1. ZPB (2009) 2:365–392
DoI 10.1007/s12392-009-0101-y
corners
Management Consulting
Diese corner wird von Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hoch-
schule Bonn-rhein-sieg, und Torsten oltmanns, Partner bei roland Berger strategy con-
sultants, betreut.
News
Trotz kriselnder Konjunktur wollen deutsche
Unternehmensberater auch 2009 weiter wachsen
Am ende des Jahres soll im Gesamtmarkt ein Umsatzplus in Höhe
von drei Prozent erzielt werden. Besonders hohen Beratungsbedarf
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
sehen die consultants zurzeit bei Projekten zur Kostenreduzierung,
zum risikomanagement sowie zur Differenzierung und Anpas-
sung von Geschäftsmodellen. Dies sind die zentralen ergebnisse
der Marktstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2008/2009“,
die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in
Bonn vorgestellt hat. BDU-Präsident Antonio schnieder mahnt je-
doch dazu, auch im Angesicht der Krise strategisch wichtige Ziele
nicht aus den Augen zu verlieren: „2009 wird für viele Unterneh-
men ein Jahr der Anpassungen werden. Dabei müssen sie vor allem
über die Phase des derzeitigen Krisenmanagements hinausdenken.
Die Anforderung besteht darin, Kosten und Liquidität im Griff zu
behalten und gleichzeitig gezielt in neue Märkte und Produkte zu
investieren.“ nach einschätzung der Unternehmensberater werden
die Auftraggeber dabei ein besonders hohes Augenmerk darauf le-
gen, dass die ergebnisse der Beratungsprojekte schnell verfügbar
und die gewünschten effekte kurz- bis mittelfristig erkennbar sind.
Für die BDU-studie wurden die Zahlen und einschätzungen
von über 700 Beratungsgesellschaften ausgewertet. Den höchsten
Zuwachs für 2009 erwarten Beratungsunternehmen mit einem Jah-
resumsatz von einer bis 2,5 Millionen euro. sie rechnen mit einem
durchschnittlichen Unternehmenswachstum von 7,1 Prozent. In der
Größenklasse von 500.000 bis 1 Million euro liegt der Wert mit
6,4 Prozent nur knapp darunter. Vorsichtiger fällt die Prognose bei
den großen consultingunternehmen mit über 45 Millionen euro
Jahresumsatz aus, die ein Plus von lediglich 1,7 Prozent erwar-
ten. Im zurückliegenden Jahr 2008 stieg der Umsatz in der Bera-
2. 366 corners
terbranche zweistellig um 10,7 Prozent auf 18,2 Milliarden euro
(2007: 16,4 Milliarden euro).
Gute Zeiten für gute Leute
Unterm strich stehen die Zeichen auf dem Beraterarbeitsmarkt
derzeit besser als in anderen Branchen. Dennoch geben sich die
Häuser beim schaffen neuer stellen zurückhaltend. nur wenige
Beratungsunternehmen haben ihre rekrutierungsziele auf Vorjah-
resniveau gehalten. Beim Branchenriesen McKinsey hat man sich
nach 280 neuen Beratern 2008 in diesem Jahr 200 neue consul-
tants vorgenommen, Konkurrent Boston consulting Group will es
nach 230 neueinstellungen im Vorjahr nun bei 170 neuen Köpfen
bewenden lassen. Bei roland Berger peilt man für 2009 nach wie
vor rund 150 neue Berater an, der sanierungsexperte sucht vor
allem restrukturierungsfachleute. Derweil tummeln sich auf dem
Bewerbermarkt jede Menge neue Gesichter. „Das Angebot ist äu-
ßerst kompetitiv geworden“, stellt etwa Per Breuer, Personalchef
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
von roland Berger strategy consultants, fest. „Wir sehen zum
Beispiel viele hervorragende Kandidaten aus Private equity oder
Investmentbanking, die chancen in der Unternehmensberatung su-
chen.“ Die Hürden für den einstieg sind daher offenbar bei allen
Beratern gestiegen. (Quellen: HB vom 03.03.2009 und Titel der
FAZ vom 25.03.2009)
Studien: Krise ist das beherrschende Thema
strategie, Finanzindustrie und Marktanalysen – diese drei Themen
stehen bei den Publikationen der weltweit größten Unternehmens-
beratungen an der spitze der studienthemen. sie machen rund 50
Prozent aller veröffentlichten studien aus. Alle großen Beratungen
haben dabei seit september 2008 regelmäßig Untersuchungen,
Prognosen und empfehlungen zur Finanzkrise herausgegeben. ei-
nen besonderen Weg sind dabei Die Boston consulting Group und
roland Berger strategy consultants gegangen: erstere hat durch
Zufall einen Viralmarketing-erfolg gelandet, weil das Papier zu
den Konsequenzen der Krise für das Management, das eigentlich
für einen Kunden bestimmt war, über das Internet in wenigen Ta-
gen eine enorme Verbreitung fand. Letztere haben anstelle einer
Prognose drei szenarien veröffentlicht, Meilensteine für das ein-
treten jedes Szenarios identifiziert und ihre Empfehlungen darauf
zugeschnitten. Insgesamt hat die Publikationsfreude der zwanzig
größten Beratungen im ersten Quartal 2009 weiter zugenommen
– und erstmals machen auch die vier großen Wirtschaftsprüfungs-
gesellschaften mit einer großen Zahl von Veröffentlichungen
3. corners 367
zu allgemeinwirtschaftlichen Themen und der Krise auf sich
aufmerksam.
