SlideShare una empresa de Scribd logo
1 de 27
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
1
Der Vortrag von Hans Pich und Stefan Gentz auf der
tekom Jahrestagung 2010 richtete sich an Mitarbeiter
aus den Fachabteilungen für Dokumentation und
Einkauf.
Thematisiert wurde die Gestaltung von
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen.
Zusätzliche Informationen, insbesondere auch eine
Beschreibung der Balanced Translation Proposal
Methode (BTPM), finden Sie auch im Tagungsband der
tekom zur Jahrestagung 2010 ab Seite 246.
Für Fragen können Sie sich gerne an die Referenten
wenden.
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Hans Pich
• Studium der Informatik an der T.U. Berlin und der
Universität Passau;
• Vertriebsmitarbeiter der unitext language
Services GmbH, Berlin;
• ab 1997 Senior-Projektleiter bei der Document
Service Center GmbH, Berlin
• seit 2008 für den Bereich Business Development
verantwortlich
• E-Mail: h.pich@dsc-translation.de
• https://www.xing.com/profile/Hans_Pich
Stefan Gentz
• Specialist Language and Document Engineering,
Graphics and DTP bei der Translingua Language &
Technology GmbH in Bonn;
• Seit 1999 Geschäftsführer der TRACOM OHG in Bonn
• Trainer für Adobe FrameMaker, Adobe InDesign,
SDL Trados und (Qualitäts-)Management
• Zertifizierter Auditor ISO 9001 (TÜV)
• Berät Unternehmen zu Dokumentations- und
Übersetzungssystemen und begleitet Sie bei
professionellem Ausschreibungsmanagement und
der Auswahl geeigneter Übersetzungsdienstleister.
• E-Mail: stefan.gentz@tracom.de
• https://www.xing.com/profile/Stefan_Gentz
2
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
3
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
4
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Ein strukturierter, transparenter, kooperativer
Ausschreibungsprozess trägt wesentlich zum Erfolg
von Lieferantenbeziehungen bei. Ziel professionellen
Beschaffungsmanagements ist es, die internen
Geschäftsbedürfnisse mit den externen Lieferanten-
fähigkeiten so zu verbinden, dass ein nachhaltiger
Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen entsteht.
Für Übersetzungsleistungen gibt es jedoch in der Praxis
immer wieder Ausschreibungen, bei denen allein schon
die Anforderungen so unglücklich oder unvollständig
beschrieben sind, dass es kaum möglich ist, den
resultierenden Bearbeitungsaufwand zu kalkulieren.
Die darauf basierenden Angebote sind dann meist
weder wirklich vergleichbar noch führen sie zu einer für
Auftraggeber und Auftragnehmer optimalen Basis der
Zusammenarbeit.
5
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Zur Erzielung professioneller Ergebnisse und
nachhaltiger Wertschöpfung ist ein professionelles
Ausschreibungs- und Lieferantenmanagement
notwendig. Das gilt natürlich auch für Übersetzungs-
leistungen.
Einen guten Ausgangspunkt bietet (für zertifizierte wie
für nicht-zertifizierte Unternehmen) die ISO 9001. Sie
stellt im Abschnitt 7.4.1 (Beschaffungsprozess) ganz
konkrete Anforderungen. Aus der Normsprache in die
Praxis geholt:
• Definieren Sie Ihre Anforderungen an die
Lieferanten und die zu erbringenden Leistungen.
• Wählen Sie die Lieferanten auf Grundlage Ihrer
Beurteilungsergebnisse aus.
Zur erfolgreichen Umsetzung sollten Sie also
mindestens diese Voraussetzungen schaffen:
• Einen strukturierten, dokumentierten
Beschaffungsprozess,
• sinnvoll definierte Ausschreibungsbedingungen,
• vergleichbare, quantifizierbare Erfüllungen von
Beschaffungsanforderungen.
Das Ergebnis sind im Optimalfall betriebswirtschaftlich
fundierte, vertret- bzw. belastbare Entscheidungen, die
langfristige, gute Ergebnisse bringen. Gleichzeitig
stellt ein solches Vorgehen auch die Grundlage dar für
eine ehrliche, ethische und faire Geschäftsbeziehung,
die auch Corporate Governance und spezifischen
unternehmensinternen Regeln genügt.
6
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Dabei muss das Rad nicht immer gleich ganz neu
erfunden werden. In den meisten größeren
Unternehmen gibt es bereits ein Beschaffungswesen:
„Den Einkauf“. Im Normalfall verfügt dieser auch über
(hoffentlich dokumentierte) Beschaffungsprozesse,
die als Grundlage dienen können.
Dazu gehören in unserem Fall zumindest für
ISO 9001-zertifizierte Unternehmen in jedem Fall
mindestens:
• Anforderungen an die gemeinsamen Prozesse mit
dem Lieferanten.
• Anforderungen an die Ausrüstung (z. B. zu
verwendendes Translation Memory System, zu
verwendende Autoren-/DTP/Grafiksoftware).
• Anforderungen an die Qualifikation des
Personals (z. B. muttersprachliche Übersetzer,
Zertifizierung für das Translation Memory Tool).
• Anforderungen an das Qualitätsmanagement-
system des Lieferanten.
Insbesondere ein so sensibles und spezialisiertes
Thema wie der Einkauf von Übersetzungsleistungen
hat natürlich über diese Standards hinaus besondere
Anforderungen. Diese Anforderungen gilt es
individuell zu ermitteln und zu definieren.
7
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Der Gesamtprozess der Ausschreibungsgestaltung
unterliegt sinnvollerweise wie alle Prozesse im
Unternehmen dem PDCA-Zyklus. PDCA steht für
Plan – Do – Check – Act (Planen – Tun – Überprüfen –
Umsetzen), auch bekannt als Demingscher
Regelkreis.
In den vier Phase planen wir zunächst die
Ausschreibung („Plan“), erstellen dann die
Ausschreibung und fahren ggf. einen Probelauf
(„Do“), werfen noch einmal einen Blick zurück und
führen ggf. letzte Korrekturen durch („Check“), um
anschließend in die eigentliche Ausschreibung zu
gehen („Act“). Im Rahmen des KVP sei hier auch
besonders das „Zyklus“ in „PDCA-Zyklus“ betont.
Zyklus bedeutet eben genau, dass nach erfolgreicher
Ausschreibung der Zyklus von vorne losgeht. Die aus
der Ausschreibung gewonnenen Erkenntnisse sollten
dabei direkt in die neu initiierte Plan-Phase Eingang
finden. Für einen nachhaltigen Erfolg sollte dies
unbedingt auch ein Ausschreibungs-Review mit
einschließen, um erkannte Stärken und Schwächen
und Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Mögliche
Erkenntnisse könnten z. B. sein, dass die gestellten
Anforderungen zu hoch waren (zu wenige Bieter), die
Ausbalancierung der Gewichtungsfaktoren optimiert
werden muss oder die Auschreibungs- und
Bewertungsunterlagen erweitert werden müssen.
8
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Ein geeignetes Tool für die „Selbstfindung“ ist die
SWOT-Analyse. SWOT steht für Strengths,
Weaknesses, Opportunities and Threats und stellt
eine strukturierte, matrixorientierte Analysemethode
der eigenen Stärken und Schwächen sowie der
Chancen und Risiken dar. Die Methode ist auch
deswegen so geeignet, da der Übersetzungsprozess
meist in einen übergeordneten Prozess integriert
werden muss und der Übergang an den Nahstellen
der Einzelprozesse oft erhebliche Risiken birgt.
Beispielhaft sei hier die Übergabe individueller
Datenformate (z. B. ein eigener XML-Dialekt) an ein
Translation Memory System genannt.
Weiterhin sollten in der Planungsphase auch die
Anforderungen der einzelnen interessierten Parteien
ermittelt werden. Interne Stakeholder können z. B.
Geschäftsleitung, Einkauf, Rechtsabteilung,
Fachabteilung und Technische Dokumentation sein.
Dabei müssen die Interessen mit geeigneten Tools
erfasst und gewichtet werden, da die häufig konträren
Interessen der einzelnen Stakeholder bisweilen
schwer „unter einen Hut“ zu bekommen sind.
Zu den externen Stakeholdern gehören z. B.
Auftraggeber und Lieferanten (Stichwort Lieferanten-
Doku), aber auch spezifische Anforderungen an die
Genehmigung von Produkten und gesetzliche
Vorgaben im Allgemeinen. Und zu den externen
Stakeholdern gehören auch die Lieferanten der
Übersetzung! Auch deren Interessen sollten in jedem
Fall bei der Gestaltung der Ausschreibung
berücksichtigt werden, wenn die Ausschreibung nicht
„am Markt vorbei“ erfolglos „versanden“ soll.
9
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Die geforderten Beschaffungsangaben zu definieren
kann durchaus aufwendig sein, da dafür detaillierte
Kenntnisse des Gesamtprozesses nötig sind. Auch
müssen in Hinblick auf die Budgetierung interne
Unternehmensvorgaben und Anforderungen mit der
Marktsituation ausbalanciert werden.
Ungenaue Beschaffungsangaben können ebenso wie
unrealistische Vorgaben sonst schnell die Ausschreibung
scheitern lassen.
Im Rahmen der SWOT-Analyse kann z. B. im Feld
Weaknesses herausgekommen sein, dass Sie immer
wieder an Termin-, Kapazitäts- und Qualitätsgrenzen
stoßen, weil Sie nach der Übersetzung noch die zwanzig
zielsprachlichen Varianten Ihres Handbuchs auf den
Fremdsprachensatz und landes- bzw. sprachspezifische
Besonderheiten hin prüfen, Reviews mit Ihren
Länderniederlassungen organisieren, deren Ergebnisse
einarbeiten und finale Fassungen erstellen müssen.
Die Chancen-Analyse kann z. B. ergeben, dass diese
Aufgaben komplett an einen darauf spezialisierten
Übersetzungsdienstleister outgesourct werden soll.
Dies würde dann Eingang in die Beschaffungsangaben
finden.
10
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Wichtig ist, dass den Bietern Ihrer Ausschreibung klar ist,
was Sie erwarten. Wenn Sie z. B. eigentlich einen
