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ZPB (2009) 2:365–392
                                                                                      DoI 10.1007/s12392-009-0101-y

                                                                                      corners




                                                                                      Management Consulting

                                                                                      Diese corner wird von Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hoch-
                                                                                      schule Bonn-rhein-sieg, und Torsten oltmanns, Partner bei roland Berger strategy con-
                                                                                      sultants, betreut.


                                                                                      News

                                                                                                            Trotz kriselnder Konjunktur wollen deutsche
                                                                                                            Unternehmensberater auch 2009 weiter wachsen

                                                                                                            Am ende des Jahres soll im Gesamtmarkt ein Umsatzplus in Höhe 
                                                                                                            von drei Prozent erzielt werden. Besonders hohen Beratungsbedarf 
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                                                                                                            sehen die consultants zurzeit bei Projekten zur Kostenreduzierung, 
                                                                                                            zum  risikomanagement  sowie  zur  Differenzierung  und  Anpas-
                                                                                                            sung  von  Geschäftsmodellen.  Dies  sind  die  zentralen  ergebnisse 
                                                                                                            der  Marktstudie  „Facts  &  Figures  zum  Beratermarkt  2008/2009“, 
                                                                                                            die  der  Bundesverband  Deutscher  Unternehmensberater  (BDU)  in 
                                                                                                            Bonn  vorgestellt  hat.  BDU-Präsident Antonio  schnieder  mahnt  je-
                                                                                                            doch dazu, auch im Angesicht der Krise strategisch wichtige Ziele 
                                                                                                            nicht  aus  den Augen  zu  verlieren:  „2009  wird  für  viele  Unterneh-
                                                                                                            men ein Jahr der Anpassungen werden. Dabei müssen sie vor allem 
                                                                                                            über  die  Phase  des  derzeitigen  Krisenmanagements  hinausdenken. 
                                                                                                            Die Anforderung  besteht  darin,  Kosten  und  Liquidität  im  Griff  zu 
                                                                                                            behalten  und  gleichzeitig  gezielt  in  neue  Märkte  und  Produkte  zu 
                                                                                                            investieren.“  nach  einschätzung  der  Unternehmensberater  werden 
                                                                                                            die Auftraggeber  dabei  ein  besonders  hohes Augenmerk  darauf  le-
                                                                                                            gen,  dass  die  ergebnisse  der  Beratungsprojekte  schnell  verfügbar 
                                                                                                            und die gewünschten effekte kurz- bis mittelfristig erkennbar sind.
                                                                                                               Für  die  BDU-studie  wurden  die  Zahlen  und  einschätzungen 
                                                                                                            von  über  700  Beratungsgesellschaften  ausgewertet.  Den  höchsten 
                                                                                                            Zuwachs für 2009 erwarten Beratungsunternehmen mit einem Jah-
                                                                                                            resumsatz von einer bis 2,5 Millionen euro. sie rechnen mit einem 
                                                                                                            durchschnittlichen Unternehmenswachstum von 7,1 Prozent. In der 
                                                                                                            Größenklasse  von  500.000  bis  1  Million  euro  liegt  der  Wert  mit 
                                                                                                            6,4 Prozent nur knapp darunter. Vorsichtiger fällt die Prognose bei 
                                                                                                            den  großen  consultingunternehmen  mit  über  45  Millionen  euro 
                                                                                                            Jahresumsatz  aus,  die  ein  Plus  von  lediglich  1,7  Prozent  erwar-
                                                                                                            ten.  Im  zurückliegenden  Jahr  2008  stieg  der  Umsatz  in  der  Bera-
366                                                                      corners

                                                                                             terbranche  zweistellig  um  10,7  Prozent  auf  18,2  Milliarden  euro 
                                                                                             (2007: 16,4 Milliarden euro).

                                                                                             Gute Zeiten für gute Leute

                                                                                             Unterm  strich  stehen  die  Zeichen  auf  dem  Beraterarbeitsmarkt 
                                                                                             derzeit  besser  als  in  anderen  Branchen.  Dennoch  geben  sich  die 
                                                                                             Häuser  beim  schaffen  neuer  stellen  zurückhaltend.  nur  wenige 
                                                                                             Beratungsunternehmen  haben  ihre  rekrutierungsziele  auf  Vorjah-
                                                                                             resniveau gehalten. Beim Branchenriesen McKinsey hat man sich 
                                                                                             nach  280  neuen  Beratern  2008  in  diesem  Jahr  200  neue  consul-
                                                                                             tants vorgenommen, Konkurrent Boston consulting Group will es 
                                                                                             nach 230 neueinstellungen im Vorjahr nun bei 170 neuen Köpfen 
                                                                                             bewenden lassen. Bei roland Berger peilt man für 2009 nach wie 
                                                                                             vor  rund  150  neue  Berater  an,  der  sanierungsexperte  sucht  vor 
                                                                                             allem  restrukturierungsfachleute.  Derweil  tummeln  sich  auf  dem 
                                                                                             Bewerbermarkt jede Menge neue Gesichter. „Das Angebot ist äu-
                                                                                             ßerst  kompetitiv  geworden“,  stellt  etwa  Per  Breuer,  Personalchef 
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                                                                                             von  roland  Berger  strategy  consultants,  fest.  „Wir  sehen  zum 
                                                                                             Beispiel  viele  hervorragende  Kandidaten  aus  Private  equity  oder 
                                                                                             Investmentbanking, die chancen in der Unternehmensberatung su-
                                                                                             chen.“  Die  Hürden  für  den  einstieg  sind  daher  offenbar  bei  allen 
                                                                                             Beratern  gestiegen.  (Quellen:  HB  vom  03.03.2009  und  Titel  der 
                                                                                             FAZ vom 25.03.2009)

                                                                                             Studien: Krise ist das beherrschende Thema

                                                                                             strategie, Finanzindustrie und Marktanalysen – diese drei Themen 
                                                                                             stehen bei den Publikationen der weltweit größten Unternehmens-
                                                                                             beratungen an der spitze der studienthemen. sie machen rund 50 
                                                                                             Prozent aller veröffentlichten studien aus. Alle großen Beratungen 
                                                                                             haben  dabei  seit  september  2008  regelmäßig  Untersuchungen, 
                                                                                             Prognosen und empfehlungen zur Finanzkrise herausgegeben. ei-
                                                                                             nen besonderen Weg sind dabei Die Boston consulting Group und 
                                                                                             roland  Berger  strategy  consultants  gegangen:  erstere  hat  durch 
                                                                                             Zufall  einen  Viralmarketing-erfolg  gelandet,  weil  das  Papier  zu 
                                                                                             den  Konsequenzen  der  Krise  für  das  Management,  das  eigentlich 
                                                                                             für einen Kunden bestimmt war, über das Internet in wenigen Ta-
                                                                                             gen  eine  enorme  Verbreitung  fand.  Letztere  haben  anstelle  einer 
                                                                                             Prognose  drei  szenarien  veröffentlicht,  Meilensteine  für  das  ein-
                                                                                             treten jedes Szenarios identifiziert und ihre Empfehlungen darauf
                                                                                             zugeschnitten.  Insgesamt  hat  die  Publikationsfreude  der  zwanzig 
                                                                                             größten  Beratungen  im  ersten  Quartal  2009  weiter  zugenommen 
                                                                                             – und erstmals machen auch die vier großen Wirtschaftsprüfungs-
                                                                                             gesellschaften  mit  einer  großen  Zahl  von  Veröffentlichungen 
corners                                                                          367

                                                                                                 zu  allgemeinwirtschaftlichen  Themen  und  der  Krise  auf  sich 
                                                                                                 aufmerksam. 

                                                                                                 Simon gibt Führung seiner Beraterfirma ab

                                                                                                 Hermann simon verließ am 1. Mai den Führungsposten des Bera-
                                                                                                 tungsunternehmens simon-Kucher & Partners. sein Unternehmen, 
                                                                                                 das  er  1985  mit  zwei  Partnern  gründete,  ist  heute  einer  der Welt-
                                                                                                 marktführer für Preisberatung mit Aktivitäten in europa, Amerika 
                                                                                                 und  Asien.  simons  bekanntestes  Projekt  in  Deutschland  ist  die 
                                                                                                 einführung  der  Bahncard  für  die  Deutsche  Bahn.  simon-Kucher 
                                                                                                 erwirtschaftete  2008  einen  Umsatz  von  98,5  Mio.  euro.  In  den 
                                                                                                 vergangenen  vier  Jahren  konnten  die  Bonner  Preisberater  ihr  Ge-
                                                                                                 schäft  verdoppeln.  Die  nachfolge  des  62-jährigen  simon  haben 
                                                                                                 Klaus  Hilleke  und  Georg  Tacke  als  Ko-Vorsitzende  angetreten. 
                                                                                                 Das Unternehmen befindet sich zu mehr als 80 Prozent im Besitz
                                                                                                 der  44  Partner,  diese  wollen  im  Frühjahr  einen  neuen  ceo  aus 
                                                                                                 ihren reihen bestimmen. simon wird als chairman ohne operative 
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only




                                                                                                 Verantwortung im Unternehmen bleiben. 

                                                                                                 Horváth & Partners und Wissenschaftler der European
                                                                                                 Business School gründen Innovationsberatung

                                                                                                 Die Innovationskraft in Unternehmen zu stärken – dies haben sich 
                                                                                                 die  Innovation  navigators  zur Aufgabe  gemacht.  Die  neue  Toch-
                                                                                                 tergesellschaft  der  Managementberatung  Horváth  &  Partners  ver-
                                                                                                 knüpft das eigene Know-how im Bereich Innovationsmanagement 
                                                                                                 mit  der  wissenschaftlichen  Kompetenz  der  european  Business 
                                                                                                 school  (eBs)  zu  diesem  Thema.  Die  spezialisten  sehen  aktuell 
                                                                                                 in vielen Unternehmen einen erhöhten Bedarf nach steigerung der 
                                                                                                 Innovationskraft. Gerade in der derzeit schwierigen Lage gelte es, 
                                                                                                 neue Wege zu finden und zu beschreiten.

                                                                                                 Autoindustrie: Branchenkonsolidierung unausweichlich

                                                                                                 Der Gesamtgewinn (Profit Pool) der weltweiten Automobilindus-
                                                                                                 trie ist im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise im vergangenen 
                                                                                                 Jahr  von  52  Mrd.  (2007)  auf  17  Mrd.  Us-Dollar  eingebrochen, 
                                                                                                 das  laufende  Geschäftsjahr  2009  wird  mit  einem  geschätzten  Ge-
                                                                                                 samtverlust  von  1  Mrd.  Us-Dollar  schließen.  Bis  2015  jedoch  ist 
                                                                                                 eine rückkehr auf das Gewinn-niveau von 2007 möglich. Zu die-
                                                                                                 sem ergebnis kommt eine neue studie der Unternehmensberatung 
                                                                                                 McKinsey & Company, die den Profit Pool für die Gesamtheit
                                                                                                 der namhaften Hersteller weltweit analysiert hat. Dazu müssen die 
                                                                                                 Hersteller der aktuellen Analyse der Berater zufolge 28 Mrd. Us-
368                                                                     corners

                                                                                             Dollar  an  Fixkosten  einsparen.  nur  so  lassen  sich  die  enormen 
                                                                                             Zusatzkosten  kompensieren,  die  bis  2015  zusätzlichen  Druck  auf 
                                                                                             die Margen der Automobilhersteller ausüben. 
                                                                                                Zwar fließen aus den Wachstumsmärkten Brasilien, Russland,
                                                                                             Indien und china (den sogenannten BrIc-Märkten) bis 2015 rund 
                                                                                             drei bis fünf Mrd. US-Dollar in den Profit Pool und auch das
                                                                                             Wachstum bei den Premiumherstellern führt mit weiteren vier Mrd. 
                                                                                             Us-Dollar zu einem positiven effekt. Doch allein die Investitionen 
                                                                                             im Zusammenhang mit der regulierung der co2-emissionen ver-
                                                                                             ursachen  bis  2015  Kosten  zwischen  16  und  30  Mrd.  Us-Dollar 
                                                                                             – und es besteht nur wenig Aussicht, diese Kosten an den Kunden 
                                                                                             weitergeben zu können. Weitere zwei bis vier Mrd. Us-Dollar ver-
                                                                                             liert die Branche zudem durch anhaltenden Preisverfall, insbeson-
                                                                                             dere in den vom Wettbewerb umkämpften schwellenmärkten.