Simon gibt Führung seiner Beraterfirma ab
Hermann simon verließ am 1. Mai den Führungsposten des Bera-
tungsunternehmens simon-Kucher & Partners. sein Unternehmen,
das er 1985 mit zwei Partnern gründete, ist heute einer der Welt-
marktführer für Preisberatung mit Aktivitäten in europa, Amerika
und Asien. simons bekanntestes Projekt in Deutschland ist die
einführung der Bahncard für die Deutsche Bahn. simon-Kucher
erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 98,5 Mio. euro. In den
vergangenen vier Jahren konnten die Bonner Preisberater ihr Ge-
schäft verdoppeln. Die nachfolge des 62-jährigen simon haben
Klaus Hilleke und Georg Tacke als Ko-Vorsitzende angetreten.
Das Unternehmen befindet sich zu mehr als 80 Prozent im Besitz
der 44 Partner, diese wollen im Frühjahr einen neuen ceo aus
ihren reihen bestimmen. simon wird als chairman ohne operative
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
Verantwortung im Unternehmen bleiben.
Horváth & Partners und Wissenschaftler der European
Business School gründen Innovationsberatung
Die Innovationskraft in Unternehmen zu stärken – dies haben sich
die Innovation navigators zur Aufgabe gemacht. Die neue Toch-
tergesellschaft der Managementberatung Horváth & Partners ver-
knüpft das eigene Know-how im Bereich Innovationsmanagement
mit der wissenschaftlichen Kompetenz der european Business
school (eBs) zu diesem Thema. Die spezialisten sehen aktuell
in vielen Unternehmen einen erhöhten Bedarf nach steigerung der
Innovationskraft. Gerade in der derzeit schwierigen Lage gelte es,
neue Wege zu finden und zu beschreiten.
Autoindustrie: Branchenkonsolidierung unausweichlich
Der Gesamtgewinn (Profit Pool) der weltweiten Automobilindus-
trie ist im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise im vergangenen
Jahr von 52 Mrd. (2007) auf 17 Mrd. Us-Dollar eingebrochen,
das laufende Geschäftsjahr 2009 wird mit einem geschätzten Ge-
samtverlust von 1 Mrd. Us-Dollar schließen. Bis 2015 jedoch ist
eine rückkehr auf das Gewinn-niveau von 2007 möglich. Zu die-
sem ergebnis kommt eine neue studie der Unternehmensberatung
McKinsey & Company, die den Profit Pool für die Gesamtheit
der namhaften Hersteller weltweit analysiert hat. Dazu müssen die
Hersteller der aktuellen Analyse der Berater zufolge 28 Mrd. Us-
4. 368 corners
Dollar an Fixkosten einsparen. nur so lassen sich die enormen
Zusatzkosten kompensieren, die bis 2015 zusätzlichen Druck auf
die Margen der Automobilhersteller ausüben.
Zwar fließen aus den Wachstumsmärkten Brasilien, Russland,
Indien und china (den sogenannten BrIc-Märkten) bis 2015 rund
drei bis fünf Mrd. US-Dollar in den Profit Pool und auch das
Wachstum bei den Premiumherstellern führt mit weiteren vier Mrd.
Us-Dollar zu einem positiven effekt. Doch allein die Investitionen
im Zusammenhang mit der regulierung der co2-emissionen ver-
ursachen bis 2015 Kosten zwischen 16 und 30 Mrd. Us-Dollar
– und es besteht nur wenig Aussicht, diese Kosten an den Kunden
weitergeben zu können. Weitere zwei bis vier Mrd. Us-Dollar ver-
liert die Branche zudem durch anhaltenden Preisverfall, insbeson-
dere in den vom Wettbewerb umkämpften schwellenmärkten.
Auto-Zulieferer vor dramatischer Krise
Wenn Daimler hüstelt, bekommt die gesamte Autowelt eine Grip-
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
pe. Die Wahrheit dieser stuttgarter Weisheit zeigt sich in einer stu-
die zu den Aussichten der Automobilzulieferer der Investmentbank
rothschild Bank und roland Berger strategy consultants. Die
Verkaufsvolumen der Zulieferindustrie sind schon zu Beginn des
Jahres um 25 Prozent gefallen, weltweit mussten 300 Unterneh-
men Insolvenz anmelden. Auf der Basis der Finanzdaten von 400
Unternehmen und 100 Interviews mit Branchenexperten zeichnen
die Autoren ein Bild, das sich weiter verdüstert: Die erholung der
Industrie wird frühestens 2012 erfolgen und bis dahin werden viele
weitere Anbieter ihre Arbeit einstellen – gute Aussichten prognos-
tiziert die studie nur den Unternehmen, die sich durch entschlos-
senes restrukturieren jetzt die Freiräume und die Liquidität schaf-
fen, um Wettbewerber vom Markt zu drängen.