Systemanbieter suchen, der Ihnen über die eigentliche
Kerndienstleistung „Übersetzung“ hinaus noch weitere
Leistungen bietet, dann sollten Sie das spezifizieren.
Solche Leistungen könnten z. B. die Einführung eines
ganzheitlichen Systems sein, dass Authoring-Memory,
Translation Memory, Terminologie-Datenbank und weitere
Komponenten wie ein CMS miteinander verknüpft.
Darüber hinaus müssen die erwarteten Einzelleistungen
und erforderlichen Qualifikationen möglichst genau
spezifiziert werden. Je präziser hier gearbeitet wird, desto
weniger Aufwand entsteht im Rückfragen-Management.
Gleichzeitig können über entsprechend gestaltetet
Ausschreibungsunterlagen die tatsächlich befähigten
Bieter leichter ermittelt werden. Dabei sollten Sie auch
zwischen Pflichtangaben und freiwilligen Angaben
unterscheiden (und dies später Gewichten können).
Planen Sie auch die Lenkung der Eingänge und
insbesondere auch, wie mit fehlerhaften oder
unvollständigen Einsendungen umgegangen werden soll.
In jedem Fall sollten Sie Dokumente für Ihr Feedback
bereithalten (Absage/Zusage), ggf. auch unterschiedliche
Fassungen bei mehrphasigen Ausschreibungen. Es sollte
selbstverständlich sein, den ausscheidenden Bietern dies
höflich unter Angabe der Kriterien mitzuteilen. Bedenken
Sie, dass Ihre Bieter für Sie Zeit und Kosten in die
Ausschreibung gesteckt haben, und Sie vielleicht auch auf
diese Bieter später einmal zurückkommen möchten.
11
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Eine erfolgreiche Ausschreibung werden immer zwei
Dokumentklassen benötigt: Die eigentlichen
Ausschreibungsunterlagen, die Sie den Bietern
bereitstellen, sowie Bewertungsunterlagen, mit deren
Hilfe Sie die Ergebnisse strukturiert erfassen und
sinnvoll auswerten können. Die Bewertungs-
unterlagen müssen die Ergebnisse der
Ausschreibungsunterlagen abbilden können.
Generell sollten Ausschreibungs- und Bewertungs-
unterlagen so aufeinander abgestimmt sein, dass eine
schnelle und einfache Datenübernahme in die
Bewertungsunterlagen möglich ist. Wie das zu
realisieren ist, hängt von den gewählten
Ausschreibungsmethoden und Medien ab. Die in der
Regel sinnvollste Methode ist die elektronische
Bereitstellung der Ausschreibungsunterlagen. Dies
kann in Form von „echten“, automatisch
auswertbaren PDF-Formularen sein, oder in Form
von Webformularen. Der Vorteil einer elektronischen
Verarbeitung ist, dass die Ausschreibungsunterlagen
bei entsprechender Gestaltung / Programmierung
präzisere, interpretationsfreiere und fehlerfreiere
(Poka Yoke!) Ergebnisse liefern und zudem
automatisch erfasst werden können.
Im Rahmen einer Marktanalyse kann eine Liste von
Kandidaten erstellt werden, die explizit eingeladen
werden sollen. Dies ist insbesondere dann wichtig,
wenn eine öffentliche Ausschreibung gefahren wird,
bei der sichergestellt werden soll, dass bestimmte
Bieter in jedem Fall teilnehmen. In der Regel stellt die
Wunschkandidatenlisten eine Teilmenge des
Bieterpools dar.
12
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Sind die Ausschreibungs- und Bewertungsunterlagen
fertig und die Liste der Bieter erstellt, sollten die
Ausschreibungsunterlagen noch mal selbstkritisch
geprüft werden: Sind sie zu oberflächlich?
Ermöglichen Sie womöglich im Formteil noch
unscharfe und dadurch später schwer zu
vergleichende und bewertende Antworten? Oder sind
die Unterlagen ggf. zu komplex, zu schwer
verständlich, zu unpräzise? Lassen die Unterlagen
dem Bieter genug Raum, um individuellen Ideen „in
die Waagschale zu werfen“? Auch hat es sich bewährt,
die Unterlagen abschließend noch einmal mit dem
„KISS“-Blick (Keep it Short and Simple) zu betrachten.
Damit eine Ausschreibung erfolgreich ist, sollten die
Ausschreibungsunterlagen auch in Ton und
Gestaltung „einladend“ sein – Sie wollen ja kein
Verhör führen und dadurch ggf. attraktive Partner
gleich verschrecken.
In der Do-Phase ist auch ein „Trockenlauf“ sinnvoll,
um den Ausschreibungsprozess zu simulieren und um
mögliche Schwächen und Lücken noch frühzeitig zu
entdecken. Die Ergebnisse sollten in der Check-
Phase ausgewertet werden und ggf. einfließen.
13
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Nun kann die (halb-)öffentliche Ausschreibung
starten. Laden Sie Ihre Kandidaten schriftlich ein,
schicken Sie die Ausschreibungsunterlagen mit und
definieren Sie vor allem auch konkrete Termine und
Fristen.
Schicken Sie den Bietern auch eine Übersicht über
den Ablauf der Ausschreibung mit. Ein fester
Terminplan (an den Sie sich natürlich auch selbst
halten sollten) macht das Verfahren transparent und
reduziert Rückfragen („Wann erfahren wir denn,
ob …“, „Was ist denn der nächste Schritt?“) auf ein
Minimum.
Erfassen Sie die eingehenden Angebote und
übernehmen Sie die Daten in die erstellten
Bewertungsunterlagen. Klären Sie ggf. telefonisch
oder per E-Mail offene Fragen (die, die Ihre Bieter an
Sie haben und die, die Sie ggf. noch an einzelne Bieter
haben). Teilen Sie am Ende der Bewertungsphase den
Bietern schriftlich das Ergebnis mit. Den Bietern, die
es auf die Short-List geschafft haben, teilen Sie diese
ebenfalls mit (ggf. nochmals mit Hinweis auf die
folgenden Schritte).
14
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Die Auswertung einer Ausschreibung erfolgt immer auf
Basis der zur Verfügung gestellten Informationen. Hierbei
werden sowohl die angefragten Leistungen nach Art und
Umfang berücksichtigt, wie auch die in der Ausschreibung
beschriebenen Voraussetzungen und Ziele des
Auftraggebers.
Zu den Voraussetzungen gehören beispielsweise vor-
handene Translation Memorys und Terminologie-
datenbanken. Dabei ist es auch wichtig, eine Einschätzung
über die Qualität und den Umfang der einzusetzenden
Materialien zu erhalten. Darüber hinaus sind aber auch
Vorgaben in der Ablauforganisation und in technischen
Schnittstellen zu anderen Systemen wie CMS oder PIM zu
betrachten.
Wichtig für die Konzeption eines passgenauen Angebots ist
Kenntnis über die Ziele des Auftraggebers. Natürlich
möchte jeder die beste Qualität in kürzester Zeit zu
minimalen Kosten. Dies ist in der Realität so nicht
erreichbar. Eine Einschätzung und Gewichtung der Ziele
des Auftraggebers ermöglichen es dem Dienstleister auf
die konkreten Anforderungen einzugehen und ein
passgenaues Angebot zu erstellen.
Im Rahmen der Auswertung sollte es für die Dienstleister
auch die Möglichkeit geben, Rückfragen zu formulieren.
Die Fragen und Antworten sollten vom Auftraggeber dazu
genutzt werden, die Ausschreibung zu präzisieren. Eine
Verteilung der Antworten und der ggf. präzisierten
Ausschreibung an alle Teilnehmer ist selbstverständlich.
Hilfreich ist, es eine zweite Fragenrunde vorzusehen, da
die Antworten oft neue Fragen aufwerfen.
15
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
In der Planung einer Ausschreibung sollte genug Zeit
für die Umsetzung von Rückfragen eingeplant werden.
Rückfragen bedeuten, dass die Anbieter entweder
etwas nicht verstanden haben bzw. die Informationen
der Ausschreibung für eine sichere Kalkulation nicht
ausreichend waren, oder dass es möglicherweise
alternative Vorgehensweisen gibt, deren Angebot über
Rückfragen abgeklärt werden soll.
Da sich bei der Beantwortung der Fragen neue Fragen
ergeben können oder die Antworten noch nicht
ausreichend sind, sollte mindestens eine zweite
Fragenrunde vorgesehen werden.
Die Anzahl der Rückfragen lässt sich verringern,
wenn die Beschreibung der angeforderten Leistungen
sehr präzise ist.
Beim Auftraggeber sollte die Bedeutung der
Rückfragen und auch die Qualität der Antworten auch
in den Fachabteilungen betont werden. Verbleibende
Unklarheiten müssen die Anbieter als Unsicherheits-
faktor mit in der Kalkulation berücksichtigen.
Entweder erhöht das die Kosten oder schlägt sich in
der umsetzbaren Qualität nieder.
16
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Die Konzeption des Angebots besteht aus mehreren Teilen. Wichtig für den
Auftraggeber ist neben einer Preisangabe vor allem die Leistungs-
beschreibung. Nur mit der Leistungsbeschreibung kann der Auftraggeber die
Preisangaben bewerten. Eine Angabe von 2 € / Zeile Übersetzung ist genau so
wenig hilfreich, wie die Angabe von 20.000 € für ein Auto wenn man nicht weiß
um was für Autos es sich handelt.
Für die Vergleichbarkeit der Leistungsbeschreibungen ist es hilfreich, wenn
bereits in der Ausschreibung wesentliche Elemente auf Basis von Standards
wie der EN 15038 angefordert werden. Darüber hinaus sollten die Anbieter die
Leistungen detailliert und präzise beschreiben bzw. quantifizierbare
Leistungsstandards definieren.
Bei einer Dienstleistung ist es oft nicht einfach, das Ergebnis im Vorhinein
quantifizierbar zu beschreiben. Dies wird umso mehr erschwert, wenn das
Ergebnis zusätzlich auch von Vorleistungen des Auftraggebers entscheidend
beeinflusst wird. In der Praxis hat es sich bewährt, wenn statt dessen
Mindeststandards an die Art der Leistungserbringung definiert werden. Dies
bedeutet bei Übersetzungen bspw. Mindestanforderungen an die Qualifikation
der Leistungserbringer (Übersetzer, Korrektoren, Lektoren), der