                                                                                             Auto-Zulieferer vor dramatischer Krise

                                                                                             Wenn Daimler hüstelt, bekommt die gesamte Autowelt eine Grip-
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                                                                                             pe. Die Wahrheit dieser stuttgarter Weisheit zeigt sich in einer stu-
                                                                                             die zu den Aussichten der Automobilzulieferer der Investmentbank 
                                                                                             rothschild  Bank  und  roland  Berger  strategy  consultants.  Die 
                                                                                             Verkaufsvolumen  der  Zulieferindustrie  sind  schon  zu  Beginn  des 
                                                                                             Jahres  um  25  Prozent  gefallen,  weltweit  mussten  300  Unterneh-
                                                                                             men Insolvenz anmelden. Auf der Basis der Finanzdaten von 400 
                                                                                             Unternehmen und  100  Interviews  mit  Branchenexperten zeichnen 
                                                                                             die Autoren ein Bild, das sich weiter verdüstert: Die erholung der 
                                                                                             Industrie wird frühestens 2012 erfolgen und bis dahin werden viele 
                                                                                             weitere Anbieter ihre Arbeit einstellen – gute Aussichten prognos-
                                                                                             tiziert  die  studie  nur  den  Unternehmen,  die  sich  durch  entschlos-
                                                                                             senes restrukturieren jetzt die Freiräume und die Liquidität schaf-
                                                                                             fen, um Wettbewerber vom Markt zu drängen. 

                                                                                             Top-Management unterschätzt Rezession

                                                                                             Weltweit herrscht in vielen Unternehmen ein dramatischer Mangel 
                                                                                             an  Führungsstärke  und  geeigneten  strategien,  um  den  besonderen 
                                                                                             Anforderungen  einer  Wirtschaftskrise  historischen  Ausmaßes  ad-
                                                                                             äquat  zu  begegnen.  so  konzentrieren  sich  65  Prozent  der  zurzeit 
                                                                                             finanziell angeschlagenen Unternehmen trotz akuter Refinanzie-
                                                                                             rungsprobleme am Kapitalmarkt nur unzureichend auf den Aufbau 
                                                                                             und erhalt ihrer Liquidität. selbst ein Viertel der solide aufgestell-
                                                                                             ten  Unternehmen  lässt  Wachstumspotenziale  ungenutzt  und  geht 
                                                                                             Investitionen,  expansionen  und  Akquisitionen  nicht  konsequent 
                                                                                             genug an. Insgesamt verfügt ein Drittel der Unternehmen – so ihre 
                                                                                             selbsteinschätzung  –  über  kein  ausreichend  tragfähiges  Konzept, 
corners                                                                               369

                                                                                                      um  in  der  Krise  erfolgreich  zu  bestehen.  40  Prozent  der  Manager 
                                                                                                      unterhalb der ceo-ebene trauen der obersten Führungsebene kein 
                                                                                                      überzeugendes Krisenmanagement zu. 46 Prozent stellen in Frage, 
                                                                                                      dass  entsprechende  Maßnahmen  mit  unternehmensinternen  res-
                                                                                                      sourcen umzusetzen wären. Das sind die alarmierenden ergebnisse 
                                                                                                      einer aktuellen studie der strategieberatung Booz & company. Für 
                                                                                                      die  studie  wurden  weltweit  rund  830  Manager  der  obersten  Füh-
                                                                                                      rungsebene, davon 133 aus dem deutschsprachigen raum, befragt.


                                                                                      Forschung

                                                                                                      McKinsey, oder ...?

                                                                                                      Wenn  Führungskräfte  mit  dem  Gedanken  spielen,  einen  Unter-
                                                                                                      nehmensberater  einzuschalten,  kommt  die  größte  Management-
                                                                                                      beratung  der  Welt  fast  wie  von  selbst  in  die  engere  Wahl.  Keine 
                                                                                                      Frage, McKinsey zählt zu den „champions“ des Beratungsmarktes 
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                                                                                                      – zu der kleinen Schar von Consultingfirmen, die jeder sofort im
                                                                                                      sinn  hat,  wenn  es  darum  geht,  strategien  zu  entwickeln,  Kos-
                                                                                                      ten  zu  senken  oder  Prozesse  zu  optimieren. Auch  roland  Berger 
                                                                                                      strategy  consultants  zählt  dazu,  ebenso  die  Boston  consulting 
                                                                                                      Group  (BcG).  Doch  gibt  es  auch  Alternativen?  Kleine,  weniger 
                                                                                                      bekannte Berater, die sich in ihren spezialgebieten mit innovativen 
                                                                                                      Ideen und ergebnisorientierten Lösungen als ebenbürtige ratgeber 
                                                                                                      empfehlen?
                                                                                                         Bereits  zum dritten Mal hat die Wissenschaftliche Gesellschaft 
                                                                                                      für  Management  und  Beratung  (WGMB)  in  Bonn  die  „Hidden 
                                                                                                      champions“ des Beratungsmarktes analysiert. Auch in diesem Jahr 
                                                                                                      wurden zahlreiche Topmanager befragt – Vorstände, Geschäftsfüh-
                                                                                                      rer und Manager der obersten Führungsebene. 249 Teilnehmer ha-
                                                                                                      ben  detailliert Auskunft  über  ihre  erfahrungen  mit  Management-
                                                                                                      beratern gegeben, darunter 112 Vorstände und Geschäftsführer, 89 
                                                                                                      Budgetverantwortliche und 23 Projektleiter. nähere Informationen 
                                                                                                      zur studie sind per e-Mail unter studien@wgmb.org erhältlich.


                                                                                      Publikationen

                                                                                                      Neues Lehrbuch „Strategische Unternehmensberatung“

                                                                                                      In wirtschaftlich turbulenten Zeiten werden hohe Anforderungen an 
                                                                                                      die Beratungsbranche gestellt. Die strategische Unternehmensbera-
                                                                                                      tung  nimmt  dabei  eine  herausragende  stellung  ein.  Das  von  dem 
                                                                                                      Bonner Professor für Unternehmensberatung Dietmar Fink verfass-
370                                                                      corners

                                                                                             te Lehrbuch stellt die in Wissenschaft und Praxis gängigen psycho-
                                                                                             logischen, analytischen und holistischen Problemlösungsverfahren 
                                                                                             umfassend  dar.  Zudem  wird  die  rolle  von  Unternehmensberatern 
                                                                                             im  rahmen  der  Kreation  und  Verbreitung  von  Managementmo-
                                                                                             den  anschaulich  beleuchtet.  Darauf  aufbauend  werden  die  in  der 
                                                                                             Beratungsbranche  eingesetzten  Konzepte,  Methoden  und Ansätze 
                                                                                             zur  entwicklung  wertorientierter  strategien  auf  Unternehmens-
                                                                                             ebene  sowie  von  Wettbewerbsstrategien  auf  Geschäftsbereichse-
                                                                                             bene detailliert beschrieben. Das Buch richtet sich an studierende, 
                                                                                             Dozenten  und  Wissenschaftler,  die  sich  mit  dem  Gegenstand  der 
                                                                                             Unternehmensberatung  befassen.  Für  Praktiker  auf  Berater-  und 
                                                                                             Klientenseite ist das Buch ein unverzichtbares nachschlagewerk.

                                                                                             Handbuch der Personalberatung: Erfolgsfaktoren aus
                                                                                             Berater- und Kundensicht

                                                                                             Haben  sie  schon  einmal  einen  dieser  geheimnisvollen  Anrufe 
                                                                                             bekommen,  bei  denen  ein  Personalberater  mit  Ihnen  vertraulich 
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only




                                                                                             über  den  nächsten  verlockenden  Karriereschritt  sprechen  möchte? 
                                                                                             –  „Aber  sicher“,  werden  sie  sagen,  denn  schließlich  sind  sie  in 
                                                                                             Ihrem Job ja erfolgreich. Haben sie aber auch schon einmal darü-
                                                                                             ber  nachgedacht,  warum  der  Personalberater  ausgerechnet  auf  sie 
                                                                                             gekommen  ist?  Und  welche  erfahrungen  haben  sie  in  den  dann 
                                                                                             folgenden  Gesprächen  gemacht?  Die  szene  der  Personalberatung 
                                                                                             in  Deutschland  ist  sehr  heterogen.  erstaunlich  genug  ist  es  aber, 
                                                                                             dass es kaum Literatur darüber gibt, nach welchen regeln Personal-
                                                                                             beratung  –  in  den  spielarten:  executive  search,  Headhunting  und 
                                                                                             recruiting  –  funktioniert.  Wie  sind  auf  dem  deutschen  Markt  die 
                                                                                             Prozesse  organisiert  und  welche  Methoden  werden  in  der  profes-
                                                                                             sionellen  Personalberatung  angewandt?  Das  Handbuch  Personal-
                                                                                             beratung  gibt  hierauf  erstmals  Antworten.  stephan  Füchtner  und 
                                                                                             Thomas Wegerich, erfahrene Profis im Executive Search, gewähren
                                                                                             Ihnen einen Blick hinter die Kulissen einer Branche, in der profunde 
                                                                                             Marktkenntnisse,  networking  und  Diskretion  wichtige  erfolgsfak-
                                                                                             toren  sind.  Die  tatsächlichen  Anforderungen  der  nachfragerseite 
                                                                                             –  der  Unternehmen  also,  die  auf  der  suche  nach  neuen  Talenten 
                                                                                             oder  gestandenen  Managern  sind  –  zeigt  Ihnen  eine  umfassende 
                                                                                             Marktrecherche, die die wichtigsten Wirtschaftszweige beleuchtet.

