Tel Avivs Stadtbild prägt die Bauhaus-Architektur. Jetzt ändert sich die Stadt rasant: Wolkenkratzer werden gebaut. Der Fotograf Ron Shoshani dokumentiert diesen Wandel
Ron Shoshani rast durch die leeren Straßen Tel Avivs. Vor der Rush-Hour und den allmorgendlichen Staus bleibt ihm nur wenig Zeit. Das Wetter ist perfekt für sein Vorhaben. Sein Ziel ist ein Wolkenkratzer in Ramat Gan, dem Börsenviertel von Tel Aviv. Noch ist der Wolkenkratzer ein Rohbau. Ron Shoshani packt sein Fotoequipment und steigt die Treppe hinauf, 40 Stockwerke. Der Fahrstuhl für die Bauarbeiter ist vor Arbeitsbeginn nicht in Betrieb.
"Der Skyline Tel Avivs steht bis 2020 ein dramatischer Wandel bevor. 25 neue Wolkenkratzer werden sich in den Himmel strecken. In meinen Arbeiten halte ich die Veränderung in einer Art Zeitkapsel fest", sagt Ron Shoshani über seine Fotografien. Vor gut zwei Jahren begann er auf dem Dach des Hochhauses in Ramat Gan, die Veränderungen der Architektur Tel Avis zu dokumentieren. Im Zentrum seines ersten Motivs stand das Azraeli-Center.
2. "Der Skyline Tel Avivs steht bis 2020 ein dramatischer Wandel bevor. 25 neue
Wolkenkratzer werden sich in den Himmel strecken. In meinen Arbeiten halte ich die
Veränderung in einer Art Zeitkapsel fest", sagt Ron Shoshani über seine Fotografien. Vor
gut zwei Jahren begann er auf dem Dach des Hochhauses in Ramat Gan, die
Veränderungen der Architektur Tel Avis zu dokumentieren. Im Zentrum seines ersten
Motivs stand das Azraeli-Center.
Der Komplex besteht aus drei Hochhäusern und liegt an der
Ayalon-Hauptverkehrsader. Zentral in Shoshanis Bild treffen sich dort der Ayalon und
die Menachim-Begin-Straße. Eine Wolkenbank läuft von den oberen Bildrändern direkt
auf das darunter liegende Wahrzeichen der Finanz- und IT-Metropole. Die Stadtmitte
ist zu überblicken, am rechten Horizont das Mittelmeer. Nach der Veröffentlichung auf
Facebook erntete Shoshanis Foto auf Anhieb etwa 2.000 "gefällt mir".
"Meine Cityscapes oder Urbanen Landschaften haben eine besondere Atmosphäre. Ich
fasse die Energie der Stadt mit der Idee und Logik, die in der Stadtplanung allgemein
und der Planung eines spezifischen Gebäudes stecken, die letztendlich den Menschen
dienen sollen, in einem Gedanken zusammen", sagt Shoshani. Die Kommentare zu seinen
im Internet veröffentlichten Arbeiten sprechen für sich: Die Tel Avivim, wie die Bürger
Tel Avivs in Israel genannt werden, entdecken ihre eigene Stadt neu.
Auch das Zentrum ändert sich
Shoshanis Familie wanderte vor etwa 100 Jahren aus Litauen nach Israel ein. Seine
Vorfahren erbauten Tel Aviv. Er wuchs mit den Geschichten aus der Anfangszeit der
wegen ihrer Bauhaus-Gebäude sogenannten "weißen Stadt" auf. Seine Liebe zu Tel Aviv
reflektiert er in seinen fotografischen Arbeiten. Shoshani ist Autodidakt, er absolvierte
keine Ausbildung als Fotograf und besuchte keine Kunsthochschule. Heute lebt er alleine
im nördlichen Stadtteil Ramat Aviv in der Nähe der Universität Tel Aviv.
In den Vororten entstehen Hochhäuser, der Stadtteil Givatajim wird sich bei
planmäßigem Bau in fünf Jahren mit dem Titel des höchsten Gebäudes Israels
schmücken können. Doch auch bei einem Spaziergang durch die Innenstadt wird die
architektonische Veränderung sichtbar: An der Strandpromenade in Richtung Jaffa, der
arabischen Altstadt, reiht sich Baustelle an Baustelle. Zu den Hotelbettenburgen
kommen Eigentumskomplexe mit Meerblick. In der Dizengoffstraße, Ecke
Frishmanstraße, befindet sich ein weiterer kurz vor der Fertigstellung.