durchzuführenden Arbeitsschritte und konkrete Verfahrungen der Freigabe /
Abschlussprüfung.
Der zweite Aspekt ist natürlich die Kosten-/Preiskalkulation. Üblicherweise
kann auch der Auftraggeber nicht im Vorhinein eine verbindliche Aussage über
die zu bearbeitenden Volumina geben. Hilfreich ist es daher, ein Preismodell zu
verwenden, dass flexibel auf wechselnde Anforderungen angewendet werden
kann. Schwierig sind hier immer Mischkalkulationen, die bei veränderten
Rahmenbedingungen entweder für den Auftraggeber zu erhöhten Kosten
führen (bspw. durch zu geringe Anreize die eigenen Strukturen zu optimieren)
oder den Auftragnehmer unter zu starken wirtschaftlichen Druck setzen.
Auftragnehmer, die sich „verkalkuliert“ haben, könnten dazu tendieren, den
Druck bspw. durch den Einsatz billigerer Übersetzer oder den Verzicht auf
wichtige Arbeitsschritte auszugleichen. Dies kann nicht im gemeinsamen
Interesse sein.
Wichtig ist es, sich erneut auf die Ziele des Auftraggebers zu konzentrieren und
auch bei der Aufwandskalkulation und den entsprechenden Preisangaben im
Einklang mit diesen Zielen zu bewegen.
17
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
In der Praxis gibt es immer wieder typische Problemstellen in
Ausschreibungen.
Aus der Sicht des Anbieters sind dies zumeist fehlende oder
unzureichende Informationen über einzusetzende Materialien /
Voraussetzungen, die jedoch erheblichen Einfluss auf den
Aufwand und damit auf die Kosten haben.
Die Qualität und der Umfang von Translation Memorys,
Terminologiebeständen und Style Guides beeinflussen direkt die
Kosten. Eine Terminologiedatenbank ist für den Übersetzer nur
dann effizienzsteigernd einsetzbar, wenn es eine aktive
Terminologieerkennung gibt. Das manuelle Suchen in langen
Listen würde im Gegensatz dazu den Aufwand sogar noch
deutlich erhöhen.
Angaben über Umfänge und erwartete Durchlaufzeiten sind für
die Planung sehr wichtig. Bei zu viel Volumen in zu kurzer zeit ist
der Dienstleister gezwungen einen höhere Kapazitätsreserve
aufzubauen. Dies erhöht möglicherweise unnötig die Kosten. Oft
wäre es durch eine geschicktere Ablauforganisation möglich die
Auslastung zu verstetigen und damit die Qualität zu erhöhen
ohne die Kosten zu steigern.
Die Angabe von quantitätsorientierten Preisen bspw. für die Vor-
und Nachbereitung von Dateien kann nur mit entsprechenden
Beispieldateien und vereinbarten Qualitätsstandards der
Quelldateien erfolgen. So bedeutet die Vor- und Nachbereitung
von InDesign-Dateien im günstigen vielleicht nur 5 Minuten /
Seite, kann aber auch leicht mal mehrere Stunden je Seite in
Anspruch nehmen.
Mischkalkulationen sind immer schwierig. Sie basieren auf
konkreten Szenarien und den damit verbundenen Rahmen-
bedingungen. Eine aus Sicht des Einkaufs schön einfache
Rahmenvereinbarung mit einem zu einfachem Preismodell kann
schnell zu einem Problem werden, wenn der Dienstleister auf
sich ändernde Rahmenbedingungen mit einer schlechteren
Leistung reagiert bzw. reagieren muss.
18
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Ein besonderes Thema sind Probeübersetzungen.
Immer wieder gefordert, bringen sie doch oft nur sehr
wenig Information für den Auftraggeber.
Wenn ein Dienstleister weiß, dass er eine
Probeübersetzung anfertigen muss und ein Interesse
am Auftrag hat, wird er seinen besten Übersetzer die
Übersetzung anfertigen lassen, diese von mehreren
anderen Mitarbeitern prüfen lassen. Er wird sich die
allergrößte Mühe geben. Im Ergebnis erfährt der
Auftraggeber also nur, ob es dem Dienstleister
möglich ist, zumindest einen qualifizierten Übersetzer
einzusetzen. Ob dieser später auch die Übersetzungen
durchführt ist unklar.
Eine Alternative zur Probeübersetzung wäre ein
Probeauftrag. Dieser sollte natürlich erfolgen bevor
der Dienstleister zur Teilnahme an der Ausschreibung
eingeladen wurde. Die Platzierung eines kleinen
Auftrags ohne weitere Ankündigung gibt ein
wesentlich realistischeres Bild von der Leistung eines
Dienstleisters als die Übersetzung eines
angekündigten Testtextes.
19
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit ist die
Balance zwischen Kosten und Aufwand. Auf Seiten
des Auftraggebers ist verständlicherweise der
Wunsch nach geringen Einkaufskonditionen
bestimmend. Für den Dienstleister bedeutet das
Eingehen auf diesen Wunsch, eine Möglichkeit zu
finden, die geforderten Leistungen (bei gesetzter
Qualität) mit möglichst geringem Aufwand zu
erbringen. Verschiebt sich dieses fragile
Gleichgewicht zugunsten einer der beiden Seiten, ist
der Erfolg der Zusammenarbeit gefährdet.
Da üblicherweise die Anbieter den ersten Schritt bei
den Preisverhandlungen führen, ist es wichtig, dass
das Preisangebot auf einer soliden Kalkulation
beruht. Unsicherheiten z. B. aufgrund fehlender oder
falscher Informationen aus der Ausschreibung
erschweren oder verhindern diese Kalkulation.
Klare und verlässliche Anforderungen auf der einen
Seite und verbindliche Leistungszusagen auf der
anderen Seite sind daher entscheidend für eine faire
und langfristig orientierte Preisfindung. Hilfreich ist
hierbei insb. die Bereitschaft auf Seiten des
Auftraggebers die eigenen Prozesse und
Anforderungen anzupassen, wenn dadurch der
Aufwand beim Dienstleister sinkt. Dies bringt oft
wesentlich größere Einsparpotenziale als das
Drücken von Preisen.
20
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Üblicherweise schließt sich an die schriftliche Aus-
schreibung und das Angebot eine Präsentation der in
die engere Wahl gekommenen Dienstleister an. Die
Präsentation sollte dem Zweck dienen, den Dienst-
leister auch persönlich noch einmal kennenzulernen,
die Plausibilität der im Angebot gemachten Aussagen
zu prüfen und letzte Unklarheiten aus dem gesamten
Ausschreibungsverfahren zu klären.
Für eine erfolgreiche Präsentation ist es sehr
hilfreich, wenn sich sowohl Auftraggeber als auch die
Dienstleister inhaltlich auf die Fragen der jeweils
anderen Seite vorbereiten können. Dies bedeutet
jedoch, dass es auch konkrete Fragen geben sollte.
Präsentationen, die ohne vorhergehende Abstimmung
erfolgen, können eher die Fähigkeit des Dienstleisters
im Bereich Präsentationstechnik und im Umgang mit
Powerpoint abprüfen. Wer konkret fragt, bekommt
auch konkrete Antworten.
Auf der anderen Seite sind auch Marathon-
veranstaltungen mit 3 oder mehr Präsentationen von
Dienstleistern hintereinander nicht hilfreich.
Spätestens nach der zweiten Präsentation sind auch
die Verantwortlichen beim Auftraggeber nicht mehr
mit voller Konzentration bei der Sache.
21
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Besondere Anforderungen können auch die
Durchführung einer Ausschreibung erschweren. Dies
gilt für Anforderungen aus dem organisatorischen
Bereich (Kooperation mit anderen Dienstleistern in
einem Multi-Vendor-Szenario oder mit verschiedenen
Organisationseinheiten beim Auftraggeber bei
InCountry-Reviews oder im terminologie-
Management) genauso wie bei speziellen
technologischen Anforderungen (Anbindung an
bestimmte Systeme, Implementierung von neuen
Schnittstellen). Hier sollten Auftraggeber, die nicht
selbst über das entsprechende Know-How verfügen,
sich unabhängigen Rat und Unterstützung holen.
Gut ist es, wenn in einer Ausschreibung auch Aspekte
der Einarbeitung und des Trainings der Mitarbeiter
beim Dienstleister berücksichtigt werden. Übersetzer
sind zuerst einmal Experten für Sprache. Die Produkt-
expertise liegt vor allem beim Auftraggeber.
22
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Auch nach Abschluss der Ausschreibung ist das
Rahmenvereinbarung sollten konkrete
Vereinbarungen für die Startphase getroffen werden.
Verfahren noch nicht beendet. Bereits mit der
Hierzu zählen sowohl erforderliche technologische
Anpassungen wie auch das Training bzw. die
Schulung der Übersetzer. Hilfreich ist es auch, wenn
der Übersetzungsdienstleister bei den
beauftragenden Abteilungen persönlich vorgestellt
wird, bzw. sich persönlich vorstellen kann.
Direkte Kontakte zwischen den Übersetzern und den
Ansprechpartnern in den Zielmärkten können auf
beiden Seiten viel Unsicherheit abbauen.
Da auch die beste Ausschreibung und das beste
Angebot nie die Realität umfassend vorhersagen
können, sollte eine konkrete Überprüfung der
Leistungen und auch der Preise erfolgen. Bewährt
haben sich hier Zeiträume von ca. 6 – 12 Monaten für
eine erste Überprüfung.
23
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Strukturierte Ausschreibungsverfahren geben sowohl
dem Auftraggeber als auch dem Anbieter mehr
Sicherheit. Durch den vorhersagbaren, transparenten
Ablauf, die konkrete Planung der Inhalte und die
sachorientierte Auswertung führen sie zu einer
passgenaueren Lieferantenauswahl. Dies hilft auch
den Anbietern, denn am besten bedient man die
Auftraggeber, die genau die Leistung brauchen, die
man am besten erbringen kann.
24
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und
stehen auch nach der Veranstaltung jederzeit gerne
für Fragen zur Verfügung.
25
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
26
PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010
27

