist zu entnehmen, wie sich die absoluten Netto-Veränderungen bei den vermarkteten Anschlüssen
auf verschiedene Anbietertypen verteilen.
Demnach erhöhte TD ihre Breitbandkundenbasis im Festnetz um 162 Tsd. Anschlüsse. Alternative, zumeist DSL-basierte TD-Wettbewerber verloren im gleichen Zeitraum netto 268 Tsd. der von ihnen betreuten Endkunden. Dabei nahm der Wertschöpfungsumfang in dieser Anbietergruppe erneut leicht zu, da
sich die Zahl der von der TD betriebenen und von Wettbewerbern vermarkteten und betreuten (= gebündelten Wholesale-)DSL-Anschlüsse um 186 Tsd. auf lediglich noch 0,5 Mio. Ende 2012 verringert hat.
Im Ergebnis ging die Wachstumsgeschwindigkeit im Markt für direkt geschaltete Breitbandanschlüsse
weiter zurück. Nach einem Zuwachs um 1,0 Mio. im Laufe des Jahres 2011 kamen in 2012 noch knapp
0,7 Mio. Anschlüsse hinzu (vgl. Abb. 2). Für 2013 rechne ich angesichts dieses Trends netto mit ca. 0,5
Mio. neuen DSL- und Kabelmodem-Kunden in Deutschland.
Aus Abb. 3 geht hervor, dass die nach der Übernahme von KabelBW durch Liberty Global bzw. Fusion von
KabelBW mit Unitymedia verbliebenen zwei größten deutschen Breitbandkabelanbieter im Jahr 2012 die
stärksten Zuwächse im Endkundenmarkt für festnetzbasierte Breitbandanschlüsse verbuchen konnten:
Während sich die Kundenbasis von Unitymedia KabelBW um 23,3 % vergrößerte, erhöhte sich der Internetkundenbestand von Kabel Deutschland um 20,3 %.

Portel.de - Dschungelführer 2013

13
Beitrag Gerpott

28,08 Mio.!

27,40 Mio.!
(= 100 %)!

TK-Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg 100 %)!
(=

01.03.2013
Seite 3

Abb. 1: Verteilung von stationären Breitbandendkunden in Deutschland nach Anbietertyp
Kabelmodem-!
Ende 2011 und Ende 2012
16,0 %!
13,5 %!

basierte Wettbewerber!

Alternative, zumeist
Kabelmodem-!
basierte Wettbewerber!
DSL-basierte Wettbewerber!

27,40 Mio.!
(= 100 %)!

28,08 Mio.!
(= 100 %)!

41,6 %!

13,5 %!

16,0 %!

41,6 %!

39,6 %!

Alternative, zumeist
DSL-basierte Wettbewerber!

Telekom"
Deutschland (direkt)!

39,6 %!

44,4 %!

44,9 %!

Telekom"
Deutschland (direkt)!

44,9 %!

44,4 %!

31.12.2012!

31.12.2011!

Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen!
31.12.2012!
31.12.2011!
Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen!

Abb. 2:

Abb. 1: 	 Verteilung von stationären Breitbandendkunden in Deutschland nach 	Anbietertyp
Nettoveränderungen der Zahl2012 Festnetzbreitbandkunden in Deutschland
	
Ende 2011 und Ende der

nach An-

Abb. 2: Nettoveränderungen der Zahl der Festnetzbreitbandkunden in Deutschland nach Anbietertyp im Jahr 2012
bietertyp im Jahr 2012

Kabelmodem-basierte
Kabelmodem-basierte
Wettbewerber!
Wettbewerber!

790
790 Tsd.! Tsd.!

Alternative, zumeist DSL-

Alternative, zumeist DSL- –268 Tsd.!
basierte Wettbewerber! –268 Tsd.!
basierte Wettbewerber!
Telekom Deutschland !
(direkt)!

Telekom Deutschland !
(direkt)!

162 Tsd.!

162 Tsd.!

Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen!

Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen!
Abb. 2: 	 Nettoveränderungen der Zahl der Festnetzbreitbandkunden in Deutschland nach Anbietertyp im Jahr 2012

14

Portel.de - Dschungelführer 2013
Bei den DSL-basierten TD-Wettbewerbern nahm der Bestand an Breitbandkunden absolut

und prozentual am deutlichsten bei Telefónica Germany ab: Von dem Ende Juni 2011 erreiGastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg

Abb. 3: Veränderungen des Bestands an Endkunden mit vermarkteten Festnetz-Breitbandanschlüssen bei sieben Anbietern vom 31.12.2011 bis 31.12.2012
Prozentuale
Veränderung
Unitymedia
KabelBW

Absolute Veränderung
(in Tsd.)

Bestand 31.12.2012
(absolut, in Mio.)
419,7

23,3 %

Kabel
Deutschland

294,3

20,3 %

Telekom
Deutschland

162,0

1,3 %

United
Interneta

70,0

2,1 %

Telefónica
–8,2 %
Germany
Vodafone

–6,6 %

Versatelb

–7,1 %

2,219
1,741

12,427
3,360
2,376

–212,0

3,207

–226,0
–40,0

0,523

a) Am 30.09.2012.
b) Schätzung.
Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen

Abb. 3: 	 Veränderungen des Bestands an Endkunden mit vermarkteten Festnetz-Breitbandanschlüssen bei sieben Anbietern
	
vom 31.12.2011 bis 31.12.2012

Bei den DSL-basierten TD-Wettbewerbern nahm der Bestand an Breitbandkunden absolut und prozentual
am deutlichsten bei Telefónica Germany ab: Von dem Ende Juni 2011 erreichten Höchstwert des DSLKundenbestands von 2,62 Mio. verlor das Unternehmen in der zweiten Hälfte 2011 36 Tsd. und im Jahr
2012 weitere 212 Tsd. Breitbandkunden. Bei Vodafone und Versatel setzte sich die bereits 2011 beobachtbare Erosion der Zahl der Breitbandanschlüsse 2012 ebenfalls beschleunigt fort.
Ausbau von Glasfaseranschlussnetzen im Schneckentempo
Der Ausbau breitbandiger Glasfaseranschlussnetze in Deutschland kam 2012 erneut nur im Schneckentempo voran. Dem Ex-Monopolisten TD fehlen die Finanzmittel, um in großem Umfang in Fiber-To-TheHome-(FTTH-)Technik zu investieren. Um dies zu kaschieren, hat TD in den letzten Monaten des Jahres 2012 und Anfang 2013 versucht, den Eindruck zu erwecken, dass man durch die Erweiterung der
Fiber-To-The-Curb-(FTTC-)Abdeckung von bislang etwa 11 Millionen Haushalten in Verbindung mit dem
Einsatz von Vectoring-Technik auf mehr als 24 Millionen Haushalte bis Ende 2016 dem Breitbandausbau in Deutschland einen wirklichen Schub geben wolle. Abgesehen davon, dass die Umsetzung dieser
Pläne von TD mit der Forderung der Gewährung regulatorischer Erleichterungen beim Zugang von Wettbewerbern zur Teilnehmeranschlussleitung verknüpft wurde, ist dieser Ansatz nicht geeignet, um die
Breitbandsituation vor allem in der Fläche deutlich zu verbessern. Der Vectoring-FTTC-Ausbau der TD
würde sich nämlich auf eher dichter besiedelte Regionen, in denen das Unternehmen im Wettbewerb zu
Kabelnetzbetreibern steht, konzentrieren und damit nur in geringem Ausmaß die Versorgungslage außerhalb von Groß- und Mittelstädten verbessern. Außerdem ist eine Vectoring-FTTC-Infrastruktur aufgrund
ihrer technischen Leistungsgrenzen im Vergleich zu FTTH-Netzen nicht wirklich langfristig zukunftsfähig.
Somit ist es 2012 dabei geblieben und wird es auch 2013 weiter so sein, dass Glasfaseranschlüsse bis
zum Gebäude und bis zur Wohnung in Deutschland zu einem erheblichen Anteil von TD-Wettbewerbern
errichtet werden. Die finanzielle Leistungsfähigkeit dieser Anbietergruppe ist aber begrenzt. Zudem setzt

Portel.de - Dschungelführer 2013

15
Beitrag Gerpott
TK-Dschungelführer 2013

01.03.2013
Seite 6

Mobilfunk: Weniger Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg
Gastbeitrag Univ.-Prof.aktivierte SIM-Karten, aber mehr Umsatz
Nach einem Anstieg der Zahl der aktivierten SIM-Karten im Jahr 2011 um knapp 4,9 % nahm

die Kartenzahl im Laufe des Jahres 2012 netto um 960 Tsd. bzw. 0,8 % ab (vgl. Abb. 4). Damit entfallen derzeit auf einen Bundesbürger durchschnittlich 1,4 SIM-Karten. Wie auch im
sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Glasfaseranschlüsse in Deutschland primär unter bestimmten
Vorjahr erreichten E-Plus und Telefónica Germany 2012 mit in der Vergangenheit, Bereitschaft
Randbedingungen (z.B. keine hinreichende lokale BreitbandversorgungVeränderungsraten von 3,0 %
von Kunden, sich vorab zur Anmietung neuer Anschlüsse zubeiden Unternehmen konnten ihre Karbzw. 5,0 % das stärkste SIM-Kartenwachstum. Die verpflichten, Verfügbarkeit öffentlicher Investitionsfördermittel oderinsgesamt 1,8 Prozentpunkte steigern. Der Rückgang der von FTTB/H-Netzen
tenmarktanteile um Programme zur Finanzierungskostenverringerung, Anschluss aktivierten SIMan Vermarktungsplattformen) attraktive Renditen versprechen. Als Konsequenz ist davon auszugehen,
Karten erklärt sich vor allem daraus, dass Vodafone im Jahr 2012 rund 3,9 Mio. inaktive Predass die Ausbreitung von Glasfaseranschlussnetzen in Deutschland (aber auch in vielen anderen Staaten)
paid-Kunden aus Zeiträume erstrecken
sich über sehr lange den Büchern nahm. wird, bevor ein hoher Versorgungsgrad zu vermelden sein wird.
Der Umsatz mit Mobilfunkdiensten wuchs 2012 mit 1,8 % bzw. 358 Mio. EUR gegenüber
Mobilfunk: Weniger aktivierte SIM-Karten, aber mehr Umsatz
dem Vorjahr auf 19,97 Mrd. EUR (s. Abb. 4), nachdem er im Vorjahr um 0,6 % gegenüber
Nach einem Anstieg der Zahl der aktivierten SIM-Karten im Jahr 2011 um knapp 4,9 % nahm die Kar2010 im Laufe war. Hinter dieser Gesamtveränderung verbergen sich unterschiedliche Trends
tenzahlgesunkendes Jahres 2012 netto um 960 Tsd. bzw. 0,8 % ab (vgl. Abb. 4). Damit entfallen derzeit
auf einen Bundesbürger durchschnittlich 1,4 SIM-Karten. Wie auch im Vorjahr erreichten E-Plus und
Telefónica Germany 2012 mit Veränderungsraten von 3,0 % bzw. 5,0 % das stärkste SIM-KartenwachsAbb. 4: SIM-Kartenanteile Ende 2011 Kartenmarktanteile um insgesamt 1,8 Prozentpunkte steitum. Die beiden Unternehmen konnten ihreund Ende 2012 sowie Diensteumsatzanteile 2011 und
2012 der vier Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland
SIM-Kartenbestand
114,1 Mio.
(= 100 %)

Telefónica
Germany

[+5,0 %]a

E-Plus

[+3,0 %]

Vodafone
[–9,9 %]

16,1 %

19,9 %

–0,8%

113,2 Mio.
(= 100 %)

[+3,3 %]

19.607 Mio. EUR 19.965 Mio. EUR
(= 100 %)

+1,8 %

(= 100 %)

15,0 %

15,8 %

15,8 %

15,8 %

34,1 %

17,1 %

34,5 %

35,1 %

33,9 %

2011

33,0 %

29,9 %

31,0 %

32,3 %

31.12.2012

Telefónica
Germany

2012

20,7 %

31.12.2011

Telekom
Deutschland

Mobilfunkdiensteumsatz

[+0,8 PP]b

E-Plus

[±0,0 PP]

Vodafone

[+0,4 PP]

Telekom
Deutschland
[–1,2 PP]

a) Angabe in eckigen Klammern in linker Teilgrak: Veränderungsrate der aktivierten SIM-Karten Ende 2012 relativ zu Ende
2011.
b) Angaben in eckigen Klammern in rechter Teilgrak: Veränderung des Umsatzmarktanteils 2012 in Prozentpunkten [PP] gegenüber dem Vorjahr.
Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen

Abb. 4:	 SIM-Kartenanteile Ende 2011 und Ende 2012 sowie Diensteumsatzanteile 2011 und 2012 der
	
vier Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland

16

Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg

gern. Der Rückgang der aktivierten SIM-Karten erklärt sich vor allem daraus, dass Vodafone im Jahr 2012
rund 3,9 Mio. inaktive Prepaid-Kunden aus den Büchern nahm.
Der Umsatz mit Mobilfunkdiensten wuchs 2012 mit 1,8 % bzw. 358 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr
auf 19,97 Mrd. EUR (s. Abb. 4), nachdem er im Vorjahr um 0,6 % gegenüber 2010 gesunken war. Hinter
dieser Gesamtveränderung verbergen sich unterschiedliche Trends in den Märkten für mobile Sprachund Datendienste. Während die Umsätze mit mobiler Sprachtelefonie 2012 gegenüber dem Vorjahr um
3,6 % abnahmen, wuchsen die Erlöse bei mobilen Datendiensten um etwa 11,0 % auf 8,0 Mrd. EUR im
Jahr 2012. Von diesen 8 Mrd. EUR entfielen 5,1 Mrd. EUR auf den Zugang zum Internet über Mobilfunknetze. Damit bewegte sich der Anteil der Umsätze mit mobilen Datendiensten (ohne SMS/MMS) an den
gesamten Umsätzen mit Mobilfunkdiensten 2012 bei 25,5 % (Vorjahr: 21,6 %). Im Mobilfunk wird der
Zugriff auf das Internet über Smartphones und Tablets 2013 weiter rasant zunehmen. Schätzungen der
Zahl der Menschen in Deutschland, die über ein Mobilfunknetz in das Internet gehen, schwanken stark.
Nach unseren Recherchen nutzten Anfang 2013 rund 50% der Internetnutzer bzw. knapp 40 % der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren ein Smartphone, um mobil auf das Internet zurückzugreifen. Ende
2013 könnten diese Anteile bei über 65 % bzw. etwa 50 % liegen.
Zwar stieg die Zahl der klassischen SMS in Deutschland 2012 noch einmal um 6,4 % auf 57,4 Mrd., aber
die SMS-Umsätze stagnierten aufgrund zurückgehender Preise bei 2,8 Mrd. EUR. MMS-Umsätze hatten
mit 0,1 Mrd. EUR auch 2012 eine nur marginale wirtschaftliche Bedeutung. In den nächsten Jahren ist
aufgrund der Ausbreitung des Kurznachrichtenversands über internetbasierte Applikationen wie WhatsApp oder KakaoTalk mit einem Rückgang der SMS-Umsätze zu rechnen.
Neuvergabe von 900/1800-MHz-Frequenzen ab 2017 wirft Schatten voraus
In regulatorischer Hinsicht wird im Mobilfunk 2013 die Diskussion über den Umgang mit den Ende 2016
auslaufenden GSM-Frequenzzuteilungen im 900 und 1.800 GHz-Bereich eine große Rolle spielen. Die
vier bisherigen Lizenzinhaber werden sich einmütig darum bemühen, eine Versteigerung dieser Frequenzen zu vermeiden. Die Allgemeinheit könnte dagegen ein Interesse daran haben, dass die Frequenzzuteilung per Auktion erfolgt. Eine Kompromisslösung zwischen beiden Positionen wäre eine Verlängerung der
GSM-Frequenzzuteilungen bis Ende 2020, um das Spektrum dann etwa 2018/19 gemeinsam mit den
im Jahr 2000 zugeteilten und bis 2020 befristeten UMTS-Frequenzen im 2 GHz-Bereich in einer „großen
Auktion“ zu vergeben. Am wahrscheinlichsten scheint mir aber derzeit, dass die Ende 2016 auslaufenden
GSM-900/-1.800 Frequenzen versteigert werden. Auch in regulatorischer Hinsicht sind und bleiben die
TK-Dienstemärkte in Deutschland also spannend.

Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Telekommunikationswirtschaft an der Mercator School of
Management Duisburg der Universität Duisburg-Essen. Außerdem ist er Gründungsgesellschafter der DIALOG CONSULT GmbH. In dieser Funktion berät Prof. Gerpott primär Klienten aus den TIMES-Branchen bei der Entwicklung und
Umsetzung von Wettbewerbsstrategien für neue und etablierte Marktfelder.
DIALOG CONSULT ist ein 1996 gegründetes Beratungsunternehmen, das mit fundiertem TK-Wissen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen v.a. TK-Netzbetreiber, -Diensteproduzenten, -Dienstevermarkter und -Anwender bei der
Vorbereitung und Implementierung von strategischen und operativen Geschäftsentscheidungen unterstützt.

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Gastbeitrag Peer Knauer, VATM

Ohne Wettbewerb kein
erfolgreicher Breitbandausbau
von Peer Knauer

15 Jahre ist es her, dass der Startschuss für die Öffnung des Festnetz-Telekommunikationsmarktes in
Deutschland fiel. Heute gehört der deutsche TK-Markt zu den wettbewerbsintensivsten in Europa und
der Kunde zahlt nur noch einen Bruchteil für seine Telefonate – im Festnetz laut Eurostat weniger als
drei Prozent des Preises von damals. Die Entwicklung ist also enorm. Die Telekommunikationsbranche
bestimmt mit ihren Leistungen, Produkten und Innovationen maßgeblich Geschwindigkeit und Takt des
deutschen Wirtschaftslebens. Doch auch 15 Jahre nach der Liberalisierung gibt es im TK-Markt alle
Hände voll zu tun. So fallen in 2013 grundlegende Entscheidungen zur Entgeltregulierung, zu Kostenberechnungsmodellen und Missbrauchskontrolle auf deutscher und EU-Ebene und nicht zuletzt zur Nutzung
der Vectoring-Technologie.
Die Telekommunikationsbranche steht vor einer neuen Ära der digitalen Revolution. Die drei TreiberThemen sind derzeit Mobilität, Cloud Computing sowie M2M-Kommunikation, mit den Breitbandnetzen
als Erfolgsfaktor im Hintergrund. Die TK-Branche kann stolz darauf sein, dass fast alle weißen Flecken
im Land inzwischen mit niedrigen Breitbandraten erschlossen sind. In Bezug auf die Versorgung mit
höchsten Breitbandraten ist das Land allerdings von den angestrebten Zielen der Bundesregierung noch
weit entfernt.
Zweifellos ist der Breitbandausbau in Deutschland eine große Herausforderung für die nächsten Jahre.
Sie ist nur zu meistern, wenn die erforderlichen Investitionen gemeinsam von Telekom und den Wettbewerbern geschultert werden, um so möglichst schnell und möglichst viele Haushalte erreichen zu können.
In den vergangenen Jahren haben die Wettbewerber mehr als die Hälfte der Investitionen getragen – seit
der Liberalisierung insgesamt rund 55 Milliarden Euro.
Nur über die Vielfalt der Technologien und Anbieter sind die ehrgeizigen Breitbandziele der Bundesregierung noch zu erreichen. Und nur so wird der Breitbandmotor nicht abgewürgt. Wir brauchen ein
Anreizsystem, das Investitionen ermöglicht. Eine besonders wichtige Stellschraube ist dabei der Mietpreis
für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), die „Mutter aller Vorprodukte“, den die Wettbewerber an die
Telekom entrichten müssen. Der Investitionswettbewerb wird sich in den nächsten Jahren vornehmlich
auf die Erschließung der Kabelverzweiger mit Glasfaserkabel fokussieren. Bei sieben Euro monatlichem
Entgelt für die TAL-Strecke vom KVz zum Endkunden wird ein betriebswirtschaftlicher Ausbau dramatisch
erschwert. Ein solcher Businessplan rechnet sich immer weniger. Der Wert eines Breitbandanschlusses
ist durch Flatrates und den durch die Breitbandkabelnetzbetreiber angeführten Preiskampf unter die Räder gekommen. Zusatzkosten für steigende Bandbreiten stehen kaum noch realisierbare Mehreinnahmen
gegenüber.

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Gastbeitrag Peer Knauer, VATM

Das bedeutet: Wenn gewollt ist, dass mehr KVz erschlossen werden, brauchen wir einen TAL-Preis, der
stabile Businesspläne für die Wettbewerber möglich macht. Der Netzausbau bis zu den grauen Verteilerkästen am Gehwegrand ist in Deutschland von allergrößter strategischer Bedeutung für die nächsten
Jahre. Hier entscheidet sich, ob wir in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s und
mehr bekommen oder nicht.
Aus Sicht der alternativen Festnetzbetreiber sind Mietkosten für die so genannte letzte Meile seit vielen
Jahren deutlich zu hoch, weil sie von der Bundesnetzagentur auf der Grundlage eines umstrittenen Berechnungsansatzes festgelegt werden. Dieser basiert auf einem Neubau des bereits abgeschriebenen
Kupfernetzes. Branchenexperten gehen davon aus, dass ein betriebswirtschaftlich angemessener Preis
mindestens 30 Prozent unter den jetzigen Entgelten liegen müsste. Diese regulatorische Hypothek benachteiligt die Festnetzbetreiber zudem gegenüber den Kabelgesellschaften, die nicht auf die TAL angewiesen sind.
Außerdem 2013 im Fokus: Vectoring – eine aus Sicht des VATM interessante und sinnvolle Technologie,
die jedoch nur für einen vorübergehenden Zeitraum als Zwischenschritt einzusetzen ist. Mit geringem
Aufwand kann durch sie eine Leistungssteigerung der alten Kupferdrähte und damit eine deutliche Erhöhung der Bandbreite für eine recht große Zahl von Kunden erreicht werden. Doch es darf durch die
Vorschläge und Pläne keinesfalls zu einer – vor allem aus technologischer Sicht völlig unnötigen – Remonopolisierung kommen. Genau hierauf liefen aber die Forderungen der Telekom hinaus. So verlangt sie,
die Zugangsgewährung zum KVz – ein wichtiger Bestandteil der Liberalisierung – wieder abzuschaffen.
Der Grundsatz der Entbündelung darf keinesfalls aufgegeben werden. Er bleibt unverzichtbar, immer dort,
wo alternative Carrier den technogisch gewünschten Glasfaserausbau vorantreiben. Unter bestimmten
Bedingungen kann es beim Einsatz von Vectoring aber erforderlich sein, einem Anbieter zeitweise Exklusivität einzuräumen. Dies wird in dem ganz seltenen Fall relevant, wenn mehrere Unternehmen den
gleichen Kabelverzweiger mit Glasfaserkabel anschließen wollen. Nur unter drei Bedingungen können
die Wettbewerber hinnehmen, dass Exklusivität zeitweise zu Gunsten eines Unternehmens gewährt wird.
So muss absolute Chancengleichheit zwischen der Telekom und den Wettbewerbern herrschen. Zudem
dürfen bereits getätigte Investitionen der Wettbewerber (bereits angeschlossene KVz) nicht gefährdet und
entwertet werden.
Es muss Bestandsschutz herrschen. Einen Lösungsvorschlag dazu hat der VATM dem Regulierer unterbreitet. Und drittens: In dem Moment, in dem ein Anbieter Vectoring den Endkunden offeriert, muss
zeitgleich ein Vorleistungsprodukt für alle anderen Unternehmen auf dem Markt sein. Und bei diesem Vorprodukt darf es sich nicht um ein Bitstrom-Produkt-Layer 3 handeln, wie es zunächst angeboten worden
ist, sondern um Layer 2 – wie im NGA-Forum der Bundesnetzagentur abgestimmt. Nur dies ermöglicht
auch den Wettbewerbern, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten. Wir brauchen ein technologie-,
innovations- und investitionsfreundliches Umfeld. Kurz gesagt: Wir brauchen Wettbewerb.
Im Mobilfunk-Bereich steht ebenfalls eine wichtige Entscheidung an. Ende 2016 laufen die 900-MHzund ein Großteil der 1800-MHz-Frequenznutzungsrechte der vier Mobilfunknetzbetreiber aus. Diese bisherigen GSM-Frequenzen werden von ihnen vor allem für die Versorgung mit mobilen Sprachdiensten
und Machine-to-Machine-Anwendungen in Deutschland eingesetzt. Nun stellt sich die Frage, wie diese

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Gastbeitrag Peer Knauer, VATM

Frequenzen ab 2017 genutzt werden sollen. Um Planungssicherheit für weitere Investitionen aller Beteiligten zu schaffen, möchte die Bundesnetzagentur in diesem Jahr über die zukünftige Zuteilung dieser
Frequenzen entscheiden. Der Regulierer hat verschiedene Szenarien zur weiteren Vorgehensweise in
diesem Verfahren vorgestellt.
Die Bundesnetzagentur muss vor allem entscheiden, ob die Zuteilung per Einzelzuteilung an die Antragsteller oder per Auktion erfolgen soll. Mit einer Entscheidung die Frequenzen zu versteigern, würde im
Gesamtmarkt nicht nur eine erhebliche Rechtsunsicherheit entstehen – es würde auch die Planungssicherheit der bisherigen Frequenznutzer zerstört. Dann wäre zu befürchten, dass weitere Investitionen in
den Ausbau mobiler Datennetze auf Jahre auf Eis gelegt werden oder zunächst außerhalb Deutschlands
erfolgen. Eine Auktion würde damit auch den Breitbandstrategien von Bund und Ländern völlig zuwiderlaufen.
Der VATM appelliert, dass die Bundesnetzagentur die bisherigen 900-/1800-MHz-Nutzungsrechte zu den
bestehenden Bedingungen einschließlich der auferlegten Verpflichtungen den bisherigen Nutzern, die
ihre Leistungsfähigkeit am kapitalintensiven deutschen Mobilfunkmarkt über zwei Jahrzehnte bewiesen
haben, für einen angemessenen Zeitraum weiter verlängern sollte.

