Das Impulsreferat auf der Fortbildung "Update Medienkompetenz" des projektwiese.de-Teams zu Identitätskonstruktionen in Online-Communities. Referat von Henning Wötzel-Herber.
Doing Me and the Other. Identitäten in Online-Communities
1. ~ Doing Me and the Others.
Identitätskonstruktionen in Online-Communities
~ Henning Wötzel-Herber ~
{ ABC Bildungs- und Tagungszentrum, Hüll }
* 23. Oktober 2008 * Update Medienkompetenz. Politische Jugenbildung 2.0 *
2.
3.
4.
5. * * Ablauf
* Fragestellung & Ziel
* Was ist Identität? {Theoretische Überlegungen}
* Online-Communities {Forschungs- & Arbeitsfeld}
* Identitätsrepräsentationen {Empirische Einblicke}
* Konsequenzen für die pol. Jugend(bildungs)arbeit
{Diskussion}
6. * * Fragestellung & Ziel
> Wie stellen sich Menschen in Social Network
Sites dar?
> Auf welche Strukturen können sie dabei
zurückgreifen?
> Welche Identitätskategorien werden genutzt?
Ziel
>> Identitätskonstruktionen am Beispiel von
Benutzer_innenprofilen sichtbar machen.
>> Erkenntnisse für die Jugend(bildungs)arbeit
7. * * Identität
„ [J]edes einzelne lebende Wesen wird, solange es lebt, als dasselbe
angesehen und bezeichnet: z.B. ein Mensch gilt von Kindesbeinen
an bis in sein Alter als der gleiche.
Aber obgleich er denselben Namen führt, bleibt er doch niemals
in sich selbst gleich, sondern einerseits erneuert er sich immer,
andererseits verliert er anderes: an Haaren, Fleisch, Knochen, Blut
und seinem ganzen köperlichen Organismus. Und das gilt nicht
nur vom Leibe, sondern ebenso von der Seele: Charakterzüge,
Gewohnheiten, Meinungen, Begierden, Freuden und Leiden,
Befürchtungen: alles das bleibt sich in jedem einzelnen niemals
gleich, sondern das eine entsteht, das andere vergeht.
“ (Platon)
8. * * Was ist Identität?
> eine adoleszente Entwicklungsaufgabe? (Erikson)
> die Einzigartigkeit einer Lebenslinie (Goffman)
> ein performativer Akt (Butler)
> eine kritische Differenz zwischen „I“ & „i“ (Minh-ha)
> ein poststrukturalistisches Gegenkonzept zum
Rollenbegriff (Stäheli)
> brüchig, widersprüchlich, strategisch nutzbar
(Haraway)
9. * * Was ist Identität?
„Identität lässt sich als Antwort auf die Frage verstehen,
wer man selbst oder wer jemand
anderer sei?“ (Silke Roesler)
10. *
?
* Was lässt sich unter „Online-Communities“
fassen?
* Welche Online-Communities sind euch
bekannt?
* Was für {persönlichen/beruflichen}
Erfahrungen sind damit verbunden?
11. * * Online-Communities
> konstitutive Bestandteile von Online-Communities:
people, purpose, policies und computer systems (Jenny
Preece)
> Social Network Site: webbasierter Dienst, der
Individuen erlaubt (1) ein (halb-)öffentliches Profil
innerhalb eines in sich geschlossenen Systems zu
erstellen, (2) Verbindungen zu anderen Nutzer_innen
aufzubauen und darzustellen sowie (3) umgekehrt
Verbindungen, die andere Nutzer_innen zu diesem
Individuum aufgebaut haben sichtbar zu machen
(danah boyd/Nicole Ellison)
13. * * Empirische Analyse
1. Analyse der „technischen“ Vorgaben
> Anmeldevorgang; Fehlermeldungen
> Pflichtangaben & optionale Profildaten
> Privatsphäreeinstellungen, (Ansprache)... u.a.
2. Analyse von Selbstdarstellungsprofilen
> Relevante Identitätskategorien
> Formen von Ein- und Ausschlüssen
14. * * Mehrebenenanalyse {intersektional}
Makro-Ebene
= gesellschaftliche Strukturen und institutioneller Rahmen
> strukturelle & „technische“ Vorgaben durch Provider_innen
+ diskursiv in Äußerungen von User_innen eingeschriebene Strukturen
Mikro-Ebene/Identitätsebene
= in interaktiven Prozessen hergestellte Identität; hier: technikvermittelt
> Nutzung von Positionierungsangeboten
+ Umgang mit vorgegebenen & offenen Kategorien >> Profile!