                                                                                             Gerade in der Krise: Chefsache Kommunikation

                                                                                             Das  Postulat  ist  mindestens  so  alt,  wie  die  freie  Presse:  Kommu-
                                                                                             nikation  ist  chefsache.  Doch  die  meisten  Führungskräfte  sehen 
                                                                                             Öffentlichkeitsarbeit  und  interne  Kommunikation  nicht  als  strate-
                                                                                             gische Aufgabe und delegieren sie an die spezialisten. richtig so, 
corners                                                                                  371

                                                                                                     sagen ralf-Dieter Brunowsky und Torsten oltmanns in ihrem Buch 
                                                                                                     „Der Journalist, Dein Feind und Helfer?“. Zumindest in normalen 
                                                                                                     Zeiten.  Im  Verlauf  der  Wirtschaftskrise  aber  gewinnt  die  Politik 
                                                                                                     größeren Einfluss auf das Management und die öffentliche Mei-
                                                                                                     nung  kann  über  das  Überleben  ganzer  Unternehmen  bestimmen, 
                                                                                                     wie die unterschiedlichen Verläufe bei opel und schaeffer zeigen. 
                                                                                                     Deshalb  müssen  Manager  Kommunikation  als  chefsache  für  sich 
                                                                                                     reklamieren. Damit sie das können, klären die beiden Autoren Ma-
                                                                                                     nager und Journalisten auf nur 100 seiten über die „Geschäftsmo-
                                                                                                     delle“ der jeweils anderen seite auf und erklären Führungskräften, 
                                                                                                     welche Aufgaben sie selbst übernehmen und welche sie delegieren 
                                                                                                     müssen. Brunowski, ehemals chefredakteur von capital, und olt-
                                                                                                     manns,  Journalist  und  Berater,  spicken  ihr  Buch  mit  Beispielen 
                                                                                                     aus  der  Praxis  und  spannen  den  Bogen  von  der Abneigung  vieler 
                                                                                                     Manager  gegenüber  Medienvertretern  bis  hin  zu  Tipps,  wie  man 
                                                                                                     bei der Krisenkommunikation erfolgreich mauert.
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                                                                                      Auszeichnung


                                                                                                     Roland Berger Preis

                                                                                                     Der mit einer Million euro dotierte roland Berger Preis für Men-
                                                                                                     schenwürde wurde 2008 erstmals vergeben. Gefördert werden Per-
                                                                                                     sonen  und  Institutionen,  die  sich  für  „ein  friedliches  Miteinander 
                                                                                                     in der Welt“ einsetzen. Zur Premiere fiel die Wahl auf die kam-
                                                                                                     bodschanische Menschenrechtsaktivistin somaly Mam. 2009 wird 
                                                                                                     die Auszeichnung  geteilt:  900  000  euro  gingen  an  reporter  ohne 
                                                                                                     Grenzen  (roG),  erklärte  roland  Berger  am  Mittwoch,  100  000 
                                                                                                     euro  an  die  Menschenrechtlerin  und  Friedensnobelpreisträgerin 
                                                                                                     shirin ebadi aus dem Iran. (Quelle: sDZ 26.03.2009)

                                                                                                                                     Prof. Dr. Dietmar Fink  arbeitete  zehn 
                                                                                                                                     Jahre für eine führende amerikanische Be-
                                                                                                                                     ratungsgesellschaft  und  ist  seit  1998  Pro-
                                                                                                                                     fessor  für  Unternehmensberatung  an  der 
                                                                                                                                     Hochschule Bonn-rhein-sieg. Zugleich ist 
                                                                                                                                     er  Geschäftsführer  der Wissenschaftlichen 
                                                                                                                                     Gesellschaft  für  Management  und  Bera-
                                                                                                                                     tung. Kontakt: dietmar.fink@wgmb.org.
372                                       corners

                                                                                             Torsten Oltmanns ist  Partner  bei  roland 
                                                                                             Berger  strategy  consultants  und  Lehrbe-
                                                                                             auftragter für Marketing und Kommunika-
                                                                                             tion an der Universität Innsbruck. Kontakt: 
                                                                                             Torsten_oltmanns@de.rolandberger.com.
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
corners                                                                                  373


                                                                                      Governance/Administration
                                                                                      Diese  corner  wird  von  Heike  Grimm  und  Maria  schröder,  erfurt  school  of  Public 
                                                                                      Policy, betreut.


                                                                                      Feature: Ungenutzte Potentiale der Wissensgesellschaft

                                                                                                           Bildung in 2000: Modernisierung von Bildung und
                                                                                                           Informationsgesellschaft „für alle“

                                                                                                           In  den  schlussfolgerungen  des  Vorsitzes  des  europäischen  rats 
                                                                                                           von Lissabon (23.–24. März 2000) wurden die Herausforderungen 
                                                                                                           für die europäische Union, die stärken und schwächen der euro-
                                                                                                           päischen  Union  sowie  die  strategischen  Ziele  für  eine  zukünftige 
                                                                                                           Politik definiert. Zu ihren wesentlichen Stärken zählte die Europä-
                                                                                                           ische  Union  damals  eine  stabile  Geldpolitik,  ein  hohes  reservoir 
                                                                                                           an Humankapital, qualifizierte Arbeitskräfte sowie ein solides So-
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only




                                                                                                           zialschutzsystem. Zu ihren schwächen gehörten hohe Arbeitslosen-
                                                                                                           zahlen, eine geringe Beteiligung von Frauen und älteren Menschen 
                                                                                                           am Arbeitsmarkt,  ein  unterentwickelter  Dienstleistungssektor  und 
                                                                                                           ein  in  besorgniserregender  Form  zunehmender  Mangel  an  Fach-
                                                                                                           kräften  im  Informationstechnologiesektor. Aus  diesem  Grund  be-
                                                                                                           schloss der europäische rat von Lissabon, folgende Prioritäten zu 
                                                                                                           setzen: schaffung einer Wissensinfrastruktur und Förderung inno-
                                                                                                           vativer  Aktivitäten  sowie  schaffung  eines  an  die  Anforderungen 
                                                                                                           der  Wissensgesellschaft  angepassten  Bildungssystems.  Basierend 
                                                                                                           auf  den  strategischen  Zielen  wurde  eine  Gesamtstrategie  für  die 
                                                                                                           Umsetzung folgender Ziele entwickelt:
                                                                                                           (a)  Gründung einer Informationsgesellschaft „für alle“ (beinhaltet 
                                                                                                                zahlreiche Maßnahmen, die direkt auf die Förderung von inno-
                                                                                                                vativen Aktivitäten und unternehmerischer Initiative ausgerich-
                                                                                                                tet sind).
                                                                                                           (b) Modernisierung  des  europäischen  sozialmodells  (die  Anpas-
                                                                                                                sung  des  europäischen  sozialmodells  an  einen  wissensba-
                                                                                                                sierten  Wirtschaftsraum  wurde  Priorität  eingeräumt;  deshalb 
                                                                                                                wurden  Instrumente  eingeführt,  deren  schwerpunkte  auf  der 
                                                                                                                reform und Modernisierung der Bildung und Ausbildung, der 
                                                                                                                steigerung  der  Beschäftigungsmöglichkeiten  durch  aktive Ar-
                                                                                                                beitsmarktpolitik und auf der Verbesserung der Möglichkeiten 
                                                                                                                zur sozialen einbindung liegen).
374                                                                    corners

                                                                                             Weiterführende Literatur:

                                                                                             Lisbon european council 23 and 24 March 2000: Presidency Con-
                                                                                             clusions. http://www.europarl.eu.int/summits/lis1_en.htm

                                                                                             commission  of  the  european  communities:  Lisbon Action Plan
                                                                                             Incorporating EU Lisbon Programme and Recommendations for
                                                                                             Actions to Member States for Inclusion in their National Lisbon
                                                                                             Programmes. Brüssel 2005.

                                                                                             Bildung in 2009: Zur Bedeutung der Einbindung von
                                                                                             Studenten aus bildungsfernen Schichten an Universitäten

                                                                                             In  Deutschland  erwerben  46  von  100  Kindern  aus  nicht-Akade-
                                                                                             miker-Familien  die  allgemeine  Hochschulreife.  Der  18.  sozialer-
                                                                                             hebung des Deutschen studentenwerkes von 2007 zufolge nehmen 
                                                                                             im Anschluss daran jedoch nur 23 von ihnen ein studium auf. Was 
                                                                                             lenkt Abiturienten  aus  nicht-Akademiker-Familien  davon  ab,  ein 
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                                                                                             studium  an  einer  deutschen  Hochschule  aufzunehmen?  Welche 
                                                                                             Gründe  sprechen  dafür,  dieses  ungenutzte  Potential  unserer  Wis-
                                                                                             sensgesellschaft besser auszuschöpfen?
                                                                                                 nach  Jutta Allmendinger,  christian  ebner  und  rita  nikolai  ist 
                                                                                             problematisch,  dass  Bildungspolitik  in  Deutschland  nicht  als  prä-
                                                                                             ventive  Beschäftigungs-  und  sozialpolitik  verstanden  wird.  Die 
                                                                                             Bedeutung von Bildung und Wissen ist spätestens vor acht Jahren 
                                                                                             von der europäischen Union erkannt worden, die sich im rahmen 
                                                                                             der Lissabon-strategie das Ziel gesetzt hat, bis 2010 zum „wettbe-
                                                                                             werbsfähigsten  und  dynamischsten  wissensbasierten  Wirtschafts-
                                                                                             raum in der Welt“ zu werden – „einem Wirtschaftsraum, der fähig 
                                                                                             ist,  ein  dauerhaftes  Wirtschaftswachstum  mit  mehr  und  besseren 
                                                                                             Arbeitsplätzen und einem größeren Zusammenhalt zu erzielen.“ Im 
                                                                                             Bezug auf die universitäre Ausbildung hat die deutsche regierung 
                                                                                             schon  vor  Jahren  mit  einer  mit  1,9  Milliarden  euro  geförderten 
                                                                                             exzellenzinitiative auf diese strukturelle Vorgabe reagiert und da-
                                                                                             mit unter anderem zu  erkennen gegeben, welche hohe Bedeutung 
                                                                                             Bildung  und  Wissen  für  nationalen  Wohlstand  haben.  Trotzdem 
                                                                                             stellt sich in Deutschland kein Verständnis für den Zusammenhang 
                                                                                             von Bildungs- und sozialpolitik ein. Die oben genannten Autoren 
                                                                                             sehen  dies  unter  anderem  in  der  Politik  von  reichskanzler  otto 
                                                                                             Fürst von Bismarck begründet, der strikt gegen die (Aus-)Bildung 
                                                                                             der breiten Masse des Volkes war: „Unsere höheren schulen wer-
                                                                                             den  von  zu  vielen  jungen  Leuten  besucht,  welche  weder  durch 
                                                                                             Begabung noch durch die Vergangenheit ihrer eltern auf einen ge-
                                                                                             lehrten  Beruf  hingewiesen  werden.  Die  Folge  ist  die  Überfüllung 
corners                                                                         375

                                                                                                 aller  gelehrten  Fächer  und  die  Züchtung  eines  staatsgefährlichen 
                                                                                                 Proletariats Gebildeter.“ (s. 48)
                                                                                                     Diese a priori Zuweisung zu einer bestimmten sozialen schicht 
                                                                                                 ist  möglicherweise  auch  heute  noch  eine  maßgebliche  erklärung 
                                                                                                 dafür,  warum  sich  50  Prozent  der Abiturienten  aus  einkommens-
                                                                                                 schwachen Familien gegen eine universitäre Ausbildung entschei-
                                                                                                 den. Theoretische entscheidungsmodelle aus der soziologie gehen 
                                                                                                 diesbezüglich davon aus, dass ein instrumenteller Zweck von Bil-
                                                                                                 dungserwerb  der  erhalt  des  sozialen  status  ist.  nach  Becker  und 
                                                                                                 Hecken  „entscheiden  sich  Individuen  (und  Familien)  für  diejeni-
                                                                                                 ge  Ausbildung,  die  ihnen  am  vorteilhaftesten  erscheint,  um  den 
                                                                                                 statuserhalt  sicher  und  kostengünstig  zu  realisieren.“  (s.  6)  Für 
                                                                                                 den  statuserhalt  von  Kindern  aus  nicht-Akademiker-Familien  ist 
                                                                                                 ein  Universitätsstudium  daher  nicht  so  erstrebenswert  oder  gar 
                                                                                                 notwendig wie für Kinder mit einkommensstarkem und bildungs-
                                                                                                 nahem Hintergrund.
                                                                                                     Die  einbindung  von  studenten  aus  nicht-Akademiker-Fami-
                                                                                                 lien  in  den  universitären  Ausbildungsbetrieb  ist  jedoch  aus  vie-
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                                                                                                 len  Gründen  wichtig.  Zum  einen  sind  die  studierendenzahlen  in 
                                                                                                 Deutschland  seit  Jahren  zu  gering.  Während  der  Anteil  der  stu-
                                                                                                 dienanfänger  je  Jahrgang  in  den  meisten  oecD-Ländern  in  den 
                                                                                                 vergangen  Jahren  schnell  und  auf  hohem  niveau  gewachsen  ist, 
                                                                                                 hinkt  Deutschland  dieser  entwicklung  hinterher.  Dies  ging  bei-
                                                                                                 spielsweise  aus  der  2008  veröffentlichten  oecD-studie  „Bildung 
                                                                                                 auf einen Blick“ hervor: nach Jahren des rückgangs ist die Quote 
                                                                                                 im Jahr 2007 zwar wieder auf 37 Prozent angestiegen, liegt damit 
                                                                                                 jedoch weiter unter der gesetzten Zielmarke der Bundesregierung. 
                                                                                                 Der Wissenschaftsrat  gibt  eine  studienanfängerquote  von  40  Pro-
                                                                                                 zent  vor.  Bedingt  durch  den  demographischen Wandel  wird  diese 
                                                                                                 Tendenz womöglich verstärkt und nicht nur die Universitäten vor 
                                                                                                 Probleme stellen. 
                                                                                                     Zum Anderen klagt die Industrie über massiven Fachkräfteman-
                                                                                                 gel. Der Arbeitsmarktbedarf nach Fachkräften wird durch den so-
                                                                                                 zialen Bedarf nach Bildung ergänzt: Die Forderung, mehr Abituri-
                                                                                                 enten mit nicht-akademischem Familienhintergrund zur Aufnahme 
                                                                                                 eines  studiums  zu  bewegen,  ist  auch  vor  dem  Hintergrund  des 
                                                                                                 sozialen Gefälles in Deutschland zu betrachten. Allmendinger und 
                                                                                                 nikolai stellen fest: „Im Kreuzfeuer der Kritik steht [...] der enge 
                                                                                                 Zusammenhang  zwischen  sozialer  Herkunft  und  erzielten  Bil-
                                                                                                 dungsleistungen. Verglichen mit anderen Ländern gelingt die För-
                                                                                                 derung  von  Kindern  aus  sozial  benachteiligten  schichten  und  aus 
                                                                                                 Zuwandererfamilien hierzulande schlechter.“ (s. 32) Die PIsA-er-
                                                                                                 gebnisse haben diesen Zusammenhang zwischen Bildungschancen 
                                                                                                 und  sozialem  status  offensichtlich  werden  lassen.  nur  sechs  von 
                                                                                                 100 Arbeiterkindern beginnen ein Hochschulstudium, während 49 
376                                                                     corners