Peer Knauer ist Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V.
Im VATM haben sich mehr als 120 der im deutschen Markt operativ tätigen Telekommunikations- und Mehrwertdienste-Unternehmen zusammengeschlossen. Alle stehen im Wettbewerb zum Ex-Monopolisten Deutsche Telekom AG und
repräsentieren rund 80 Prozent des von den privaten Anbietern erzielten TK-Gesamtumsatzes.

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Gastbeitrag Ingo Wolff, ITG

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Gastbeitrag Dr. Stephan Albers, BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.

Vectoring: Gute Brückentechnologie
für mehr Glasfaser in Deutschland!
von Dr. Stephan Albers

Die Bundesregierung hat ein Ziel: Jedem Bürger in Deutschland soll der uneingeschränkte Zugang zum
hochbitratigen Internet ermöglicht werden – egal, ob auf dem Land oder in der Stadt. Die Breitbandstrategie der Bundesregierung sieht vor, dass bis 2014 rund 75 Prozent aller deutschen Haushalte mit
Internet-Anschlüssen von mindestens 50 MBit/s Übertragungsrate ausgestattet sind; 2018 soll eine Flächendeckung erreicht sein.
Diese Ziele sind richtig und wichtig. Eine aktuelle Studie, die vom Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO), dem FTTH Council Europe und dem Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und
Kommunikationsdienste (WIK) Anfang dieses Jahres vorgestellt wurde, hat den enormen Anstieg des
Bedarfs an hochbitratigen Internet-Zugängen gezeigt. Im Jahr 2025 wird in Deutschland der Datenhunger
so groß sein, dass Mindest-Datenübertragungsraten (symmetrisch) von 60 bis 70 MBit/s als so genanntes „Entry level“ flächendeckend zur Verfügung stehen müssen. Vielsurfer, die ihren gesamten beruflichen
und privaten Alltag ins Internet verlagern, werden symmetrische Zugänge mit einer Download- wie Uploadgeschwindigkeit von 300 bis 350 MBit/s fordern. Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, ist
der Ausbau von glasfaserbasierten Netzen unabdingbar.
Mit der derzeitig hitzig diskutierten Vectoring-Technik können die leistungsbeschränkten Kupferkabel der
letzten Meile – die Verbindung zwischen Kabelverzweiger (KVz) und Wohneinheit – aufgewertet werden,
so dass im Einzelfall ein Datendurchlass von bis zu 100 Mbit/s möglich wird. Vectoring wird grundsätzlich
als eine innovative Breitbandtechnik bewertet. Doch beim Blick auf die technischen und regulatorischen
Rahmenbedingungen wird das Alleinstellungsmerkmal vom Glasfaserkabel als einzig zukunftsfähiges
Medium deutlich und zeigt, dass die Vectoring-Technik kein Ersatz für das Glasfaserkabel ist. Nur die
Verlegung von Glasfaser bis in die Gebäude (FTTB/FTTH) schafft die Voraussetzungen, um den zukünftigen Datenanstieg effektiv managen zu können und den Bandbreitenbedarf in Deutschland zu decken.
Vor allem mit Fokus auf die ländlichen Gebiete, von denen viele immer noch von der „Digitalen Spaltung“
betroffen sind, kann der Einsatz von Vectoring aber ein wichtiger Zwischenschritt sein. In dünnbesiedelten
Regionen sind insbesondere alternative Carrier aktiv, die mit dem Einsatz von Vectoring über ein optimiertes VDSL-Produkt schneller den Kundenstamm und somit den Cash-Flow generieren könnten, der einen
weiteren Ausbau von Glasfaserleitungen bis ins Gebäude ermöglicht. Dadurch würde gleichzeitig der
Wettbewerbsdruck auf den Ex-Monopolisten erhöht, in FTTB-Anschlüsse zu investieren.
Allgemeine Vectoring-Fakten:􀂃
Um Vectoring am KVz einsetzen zu können, müssen diese zuvor mit Glasfaserkabel erschlossen sein. Nur
so ist auf der letzten Meile der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) ein potenzieller Datenschub gewährleistet. Sobald die TAL-Längen über 500 Meter hinausgehen, verpufft der Beschleunigungs-Effekt sukzessive. Im ländlichen Raum liegen die Wohnungen unterschiedlich weit entfernt von den KVz-Anlagen. Die
Breitbandtechnik kann dort nur individuell angewandt werden.
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Gastbeitrag Dr. Stephan Albers, BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.

Technische und regulatorische Vectoring-Fakten:
Soll eine Kupferleitung beschleunigt werden, wird ein Chipsatz des jeweiligen Netzbetreibers in den KVz
installiert. Dieser reduziert die Rauschsignale in den Leitungen. Vectoring erhöht so nutzbare Kabelressourcen. Live-Tests in optimaler Umgebung zeigten einen maximalen Datenanstieg auf über 70 Mbit/s.
􀂃
Bisher kann nur jeweils ein Netzbetreiber Vectoring an einem KVz anwenden. Eine Entbündelung der KVzTAL beeinträchtigt den Vectoring-Effekt. Durch entsprechende Maßnahmen kann die Beeinträchtigung
teilweise abgefangen werden. Zurzeit arbeiten verschiedene Hersteller an der nächsten Generation des
Vectoring, dem so genannten „Node-Level-Vectoring“. Bei dieser Technologie würde der Datenschub
durch einen anderen VDSL-Anbieter am KVz nicht negativ beeinflusst, wenn beide Betreiber die Technik
desselben Herstellers einsetzen. Später soll auch ein herstellerübergreifendes „Node-Level-Vectoring“
durchführbar sein. Im Übrigen ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass mehrere Unternehmen den
gleichen KVz mit Glasfaser ausbauen, um von dort aus VDSL anzubieten. Grund sind die hohen Ausbaukosten und die daraus resultierenden erforderlichen Marktanteile. Die Praxis zeigt: An weniger als 0,2
Prozent der für VDSL ausgebauten KVz ist ein späterer Überbau durch ein zweites Unternehmen (meistens
die Telekom) festzustellen.
Gegenwärtige Wettbewerbs-Situation
Die Deutsche Telekom fordert den exklusiven Einsatz von Vectoring und will sich im Zuge dessen von der
Verpflichtung zur Entbündelung am KVz regulatorisch befreien lassen. Die entsprechenden Regulierungsanträge sind bei der Bundesnetzagentur Ende letzten Jahres von der Telekom eingereicht worden. Die
alternativen Carrier kämpfen für den diskriminierungsfreien und wettbewerbskonformen Technik-Einsatz,
so dass die Kunden aller Unternehmen in gleicher Weise vom Vectoring profitieren können. Der BREKO
als der mitgliederstärkste Festnetzwettbewerber-Verband setzt alles daran, den Infrastrukturwettbewerb
zu sichern. Vor allem auch mit Hinblick auf die erwähnte Zukunftsstudie und die Breitbandziele der Bundesregierung. Schließlich ist es den City- und Regional-Carriern - und zunehmend auch den Stadtwerken
- zu verdanken, dass heute viele dünnbesiedelte Regionen ans schnelle Internet angeschlossen sind.
Die alternativen Festnetzbetreiber investieren in Relation zur Wertschöpfung viermal so viel wie der ExMonopolist in den Ausbau und agieren dabei oftmals in enger Abstimmung mit den Kommunen, indem
sie z. B. bisher schlecht versorgte Außenbezirke oder Gewerbegebiete primär ausbauen. Anders als das
marktbeherrschende Unternehmen, das bislang vorwiegend in Großstädten KVz mit Glasfaser ausgebaut
hat, betreiben die Wettbewerber bei ihrem VDSL-Ausbau keine „Rosinenpickerei“, sondern bauen zuerst
da aus, wo es „weh tut“.
Der BREKO Breitband Kompass 2013 Plus gibt einen Überblick zu den zahlreichen Glasfaserausbau-Projekten der BREKO-Mitgliedsunternehmen. Der Kompass sowie die Zukunftsstudie sind auf der Webseite
des BREKO unter www.brekoverband.de herunterzuladen.

Dr. Stephan Albers ist Geschäftsführer des BREKO e.V.
Die über 140 Mitgliedsunternehmen des Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO), unter ihnen über 80
City- und Regionalcarrier und Stadtwerke, versorgen in ganz Deutschland nicht nur Ballungszentren, sondern insbesondere auch ländliche Gebiete mit leistungsfähigen Glasfaseranschlüssen.
www.brekoverband.de

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Gastbeitrag Wolfgang Heer, Buglas Bundesverband Glasfaseranschluss e.V.

2013: Zentrale Weichen für
den Breitbandausbau richtig stellen
von Wolfgang Heer

Das viel diskutierte Thema Vectoring bleibt 2013 auf der Agenda, in den kommenden Monaten müssen
aber weitere wichtige Weichen dafür gestellt werden, die Versorgung mit schnellem Internet in Deutschland voranzubringen.
Technisch gesehen kann Vectoring dort, wo die Länge der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) maximal
einen Kilometer beträgt, dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit des alten Kupfernetzes zu erhöhen. Dies
dürfte am ehesten in städtischen und stadtnahen Räumen der Fall sein. Im ländlichen Raum wird der
Einsatz von Vectoring-Karten somit nur eine geringe Wirkung für die Versorgung der Bürger mit schnellem
Internet haben. Hier lassen sich für die Breitbandversorgung die größten Fortschritte mit dem Ausbau der
Kabelverzweiger (KVZ) mit Glasfaser (FttC) erzielen.
Dies jedoch nur, so zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre, wenn der Breitbandausbau im Infrastrukturwettbewerb erfolgt. Dieser Wettbewerb ist zwingend auf den Zugang zur entbündelten TAL am
KVZ angewiesen. Und genau an dieser Stelle soll sich Vectoring für die Telekom als Vehikel erweisen, um
den Einstieg in den Ausstieg aus der Regulierung zu schaffen. 15 Jahre nach der Marktöffnung, so argumentiert der Incumbent, müsse doch Schluss sein mit den Auflagen, die die Bundesnetzagentur mit der
Zugangsverpflichtung zum KVZ dem ehemaligen Staatsunternehmen mache.
Nach Auffassung des BUGLAS ist diese Argumentation grundfalsch: Die ökonomische These, dass Netzwirtschaften zu natürlichen Monopolen tendieren, weil sich der Nachbau gleichartiger Infrastrukturen
nicht lohnt, wird gerade bei der letzten Meile durch die Realität im TK-Markt regelmäßig bestätigt. Wenn
aber der Infrastrukturwettbewerb – zu Recht - als treibende Kraft des weiteren Breitbandausbaus angesehen wird, muss der Regulierer das Marktversagen des natürlichen Monopols durch Auferlegung von
Zugangsverpflichtungen auch in den kommenden Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten sicherstellen.
Diese zentrale Weiche kann und muss die Bundesnetzagentur nun mit ihrer Entscheidung zum TelekomAntrag stellen.
Eine weitere zentrale Stellschraube für den Breitbandausbau ist die Höhe der Vorleistungsentgelte, die
der Incumbent den Wettbewerbern für das Anmieten der letzten Meile in Rechnung stellen darf. Auch
hierzu hat die Telekom Anfang 2013 einen Antrag vorgelegt. Danach sollen die monatlichen TAL-Entgelte
um rund ein Viertel steigen. Für den BUGLAS ist diese Forderung ebenso falsch wie die Position anderer
Wettbewerberverbände, nach denen der TAL-Preis dramatisch sinken soll.
Der „richtige“ TAL-Preis liegt aus Sicht der Unternehmen, die in städtischen Gebieten eigene Glasfasernetze bis in die Gebäude beziehungsweise Haushalte (FttB/H) errichten, im ländlichen Raum aber auch
den FttC-Ausbau vorantreiben, sozusagen in der Mitte: Er muss so hoch sein, dass er über die dann
eingesparten Entgelte den ökonomischen Anreiz bietet, eigene Infrastrukturen zu errichten. Er darf je24

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Gastbeitrag Wolfgang Heer, Buglas Bundesverband Glasfaseranschluss e.V.

doch nicht prohibitiv hoch sein und damit den FttC-Ausbau dort unterbinden, wo sich FttB/H-Netze nicht
rechnen. Im Ergebnis wäre im Sinne des weiteren Breitbandausbaus in Deutschland die Fortführung des
bisherigen Regulierungskurses mit weitgehend konstanten Entgelten angezeigt.
Die Auffassung des BUGLAS wird durch die Ergebnisse einer im vergangenen Jahr im Auftrag der EUKommission durchgeführten Studie gestützt: Danach kommt der leitungsgebundene Breitbandausbau
gerade in den EU-Mitgliedsstaaten positiv voran, in denen der Preis für die letzte Meile nicht aus rein
politischen Gründen künstlich abgesenkt wird. Bis zum Sommer dürfte auch ein entsprechender Empfehlungsentwurf von Neelie Kroes in Brüssel abgestimmt sein, der – unter anderem – den nationalen
Regulierungsbehörden das Festhalten an der bewährten Kostenorientierung bei der Festlegung des TALPreises vorgibt.
Von großer Bedeutung für den Fortgang des Breitbandausbaus in Deutschland ist auch die Frage, ob wir
nach der Bundestagswahl im September eine Renaissance der Universaldienstforderung erleben werden.
Je nach Wahlausgang dürfte der in einigen Parteiprogrammen festgeschriebene vermeintliche BreitbandHeilsbringer wieder auf die Tagesordnung gelangen. Nach einhelliger Meinung aller Marktteilnehmer zahlt
eine Breitband-Universaldienstverpflichtung aufgrund ihrer bürokratischen Ineffizienz jedoch nicht auf
das Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit höheren Bandbreiten ein. Zudem würden durch die
Fehlallokation der knappen Ressourcen Kapital und Personal auch eigentlich rentable Ausbauprojekte
verzögert oder verhindert.
Aus politisch-regulatorischer Sicht kann man in diesem Jahr vieles richtig machen – oder auch nicht.
Viel spricht dafür, den bewährten regulatorischen Rahmen mit Zugangsverpflichtungen zum Netz des
Incumbents und stabilen Vorleistungsentgelten nicht zu verändern und von einer erneuten Aufnahme der
Diskussion um einen Breitband-Universaldienst abzusehen.

Wolfgang Heer ist Geschäftsführer des Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. (Buglas)
Der Bundesverband Glasfaseranschluss e. V. (Buglas) vertritt seit Frühjahr 2009 erfolgreich die Interessen der
Carrier, die in Deutschland hochleistungsfähige Glasfasernetze mit Bandbreiten von mindestens 100 Mbit/s errichten
und betreiben. Die wichtigste Zielsetzung des Verbandes ist die aktive Mitgestaltung wachstums- und investitionsfreundlicher Rahmenbedingungen für die Verbreitung von FttB/H-Anschlüssen.

www.buglas.de

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Gastbeitrag Dr. Andrea Huber, ANGA e.V.

Breitbandkabelnetzen bringen
Kommunen schnelles Internet
von Dr. Andrea Huber

Schnelle Internetverbindungen werden immer wichtiger. Da in vielen Regionen bislang die richtige Anbindung fehlt, engagieren sich Bürger und Politiker aktiv, um ihre Kommune über schnelle Leitungen an das
weltweite Netz anzuschließen. Eine Möglichkeit dabei ist der Ausbau der Breitbandkabelnetze.
Die Datenraten, die im Internet übertragen werden, steigen rasant an. Internetverbindungen, die vor
ein paar Jahren noch als fortschrittlich galten, bieten heute gerade noch eine Grundversorgung. Viele
Kommunen suchen daher nach Infrastrukturen, die zukunftssicher sind; auf absehbare Zeit scheinen hier
100 MBit/s die Messlatte zu sein. Aktuell bieten zwei Technologien diese Internetgeschwindigkeiten: Die
reinen Glasfasernetze und die hybriden Glasfaser-Koax-Netze (HFC-Netze) der Kabelnetzbetreiber. Dabei
werden in Zukunft durch den sukzessiven und bedarfsorientierten Ausbau der Glasfaser im Breitbandkabelnetz und den Einsatz weiterentwickelter Standards noch deutlich höhere Bandbreiten als 100 MBit/s
möglich sein. Zugleich reduziert der bedarfsgetriebene Ausbau die Kosten und sichert die Zukunftsfähigkeit der HFC-Netze.
Ein weiterer Vorteil der HFC-Netze ist ihre Verbreitung. Heute sind bereits über 60 Prozent aller Haushalte
in Deutschland an das Breitbandkabelnetz angeschlossen bzw. unkompliziert an dieses anzuschließen. Da
auch in vielen ländlicheren Kommunen bereits Breitbandkabelnetze liegen, ist die Aufrüstung vergleichsweise einfach. In einigen Fällen sind zwar einzelne Tiefbaumaßnahmen notwendig, dies ist aber meist ein
überschaubarer Aufwand, verglichen mit der kompletten Neuverlegung – und auch für diesen Fall können
die Kabelnetzbetreiber häufig attraktive Angebote unterbreiten, falls zumindest in der Region bereits ein
Breitbandkabelnetz vorhanden ist. Sollte noch kein Netz in der Region vorhanden sein, sind Kooperationen zwischen Kabelnetzbetreibern und kommunalen Unternehmen möglich, die Synergien besonders gut
ausnutzen und so kostengünstig Glasfaser verlegen können. Kabelnetzbetreiber übernehmen mit ihrem
Knowhow den Betrieb und bringen den Kommunen so nicht nur schnelles Internet, sondern auch einen
verlässlichen Partner für ihre Unternehmen.
Selbstverständlich ermöglichen die Breitbandkabelnetze auch das Telefonieren. Dabei kann der Kunde
entscheiden, ob er über das Breitbandkabelnetz telefonieren möchte oder seinen alten Telefonanschluss
behält. Eine Besonderheit der Breitbandkabelnetze ist die gleichzeitige Nutzung für die Übertragung von
TV-Inhalten. Internetanschlüsse bei den Kabelnetzbetreibern setzen allerdings kein TV-Abo voraus, sondern können unabhängig gebucht werden.
Seit Jahren investieren die Kabelnetzbetreiber über 20 Prozent ihrer Umsätze in ihre Netze und beleben
so den Wettbewerb: Immer mehr Internetnutzer entscheiden sich für das schnelle und preiswerte Internet
via Breitbandkabelnetz. Im vergangenen Jahr waren es ca. drei Viertel aller Breitbandneukunden und somit insgesamt 4,2 Mio. Internetkunden für die Kabelnetzbetreiber bis zum Jahresende 2012. So steigert
das Breitbandkabel kontinuierlich seinen Anteil am Breitbandmarkt. Weitere Informationen unter www.
anga.de/kommune.

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Seit Jahren investieren die Kabelnetzbetreiber über 20 Prozent ihrer Umsätze in ihre Netze
und beleben so den Wettbewerb: Immer mehr Internetnutzer entscheiden sich für das
schnelle und preiswerte Internet via Breitbandkabelnetz. Im vergangenen Jahr e.V. es ca.
Gastbeitrag Dr. Andrea Huber, ANGA waren
drei Viertel aller Breitbandneukunden und somit insgesamt 4,2 Mio. Internetkunden für die
Kabelnetzbetreiber bis zum Jahresende 2012. So steigert das Breitbandkabel kontinuierlich
seinen Anteil am Breitbandmarkt. Weitere Informationen unter www.anga.de/kommune.

Quelle: ANGA e.V.

Dr. Andrea Huber arbeitete nach dem Studium der nach dem Studium Freiburg, Hamburg und Washington, D.C.
Dr. Andrea Huber arbeitete Rechtswissenschaft in der Rechtswissenschaft in Freiburg,
zunächst als Rechtsanwältin und Washington, leitete zunächst als Rechtsanwältin in Berlin. Ab 1997 leitete sie
Hamburg in Berlin. Ab 1997 D.C. sie die Abteilung „Internationale Interessenvertretung“ der
Deutschen Telekom, Abteilung „Internationale Interessenvertretung“ der Deutschen Telekom, anschließend
die anschließend war sie als Government Affairs Director der Microsoft Deutschland GmbH für die
politische InteressenvertretungGovernment Affairs Director der Bis August 2010 war sie Geschäftsführerin des
war sie als des Softwareunternehmens zuständig. Microsoft Deutschland GmbH für die politische
Interessenvertretung des Softwareunternehmens zuständig. Bis August 2010 SepInformationsforum RFID, einer Industrieplattform zur Unterstützung der Verbreitung der RFID-Technologie. Seitwar sie
tember 2010 ist Geschäftsführerin der ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V.
sie Geschäftsführerin des Informationsforum RFID, einer Industrieplattform zur Unterstützung
der Verbreitung der RFID-Technologie. Seit September 2010 ist sie Geschäftsführerin der
ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V.
Die ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. vertritt die Interessen von mehr als 180 führenden Unternehmen der deutschen Breitbandkabelbranche, darunter Kabel Deutschland, Unitymedia KabelBW, Tele Columbus, PrimaCom, NetCologne, wilhelm.tel, Deutsche Telekabel und Pepcom sowie eine Vielzahl mittelständischer Anbieter. Die
Kabelnetzbetreiber der ANGA Verbanddirekt oder indirekt mehr als 18 Millionen der vertrittMio. Kabelkunden von mehr
Die ANGA versorgen Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. ca. 19 die Interessen in
Deutschland. Ende 2012 nutzten 4,2 Millionen Haushalte (Ende 2011: 3,6 Breitbandkabelbranche, darunter Kabel
als 180 führenden Unternehmen der deutschen Mio) ihren Kabelanschluss auch als breitbandigen Internetzugang und für Telefonie.
Deutschland, Unitymedia KabelBW, Tele Columbus, PrimaCom, NetCologne, wilhelm.tel,

Deutsche Telekabel und Pepcom sowie eine Vielzahl mittelständischer Anbieter. Die
Kabelnetzbetreiber der ANGA versorgen direkt oder indirekt mehr als 18 Millionen der ca. 19
Mio. Kabelkunden in Deutschland. Ende 2012 nutzten 4,2 Millionen Haushalte (Ende 2011:
3,6 Mio) ihren Kabelanschluss auch als breitbandigen Internetzugang und für Telefonie.