Repräsentations-Ebene
= kulturelle Symbole, Normen, Werte, Stereotypen, Ideologien...
> äußere Wirkung von Selbstdarstellungen; Fotos; Grafiken...
+ Repräsentation durch „Technik“: Avatare, Ansprache...
15. *
> Pflichtangaben
e-Mail/Passwort
Vor-/Nachname
* Vorgaben
MySpace
X
X/ X
Facebook
X
X/X
StudiVZ
X
X/X
Land, Ort X --- X (Hochschule)
Geburtstag, -jahr 2007-1907 1920-2006 1990-1940
„Weiblich“ „weiblich“
Geschlecht
„Männlich“
--- „männlich“
I am… (in college /graduate school;
[Bildungs- at a company; in hig h
/Berufsstatus] school; none of the above)
Hochschule --- --- X
16. * * Vorgaben
> Anmeldevorgang; Fehlermeldungen
„ Facebook requires you to enter your full first
and last name. Profanity is not permitted. Also,
we will not process requests for fake or celebrity
names. Dude, everyone knows that you aren't
Paris Hilton.“
26. * * Analyse von Profilen /
Identitätsrepräsentationen
> Wie stellen sich Nutzer_innen
dar?
> Wie wird Identität in Profilen
von Sozialen Netzwerkseiten
(re)produziert?
27.
28.
29. * * Relevante Kategorien
Differenzkategorien
> Ethnizität/Herkunft
z.B. „SaudiDAD+ForeignMOM=SaudiWhatEver“ | „Bayern im Exil“
> Körper
„Sende diesen Eintrag an die 10, deiner Meinung nach, hübschesten
Personen in deiner Liste, um ihnen zu sagen, dass sie hübsch sind!!! “
> Geschlecht
> Sexualität/Begehren
„wer mich gruschelt will mich bumsen“ | „Are YOU SEXY?“ [App]
> Arbeit
> Alter
30.
31. * * Relevante Kategorien
Gemeinschaftbildung
> Zusammengehörigkeit
„Interessen: Freunde, Freiwillige Feuerwehr“
> Abgrenzung
„Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich“ |
„Griechen sind meine Lieblingsausländer ;-)“
> Subkultur
> Famile
> Politik
„Helden: Lisa Simpson, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht“
> Networking
32. *
Unterhaltung
> Musik/Feiern
* Relevante Kategorien
„Wie Können die zwei Bier gestern 50 Euro gekostet haben?“
> Konsum
„Wie Können die zwei Bier gestern 50 Euro gekostet haben?“ |
„Erst PORSCHE dann Kinder!“
> Spielen
> Reisen
> Selbstdarstellung
33.
34.
35. * * Kurz-Fazit
> Online-Communities sind keine abgekoppelten Parallelwelten
„real life“-Normen gelten weitestgehend auch online
* Zwangszweigeschlechtlichkeit / Heteronormativität / Lookism
* Reproduktion von Geschlechtsstereotypen
* Norm der volljährigen Jugendlichkeit
* sozioökonomische Zugangsvoraussetzungen
* „doing difference“ durch Inklusion und Exklusion
* Authentizität
> Selbst- und Fremddarstellungen zerfließen (teilweise)
Verschränkung von Struktur-, Repräsentations- und Identitätsebene
> Postmoderne Identifizierungen
> Neoliberalisierung von Freundschaften
Wettbewerbsförmige Rankings
36. *
</ende>
DANKE
für eure Aufmerksamkeit!
Kontakt >> hwh@abc-huell.de
Henning Wötzel-
37. *
?
* Inwiefern wirken sich Online-Communities auf
eure (Jugend)bildundungsarbeit aus?
* Welche Möglichkeiten/Chancen/Risiken sind damit
als Gegenstand und Medium in der
(Jugend)bildundungsarbeit verbunden?
38. * * Thesen
> Online-Communities sind wichtiges Thema für politische Jugendbildung
* Konstruktionen von Identität
* Umgang mit persönlichen Daten
* (virtuelle) Lebenswelten
* Was ist Realität?
> Soziale Netzwerkseiten können für Bildungsarbeit genutzt werden
* Kontakt zur Zielgruppe
* Werbung für Seminare / Projekte
* Kommunikation für Teilnehmende bei längerfristigen Projekten
* Ergebnispräsentation...