Más contenido relacionado

Destacado (20)

Enseñando como jesus
Enseñando como jesusEnseñando como jesus
Enseñando como jesus
 
Informática educativa
Informática educativaInformática educativa
Informática educativa
 
Mono y oligopolio (2)
Mono y oligopolio (2)Mono y oligopolio (2)
Mono y oligopolio (2)
 
Llamadalocaldesdeequipos12
Llamadalocaldesdeequipos12Llamadalocaldesdeequipos12
Llamadalocaldesdeequipos12
 
Ejercicios vitales
Ejercicios vitalesEjercicios vitales
Ejercicios vitales
 
Un abrazo
Un abrazoUn abrazo
Un abrazo
 
Sigueme
SiguemeSigueme
Sigueme
 
El milagro de la vida
El milagro de la vidaEl milagro de la vida
El milagro de la vida
 
La pazperfecta
La pazperfectaLa pazperfecta
La pazperfecta
 
Shalom
ShalomShalom
Shalom
 
Reino animal
Reino animalReino animal
Reino animal
 
Tribus urbanas
Tribus urbanasTribus urbanas
Tribus urbanas
 
Rich man poor man spanish
Rich man poor man spanishRich man poor man spanish
Rich man poor man spanish
 
Educación
EducaciónEducación
Educación
 
Conjuro sioux
Conjuro siouxConjuro sioux
Conjuro sioux
 
Trabajo proyecto
Trabajo proyectoTrabajo proyecto
Trabajo proyecto
 
Psico d.fundamentos psicologicos de la moral
Psico d.fundamentos psicologicos de la moralPsico d.fundamentos psicologicos de la moral
Psico d.fundamentos psicologicos de la moral
 
08_28-der_blinde-cs
08_28-der_blinde-cs08_28-der_blinde-cs
08_28-der_blinde-cs
 
Perueducaescuela servidores
Perueducaescuela servidoresPerueducaescuela servidores
Perueducaescuela servidores
 
Alejandro gonzalez internet
Alejandro gonzalez   internetAlejandro gonzalez   internet
Alejandro gonzalez internet
 

Similar a tekom Jahrestagung / tcworld 2010 "Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten"

ISO 17100: Anforderungen und Umsetzung
ISO 17100: Anforderungen und UmsetzungISO 17100: Anforderungen und Umsetzung
ISO 17100: Anforderungen und UmsetzungHans Pich
 
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestaltenAusschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestaltenHans Pich
 
PMBOK - Wissen kompakt
PMBOK - Wissen kompaktPMBOK - Wissen kompakt
PMBOK - Wissen kompaktFrank Dostert
 
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?Digicomp Academy AG
 
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...Axel Oppermann
 
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der Risikominimierung
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der RisikominimierungDienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der Risikominimierung
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der RisikominimierungHans Pich
 
Vorstellung: FAK Unternehmensbewertung
Vorstellung: FAK UnternehmensbewertungVorstellung: FAK Unternehmensbewertung
Vorstellung: FAK UnternehmensbewertungRobertCSchmidt1
 
Restrukturierung & Sanierung KMU
Restrukturierung & Sanierung KMURestrukturierung & Sanierung KMU
Restrukturierung & Sanierung KMUStefan Paul
 
Din en iso 9001 Einführung bis zur Zertifizierung
Din en iso 9001 Einführung bis zur ZertifizierungDin en iso 9001 Einführung bis zur Zertifizierung
Din en iso 9001 Einführung bis zur ZertifizierungHolger Grosser
 
D I N E N I S O 9001 Einführung
D I N  E N  I S O 9001  EinführungD I N  E N  I S O 9001  Einführung
D I N E N I S O 9001 EinführungHolger Grosser
 
Aspekte des verkaufs v 1.0
Aspekte des verkaufs v 1.0Aspekte des verkaufs v 1.0
Aspekte des verkaufs v 1.0Klubschule
 
Moderne budgetierung fundamente_final
Moderne budgetierung fundamente_finalModerne budgetierung fundamente_final
Moderne budgetierung fundamente_finalICV_eV
 
Aspekte des verkaufs v 1.2
Aspekte des verkaufs v 1.2Aspekte des verkaufs v 1.2
Aspekte des verkaufs v 1.2Klubschule
 
Präsentation 11.07.2011
Präsentation 11.07.2011Präsentation 11.07.2011
Präsentation 11.07.2011Birgit Braun
 
Transformation: Operational & Service Excellence
Transformation: Operational & Service ExcellenceTransformation: Operational & Service Excellence
Transformation: Operational & Service ExcellencePeterKuhle
 
ISO 9001 Zertifizierung
ISO 9001 ZertifizierungISO 9001 Zertifizierung
ISO 9001 ZertifizierungHolger Grosser
 
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015JW | HANDELS.CONSULTING
 
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HR
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HRWas ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HR
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HRKai Deininger
 

Similar a tekom Jahrestagung / tcworld 2010 "Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten" (20)

ISO 17100: Anforderungen und Umsetzung
ISO 17100: Anforderungen und UmsetzungISO 17100: Anforderungen und Umsetzung
ISO 17100: Anforderungen und Umsetzung
 
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestaltenAusschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten
Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten
 
PMBOK - Wissen kompakt
PMBOK - Wissen kompaktPMBOK - Wissen kompakt
PMBOK - Wissen kompakt
 
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?
Toolauswahl im IT Service Management – eine rationale Bauchentscheidung?
 