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Gastbeitrag Dr. Wolfgang Spalhn, Keymile GmbH

Die Renaissance der
Kupferdoppelader durch Vectoring

von Dr. Wolfgang Spahn

Glasfasernetzen gehört die Zukunft – darin sind sich viele Experten einig. Bis es so weit ist, wird VDSL2
als Brückentechnologie gebraucht. In Kombination mit der Vectoring-Technologie verspricht VDSL2 noch
einiges an Potenzial. Vectoring zielt darauf ab, die Einbußen bei Bandbreite beziehungsweise Reichweite
in Massen-Rollouts zu eliminieren.
Durch die Ausweitung der Übertragungsfrequenz, die durch die Verfügbarkeit immer schnellerer Signalprozessoren möglich wurde, erreichten die DSL-Technologien SHDSL, ADSL, ADSL2, ADSL2plus, VDSL
und VDSL2 immer höhere Bandbreiten. Was mit HDSL und 2 Mbit/s bei der Frequenz von 340 kHz begann, liefert zurzeit mit VDSL2 bei einer Frequenz von bis zu 30 MHz im Downstream 100 Mbit/s und 10
Mbit/s im Upstream. Jedoch nimmt bei zunehmender Frequenz die Dämpfung zu, sodass das Signal in
der hochfrequenten Flanke immer schwächer wird. Gerade hier sind aber – wegen der hohen Frequenzen
– die meisten Bandbreitengewinne zu erwarten.
Aufgrund dieser scheinbaren technischen Grenze sah man das Ende der Nutzungsdauer von Kupferleitungen gekommen. Glasfasern mit ihren schier unerschöpflichen Möglichkeiten sollten das neue Übertragungsmedium sein, das die Bandbreite für zukünftige Anwendungen zur Verfügung stellt. Allerdings
sind die Netzbetreiber nur zögerlich bereit, die Investitionen für die neue Glasfaserinfrastruktur zu tätigen.
Was also liegt näher, als der Versuch, das Potenzial der Telefonleitungen über einen Zwischenschritt zu
steigern.
Vectoring im Bündel
Damit die in einer Teilnehmeranschlussleitung (TAL) auftretenden Störungen nicht wirksam werden können, ist es entscheidend, das Signal bereits vor dem Senden so zu modifizieren, dass Störungen auf
Empfängerseite durch ein künstlich addiertes Kompensationssignal entfernt werden. Dazu muss bekannt
sein, welche Signale auf den Teilnehmeranschlussleitungen in einem Bündel gesendet werden und welches Übersprechen dadurch erfolgt. Mittels spezieller „Testsignale“ wird das Übersprechen von und zu
jeder Teilnehmeranschlussleitung, während des Verbindungsaufbaus und in definierten Zeitabständen,
bestimmt. Zusammen mit den Signalen aller Teilnehmer ist es dann möglich, für jede Leitung die passenden Kompensationssignale zu berechnen.
Die Kenntnis aller Signale und das Vermessen des Übersprechens aller Leitungen im Bündel sind Grundvoraussetzung, um Vectoring effizient einzusetzen. Typisches DSL-Equipment schließt heutzutage 48 bis
96 Teilnehmer über eine Karte an. In einem Subrack stecken bis zu 20 Karten. Da die Informationen einfacher innerhalb einer Karte auszutauschen sind, hatten die ersten Lösungen auf dem Markt nur Vectoring
auf Kartenebene (typisch 24 bis 48 TALs). In größeren Bündeln führte dies jedoch nicht zu den erwünschten Verbesserungen. Erst der Austausch aller Informationen über Kartengrenzen hinweg, ermöglicht heute
sämtliche Signale im Bündel zu berücksichtigen. Dieses Vectoring auf Systemebene (typisch 192 bis 384
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Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Dr. Wolfgang Spalhn, Keymile GmbH

TALs) mit einer Austauschrate von 10 Gbit/s ermöglicht zuverlässig Bandbreiten mit bis zu 100 Mbit/s auf
allen Teilnehmeranschlussleitungen.
Häufig diskutiert wird derzeit auch das Local Loop Unbundling. Hierbei sind jedoch meist zwei oder noch
mehr DSLAMs (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) mit dem Bündel verbunden. Die technische
Notwendigkeit, die Information über alle Signale im Bündel zu prozessieren, verlangt nun nach einem
effizienten Austausch zwischen den DSLAMs. Diese als „Node Level Vectoring“ bezeichnete Lösung wird
in absehbarer Zeit zwischen den Geräten eines Herstellers möglich sein. Eine Erweiterung der Technologie in Richtung Local Loop Unbundling mit den DSLAMs unterschiedlicher Hersteller setzt eine Einigung
zwischen den Herstellern bezüglich des Informationsformats, der Schnittstellen und des Inhalts voraus.
Diese Standardisierung steht derzeit noch aus. Aktuell ist vielmehr zu erwarten, dass ein erfolgreicher
Einsatz der Vectoring-Technologie dazu führt, dass sich pro Bündel nur ein DSLAM anschließen lässt, der
dann die Kunden aber sehr effektiv mit hoher Bandbreite versorgt.
Einige Anbieter von Kommunikationslösungen im Bereich der Zugangs- und Übertragungssysteme,
beispielsweise KEYMILE, verfolgen daher intensiv das System-Level-Vectoring zur Störunterdrückung
in Bündeln mit hoher Teilnehmerzahl. Das Herzstück dieses Verfahrens bildet eine zentrale VectoringBaugruppe mit hoher Rechenperformance. Mit dieser werden mehrere Vectoring-fähige VDSL2-Karten
gekoppelt, sodass die Kompensationssignale zentral berechnet werden können.
Die Verfügbarkeit von kostengünstigen Hochleistungsprozessoren für die benötigte Rechenleistung erlaubt erst jetzt die Bearbeitung sämtlicher Teilnehmersignale und damit – via digitaler Kompensation
– eine Steigerung der VDSL2-Leistung. Erst der System-Level-Vectoring-Ansatz ermöglicht damit eine
effiziente und umfassende Vectoring-Lösung.
Wie so oft in der Technikgeschichte zeigt sich auch bei der DSL-Technologie, dass in langjährig genutzten
Infrastrukturen weit mehr steckt als ursprünglich gedacht. Denn auch 100 Jahre nach Installation der
traditionellen Telefontechnik ist der gute alte Draht noch nicht am Ende. Mit System-Level-Vectoring
erschließt VDSL2 einen Bandbreitenbereich auch bei massenhaftem Einsatz, der bis dahin nur Glasfaserstrecken vorbehalten war.

Dr. Wolfgang Spahn ist CTO der Keymile-Gruppe und Geschäftsführer von Keymile in Bern.
Die Keymile GmbH ist ein technologisch führender Anbieter von Kommunikationslösungen im Bereich der Zugangs- und
Übertragungssysteme. Die flexiblen und robusten IP-basierten Multi-Service-Zugangsplattformen ermöglichen TK-Anbietern, vielfältige Sprach- und Datendienste über Kupfer- und Glasfaserkabel bereitzustellen.

www.Keymile.com

Portel.de - Dschungelführer 2013

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Gastbeitrag Dipl.-Ing. Marina Proske, IT2Green

Intelligente Technologie für
effiziente Telekommunikationsnetze
von Dipl.-Ing. Marina Proske

Zunehmende Vernetzung, immer und überall online und steigende Datenraten sind seit einigen Jahren an
der Tagesordnung, und bisher ist noch kein Abbruch dieses Trends absehbar. Allein in den vergangenen
zwei Jahren ist die Internetnutzung der Deutschen um ca. 24 Prozent gestiegen. War es anfangs der
stetig wachsende Bedarf an Bandbreite im Festnetz, bedingt durch zunehmende Nutzung von online
Video Streams, HD-Videos und Videotelefonie, so haben neue Geräte wie Smartphones und Tablets durch
mobile Internetnutzung vor allem den Druck auf die Mobilfunknetze erhöht. 2011 surften nur 19 Prozent
regelmäßig mit dem Mobiltelefon im Internet, letztes Jahr waren es schon 34 Prozent.
Laut einer aktuellen Prognose von Cisco wird der Datenverkehr in Deutschland von knapp 2,3 Exabytes
(EB) pro Monat im Jahr 2012 auf mehr als 4,5 EB/Monat im Jahr 2015 anwachsen – getrieben von
internetbasierten Diensten wie IPTV, Videokonferenzen, sozialen Netzwerken, Software-as-a-Service und
anderen Cloud-Anwendungen. Der mobile Datenverkehr wird im gleichen Zeitraum von ca. 18 Petabytes
(PB) pro Monat auf 77 PB/Monat steigen.
Den Telekommunikationsnetzen kommt bei der Bereitstellung dieser Dienste eine Schlüsselrolle zu. Diese
müssen sowohl mit steigenden Breitbandanforderungen als auch mit wachsenden Peaklasten umgehen
können. Nach DE-CIX stieg der durchschnittliche Datenverkehr von 0,4 Tbit/s in 2009 auf 1,5 Tbit/s in
2012 an. Gleichzeitig stieg der Peaktraffic im gleichen Zeitraum noch stärker an: von 0,5 Tbit/s auf 2,3
Tbit/s.
Deutschland ist in Sachen Breitbandversorgung bereits an dritter Stelle in Europa: Knapp 34 Prozent der
Haushalte verfügen über einen Breitbandanschluss. Um aber den wachsenden Anforderungen weiterhin
gerecht zu werden, ist ein Ausbau der Netze unumgänglich.
Weil der Datenverkehr stark ansteigt, wird der Energiebedarf der Telekommunikation in den kommenden
Jahren wahrscheinlich ebenfalls zunehmen. Bereits jetzt verbraucht der deutsche Festnetzbetrieb allein
der Deutschen Telekom 2 TWh pro Jahr. Im Mobilfunkbereich werden in Deutschland etwa 123.000
Basisstationen betrieben, die zusammen 1.455 GWh Strom pro Jahr verbrauchen.
Um für die Nutzer ausreichend Bandbreite in den Netzen vorzuhalten, sind die Telekommunikationsnetze
auf Peaklasten ausgelegt. Gleichzeitig fehlen sogenannte Low-Power-Modes. Dies führt dazu, dass heutige Netze durchgehend bei voller Leistung laufen und in Zeiten niedriger Last oft ineffizient betrieben
werden. Um zu verhindern, dass der Energieverbrauch der Netze in Zukunft genauso schnell und stark
steigt wie der Datenverkehr, sind neue Netzarchitekturen und Steuerungsverfahren gefragt.

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Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Dipl.-Ing. Marina Proske, IT2Green

Ziel ist es dabei, bei gleicher oder sogar steigender Servicequalität für die Nutzerinnen und Nutzer den
Energieverbrauch zu senken. Neben energieeffizienter Hardware ist die Möglichkeit zur lastadaptiven
Steuerung ein Ansatz für die Energieeinsparung. Die zur Verfügung stehende Kapazität soll dabei an den
jeweiligen Bedarf angepasst werden, um durch das Abschalten von Funktionen und Komponenten in
Niedriglastzeiten Energie zu sparen.
Der Bandbreitenbedarf schwankt über den Tag, kann orts- und ereignisabhängig sein. Für den lastadaptiven Betrieb müssen Entscheidungsalgorithmen entwickelt werden, die vorausberechnen, wann nicht
benötigte Hardware ab- und wieder zugeschaltet werden soll. Um diese komplexe Steuerung zu ermöglichen, muss die benötigte Bandbreite entweder in Echtzeit erfasst oder zuverlässig prognostiziert werden.
Gerade wenn das Abschalten ganzer Basisstationen das Ziel ist, muss im Voraus bekannt sein, wann
diese wieder benötigt werden, da das Anschalten bis zu 30 Minuten und mehr dauern kann. Gleichzeitig
ist zu beachten, dass das Abschalten und erneute Starten ebenfalls Energie verbraucht, so dass auch
hierfür Schwellwerte ermittelt werden müssen, damit sich ein Abschalten lohnt.
Häufiges An- und Ausschalten kann zudem die Lebensdauer der Geräte verkürzen, wenn diese – wie
heutige Hardware – nicht auf eine derartige Belastung ausgelegt sind. Daher ist es bei der Entwicklung
zukünftiger Hardware wichtig, neue Steuerungskonzepte zu beachten und die Hardware entsprechend zu
entwickeln. Hierbei müssen nicht nur die Hardware-Hersteller entsprechende Technologien entwickeln,
sondern die Netzbetreiber dies auch in ihren Lastenheften entsprechend fordern.
Im Rahmen des Technologieprogramms „IT2Green – Energieeffiziente IKT für Mittelstand, Verwaltung
und Wohnen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) entwickeln und erproben
momentan die drei Projekte ComGreen, DESI und IntelliSpektrum Lösungen für eine energieeffiziente
Steuerung des Festnetzes und des Mobilfunks. Das Projekt ComGreen hat bereits gezeigt, dass sich
durch Anpassung der Sendeleistung von Mobilfunkbasisstationen der Energiebedarf um 30 Prozent senken lässt. Dies ist nur eine mögliche Maßnahme zur Wandlung der Netze hin zur Lastadaptivität. Im Programm IT2Green fördert das BMWi insgesamt zehn Projekte, die sich der Entwicklung einer nachhaltigen
IKT widmen.

Dipl.-Ing. Marina Proske arbeitet beim Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, Begleitforschung
IT2Green
IT2Green ist ein komplexes Themenfeld, in dem sowohl technische als auch wirtschaftliche Aspekte eng miteinander
verwoben sind. Die wissenschaftliche Begleitforschung, gestaltet und koordiniert von den Fraunhofer-Instituten für
Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) sowie für System- und Innovationsforschung (ISI), unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und die geförderten Projekte bei der erfolgreichen Umsetzung der
Programmziele.

www.it2green.de

Portel.de - Dschungelführer 2013

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Portel.de – DschungelführerThorsten Anding, LATUS consulting GmbH
Gastbeitrag Moritz Lutze und 2013 - April
Gastbeitrag A04-1: Latus Consulting
Redaktion:
Georg Stanossek
Umfang:
6.500 Zeichen
Grafik:
Autorenfoto fehlt noch
Stand:
11.03.13 – freigegeben

Handlungsempfehlungen
für Geschäftsmodelle
im Bereich Smart Home

Handlungsempfehlungen für Geschäftsmodelle im Bereich Smart Home
von Thorsten Anding und Moritz Lutze

von Thorsten Anding und Moritz Lutze

Das Thema Smart Home, auch bekannt als Heimvernetzung oder Hausautomatisierung, wird
Das geraumer Zeit in auch bekannt als Heimvernetzung oder Bezeichnung haben viele gerauseit Thema Smart Home,der Branche diskutiert. Unter dieserHausautomatisierung, wird seitUntermer Zeit in der Vergangenheit Unter dieser ihre Produkt- und Anwendungsbereiche Lösungen
nehmen in der Branche diskutiert. speziell für Bezeichnung haben viele Unternehmen in der Vergangenheit speziell für Angebotspalette reicht vom simplen Do-It-Yourself (DIY) Kit aus dem reicht
erarbeitet. Dieihre Produkt- und Anwendungsbereiche Lösungen erarbeitet. Die Angebotspalette Bauvom simplen Do-It-Yourself (DIY) Kit aus von Steckdosen ermöglicht, über Angebote Steckdosen
markt, welches z.B. Fernschaltungendem Baumarkt, welches z.B. Fernschaltungen von für einzelermöglicht, über Angebote für einzelne Anwendungsbereiche wie Miele@home zur Ware, bis Weißen
ne Anwendungsbereiche wie Miele@home zur Steuerung der WeißenSteuerung der hin zu
Ware, bis hin zu hochpreisigen Lösungen, welche Haussteuerung ermöglichen. All diese Lösunhochpreisigen Lösungen, welche die gesamte die gesamte Haussteuerung ermöglichen. All diese
Lösungen sind Bestandteile eines „Smart Home“, jedoch nur die Komplettlösung ihrer Anwendungsgen sind Bestandteile eines „Smart Home“, jedoch nur die Komplettlösung mit mit ihrer Anwenvielfalt wird auch den Erwartungen an ein echtes „Smart Home“ gerecht. Aufgrund ihrer Funktionalität,
dungsvielfalt wird auch den Erwartungen an ein echtes „Smart Home“ gerecht. Aufgrund ihihres Anwendungsbereiches und der Preisgestaltung und der diese Lösungen adressieren diese
rer Funktionalität, ihres Anwendungsbereiches adressierenPreisgestaltung unterschiedliche Kundensegmente.
Lösungen unterschiedliche Kundensegmente.

Abb. 1 Beispielhafte Smart Home Angebote (Quelle: LATUS 2013)
Abb. 1: Beispielhafte Aufteilung der Aufteilung der Smart Home Angebote (Quelle: LATUS 2013)

Die Branchenverbände VDE und BITKOM sehen im Bereich Smart Home einen ZukunftsDie Branchenverbände VDE und BITKOM sehen im Bereich Smart Home einen Zukunftsmarkt, welcher in
markt, welcher in den nächsten Jahren stark wachsen wird. Die Verbände prognostizieren für
den nächsten Jahren stark wachsen wird. Sie prognostizieren für Deutschland ein Umsatzpotential von
Deutschland ein Umsatzpotential von 19 Mrd. Euro im Jahr 2025. Der Markt entwickelt sich
19 Mrd. Euro im Jahr 2025. Der Markt entwickelt sich über „Spezialsegmente“ wie Heizungssteuerung,
über „Spezialsegmente“ wie Heizungssteuerung, Sicherheits- und Alarmfunktionen, MultimeSicherheits- und Alarmfunktionen, Multimedia, Licht und Komfort hin zu einem Massenmarkt, der nach
dia, Licht und Komfort hin zu einem Massenmarkt, der nach anwendungsübergreifenden
anwendungsübergreifenden Lösungen verlangt. Dabei wird es nicht mehr um eine reine HeimvernetLösungen verlangt. Dabei wird es nicht mehr um eine reine Heimvernetzung gehen, sondern
zung gehen, sondern um ein ganzheitliches intelligentes System, welches mit dem Internet „always-on“
um ein ganzheitliches intelligentes System, welches mit dem Internet "always-on" verbunden
verbunden ist. Es entsteht ein Smart Home, das sich gezielt und differenziert an den Bedürfnissen des
ist. Es entsteht ein Smart Home, das sich gezielt und differenziert an den Bedürfnissen des
Nutzers orientiert und entsprechend modular erweitert werden kann.
Nutzers orientiert und entsprechend modular erweitert werden kann.

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Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH

Der Grund für die derzeit noch zögerliche Marktakzeptanz ist ursächlich nicht in der technischen Entwicklungsreife der Systeme zu suchen. Wie in jedem neu entstehenden Markt müssen auch hier die
vorhandenen Geschäftsmodelle für die neuen Lösungsangebote überdacht und angepasst werden. Neue
Entwicklungstools, wie z. B. das von Osterwalder & Pigneurs, ermöglichen es, abstrakte Geschäftsmodelle
anschaulich und verständlich zu modellieren. Sie helfen dabei, neue Geschäftsmodelle für eine wirkungsvolle und nachhaltige Marktöffnung zu erarbeiten.
Bestehende Plattform-Lösungen
Einige Unternehmen versuchen derzeit fern ihrer Kernmärkte dieses neue Segment zu besetzen. Exemplarisch können hier RWE mit RWE SmartHome und die Deutsche Telekom mit ihrer QIVICON Lösung genannt
werden, welche im Moment besonders sichtbar am Markt auftreten. Die Betrachtung der Geschäftsmodelle
dieser beiden Unternehmen ist besonders interessant, da sie sich fundamental unterscheiden.
Während RWE mit ihrem proprietären System RWE SmartHome auf einem sogenannten „Walled Garden“
(geschlossenes System) aufbaut, setzt die Deutsche Telekom mit ihrer Lösung QIVICON Home Base hingegen
auf eine offene und modulare Plattform mit bekannten Standards und starken Partnern. Diese Unterschiede
im Aufbau der Systeme und Geschäftsmodelle sind vergleichbar zu den Entwicklungen der Smartphone
Betriebssysteme Apple iOS („Walled Garden“) und Google Android („Open Modular Platform“).
Beide Unternehmen setzen mit ihren Systemen auf funkbasierte Lösungen, welche einen geringen Installationsaufwand nach sich ziehen und in bestehendem Wohnraum problemlos integriert werden können. Damit
adressieren die Anbieter einen Markt von ~40 Millionen bestehender Haushalte in Deutschland. Bezüglich
der Preisgestaltung und des anwendungsübergreifenden Ansatzes zielen die Lösungen auf die Angebotslücke
zwischen dem DIY-Kit und dem hochpreisigen Komplettsystem. Hauptanwendungsfelder der aktuellen Smart
Home Angebote sind Energiesparen (Wärme & Strom), Sicherheit und Komfort.
Um die differenzierten Nutzenversprechen der Lösungen zu erfüllen, sind logische Verknüpfungen der Aktoren
und Sensoren von ausschlaggebender Bedeutung. Durch diese Verknüpfungen kann der Kunde eigenständig
spezifische Nutzungsprofile erstellen, welche den eigentlichen Mehrwert der technischen Systeme darstellen.
Empfehlungen für Geschäftsmodelle im Bereich Smart Home
Im Rahmen der Analyse der Kundenerwartungen hinsichtlich der Anwendungsgebiete von Smart Home
Lösungen wurden folgende Schwerpunkte identifiziert:
	
	
	
	
	
	
	

➤	Gesundheit,
➤	 Energie (Wärme & Strom),
➤	Komfort,
➤	Sicherheit,
➤	Entertainment,
➤	 Weiße Ware und
➤	Wellness.

Eine Bewertung dieser Anwendungsgebiete hat ergeben, dass vor allem die Möglichkeit des Energiesparens einen großen monetären Anreiz bietet. So ist es z.B. mit einem Dezentralen Energiemanagement
System (DEMS) möglich, bis zu 30% der Heizenergie einzusparen.
Durch das hohe Einsparpotenzial ist eine schnelle Amortisation des Gesamtsystems möglich. Eine DEMSAnwendung sollte deshalb fester Bestandteil jeder Komplettlösung sein.

Portel.de - Dschungelführer 2013

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Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH

Durch das hohe Einsparpotenzial ist eine schnelle Amortisation des Gesamtsystems möglich. Eine DEMS-Anwendung sollte deshalb fester Bestandteil jeder Komplettlösung sein.

Wichtig für den Erfolg eines Smart Home Angebotes ist weiterhin, dass sich ein umfassendes und verWichtig für den Erfolg eines Smart Home Angebotes ist weiterhin, dass sich ein umfassennetztes Ecosystem um die Lösung etabliert, welches den Kunden von der Kaufentscheidung über die
des und vernetztes Ecosystem um die Lösung etabliert, welches den Kunden von der KaufInstallation bis hin zum After-Sales-Service begleitet. In diesem Ecosystem sollte mittelfristig eine wachentscheidung
sende Vielfalt anüber die Installation bis hin zum After-Sales-Service begleitet. In diesemeinem
Sensoren und Aktoren angeboten werden, sowie ansprechende Anwendungen in Ecosystem sollte mittelfristig eine wachsende Vielfalt an Sensoren und Aktoren angeboten wereigenen App-Store verfügbar sein.
den, sowie ansprechende Anwendungen in einem eigenen App-Store verfügbar sein.

Abb. 2: Abb. 2: Wesentliche Bestandsteile eines Smart Home Ecosystems (Quelle: LATUS 2013)
Wesentliche Bestandsteile eines Smart Home Ecosystems (Quelle: LATUS 2013)

Die Fülle anan Anforderungen, welche an die Lösungen gerichtet werden, erfordern ein solch
Die Fülle Anforderungen, welche an die Lösungen gerichtet werden, erfordern ein solch umfängliches
Ecosystem. Um Ecosystem. Um dieses abzubilden sind daher vorPartnerschaften notwendig. Auf
umfängliches dieses abzubilden sind daher vor allem ausgewählte allem ausgewählte Partnerderen Basis können in Auf deren Basis können in diesemProdukteMarktDienstleistungen ohne eine
schaften notwendig. diesem neuen Markt auch komplexe neuen und auch komplexe Produkeigene hohe Wertschöpfungstiefe angeboten werden. Die eigene Rolle in der Wertschöpfungskette und in
te und Dienstleistungen ohne eine eigene hohe Wertschöpfungstiefe angeboten werden. Die
der Vermarktung sollte deshalb frühzeitig klar definiertin der Vermarktung sollte deshalb frühzeitig
eigene Rolle in der Wertschöpfungskette und werden.
Bei der Kundenkommunikation ist stets darauf zu achten, dass ein kontinuierlicher Dialog mit den Zielklar definiert werden.
kundensegmenten auf der Anwendungsebene etabliert wird. Dabei sollte immer der mögliche Nutzen des
Angebotes und nicht die technischen Eigenschaften desachten, dass ein kontinuierlicher Dialogliegt
Bei der Kundenkommunikation ist stets darauf zu Systems im Mittelpunkt stehen. Der Fokus mit
hierbei speziell auf zielmarktspezifischenAnwendungsebene etabliert wird. Dabei sollte immer der
den Zielkundensegmenten auf der qualitativen Nutzenversprechen.
Die hier skizzierten des Angebotes und nicht die technischenLATUS consulting desRahmen einer
mögliche Nutzen Empfehlungen und Erkenntnisse wurden von Eigenschaften im Systems im
Smart Home Workshop-Reihe des Connected Living e.V. in Kooperation mit 13 Unternehmen aus unterMittelpunkt stehen. Der Fokus liegt hierbei speziell auf zielmarkt-spezifischen qualitativen
schiedlichen Branchen anhand exemplarischer Plattformen und Dienste validiert und bewertet.
Nutzenversprechen.
Die hier skizzierten Empfehlungen und Erkenntnisse wurden von LATUS consulting im Rahmen einer Smart Home Workshop-Reihe des Connected Living e.V. in Kooperation mit 13
Thorsten Anding ist Managing Partner der LATUSBranchenGmbH.
Unternehmen aus unterschiedlichen consulting anhand exemplarischer Plattformen und
Moritz Lutze ist Business Analyst bei LATUS consulting GmbH.
Dienste validiert und bewertet.
Latus Consulting ist eine Management- & Technologieberatung mit umfassender Industrie-expertise in den Segmenten Telekommunikation, IT, Internet, Neue Medien und Energieversorgung. Das Unternehmen versteht sich als Alternative am Consulting-Markt, mit Schwerpunkt auf hochwertigen Beratungsleistungen durch Kombination von methodisch
Autoren
präzisem Herangehen und höchster Professionalität.

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Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH

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Gastbeitrag Renatus Zilles, DVTM

Die Zukunft gehört der
Konvergenz von Telekommunikation,
Medien und Energie
von Renatus Zilles

Der DVTM berücksichtigt die Konvergenz von Telekommunikation und Medien nicht nur in seinem Namen,
sondern hat sie als erster Verband schon vor zwei Jahren richtungsweisend zum Leitthema gemacht.
Denn die bisherige Trennung in Festnetz, Mobilfunk und Internet ist immer weniger gegeben, Telekommunikation und Medien verschmelzen miteinander. Beispiele dafür finden sich insbesondere im Alltag:
Beim als „Second Screen“ bezeichneten Nutzerverhalten beispielsweise wird das Smartphone oder Tablet
zum zweiten Bildschirm neben dem Fernseher. Immer mehr Nutzer tauschen sich in sozialen Netzwerken
wie Facebook oder twitter über die TV-Sendung aus, die sie parallel schauen. Mit Apps wie „Couchfunk“
muss man dafür nicht einmal Gleichgesinnte in sozialen Netzwerken suchen, sondern kann direkt sendungsbezogen kommunizieren.
Deutlich wird die Konvergenz von Telekommunikation und Medien auch am Einkaufsverhalten: Viele Zuschauer bestellen heute über ihr Smartphone Waren, die ihnen kurz vorher in einer Fernsehwerbung
gefallen haben. Nicht zuletzt verfügen auch immer mehr Fernsehgeräte über eine Internetverbindung und
können auf ausgewählte Online-Inhalte zugreifen. YouTube beispielsweise ist teils im Fernseher vorinstalliert, sodass eine Alternative zum klassischen Fernsehprogramm sofort verfügbar ist.
Jedoch sind nicht nur Telekommunikation und Medien konvergent, Telekommunikation und Energie sind
es ebenso. Auch hier ein Beispiel, das immer alltäglicher wird: die Energiesteuerung übers Smartphone,
die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Anwender können von einem beliebigen Ort aus beispielsweise ihre Heizung steuern.
Das konvergente Duo Play Telekommunikation und Medien vervollständigt der Energiesektor zum
konvergenten Triple Play.
Wir sind in der All-IP-Welt angekommen, was einige Chancen, aber auch Herausforderungen für alle
Beteiligten mit sich bringt.
Die Konvergenz von Telekommunikation, Medien und zunehmend auch Energie ist nicht nur für die Unternehmen Herausforderung und Ansporn für neue zukunftsgerichtete Geschäfts-modelle, sondern stellt
auch an Gesetzgebung und Regulierung neue Anforderungen.