                                                                                             von 100 Gymnasiasten aus einkommensstarken Familien eine Uni-
                                                                                             versität  besuchen.  Die  Zusammensetzung  der  studierendenschaft 
                                                                                             an  den  Universitäten  ist  demzufolge  stark  homogen.  Während 
                                                                                             vier  Fünftel  der  studierenden  aus  einkommensstarken  schichten 
                                                                                             stammen,  kommen  12  Prozent  der  studierenden  aus  einkom-
                                                                                             mensschwachen  und  –  dies  darf  in  Deutschland  nahezu  gleich 
                                                                                             gesetzt werden – bildungsfernen Familien. Die Förderung von so-
                                                                                             zialschwachen Abiturienten  böte  der  Politik  die  Möglichkeit,  den 
                                                                                             Zusammenhang zwischen elternhaus und intellektuellen entwick-
                                                                                             lungschancen in Deutschland schwächer werden zu lassen.
                                                                                                eine  stärkere  einbindung  von  studenten  aus  bildungsfernen 
                                                                                             schichten in den universitären Lern- und Lehrprozess führte aber 
                                                                                             auch  zu  einer  heterogeneren  studierendenschaft,  der  die  deut-
                                                                                             sche  Hochschullandschaft  dringend  bedarf.  Zwischen  1982  und 
                                                                                             2003  hat  sich  die  Kluft  in  der  sozialen  Zusammensetzung  der 
                                                                                             studierenden  stark  vergrößert:  Während  der  Anteil  der  studie-
                                                                                             renden  aus  der  höchsten  sozialen  schicht  von  17  auf  37  Prozent 
                                                                                             angestiegen  ist,  hat  sich  der  Anteil  aus  der  untersten  sozialen 
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                                                                                             schicht  von  23  auf  12  Prozent  verringert.  Während  Heteroge-
                                                                                             nität  als  Bildungsprinzip  in  Ländern  wie  Kanada  und  Finnland 
                                                                                             erfolgreich umgesetzt wird, setzt in Deutschland erst langsam die 
                                                                                             erkenntnis  ein,  dass  heterogene  Lerngruppen  viele  Vorteile  bie-
                                                                                             ten. Während in primären und sekundären Bildungseinrichtungen 
                                                                                             langsam  ein  Umdenken  einsetzt,  setzt  sich  die  Fortführung  der 
                                                                                             Lehre  vor  weitestgehend  homogenen  studentengruppen  an  den 
                                                                                             Hochschulen fort. 
                                                                                                Allmendinger und nikolai sagen: „Das deutsche Bildungswesen 
                                                                                             steht vor der Herausforderung, das Qualifikationsniveau anzuheben
                                                                                             und mehr Hochqualifizierte ausbilden zu müssen. Angesichts des
                                                                                             drohenden Fachkräftemangels muss die Zahl der Hochschulabsol-
                                                                                             venten langfristig erhöht werden. Dabei darf das Bildungspotential 
                                                                                             von  Kindern  aus  bildungsfernen  schichten  aber  nicht  verschenkt 
                                                                                             werden.“  (s.  38)  neben  einer  bildungspolitischen  strategie,  die 
                                                                                             die Interessen und Kompetenzen von Bund und Ländern vereinigt, 
                                                                                             muss bei dem Vorhaben, Abiturienten aus einkommensschwachen 
                                                                                             Familien in die universitäre Ausbildung einzuschließen, auch über 
                                                                                             eine stärkere einbindung von Wirtschaft und Industrie nachgedacht 
                                                                                             werden. Maßnahmen an der Oberfläche werden nicht geeignet
                                                                                             sein, die betreffenden Abiturienten vom Lohn des Investitionsrisi-
                                                                                             kos,  das  ein  studium  an  der  Universität  bedeutet,  zu  überzeugen. 
                                                                                             Im Gegenteil: Bildungspolitik ist dann erfolgreich, wenn sie – quer 
                                                                                             durch alle sozialen schichten – die erkenntnis streuen kann, dass 
                                                                                             Bildung kein Konsumgut, sondern eine Investition in die individu-
                                                                                             elle und gesellschaftliche Zukunft ist.
corners                                                                     377

                                                                                                 Weiterführende Literatur:

                                                                                                 Allmendinger,  J.,  ebner,  c.,  nikolai,  r.  (2009).  soziologische 
                                                                                                 Bildungsforschung.  In  r.  Tippelt  &  B.  schmidt  (Hrsg.):  Hand-
                                                                                                 buch Bildungsforschung  (s.  47–70).  Wiesbaden:  Vs  Verlag  für 
                                                                                                 sozialwissenschaften.

                                                                                                 Allmendinger, J., & nikolai, r. (2006). Bildung und Herkunft. Aus
                                                                                                 Politik und Zeitgeschichte 44–45,  32–38.  http://www.bpb.de/files/
                                                                                                 nBsZ1X.pdf.

                                                                                                 Becker,  r.,  &  Hecken, A.  (2008):  Warum  werden Arbeiterkinder 
                                                                                                 vom  studium  an  Universitäten  abgelenkt?  eine  empirische  Über-
                                                                                                 prüfung der „Ablenkungsthese“ von Müller und Pollak (2007) und 
                                                                                                 ihrer  erweiterung  durch  Hillmert  und  Jacob  (2003).  Kölner Zeit-
                                                                                                 schrift für Soziologie und Sozialpsychologie 60, 7–23.

                                                                                                 oecD  (2008):  Bildung auf einen Blick 2008.  http://www.oecd.
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                                                                                                 org/document/8/0,3343,de_34968570_34968855_39283656_1_1_
                                                                                                 1_1,00.html. (Letzter Aufruf 23.4.2009).

                                                                                                 spiewak,  M.  (2009).  Alle  zum  einzelunterricht.  DIE ZEIT, 
                                                                                                 26.02.2009, nr. 10. http://www.zeit.de/2009/10/B-Individualunter-
                                                                                                 richt. (Letzter Aufruf 23.4.2009)


                                                                                                 Weiterführende Links:

                                                                                                 Website  der  sozialerhebung  des  Deutschen  studentenwerkes: 
                                                                                                 http://www.sozialerhebung.de/

                                                                                                 Website  des  2.  nationalen  Bildungsberichts  2008:  http://www. 
                                                                                                 bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=6153

                                                                                                 Website  der  Hochschul-Informations-system  GmbH:  http://www.
                                                                                                 his.de/ 

                                                                                                 Website der oecD zum Thema Bildung: http://www.oecd.org/de/ 
                                                                                                 bildung
378                                                                                 corners

                                                                                      Veranstaltungshinweis

                                                                                                        Vom  7.  bis  9.  oktober  2009  wird  in  Landau  (Pfalz)  die  Konfe-
                                                                                                        renz   „campaigning  for  europe 2009  -  Parties, campaigns,  Mass 
                                                                                                        Media and the European Parliamentary Elections 2009“ stattfin-
                                                                                                        den. Das vorläufige Tagungsprogramm, ein Anmeldeformular, eine
                                                                                                        Zusammenstellung ausgesuchter Übernachtungsmöglichkeiten und 
                                                                                                        weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.uni-
                                                                                                        koblenz-landau.de/landau/symposium_campaigning.

                                                                                                                                      Dr. Heike Grimm hat  Politikwissen-
                                                                                                                                      schaft,  Ökonomie,  Wirtschaftsgeschichte 
                                                                                                                                      und  Arabisch  an  der  Ludwig-Maximili-
                                                                                                                                      ans-Universität  (LMU)  in  München  und 
                                                                                                                                      an  der  London  school  of  oriental  and 
                                                                                                                                      African studies studiert und an der LMU 
                                                                                                                                      München  promoviert.  sie  hält  eine  For-
                                                                                                                                      schungsdozentur für Public Policy an der 
                                                                                                                                      Universität erfurt inne und arbeitet außer-
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                                                                                                                                      dem  in  der Abteilung  „entrepreneurship, 
                                                                                                                                      Growth  and  Public  Policy“  des  Max-
                                                                                                                                      Planck-Instituts  für  Ökonomik  in  Jena. 
                                                                                                                                      Kontakt: heike.grimm@uni-erfurt.de.


                                                                                                                                      Maria Schröder, B.A.,  studiert  seit  ok-
                                                                                                                                      tober 2008 an der erfurt school of Public 
                                                                                                                                      Policy.  Ihren  Bachelor  in  Public Admini-
                                                                                                                                      stration/european  studies  absolvierte  sie 
                                                                                                                                      an  der  Westfälischen  Wilhelms-Universi-
                                                                                                                                      tät  Münster  und  der  Universiteit  Twente 
                                                                                                                                      (niederlande). sie ist aktives Mitglied bei 
                                                                                                                                      Transparency  International  Deutschland 
                                                                                                                                      e.V.  Kontakt:  maria_caroline.schroeder@
                                                                                                                                      stud.uni-erfurt.de
corners                                                                                  379


                                                                                      Think-Tank
                                                                                      Diese  corner  wird  von  Martin  Thunert,  Heidelberg  center  for  American  studies  der 
                                                                                      Universität Heidelberg, betreut.


                                                                                      News

                                                                                                           Veränderungen bei den „Wirtschaftsweisen“

                                                                                                           Der  sachverständigenrat  zur  Begutachtung  der  gesamtwirtschaft-
                                                                                                           lichen Lage (SVR) – so der offizielle Namen der sog. Fünf
                                                                                                           „Wirtschaftsweisen“  –  hat  am  4.  März  2009  ZPB-Autor  (Heft 
                                                                                                           1/2009)    und  Leiter  des  Mannheimer  Zentrums  für  europäische 
                                                                                                           Wirtschaftsforschung  Wolfgang  Franz  für  die  nächsten  drei  Jahre 
                                                                                                           zu  seinem  Vorsitzenden  ernannt.  Franz  folgt  auf  Bert  rürup,  der 
                                                                                                           zum  Finanzmakler  AWD  gewechselt  ist.  rürup,  dessen  Amtszeit 
                                                                                                           bis  März  2010  ging,  ließ  sich  von  christoph  schmidt,  Direktor 
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                                                                                                           des rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung als 
                                                                                                           Mitglied ablösen. Franz ist seit 2003 Mitglied des sVr, nachdem 
                                                                                                           er  zwischen  1994  und  1999  schon  einmal  sachverständiger  war. 
                                                                                                           Für  weitere  fünf  Jahre  in  seinem Amt  bestätigt  wurde  der  Würz-
                                                                                                           burger Ökonomieprofessor Peter Bofinger.