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...
BUYING Butler Tutorial No.2 - Methodische Anforderungsanalyse für Office-Lösu...
 
Adjust_AG
Adjust_AGAdjust_AG
Adjust_AG
 
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der Risikominimierung
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der RisikominimierungDienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der Risikominimierung
Dienstleisterauswahl: Das Fairprice-Konzept als Methode der Risikominimierung
 
Vorstellung: FAK Unternehmensbewertung
Vorstellung: FAK UnternehmensbewertungVorstellung: FAK Unternehmensbewertung
Vorstellung: FAK Unternehmensbewertung
 
Restrukturierung & Sanierung KMU
Restrukturierung & Sanierung KMURestrukturierung & Sanierung KMU
Restrukturierung & Sanierung KMU
 
Din en iso 9001 Einführung bis zur Zertifizierung
Din en iso 9001 Einführung bis zur ZertifizierungDin en iso 9001 Einführung bis zur Zertifizierung
Din en iso 9001 Einführung bis zur Zertifizierung
 
D I N E N I S O 9001 Einführung
D I N  E N  I S O 9001  EinführungD I N  E N  I S O 9001  Einführung
D I N E N I S O 9001 Einführung
 
Aspekte des verkaufs v 1.0
Aspekte des verkaufs v 1.0Aspekte des verkaufs v 1.0
Aspekte des verkaufs v 1.0
 
2011 10 05 10-15 knut mertens
2011 10 05 10-15 knut mertens2011 10 05 10-15 knut mertens
2011 10 05 10-15 knut mertens
 
Moderne budgetierung fundamente_final
Moderne budgetierung fundamente_finalModerne budgetierung fundamente_final
Moderne budgetierung fundamente_final
 
Aspekte des verkaufs v 1.2
Aspekte des verkaufs v 1.2Aspekte des verkaufs v 1.2
Aspekte des verkaufs v 1.2
 
Präsentation 11.07.2011
Präsentation 11.07.2011Präsentation 11.07.2011
Präsentation 11.07.2011
 
Transformation: Operational & Service Excellence
Transformation: Operational & Service ExcellenceTransformation: Operational & Service Excellence
Transformation: Operational & Service Excellence
 
ISO 9001 Zertifizierung
ISO 9001 ZertifizierungISO 9001 Zertifizierung
ISO 9001 Zertifizierung
 
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015
Flyer "Abteilungs-Entwicklungs-Projekt"_08.2015
 
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HR
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HRWas ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HR
Was ist erfolgreiche Personalarbeit? Die relevanten KPIs für HR
 

Más de Stefan Gentz

Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...
Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...
Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...Stefan Gentz
 
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the Future
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the FutureThe Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the Future
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the FutureStefan Gentz
 
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados Studio
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados StudioPUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados Studio
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados StudioStefan Gentz
 
Expand Your Comfort Zone
Expand Your Comfort ZoneExpand Your Comfort Zone
Expand Your Comfort ZoneStefan Gentz
 
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013Stefan Gentz
 
TriKonf 2013 - Standards and Interoperability
TriKonf 2013 - Standards and InteroperabilityTriKonf 2013 - Standards and Interoperability
TriKonf 2013 - Standards and InteroperabilityStefan Gentz
 
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to ExcellenceStefan Gentz
 
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content Explosion
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content ExplosionTranslation Forum Russia 2013 - Facing the Content Explosion
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content ExplosionStefan Gentz
 
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the ChangeStefan Gentz
 
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013Stefan Gentz
 
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to ExcellenceStefan Gentz
 
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013Stefan Gentz
 

Más de Stefan Gentz (12)

Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...
Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...
Translation Forum Russia 2014 - Strategic Assessment & Planning at the »Point...
 
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the Future
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the FutureThe Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the Future
The Great Escape - 10 Stratagems to Shoot your #TechComm Into the Future
 
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados Studio
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados StudioPUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados Studio
PUBKON 2014 - Global Publishing mit Adobe InDesign und SDL Trados Studio
 
Expand Your Comfort Zone
Expand Your Comfort ZoneExpand Your Comfort Zone
Expand Your Comfort Zone
 
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013
Managing the Atomic Bomb - Romanian Translation Forum 2013
 
TriKonf 2013 - Standards and Interoperability
TriKonf 2013 - Standards and InteroperabilityTriKonf 2013 - Standards and Interoperability
TriKonf 2013 - Standards and Interoperability
 
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence
2013 Translation Forum Russia - Gentz - From Good to Excellence
 
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content Explosion
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content ExplosionTranslation Forum Russia 2013 - Facing the Content Explosion
Translation Forum Russia 2013 - Facing the Content Explosion
 
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change
#TCUK13 - Stefan Gentz - Leading the Change
 
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013
Building High-Performance Teams – Cracow Translation Days 2013
 
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence
2013 LocWorld London – LSP 2.0 – From Good to Excellence
 
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013
What's next? Moving at the Speed of Change – GALA Conference 2013
 

tekom Jahrestagung / tcworld 2010 "Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten"