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Gastbeitrag Renatus Zilles, DVTM

Der DVTM fordert ein Konvergenz-Ressort im Wirtschaftsministerium / Bundeskanzleramt, um dieser
wichtigen Entwicklung Rechnung zu tragen. Das neue Ressort soll für konvergente Bereiche der Branchen
Telekommunikation, Medien und Energie zuständig sein und damit auch Probleme angehen können, denen sich Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Telekommunikation und Medien stellen müssen.
Rechtlich/regulatorische Herausforderungen gibt es im Konvergenz-Zeitalter etliche, insbesondere in folgenden Bereichen: technikneutrale Regulierung, Medienregulierung, Netzneutralität, Suchmaschinenneutralität, Social Media, Datenschutz, Mobile Commerce, Bezahlsysteme und Cloud-Anwendungen.
Um den rechtlich/regulatorischen Herausforderungen zu begegnen, können freiwillige Selbstverpflichtungen eine Lösung sein. Eine gemeinsame, neutrale Plattform ist nötig. Diese kann der vom DVTM
herausgegebene Kodex Deutschland für Telekommunikation und Medien bieten: Eine moderierte Selbstregulierung kann für Unternehmen eine wettbewerbsneutrale Lösung sein.
Der Dialog muss allerdings jetzt geführt werden, um den Herausforderungen frühzeitig zu begegnen. Der
DVTM steht Ihnen mit seiner Expertise zur Verfügung!

Renatus Zilles ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Verbandes für Telekommunikation und Medien e.V. (DVTM)
Der Deutsche Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM) ist die zentrale Schnittstelle der an der Wertschöpfungskette Telekommunikation und Medien beteiligten Unternehmen. Ziel des Verbandes ist es, im Einklang mit
Verbrauchern, Politik und Wirtschaft einen zukunftsorientierten, innovativen und wettbewerbsfähigen Telekommunikations- und Medienmarkt zu schaffen.

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Gastbeitrag Giovanni Ambrogio, Live Reply

TV 2.0: Der Fernseher kommuniziert

von Giovanni Ambrogio

Das Internet und Web 2.0 haben die Techniken und Märkte von Telefonie, Musik, und zuletzt von Bildern
revolutioniert. Jetzt steht diese Entwicklung beim Fernsehen an. Die technischen Möglichkeiten bieten
eine Vielzahl neuer Anwendungen, wodurch TV interaktiver wird, die zentrale Kontrolle verliert und mit
anderen Medien konvergiert. TV wird “Smart” und das lineare “Fernsehen” verliert an Bedeutung.
Das Besondere am Fernseher ist der große, hochwertige Bildschirm und die bequeme, einfache Fernbedienung. Dazu kommt, dass Anbieter wie Live Reply sowohl die Inhalte - Apps, Videos und Spiele - als
auch die technischen Lösungen im “Backend” erstellen können. Letztere beinhalten alle notwendigen
Systeme zusätzlich zur bestehenden Telekommunikationstechnik, angefangen bei zentralen Komponenten wie Scheduler, Content Asset Management, Transcoding Farm bis zu Komponenten für die Endbenutzer wie Personal Video Recorder (PVR), Electronic Program und Service Guide (EPG, ESG), Portale für
Cloud-Dienste, Bilder, Social Networks und vieles mehr. Der Realisierung vieler vormals visionärer Ideen
sind heute keine technischen Grenzen mehr gesetzt.
Aber wer sind die Marktteilnehmer? Welche Branchen und Unternehmen werden die Führungsrolle übernehmen und wer setzt die Systeme ein? Werden die Umsätze in gleichem Maß auf Endgeräte und Werbeeinnahmen, ergänzt um PayTV, Video und Kabel/Telekommunikationseinnahmen verteilt? Werden Inhalte
einen größeren Anteil ausmachen? Gilt: “the winner takes it all” oder wird es eine Vielzahl gleichberechtigter Marktteilnehmer geben?
Wir von Live Reply erwarten, dass die Entscheidung im Jahr 2013 fällt. Wir sehen die klassischen Telekommunikations- und Medienunternehmen im Vorteil. Im Gegensatz zu Endgeräteherstellern oder Programmanbietern haben sie die erforderliche Erfahrung im Management komplexer technischer Infrastruktur, im Management von Kundenbeziehungen und in der Abrechnung der Leistungen. Diese Vorteile
gleichen die fehlende Erfahrung im originären TV-Geschäft aus, insbesondere, da sich die Technologie
von TV-Endgeräten und TV-Netzen immer stärker der Kommunikationstechnologie mit Smartphones und
IP-Netzen annähert.
Wie auch immer das Ergebnis ausfällt: Vor dem Fernseher zu sitzen, wird aufregender als bisher.
Giovanni Ambrogio ist Geschäftsführer der Live Reply GmbH
Reply ist auf die Entwicklung und Einführung von Lösungen auf Basis neuer Kommunikationskanäle und digitaler
Medien spezialisiert. Mit seinem Netzwerk aus hochspezialisierten Unternehmen unterstützt Reply die europäischen
Branchenführer effektiv. Zu den von Reply angebotenen Services gehören:Beratung, Systemintegration und Anwendungsmanagement.
www.reply.de
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Gastbeitrag Markus Schaffrin, eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.

Wenn die eigene Webseite zum
Sicherheitsrisiko wird
von Markus Schaffrin

Hochwertiges Design, aktuelle Inhalte, Verknüpfung mit immer mehr sozialen Netzen, vielleicht sogar
Video-Content – während einige Unternehmen viel Wert auf ihren Internetauftritt legen und versuchen,
das Potenzial bestmöglich auszuschöpfen, fehlt bei anderen die wichtigste Grundlage: Die Sicherheit,
dass die eigenen Webseiten gefahrlos besucht werden können.
5,5 Milliarden Cyber-Angriffe weltweit ermittelte Symantec bei der 17. Auflage seines Internet Security
Threat Reports. Das waren 81 Prozent mehr als im Vorjahr und Deutschland belegte bei den böswilligen
Cyberaktivitäten im Europavergleich den ersten Platz. Insgesamt entdeckte Symantec 2011 rund 403 Millionen Schadcodes und zudem einen Trend zu immer gezielteren Angriffen. Dabei nahmen die Kriminellen
nicht länger hauptsächlich den öffentlichen Sektor ins Visier, sondern zunehmend die Internetseiten von
kleinen und mittelständischen Unternehmen, denn diese haben oft nicht die nötigen Ressourcen, um für
die ständige Sicherheit ihres Webauftritts zu sorgen. Unbemerkt schleusen die Hacker Schadprogramme
in den Code der Seite, über den dann die Computer der Webseitenbesucher infiziert, Viren verbreitet,
hunderttausende Spam-Mails versendet oder Kreditkartendaten ausgespäht werden. Die Seiten werden
so unbemerkt zur Gefahr für Betreiber, Kunden und Geschäftspartner.
Betreiber haftet für die Folgen
Dabei ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass der eigene Internetauftritt davon betroffen ist: Auf dem
nationalen IT-Gipfel Ende 2012 berichtete das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
etwa, dass schon jede 35. Webseite in Deutschland verseucht ist. Das stellt jedoch nicht nur ein Sicherheitsproblem dar, sondern die Verbreitung der schädigenden Programme kann erhebliche wirtschaftliche
Konsequenzen bedeuten: Hardwareschäden, Löschung oder Veränderung von Daten, Preisgabe sensibler
Kundendaten oder Zerstörung der IT-Infrastruktur können mögliche Folgen sein und das nicht nur im
eigenen Unternehmen.
Der Betreiber haftet für Fremdschäden, und die Webseiten-Besucher können rechtliche Schritte gegen
ihn einleiten: Hinzu kommen also auch noch mögliche Strafzahlungen und die eventuelle Abschaltung des
Webauftritts. Schlussendlich kann das sogar die Unternehmensexistenz bedrohen. „Aus rechtlicher Sicht
besteht bei der Verbreitung von Schadsoftware für jedes Unternehmen ein erhebliches Haftungsrisiko.
Ein Unternehmer muss alles ihm zumutbare tun, um Gefahren durch Viren, Trojaner und Co. von anderen
abzuwenden“, sagt Rechtsanwalt Christian Solmecke. Ist ein Internetauftritt von Schadsoftware befallen,
liegt es in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens, die Webseite schnellstmöglich zu reinigen.

Portel.de - Dschungelführer 2013

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Gastbeitrag Markus Schaffrin, eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.

Besser vorsehen als nachsehen
Effektiver als das Entfernen der Schadprogramme ist natürlich, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen: Um dem vorzubeugen, gibt es folgende Schutzmaßnahmen:
	
	
	
	
	
	
	

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Eigene Server regelmäßig aktualisieren
Nicht benötigte Server-Dienste abschalten
Die Software des Internetauftritts sowie Fremdprogramme aktuell halten
Eine Web Application Firewall vorschalten
Starke Passwörter wählen und diese regelmäßig ändern
Nicht benötigte Benutzerkonten deaktivieren
Eine regelmäßige Überprüfung auf Schadcode

Bei der Überprüfung, ob die Webseite Schadprogramme verteilt, helfen gerne die Experten der Initiative-S:
Bei einem Seiten-Check untersuchen sie den Webauftritt auf Schadprogramme, helfen bei der
Problembeseitigung und beim nachhaltigen Schutz gegen neue Angriffe – und das kostenfrei. Zudem
stehen unter www.initiative-s.de detaillierte Anweisungen und Tools bereit, die im Ernstfall helfen.
Unternehmen, die die Sicherheit ihrer Webseiten regelmäßig prüfen lassen, können ihren Internetauftritt
zudem mit einem Sicherheits-Siegel versehen.
Markus Schaffrin ist Geschäftsbereichsleiter Mitglieder Services bei eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.
eco ist seit über 15 Jahren der Verband der Internetwirtschaft in Deutschland und vertritt deren Interessen gegenüber der
Politik und in internationalen Gremien. Mit mehr als 600 Mitgliedsunternehmen gestaltet eco das Internet: Der Verband
entwickelt Märkte, fördert Technologien und formt Rahmenbedingungen. In seinem Kompetenznetzwerk befasst sich eco mit
Infrastrukturfragen, rechtlich-regulativen Aufgabenstellungen, innovativen Anwendungen und der Nutzung von Inhalten.
Die Initiative-S ist ein Service von eco und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen
der Task Force „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ gefördert. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen HostingAnbietern und Herstellern von Anti-Viren-Produkten erhält die Initiative eine breite Basis.
www.eco.de - www.initiative-s.de

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Portel.de - Dschungelführer 2013
Gastbeitrag Prof. Dr. Jens Böcker

Strategische Empfehlungen für den
TK-Markt – Absicherung der
Geschäftsmodelle!
von Prof. Dr. Jens Böcker

Im Wintersemester 2012/2013 wurde an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein Forschungsprojekt zur
Zukunft des TK-Marktes durchgeführt. Kern waren Interviews mit Managern aus der TK-Industrie in den
USA, Europa und Asien. Als Ergebnis zeichnen sich für TK-Anbieter Herausforderungen aus drei Themenkomplexen ab, die für eine erfolgreiche Entwicklung in den Märkten wesentlich sind:
	
1.	 Positionierung in der Wertschöpfungskette: Wo liegt in Zukunft die Kernkompetenz
		der TK-Anbieter?
	
2.	 Verteidigung und Entwicklung der Geschäftsmodelle: Auf welche Weise können bestehende
		
Geschäftsmodelle abgesichert und neue „robuste“ Geschäftsmodelle entwickelt werden?
	
3.	 Festlegung der technischen Migrationsstrategien: Wie lange wird welche Technologie
		
eingesetzt und welche Migrationsstrategien für neue Technologien bieten
		
sich zu welchem Zeitpunkt an?
Die Positionierung in der Wertschöpfungskette ist dabei die am meisten diskutierte Grundsatzentscheidung. Es geht um die langfristige Entscheidung, inwiefern sich TK-Anbieter auf Infrastruktur- und/oder
Serviceleistungen fokussieren. Präferiertes Modell ist die Positionierung als „Smart Bit Pipe“. Diese Entscheidung determiniert gleichermaßen die Wettbewerbsverhältnisse wie einen möglichen Wettbewerbsund Preisdruck. Eine besondere Herausforderung stellt vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit mit
den „Over the Top Playern“ (OTT´s) dar. Hier zeichnet sich nach anfänglicher Konfrontation eine Annäherung ab, die darauf abzielt, dass verschiedene Qualitäts- bzw. Serviceangebote auch differenziert in Rechnung gestellt werden. Das ist ein Paradigmenwechsel, denn Angebote zur Sicherstellung von Netz- und
Servicequalität und damit korrelierende Preismodelle bedeuten eine Abkehr vom lange vorherrschenden
Best-Effort-Ansatz.
Die zentralen Herausforderungen bestehen in der Absicherung der Marge der bestehenden und im Aufbau von zukunftsweisenden Geschäftsmodellen. Es zeichnet sich ab, dass die Margensituation neuer
Geschäftsmodelle oft deutlich ungünstiger als bei etablierten Modellen ist. Dies senkt die Bereitschaft,
zu investieren und Produkte langfristig im Markt zu entwickeln. Die Deutlichkeit des Wandels wird an den
neuen Telefònica/o2-Tarifen (Handelsblatt vom 27.2.2013, S. 17) deutlich: Sprache und SMS sollen nicht
mehr dediziert in Rechnung gestellt werden. Im Mittelpunkt stehen nun der Datentarif und das zugrundeliegende Datenvolumen. Dieser Ansatz dürfte für die nächste Tarfigeneration ab 2013 prägend sein.
Dieses Modell folgt dem minuten- bzw. volumenabhängigen Pricing, Flatrates, dem modularen Baukastenprinzip und Paketangeboten (s. Abb.1).

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nächste Tarifgeneration etabliert. Damit folgt dieses Mofell dem minuten- bzw.
volumenabhängigen Pricing, Flatrates, dem modularen Baukastenprinzip und

