2. StaunenEin Kosmos
zum Umherstreifen
Um es vorab zu sagen: Es bräuchte die Worte eines
Poeten, der ich nun einmal nicht bin, um die Stadt zu
beschreiben. Schon das Wort „Stadt“ – denn nichts
anderes bedeutet Istanbul – ist zu wenig. Es ist ein
Kosmos, der sich hier vor dem Reisenden öffnet. Gut
geeignet, um ziellos umherzustreifen: Hinter jeder
Straßenecke eröffnet sich eine neue Welt.
Ich war mit meiner Partnerin im letzten Frühjahr dort:
Die zahllosen herumstreunenden Katzen und Hunde,
die Basare und Moscheen, Delphine im Bosporus, alte
Osmanenfriedhöfe, die Roma-Viertel mit den schiefen
Holzhäusern – all das bildete so langsam ein Stim-
mungsbild, das aber immer irgendwie vage blieb.
Bei Regen im Bücherbasar alte Goethe-Ausgaben
durchstöbern, im zentralen Hof der Süleymaniye
Filmaufnahmen beobachten, durch die engen Gassen
von Eminönü streifen... In Istanbul verliert sich schnell
das europäische, die Struktur, die wir gewohnt sind,
das ständige auf die Uhr Sehen, die Vorstellung zu
bestimmten Zeiten bestimmte Dinge tun zu müssen.
Das Wesen dieses Ortes, Übergang zwischen den
Welten zu sein, materialisiert sich schließlich in der
Hagia Sophia. Wer schon immer von den Wundern,
Geheimnissen und Schätzen des Orients geträumt hat,
kann hier, wo sich der Geist von Antike und Mittelalter,
von Christentum und Islam treffen, einen ersten
Eindruck bekommen.
Zur Vorbereitung dieser Reise habe ich „Istanbul“ von
Orhan Pamuk gelesen. Ich kann dieses Buch anstelle
eines Reiseführers nur empfehlen: Es öffnet den Geist
für das Traumhafte, für das Poetische der Stadt, in der
man weit mehr findet als touristische Sehenswürdig-
keiten
Thomas Hecht, Key Account Manager
Personal Nord & Süd und Zukunft Personal
Mein Hot Spot: Die Altstadt von
Istanbul mit Hagia Sophia
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3. Weitere Informationen zu Orhan Pamuks
„Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt“:
www.dieterwunderlich.de/Pamuk_istanbul.htm