  • 1. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 1 Der Vortrag von Hans Pich und Stefan Gentz auf der tekom Jahrestagung 2010 richtete sich an Mitarbeiter aus den Fachabteilungen für Dokumentation und Einkauf. Thematisiert wurde die Gestaltung von Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen. Zusätzliche Informationen, insbesondere auch eine Beschreibung der Balanced Translation Proposal Methode (BTPM), finden Sie auch im Tagungsband der tekom zur Jahrestagung 2010 ab Seite 246. Für Fragen können Sie sich gerne an die Referenten wenden.
  • 2. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Hans Pich • Studium der Informatik an der T.U. Berlin und der Universität Passau; • Vertriebsmitarbeiter der unitext language Services GmbH, Berlin; • ab 1997 Senior-Projektleiter bei der Document Service Center GmbH, Berlin • seit 2008 für den Bereich Business Development verantwortlich • E-Mail: h.pich@dsc-translation.de • https://www.xing.com/profile/Hans_Pich Stefan Gentz • Specialist Language and Document Engineering, Graphics and DTP bei der Translingua Language & Technology GmbH in Bonn; • Seit 1999 Geschäftsführer der TRACOM OHG in Bonn • Trainer für Adobe FrameMaker, Adobe InDesign, SDL Trados und (Qualitäts-)Management • Zertifizierter Auditor ISO 9001 (TÜV) • Berät Unternehmen zu Dokumentations- und Übersetzungssystemen und begleitet Sie bei professionellem Ausschreibungsmanagement und der Auswahl geeigneter Übersetzungsdienstleister. • E-Mail: stefan.gentz@tracom.de • https://www.xing.com/profile/Stefan_Gentz 2
  • 3. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 3
  • 4. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 4
  • 5. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Ein strukturierter, transparenter, kooperativer Ausschreibungsprozess trägt wesentlich zum Erfolg von Lieferantenbeziehungen bei. Ziel professionellen Beschaffungsmanagements ist es, die internen Geschäftsbedürfnisse mit den externen Lieferanten- fähigkeiten so zu verbinden, dass ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen entsteht. Für Übersetzungsleistungen gibt es jedoch in der Praxis immer wieder Ausschreibungen, bei denen allein schon die Anforderungen so unglücklich oder unvollständig beschrieben sind, dass es kaum möglich ist, den resultierenden Bearbeitungsaufwand zu kalkulieren. Die darauf basierenden Angebote sind dann meist weder wirklich vergleichbar noch führen sie zu einer für Auftraggeber und Auftragnehmer optimalen Basis der Zusammenarbeit. 5
  • 6. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Zur Erzielung professioneller Ergebnisse und nachhaltiger Wertschöpfung ist ein professionelles Ausschreibungs- und Lieferantenmanagement notwendig. Das gilt natürlich auch für Übersetzungs- leistungen. Einen guten Ausgangspunkt bietet (für zertifizierte wie für nicht-zertifizierte Unternehmen) die ISO 9001. Sie stellt im Abschnitt 7.4.1 (Beschaffungsprozess) ganz konkrete Anforderungen. Aus der Normsprache in die Praxis geholt: • Definieren Sie Ihre Anforderungen an die Lieferanten und die zu erbringenden Leistungen. • Wählen Sie die Lieferanten auf Grundlage Ihrer Beurteilungsergebnisse aus. Zur erfolgreichen Umsetzung sollten Sie also mindestens diese Voraussetzungen schaffen: • Einen strukturierten, dokumentierten Beschaffungsprozess, • sinnvoll definierte Ausschreibungsbedingungen, • vergleichbare, quantifizierbare Erfüllungen von Beschaffungsanforderungen. Das Ergebnis sind im Optimalfall betriebswirtschaftlich fundierte, vertret- bzw. belastbare Entscheidungen, die langfristige, gute Ergebnisse bringen. Gleichzeitig stellt ein solches Vorgehen auch die Grundlage dar für eine ehrliche, ethische und faire Geschäftsbeziehung, die auch Corporate Governance und spezifischen unternehmensinternen Regeln genügt. 6
  • 7. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Dabei muss das Rad nicht immer gleich ganz neu erfunden werden. In den meisten größeren Unternehmen gibt es bereits ein Beschaffungswesen: „Den Einkauf“. Im Normalfall verfügt dieser auch über (hoffentlich dokumentierte) Beschaffungsprozesse, die als Grundlage dienen können. Dazu gehören in unserem Fall zumindest für ISO 9001-zertifizierte Unternehmen in jedem Fall mindestens: • Anforderungen an die gemeinsamen Prozesse mit dem Lieferanten. • Anforderungen an die Ausrüstung (z. B. zu verwendendes Translation Memory System, zu verwendende Autoren-/DTP/Grafiksoftware). • Anforderungen an die Qualifikation des Personals (z. B. muttersprachliche Übersetzer, Zertifizierung für das Translation Memory Tool). • Anforderungen an das Qualitätsmanagement- system des Lieferanten. Insbesondere ein so sensibles und spezialisiertes Thema wie der Einkauf von Übersetzungsleistungen hat natürlich über diese Standards hinaus besondere Anforderungen. Diese Anforderungen gilt es individuell zu ermitteln und zu definieren. 7
  • 8. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Der Gesamtprozess der Ausschreibungsgestaltung unterliegt sinnvollerweise wie alle Prozesse im Unternehmen dem PDCA-Zyklus. PDCA steht für Plan – Do – Check – Act (Planen – Tun – Überprüfen – Umsetzen), auch bekannt als Demingscher Regelkreis. In den vier Phase planen wir zunächst die Ausschreibung („Plan“), erstellen dann die Ausschreibung und fahren ggf. einen Probelauf („Do“), werfen noch einmal einen Blick zurück und führen ggf. letzte Korrekturen durch („Check“), um anschließend in die eigentliche Ausschreibung zu gehen („Act“). Im Rahmen des KVP sei hier auch besonders das „Zyklus“ in „PDCA-Zyklus“ betont. Zyklus bedeutet eben genau, dass nach erfolgreicher Ausschreibung der Zyklus von vorne losgeht. Die aus der Ausschreibung gewonnenen Erkenntnisse sollten dabei direkt in die neu initiierte Plan-Phase Eingang finden. Für einen nachhaltigen Erfolg sollte dies unbedingt auch ein Ausschreibungs-Review mit einschließen, um erkannte Stärken und Schwächen und Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Mögliche Erkenntnisse könnten z. B. sein, dass die gestellten Anforderungen zu hoch waren (zu wenige Bieter), die Ausbalancierung der Gewichtungsfaktoren optimiert werden muss oder die Auschreibungs- und Bewertungsunterlagen erweitert werden müssen. 8
  • 9. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Ein geeignetes Tool für die „Selbstfindung“ ist die SWOT-Analyse. SWOT steht für Strengths, Weaknesses, Opportunities and Threats und stellt eine strukturierte, matrixorientierte Analysemethode der eigenen Stärken und Schwächen sowie der Chancen und Risiken dar. Die Methode ist auch deswegen so geeignet, da der Übersetzungsprozess meist in einen übergeordneten Prozess integriert werden muss und der Übergang an den Nahstellen der Einzelprozesse oft erhebliche Risiken birgt. Beispielhaft sei hier die Übergabe individueller Datenformate (z. B. ein eigener XML-Dialekt) an ein Translation Memory System genannt. Weiterhin sollten in der Planungsphase auch die Anforderungen der einzelnen interessierten Parteien ermittelt werden. Interne Stakeholder können z. B. Geschäftsleitung, Einkauf, Rechtsabteilung, Fachabteilung und Technische Dokumentation sein. Dabei müssen die Interessen mit geeigneten Tools erfasst und gewichtet werden, da die häufig konträren Interessen der einzelnen Stakeholder bisweilen schwer „unter einen Hut“ zu bekommen sind. Zu den externen Stakeholdern gehören z. B. Auftraggeber und Lieferanten (Stichwort Lieferanten- Doku), aber auch spezifische Anforderungen an die Genehmigung von Produkten und gesetzliche Vorgaben im Allgemeinen. Und zu den externen Stakeholdern gehören auch die Lieferanten der Übersetzung! Auch deren Interessen sollten in jedem Fall bei der Gestaltung der Ausschreibung berücksichtigt werden, wenn die Ausschreibung nicht „am Markt vorbei“ erfolglos „versanden“ soll. 9
  • 10. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Die geforderten Beschaffungsangaben zu definieren kann durchaus aufwendig sein, da dafür detaillierte Kenntnisse des Gesamtprozesses nötig sind. Auch müssen in Hinblick auf die Budgetierung interne Unternehmensvorgaben und Anforderungen mit der Marktsituation ausbalanciert werden. Ungenaue Beschaffungsangaben können ebenso wie unrealistische Vorgaben sonst schnell die Ausschreibung scheitern lassen. Im Rahmen der SWOT-Analyse kann z. B. im Feld Weaknesses herausgekommen sein, dass Sie immer wieder an Termin-, Kapazitäts- und Qualitätsgrenzen stoßen, weil Sie nach der Übersetzung noch die zwanzig zielsprachlichen Varianten Ihres Handbuchs auf den Fremdsprachensatz und landes- bzw. sprachspezifische Besonderheiten hin prüfen, Reviews mit Ihren Länderniederlassungen organisieren, deren Ergebnisse einarbeiten und finale Fassungen erstellen müssen. Die Chancen-Analyse kann z. B. ergeben, dass diese Aufgaben komplett an einen darauf spezialisierten Übersetzungsdienstleister outgesourct werden soll. Dies würde dann Eingang in die Beschaffungsangaben finden. 10