                                                                                                           Nobelpreisträger Joseph Stieglitz für „weltwirtschaftlichen
                                                                                                           Lenkungsausschuss“

                                                                                                           Wirtschaftsnobelpreisträger  Joseph  stieglitz  ist  kein  elfenbein-
                                                                                                           turmakademiker,  sondern  war  bereits  vor  dem  erhalt  des  Wirt-
                                                                                                           schaftsnobelpreises  im  Jahr  2001  von  1993–1997  im  council  of 
                                                                                                           economic  Advisors  der  clinton-Administration  und  danach  bis 
                                                                                                           1999 chefökonom der Weltbank. Heute gehört stieglitz einem ex-
                                                                                                           pertengremium  der Vereinten  nationen  an,  das  Konzepte  für  eine 
                                                                                                           reform  der  internationalen  Finanz-  und  Wirtschaftsordnung  ent-
                                                                                                           wickeln  soll,  der UN-Ausschuss zur Reform der Wirtschafts- und
                                                                                                           Finanzordnung.

                                                                                                           Im  Interview  mit  dem  Berliner  „Tagesspiegel“  vom  23.3. 
                                                                                                           2009  äußert  sich  stieglitz  auch  zu  einer  neuen  globalen 
                                                                                                           Politikberatungsinstitution:

                                                                                                           „Zweitens  sollten  wir  einen  weltwirtschaftlichen  Lenkungsaus-
                                                                                                           schuss  gründen.  Unsere  Idee  wäre,  dass  man  das  evolutionär 
                                                                                                           umsetzt.  In  der  ersten  Phase  würde  man  ein  wissenschaftliches 
                                                                                                           Gremium  etablieren,  das  Konzepte  erarbeitet  und  die  Diskussion 
380                                                                         corners

                                                                                                 steuert, vergleichbar etwa mit dem Zwischenstaatlichen Ausschuss 
                                                                                                 für  Klimawandel.  Der  nächste  schritt  wäre  dann  die  Gründung 
                                                                                                 einer  politischen  Institution,  die  politischen  Konsens  herzustellen 
                                                                                                 versucht.“


                                                                                      Lesetipp

                                                                                                 Interview  (in  englisch)  von  Daniel  Florian,  Betreiber  des  Think-
                                                                                                 Tank  Directory  Deutschland  mit  dem  Kommunikationschef  des 
                                                                                                 royal Institute of International Affairs, Keith Burnet, das weltweit 
                                                                                                 unter dem namen chatham House bekannt ist. 

                                                                                                 http://www.thinktankdirectory.org/blog/2009/03/08/exklusiv-keith-
                                                                                                 burnet-uber-die-kommunikationsstrategie-des-chatham-house/


                                                                                      Feature
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only




                                                                                                 Die RAND Corporation – ein Think-Tank-Leader?