Gastbeitrag Prof.(s. Abb.1).Böcker
Paketangeboten Dr. Jens

Abb.1: Tarifentwicklung im Zeitablauf

Abb.1: Tarifentwicklung im Zeitablauf

Angesichts dieses Trends wurden im Rahmen des Forschungsprojekts folgende mögliche Handlungsoptionen für TK-Anbieter identifiziert:
Im Mittelpunkt steht die Beibehaltung des infrastrukturbasierten Volumen- und Datenmanagements – die
Bewahrung der Kernkompetenz „Netz“. Diese Wertschöpfungsstufe wird auch in Zukunft im Markt als de
facto nicht „outsourcebar“ betrachtet. Erfahrungen zeigen, dass sich die hauptsächlich operativen Aufgaben (z.B. Aufbau, Wartung) an Partner delegieren lassen. Vereinzelt werden Aufgaben wieder ins Unternehmen zurückgeholt, weil sie sich nach dem Outsourcing für strategische Fragen als bedeutsamer herausgestellt haben als zuvor angenommen. Diese Entwicklung scheint sich 2012 und 2013 angesichts der
Käufe von Unternehmen mit Infrastruktur weiter zu verfestigen. Dabei werden auch traditionelle Grenzen
zwischen vormals getrennten Welten (z.B. TK- vs. Kabelnetze) überwunden. Das Interesse von Vodafone
an Kabel Deutschland ist hierfür ein charakteristisches Beispiel (Quelle: Handelsblatt vom 14.02.2013, S.
20). Die ökonomischen Interessen (Ausnutzung von Skaleneffekten, Erschließung neuer Kundengruppen,
Bildung von Paketangeboten etc.) sind mittlerweile stärker als die technologischen Vorbehalte.
Das Verhalten der OTT´s hinsichtlich der Investitionen in Infrastruktur gilt als kontrovers. Tendenziell befindet sich die Investitionsbereitschaft von Unternehmen ohne Infrastruktur auf relativ niedrigem Niveau.
So existieren Zweifel, ob sich OTT´s mit Infrastrukturinvestitionen nicht verzetteln. Mit Blick auf die Entwicklung eines spezialisierten Serviceangebotes und eine hohe, teilweise globale Marktdurchdringung
bezweifeln viele Experten, inwiefern hier tatsächlich Interesse am Betrieb des „Maschinenraums Infrastruktur“ der TK-Industrie besteht.
Eine weitere strategische Empfehlung bezieht sich auf die Sicherstellung der Innovationsfähigkeit. Ähnlich anderen Industrien mit in der Vergangenheit dominanten Geschäftsmodellen (z.B. Energie, Medien,
Musik, Verlage), fällt es TK-Unternehmen oft schwer, neue Strategien zu entwickeln, wenn die bisherigen
Geschäftsmodelle besonders erfolgreich waren. Wie eingangs erwähnt stehen dabei hohe Erwartungen
an neue Geschäftsmodelle einer Migration entgegen. Die Deckungsbeiträge neuer Geschäftsmodelle liegen oft deutlich unter denen etablierter Modelle, was einer Akzeptanz des langfristigen Aufbaus neuer
Services entgegenwirkt. Zudem scheint die Summe mehrerer neuer Services durchaus attraktiv, jedoch
sind echte Sprünge bei der Gewinnmarge nur durch die Definition neuer Prozesse (z.B. durch iTunes von
Apple) möglich. Gerade die Modifikation von Prozessstrukturen erfordert jedoch ein hohes Maß an Kreativität sowie Marken- und Marktmacht.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Bildung von strategischen Allianzen erheblich an Bedeutung. Auf
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  • 2.
  • 3.
  • 4.
  • 5. Georg Stanossek, Hrsg, Dschungelführer 2013 Der Führer durch den deutschen Telekommunikationsmarkt
  • 6. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Hrsg.: Stanossek, Georg Dschungelführer 2013 Portal-21 Onlineverlag GmbH, Reute i.Br., 1. Auflage 04/2013 ISBN 978-3-9815111-1-6 EAN 9783981511116 Herausgeber und Verlag: Portal-21 Onlineverlag GmbH Schwarzwaldstr. 26, 79276 Reute i.Br., Tel: 07641/937 882 www.portel.de Redaktion Teil B (Nachschlagewerk): Axel Hartfiel, Berlin Produktion/Layout: Medium Druck, Lahr/Schwarzwald – www.mediumdigitaldruck.de Herstellung: Medium Druck, Lahr/Schwarzwald – www.mediumdigitaldruck.de Printed in Germany © Portel.de, April 2013 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, der Mikrofilmung oder der Vervielfältigung, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
  • 7. Inhalt - Teil A Teil A — Experten-Beiträge Vorworte Herausgeber Georg Stanossek, Portel.de Jens Weller, Toplink GmbH 10 11 Kapitel I, Die TK-Märkte 2013/2014 Status und Perspektiven der Märkte Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg-Essen 12 Ohne Wettbewerb kein erfolgreicher Breitbandausbau Peer Knauer, Präsident des VATM e.V. 18 Kapitel II, Breitband Fixed: „Glasfaser - oder lieber doch erst mal Kupfer?“ Vectoring hat Potential, aber Glasfaser ist die Zukunft Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer Breko e.V. 22 2013 die Weichen für den Breitbandausbau richtig stellen Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Buglas e.V. 24 Breitbandkabelnetzen bringen Kommunen schnelles Internet 26 Dr. Andrea Huber, Geschäftsführerin Anga e.V. Kupfer-Renaissance durch Vectoring Dr. Wolfgang Spahn, Head of Consulting & Projects, Keymile GmbH 28 Kapitel III, Mobiles Breitband: „LTE fff“ Intelligente Technologie für effiziente Telekommunikationsnetze Marina Proske, IT2Green Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis 30 7
  • 8. Inhalt - Teil B Kapitel IV, Mehrwertdienste in Breitbandnetzen Handlungsempfehlungen für Geschäftsmodelle bei Smart Home Thorsten Anding und Moritz Lutze, Latus Consulting GmbH 32 Die Zukunft gehört der Konvergenz Renatus Zilles, DVTM e.V. 36 TV 2.0: Der Fernseher kommuniziert Giovanni Ambrogio, Live Reply GmbH 38 Wenn die eigene Webseite zum Sicherheitsrisiko wird Markus Schaffrin, Eco e.V. 39 Kapitel V - Ausblick Strategische Empfehlungen für Geschäftsmodelle im TK-Markt Prof. Dr. Jens Böcker, FH Bonn Rhein Sieg 41 Teil B — Nachschlagewerk über 650 aktualisierte Adressen, Personen und Firmenprofile Festnetz (Sprach-, Daten- und Carrier-Dienste; DSL, Glasfaser) 46 Mehrwertdienste (Auskunft, Servicerufnummern, Apps, Inkasso) 68 Mobilfunk (GSM, GPRS, UMTS, LTE) 74 Internet (ISPs, Hosting, VoIP, Cloud Computing) 82 Content / Medien (TV/HF, News, Suchmaschinen etc.) 94 Systemhäuser (Anwendungen, Lösungen, Software, Beratung) 101 Hersteller / Distributoren (Hardware, Vertrieb, Logistik) 127 Verbände / Vereine / Organisationen / Initiativen 156 Aufsichtsgremien / Standards / Normung 171 Analysten / Consulter / Kanzleien 175 8 Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis
  • 9. Inhalt - Teil C Teil C — Dokumentation Who-is-Who – die 120 wichtigsten Manager im TK-Markt … nach Namen A - Z 180 … nach Unternehmen A - Z 184 … nach Ort A - Z 187 Terminübersicht 2. Halbjahr 2013 190 Herausgeber und Verlag 192 Inserentenverzeichnis 193 Portel.de - Dschungelführer 2013 Inhaltsverzeichnis 9
  • 10. Editorial Georg Stanossek, Portel.de Liebe Leserinnen und Leser des Dschungelführers, mit der aktuellen Ausgabe 2013 unseres sage und schreibe seit 15 Jahren erscheinenden Branchenbuches „Dschungelführer - durch den deutschen ITK-Markt“ erhalten Sie wieder ein praktisches Nachschlagewerk zu den wichtigsten Marktteilnehmern mit elf Expertenbeiträgen zum gesamten Themenspektrum zwischen Regulierung, Technik und Vertrieb. Das Buch versteht sich als ergänzendes Medium zu unseren kommerziellen Newsdiensten und Online-Aktivitäten im Umfeld von Portel.de - dem B2B-Newsportal für die Telekommunikationsbranche. Bei unserer ersten Ausgabe, dem Dschungelführer 1998, war der Telekommunikationsmarkt gerade für den Wettbewerb geöffnet worden. Der damalige Bundespostminister Dr. Wolfgang Bötsch sprach in seinem Vorwort von einem gut ausgebauten Glasfasernetz und die 27 erteilten Lizenzen für Sprachtelefonie gehörten hoffnungsfrohen neuen Anbietern wie Mannesmann Arcor/D2, Otelo, Viag Interkom, Thyssen Telecom, ISIS oder VEW Telnet und die Telekom-Riesen schwelgten in globalen Allianzen wie Global One (DTAG/France Telecom/ Sprint), Unisource (AT&T/PTT NL/Telia/Swiss) und Concert (BT/MCI/Viag). Der dann folgende Preisverfall durch die Digitalisierung bei der Hardware und den Diensten sowie die geplatzte Internet-Blase 2001 führte schnell zur Marktbereinigung. Mit jeder weiteren Technik-Generation stehen auch heute noch die Geschäftsmodelle der Anbieter erneut auf dem Prüfstand, bis hin zum Ausbau der Breitbandnetze. Immerhin: einige große regionale Netzbetreiber wie u.a. Netcologne, Hansenet und EWE-Tel oder die Kölner QSC AG konnten sich von Beginn an auch erfolgreich im Markt behaupten. Der Regulierungsbehörde in Bonn kommt dabei die nicht immer leichte Aufgabe zu, zwischen dem Verbraucherwunsch nach Wettbewerb sowie niedrigen Endkundenpreisen und andererseits ausreichend Gewinnmarge für die laufenden Investitionen bei den Netzbetreibern und Diensteanbietern auszugleichen. Auch in den Reaktionen auf die letzte Tarifrunde zum Preis der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) im vergangenen März spiegelten sich die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Netzbetreiber und Provider in den Wettbewerberverbänden VATM, Breko, Buglas und Anga wieder. Mein besonderer Dank bei dieser Ausgabe gilt neben den Gastautoren auch unseren Anzeigenkunden, die uns teilweise schon seit vielen Jahren die Treue halten und ohne die dieses Buch gar nicht zustande kommen würde. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern wie immer eine interessante Lektüre und freuen uns über Ihre Anregungen und Hinweise. Ihr Georg Stanossek Mail: Info@Portal-21.de 10 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 11. Editorial Jens Weller, toplink GmbH Liebe Leserinnen und Leser des Dschungelführers, wir alle bilden das Rückgrat des deutschen Telekommunikationsmarktes. Um die wachsende Nachfrage nach Breitband zu befriedigen und die „weißen Flecken“ zu füllen, gilt es jedoch nicht nur die Netze auszubauen, sondern auch markt- und zukunftsorientierte Angebote und Produkte zu entwickeln. Die immer weiter voranschreitende IP-Konvergenz – bei der so unterschiedliche Kommunikationsformen wie Sprach- und Datenkommunikation in einem IP-Netz vereint werden – bietet enorme Zukunftspotentiale. Dafür benötigen wir eine offene Architektur der IP-Netzwerke, welche die Vorteile des klassischen Telefonnetzes mit den umfangreichen Leistungsmerkmalen der IP-Welt verbindet. All-IP ermöglicht es beliebigen Geräten und Diensten, Daten untereinander auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Konvergente Produkte und Lösungen entstehen nicht nur in der Verbindung von Sprache und Daten oder Festnetz und Mobilfunk, auch Telekommunikation und Energieversorgung sowie Telekommunikation und Medien wachsen zusammen. Diese Veränderung der traditionellen Branchengrenzen erfordert die Entwicklung neuer Geschäfts- und Partnermodelle. Als eines der ersten Unternehmen, das IP-Anlagenanschlüsse (SIP Trunking) in Deutschland angeboten hat, wissen wir, was das bedeutet. ISDN ist eine aussterbende Technologie, IP heißt die Zukunft. Aber jede Neuerung braucht Flexibilität, Pioniergeist und eine gute Portion Durchhaltevermögen. Unsere Next-Generation-Network (NGN) Plattform und individuellen VoIP- und ITK-Angebote für Carrier, Service Provider, Reseller und branchenfremde Unternehmen sind die Antwort auf diese Entwicklung. Unsere Services beinhalten Vorleistungsprodukte, wie beispielsweise die Anmietung, Verwaltung und Entstörung von DSL Anschlüssen über die WITA-Schnittstelle der Deutschen Telekom, vollautomatisierte Prozesse von Logistik und Distribution, die Rufnummernschaltung und -portierung in allen deutschen Ortsnetzen sowie Abrechnungsdaten für Endkundenrechnungen. Kunden, die einen eigenen Infrastrukturausbau betreiben (z.B. FTTX- oder KVZ-Ausbau), können die damit verbundenen Geschäfts- und Open Access Prozesse sowie regulatorische Belange durch uns abwickeln lassen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Deutschland den Anschluss im internationalen All-IP Wettbewerb nicht verpasst. Jens Weller toplink GmbH Geschäftsführer Portel.de - Dschungelführer 2013 11
  • 12. Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg Status der Märkte für Telekommunikationsdienste in Deutschland Anfang 2013 von Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott∗ Gesamtmarkt im Überblick Die Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft nahm 2012 gegenüber den beiden vorangehenden Jahren deutlich ab. Während 2011 das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands noch um 3,0% und ein Jahr zuvor um 3,6% gesteigert werden konnte, belief sich nach heutigem Erkenntnisstand die Veränderung der deutschen Wirtschaftsleistung im Jahr 2012 lediglich auf ca. 0,7%. In dem „mittelprächtigen“ gesamtwirtschaftlichen Umfeld des Jahres 2012 vermochten es die Anbieter von Diensten zur Telekommunikation (TK) in Deutschland die Schrumpfung ihrer Umsätze mit einer Veränderungsrate von –0,2% gegenüber dem Vergleichswert der Vorperiode (–0,8%) zu verlangsamen. Damit nahmen 2012 die deutschen TK-Diensteumsätze zum siebten Mal in Folge gegenüber dem Vorjahr ab. Absolut lag der Umsatz 2012 noch bei 60,1 Mrd. EUR. Im gleichen Zeitraum investierten TK-Unternehmen mit 6,0 Mrd. EUR rund 1,6 % weniger in Sachanlagen als im Vorjahr. Parallel ging die Zahl der Mitarbeiter von TK-Unternehmen im Jahr 2012 in Deutschland um 2,3 Tsd. (bzw. 1,3 %) auf 173,0 Tsd. zurück. Der ExMonopolist Telekom Deutschland (TD) verringerte das Personal in seinem Stammland um 2,1 Tsd. Köpfe, bei dessen Wettbewerbern nahm die Zahl der Beschäftigten um 0,2 Tsd. ab. An den gesamten Umsätzen mit TK-Diensten in Deutschland kam TD 2012 mit 22,6 Mrd. EUR nur noch auf einen Anteil von 38 %, während es 2011 noch 40 % waren. Bei den deutschen Wettbewerbern der TD lag der Umsatz 2012 damit bei 37,5 Mrd. EUR, wobei hiervon knapp 12 % auf Betreiber von Breitbandkabelnetzen entfielen. Keine Entwicklungsimpulse durch die Politik Im Jahr 2012 trat mit der Verkündung des „Gesetzes zur Änderung telekommunikationsrechtlicher Regelungen“ im Bundesgesetzblatt vom 09.05.2012 und damit fast 20 Monate nach Vorlage eines ersten Referentenentwurfs Mitte 2010 die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (endlich) in Kraft. Zuletzt hatten die Bundesländer den Gesetzgebungsprozess aufgehalten, um ihre finanziellen Interessen im Zusammenhang mit der Verteilung zukünftiger Erlöse aus Versteigerungen von zuvor dem Rundfunk zugewiesenen Frequenzen durchzusetzen. In einer Protokollnotiz verpflichtete sich die Bundesregierung dann am 08.02.2012 gegenüber den Ländern für die Verteilung solche Erlöse eine „einvernehmliche Regelung … zwischen dem Bund und den Ländern“ herzustellen. Anschließend konnte das Gesetz aufgrund einer anhängigen Verfassungsklage von Tele2 gegen die Preisansagepflicht für Call-by-Call-Verbindungen bzw. die Vorlaufzeit bis zum Wirksamwerden dieser Kundenschutzregelung nicht sofort in Kraft treten. Nachdem Joachim Gauck erst am 18.03.2012 neu in das Amt des Bundespräsidenten gewählt worden war, scheute sich das Staatsoberhaupt so kurz nach seiner Berufung ein hinsichtlich seiner Verfassungsmäßigkeit nicht unstrittiges Gesetz durch seine Unterschrift in Kraft zu setzen. So wurde erst der Spruch des höchsten deutschen Gerichts abgewartet, welcher dann der Odyssee der TKG-Novelle ein Ende setzte. 12 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 13. Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg Über die TKG-Novelle hinaus gingen von der Politik auch im Jahr 2012 keine wesentlichen Impulse zur Entwicklung von TK-Netzen und -Diensten in Deutschland aus. Es ist überaus bezeichnend, dass der am 13.11.2012 vom Bundeswirtschaftsministerium in Essen einberufene siebte nationale IT-Gipfel in der überregionalen Tages- und Wirtschaftspresse gar nicht mehr zur Kenntnis genommen wurde. Die hochtrabend als „Essener Erklärung“ apostrophierte Zukunftsvision der Gipfelveranstaltung wärmte lediglich alte Themen (z.B. Vertrauen und Sicherheit) auf und ist für die Ausrichtung der TK-Branche in Deutschland belanglos. Festnetztelefonie: Rückgang herkömmlicher Anschlüsse um 0,5 Mio. Die Zahl der Telefonfestnetzanschlüsse verringerte sich von Ende 2011 bis Ende 2012 um 0,5 Mio. auf einen Bestand von 37,5 Mio. TD verlor 1,0 Mio. Anschlüsse im Jahresverlauf (Vorjahr: 1,3 Mio.), die Zahl der Telefonanschlüsse bei alternativen Teilnehmernetzbetreibern (TNB) nahm zudem um 0,2 Mio. auf 10,8 Mio. zum Jahresende ab. 2011 hatten die alternativen TNB noch einen Zuwachs von 0,5 Mio. Anschlüssen erzielt. 57,4 % der von alternativen TNB und 1,8 % der von TD geschalteten stationären Sprachtelefoniezugänge wurden Ende 2012 über für „Voice-over-the-Internet-Protocol“ (VoIP) genutzte DSL-Anschlüsse realisiert. Damit nahm der Bestand dieser Variante von Festnetztelefonieanschlüssen 2012 bis zum Jahresende um 1,1 Mio. (Vorjahr: +0,9 Mio.) auf 6,6 Mio. zu. Die Zahl der Kunden, die über aufgerüstete Kabel-TV-Netze einen stationären Zugang zu Sprachtelefoniediensten erhielten, wuchs 2012 um 0,7 Mio. auf 4,3 Mio. (Veränderung 2011: 0,6 Mio.). Breitbandige Festnetzanschlüsse: Kabelnetzbetreiber unverändert auf Expansionskurs Die Zahl der stationären Breitbandanschlüsse in Deutschland stieg im Jahr 2012 um 2,5 % auf etwa 28,1 Mio. zum Jahresende an, was einer Durchdringungsquote von 69,6 % der Privathaushalte in Deutschland entspricht. Dabei ging der Marktanteil der TD in diesem Bereich um 0,5 Prozentpunkte auf 44,4 % zurück (s. Abb. 1). Der entsprechende Anteilsrückgang der alternativen, zumeist DSL-basierten Wettbewerber fiel mit 2,0 Prozentpunkten noch deutlicher aus. Gewinner waren wie schon im Vorjahr die Kabelnetzbetreiber, die 2012 netto 0,8 Mio. Endkunden hinzugewinnen und ihren Marktanteil auf 16,0 % steigern konnten. Abb. 2 ist zu entnehmen, wie sich die absoluten Netto-Veränderungen bei den vermarkteten Anschlüssen auf verschiedene Anbietertypen verteilen. Demnach erhöhte TD ihre Breitbandkundenbasis im Festnetz um 162 Tsd. Anschlüsse. Alternative, zumeist DSL-basierte TD-Wettbewerber verloren im gleichen Zeitraum netto 268 Tsd. der von ihnen betreuten Endkunden. Dabei nahm der Wertschöpfungsumfang in dieser Anbietergruppe erneut leicht zu, da sich die Zahl der von der TD betriebenen und von Wettbewerbern vermarkteten und betreuten (= gebündelten Wholesale-)DSL-Anschlüsse um 186 Tsd. auf lediglich noch 0,5 Mio. Ende 2012 verringert hat. Im Ergebnis ging die Wachstumsgeschwindigkeit im Markt für direkt geschaltete Breitbandanschlüsse weiter zurück. Nach einem Zuwachs um 1,0 Mio. im Laufe des Jahres 2011 kamen in 2012 noch knapp 0,7 Mio. Anschlüsse hinzu (vgl. Abb. 2). Für 2013 rechne ich angesichts dieses Trends netto mit ca. 0,5 Mio. neuen DSL- und Kabelmodem-Kunden in Deutschland. Aus Abb. 3 geht hervor, dass die nach der Übernahme von KabelBW durch Liberty Global bzw. Fusion von KabelBW mit Unitymedia verbliebenen zwei größten deutschen Breitbandkabelanbieter im Jahr 2012 die stärksten Zuwächse im Endkundenmarkt für festnetzbasierte Breitbandanschlüsse verbuchen konnten: Während sich die Kundenbasis von Unitymedia KabelBW um 23,3 % vergrößerte, erhöhte sich der Internetkundenbestand von Kabel Deutschland um 20,3 %. Portel.de - Dschungelführer 2013 13
  • 14. Beitrag Gerpott 28,08 Mio.! 27,40 Mio.! (= 100 %)! TK-Dschungelführer 2013 Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg 100 %)! (= 01.03.2013 Seite 3 Abb. 1: Verteilung von stationären Breitbandendkunden in Deutschland nach Anbietertyp Kabelmodem-! Ende 2011 und Ende 2012 16,0 %! 13,5 %! basierte Wettbewerber! Alternative, zumeist Kabelmodem-! basierte Wettbewerber! DSL-basierte Wettbewerber! 27,40 Mio.! (= 100 %)! 28,08 Mio.! (= 100 %)! 41,6 %! 13,5 %! 16,0 %! 41,6 %! 39,6 %! Alternative, zumeist DSL-basierte Wettbewerber! Telekom" Deutschland (direkt)! 39,6 %! 44,4 %! 44,9 %! Telekom" Deutschland (direkt)! 44,9 %! 44,4 %! 31.12.2012! 31.12.2011! Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen! 31.12.2012! 31.12.2011! Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen! Abb. 2: Abb. 1: Verteilung von stationären Breitbandendkunden in Deutschland nach Anbietertyp Nettoveränderungen der Zahl2012 Festnetzbreitbandkunden in Deutschland Ende 2011 und Ende der nach An- Abb. 2: Nettoveränderungen der Zahl der Festnetzbreitbandkunden in Deutschland nach Anbietertyp im Jahr 2012 bietertyp im Jahr 2012 Kabelmodem-basierte Kabelmodem-basierte Wettbewerber! Wettbewerber! 790 790 Tsd.! Tsd.! Alternative, zumeist DSL- Alternative, zumeist DSL- –268 Tsd.! basierte Wettbewerber! –268 Tsd.! basierte Wettbewerber! Telekom Deutschland ! (direkt)! Telekom Deutschland ! (direkt)! 162 Tsd.! 162 Tsd.! Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen! Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen! Abb. 2: Nettoveränderungen der Zahl der Festnetzbreitbandkunden in Deutschland nach Anbietertyp im Jahr 2012 14 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 15. Bei den DSL-basierten TD-Wettbewerbern nahm der Bestand an Breitbandkunden absolut und prozentual am deutlichsten bei Telefónica Germany ab: Von dem Ende Juni 2011 erreiGastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg Abb. 3: Veränderungen des Bestands an Endkunden mit vermarkteten Festnetz-Breitbandanschlüssen bei sieben Anbietern vom 31.12.2011 bis 31.12.2012 Prozentuale Veränderung Unitymedia KabelBW Absolute Veränderung (in Tsd.) Bestand 31.12.2012 (absolut, in Mio.) 419,7 23,3 % Kabel Deutschland 294,3 20,3 % Telekom Deutschland 162,0 1,3 % United Interneta 70,0 2,1 % Telefónica –8,2 % Germany Vodafone –6,6 % Versatelb –7,1 % 2,219 1,741 12,427 3,360 2,376 –212,0 3,207 –226,0 –40,0 0,523 a) Am 30.09.2012. b) Schätzung. Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen Abb. 3: Veränderungen des Bestands an Endkunden mit vermarkteten Festnetz-Breitbandanschlüssen bei sieben Anbietern vom 31.12.2011 bis 31.12.2012 Bei den DSL-basierten TD-Wettbewerbern nahm der Bestand an Breitbandkunden absolut und prozentual am deutlichsten bei Telefónica Germany ab: Von dem Ende Juni 2011 erreichten Höchstwert des DSLKundenbestands von 2,62 Mio. verlor das Unternehmen in der zweiten Hälfte 2011 36 Tsd. und im Jahr 2012 weitere 212 Tsd. Breitbandkunden. Bei Vodafone und Versatel setzte sich die bereits 2011 beobachtbare Erosion der Zahl der Breitbandanschlüsse 2012 ebenfalls beschleunigt fort. Ausbau von Glasfaseranschlussnetzen im Schneckentempo Der Ausbau breitbandiger Glasfaseranschlussnetze in Deutschland kam 2012 erneut nur im Schneckentempo voran. Dem Ex-Monopolisten TD fehlen die Finanzmittel, um in großem Umfang in Fiber-To-TheHome-(FTTH-)Technik zu investieren. Um dies zu kaschieren, hat TD in den letzten Monaten des Jahres 2012 und Anfang 2013 versucht, den Eindruck zu erwecken, dass man durch die Erweiterung der Fiber-To-The-Curb-(FTTC-)Abdeckung von bislang etwa 11 Millionen Haushalten in Verbindung mit dem Einsatz von Vectoring-Technik auf mehr als 24 Millionen Haushalte bis Ende 2016 dem Breitbandausbau in Deutschland einen wirklichen Schub geben wolle. Abgesehen davon, dass die Umsetzung dieser Pläne von TD mit der Forderung der Gewährung regulatorischer Erleichterungen beim Zugang von Wettbewerbern zur Teilnehmeranschlussleitung verknüpft wurde, ist dieser Ansatz nicht geeignet, um die Breitbandsituation vor allem in der Fläche deutlich zu verbessern. Der Vectoring-FTTC-Ausbau der TD würde sich nämlich auf eher dichter besiedelte Regionen, in denen das Unternehmen im Wettbewerb zu Kabelnetzbetreibern steht, konzentrieren und damit nur in geringem Ausmaß die Versorgungslage außerhalb von Groß- und Mittelstädten verbessern. Außerdem ist eine Vectoring-FTTC-Infrastruktur aufgrund ihrer technischen Leistungsgrenzen im Vergleich zu FTTH-Netzen nicht wirklich langfristig zukunftsfähig. Somit ist es 2012 dabei geblieben und wird es auch 2013 weiter so sein, dass Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude und bis zur Wohnung in Deutschland zu einem erheblichen Anteil von TD-Wettbewerbern errichtet werden. Die finanzielle Leistungsfähigkeit dieser Anbietergruppe ist aber begrenzt. Zudem setzt Portel.de - Dschungelführer 2013 15