  • 11. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Wichtig ist, dass den Bietern Ihrer Ausschreibung klar ist, was Sie erwarten. Wenn Sie z. B. eigentlich einen Systemanbieter suchen, der Ihnen über die eigentliche Kerndienstleistung „Übersetzung“ hinaus noch weitere Leistungen bietet, dann sollten Sie das spezifizieren. Solche Leistungen könnten z. B. die Einführung eines ganzheitlichen Systems sein, dass Authoring-Memory, Translation Memory, Terminologie-Datenbank und weitere Komponenten wie ein CMS miteinander verknüpft. Darüber hinaus müssen die erwarteten Einzelleistungen und erforderlichen Qualifikationen möglichst genau spezifiziert werden. Je präziser hier gearbeitet wird, desto weniger Aufwand entsteht im Rückfragen-Management. Gleichzeitig können über entsprechend gestaltetet Ausschreibungsunterlagen die tatsächlich befähigten Bieter leichter ermittelt werden. Dabei sollten Sie auch zwischen Pflichtangaben und freiwilligen Angaben unterscheiden (und dies später Gewichten können). Planen Sie auch die Lenkung der Eingänge und insbesondere auch, wie mit fehlerhaften oder unvollständigen Einsendungen umgegangen werden soll. In jedem Fall sollten Sie Dokumente für Ihr Feedback bereithalten (Absage/Zusage), ggf. auch unterschiedliche Fassungen bei mehrphasigen Ausschreibungen. Es sollte selbstverständlich sein, den ausscheidenden Bietern dies höflich unter Angabe der Kriterien mitzuteilen. Bedenken Sie, dass Ihre Bieter für Sie Zeit und Kosten in die Ausschreibung gesteckt haben, und Sie vielleicht auch auf diese Bieter später einmal zurückkommen möchten. 11
  • 12. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Eine erfolgreiche Ausschreibung werden immer zwei Dokumentklassen benötigt: Die eigentlichen Ausschreibungsunterlagen, die Sie den Bietern bereitstellen, sowie Bewertungsunterlagen, mit deren Hilfe Sie die Ergebnisse strukturiert erfassen und sinnvoll auswerten können. Die Bewertungs- unterlagen müssen die Ergebnisse der Ausschreibungsunterlagen abbilden können. Generell sollten Ausschreibungs- und Bewertungs- unterlagen so aufeinander abgestimmt sein, dass eine schnelle und einfache Datenübernahme in die Bewertungsunterlagen möglich ist. Wie das zu realisieren ist, hängt von den gewählten Ausschreibungsmethoden und Medien ab. Die in der Regel sinnvollste Methode ist die elektronische Bereitstellung der Ausschreibungsunterlagen. Dies kann in Form von „echten“, automatisch auswertbaren PDF-Formularen sein, oder in Form von Webformularen. Der Vorteil einer elektronischen Verarbeitung ist, dass die Ausschreibungsunterlagen bei entsprechender Gestaltung / Programmierung präzisere, interpretationsfreiere und fehlerfreiere (Poka Yoke!) Ergebnisse liefern und zudem automatisch erfasst werden können. Im Rahmen einer Marktanalyse kann eine Liste von Kandidaten erstellt werden, die explizit eingeladen werden sollen. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn eine öffentliche Ausschreibung gefahren wird, bei der sichergestellt werden soll, dass bestimmte Bieter in jedem Fall teilnehmen. In der Regel stellt die Wunschkandidatenlisten eine Teilmenge des Bieterpools dar. 12
  • 13. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Sind die Ausschreibungs- und Bewertungsunterlagen fertig und die Liste der Bieter erstellt, sollten die Ausschreibungsunterlagen noch mal selbstkritisch geprüft werden: Sind sie zu oberflächlich? Ermöglichen Sie womöglich im Formteil noch unscharfe und dadurch später schwer zu vergleichende und bewertende Antworten? Oder sind die Unterlagen ggf. zu komplex, zu schwer verständlich, zu unpräzise? Lassen die Unterlagen dem Bieter genug Raum, um individuellen Ideen „in die Waagschale zu werfen“? Auch hat es sich bewährt, die Unterlagen abschließend noch einmal mit dem „KISS“-Blick (Keep it Short and Simple) zu betrachten. Damit eine Ausschreibung erfolgreich ist, sollten die Ausschreibungsunterlagen auch in Ton und Gestaltung „einladend“ sein – Sie wollen ja kein Verhör führen und dadurch ggf. attraktive Partner gleich verschrecken. In der Do-Phase ist auch ein „Trockenlauf“ sinnvoll, um den Ausschreibungsprozess zu simulieren und um mögliche Schwächen und Lücken noch frühzeitig zu entdecken. Die Ergebnisse sollten in der Check- Phase ausgewertet werden und ggf. einfließen. 13
  • 14. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Nun kann die (halb-)öffentliche Ausschreibung starten. Laden Sie Ihre Kandidaten schriftlich ein, schicken Sie die Ausschreibungsunterlagen mit und definieren Sie vor allem auch konkrete Termine und Fristen. Schicken Sie den Bietern auch eine Übersicht über den Ablauf der Ausschreibung mit. Ein fester Terminplan (an den Sie sich natürlich auch selbst halten sollten) macht das Verfahren transparent und reduziert Rückfragen („Wann erfahren wir denn, ob …“, „Was ist denn der nächste Schritt?“) auf ein Minimum. Erfassen Sie die eingehenden Angebote und übernehmen Sie die Daten in die erstellten Bewertungsunterlagen. Klären Sie ggf. telefonisch oder per E-Mail offene Fragen (die, die Ihre Bieter an Sie haben und die, die Sie ggf. noch an einzelne Bieter haben). Teilen Sie am Ende der Bewertungsphase den Bietern schriftlich das Ergebnis mit. Den Bietern, die es auf die Short-List geschafft haben, teilen Sie diese ebenfalls mit (ggf. nochmals mit Hinweis auf die folgenden Schritte). 14
  • 15. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Die Auswertung einer Ausschreibung erfolgt immer auf Basis der zur Verfügung gestellten Informationen. Hierbei werden sowohl die angefragten Leistungen nach Art und Umfang berücksichtigt, wie auch die in der Ausschreibung beschriebenen Voraussetzungen und Ziele des Auftraggebers. Zu den Voraussetzungen gehören beispielsweise vor- handene Translation Memorys und Terminologie- datenbanken. Dabei ist es auch wichtig, eine Einschätzung über die Qualität und den Umfang der einzusetzenden Materialien zu erhalten. Darüber hinaus sind aber auch Vorgaben in der Ablauforganisation und in technischen Schnittstellen zu anderen Systemen wie CMS oder PIM zu betrachten. Wichtig für die Konzeption eines passgenauen Angebots ist Kenntnis über die Ziele des Auftraggebers. Natürlich möchte jeder die beste Qualität in kürzester Zeit zu minimalen Kosten. Dies ist in der Realität so nicht erreichbar. Eine Einschätzung und Gewichtung der Ziele des Auftraggebers ermöglichen es dem Dienstleister auf die konkreten Anforderungen einzugehen und ein passgenaues Angebot zu erstellen. Im Rahmen der Auswertung sollte es für die Dienstleister auch die Möglichkeit geben, Rückfragen zu formulieren. Die Fragen und Antworten sollten vom Auftraggeber dazu genutzt werden, die Ausschreibung zu präzisieren. Eine Verteilung der Antworten und der ggf. präzisierten Ausschreibung an alle Teilnehmer ist selbstverständlich. Hilfreich ist, es eine zweite Fragenrunde vorzusehen, da die Antworten oft neue Fragen aufwerfen. 15
  • 16. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 In der Planung einer Ausschreibung sollte genug Zeit für die Umsetzung von Rückfragen eingeplant werden. Rückfragen bedeuten, dass die Anbieter entweder etwas nicht verstanden haben bzw. die Informationen der Ausschreibung für eine sichere Kalkulation nicht ausreichend waren, oder dass es möglicherweise alternative Vorgehensweisen gibt, deren Angebot über Rückfragen abgeklärt werden soll. Da sich bei der Beantwortung der Fragen neue Fragen ergeben können oder die Antworten noch nicht ausreichend sind, sollte mindestens eine zweite Fragenrunde vorgesehen werden. Die Anzahl der Rückfragen lässt sich verringern, wenn die Beschreibung der angeforderten Leistungen sehr präzise ist. Beim Auftraggeber sollte die Bedeutung der Rückfragen und auch die Qualität der Antworten auch in den Fachabteilungen betont werden. Verbleibende Unklarheiten müssen die Anbieter als Unsicherheits- faktor mit in der Kalkulation berücksichtigen. Entweder erhöht das die Kosten oder schlägt sich in der umsetzbaren Qualität nieder. 16
  • 17. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Die Konzeption des Angebots besteht aus mehreren Teilen. Wichtig für den Auftraggeber ist neben einer Preisangabe vor allem die Leistungs- beschreibung. Nur mit der Leistungsbeschreibung kann der Auftraggeber die Preisangaben bewerten. Eine Angabe von 2 € / Zeile Übersetzung ist genau so wenig hilfreich, wie die Angabe von 20.000 € für ein Auto wenn man nicht weiß um was für Autos es sich handelt. Für die Vergleichbarkeit der Leistungsbeschreibungen ist es hilfreich, wenn bereits in der Ausschreibung wesentliche Elemente auf Basis von Standards wie der EN 15038 angefordert werden. Darüber hinaus sollten die Anbieter die Leistungen detailliert und präzise beschreiben bzw. quantifizierbare Leistungsstandards definieren. Bei einer Dienstleistung ist es oft nicht einfach, das Ergebnis im Vorhinein quantifizierbar zu beschreiben. Dies wird umso mehr erschwert, wenn das Ergebnis zusätzlich auch von Vorleistungen des Auftraggebers entscheidend beeinflusst wird. In der Praxis hat es sich bewährt, wenn statt dessen Mindeststandards an die Art der Leistungserbringung definiert werden. Dies bedeutet bei Übersetzungen bspw. Mindestanforderungen an die Qualifikation der Leistungserbringer (Übersetzer, Korrektoren, Lektoren), der durchzuführenden Arbeitsschritte und konkrete Verfahrungen der Freigabe / Abschlussprüfung. Der zweite Aspekt ist natürlich die Kosten-/Preiskalkulation. Üblicherweise kann auch der Auftraggeber nicht im Vorhinein eine verbindliche Aussage über die zu bearbeitenden Volumina geben. Hilfreich ist es daher, ein Preismodell zu verwenden, dass flexibel auf wechselnde Anforderungen angewendet werden kann. Schwierig sind hier immer Mischkalkulationen, die bei veränderten Rahmenbedingungen entweder für den Auftraggeber zu erhöhten Kosten führen (bspw. durch zu geringe Anreize die eigenen Strukturen zu optimieren) oder den Auftragnehmer unter zu starken wirtschaftlichen Druck setzen. Auftragnehmer, die sich „verkalkuliert“ haben, könnten dazu tendieren, den Druck bspw. durch den Einsatz billigerer Übersetzer oder den Verzicht auf wichtige Arbeitsschritte auszugleichen. Dies kann nicht im gemeinsamen Interesse sein. Wichtig ist es, sich erneut auf die Ziele des Auftraggebers zu konzentrieren und auch bei der Aufwandskalkulation und den entsprechenden Preisangaben im Einklang mit diesen Zielen zu bewegen. 17