                                                                                                 ein  Besuch  der  rAnD  corporation  in  santa  Monica,  Kalifor-
                                                                                                 nien, einem am Pazifik gelegenen Vorort der Metropole Los An-
                                                                                                 geles,  gestaltet  sich  schwierig  und  dann  doch  einfach  zugleich. 
                                                                                                 Der Aufwand  gleicht  eher  dem  Besuch  eines  Botschaftsgebäudes 
                                                                                                 oder eines Ministeriums als dem Besuch einer stiftung oder einer 
                                                                                                 Universität. Das 2004 neu erbaute rAnD-Domizil lässt sich nicht 
                                                                                                 einfach  durch  die  eingangstür  von  der  straße  her  betreten.  Besu-
                                                                                                 cher gelangen zu rAnD über die Tiefgarage, in die man nur hin-
                                                                                                 einkommt, wenn man einen Termin mit einem rAnD-Mitarbeiter 
                                                                                                 hat. Man erhält dann eine kostenlose Parkerlaubnis und begibt sich 
                                                                                                 im Aufzug über den Innenhof des Gebäudes – dessen Größe einem 
                                                                                                 mittleren  Ministerium  gleichkommt  –  zum  empfang.  Dort  erhält 
                                                                                                 man  eine  Besucherkarte,  von  denen  es  zwei Arten  gibt.  eine  zur 
                                                                                                 Berechtigung unbegleiteter Bewegung im Haus und eine erlaubnis 
                                                                                                 zur  Bewegung  mit  Begleitung.  Ich  erhalte  letztere.  einige  Minu-
                                                                                                 ten später nimmt mich der Leiter der Presseabteilung in empfang, 
                                                                                                 führt mich durchs Haus und steht mir eine stunde für ein Gespräch 
                                                                                                 zur Verfügung. 
                                                                                                    Die  rAnD  corporation  ist  weder  der  älteste  oder  der  erste 
                                                                                                 Think-Tank  der  Welt,  sie  gilt  aber  dennoch  in  vielerlei  Hinsicht 
                                                                                                 als  die  Mutter  aller  Denkfabriken.  Für  die  1948  in  der  heutigen 
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  • 1. ZPB (2009) 2:365–392 DoI 10.1007/s12392-009-0101-y corners Management Consulting Diese corner wird von Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hoch- schule Bonn-rhein-sieg, und Torsten oltmanns, Partner bei roland Berger strategy con- sultants, betreut. News Trotz kriselnder Konjunktur wollen deutsche Unternehmensberater auch 2009 weiter wachsen Am ende des Jahres soll im Gesamtmarkt ein Umsatzplus in Höhe  von drei Prozent erzielt werden. Besonders hohen Beratungsbedarf  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only sehen die consultants zurzeit bei Projekten zur Kostenreduzierung,  zum  risikomanagement  sowie  zur  Differenzierung  und  Anpas- sung  von  Geschäftsmodellen.  Dies  sind  die  zentralen  ergebnisse  der  Marktstudie  „Facts  &  Figures  zum  Beratermarkt  2008/2009“,  die  der  Bundesverband  Deutscher  Unternehmensberater  (BDU)  in  Bonn  vorgestellt  hat.  BDU-Präsident Antonio  schnieder  mahnt  je- doch dazu, auch im Angesicht der Krise strategisch wichtige Ziele  nicht  aus  den Augen  zu  verlieren:  „2009  wird  für  viele  Unterneh- men ein Jahr der Anpassungen werden. Dabei müssen sie vor allem  über  die  Phase  des  derzeitigen  Krisenmanagements  hinausdenken.  Die Anforderung  besteht  darin,  Kosten  und  Liquidität  im  Griff  zu  behalten  und  gleichzeitig  gezielt  in  neue  Märkte  und  Produkte  zu  investieren.“  nach  einschätzung  der  Unternehmensberater  werden  die Auftraggeber  dabei  ein  besonders  hohes Augenmerk  darauf  le- gen,  dass  die  ergebnisse  der  Beratungsprojekte  schnell  verfügbar  und die gewünschten effekte kurz- bis mittelfristig erkennbar sind. Für  die  BDU-studie  wurden  die  Zahlen  und  einschätzungen  von  über  700  Beratungsgesellschaften  ausgewertet.  Den  höchsten  Zuwachs für 2009 erwarten Beratungsunternehmen mit einem Jah- resumsatz von einer bis 2,5 Millionen euro. sie rechnen mit einem  durchschnittlichen Unternehmenswachstum von 7,1 Prozent. In der  Größenklasse  von  500.000  bis  1  Million  euro  liegt  der  Wert  mit  6,4 Prozent nur knapp darunter. Vorsichtiger fällt die Prognose bei  den  großen  consultingunternehmen  mit  über  45  Millionen  euro  Jahresumsatz  aus,  die  ein  Plus  von  lediglich  1,7  Prozent  erwar- ten.  Im  zurückliegenden  Jahr  2008  stieg  der  Umsatz  in  der  Bera-
  • 2. 366  corners terbranche  zweistellig  um  10,7  Prozent  auf  18,2  Milliarden  euro  (2007: 16,4 Milliarden euro). Gute Zeiten für gute Leute Unterm  strich  stehen  die  Zeichen  auf  dem  Beraterarbeitsmarkt  derzeit  besser  als  in  anderen  Branchen.  Dennoch  geben  sich  die  Häuser  beim  schaffen  neuer  stellen  zurückhaltend.  nur  wenige  Beratungsunternehmen  haben  ihre  rekrutierungsziele  auf  Vorjah- resniveau gehalten. Beim Branchenriesen McKinsey hat man sich  nach  280  neuen  Beratern  2008  in  diesem  Jahr  200  neue  consul- tants vorgenommen, Konkurrent Boston consulting Group will es  nach 230 neueinstellungen im Vorjahr nun bei 170 neuen Köpfen  bewenden lassen. Bei roland Berger peilt man für 2009 nach wie  vor  rund  150  neue  Berater  an,  der  sanierungsexperte  sucht  vor  allem  restrukturierungsfachleute.  Derweil  tummeln  sich  auf  dem  Bewerbermarkt jede Menge neue Gesichter. „Das Angebot ist äu- ßerst  kompetitiv  geworden“,  stellt  etwa  Per  Breuer,  Personalchef  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only von  roland  Berger  strategy  consultants,  fest.  „Wir  sehen  zum  Beispiel  viele  hervorragende  Kandidaten  aus  Private  equity  oder  Investmentbanking, die chancen in der Unternehmensberatung su- chen.“  Die  Hürden  für  den  einstieg  sind  daher  offenbar  bei  allen  Beratern  gestiegen.  (Quellen:  HB  vom  03.03.2009  und  Titel  der  FAZ vom 25.03.2009) Studien: Krise ist das beherrschende Thema strategie, Finanzindustrie und Marktanalysen – diese drei Themen  stehen bei den Publikationen der weltweit größten Unternehmens- beratungen an der spitze der studienthemen. sie machen rund 50  Prozent aller veröffentlichten studien aus. Alle großen Beratungen  haben  dabei  seit  september  2008  regelmäßig  Untersuchungen,  Prognosen und empfehlungen zur Finanzkrise herausgegeben. ei- nen besonderen Weg sind dabei Die Boston consulting Group und  roland  Berger  strategy  consultants  gegangen:  erstere  hat  durch  Zufall  einen  Viralmarketing-erfolg  gelandet,  weil  das  Papier  zu  den  Konsequenzen  der  Krise  für  das  Management,  das  eigentlich  für einen Kunden bestimmt war, über das Internet in wenigen Ta- gen  eine  enorme  Verbreitung  fand.  Letztere  haben  anstelle  einer  Prognose  drei  szenarien  veröffentlicht,  Meilensteine  für  das  ein- treten jedes Szenarios identifiziert und ihre Empfehlungen darauf zugeschnitten.  Insgesamt  hat  die  Publikationsfreude  der  zwanzig  größten  Beratungen  im  ersten  Quartal  2009  weiter  zugenommen  – und erstmals machen auch die vier großen Wirtschaftsprüfungs- gesellschaften  mit  einer  großen  Zahl  von  Veröffentlichungen 
  • 3. corners  367 zu  allgemeinwirtschaftlichen  Themen  und  der  Krise  auf  sich  aufmerksam.  Simon gibt Führung seiner Beraterfirma ab Hermann simon verließ am 1. Mai den Führungsposten des Bera- tungsunternehmens simon-Kucher & Partners. sein Unternehmen,  das  er  1985  mit  zwei  Partnern  gründete,  ist  heute  einer  der Welt- marktführer für Preisberatung mit Aktivitäten in europa, Amerika  und  Asien.  simons  bekanntestes  Projekt  in  Deutschland  ist  die  einführung  der  Bahncard  für  die  Deutsche  Bahn.  simon-Kucher  erwirtschaftete  2008  einen  Umsatz  von  98,5  Mio.  euro.  In  den  vergangenen  vier  Jahren  konnten  die  Bonner  Preisberater  ihr  Ge- schäft  verdoppeln.  Die  nachfolge  des  62-jährigen  simon  haben  Klaus  Hilleke  und  Georg  Tacke  als  Ko-Vorsitzende  angetreten.  Das Unternehmen befindet sich zu mehr als 80 Prozent im Besitz der  44  Partner,  diese  wollen  im  Frühjahr  einen  neuen  ceo  aus  ihren reihen bestimmen. simon wird als chairman ohne operative  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only Verantwortung im Unternehmen bleiben.  Horváth & Partners und Wissenschaftler der European Business School gründen Innovationsberatung Die Innovationskraft in Unternehmen zu stärken – dies haben sich  die  Innovation  navigators  zur Aufgabe  gemacht.  Die  neue  Toch- tergesellschaft  der  Managementberatung  Horváth  &  Partners  ver- knüpft das eigene Know-how im Bereich Innovationsmanagement  mit  der  wissenschaftlichen  Kompetenz  der  european  Business  school  (eBs)  zu  diesem  Thema.  Die  spezialisten  sehen  aktuell  in vielen Unternehmen einen erhöhten Bedarf nach steigerung der  Innovationskraft. Gerade in der derzeit schwierigen Lage gelte es,  neue Wege zu finden und zu beschreiten. Autoindustrie: Branchenkonsolidierung unausweichlich Der Gesamtgewinn (Profit Pool) der weltweiten Automobilindus- trie ist im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise im vergangenen  Jahr  von  52  Mrd.  (2007)  auf  17  Mrd.  Us-Dollar  eingebrochen,  das  laufende  Geschäftsjahr  2009  wird  mit  einem  geschätzten  Ge- samtverlust  von  1  Mrd.  Us-Dollar  schließen.  Bis  2015  jedoch  ist  eine rückkehr auf das Gewinn-niveau von 2007 möglich. Zu die- sem ergebnis kommt eine neue studie der Unternehmensberatung  McKinsey & Company, die den Profit Pool für die Gesamtheit der namhaften Hersteller weltweit analysiert hat. Dazu müssen die  Hersteller der aktuellen Analyse der Berater zufolge 28 Mrd. Us-
  • 4. 368  corners Dollar  an  Fixkosten  einsparen.  nur  so  lassen  sich  die  enormen  Zusatzkosten  kompensieren,  die  bis  2015  zusätzlichen  Druck  auf  die Margen der Automobilhersteller ausüben.  Zwar fließen aus den Wachstumsmärkten Brasilien, Russland, Indien und china (den sogenannten BrIc-Märkten) bis 2015 rund  drei bis fünf Mrd. US-Dollar in den Profit Pool und auch das Wachstum bei den Premiumherstellern führt mit weiteren vier Mrd.  Us-Dollar zu einem positiven effekt. Doch allein die Investitionen  im Zusammenhang mit der regulierung der co2-emissionen ver- ursachen  bis  2015  Kosten  zwischen  16  und  30  Mrd.  Us-Dollar  – und es besteht nur wenig Aussicht, diese Kosten an den Kunden  weitergeben zu können. Weitere zwei bis vier Mrd. Us-Dollar ver- liert die Branche zudem durch anhaltenden Preisverfall, insbeson- dere in den vom Wettbewerb umkämpften schwellenmärkten. Auto-Zulieferer vor dramatischer Krise Wenn Daimler hüstelt, bekommt die gesamte Autowelt eine Grip- persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only pe. Die Wahrheit dieser stuttgarter Weisheit zeigt sich in einer stu- die zu den Aussichten der Automobilzulieferer der Investmentbank  rothschild  Bank  und  roland  Berger  strategy  consultants.  Die  Verkaufsvolumen  der  Zulieferindustrie  sind  schon  zu  Beginn  des  Jahres  um  25  Prozent  gefallen,  weltweit  mussten  300  Unterneh- men Insolvenz anmelden. Auf der Basis der Finanzdaten von 400  Unternehmen und  100  Interviews  mit  Branchenexperten zeichnen  die Autoren ein Bild, das sich weiter verdüstert: Die erholung der  Industrie wird frühestens 2012 erfolgen und bis dahin werden viele  weitere Anbieter ihre Arbeit einstellen – gute Aussichten prognos- tiziert  die  studie  nur  den  Unternehmen,  die  sich  durch  entschlos- senes restrukturieren jetzt die Freiräume und die Liquidität schaf- fen, um Wettbewerber vom Markt zu drängen.  Top-Management unterschätzt Rezession Weltweit herrscht in vielen Unternehmen ein dramatischer Mangel  an  Führungsstärke  und  geeigneten  strategien,  um  den  besonderen  Anforderungen  einer  Wirtschaftskrise  historischen  Ausmaßes  ad- äquat  zu  begegnen.  so  konzentrieren  sich  65  Prozent  der  zurzeit  finanziell angeschlagenen Unternehmen trotz akuter Refinanzie- rungsprobleme am Kapitalmarkt nur unzureichend auf den Aufbau  und erhalt ihrer Liquidität. selbst ein Viertel der solide aufgestell- ten  Unternehmen  lässt  Wachstumspotenziale  ungenutzt  und  geht  Investitionen,  expansionen  und  Akquisitionen  nicht  konsequent  genug an. Insgesamt verfügt ein Drittel der Unternehmen – so ihre  selbsteinschätzung  –  über  kein  ausreichend  tragfähiges  Konzept, 