  • 16. Beitrag Gerpott TK-Dschungelführer 2013 01.03.2013 Seite 6 Mobilfunk: Weniger Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg Gastbeitrag Univ.-Prof.aktivierte SIM-Karten, aber mehr Umsatz Nach einem Anstieg der Zahl der aktivierten SIM-Karten im Jahr 2011 um knapp 4,9 % nahm die Kartenzahl im Laufe des Jahres 2012 netto um 960 Tsd. bzw. 0,8 % ab (vgl. Abb. 4). Damit entfallen derzeit auf einen Bundesbürger durchschnittlich 1,4 SIM-Karten. Wie auch im sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Glasfaseranschlüsse in Deutschland primär unter bestimmten Vorjahr erreichten E-Plus und Telefónica Germany 2012 mit in der Vergangenheit, Bereitschaft Randbedingungen (z.B. keine hinreichende lokale BreitbandversorgungVeränderungsraten von 3,0 % von Kunden, sich vorab zur Anmietung neuer Anschlüsse zubeiden Unternehmen konnten ihre Karbzw. 5,0 % das stärkste SIM-Kartenwachstum. Die verpflichten, Verfügbarkeit öffentlicher Investitionsfördermittel oderinsgesamt 1,8 Prozentpunkte steigern. Der Rückgang der von FTTB/H-Netzen tenmarktanteile um Programme zur Finanzierungskostenverringerung, Anschluss aktivierten SIMan Vermarktungsplattformen) attraktive Renditen versprechen. Als Konsequenz ist davon auszugehen, Karten erklärt sich vor allem daraus, dass Vodafone im Jahr 2012 rund 3,9 Mio. inaktive Predass die Ausbreitung von Glasfaseranschlussnetzen in Deutschland (aber auch in vielen anderen Staaten) paid-Kunden aus Zeiträume erstrecken sich über sehr lange den Büchern nahm. wird, bevor ein hoher Versorgungsgrad zu vermelden sein wird. Der Umsatz mit Mobilfunkdiensten wuchs 2012 mit 1,8 % bzw. 358 Mio. EUR gegenüber Mobilfunk: Weniger aktivierte SIM-Karten, aber mehr Umsatz dem Vorjahr auf 19,97 Mrd. EUR (s. Abb. 4), nachdem er im Vorjahr um 0,6 % gegenüber Nach einem Anstieg der Zahl der aktivierten SIM-Karten im Jahr 2011 um knapp 4,9 % nahm die Kar2010 im Laufe war. Hinter dieser Gesamtveränderung verbergen sich unterschiedliche Trends tenzahlgesunkendes Jahres 2012 netto um 960 Tsd. bzw. 0,8 % ab (vgl. Abb. 4). Damit entfallen derzeit auf einen Bundesbürger durchschnittlich 1,4 SIM-Karten. Wie auch im Vorjahr erreichten E-Plus und Telefónica Germany 2012 mit Veränderungsraten von 3,0 % bzw. 5,0 % das stärkste SIM-KartenwachsAbb. 4: SIM-Kartenanteile Ende 2011 Kartenmarktanteile um insgesamt 1,8 Prozentpunkte steitum. Die beiden Unternehmen konnten ihreund Ende 2012 sowie Diensteumsatzanteile 2011 und 2012 der vier Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland SIM-Kartenbestand 114,1 Mio. (= 100 %) Telefónica Germany [+5,0 %]a E-Plus [+3,0 %] Vodafone [–9,9 %] 16,1 % 19,9 % –0,8% 113,2 Mio. (= 100 %) [+3,3 %] 19.607 Mio. EUR 19.965 Mio. EUR (= 100 %) +1,8 % (= 100 %) 15,0 % 15,8 % 15,8 % 15,8 % 34,1 % 17,1 % 34,5 % 35,1 % 33,9 % 2011 33,0 % 29,9 % 31,0 % 32,3 % 31.12.2012 Telefónica Germany 2012 20,7 % 31.12.2011 Telekom Deutschland Mobilfunkdiensteumsatz [+0,8 PP]b E-Plus [±0,0 PP] Vodafone [+0,4 PP] Telekom Deutschland [–1,2 PP] a) Angabe in eckigen Klammern in linker Teilgrak: Veränderungsrate der aktivierten SIM-Karten Ende 2012 relativ zu Ende 2011. b) Angaben in eckigen Klammern in rechter Teilgrak: Veränderung des Umsatzmarktanteils 2012 in Prozentpunkten [PP] gegenüber dem Vorjahr. Quelle: Unternehmensangaben, Prof. Gerpott Analysen Abb. 4: SIM-Kartenanteile Ende 2011 und Ende 2012 sowie Diensteumsatzanteile 2011 und 2012 der vier Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland 16 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 17. Gastbeitrag Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Universität Duisburg gern. Der Rückgang der aktivierten SIM-Karten erklärt sich vor allem daraus, dass Vodafone im Jahr 2012 rund 3,9 Mio. inaktive Prepaid-Kunden aus den Büchern nahm. Der Umsatz mit Mobilfunkdiensten wuchs 2012 mit 1,8 % bzw. 358 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr auf 19,97 Mrd. EUR (s. Abb. 4), nachdem er im Vorjahr um 0,6 % gegenüber 2010 gesunken war. Hinter dieser Gesamtveränderung verbergen sich unterschiedliche Trends in den Märkten für mobile Sprachund Datendienste. Während die Umsätze mit mobiler Sprachtelefonie 2012 gegenüber dem Vorjahr um 3,6 % abnahmen, wuchsen die Erlöse bei mobilen Datendiensten um etwa 11,0 % auf 8,0 Mrd. EUR im Jahr 2012. Von diesen 8 Mrd. EUR entfielen 5,1 Mrd. EUR auf den Zugang zum Internet über Mobilfunknetze. Damit bewegte sich der Anteil der Umsätze mit mobilen Datendiensten (ohne SMS/MMS) an den gesamten Umsätzen mit Mobilfunkdiensten 2012 bei 25,5 % (Vorjahr: 21,6 %). Im Mobilfunk wird der Zugriff auf das Internet über Smartphones und Tablets 2013 weiter rasant zunehmen. Schätzungen der Zahl der Menschen in Deutschland, die über ein Mobilfunknetz in das Internet gehen, schwanken stark. Nach unseren Recherchen nutzten Anfang 2013 rund 50% der Internetnutzer bzw. knapp 40 % der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren ein Smartphone, um mobil auf das Internet zurückzugreifen. Ende 2013 könnten diese Anteile bei über 65 % bzw. etwa 50 % liegen. Zwar stieg die Zahl der klassischen SMS in Deutschland 2012 noch einmal um 6,4 % auf 57,4 Mrd., aber die SMS-Umsätze stagnierten aufgrund zurückgehender Preise bei 2,8 Mrd. EUR. MMS-Umsätze hatten mit 0,1 Mrd. EUR auch 2012 eine nur marginale wirtschaftliche Bedeutung. In den nächsten Jahren ist aufgrund der Ausbreitung des Kurznachrichtenversands über internetbasierte Applikationen wie WhatsApp oder KakaoTalk mit einem Rückgang der SMS-Umsätze zu rechnen. Neuvergabe von 900/1800-MHz-Frequenzen ab 2017 wirft Schatten voraus In regulatorischer Hinsicht wird im Mobilfunk 2013 die Diskussion über den Umgang mit den Ende 2016 auslaufenden GSM-Frequenzzuteilungen im 900 und 1.800 GHz-Bereich eine große Rolle spielen. Die vier bisherigen Lizenzinhaber werden sich einmütig darum bemühen, eine Versteigerung dieser Frequenzen zu vermeiden. Die Allgemeinheit könnte dagegen ein Interesse daran haben, dass die Frequenzzuteilung per Auktion erfolgt. Eine Kompromisslösung zwischen beiden Positionen wäre eine Verlängerung der GSM-Frequenzzuteilungen bis Ende 2020, um das Spektrum dann etwa 2018/19 gemeinsam mit den im Jahr 2000 zugeteilten und bis 2020 befristeten UMTS-Frequenzen im 2 GHz-Bereich in einer „großen Auktion“ zu vergeben. Am wahrscheinlichsten scheint mir aber derzeit, dass die Ende 2016 auslaufenden GSM-900/-1.800 Frequenzen versteigert werden. Auch in regulatorischer Hinsicht sind und bleiben die TK-Dienstemärkte in Deutschland also spannend. Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Telekommunikationswirtschaft an der Mercator School of Management Duisburg der Universität Duisburg-Essen. Außerdem ist er Gründungsgesellschafter der DIALOG CONSULT GmbH. In dieser Funktion berät Prof. Gerpott primär Klienten aus den TIMES-Branchen bei der Entwicklung und Umsetzung von Wettbewerbsstrategien für neue und etablierte Marktfelder. DIALOG CONSULT ist ein 1996 gegründetes Beratungsunternehmen, das mit fundiertem TK-Wissen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen v.a. TK-Netzbetreiber, -Diensteproduzenten, -Dienstevermarkter und -Anwender bei der Vorbereitung und Implementierung von strategischen und operativen Geschäftsentscheidungen unterstützt. Portel.de - Dschungelführer 2013 17
  • 18. Gastbeitrag Peer Knauer, VATM Ohne Wettbewerb kein erfolgreicher Breitbandausbau von Peer Knauer 15 Jahre ist es her, dass der Startschuss für die Öffnung des Festnetz-Telekommunikationsmarktes in Deutschland fiel. Heute gehört der deutsche TK-Markt zu den wettbewerbsintensivsten in Europa und der Kunde zahlt nur noch einen Bruchteil für seine Telefonate – im Festnetz laut Eurostat weniger als drei Prozent des Preises von damals. Die Entwicklung ist also enorm. Die Telekommunikationsbranche bestimmt mit ihren Leistungen, Produkten und Innovationen maßgeblich Geschwindigkeit und Takt des deutschen Wirtschaftslebens. Doch auch 15 Jahre nach der Liberalisierung gibt es im TK-Markt alle Hände voll zu tun. So fallen in 2013 grundlegende Entscheidungen zur Entgeltregulierung, zu Kostenberechnungsmodellen und Missbrauchskontrolle auf deutscher und EU-Ebene und nicht zuletzt zur Nutzung der Vectoring-Technologie. Die Telekommunikationsbranche steht vor einer neuen Ära der digitalen Revolution. Die drei TreiberThemen sind derzeit Mobilität, Cloud Computing sowie M2M-Kommunikation, mit den Breitbandnetzen als Erfolgsfaktor im Hintergrund. Die TK-Branche kann stolz darauf sein, dass fast alle weißen Flecken im Land inzwischen mit niedrigen Breitbandraten erschlossen sind. In Bezug auf die Versorgung mit höchsten Breitbandraten ist das Land allerdings von den angestrebten Zielen der Bundesregierung noch weit entfernt. Zweifellos ist der Breitbandausbau in Deutschland eine große Herausforderung für die nächsten Jahre. Sie ist nur zu meistern, wenn die erforderlichen Investitionen gemeinsam von Telekom und den Wettbewerbern geschultert werden, um so möglichst schnell und möglichst viele Haushalte erreichen zu können. In den vergangenen Jahren haben die Wettbewerber mehr als die Hälfte der Investitionen getragen – seit der Liberalisierung insgesamt rund 55 Milliarden Euro. Nur über die Vielfalt der Technologien und Anbieter sind die ehrgeizigen Breitbandziele der Bundesregierung noch zu erreichen. Und nur so wird der Breitbandmotor nicht abgewürgt. Wir brauchen ein Anreizsystem, das Investitionen ermöglicht. Eine besonders wichtige Stellschraube ist dabei der Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), die „Mutter aller Vorprodukte“, den die Wettbewerber an die Telekom entrichten müssen. Der Investitionswettbewerb wird sich in den nächsten Jahren vornehmlich auf die Erschließung der Kabelverzweiger mit Glasfaserkabel fokussieren. Bei sieben Euro monatlichem Entgelt für die TAL-Strecke vom KVz zum Endkunden wird ein betriebswirtschaftlicher Ausbau dramatisch erschwert. Ein solcher Businessplan rechnet sich immer weniger. Der Wert eines Breitbandanschlusses ist durch Flatrates und den durch die Breitbandkabelnetzbetreiber angeführten Preiskampf unter die Räder gekommen. Zusatzkosten für steigende Bandbreiten stehen kaum noch realisierbare Mehreinnahmen gegenüber. 18 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 19. Gastbeitrag Peer Knauer, VATM Das bedeutet: Wenn gewollt ist, dass mehr KVz erschlossen werden, brauchen wir einen TAL-Preis, der stabile Businesspläne für die Wettbewerber möglich macht. Der Netzausbau bis zu den grauen Verteilerkästen am Gehwegrand ist in Deutschland von allergrößter strategischer Bedeutung für die nächsten Jahre. Hier entscheidet sich, ob wir in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s und mehr bekommen oder nicht. Aus Sicht der alternativen Festnetzbetreiber sind Mietkosten für die so genannte letzte Meile seit vielen Jahren deutlich zu hoch, weil sie von der Bundesnetzagentur auf der Grundlage eines umstrittenen Berechnungsansatzes festgelegt werden. Dieser basiert auf einem Neubau des bereits abgeschriebenen Kupfernetzes. Branchenexperten gehen davon aus, dass ein betriebswirtschaftlich angemessener Preis mindestens 30 Prozent unter den jetzigen Entgelten liegen müsste. Diese regulatorische Hypothek benachteiligt die Festnetzbetreiber zudem gegenüber den Kabelgesellschaften, die nicht auf die TAL angewiesen sind. Außerdem 2013 im Fokus: Vectoring – eine aus Sicht des VATM interessante und sinnvolle Technologie, die jedoch nur für einen vorübergehenden Zeitraum als Zwischenschritt einzusetzen ist. Mit geringem Aufwand kann durch sie eine Leistungssteigerung der alten Kupferdrähte und damit eine deutliche Erhöhung der Bandbreite für eine recht große Zahl von Kunden erreicht werden. Doch es darf durch die Vorschläge und Pläne keinesfalls zu einer – vor allem aus technologischer Sicht völlig unnötigen – Remonopolisierung kommen. Genau hierauf liefen aber die Forderungen der Telekom hinaus. So verlangt sie, die Zugangsgewährung zum KVz – ein wichtiger Bestandteil der Liberalisierung – wieder abzuschaffen. Der Grundsatz der Entbündelung darf keinesfalls aufgegeben werden. Er bleibt unverzichtbar, immer dort, wo alternative Carrier den technogisch gewünschten Glasfaserausbau vorantreiben. Unter bestimmten Bedingungen kann es beim Einsatz von Vectoring aber erforderlich sein, einem Anbieter zeitweise Exklusivität einzuräumen. Dies wird in dem ganz seltenen Fall relevant, wenn mehrere Unternehmen den gleichen Kabelverzweiger mit Glasfaserkabel anschließen wollen. Nur unter drei Bedingungen können die Wettbewerber hinnehmen, dass Exklusivität zeitweise zu Gunsten eines Unternehmens gewährt wird. So muss absolute Chancengleichheit zwischen der Telekom und den Wettbewerbern herrschen. Zudem dürfen bereits getätigte Investitionen der Wettbewerber (bereits angeschlossene KVz) nicht gefährdet und entwertet werden. Es muss Bestandsschutz herrschen. Einen Lösungsvorschlag dazu hat der VATM dem Regulierer unterbreitet. Und drittens: In dem Moment, in dem ein Anbieter Vectoring den Endkunden offeriert, muss zeitgleich ein Vorleistungsprodukt für alle anderen Unternehmen auf dem Markt sein. Und bei diesem Vorprodukt darf es sich nicht um ein Bitstrom-Produkt-Layer 3 handeln, wie es zunächst angeboten worden ist, sondern um Layer 2 – wie im NGA-Forum der Bundesnetzagentur abgestimmt. Nur dies ermöglicht auch den Wettbewerbern, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten. Wir brauchen ein technologie-, innovations- und investitionsfreundliches Umfeld. Kurz gesagt: Wir brauchen Wettbewerb. Im Mobilfunk-Bereich steht ebenfalls eine wichtige Entscheidung an. Ende 2016 laufen die 900-MHzund ein Großteil der 1800-MHz-Frequenznutzungsrechte der vier Mobilfunknetzbetreiber aus. Diese bisherigen GSM-Frequenzen werden von ihnen vor allem für die Versorgung mit mobilen Sprachdiensten und Machine-to-Machine-Anwendungen in Deutschland eingesetzt. Nun stellt sich die Frage, wie diese Portel.de - Dschungelführer 2013 19
  • 20. Gastbeitrag Peer Knauer, VATM Frequenzen ab 2017 genutzt werden sollen. Um Planungssicherheit für weitere Investitionen aller Beteiligten zu schaffen, möchte die Bundesnetzagentur in diesem Jahr über die zukünftige Zuteilung dieser Frequenzen entscheiden. Der Regulierer hat verschiedene Szenarien zur weiteren Vorgehensweise in diesem Verfahren vorgestellt. Die Bundesnetzagentur muss vor allem entscheiden, ob die Zuteilung per Einzelzuteilung an die Antragsteller oder per Auktion erfolgen soll. Mit einer Entscheidung die Frequenzen zu versteigern, würde im Gesamtmarkt nicht nur eine erhebliche Rechtsunsicherheit entstehen – es würde auch die Planungssicherheit der bisherigen Frequenznutzer zerstört. Dann wäre zu befürchten, dass weitere Investitionen in den Ausbau mobiler Datennetze auf Jahre auf Eis gelegt werden oder zunächst außerhalb Deutschlands erfolgen. Eine Auktion würde damit auch den Breitbandstrategien von Bund und Ländern völlig zuwiderlaufen. Der VATM appelliert, dass die Bundesnetzagentur die bisherigen 900-/1800-MHz-Nutzungsrechte zu den bestehenden Bedingungen einschließlich der auferlegten Verpflichtungen den bisherigen Nutzern, die ihre Leistungsfähigkeit am kapitalintensiven deutschen Mobilfunkmarkt über zwei Jahrzehnte bewiesen haben, für einen angemessenen Zeitraum weiter verlängern sollte. Peer Knauer ist Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. Im VATM haben sich mehr als 120 der im deutschen Markt operativ tätigen Telekommunikations- und Mehrwertdienste-Unternehmen zusammengeschlossen. Alle stehen im Wettbewerb zum Ex-Monopolisten Deutsche Telekom AG und repräsentieren rund 80 Prozent des von den privaten Anbietern erzielten TK-Gesamtumsatzes. 20 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 21. Gastbeitrag Ingo Wolff, ITG Portel.de - Dschungelführer 2013 21
  • 22. Gastbeitrag Dr. Stephan Albers, BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. Vectoring: Gute Brückentechnologie für mehr Glasfaser in Deutschland! von Dr. Stephan Albers Die Bundesregierung hat ein Ziel: Jedem Bürger in Deutschland soll der uneingeschränkte Zugang zum hochbitratigen Internet ermöglicht werden – egal, ob auf dem Land oder in der Stadt. Die Breitbandstrategie der Bundesregierung sieht vor, dass bis 2014 rund 75 Prozent aller deutschen Haushalte mit Internet-Anschlüssen von mindestens 50 MBit/s Übertragungsrate ausgestattet sind; 2018 soll eine Flächendeckung erreicht sein. Diese Ziele sind richtig und wichtig. Eine aktuelle Studie, die vom Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO), dem FTTH Council Europe und dem Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) Anfang dieses Jahres vorgestellt wurde, hat den enormen Anstieg des Bedarfs an hochbitratigen Internet-Zugängen gezeigt. Im Jahr 2025 wird in Deutschland der Datenhunger so groß sein, dass Mindest-Datenübertragungsraten (symmetrisch) von 60 bis 70 MBit/s als so genanntes „Entry level“ flächendeckend zur Verfügung stehen müssen. Vielsurfer, die ihren gesamten beruflichen und privaten Alltag ins Internet verlagern, werden symmetrische Zugänge mit einer Download- wie Uploadgeschwindigkeit von 300 bis 350 MBit/s fordern. Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, ist der Ausbau von glasfaserbasierten Netzen unabdingbar. Mit der derzeitig hitzig diskutierten Vectoring-Technik können die leistungsbeschränkten Kupferkabel der letzten Meile – die Verbindung zwischen Kabelverzweiger (KVz) und Wohneinheit – aufgewertet werden, so dass im Einzelfall ein Datendurchlass von bis zu 100 Mbit/s möglich wird. Vectoring wird grundsätzlich als eine innovative Breitbandtechnik bewertet. Doch beim Blick auf die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen wird das Alleinstellungsmerkmal vom Glasfaserkabel als einzig zukunftsfähiges Medium deutlich und zeigt, dass die Vectoring-Technik kein Ersatz für das Glasfaserkabel ist. Nur die Verlegung von Glasfaser bis in die Gebäude (FTTB/FTTH) schafft die Voraussetzungen, um den zukünftigen Datenanstieg effektiv managen zu können und den Bandbreitenbedarf in Deutschland zu decken. Vor allem mit Fokus auf die ländlichen Gebiete, von denen viele immer noch von der „Digitalen Spaltung“ betroffen sind, kann der Einsatz von Vectoring aber ein wichtiger Zwischenschritt sein. In dünnbesiedelten Regionen sind insbesondere alternative Carrier aktiv, die mit dem Einsatz von Vectoring über ein optimiertes VDSL-Produkt schneller den Kundenstamm und somit den Cash-Flow generieren könnten, der einen weiteren Ausbau von Glasfaserleitungen bis ins Gebäude ermöglicht. Dadurch würde gleichzeitig der Wettbewerbsdruck auf den Ex-Monopolisten erhöht, in FTTB-Anschlüsse zu investieren. Allgemeine Vectoring-Fakten:􀂃 Um Vectoring am KVz einsetzen zu können, müssen diese zuvor mit Glasfaserkabel erschlossen sein. Nur so ist auf der letzten Meile der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) ein potenzieller Datenschub gewährleistet. Sobald die TAL-Längen über 500 Meter hinausgehen, verpufft der Beschleunigungs-Effekt sukzessive. Im ländlichen Raum liegen die Wohnungen unterschiedlich weit entfernt von den KVz-Anlagen. Die Breitbandtechnik kann dort nur individuell angewandt werden. 22 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 23. Gastbeitrag Dr. Stephan Albers, BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. Technische und regulatorische Vectoring-Fakten: Soll eine Kupferleitung beschleunigt werden, wird ein Chipsatz des jeweiligen Netzbetreibers in den KVz installiert. Dieser reduziert die Rauschsignale in den Leitungen. Vectoring erhöht so nutzbare Kabelressourcen. Live-Tests in optimaler Umgebung zeigten einen maximalen Datenanstieg auf über 70 Mbit/s. 􀂃 Bisher kann nur jeweils ein Netzbetreiber Vectoring an einem KVz anwenden. Eine Entbündelung der KVzTAL beeinträchtigt den Vectoring-Effekt. Durch entsprechende Maßnahmen kann die Beeinträchtigung teilweise abgefangen werden. Zurzeit arbeiten verschiedene Hersteller an der nächsten Generation des Vectoring, dem so genannten „Node-Level-Vectoring“. Bei dieser Technologie würde der Datenschub durch einen anderen VDSL-Anbieter am KVz nicht negativ beeinflusst, wenn beide Betreiber die Technik desselben Herstellers einsetzen. Später soll auch ein herstellerübergreifendes „Node-Level-Vectoring“ durchführbar sein. Im Übrigen ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass mehrere Unternehmen den gleichen KVz mit Glasfaser ausbauen, um von dort aus VDSL anzubieten. Grund sind die hohen Ausbaukosten und die daraus resultierenden erforderlichen Marktanteile. Die Praxis zeigt: An weniger als 0,2 Prozent der für VDSL ausgebauten KVz ist ein späterer Überbau durch ein zweites Unternehmen (meistens die Telekom) festzustellen. Gegenwärtige Wettbewerbs-Situation Die Deutsche Telekom fordert den exklusiven Einsatz von Vectoring und will sich im Zuge dessen von der Verpflichtung zur Entbündelung am KVz regulatorisch befreien lassen. Die entsprechenden Regulierungsanträge sind bei der Bundesnetzagentur Ende letzten Jahres von der Telekom eingereicht worden. Die alternativen Carrier kämpfen für den diskriminierungsfreien und wettbewerbskonformen Technik-Einsatz, so dass die Kunden aller Unternehmen in gleicher Weise vom Vectoring profitieren können. Der BREKO als der mitgliederstärkste Festnetzwettbewerber-Verband setzt alles daran, den Infrastrukturwettbewerb zu sichern. Vor allem auch mit Hinblick auf die erwähnte Zukunftsstudie und die Breitbandziele der Bundesregierung. Schließlich ist es den City- und Regional-Carriern - und zunehmend auch den Stadtwerken - zu verdanken, dass heute viele dünnbesiedelte Regionen ans schnelle Internet angeschlossen sind. Die alternativen Festnetzbetreiber investieren in Relation zur Wertschöpfung viermal so viel wie der ExMonopolist in den Ausbau und agieren dabei oftmals in enger Abstimmung mit den Kommunen, indem sie z. B. bisher schlecht versorgte Außenbezirke oder Gewerbegebiete primär ausbauen. Anders als das marktbeherrschende Unternehmen, das bislang vorwiegend in Großstädten KVz mit Glasfaser ausgebaut hat, betreiben die Wettbewerber bei ihrem VDSL-Ausbau keine „Rosinenpickerei“, sondern bauen zuerst da aus, wo es „weh tut“. Der BREKO Breitband Kompass 2013 Plus gibt einen Überblick zu den zahlreichen Glasfaserausbau-Projekten der BREKO-Mitgliedsunternehmen. Der Kompass sowie die Zukunftsstudie sind auf der Webseite des BREKO unter www.brekoverband.de herunterzuladen. Dr. Stephan Albers ist Geschäftsführer des BREKO e.V. Die über 140 Mitgliedsunternehmen des Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO), unter ihnen über 80 City- und Regionalcarrier und Stadtwerke, versorgen in ganz Deutschland nicht nur Ballungszentren, sondern insbesondere auch ländliche Gebiete mit leistungsfähigen Glasfaseranschlüssen. www.brekoverband.de Portel.de - Dschungelführer 2013 23
  • 24. Gastbeitrag Wolfgang Heer, Buglas Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. 2013: Zentrale Weichen für den Breitbandausbau richtig stellen von Wolfgang Heer Das viel diskutierte Thema Vectoring bleibt 2013 auf der Agenda, in den kommenden Monaten müssen aber weitere wichtige Weichen dafür gestellt werden, die Versorgung mit schnellem Internet in Deutschland voranzubringen. Technisch gesehen kann Vectoring dort, wo die Länge der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) maximal einen Kilometer beträgt, dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit des alten Kupfernetzes zu erhöhen. Dies dürfte am ehesten in städtischen und stadtnahen Räumen der Fall sein. Im ländlichen Raum wird der Einsatz von Vectoring-Karten somit nur eine geringe Wirkung für die Versorgung der Bürger mit schnellem Internet haben. Hier lassen sich für die Breitbandversorgung die größten Fortschritte mit dem Ausbau der Kabelverzweiger (KVZ) mit Glasfaser (FttC) erzielen. Dies jedoch nur, so zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre, wenn der Breitbandausbau im Infrastrukturwettbewerb erfolgt. Dieser Wettbewerb ist zwingend auf den Zugang zur entbündelten TAL am KVZ angewiesen. Und genau an dieser Stelle soll sich Vectoring für die Telekom als Vehikel erweisen, um den Einstieg in den Ausstieg aus der Regulierung zu schaffen. 15 Jahre nach der Marktöffnung, so argumentiert der Incumbent, müsse doch Schluss sein mit den Auflagen, die die Bundesnetzagentur mit der Zugangsverpflichtung zum KVZ dem ehemaligen Staatsunternehmen mache. Nach Auffassung des BUGLAS ist diese Argumentation grundfalsch: Die ökonomische These, dass Netzwirtschaften zu natürlichen Monopolen tendieren, weil sich der Nachbau gleichartiger Infrastrukturen nicht lohnt, wird gerade bei der letzten Meile durch die Realität im TK-Markt regelmäßig bestätigt. Wenn aber der Infrastrukturwettbewerb – zu Recht - als treibende Kraft des weiteren Breitbandausbaus angesehen wird, muss der Regulierer das Marktversagen des natürlichen Monopols durch Auferlegung von Zugangsverpflichtungen auch in den kommenden Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten sicherstellen. Diese zentrale Weiche kann und muss die Bundesnetzagentur nun mit ihrer Entscheidung zum TelekomAntrag stellen. Eine weitere zentrale Stellschraube für den Breitbandausbau ist die Höhe der Vorleistungsentgelte, die der Incumbent den Wettbewerbern für das Anmieten der letzten Meile in Rechnung stellen darf. Auch hierzu hat die Telekom Anfang 2013 einen Antrag vorgelegt. Danach sollen die monatlichen TAL-Entgelte um rund ein Viertel steigen. Für den BUGLAS ist diese Forderung ebenso falsch wie die Position anderer Wettbewerberverbände, nach denen der TAL-Preis dramatisch sinken soll. Der „richtige“ TAL-Preis liegt aus Sicht der Unternehmen, die in städtischen Gebieten eigene Glasfasernetze bis in die Gebäude beziehungsweise Haushalte (FttB/H) errichten, im ländlichen Raum aber auch den FttC-Ausbau vorantreiben, sozusagen in der Mitte: Er muss so hoch sein, dass er über die dann eingesparten Entgelte den ökonomischen Anreiz bietet, eigene Infrastrukturen zu errichten. Er darf je24 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 25. Gastbeitrag Wolfgang Heer, Buglas Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. doch nicht prohibitiv hoch sein und damit den FttC-Ausbau dort unterbinden, wo sich FttB/H-Netze nicht rechnen. Im Ergebnis wäre im Sinne des weiteren Breitbandausbaus in Deutschland die Fortführung des bisherigen Regulierungskurses mit weitgehend konstanten Entgelten angezeigt. Die Auffassung des BUGLAS wird durch die Ergebnisse einer im vergangenen Jahr im Auftrag der EUKommission durchgeführten Studie gestützt: Danach kommt der leitungsgebundene Breitbandausbau gerade in den EU-Mitgliedsstaaten positiv voran, in denen der Preis für die letzte Meile nicht aus rein politischen Gründen künstlich abgesenkt wird. Bis zum Sommer dürfte auch ein entsprechender Empfehlungsentwurf von Neelie Kroes in Brüssel abgestimmt sein, der – unter anderem – den nationalen Regulierungsbehörden das Festhalten an der bewährten Kostenorientierung bei der Festlegung des TALPreises vorgibt. Von großer Bedeutung für den Fortgang des Breitbandausbaus in Deutschland ist auch die Frage, ob wir nach der Bundestagswahl im September eine Renaissance der Universaldienstforderung erleben werden. Je nach Wahlausgang dürfte der in einigen Parteiprogrammen festgeschriebene vermeintliche BreitbandHeilsbringer wieder auf die Tagesordnung gelangen. Nach einhelliger Meinung aller Marktteilnehmer zahlt eine Breitband-Universaldienstverpflichtung aufgrund ihrer bürokratischen Ineffizienz jedoch nicht auf das Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit höheren Bandbreiten ein. Zudem würden durch die Fehlallokation der knappen Ressourcen Kapital und Personal auch eigentlich rentable Ausbauprojekte verzögert oder verhindert. Aus politisch-regulatorischer Sicht kann man in diesem Jahr vieles richtig machen – oder auch nicht. Viel spricht dafür, den bewährten regulatorischen Rahmen mit Zugangsverpflichtungen zum Netz des Incumbents und stabilen Vorleistungsentgelten nicht zu verändern und von einer erneuten Aufnahme der Diskussion um einen Breitband-Universaldienst abzusehen. Wolfgang Heer ist Geschäftsführer des Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. (Buglas) Der Bundesverband Glasfaseranschluss e. V. (Buglas) vertritt seit Frühjahr 2009 erfolgreich die Interessen der Carrier, die in Deutschland hochleistungsfähige Glasfasernetze mit Bandbreiten von mindestens 100 Mbit/s errichten und betreiben. Die wichtigste Zielsetzung des Verbandes ist die aktive Mitgestaltung wachstums- und investitionsfreundlicher Rahmenbedingungen für die Verbreitung von FttB/H-Anschlüssen. www.buglas.de Portel.de - Dschungelführer 2013 25
