1. COMPANY REPORT TechniSat Teledigital AG
TV Made in
Germany
Alexander Wiese
Es gibt nur noch wenige Hersteller von
Fernsehgeräten in Deutschland. Die Produk-
tion ist schon lange ausgelagert in andere
Länder. Es sei denn, man findet eine Nische,
die von anderen Herstellern nicht beach-
tet wird. TechniSat hat eine solche Nische
gefunden und produziert seit 2005 modern-
ste Flach-LCD-Geräte. Aber was unterschei-
det diese Geräte von den Modellen anderer
Marken? Wir wollten es genau wissen, und
sind nach Sachsen-Anhalt gefahren, in die
Stadt Staßfurt.
Staßfurt war während der 40-jährigen
Teilung Deutschlands Produktionsstand-
ort für Radio und Fernsehgeräte im Osten
Deutschlands, unter dem damaligen Mar-
kennamen RFT. Nach der Vereinigung der
beiden Deutschlands in 1989 wechselte die
Firma mehrfach den Besitzer, bis schließ- denn in den wenigen Jahren wurde die Pro- devarianten in einem einzigen Bauteil. Die
lich die TechniSat-Gruppe im Jahr 1998 die duktion bereits um 70% erhöht. Eine Firma Flach-LCD-Geräte von TechniSat benötigen
Firma übernahm und in TechniSat Teledigital im Wachstum also, und das in einem immer daher keine weiteren Set-Top-Boxen, alles
AG umbenannte. Von den mehreren Tausend härteren Wettbewerb. Wie schafft TechniSat ist integriert: die Geräte enthalten Tuner für
Mitarbeitern zu DDR-Zeiten waren zu diesem das? alle Bereiche von DVB-S (Satellit) über DVB-
Zeitpunkt nur noch 40 Mitarbeiter übrig- T (terrestrisch), DVB-C (Kabel), und dazu
geblieben. Aber schon 2005, dem Start der Den Trick verrät uns Elisabeth Engel von noch einen Tuner für analoges TV, und zu
Produktion der Flach-LCD-Geräte, stieg die der Werksleitung: „Unser Zauberwort ist guter Letzt auch noch einen FM-Tuner fürs
Mitarbeiterzahl auf 170, in diesem Jahr sind der Multituner“, und Stefan Kön ergänzt: Radiohören. Und das schönste: jeder Pro-
es schon 220 Mitarbeiter, und Stefan Kön, „Unsere Mitbewerber bieten die Funktionen grammplatz kann beliebig belegt werden.
Vorstand Verkauf, sagt uns, daß „wir bereits eines Multituners nicht an.“ Was ist ein Mul- Um die Palette des All-in-One komplettzu-
nach weiteren Mitarbeitern“ Ausschau halten, tituner? Ganz einfach, er vereinigt alle Sen- machen, sind in den Flach-LCD-Geräten auch
▲ Elisabeth Engel, Werksleitung Vertrieb, und Stefan Kön,
Vorstand Verkauf, vor demTechniSat
Verwaltungsgebäude
in Staßfurt
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2. die ab September 2007 im Handel erhältlich
sein werden.“ Der Twin-Tuner weist auf ein
weiteres Feature hin: „Bald darauf wird es
auch ein DVB-S2 Modell mit PVR geben.“ Die
Ausführung in DVB-S wird bereits seit Herbst
2006 als PVR angeboten.
Wo werden die meisten Geräte ver-
kauft? „90% der Verkäufe erfolgen noch
im deutschsprachigen Raum, Deutschland,
Österreich, und der Schweiz“, erzählt Stefan
Kön, „10% gehen in den Export, vorwie-
gend in den skandinavischen Raum, da dort
die Funktion des Multituners besonders gut
▲ Das TechniSat Betriebsgelände aus der Luft: links die Lagerhallen, vorne das Verwaltungs- ausgenutzt werden kann.“ Für Deutschland
gebäude, und dahinter die Produktionshallen schätzt Stefan Kön, dass TechniSat einen
Marktanteil von 3% im Segment der Flach-
LCD-Geräte hält. An einer Ausweitung des
Exports der „Made in Germany“-Geräte ist
TechniSat durchaus interessiert.