  • 5. corners  369 um  in  der  Krise  erfolgreich  zu  bestehen.  40  Prozent  der  Manager  unterhalb der ceo-ebene trauen der obersten Führungsebene kein  überzeugendes Krisenmanagement zu. 46 Prozent stellen in Frage,  dass  entsprechende  Maßnahmen  mit  unternehmensinternen  res- sourcen umzusetzen wären. Das sind die alarmierenden ergebnisse  einer aktuellen studie der strategieberatung Booz & company. Für  die  studie  wurden  weltweit  rund  830  Manager  der  obersten  Füh- rungsebene, davon 133 aus dem deutschsprachigen raum, befragt. Forschung McKinsey, oder ...? Wenn  Führungskräfte  mit  dem  Gedanken  spielen,  einen  Unter- nehmensberater  einzuschalten,  kommt  die  größte  Management- beratung  der  Welt  fast  wie  von  selbst  in  die  engere  Wahl.  Keine  Frage, McKinsey zählt zu den „champions“ des Beratungsmarktes  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only – zu der kleinen Schar von Consultingfirmen, die jeder sofort im sinn  hat,  wenn  es  darum  geht,  strategien  zu  entwickeln,  Kos- ten  zu  senken  oder  Prozesse  zu  optimieren. Auch  roland  Berger  strategy  consultants  zählt  dazu,  ebenso  die  Boston  consulting  Group  (BcG).  Doch  gibt  es  auch  Alternativen?  Kleine,  weniger  bekannte Berater, die sich in ihren spezialgebieten mit innovativen  Ideen und ergebnisorientierten Lösungen als ebenbürtige ratgeber  empfehlen? Bereits  zum dritten Mal hat die Wissenschaftliche Gesellschaft  für  Management  und  Beratung  (WGMB)  in  Bonn  die  „Hidden  champions“ des Beratungsmarktes analysiert. Auch in diesem Jahr  wurden zahlreiche Topmanager befragt – Vorstände, Geschäftsfüh- rer und Manager der obersten Führungsebene. 249 Teilnehmer ha- ben  detailliert Auskunft  über  ihre  erfahrungen  mit  Management- beratern gegeben, darunter 112 Vorstände und Geschäftsführer, 89  Budgetverantwortliche und 23 Projektleiter. nähere Informationen  zur studie sind per e-Mail unter studien@wgmb.org erhältlich. Publikationen Neues Lehrbuch „Strategische Unternehmensberatung“ In wirtschaftlich turbulenten Zeiten werden hohe Anforderungen an  die Beratungsbranche gestellt. Die strategische Unternehmensbera- tung  nimmt  dabei  eine  herausragende  stellung  ein.  Das  von  dem  Bonner Professor für Unternehmensberatung Dietmar Fink verfass-
  • 6. 370  corners te Lehrbuch stellt die in Wissenschaft und Praxis gängigen psycho- logischen, analytischen und holistischen Problemlösungsverfahren  umfassend  dar.  Zudem  wird  die  rolle  von  Unternehmensberatern  im  rahmen  der  Kreation  und  Verbreitung  von  Managementmo- den  anschaulich  beleuchtet.  Darauf  aufbauend  werden  die  in  der  Beratungsbranche  eingesetzten  Konzepte,  Methoden  und Ansätze  zur  entwicklung  wertorientierter  strategien  auf  Unternehmens- ebene  sowie  von  Wettbewerbsstrategien  auf  Geschäftsbereichse- bene detailliert beschrieben. Das Buch richtet sich an studierende,  Dozenten  und  Wissenschaftler,  die  sich  mit  dem  Gegenstand  der  Unternehmensberatung  befassen.  Für  Praktiker  auf  Berater-  und  Klientenseite ist das Buch ein unverzichtbares nachschlagewerk. Handbuch der Personalberatung: Erfolgsfaktoren aus Berater- und Kundensicht Haben  sie  schon  einmal  einen  dieser  geheimnisvollen  Anrufe  bekommen,  bei  denen  ein  Personalberater  mit  Ihnen  vertraulich  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only über  den  nächsten  verlockenden  Karriereschritt  sprechen  möchte?  –  „Aber  sicher“,  werden  sie  sagen,  denn  schließlich  sind  sie  in  Ihrem Job ja erfolgreich. Haben sie aber auch schon einmal darü- ber  nachgedacht,  warum  der  Personalberater  ausgerechnet  auf  sie  gekommen  ist?  Und  welche  erfahrungen  haben  sie  in  den  dann  folgenden  Gesprächen  gemacht?  Die  szene  der  Personalberatung  in  Deutschland  ist  sehr  heterogen.  erstaunlich  genug  ist  es  aber,  dass es kaum Literatur darüber gibt, nach welchen regeln Personal- beratung  –  in  den  spielarten:  executive  search,  Headhunting  und  recruiting  –  funktioniert.  Wie  sind  auf  dem  deutschen  Markt  die  Prozesse  organisiert  und  welche  Methoden  werden  in  der  profes- sionellen  Personalberatung  angewandt?  Das  Handbuch  Personal- beratung  gibt  hierauf  erstmals  Antworten.  stephan  Füchtner  und  Thomas Wegerich, erfahrene Profis im Executive Search, gewähren Ihnen einen Blick hinter die Kulissen einer Branche, in der profunde  Marktkenntnisse,  networking  und  Diskretion  wichtige  erfolgsfak- toren  sind.  Die  tatsächlichen  Anforderungen  der  nachfragerseite  –  der  Unternehmen  also,  die  auf  der  suche  nach  neuen  Talenten  oder  gestandenen  Managern  sind  –  zeigt  Ihnen  eine  umfassende  Marktrecherche, die die wichtigsten Wirtschaftszweige beleuchtet. Gerade in der Krise: Chefsache Kommunikation Das  Postulat  ist  mindestens  so  alt,  wie  die  freie  Presse:  Kommu- nikation  ist  chefsache.  Doch  die  meisten  Führungskräfte  sehen  Öffentlichkeitsarbeit  und  interne  Kommunikation  nicht  als  strate- gische Aufgabe und delegieren sie an die spezialisten. richtig so, 
  • 7. corners  371 sagen ralf-Dieter Brunowsky und Torsten oltmanns in ihrem Buch  „Der Journalist, Dein Feind und Helfer?“. Zumindest in normalen  Zeiten.  Im  Verlauf  der  Wirtschaftskrise  aber  gewinnt  die  Politik  größeren Einfluss auf das Management und die öffentliche Mei- nung  kann  über  das  Überleben  ganzer  Unternehmen  bestimmen,  wie die unterschiedlichen Verläufe bei opel und schaeffer zeigen.  Deshalb  müssen  Manager  Kommunikation  als  chefsache  für  sich  reklamieren. Damit sie das können, klären die beiden Autoren Ma- nager und Journalisten auf nur 100 seiten über die „Geschäftsmo- delle“ der jeweils anderen seite auf und erklären Führungskräften,  welche Aufgaben sie selbst übernehmen und welche sie delegieren  müssen. Brunowski, ehemals chefredakteur von capital, und olt- manns,  Journalist  und  Berater,  spicken  ihr  Buch  mit  Beispielen  aus  der  Praxis  und  spannen  den  Bogen  von  der Abneigung  vieler  Manager  gegenüber  Medienvertretern  bis  hin  zu  Tipps,  wie  man  bei der Krisenkommunikation erfolgreich mauert. persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only Auszeichnung Roland Berger Preis Der mit einer Million euro dotierte roland Berger Preis für Men- schenwürde wurde 2008 erstmals vergeben. Gefördert werden Per- sonen  und  Institutionen,  die  sich  für  „ein  friedliches  Miteinander  in der Welt“ einsetzen. Zur Premiere fiel die Wahl auf die kam- bodschanische Menschenrechtsaktivistin somaly Mam. 2009 wird  die Auszeichnung  geteilt:  900  000  euro  gingen  an  reporter  ohne  Grenzen  (roG),  erklärte  roland  Berger  am  Mittwoch,  100  000  euro  an  die  Menschenrechtlerin  und  Friedensnobelpreisträgerin  shirin ebadi aus dem Iran. (Quelle: sDZ 26.03.2009) Prof. Dr. Dietmar Fink  arbeitete  zehn  Jahre für eine führende amerikanische Be- ratungsgesellschaft  und  ist  seit  1998  Pro- fessor  für  Unternehmensberatung  an  der  Hochschule Bonn-rhein-sieg. Zugleich ist  er  Geschäftsführer  der Wissenschaftlichen  Gesellschaft  für  Management  und  Bera- tung. Kontakt: dietmar.fink@wgmb.org.
  • 8. 372  corners Torsten Oltmanns ist  Partner  bei  roland  Berger  strategy  consultants  und  Lehrbe- auftragter für Marketing und Kommunika- tion an der Universität Innsbruck. Kontakt:  Torsten_oltmanns@de.rolandberger.com. persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
  • 9. corners  373 Governance/Administration Diese  corner  wird  von  Heike  Grimm  und  Maria  schröder,  erfurt  school  of  Public  Policy, betreut. Feature: Ungenutzte Potentiale der Wissensgesellschaft Bildung in 2000: Modernisierung von Bildung und Informationsgesellschaft „für alle“ In  den  schlussfolgerungen  des  Vorsitzes  des  europäischen  rats  von Lissabon (23.–24. März 2000) wurden die Herausforderungen  für die europäische Union, die stärken und schwächen der euro- päischen  Union  sowie  die  strategischen  Ziele  für  eine  zukünftige  Politik definiert. Zu ihren wesentlichen Stärken zählte die Europä- ische  Union  damals  eine  stabile  Geldpolitik,  ein  hohes  reservoir  an Humankapital, qualifizierte Arbeitskräfte sowie ein solides So- persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only zialschutzsystem. Zu ihren schwächen gehörten hohe Arbeitslosen- zahlen, eine geringe Beteiligung von Frauen und älteren Menschen  am Arbeitsmarkt,  ein  unterentwickelter  Dienstleistungssektor  und  ein  in  besorgniserregender  Form  zunehmender  Mangel  an  Fach- kräften  im  Informationstechnologiesektor. Aus  diesem  Grund  be- schloss der europäische rat von Lissabon, folgende Prioritäten zu  setzen: schaffung einer Wissensinfrastruktur und Förderung inno- vativer  Aktivitäten  sowie  schaffung  eines  an  die  Anforderungen  der  Wissensgesellschaft  angepassten  Bildungssystems.  Basierend  auf  den  strategischen  Zielen  wurde  eine  Gesamtstrategie  für  die  Umsetzung folgender Ziele entwickelt: (a)  Gründung einer Informationsgesellschaft „für alle“ (beinhaltet  zahlreiche Maßnahmen, die direkt auf die Förderung von inno- vativen Aktivitäten und unternehmerischer Initiative ausgerich- tet sind). (b) Modernisierung  des  europäischen  sozialmodells  (die  Anpas- sung  des  europäischen  sozialmodells  an  einen  wissensba- sierten  Wirtschaftsraum  wurde  Priorität  eingeräumt;  deshalb  wurden  Instrumente  eingeführt,  deren  schwerpunkte  auf  der  reform und Modernisierung der Bildung und Ausbildung, der  steigerung  der  Beschäftigungsmöglichkeiten  durch  aktive Ar- beitsmarktpolitik und auf der Verbesserung der Möglichkeiten  zur sozialen einbindung liegen).
  • 10. 374  corners Weiterführende Literatur: Lisbon european council 23 and 24 March 2000: Presidency Con- clusions. http://www.europarl.eu.int/summits/lis1_en.htm commission  of  the  european  communities:  Lisbon Action Plan Incorporating EU Lisbon Programme and Recommendations for Actions to Member States for Inclusion in their National Lisbon Programmes. Brüssel 2005. Bildung in 2009: Zur Bedeutung der Einbindung von Studenten aus bildungsfernen Schichten an Universitäten In  Deutschland  erwerben  46  von  100  Kindern  aus  nicht-Akade- miker-Familien  die  allgemeine  Hochschulreife.  Der  18.  sozialer- hebung des Deutschen studentenwerkes von 2007 zufolge nehmen  im Anschluss daran jedoch nur 23 von ihnen ein studium auf. Was  lenkt Abiturienten  aus  nicht-Akademiker-Familien  davon  ab,  ein  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only studium  an  einer  deutschen  Hochschule  aufzunehmen?  Welche  Gründe  sprechen  dafür,  dieses  ungenutzte  Potential  unserer  Wis- sensgesellschaft besser auszuschöpfen? nach  Jutta Allmendinger,  christian  ebner  und  rita  nikolai  ist  problematisch,  dass  Bildungspolitik  in  Deutschland  nicht  als  prä- ventive  Beschäftigungs-  und  sozialpolitik  verstanden  wird.  Die  Bedeutung von Bildung und Wissen ist spätestens vor acht Jahren  von der europäischen Union erkannt worden, die sich im rahmen  der Lissabon-strategie das Ziel gesetzt hat, bis 2010 zum „wettbe- werbsfähigsten  und  dynamischsten  wissensbasierten  Wirtschafts- raum in der Welt“ zu werden – „einem Wirtschaftsraum, der fähig  ist,  ein  dauerhaftes  Wirtschaftswachstum  mit  mehr  und  besseren  Arbeitsplätzen und einem größeren Zusammenhalt zu erzielen.“ Im  Bezug auf die universitäre Ausbildung hat die deutsche regierung  schon  vor  Jahren  mit  einer  mit  1,9  Milliarden  euro  geförderten  exzellenzinitiative auf diese strukturelle Vorgabe reagiert und da- mit unter anderem zu  erkennen gegeben, welche hohe Bedeutung  Bildung  und  Wissen  für  nationalen  Wohlstand  haben.  Trotzdem  stellt sich in Deutschland kein Verständnis für den Zusammenhang  von Bildungs- und sozialpolitik ein. Die oben genannten Autoren  sehen  dies  unter  anderem  in  der  Politik  von  reichskanzler  otto  Fürst von Bismarck begründet, der strikt gegen die (Aus-)Bildung  der breiten Masse des Volkes war: „Unsere höheren schulen wer- den  von  zu  vielen  jungen  Leuten  besucht,  welche  weder  durch  Begabung noch durch die Vergangenheit ihrer eltern auf einen ge- lehrten  Beruf  hingewiesen  werden.  Die  Folge  ist  die  Überfüllung 
