2. 1. Sämtliche Optionen, die als Lösung in
Betracht kommen, müssen identifiziert
werden.
2. Am Ende muss die Wahl auf eine Lösung
fallen, die tatsächlich geeignet ist.
Könnte ganz einfach sein. Ist es aber nicht. Ein
Fallbeispiel:
2
3. Beim Start der US-Raumfähre Columbia am
16. Januar 2003 löst sich ein Schaumstoffteil
an der Außenverkleidung. So entsteht ein
Loch im Hitzeschild. Beim Wiedereintritt in die
Atmosphäre am 1. Februar bricht die Raumfähre auseinander.
Nachträgliche Untersuchungen des Unfallherganges zeigen: der
NASA war der Schaden bekannt gewesen. Aber: die Manager
hatten das Risiko als zu gering eingeschätzt und skeptischen
Stimmen im Team kein Gehör geschenkt. Außerdem ließen sie
zugängliche Informationen nicht in ihre Entscheidung einfließen.
4. Die Details: Das Management war schlichtweg davon
ausgegangen, dass eine genaue Bestandsaufnahme des
bereits beim Start der Raumfähre entstandenen Schadens
nicht möglich sei. Die Annahme passte zwar gut zu der
bereits getroffenen Entscheidung (die darin bestand, den
Dingen ihren Lauf zu lassen). Sie war aber, wie sich später
herausstellte, ein Irrtum: Bildaufnahmen in entsprechender
Auflösung hätten sehr wohl zur Verfügung gestanden.
Weiterhin war das Management der Ansicht, dass das
Raumschiff im Falle des Falles ohnehin nicht zu retten
gewesen sei. In weiterer Irrtum: Möglichkeiten, zumindest
die Besatzung mit einiger Wahrscheinlichkeit sicher zu Erde
zu bringen, hätte es gegeben.
5. Die menschliche Tendenz, Informationen auszublenden, die der
bereits vorgefassten Meinung widersprechen oder sogar bei
der Suche gezielt nach solchen Informationen zu suchen, die
die eigene Meinung stützen, ist in der psychologischen
Forschung bekannt als Myside-Bias oder Bestätigungsfehler
(confirmation bias).
Myside-Bias
6. „Der Bestätigungsfehler ist
vielleicht die berühmteste
und anerkannteste Art von
Schlussfolgerungsfehlern, die
sich in der wissenschaft-
lichen Literatur über das
menschliche Denken finden
lässt.“
Jonathans Evans , Human Reasoning
(1993)
Experimente zeigen: Teams von
Managern aus Banken und von
Industrieunternehmen sind bei
Investitionsentscheidungen
mindestens so stark vom
Bestätigungsfehler beeinflusst
wie Schülergruppen bei
vergleichbaren Aufgaben.
Schulz-Hard, Frey et al. (2000)
Experten urteilen:
8. Eine umfassende Entscheidungsanalyse hilft
sicherlich, dem Myside-Bias wirksam zu begegnen.
Entscheidungsanalyse unterstützt Entscheiderinnen
und Entscheider dabei, auf Basis eigener
Präferenzen zu einer geeigneten Lösung zu finden.
Qualitative Verfahren wie Kreativtechniken und
Methoden der Problemstrukturierung spielen dabei
ebenso eine Rolle wie quantitative
Vorgehensweisen.
Aber:
8
9. Kreatives und kritisches Denken
allein ist nicht ausreichend. Denn:
Denken geschieht nicht nur
im Kopf …
10. Mit gutem Grund
beziehen wir viele
Informationen, die an
uns herangetragen
werden, gar nicht erst
in unsere Meinungs-
bildung ein. Es sei
denn…
11. … es sei denn, die
Information geht ( wie beim
Gebrauchtwagenkauf)
einher mit einer Garantie!
Die Garantie bewirkt: Der
Empfänger (hier: Kunde)
kann Schadenersatz
einfordern, wenn er falsch
informiert ist.
Der Sender (hier:
Verkäufer) wird deshalb
keine falschen Infor-
mationen verbreiten. Dies
wiederum wird vom
Empfänger antizipiert.
12. Aufnahmebereit für möglicher Weise relevante
Informationen wird man nicht allein, sondern im
Austausch mit Anderen. Die Art und Weise, wie
eine Gesprächssituation gestaltet ist,
entscheidet darüber, wie empfänglich und offen
für den Austausch wir tatsächlich sind!
Unter bestimmten Umständen können deshalb
Gruppen oder Teams bessere Entscheidungen
produzieren als die oder der Einzelne. Am
besten natürlich: Entscheidungsanalyse und
Teamarbeit kommen zusammen. Dazu braucht
es vor allem:
13. .. ein gutes Partizipationsdesign! Partizipationsdesign
umfasst sämtliche Details der Organisation eines Team-
Prozesses. Zum Beispiel:
– Wie gestalten sich Dramaturgie und chronologischer
Ablauf?
– Wie definieren sich die thematischen Schwerpunkte?
– Welche Resultate, welche Beteiligungschancen müssen
Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Aussicht gestellt
werden?
– Wie wird die Tätigkeit der Team-Mitglieder gewürdigt?
Aber: Team-Arbeit kann auch gewaltig schief gehen…
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17. Gegen nachteilige Team-Effekte gibt es kein
Allheilmittel. Manchmal helfen gutes
Partizipationsdesign und geeignete Moderation.
Manchmal ist es zielführender, die
Gruppensituation zu vermeiden und stattdessen
Konsultationen mit Einzelpersonen zu führen.
In beiden Fällen ist es hilfreich, Instrumente an
der Hand zu haben, die nicht nur den
Entscheidungsprozess strukturieren und
unterstützen, sondern auch die gemeinsam
erzielten Erkenntnisse verdichten…
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18. Hier hilft visuelles Mapping. Visuelles Mapping
unterstützt die Entscheidungsanalyse, komprimiert
Dialoge und stellt Ergebnisse nachvollziehbar in einem
logischen Zusammenhang dar. Im Team hilft visuelles
Mapping, sich auf die gemeinsame Problemstellung zu
fokussieren und Effekte der Gruppendynamik zu
überwinden. Denn: Über eine visuelle Darstellung lässt
sich oft sehr viel einfacher Einigung erzielen als über das
gesprochene Wort oder eine Textpassage.
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19. Kurzum:
• Visuelles Mapping und Entscheidungsanalyse können –
ein geeignetes Partizipationsdesign vorausgesetzt –
Teams zu besseren Resultaten führen.
• Eine Gruppe aus Vielen erbringt in Bezug auf
Ideenfindung aller Erfahrung nach bessere Resultate
als eine Einzelperson. („Sämtliche Optionen, die als
Lösung in Betracht kommen, müssen identifiziert
werden“).
• Der Austausch mit Anderen bei der Abwägung und der
Beurteilung von Informationen ist der einzige Weg aus
der Falle des Myside-Bias. („Am Ende muss die Wahl
auf eine Lösung fallen, die tatsächlich geeignet ist.“)
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