Wo präsentiert TechniSat seine Flach-
LCD-Geräte? Stefan Kön listet auf: „Wir
haben Stände auf der ANGA in Köln, IFA
in Berlin, und IBC in Amsterdam. Daneben
präsentieren wir auf allen wichtigen Fach-
handelsmessen in Deutschland, aber auch
in Österreich z.B. auf der Futura, und in
der Schweiz auf der Golden Days - beide
im Herbst“. Derzeit produziert TechniSat
die Flach-LCD-Geräte in zwei Varianten,
32 und 40 Zoll. Aber schon zur IFA werden
zwei weitere Varianten vorgestellt: „Wir
präsentieren ein Modell mit 46 Zoll, und zur
Abrundung nach unten ein Modell mit 19
Zoll,“ verrät uns Stefan Kön. Elisabeth Engel
ergänzt: „Wir haben in Dresden ein R&D
Team mit 150 Ingenieuren, das bis Ende des
Jahres auf 200 Ingenieure erweitert werden
wird. Dieses Team ist nur damit beschäftigt,
die Geräte weiterzuentwickeln“. Und dann
▲ Blick in die Produktionshalle
verrät uns Elisabeth Engel eine Neuigkeit:
ein automatischer Programmlisten- sowie punkte der Mattscheibe defekt ist. Und zu „Anfang 2008 werden wir den Multituner um
Firm- und Software-Update (über ASTRA, guter letzt setzt Stefan Kön noch einen drauf: IPTV erweitern“. Nach MPEG4 ist das die
und in Deutschland auch über DVB-T sowie „Unsere Geräte werden mit 5 Jahre Garantie nächste neue Technologie, Fernsehen über
die Kabelnetze) integriert. „Unsere Mitbe- versehen, das sind 3 Jahre Vollgarantie und Internet, also DSL.
werber bieten all diese Funktionen nicht an“, danach 2 Jahre Teilegarantie.“
macht Stefan Kön auf die simpleren Geräte TechniSat hat tatsächlich eine Marktnische
anderer Hersteller aufmerksam, und weist Wie sieht die Zukunft aus, wollen wir entdeckt: TV-Geräte, die mit allem ausge-
noch auf weitere Besonderheiten hin: „Bei wissen, und Stefan Kön verrät uns: „Zur IFA stattet sind, was nur möglich ist - Zusatz-
uns sind die Panele zu 100% pixelfrei.“ Das im Herbst 2007 stellen wir die Flach-LCD- geräte oder Set-Top-Boxen sind nicht mehr
bedeutet, dass nicht ein einziger der Bild- Geräte mit DVB-S2 sowie Twin-Tuner vor, notwendig. Ein Konzept mit Zukunft!
▲ In einer Mustersammlung zeigt TechniSat eine Auswahl der derzeit insgesamt 40 verschiedenen Gerätevarianten, die von verschiedenen
Farben über Variationen der Lautsprecheranbringung (unter dem Bildschirm, oder links und rechts) und Bildgrößen reicht
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3. So entsteht ein Flach-LCD-Gerät
bei TechniSat
▲ Frank Lehmann ist einer der Techniker, der hier ein Mainboard auf
volle Funktion überprüft. Das Mainboard wird an den Prüf Flach-LCD
Bildschirm abgeschlossen, die Antenneneingänge werden eingesteckt,
und mit der handelsüblichen Fernbedienung können die Funktionen im
echten Betrieb überprüft werden.
▲ Die Mainboards mit dem Bestückungslayout werden angeliefert
▲ Die angelieferten Flach-LCD- ▲ Auf das Panel wird das Main-
▲ Nach der vollautomatischen Bestückung erfolgen Stichprobenkontrol- Panele werden von hinten auf den board gelegt, und das Ganze mit-
len anhand des Bestückungsplans Geräterahmen gelegt: der erste einander verschraubt.
Schritt beim Zusammenbau zu
einem kompletten Gerät.
▲ Die fertig bestückten Mainboards sind bereit für die manuelle Bestük-
kung mit den größeren Modulen
▲ Nach dem Montieren der Lautsprecher ist das Flach-LCD-Gerät bereits
fertig. Einzelne Muster aus der laufenden Fertigung werden auf diesen
Prüfständen einem Dauertest unterzogen
▲ Die nun fertigen Mainboards werden hier auf ihre Funktion überprüft.
Nach dem Absenken des Deckels machen die Prüfstifte Kontakt mit den
jeweiligen Punkten auf der Platine. So kann jeder Funktionsschritt der ▲ Der letzte Arbeitsschritt: mit einem Kran wird das fertige Gerät in die
Elektronik kontrolliert werden. Transportkiste gesenkt - Fertig!
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