  • 11. corners  375 aller  gelehrten  Fächer  und  die  Züchtung  eines  staatsgefährlichen  Proletariats Gebildeter.“ (s. 48) Diese a priori Zuweisung zu einer bestimmten sozialen schicht  ist  möglicherweise  auch  heute  noch  eine  maßgebliche  erklärung  dafür,  warum  sich  50  Prozent  der Abiturienten  aus  einkommens- schwachen Familien gegen eine universitäre Ausbildung entschei- den. Theoretische entscheidungsmodelle aus der soziologie gehen  diesbezüglich davon aus, dass ein instrumenteller Zweck von Bil- dungserwerb  der  erhalt  des  sozialen  status  ist.  nach  Becker  und  Hecken  „entscheiden  sich  Individuen  (und  Familien)  für  diejeni- ge  Ausbildung,  die  ihnen  am  vorteilhaftesten  erscheint,  um  den  statuserhalt  sicher  und  kostengünstig  zu  realisieren.“  (s.  6)  Für  den  statuserhalt  von  Kindern  aus  nicht-Akademiker-Familien  ist  ein  Universitätsstudium  daher  nicht  so  erstrebenswert  oder  gar  notwendig wie für Kinder mit einkommensstarkem und bildungs- nahem Hintergrund. Die  einbindung  von  studenten  aus  nicht-Akademiker-Fami- lien  in  den  universitären  Ausbildungsbetrieb  ist  jedoch  aus  vie- persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only len  Gründen  wichtig.  Zum  einen  sind  die  studierendenzahlen  in  Deutschland  seit  Jahren  zu  gering.  Während  der  Anteil  der  stu- dienanfänger  je  Jahrgang  in  den  meisten  oecD-Ländern  in  den  vergangen  Jahren  schnell  und  auf  hohem  niveau  gewachsen  ist,  hinkt  Deutschland  dieser  entwicklung  hinterher.  Dies  ging  bei- spielsweise  aus  der  2008  veröffentlichten  oecD-studie  „Bildung  auf einen Blick“ hervor: nach Jahren des rückgangs ist die Quote  im Jahr 2007 zwar wieder auf 37 Prozent angestiegen, liegt damit  jedoch weiter unter der gesetzten Zielmarke der Bundesregierung.  Der Wissenschaftsrat  gibt  eine  studienanfängerquote  von  40  Pro- zent  vor.  Bedingt  durch  den  demographischen Wandel  wird  diese  Tendenz womöglich verstärkt und nicht nur die Universitäten vor  Probleme stellen.  Zum Anderen klagt die Industrie über massiven Fachkräfteman- gel. Der Arbeitsmarktbedarf nach Fachkräften wird durch den so- zialen Bedarf nach Bildung ergänzt: Die Forderung, mehr Abituri- enten mit nicht-akademischem Familienhintergrund zur Aufnahme  eines  studiums  zu  bewegen,  ist  auch  vor  dem  Hintergrund  des  sozialen Gefälles in Deutschland zu betrachten. Allmendinger und  nikolai stellen fest: „Im Kreuzfeuer der Kritik steht [...] der enge  Zusammenhang  zwischen  sozialer  Herkunft  und  erzielten  Bil- dungsleistungen. Verglichen mit anderen Ländern gelingt die För- derung  von  Kindern  aus  sozial  benachteiligten  schichten  und  aus  Zuwandererfamilien hierzulande schlechter.“ (s. 32) Die PIsA-er- gebnisse haben diesen Zusammenhang zwischen Bildungschancen  und  sozialem  status  offensichtlich  werden  lassen.  nur  sechs  von  100 Arbeiterkindern beginnen ein Hochschulstudium, während 49 
  • 12. 376  corners von 100 Gymnasiasten aus einkommensstarken Familien eine Uni- versität  besuchen.  Die  Zusammensetzung  der  studierendenschaft  an  den  Universitäten  ist  demzufolge  stark  homogen.  Während  vier  Fünftel  der  studierenden  aus  einkommensstarken  schichten  stammen,  kommen  12  Prozent  der  studierenden  aus  einkom- mensschwachen  und  –  dies  darf  in  Deutschland  nahezu  gleich  gesetzt werden – bildungsfernen Familien. Die Förderung von so- zialschwachen Abiturienten  böte  der  Politik  die  Möglichkeit,  den  Zusammenhang zwischen elternhaus und intellektuellen entwick- lungschancen in Deutschland schwächer werden zu lassen. eine  stärkere  einbindung  von  studenten  aus  bildungsfernen  schichten in den universitären Lern- und Lehrprozess führte aber  auch  zu  einer  heterogeneren  studierendenschaft,  der  die  deut- sche  Hochschullandschaft  dringend  bedarf.  Zwischen  1982  und  2003  hat  sich  die  Kluft  in  der  sozialen  Zusammensetzung  der  studierenden  stark  vergrößert:  Während  der  Anteil  der  studie- renden  aus  der  höchsten  sozialen  schicht  von  17  auf  37  Prozent  angestiegen  ist,  hat  sich  der  Anteil  aus  der  untersten  sozialen  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only schicht  von  23  auf  12  Prozent  verringert.  Während  Heteroge- nität  als  Bildungsprinzip  in  Ländern  wie  Kanada  und  Finnland  erfolgreich umgesetzt wird, setzt in Deutschland erst langsam die  erkenntnis  ein,  dass  heterogene  Lerngruppen  viele  Vorteile  bie- ten. Während in primären und sekundären Bildungseinrichtungen  langsam  ein  Umdenken  einsetzt,  setzt  sich  die  Fortführung  der  Lehre  vor  weitestgehend  homogenen  studentengruppen  an  den  Hochschulen fort.  Allmendinger und nikolai sagen: „Das deutsche Bildungswesen  steht vor der Herausforderung, das Qualifikationsniveau anzuheben und mehr Hochqualifizierte ausbilden zu müssen. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels muss die Zahl der Hochschulabsol- venten langfristig erhöht werden. Dabei darf das Bildungspotential  von  Kindern  aus  bildungsfernen  schichten  aber  nicht  verschenkt  werden.“  (s.  38)  neben  einer  bildungspolitischen  strategie,  die  die Interessen und Kompetenzen von Bund und Ländern vereinigt,  muss bei dem Vorhaben, Abiturienten aus einkommensschwachen  Familien in die universitäre Ausbildung einzuschließen, auch über  eine stärkere einbindung von Wirtschaft und Industrie nachgedacht  werden. Maßnahmen an der Oberfläche werden nicht geeignet sein, die betreffenden Abiturienten vom Lohn des Investitionsrisi- kos,  das  ein  studium  an  der  Universität  bedeutet,  zu  überzeugen.  Im Gegenteil: Bildungspolitik ist dann erfolgreich, wenn sie – quer  durch alle sozialen schichten – die erkenntnis streuen kann, dass  Bildung kein Konsumgut, sondern eine Investition in die individu- elle und gesellschaftliche Zukunft ist.
  • 13. corners  377 Weiterführende Literatur: Allmendinger,  J.,  ebner,  c.,  nikolai,  r.  (2009).  soziologische  Bildungsforschung.  In  r.  Tippelt  &  B.  schmidt  (Hrsg.):  Hand- buch Bildungsforschung  (s.  47–70).  Wiesbaden:  Vs  Verlag  für  sozialwissenschaften. Allmendinger, J., & nikolai, r. (2006). Bildung und Herkunft. Aus Politik und Zeitgeschichte 44–45,  32–38.  http://www.bpb.de/files/ nBsZ1X.pdf. Becker,  r.,  &  Hecken, A.  (2008):  Warum  werden Arbeiterkinder  vom  studium  an  Universitäten  abgelenkt?  eine  empirische  Über- prüfung der „Ablenkungsthese“ von Müller und Pollak (2007) und  ihrer  erweiterung  durch  Hillmert  und  Jacob  (2003).  Kölner Zeit- schrift für Soziologie und Sozialpsychologie 60, 7–23. oecD  (2008):  Bildung auf einen Blick 2008.  http://www.oecd. persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only org/document/8/0,3343,de_34968570_34968855_39283656_1_1_ 1_1,00.html. (Letzter Aufruf 23.4.2009). spiewak,  M.  (2009).  Alle  zum  einzelunterricht.  DIE ZEIT,  26.02.2009, nr. 10. http://www.zeit.de/2009/10/B-Individualunter- richt. (Letzter Aufruf 23.4.2009) Weiterführende Links: Website  der  sozialerhebung  des  Deutschen  studentenwerkes:  http://www.sozialerhebung.de/ Website  des  2.  nationalen  Bildungsberichts  2008:  http://www.  bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=6153 Website  der  Hochschul-Informations-system  GmbH:  http://www. his.de/  Website der oecD zum Thema Bildung: http://www.oecd.org/de/  bildung
  • 14. 378  corners Veranstaltungshinweis Vom  7.  bis  9.  oktober  2009  wird  in  Landau  (Pfalz)  die  Konfe- renz   „campaigning  for  europe 2009  -  Parties, campaigns,  Mass  Media and the European Parliamentary Elections 2009“ stattfin- den. Das vorläufige Tagungsprogramm, ein Anmeldeformular, eine Zusammenstellung ausgesuchter Übernachtungsmöglichkeiten und  weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.uni- koblenz-landau.de/landau/symposium_campaigning. Dr. Heike Grimm hat  Politikwissen- schaft,  Ökonomie,  Wirtschaftsgeschichte  und  Arabisch  an  der  Ludwig-Maximili- ans-Universität  (LMU)  in  München  und  an  der  London  school  of  oriental  and  African studies studiert und an der LMU  München  promoviert.  sie  hält  eine  For- schungsdozentur für Public Policy an der  Universität erfurt inne und arbeitet außer- persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only dem  in  der Abteilung  „entrepreneurship,  Growth  and  Public  Policy“  des  Max- Planck-Instituts  für  Ökonomik  in  Jena.  Kontakt: heike.grimm@uni-erfurt.de. Maria Schröder, B.A.,  studiert  seit  ok- tober 2008 an der erfurt school of Public  Policy.  Ihren  Bachelor  in  Public Admini- stration/european  studies  absolvierte  sie  an  der  Westfälischen  Wilhelms-Universi- tät  Münster  und  der  Universiteit  Twente  (niederlande). sie ist aktives Mitglied bei  Transparency  International  Deutschland  e.V.  Kontakt:  maria_caroline.schroeder@ stud.uni-erfurt.de
  • 15. corners  379 Think-Tank Diese  corner  wird  von  Martin  Thunert,  Heidelberg  center  for  American  studies  der  Universität Heidelberg, betreut. News Veränderungen bei den „Wirtschaftsweisen“ Der  sachverständigenrat  zur  Begutachtung  der  gesamtwirtschaft- lichen Lage (SVR) – so der offizielle Namen der sog. Fünf „Wirtschaftsweisen“  –  hat  am  4.  März  2009  ZPB-Autor  (Heft  1/2009)    und  Leiter  des  Mannheimer  Zentrums  für  europäische  Wirtschaftsforschung  Wolfgang  Franz  für  die  nächsten  drei  Jahre  zu  seinem  Vorsitzenden  ernannt.  Franz  folgt  auf  Bert  rürup,  der  zum  Finanzmakler  AWD  gewechselt  ist.  rürup,  dessen  Amtszeit  bis  März  2010  ging,  ließ  sich  von  christoph  schmidt,  Direktor  persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only des rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung als  Mitglied ablösen. Franz ist seit 2003 Mitglied des sVr, nachdem  er  zwischen  1994  und  1999  schon  einmal  sachverständiger  war.  Für  weitere  fünf  Jahre  in  seinem Amt  bestätigt  wurde  der  Würz- burger Ökonomieprofessor Peter Bofinger. Nobelpreisträger Joseph Stieglitz für „weltwirtschaftlichen Lenkungsausschuss“ Wirtschaftsnobelpreisträger  Joseph  stieglitz  ist  kein  elfenbein- turmakademiker,  sondern  war  bereits  vor  dem  erhalt  des  Wirt- schaftsnobelpreises  im  Jahr  2001  von  1993–1997  im  council  of  economic  Advisors  der  clinton-Administration  und  danach  bis  1999 chefökonom der Weltbank. Heute gehört stieglitz einem ex- pertengremium  der Vereinten  nationen  an,  das  Konzepte  für  eine  reform  der  internationalen  Finanz-  und  Wirtschaftsordnung  ent- wickeln  soll,  der UN-Ausschuss zur Reform der Wirtschafts- und Finanzordnung. Im  Interview  mit  dem  Berliner  „Tagesspiegel“  vom  23.3.  2009  äußert  sich  stieglitz  auch  zu  einer  neuen  globalen  Politikberatungsinstitution: „Zweitens  sollten  wir  einen  weltwirtschaftlichen  Lenkungsaus- schuss  gründen.  Unsere  Idee  wäre,  dass  man  das  evolutionär  umsetzt.  In  der  ersten  Phase  würde  man  ein  wissenschaftliches  Gremium  etablieren,  das  Konzepte  erarbeitet  und  die  Diskussion 
  • 16. 380  corners steuert, vergleichbar etwa mit dem Zwischenstaatlichen Ausschuss  für  Klimawandel.  Der  nächste  schritt  wäre  dann  die  Gründung  einer  politischen  Institution,  die  politischen  Konsens  herzustellen  versucht.“ Lesetipp Interview  (in  englisch)  von  Daniel  Florian,  Betreiber  des  Think- Tank  Directory  Deutschland  mit  dem  Kommunikationschef  des  royal Institute of International Affairs, Keith Burnet, das weltweit  unter dem namen chatham House bekannt ist.  http://www.thinktankdirectory.org/blog/2009/03/08/exklusiv-keith- burnet-uber-die-kommunikationsstrategie-des-chatham-house/ Feature persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only Die RAND Corporation – ein Think-Tank-Leader? ein  Besuch  der  rAnD  corporation  in  santa  Monica,  Kalifor- nien, einem am Pazifik gelegenen Vorort der Metropole Los An- geles,  gestaltet  sich  schwierig  und  dann  doch  einfach  zugleich.  Der Aufwand  gleicht  eher  dem  Besuch  eines  Botschaftsgebäudes  oder eines Ministeriums als dem Besuch einer stiftung oder einer  Universität. Das 2004 neu erbaute rAnD-Domizil lässt sich nicht  einfach  durch  die  eingangstür  von  der  straße  her  betreten.  Besu- cher gelangen zu rAnD über die Tiefgarage, in die man nur hin- einkommt, wenn man einen Termin mit einem rAnD-Mitarbeiter  hat. Man erhält dann eine kostenlose Parkerlaubnis und begibt sich  im Aufzug über den Innenhof des Gebäudes – dessen Größe einem  mittleren  Ministerium  gleichkommt  –  zum  empfang.  Dort  erhält  man  eine  Besucherkarte,  von  denen  es  zwei Arten  gibt.  eine  zur  Berechtigung unbegleiteter Bewegung im Haus und eine erlaubnis  zur  Bewegung  mit  Begleitung.  Ich  erhalte  letztere.  einige  Minu- ten später nimmt mich der Leiter der Presseabteilung in empfang,  führt mich durchs Haus und steht mir eine stunde für ein Gespräch  zur Verfügung.  Die  rAnD  corporation  ist  weder  der  älteste  oder  der  erste  Think-Tank  der  Welt,  sie  gilt  aber  dennoch  in  vielerlei  Hinsicht  als  die  Mutter  aller  Denkfabriken.  Für  die  1948  in  der  heutigen