  • 26. Gastbeitrag Dr. Andrea Huber, ANGA e.V. Breitbandkabelnetzen bringen Kommunen schnelles Internet von Dr. Andrea Huber Schnelle Internetverbindungen werden immer wichtiger. Da in vielen Regionen bislang die richtige Anbindung fehlt, engagieren sich Bürger und Politiker aktiv, um ihre Kommune über schnelle Leitungen an das weltweite Netz anzuschließen. Eine Möglichkeit dabei ist der Ausbau der Breitbandkabelnetze. Die Datenraten, die im Internet übertragen werden, steigen rasant an. Internetverbindungen, die vor ein paar Jahren noch als fortschrittlich galten, bieten heute gerade noch eine Grundversorgung. Viele Kommunen suchen daher nach Infrastrukturen, die zukunftssicher sind; auf absehbare Zeit scheinen hier 100 MBit/s die Messlatte zu sein. Aktuell bieten zwei Technologien diese Internetgeschwindigkeiten: Die reinen Glasfasernetze und die hybriden Glasfaser-Koax-Netze (HFC-Netze) der Kabelnetzbetreiber. Dabei werden in Zukunft durch den sukzessiven und bedarfsorientierten Ausbau der Glasfaser im Breitbandkabelnetz und den Einsatz weiterentwickelter Standards noch deutlich höhere Bandbreiten als 100 MBit/s möglich sein. Zugleich reduziert der bedarfsgetriebene Ausbau die Kosten und sichert die Zukunftsfähigkeit der HFC-Netze. Ein weiterer Vorteil der HFC-Netze ist ihre Verbreitung. Heute sind bereits über 60 Prozent aller Haushalte in Deutschland an das Breitbandkabelnetz angeschlossen bzw. unkompliziert an dieses anzuschließen. Da auch in vielen ländlicheren Kommunen bereits Breitbandkabelnetze liegen, ist die Aufrüstung vergleichsweise einfach. In einigen Fällen sind zwar einzelne Tiefbaumaßnahmen notwendig, dies ist aber meist ein überschaubarer Aufwand, verglichen mit der kompletten Neuverlegung – und auch für diesen Fall können die Kabelnetzbetreiber häufig attraktive Angebote unterbreiten, falls zumindest in der Region bereits ein Breitbandkabelnetz vorhanden ist. Sollte noch kein Netz in der Region vorhanden sein, sind Kooperationen zwischen Kabelnetzbetreibern und kommunalen Unternehmen möglich, die Synergien besonders gut ausnutzen und so kostengünstig Glasfaser verlegen können. Kabelnetzbetreiber übernehmen mit ihrem Knowhow den Betrieb und bringen den Kommunen so nicht nur schnelles Internet, sondern auch einen verlässlichen Partner für ihre Unternehmen. Selbstverständlich ermöglichen die Breitbandkabelnetze auch das Telefonieren. Dabei kann der Kunde entscheiden, ob er über das Breitbandkabelnetz telefonieren möchte oder seinen alten Telefonanschluss behält. Eine Besonderheit der Breitbandkabelnetze ist die gleichzeitige Nutzung für die Übertragung von TV-Inhalten. Internetanschlüsse bei den Kabelnetzbetreibern setzen allerdings kein TV-Abo voraus, sondern können unabhängig gebucht werden. Seit Jahren investieren die Kabelnetzbetreiber über 20 Prozent ihrer Umsätze in ihre Netze und beleben so den Wettbewerb: Immer mehr Internetnutzer entscheiden sich für das schnelle und preiswerte Internet via Breitbandkabelnetz. Im vergangenen Jahr waren es ca. drei Viertel aller Breitbandneukunden und somit insgesamt 4,2 Mio. Internetkunden für die Kabelnetzbetreiber bis zum Jahresende 2012. So steigert das Breitbandkabel kontinuierlich seinen Anteil am Breitbandmarkt. Weitere Informationen unter www. anga.de/kommune. 26 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 27. Seit Jahren investieren die Kabelnetzbetreiber über 20 Prozent ihrer Umsätze in ihre Netze und beleben so den Wettbewerb: Immer mehr Internetnutzer entscheiden sich für das schnelle und preiswerte Internet via Breitbandkabelnetz. Im vergangenen Jahr e.V. es ca. Gastbeitrag Dr. Andrea Huber, ANGA waren drei Viertel aller Breitbandneukunden und somit insgesamt 4,2 Mio. Internetkunden für die Kabelnetzbetreiber bis zum Jahresende 2012. So steigert das Breitbandkabel kontinuierlich seinen Anteil am Breitbandmarkt. Weitere Informationen unter www.anga.de/kommune. Quelle: ANGA e.V. Dr. Andrea Huber arbeitete nach dem Studium der nach dem Studium Freiburg, Hamburg und Washington, D.C. Dr. Andrea Huber arbeitete Rechtswissenschaft in der Rechtswissenschaft in Freiburg, zunächst als Rechtsanwältin und Washington, leitete zunächst als Rechtsanwältin in Berlin. Ab 1997 leitete sie Hamburg in Berlin. Ab 1997 D.C. sie die Abteilung „Internationale Interessenvertretung“ der Deutschen Telekom, Abteilung „Internationale Interessenvertretung“ der Deutschen Telekom, anschließend die anschließend war sie als Government Affairs Director der Microsoft Deutschland GmbH für die politische InteressenvertretungGovernment Affairs Director der Bis August 2010 war sie Geschäftsführerin des war sie als des Softwareunternehmens zuständig. Microsoft Deutschland GmbH für die politische Interessenvertretung des Softwareunternehmens zuständig. Bis August 2010 SepInformationsforum RFID, einer Industrieplattform zur Unterstützung der Verbreitung der RFID-Technologie. Seitwar sie tember 2010 ist Geschäftsführerin der ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. sie Geschäftsführerin des Informationsforum RFID, einer Industrieplattform zur Unterstützung der Verbreitung der RFID-Technologie. Seit September 2010 ist sie Geschäftsführerin der ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. Die ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. vertritt die Interessen von mehr als 180 führenden Unternehmen der deutschen Breitbandkabelbranche, darunter Kabel Deutschland, Unitymedia KabelBW, Tele Columbus, PrimaCom, NetCologne, wilhelm.tel, Deutsche Telekabel und Pepcom sowie eine Vielzahl mittelständischer Anbieter. Die Kabelnetzbetreiber der ANGA Verbanddirekt oder indirekt mehr als 18 Millionen der vertrittMio. Kabelkunden von mehr Die ANGA versorgen Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. ca. 19 die Interessen in Deutschland. Ende 2012 nutzten 4,2 Millionen Haushalte (Ende 2011: 3,6 Breitbandkabelbranche, darunter Kabel als 180 führenden Unternehmen der deutschen Mio) ihren Kabelanschluss auch als breitbandigen Internetzugang und für Telefonie. Deutschland, Unitymedia KabelBW, Tele Columbus, PrimaCom, NetCologne, wilhelm.tel, Deutsche Telekabel und Pepcom sowie eine Vielzahl mittelständischer Anbieter. Die Kabelnetzbetreiber der ANGA versorgen direkt oder indirekt mehr als 18 Millionen der ca. 19 Mio. Kabelkunden in Deutschland. Ende 2012 nutzten 4,2 Millionen Haushalte (Ende 2011: 3,6 Mio) ihren Kabelanschluss auch als breitbandigen Internetzugang und für Telefonie. Portel.de - Dschungelführer 2013 27
  • 28. Gastbeitrag Dr. Wolfgang Spalhn, Keymile GmbH Die Renaissance der Kupferdoppelader durch Vectoring von Dr. Wolfgang Spahn Glasfasernetzen gehört die Zukunft – darin sind sich viele Experten einig. Bis es so weit ist, wird VDSL2 als Brückentechnologie gebraucht. In Kombination mit der Vectoring-Technologie verspricht VDSL2 noch einiges an Potenzial. Vectoring zielt darauf ab, die Einbußen bei Bandbreite beziehungsweise Reichweite in Massen-Rollouts zu eliminieren. Durch die Ausweitung der Übertragungsfrequenz, die durch die Verfügbarkeit immer schnellerer Signalprozessoren möglich wurde, erreichten die DSL-Technologien SHDSL, ADSL, ADSL2, ADSL2plus, VDSL und VDSL2 immer höhere Bandbreiten. Was mit HDSL und 2 Mbit/s bei der Frequenz von 340 kHz begann, liefert zurzeit mit VDSL2 bei einer Frequenz von bis zu 30 MHz im Downstream 100 Mbit/s und 10 Mbit/s im Upstream. Jedoch nimmt bei zunehmender Frequenz die Dämpfung zu, sodass das Signal in der hochfrequenten Flanke immer schwächer wird. Gerade hier sind aber – wegen der hohen Frequenzen – die meisten Bandbreitengewinne zu erwarten. Aufgrund dieser scheinbaren technischen Grenze sah man das Ende der Nutzungsdauer von Kupferleitungen gekommen. Glasfasern mit ihren schier unerschöpflichen Möglichkeiten sollten das neue Übertragungsmedium sein, das die Bandbreite für zukünftige Anwendungen zur Verfügung stellt. Allerdings sind die Netzbetreiber nur zögerlich bereit, die Investitionen für die neue Glasfaserinfrastruktur zu tätigen. Was also liegt näher, als der Versuch, das Potenzial der Telefonleitungen über einen Zwischenschritt zu steigern. Vectoring im Bündel Damit die in einer Teilnehmeranschlussleitung (TAL) auftretenden Störungen nicht wirksam werden können, ist es entscheidend, das Signal bereits vor dem Senden so zu modifizieren, dass Störungen auf Empfängerseite durch ein künstlich addiertes Kompensationssignal entfernt werden. Dazu muss bekannt sein, welche Signale auf den Teilnehmeranschlussleitungen in einem Bündel gesendet werden und welches Übersprechen dadurch erfolgt. Mittels spezieller „Testsignale“ wird das Übersprechen von und zu jeder Teilnehmeranschlussleitung, während des Verbindungsaufbaus und in definierten Zeitabständen, bestimmt. Zusammen mit den Signalen aller Teilnehmer ist es dann möglich, für jede Leitung die passenden Kompensationssignale zu berechnen. Die Kenntnis aller Signale und das Vermessen des Übersprechens aller Leitungen im Bündel sind Grundvoraussetzung, um Vectoring effizient einzusetzen. Typisches DSL-Equipment schließt heutzutage 48 bis 96 Teilnehmer über eine Karte an. In einem Subrack stecken bis zu 20 Karten. Da die Informationen einfacher innerhalb einer Karte auszutauschen sind, hatten die ersten Lösungen auf dem Markt nur Vectoring auf Kartenebene (typisch 24 bis 48 TALs). In größeren Bündeln führte dies jedoch nicht zu den erwünschten Verbesserungen. Erst der Austausch aller Informationen über Kartengrenzen hinweg, ermöglicht heute sämtliche Signale im Bündel zu berücksichtigen. Dieses Vectoring auf Systemebene (typisch 192 bis 384 28 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 29. Gastbeitrag Dr. Wolfgang Spalhn, Keymile GmbH TALs) mit einer Austauschrate von 10 Gbit/s ermöglicht zuverlässig Bandbreiten mit bis zu 100 Mbit/s auf allen Teilnehmeranschlussleitungen. Häufig diskutiert wird derzeit auch das Local Loop Unbundling. Hierbei sind jedoch meist zwei oder noch mehr DSLAMs (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) mit dem Bündel verbunden. Die technische Notwendigkeit, die Information über alle Signale im Bündel zu prozessieren, verlangt nun nach einem effizienten Austausch zwischen den DSLAMs. Diese als „Node Level Vectoring“ bezeichnete Lösung wird in absehbarer Zeit zwischen den Geräten eines Herstellers möglich sein. Eine Erweiterung der Technologie in Richtung Local Loop Unbundling mit den DSLAMs unterschiedlicher Hersteller setzt eine Einigung zwischen den Herstellern bezüglich des Informationsformats, der Schnittstellen und des Inhalts voraus. Diese Standardisierung steht derzeit noch aus. Aktuell ist vielmehr zu erwarten, dass ein erfolgreicher Einsatz der Vectoring-Technologie dazu führt, dass sich pro Bündel nur ein DSLAM anschließen lässt, der dann die Kunden aber sehr effektiv mit hoher Bandbreite versorgt. Einige Anbieter von Kommunikationslösungen im Bereich der Zugangs- und Übertragungssysteme, beispielsweise KEYMILE, verfolgen daher intensiv das System-Level-Vectoring zur Störunterdrückung in Bündeln mit hoher Teilnehmerzahl. Das Herzstück dieses Verfahrens bildet eine zentrale VectoringBaugruppe mit hoher Rechenperformance. Mit dieser werden mehrere Vectoring-fähige VDSL2-Karten gekoppelt, sodass die Kompensationssignale zentral berechnet werden können. Die Verfügbarkeit von kostengünstigen Hochleistungsprozessoren für die benötigte Rechenleistung erlaubt erst jetzt die Bearbeitung sämtlicher Teilnehmersignale und damit – via digitaler Kompensation – eine Steigerung der VDSL2-Leistung. Erst der System-Level-Vectoring-Ansatz ermöglicht damit eine effiziente und umfassende Vectoring-Lösung. Wie so oft in der Technikgeschichte zeigt sich auch bei der DSL-Technologie, dass in langjährig genutzten Infrastrukturen weit mehr steckt als ursprünglich gedacht. Denn auch 100 Jahre nach Installation der traditionellen Telefontechnik ist der gute alte Draht noch nicht am Ende. Mit System-Level-Vectoring erschließt VDSL2 einen Bandbreitenbereich auch bei massenhaftem Einsatz, der bis dahin nur Glasfaserstrecken vorbehalten war. Dr. Wolfgang Spahn ist CTO der Keymile-Gruppe und Geschäftsführer von Keymile in Bern. Die Keymile GmbH ist ein technologisch führender Anbieter von Kommunikationslösungen im Bereich der Zugangs- und Übertragungssysteme. Die flexiblen und robusten IP-basierten Multi-Service-Zugangsplattformen ermöglichen TK-Anbietern, vielfältige Sprach- und Datendienste über Kupfer- und Glasfaserkabel bereitzustellen. www.Keymile.com Portel.de - Dschungelführer 2013 29
  • 30. Gastbeitrag Dipl.-Ing. Marina Proske, IT2Green Intelligente Technologie für effiziente Telekommunikationsnetze von Dipl.-Ing. Marina Proske Zunehmende Vernetzung, immer und überall online und steigende Datenraten sind seit einigen Jahren an der Tagesordnung, und bisher ist noch kein Abbruch dieses Trends absehbar. Allein in den vergangenen zwei Jahren ist die Internetnutzung der Deutschen um ca. 24 Prozent gestiegen. War es anfangs der stetig wachsende Bedarf an Bandbreite im Festnetz, bedingt durch zunehmende Nutzung von online Video Streams, HD-Videos und Videotelefonie, so haben neue Geräte wie Smartphones und Tablets durch mobile Internetnutzung vor allem den Druck auf die Mobilfunknetze erhöht. 2011 surften nur 19 Prozent regelmäßig mit dem Mobiltelefon im Internet, letztes Jahr waren es schon 34 Prozent. Laut einer aktuellen Prognose von Cisco wird der Datenverkehr in Deutschland von knapp 2,3 Exabytes (EB) pro Monat im Jahr 2012 auf mehr als 4,5 EB/Monat im Jahr 2015 anwachsen – getrieben von internetbasierten Diensten wie IPTV, Videokonferenzen, sozialen Netzwerken, Software-as-a-Service und anderen Cloud-Anwendungen. Der mobile Datenverkehr wird im gleichen Zeitraum von ca. 18 Petabytes (PB) pro Monat auf 77 PB/Monat steigen. Den Telekommunikationsnetzen kommt bei der Bereitstellung dieser Dienste eine Schlüsselrolle zu. Diese müssen sowohl mit steigenden Breitbandanforderungen als auch mit wachsenden Peaklasten umgehen können. Nach DE-CIX stieg der durchschnittliche Datenverkehr von 0,4 Tbit/s in 2009 auf 1,5 Tbit/s in 2012 an. Gleichzeitig stieg der Peaktraffic im gleichen Zeitraum noch stärker an: von 0,5 Tbit/s auf 2,3 Tbit/s. Deutschland ist in Sachen Breitbandversorgung bereits an dritter Stelle in Europa: Knapp 34 Prozent der Haushalte verfügen über einen Breitbandanschluss. Um aber den wachsenden Anforderungen weiterhin gerecht zu werden, ist ein Ausbau der Netze unumgänglich. Weil der Datenverkehr stark ansteigt, wird der Energiebedarf der Telekommunikation in den kommenden Jahren wahrscheinlich ebenfalls zunehmen. Bereits jetzt verbraucht der deutsche Festnetzbetrieb allein der Deutschen Telekom 2 TWh pro Jahr. Im Mobilfunkbereich werden in Deutschland etwa 123.000 Basisstationen betrieben, die zusammen 1.455 GWh Strom pro Jahr verbrauchen. Um für die Nutzer ausreichend Bandbreite in den Netzen vorzuhalten, sind die Telekommunikationsnetze auf Peaklasten ausgelegt. Gleichzeitig fehlen sogenannte Low-Power-Modes. Dies führt dazu, dass heutige Netze durchgehend bei voller Leistung laufen und in Zeiten niedriger Last oft ineffizient betrieben werden. Um zu verhindern, dass der Energieverbrauch der Netze in Zukunft genauso schnell und stark steigt wie der Datenverkehr, sind neue Netzarchitekturen und Steuerungsverfahren gefragt. 30 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 31. Gastbeitrag Dipl.-Ing. Marina Proske, IT2Green Ziel ist es dabei, bei gleicher oder sogar steigender Servicequalität für die Nutzerinnen und Nutzer den Energieverbrauch zu senken. Neben energieeffizienter Hardware ist die Möglichkeit zur lastadaptiven Steuerung ein Ansatz für die Energieeinsparung. Die zur Verfügung stehende Kapazität soll dabei an den jeweiligen Bedarf angepasst werden, um durch das Abschalten von Funktionen und Komponenten in Niedriglastzeiten Energie zu sparen. Der Bandbreitenbedarf schwankt über den Tag, kann orts- und ereignisabhängig sein. Für den lastadaptiven Betrieb müssen Entscheidungsalgorithmen entwickelt werden, die vorausberechnen, wann nicht benötigte Hardware ab- und wieder zugeschaltet werden soll. Um diese komplexe Steuerung zu ermöglichen, muss die benötigte Bandbreite entweder in Echtzeit erfasst oder zuverlässig prognostiziert werden. Gerade wenn das Abschalten ganzer Basisstationen das Ziel ist, muss im Voraus bekannt sein, wann diese wieder benötigt werden, da das Anschalten bis zu 30 Minuten und mehr dauern kann. Gleichzeitig ist zu beachten, dass das Abschalten und erneute Starten ebenfalls Energie verbraucht, so dass auch hierfür Schwellwerte ermittelt werden müssen, damit sich ein Abschalten lohnt. Häufiges An- und Ausschalten kann zudem die Lebensdauer der Geräte verkürzen, wenn diese – wie heutige Hardware – nicht auf eine derartige Belastung ausgelegt sind. Daher ist es bei der Entwicklung zukünftiger Hardware wichtig, neue Steuerungskonzepte zu beachten und die Hardware entsprechend zu entwickeln. Hierbei müssen nicht nur die Hardware-Hersteller entsprechende Technologien entwickeln, sondern die Netzbetreiber dies auch in ihren Lastenheften entsprechend fordern. Im Rahmen des Technologieprogramms „IT2Green – Energieeffiziente IKT für Mittelstand, Verwaltung und Wohnen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) entwickeln und erproben momentan die drei Projekte ComGreen, DESI und IntelliSpektrum Lösungen für eine energieeffiziente Steuerung des Festnetzes und des Mobilfunks. Das Projekt ComGreen hat bereits gezeigt, dass sich durch Anpassung der Sendeleistung von Mobilfunkbasisstationen der Energiebedarf um 30 Prozent senken lässt. Dies ist nur eine mögliche Maßnahme zur Wandlung der Netze hin zur Lastadaptivität. Im Programm IT2Green fördert das BMWi insgesamt zehn Projekte, die sich der Entwicklung einer nachhaltigen IKT widmen. Dipl.-Ing. Marina Proske arbeitet beim Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, Begleitforschung IT2Green IT2Green ist ein komplexes Themenfeld, in dem sowohl technische als auch wirtschaftliche Aspekte eng miteinander verwoben sind. Die wissenschaftliche Begleitforschung, gestaltet und koordiniert von den Fraunhofer-Instituten für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) sowie für System- und Innovationsforschung (ISI), unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und die geförderten Projekte bei der erfolgreichen Umsetzung der Programmziele. www.it2green.de Portel.de - Dschungelführer 2013 31
  • 32. Portel.de – DschungelführerThorsten Anding, LATUS consulting GmbH Gastbeitrag Moritz Lutze und 2013 - April Gastbeitrag A04-1: Latus Consulting Redaktion: Georg Stanossek Umfang: 6.500 Zeichen Grafik: Autorenfoto fehlt noch Stand: 11.03.13 – freigegeben Handlungsempfehlungen für Geschäftsmodelle im Bereich Smart Home Handlungsempfehlungen für Geschäftsmodelle im Bereich Smart Home von Thorsten Anding und Moritz Lutze von Thorsten Anding und Moritz Lutze Das Thema Smart Home, auch bekannt als Heimvernetzung oder Hausautomatisierung, wird Das geraumer Zeit in auch bekannt als Heimvernetzung oder Bezeichnung haben viele gerauseit Thema Smart Home,der Branche diskutiert. Unter dieserHausautomatisierung, wird seitUntermer Zeit in der Vergangenheit Unter dieser ihre Produkt- und Anwendungsbereiche Lösungen nehmen in der Branche diskutiert. speziell für Bezeichnung haben viele Unternehmen in der Vergangenheit speziell für Angebotspalette reicht vom simplen Do-It-Yourself (DIY) Kit aus dem reicht erarbeitet. Dieihre Produkt- und Anwendungsbereiche Lösungen erarbeitet. Die Angebotspalette Bauvom simplen Do-It-Yourself (DIY) Kit aus von Steckdosen ermöglicht, über Angebote Steckdosen markt, welches z.B. Fernschaltungendem Baumarkt, welches z.B. Fernschaltungen von für einzelermöglicht, über Angebote für einzelne Anwendungsbereiche wie Miele@home zur Ware, bis Weißen ne Anwendungsbereiche wie Miele@home zur Steuerung der WeißenSteuerung der hin zu Ware, bis hin zu hochpreisigen Lösungen, welche Haussteuerung ermöglichen. All diese Lösunhochpreisigen Lösungen, welche die gesamte die gesamte Haussteuerung ermöglichen. All diese Lösungen sind Bestandteile eines „Smart Home“, jedoch nur die Komplettlösung ihrer Anwendungsgen sind Bestandteile eines „Smart Home“, jedoch nur die Komplettlösung mit mit ihrer Anwenvielfalt wird auch den Erwartungen an ein echtes „Smart Home“ gerecht. Aufgrund ihrer Funktionalität, dungsvielfalt wird auch den Erwartungen an ein echtes „Smart Home“ gerecht. Aufgrund ihihres Anwendungsbereiches und der Preisgestaltung und der diese Lösungen adressieren diese rer Funktionalität, ihres Anwendungsbereiches adressierenPreisgestaltung unterschiedliche Kundensegmente. Lösungen unterschiedliche Kundensegmente. Abb. 1 Beispielhafte Smart Home Angebote (Quelle: LATUS 2013) Abb. 1: Beispielhafte Aufteilung der Aufteilung der Smart Home Angebote (Quelle: LATUS 2013) Die Branchenverbände VDE und BITKOM sehen im Bereich Smart Home einen ZukunftsDie Branchenverbände VDE und BITKOM sehen im Bereich Smart Home einen Zukunftsmarkt, welcher in markt, welcher in den nächsten Jahren stark wachsen wird. Die Verbände prognostizieren für den nächsten Jahren stark wachsen wird. Sie prognostizieren für Deutschland ein Umsatzpotential von Deutschland ein Umsatzpotential von 19 Mrd. Euro im Jahr 2025. Der Markt entwickelt sich 19 Mrd. Euro im Jahr 2025. Der Markt entwickelt sich über „Spezialsegmente“ wie Heizungssteuerung, über „Spezialsegmente“ wie Heizungssteuerung, Sicherheits- und Alarmfunktionen, MultimeSicherheits- und Alarmfunktionen, Multimedia, Licht und Komfort hin zu einem Massenmarkt, der nach dia, Licht und Komfort hin zu einem Massenmarkt, der nach anwendungsübergreifenden anwendungsübergreifenden Lösungen verlangt. Dabei wird es nicht mehr um eine reine HeimvernetLösungen verlangt. Dabei wird es nicht mehr um eine reine Heimvernetzung gehen, sondern zung gehen, sondern um ein ganzheitliches intelligentes System, welches mit dem Internet „always-on“ um ein ganzheitliches intelligentes System, welches mit dem Internet "always-on" verbunden verbunden ist. Es entsteht ein Smart Home, das sich gezielt und differenziert an den Bedürfnissen des ist. Es entsteht ein Smart Home, das sich gezielt und differenziert an den Bedürfnissen des Nutzers orientiert und entsprechend modular erweitert werden kann. Nutzers orientiert und entsprechend modular erweitert werden kann. 32 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 33. Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH Der Grund für die derzeit noch zögerliche Marktakzeptanz ist ursächlich nicht in der technischen Entwicklungsreife der Systeme zu suchen. Wie in jedem neu entstehenden Markt müssen auch hier die vorhandenen Geschäftsmodelle für die neuen Lösungsangebote überdacht und angepasst werden. Neue Entwicklungstools, wie z. B. das von Osterwalder & Pigneurs, ermöglichen es, abstrakte Geschäftsmodelle anschaulich und verständlich zu modellieren. Sie helfen dabei, neue Geschäftsmodelle für eine wirkungsvolle und nachhaltige Marktöffnung zu erarbeiten. Bestehende Plattform-Lösungen Einige Unternehmen versuchen derzeit fern ihrer Kernmärkte dieses neue Segment zu besetzen. Exemplarisch können hier RWE mit RWE SmartHome und die Deutsche Telekom mit ihrer QIVICON Lösung genannt werden, welche im Moment besonders sichtbar am Markt auftreten. Die Betrachtung der Geschäftsmodelle dieser beiden Unternehmen ist besonders interessant, da sie sich fundamental unterscheiden. Während RWE mit ihrem proprietären System RWE SmartHome auf einem sogenannten „Walled Garden“ (geschlossenes System) aufbaut, setzt die Deutsche Telekom mit ihrer Lösung QIVICON Home Base hingegen auf eine offene und modulare Plattform mit bekannten Standards und starken Partnern. Diese Unterschiede im Aufbau der Systeme und Geschäftsmodelle sind vergleichbar zu den Entwicklungen der Smartphone Betriebssysteme Apple iOS („Walled Garden“) und Google Android („Open Modular Platform“). Beide Unternehmen setzen mit ihren Systemen auf funkbasierte Lösungen, welche einen geringen Installationsaufwand nach sich ziehen und in bestehendem Wohnraum problemlos integriert werden können. Damit adressieren die Anbieter einen Markt von ~40 Millionen bestehender Haushalte in Deutschland. Bezüglich der Preisgestaltung und des anwendungsübergreifenden Ansatzes zielen die Lösungen auf die Angebotslücke zwischen dem DIY-Kit und dem hochpreisigen Komplettsystem. Hauptanwendungsfelder der aktuellen Smart Home Angebote sind Energiesparen (Wärme & Strom), Sicherheit und Komfort. Um die differenzierten Nutzenversprechen der Lösungen zu erfüllen, sind logische Verknüpfungen der Aktoren und Sensoren von ausschlaggebender Bedeutung. Durch diese Verknüpfungen kann der Kunde eigenständig spezifische Nutzungsprofile erstellen, welche den eigentlichen Mehrwert der technischen Systeme darstellen. Empfehlungen für Geschäftsmodelle im Bereich Smart Home Im Rahmen der Analyse der Kundenerwartungen hinsichtlich der Anwendungsgebiete von Smart Home Lösungen wurden folgende Schwerpunkte identifiziert: ➤ Gesundheit, ➤ Energie (Wärme & Strom), ➤ Komfort, ➤ Sicherheit, ➤ Entertainment, ➤ Weiße Ware und ➤ Wellness. Eine Bewertung dieser Anwendungsgebiete hat ergeben, dass vor allem die Möglichkeit des Energiesparens einen großen monetären Anreiz bietet. So ist es z.B. mit einem Dezentralen Energiemanagement System (DEMS) möglich, bis zu 30% der Heizenergie einzusparen. Durch das hohe Einsparpotenzial ist eine schnelle Amortisation des Gesamtsystems möglich. Eine DEMSAnwendung sollte deshalb fester Bestandteil jeder Komplettlösung sein. Portel.de - Dschungelführer 2013 33