  • 18. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 In der Praxis gibt es immer wieder typische Problemstellen in Ausschreibungen. Aus der Sicht des Anbieters sind dies zumeist fehlende oder unzureichende Informationen über einzusetzende Materialien / Voraussetzungen, die jedoch erheblichen Einfluss auf den Aufwand und damit auf die Kosten haben. Die Qualität und der Umfang von Translation Memorys, Terminologiebeständen und Style Guides beeinflussen direkt die Kosten. Eine Terminologiedatenbank ist für den Übersetzer nur dann effizienzsteigernd einsetzbar, wenn es eine aktive Terminologieerkennung gibt. Das manuelle Suchen in langen Listen würde im Gegensatz dazu den Aufwand sogar noch deutlich erhöhen. Angaben über Umfänge und erwartete Durchlaufzeiten sind für die Planung sehr wichtig. Bei zu viel Volumen in zu kurzer zeit ist der Dienstleister gezwungen einen höhere Kapazitätsreserve aufzubauen. Dies erhöht möglicherweise unnötig die Kosten. Oft wäre es durch eine geschicktere Ablauforganisation möglich die Auslastung zu verstetigen und damit die Qualität zu erhöhen ohne die Kosten zu steigern. Die Angabe von quantitätsorientierten Preisen bspw. für die Vor- und Nachbereitung von Dateien kann nur mit entsprechenden Beispieldateien und vereinbarten Qualitätsstandards der Quelldateien erfolgen. So bedeutet die Vor- und Nachbereitung von InDesign-Dateien im günstigen vielleicht nur 5 Minuten / Seite, kann aber auch leicht mal mehrere Stunden je Seite in Anspruch nehmen. Mischkalkulationen sind immer schwierig. Sie basieren auf konkreten Szenarien und den damit verbundenen Rahmen- bedingungen. Eine aus Sicht des Einkaufs schön einfache Rahmenvereinbarung mit einem zu einfachem Preismodell kann schnell zu einem Problem werden, wenn der Dienstleister auf sich ändernde Rahmenbedingungen mit einer schlechteren Leistung reagiert bzw. reagieren muss. 18
  • 19. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Ein besonderes Thema sind Probeübersetzungen. Immer wieder gefordert, bringen sie doch oft nur sehr wenig Information für den Auftraggeber. Wenn ein Dienstleister weiß, dass er eine Probeübersetzung anfertigen muss und ein Interesse am Auftrag hat, wird er seinen besten Übersetzer die Übersetzung anfertigen lassen, diese von mehreren anderen Mitarbeitern prüfen lassen. Er wird sich die allergrößte Mühe geben. Im Ergebnis erfährt der Auftraggeber also nur, ob es dem Dienstleister möglich ist, zumindest einen qualifizierten Übersetzer einzusetzen. Ob dieser später auch die Übersetzungen durchführt ist unklar. Eine Alternative zur Probeübersetzung wäre ein Probeauftrag. Dieser sollte natürlich erfolgen bevor der Dienstleister zur Teilnahme an der Ausschreibung eingeladen wurde. Die Platzierung eines kleinen Auftrags ohne weitere Ankündigung gibt ein wesentlich realistischeres Bild von der Leistung eines Dienstleisters als die Übersetzung eines angekündigten Testtextes. 19
  • 20. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit ist die Balance zwischen Kosten und Aufwand. Auf Seiten des Auftraggebers ist verständlicherweise der Wunsch nach geringen Einkaufskonditionen bestimmend. Für den Dienstleister bedeutet das Eingehen auf diesen Wunsch, eine Möglichkeit zu finden, die geforderten Leistungen (bei gesetzter Qualität) mit möglichst geringem Aufwand zu erbringen. Verschiebt sich dieses fragile Gleichgewicht zugunsten einer der beiden Seiten, ist der Erfolg der Zusammenarbeit gefährdet. Da üblicherweise die Anbieter den ersten Schritt bei den Preisverhandlungen führen, ist es wichtig, dass das Preisangebot auf einer soliden Kalkulation beruht. Unsicherheiten z. B. aufgrund fehlender oder falscher Informationen aus der Ausschreibung erschweren oder verhindern diese Kalkulation. Klare und verlässliche Anforderungen auf der einen Seite und verbindliche Leistungszusagen auf der anderen Seite sind daher entscheidend für eine faire und langfristig orientierte Preisfindung. Hilfreich ist hierbei insb. die Bereitschaft auf Seiten des Auftraggebers die eigenen Prozesse und Anforderungen anzupassen, wenn dadurch der Aufwand beim Dienstleister sinkt. Dies bringt oft wesentlich größere Einsparpotenziale als das Drücken von Preisen. 20
  • 21. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Üblicherweise schließt sich an die schriftliche Aus- schreibung und das Angebot eine Präsentation der in die engere Wahl gekommenen Dienstleister an. Die Präsentation sollte dem Zweck dienen, den Dienst- leister auch persönlich noch einmal kennenzulernen, die Plausibilität der im Angebot gemachten Aussagen zu prüfen und letzte Unklarheiten aus dem gesamten Ausschreibungsverfahren zu klären. Für eine erfolgreiche Präsentation ist es sehr hilfreich, wenn sich sowohl Auftraggeber als auch die Dienstleister inhaltlich auf die Fragen der jeweils anderen Seite vorbereiten können. Dies bedeutet jedoch, dass es auch konkrete Fragen geben sollte. Präsentationen, die ohne vorhergehende Abstimmung erfolgen, können eher die Fähigkeit des Dienstleisters im Bereich Präsentationstechnik und im Umgang mit Powerpoint abprüfen. Wer konkret fragt, bekommt auch konkrete Antworten. Auf der anderen Seite sind auch Marathon- veranstaltungen mit 3 oder mehr Präsentationen von Dienstleistern hintereinander nicht hilfreich. Spätestens nach der zweiten Präsentation sind auch die Verantwortlichen beim Auftraggeber nicht mehr mit voller Konzentration bei der Sache. 21
  • 22. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Besondere Anforderungen können auch die Durchführung einer Ausschreibung erschweren. Dies gilt für Anforderungen aus dem organisatorischen Bereich (Kooperation mit anderen Dienstleistern in einem Multi-Vendor-Szenario oder mit verschiedenen Organisationseinheiten beim Auftraggeber bei InCountry-Reviews oder im terminologie- Management) genauso wie bei speziellen technologischen Anforderungen (Anbindung an bestimmte Systeme, Implementierung von neuen Schnittstellen). Hier sollten Auftraggeber, die nicht selbst über das entsprechende Know-How verfügen, sich unabhängigen Rat und Unterstützung holen. Gut ist es, wenn in einer Ausschreibung auch Aspekte der Einarbeitung und des Trainings der Mitarbeiter beim Dienstleister berücksichtigt werden. Übersetzer sind zuerst einmal Experten für Sprache. Die Produkt- expertise liegt vor allem beim Auftraggeber. 22
  • 23. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Auch nach Abschluss der Ausschreibung ist das Rahmenvereinbarung sollten konkrete Vereinbarungen für die Startphase getroffen werden. Verfahren noch nicht beendet. Bereits mit der Hierzu zählen sowohl erforderliche technologische Anpassungen wie auch das Training bzw. die Schulung der Übersetzer. Hilfreich ist es auch, wenn der Übersetzungsdienstleister bei den beauftragenden Abteilungen persönlich vorgestellt wird, bzw. sich persönlich vorstellen kann. Direkte Kontakte zwischen den Übersetzern und den Ansprechpartnern in den Zielmärkten können auf beiden Seiten viel Unsicherheit abbauen. Da auch die beste Ausschreibung und das beste Angebot nie die Realität umfassend vorhersagen können, sollte eine konkrete Überprüfung der Leistungen und auch der Preise erfolgen. Bewährt haben sich hier Zeiträume von ca. 6 – 12 Monaten für eine erste Überprüfung. 23
  • 24. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Strukturierte Ausschreibungsverfahren geben sowohl dem Auftraggeber als auch dem Anbieter mehr Sicherheit. Durch den vorhersagbaren, transparenten Ablauf, die konkrete Planung der Inhalte und die sachorientierte Auswertung führen sie zu einer passgenaueren Lieferantenauswahl. Dies hilft auch den Anbietern, denn am besten bedient man die Auftraggeber, die genau die Leistung brauchen, die man am besten erbringen kann. 24
  • 25. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und stehen auch nach der Veranstaltung jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung. 25
  • 26. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 26
  • 27. PKM4: Ausschreibungen für Übersetzungsleistungen gestalten, 04.11.2010 27