Tel Aviv vibriert Tag und Nacht
Im südlichen Abschnitt des renommierten Rothschild-Boulevards entstanden gleich
4. und Kulturviertel – und manchmal auch ins Tel Aviver Nachtleben", sagt Shoshani.
Das spezielle an Ron Shoshanis Fotografien ist die Kombination aus Technik und
Vorbereitung: Das wichtigste sei, die richtige "Location" zu finden – und dann
herauszufinden, welche Winkel die besten sind und von welchen Dächern oder Kränen er
am besten fotografieren kann. Das kritischste Element aber sei, das Wetter zu
verstehen, die Zeiten des Sonnenauf- und -untergangs, die UV-Strahlung,
Windgeschwindigkeit und vieles mehr: "Ich muss das Licht verstehen und auch, wie es
auf die Wolkenkratzer fällt – anders kann ich keine urbanen Landschaften
fotografieren", sagt Shoshani. Er fotografiert gerne frühmorgens, wenn die Luft noch
nicht durch den Autoverkehr verschmutzt ist.
Später bearbeitet er seine Bilder digital, aber: "Wenn das Original-Material nicht gut
genug ist, muss ich alles von vorne wiederholen."
Die Dynamik des Alltags bringt Shoshani ins Foto
Shoshanis Bildgestaltungsprozess führt zu einem Resultat, das Tel Aviv in vollem
Dynamikumfang und mit einem Farbenreichtum darstellt, wie sie dem gewöhnlichen
Betrachter im alltäglichen Leben verborgen bliebe. "Mein Geheimnis ist, dass ich ein
guter Meteorologe geworden bin", sagt er schmunzelnd.
ANREISE
Mehrere deutsche Airlines fliegen während des ganzen Jahres nach Israel, unter anderem Air Berlin,
Germanwings, Tuifly und Lufthansa. Die Preise variieren stark ja nach Jahreszeit. In den Wintermonaten ist es
möglich Schnäppchen zum Preis um die 200 Euro zu machen. Der einzige internationale Flughafen des
Landes ist der BenGurionFlughafen bei Tel Aviv. Vom Stadtflughafen "Sde Dov" in Tel Aviv starten
Inlandsflüge nach Eilat am Roten Meer.
UNTERKUNFT
An der Strandpromenade reiht sich Hotel an Hotel. Vom einfachen, preiswerten Hostel bis hin zum Luxushotel
wird jeder Anspruch bedient. Rucksackreisende oder Junge auf Städtereise finden beispielsweise im
Florentine Hostel, im Stadtteil Florentin, eine günstige Unterkunft. Homepage: http://florentinehostel.com/,
Preise: 15 bis 50 Euro, je nach Art der Unterkunft. Ein Hotel im mittleren Preissegment ist das Hayarkon 48,
etwa 100 Meter vom "JerusalemStrand" entfernt. Hier trifft man ebenfalls viele junge Menschen aus aller Welt
an. Preise 20 bis 80 Euro, je nach Art der Unterkunft. Für Reisende, die es gerne etwas gediegener angehen
möchten, bieten u.a. die Hotels der DanGruppe angenehme Unterkünfte. Zimmer gibt es dort ab 280 Euro pro
Nacht
AKTIVITÄTEN
Das "Tel Aviv Museum of Art", von Ron Shoshani auch schon abgelichtet, zeigt bis Ende Juli 2012 eine
Ausstellung zur zeitgenössischen Fotografie. Unter dem Motto "Making room – contemporary Israeli
photography" werden Arbeiten zu den Schwerpunkten Landschaften, urbane Umgebung und häuslichem
Raum präsentiert.
Die erste Phase seines Langzeitprojekts ist abgeschlossen. Dieses Jahr stehen weitere
5. Ausstellungen auf dem Programm und eine intensivierte Suche nach einem Herausgeber
eines Bildbandes. Das nächste Projekt ist Jerusalem, die symbolträchtige Hauptstadt, in
der eine seiner Ausstellungen im letzten Jahr besonders viel Aufmerksamkeit erhielt:
"Das Reizvolle an Tel Aviv ist die Dynamik. Das konträre, aber nicht weniger attraktive
ist Jerusalems Beständigkeit, die wahrscheinlich noch herausfordernder ist."
Die größte Herausforderung aber kommt erst in einigen Jahren. Ron Shoshanis Wunsch:
"In zehn bis 15 Jahren möchte ich an meine Tatorte zurückkehren und die Ergebnisse
einander gegenüberstellen."
● QUELLE: ZEIT ONLINE
● ADRESSE: http://www.zeit.de/reisen/201205/telavivronshoshani/komplettansicht