  • 34. Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH Durch das hohe Einsparpotenzial ist eine schnelle Amortisation des Gesamtsystems möglich. Eine DEMS-Anwendung sollte deshalb fester Bestandteil jeder Komplettlösung sein. Wichtig für den Erfolg eines Smart Home Angebotes ist weiterhin, dass sich ein umfassendes und verWichtig für den Erfolg eines Smart Home Angebotes ist weiterhin, dass sich ein umfassennetztes Ecosystem um die Lösung etabliert, welches den Kunden von der Kaufentscheidung über die des und vernetztes Ecosystem um die Lösung etabliert, welches den Kunden von der KaufInstallation bis hin zum After-Sales-Service begleitet. In diesem Ecosystem sollte mittelfristig eine wachentscheidung sende Vielfalt anüber die Installation bis hin zum After-Sales-Service begleitet. In diesemeinem Sensoren und Aktoren angeboten werden, sowie ansprechende Anwendungen in Ecosystem sollte mittelfristig eine wachsende Vielfalt an Sensoren und Aktoren angeboten wereigenen App-Store verfügbar sein. den, sowie ansprechende Anwendungen in einem eigenen App-Store verfügbar sein. Abb. 2: Abb. 2: Wesentliche Bestandsteile eines Smart Home Ecosystems (Quelle: LATUS 2013) Wesentliche Bestandsteile eines Smart Home Ecosystems (Quelle: LATUS 2013) Die Fülle anan Anforderungen, welche an die Lösungen gerichtet werden, erfordern ein solch Die Fülle Anforderungen, welche an die Lösungen gerichtet werden, erfordern ein solch umfängliches Ecosystem. Um Ecosystem. Um dieses abzubilden sind daher vorPartnerschaften notwendig. Auf umfängliches dieses abzubilden sind daher vor allem ausgewählte allem ausgewählte Partnerderen Basis können in Auf deren Basis können in diesemProdukteMarktDienstleistungen ohne eine schaften notwendig. diesem neuen Markt auch komplexe neuen und auch komplexe Produkeigene hohe Wertschöpfungstiefe angeboten werden. Die eigene Rolle in der Wertschöpfungskette und in te und Dienstleistungen ohne eine eigene hohe Wertschöpfungstiefe angeboten werden. Die der Vermarktung sollte deshalb frühzeitig klar definiertin der Vermarktung sollte deshalb frühzeitig eigene Rolle in der Wertschöpfungskette und werden. Bei der Kundenkommunikation ist stets darauf zu achten, dass ein kontinuierlicher Dialog mit den Zielklar definiert werden. kundensegmenten auf der Anwendungsebene etabliert wird. Dabei sollte immer der mögliche Nutzen des Angebotes und nicht die technischen Eigenschaften desachten, dass ein kontinuierlicher Dialogliegt Bei der Kundenkommunikation ist stets darauf zu Systems im Mittelpunkt stehen. Der Fokus mit hierbei speziell auf zielmarktspezifischenAnwendungsebene etabliert wird. Dabei sollte immer der den Zielkundensegmenten auf der qualitativen Nutzenversprechen. Die hier skizzierten des Angebotes und nicht die technischenLATUS consulting desRahmen einer mögliche Nutzen Empfehlungen und Erkenntnisse wurden von Eigenschaften im Systems im Smart Home Workshop-Reihe des Connected Living e.V. in Kooperation mit 13 Unternehmen aus unterMittelpunkt stehen. Der Fokus liegt hierbei speziell auf zielmarkt-spezifischen qualitativen schiedlichen Branchen anhand exemplarischer Plattformen und Dienste validiert und bewertet. Nutzenversprechen. Die hier skizzierten Empfehlungen und Erkenntnisse wurden von LATUS consulting im Rahmen einer Smart Home Workshop-Reihe des Connected Living e.V. in Kooperation mit 13 Thorsten Anding ist Managing Partner der LATUSBranchenGmbH. Unternehmen aus unterschiedlichen consulting anhand exemplarischer Plattformen und Moritz Lutze ist Business Analyst bei LATUS consulting GmbH. Dienste validiert und bewertet. Latus Consulting ist eine Management- & Technologieberatung mit umfassender Industrie-expertise in den Segmenten Telekommunikation, IT, Internet, Neue Medien und Energieversorgung. Das Unternehmen versteht sich als Alternative am Consulting-Markt, mit Schwerpunkt auf hochwertigen Beratungsleistungen durch Kombination von methodisch Autoren präzisem Herangehen und höchster Professionalität. 34 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 35. Gastbeitrag Moritz Lutze und Thorsten Anding, LATUS consulting GmbH Portel.de - Dschungelführer 2013 35
  • 36. Gastbeitrag Renatus Zilles, DVTM Die Zukunft gehört der Konvergenz von Telekommunikation, Medien und Energie von Renatus Zilles Der DVTM berücksichtigt die Konvergenz von Telekommunikation und Medien nicht nur in seinem Namen, sondern hat sie als erster Verband schon vor zwei Jahren richtungsweisend zum Leitthema gemacht. Denn die bisherige Trennung in Festnetz, Mobilfunk und Internet ist immer weniger gegeben, Telekommunikation und Medien verschmelzen miteinander. Beispiele dafür finden sich insbesondere im Alltag: Beim als „Second Screen“ bezeichneten Nutzerverhalten beispielsweise wird das Smartphone oder Tablet zum zweiten Bildschirm neben dem Fernseher. Immer mehr Nutzer tauschen sich in sozialen Netzwerken wie Facebook oder twitter über die TV-Sendung aus, die sie parallel schauen. Mit Apps wie „Couchfunk“ muss man dafür nicht einmal Gleichgesinnte in sozialen Netzwerken suchen, sondern kann direkt sendungsbezogen kommunizieren. Deutlich wird die Konvergenz von Telekommunikation und Medien auch am Einkaufsverhalten: Viele Zuschauer bestellen heute über ihr Smartphone Waren, die ihnen kurz vorher in einer Fernsehwerbung gefallen haben. Nicht zuletzt verfügen auch immer mehr Fernsehgeräte über eine Internetverbindung und können auf ausgewählte Online-Inhalte zugreifen. YouTube beispielsweise ist teils im Fernseher vorinstalliert, sodass eine Alternative zum klassischen Fernsehprogramm sofort verfügbar ist. Jedoch sind nicht nur Telekommunikation und Medien konvergent, Telekommunikation und Energie sind es ebenso. Auch hier ein Beispiel, das immer alltäglicher wird: die Energiesteuerung übers Smartphone, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Anwender können von einem beliebigen Ort aus beispielsweise ihre Heizung steuern. Das konvergente Duo Play Telekommunikation und Medien vervollständigt der Energiesektor zum konvergenten Triple Play. Wir sind in der All-IP-Welt angekommen, was einige Chancen, aber auch Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich bringt. Die Konvergenz von Telekommunikation, Medien und zunehmend auch Energie ist nicht nur für die Unternehmen Herausforderung und Ansporn für neue zukunftsgerichtete Geschäfts-modelle, sondern stellt auch an Gesetzgebung und Regulierung neue Anforderungen. 36 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 37. Gastbeitrag Renatus Zilles, DVTM Der DVTM fordert ein Konvergenz-Ressort im Wirtschaftsministerium / Bundeskanzleramt, um dieser wichtigen Entwicklung Rechnung zu tragen. Das neue Ressort soll für konvergente Bereiche der Branchen Telekommunikation, Medien und Energie zuständig sein und damit auch Probleme angehen können, denen sich Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Telekommunikation und Medien stellen müssen. Rechtlich/regulatorische Herausforderungen gibt es im Konvergenz-Zeitalter etliche, insbesondere in folgenden Bereichen: technikneutrale Regulierung, Medienregulierung, Netzneutralität, Suchmaschinenneutralität, Social Media, Datenschutz, Mobile Commerce, Bezahlsysteme und Cloud-Anwendungen. Um den rechtlich/regulatorischen Herausforderungen zu begegnen, können freiwillige Selbstverpflichtungen eine Lösung sein. Eine gemeinsame, neutrale Plattform ist nötig. Diese kann der vom DVTM herausgegebene Kodex Deutschland für Telekommunikation und Medien bieten: Eine moderierte Selbstregulierung kann für Unternehmen eine wettbewerbsneutrale Lösung sein. Der Dialog muss allerdings jetzt geführt werden, um den Herausforderungen frühzeitig zu begegnen. Der DVTM steht Ihnen mit seiner Expertise zur Verfügung! Renatus Zilles ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Verbandes für Telekommunikation und Medien e.V. (DVTM) Der Deutsche Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM) ist die zentrale Schnittstelle der an der Wertschöpfungskette Telekommunikation und Medien beteiligten Unternehmen. Ziel des Verbandes ist es, im Einklang mit Verbrauchern, Politik und Wirtschaft einen zukunftsorientierten, innovativen und wettbewerbsfähigen Telekommunikations- und Medienmarkt zu schaffen. Portel.de - Dschungelführer 2013 37
  • 38. Gastbeitrag Giovanni Ambrogio, Live Reply TV 2.0: Der Fernseher kommuniziert von Giovanni Ambrogio Das Internet und Web 2.0 haben die Techniken und Märkte von Telefonie, Musik, und zuletzt von Bildern revolutioniert. Jetzt steht diese Entwicklung beim Fernsehen an. Die technischen Möglichkeiten bieten eine Vielzahl neuer Anwendungen, wodurch TV interaktiver wird, die zentrale Kontrolle verliert und mit anderen Medien konvergiert. TV wird “Smart” und das lineare “Fernsehen” verliert an Bedeutung. Das Besondere am Fernseher ist der große, hochwertige Bildschirm und die bequeme, einfache Fernbedienung. Dazu kommt, dass Anbieter wie Live Reply sowohl die Inhalte - Apps, Videos und Spiele - als auch die technischen Lösungen im “Backend” erstellen können. Letztere beinhalten alle notwendigen Systeme zusätzlich zur bestehenden Telekommunikationstechnik, angefangen bei zentralen Komponenten wie Scheduler, Content Asset Management, Transcoding Farm bis zu Komponenten für die Endbenutzer wie Personal Video Recorder (PVR), Electronic Program und Service Guide (EPG, ESG), Portale für Cloud-Dienste, Bilder, Social Networks und vieles mehr. Der Realisierung vieler vormals visionärer Ideen sind heute keine technischen Grenzen mehr gesetzt. Aber wer sind die Marktteilnehmer? Welche Branchen und Unternehmen werden die Führungsrolle übernehmen und wer setzt die Systeme ein? Werden die Umsätze in gleichem Maß auf Endgeräte und Werbeeinnahmen, ergänzt um PayTV, Video und Kabel/Telekommunikationseinnahmen verteilt? Werden Inhalte einen größeren Anteil ausmachen? Gilt: “the winner takes it all” oder wird es eine Vielzahl gleichberechtigter Marktteilnehmer geben? Wir von Live Reply erwarten, dass die Entscheidung im Jahr 2013 fällt. Wir sehen die klassischen Telekommunikations- und Medienunternehmen im Vorteil. Im Gegensatz zu Endgeräteherstellern oder Programmanbietern haben sie die erforderliche Erfahrung im Management komplexer technischer Infrastruktur, im Management von Kundenbeziehungen und in der Abrechnung der Leistungen. Diese Vorteile gleichen die fehlende Erfahrung im originären TV-Geschäft aus, insbesondere, da sich die Technologie von TV-Endgeräten und TV-Netzen immer stärker der Kommunikationstechnologie mit Smartphones und IP-Netzen annähert. Wie auch immer das Ergebnis ausfällt: Vor dem Fernseher zu sitzen, wird aufregender als bisher. Giovanni Ambrogio ist Geschäftsführer der Live Reply GmbH Reply ist auf die Entwicklung und Einführung von Lösungen auf Basis neuer Kommunikationskanäle und digitaler Medien spezialisiert. Mit seinem Netzwerk aus hochspezialisierten Unternehmen unterstützt Reply die europäischen Branchenführer effektiv. Zu den von Reply angebotenen Services gehören:Beratung, Systemintegration und Anwendungsmanagement. www.reply.de 38 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 39. Gastbeitrag Markus Schaffrin, eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. Wenn die eigene Webseite zum Sicherheitsrisiko wird von Markus Schaffrin Hochwertiges Design, aktuelle Inhalte, Verknüpfung mit immer mehr sozialen Netzen, vielleicht sogar Video-Content – während einige Unternehmen viel Wert auf ihren Internetauftritt legen und versuchen, das Potenzial bestmöglich auszuschöpfen, fehlt bei anderen die wichtigste Grundlage: Die Sicherheit, dass die eigenen Webseiten gefahrlos besucht werden können. 5,5 Milliarden Cyber-Angriffe weltweit ermittelte Symantec bei der 17. Auflage seines Internet Security Threat Reports. Das waren 81 Prozent mehr als im Vorjahr und Deutschland belegte bei den böswilligen Cyberaktivitäten im Europavergleich den ersten Platz. Insgesamt entdeckte Symantec 2011 rund 403 Millionen Schadcodes und zudem einen Trend zu immer gezielteren Angriffen. Dabei nahmen die Kriminellen nicht länger hauptsächlich den öffentlichen Sektor ins Visier, sondern zunehmend die Internetseiten von kleinen und mittelständischen Unternehmen, denn diese haben oft nicht die nötigen Ressourcen, um für die ständige Sicherheit ihres Webauftritts zu sorgen. Unbemerkt schleusen die Hacker Schadprogramme in den Code der Seite, über den dann die Computer der Webseitenbesucher infiziert, Viren verbreitet, hunderttausende Spam-Mails versendet oder Kreditkartendaten ausgespäht werden. Die Seiten werden so unbemerkt zur Gefahr für Betreiber, Kunden und Geschäftspartner. Betreiber haftet für die Folgen Dabei ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass der eigene Internetauftritt davon betroffen ist: Auf dem nationalen IT-Gipfel Ende 2012 berichtete das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) etwa, dass schon jede 35. Webseite in Deutschland verseucht ist. Das stellt jedoch nicht nur ein Sicherheitsproblem dar, sondern die Verbreitung der schädigenden Programme kann erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen bedeuten: Hardwareschäden, Löschung oder Veränderung von Daten, Preisgabe sensibler Kundendaten oder Zerstörung der IT-Infrastruktur können mögliche Folgen sein und das nicht nur im eigenen Unternehmen. Der Betreiber haftet für Fremdschäden, und die Webseiten-Besucher können rechtliche Schritte gegen ihn einleiten: Hinzu kommen also auch noch mögliche Strafzahlungen und die eventuelle Abschaltung des Webauftritts. Schlussendlich kann das sogar die Unternehmensexistenz bedrohen. „Aus rechtlicher Sicht besteht bei der Verbreitung von Schadsoftware für jedes Unternehmen ein erhebliches Haftungsrisiko. Ein Unternehmer muss alles ihm zumutbare tun, um Gefahren durch Viren, Trojaner und Co. von anderen abzuwenden“, sagt Rechtsanwalt Christian Solmecke. Ist ein Internetauftritt von Schadsoftware befallen, liegt es in der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens, die Webseite schnellstmöglich zu reinigen. Portel.de - Dschungelführer 2013 39
  • 40. Gastbeitrag Markus Schaffrin, eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. Besser vorsehen als nachsehen Effektiver als das Entfernen der Schadprogramme ist natürlich, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen: Um dem vorzubeugen, gibt es folgende Schutzmaßnahmen: • • • • • • • Eigene Server regelmäßig aktualisieren Nicht benötigte Server-Dienste abschalten Die Software des Internetauftritts sowie Fremdprogramme aktuell halten Eine Web Application Firewall vorschalten Starke Passwörter wählen und diese regelmäßig ändern Nicht benötigte Benutzerkonten deaktivieren Eine regelmäßige Überprüfung auf Schadcode Bei der Überprüfung, ob die Webseite Schadprogramme verteilt, helfen gerne die Experten der Initiative-S: Bei einem Seiten-Check untersuchen sie den Webauftritt auf Schadprogramme, helfen bei der Problembeseitigung und beim nachhaltigen Schutz gegen neue Angriffe – und das kostenfrei. Zudem stehen unter www.initiative-s.de detaillierte Anweisungen und Tools bereit, die im Ernstfall helfen. Unternehmen, die die Sicherheit ihrer Webseiten regelmäßig prüfen lassen, können ihren Internetauftritt zudem mit einem Sicherheits-Siegel versehen. Markus Schaffrin ist Geschäftsbereichsleiter Mitglieder Services bei eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. eco ist seit über 15 Jahren der Verband der Internetwirtschaft in Deutschland und vertritt deren Interessen gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. Mit mehr als 600 Mitgliedsunternehmen gestaltet eco das Internet: Der Verband entwickelt Märkte, fördert Technologien und formt Rahmenbedingungen. In seinem Kompetenznetzwerk befasst sich eco mit Infrastrukturfragen, rechtlich-regulativen Aufgabenstellungen, innovativen Anwendungen und der Nutzung von Inhalten. Die Initiative-S ist ein Service von eco und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Task Force „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ gefördert. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen HostingAnbietern und Herstellern von Anti-Viren-Produkten erhält die Initiative eine breite Basis. www.eco.de - www.initiative-s.de 40 Portel.de - Dschungelführer 2013
  • 41. Gastbeitrag Prof. Dr. Jens Böcker Strategische Empfehlungen für den TK-Markt – Absicherung der Geschäftsmodelle! von Prof. Dr. Jens Böcker Im Wintersemester 2012/2013 wurde an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ein Forschungsprojekt zur Zukunft des TK-Marktes durchgeführt. Kern waren Interviews mit Managern aus der TK-Industrie in den USA, Europa und Asien. Als Ergebnis zeichnen sich für TK-Anbieter Herausforderungen aus drei Themenkomplexen ab, die für eine erfolgreiche Entwicklung in den Märkten wesentlich sind: 1. Positionierung in der Wertschöpfungskette: Wo liegt in Zukunft die Kernkompetenz der TK-Anbieter? 2. Verteidigung und Entwicklung der Geschäftsmodelle: Auf welche Weise können bestehende Geschäftsmodelle abgesichert und neue „robuste“ Geschäftsmodelle entwickelt werden? 3. Festlegung der technischen Migrationsstrategien: Wie lange wird welche Technologie eingesetzt und welche Migrationsstrategien für neue Technologien bieten sich zu welchem Zeitpunkt an? Die Positionierung in der Wertschöpfungskette ist dabei die am meisten diskutierte Grundsatzentscheidung. Es geht um die langfristige Entscheidung, inwiefern sich TK-Anbieter auf Infrastruktur- und/oder Serviceleistungen fokussieren. Präferiertes Modell ist die Positionierung als „Smart Bit Pipe“. Diese Entscheidung determiniert gleichermaßen die Wettbewerbsverhältnisse wie einen möglichen Wettbewerbsund Preisdruck. Eine besondere Herausforderung stellt vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit mit den „Over the Top Playern“ (OTT´s) dar. Hier zeichnet sich nach anfänglicher Konfrontation eine Annäherung ab, die darauf abzielt, dass verschiedene Qualitäts- bzw. Serviceangebote auch differenziert in Rechnung gestellt werden. Das ist ein Paradigmenwechsel, denn Angebote zur Sicherstellung von Netz- und Servicequalität und damit korrelierende Preismodelle bedeuten eine Abkehr vom lange vorherrschenden Best-Effort-Ansatz. Die zentralen Herausforderungen bestehen in der Absicherung der Marge der bestehenden und im Aufbau von zukunftsweisenden Geschäftsmodellen. Es zeichnet sich ab, dass die Margensituation neuer Geschäftsmodelle oft deutlich ungünstiger als bei etablierten Modellen ist. Dies senkt die Bereitschaft, zu investieren und Produkte langfristig im Markt zu entwickeln. Die Deutlichkeit des Wandels wird an den neuen Telefònica/o2-Tarifen (Handelsblatt vom 27.2.2013, S. 17) deutlich: Sprache und SMS sollen nicht mehr dediziert in Rechnung gestellt werden. Im Mittelpunkt stehen nun der Datentarif und das zugrundeliegende Datenvolumen. Dieser Ansatz dürfte für die nächste Tarfigeneration ab 2013 prägend sein. Dieses Modell folgt dem minuten- bzw. volumenabhängigen Pricing, Flatrates, dem modularen Baukastenprinzip und Paketangeboten (s. Abb.1). Portel.de - Dschungelführer 2013 41
  • 42. nächste Tarifgeneration etabliert. Damit folgt dieses Mofell dem minuten- bzw. volumenabhängigen Pricing, Flatrates, dem modularen Baukastenprinzip und Gastbeitrag Prof.(s. Abb.1).Böcker Paketangeboten Dr. Jens Abb.1: Tarifentwicklung im Zeitablauf Abb.1: Tarifentwicklung im Zeitablauf Angesichts dieses Trends wurden im Rahmen des Forschungsprojekts folgende mögliche Handlungsoptionen für TK-Anbieter identifiziert: Im Mittelpunkt steht die Beibehaltung des infrastrukturbasierten Volumen- und Datenmanagements – die Bewahrung der Kernkompetenz „Netz“. Diese Wertschöpfungsstufe wird auch in Zukunft im Markt als de facto nicht „outsourcebar“ betrachtet. Erfahrungen zeigen, dass sich die hauptsächlich operativen Aufgaben (z.B. Aufbau, Wartung) an Partner delegieren lassen. Vereinzelt werden Aufgaben wieder ins Unternehmen zurückgeholt, weil sie sich nach dem Outsourcing für strategische Fragen als bedeutsamer herausgestellt haben als zuvor angenommen. Diese Entwicklung scheint sich 2012 und 2013 angesichts der Käufe von Unternehmen mit Infrastruktur weiter zu verfestigen. Dabei werden auch traditionelle Grenzen zwischen vormals getrennten Welten (z.B. TK- vs. Kabelnetze) überwunden. Das Interesse von Vodafone an Kabel Deutschland ist hierfür ein charakteristisches Beispiel (Quelle: Handelsblatt vom 14.02.2013, S. 20). Die ökonomischen Interessen (Ausnutzung von Skaleneffekten, Erschließung neuer Kundengruppen, Bildung von Paketangeboten etc.) sind mittlerweile stärker als die technologischen Vorbehalte. Das Verhalten der OTT´s hinsichtlich der Investitionen in Infrastruktur gilt als kontrovers. Tendenziell befindet sich die Investitionsbereitschaft von Unternehmen ohne Infrastruktur auf relativ niedrigem Niveau. So existieren Zweifel, ob sich OTT´s mit Infrastrukturinvestitionen nicht verzetteln. Mit Blick auf die Entwicklung eines spezialisierten Serviceangebotes und eine hohe, teilweise globale Marktdurchdringung bezweifeln viele Experten, inwiefern hier tatsächlich Interesse am Betrieb des „Maschinenraums Infrastruktur“ der TK-Industrie besteht. Eine weitere strategische Empfehlung bezieht sich auf die Sicherstellung der Innovationsfähigkeit. Ähnlich anderen Industrien mit in der Vergangenheit dominanten Geschäftsmodellen (z.B. Energie, Medien, Musik, Verlage), fällt es TK-Unternehmen oft schwer, neue Strategien zu entwickeln, wenn die bisherigen Geschäftsmodelle besonders erfolgreich waren. Wie eingangs erwähnt stehen dabei hohe Erwartungen an neue Geschäftsmodelle einer Migration entgegen. Die Deckungsbeiträge neuer Geschäftsmodelle liegen oft deutlich unter denen etablierter Modelle, was einer Akzeptanz des langfristigen Aufbaus neuer Services entgegenwirkt. Zudem scheint die Summe mehrerer neuer Services durchaus attraktiv, jedoch sind echte Sprünge bei der Gewinnmarge nur durch die Definition neuer Prozesse (z.B. durch iTunes von Apple) möglich. Gerade die Modifikation von Prozessstrukturen erfordert jedoch ein hohes Maß an Kreativität sowie Marken- und Marktmacht. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Bildung von strategischen Allianzen erheblich an Bedeutung. Auf 42 Portel.de - Dschungelführer 2013