Top-Management unterschätzt Rezession
Weltweit herrscht in vielen Unternehmen ein dramatischer Mangel
an Führungsstärke und geeigneten strategien, um den besonderen
Anforderungen einer Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes ad-
äquat zu begegnen. so konzentrieren sich 65 Prozent der zurzeit
finanziell angeschlagenen Unternehmen trotz akuter Refinanzie-
rungsprobleme am Kapitalmarkt nur unzureichend auf den Aufbau
und erhalt ihrer Liquidität. selbst ein Viertel der solide aufgestell-
ten Unternehmen lässt Wachstumspotenziale ungenutzt und geht
Investitionen, expansionen und Akquisitionen nicht konsequent
genug an. Insgesamt verfügt ein Drittel der Unternehmen – so ihre
selbsteinschätzung – über kein ausreichend tragfähiges Konzept,
5. corners 369
um in der Krise erfolgreich zu bestehen. 40 Prozent der Manager
unterhalb der ceo-ebene trauen der obersten Führungsebene kein
überzeugendes Krisenmanagement zu. 46 Prozent stellen in Frage,
dass entsprechende Maßnahmen mit unternehmensinternen res-
sourcen umzusetzen wären. Das sind die alarmierenden ergebnisse
einer aktuellen studie der strategieberatung Booz & company. Für
die studie wurden weltweit rund 830 Manager der obersten Füh-
rungsebene, davon 133 aus dem deutschsprachigen raum, befragt.
Forschung
McKinsey, oder ...?
Wenn Führungskräfte mit dem Gedanken spielen, einen Unter-
nehmensberater einzuschalten, kommt die größte Management-
beratung der Welt fast wie von selbst in die engere Wahl. Keine
Frage, McKinsey zählt zu den „champions“ des Beratungsmarktes
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
– zu der kleinen Schar von Consultingfirmen, die jeder sofort im
sinn hat, wenn es darum geht, strategien zu entwickeln, Kos-
ten zu senken oder Prozesse zu optimieren. Auch roland Berger
strategy consultants zählt dazu, ebenso die Boston consulting
Group (BcG). Doch gibt es auch Alternativen? Kleine, weniger
bekannte Berater, die sich in ihren spezialgebieten mit innovativen
Ideen und ergebnisorientierten Lösungen als ebenbürtige ratgeber
empfehlen?
Bereits zum dritten Mal hat die Wissenschaftliche Gesellschaft
für Management und Beratung (WGMB) in Bonn die „Hidden
champions“ des Beratungsmarktes analysiert. Auch in diesem Jahr
wurden zahlreiche Topmanager befragt – Vorstände, Geschäftsfüh-
rer und Manager der obersten Führungsebene. 249 Teilnehmer ha-
ben detailliert Auskunft über ihre erfahrungen mit Management-
beratern gegeben, darunter 112 Vorstände und Geschäftsführer, 89
Budgetverantwortliche und 23 Projektleiter. nähere Informationen
zur studie sind per e-Mail unter studien@wgmb.org erhältlich.
Publikationen
Neues Lehrbuch „Strategische Unternehmensberatung“
In wirtschaftlich turbulenten Zeiten werden hohe Anforderungen an
die Beratungsbranche gestellt. Die strategische Unternehmensbera-
tung nimmt dabei eine herausragende stellung ein. Das von dem
Bonner Professor für Unternehmensberatung Dietmar Fink verfass-
6. 370 corners
te Lehrbuch stellt die in Wissenschaft und Praxis gängigen psycho-
logischen, analytischen und holistischen Problemlösungsverfahren
umfassend dar. Zudem wird die rolle von Unternehmensberatern
im rahmen der Kreation und Verbreitung von Managementmo-
den anschaulich beleuchtet. Darauf aufbauend werden die in der
Beratungsbranche eingesetzten Konzepte, Methoden und Ansätze
zur entwicklung wertorientierter strategien auf Unternehmens-
ebene sowie von Wettbewerbsstrategien auf Geschäftsbereichse-
bene detailliert beschrieben. Das Buch richtet sich an studierende,
Dozenten und Wissenschaftler, die sich mit dem Gegenstand der
Unternehmensberatung befassen. Für Praktiker auf Berater- und
Klientenseite ist das Buch ein unverzichtbares nachschlagewerk.
Handbuch der Personalberatung: Erfolgsfaktoren aus
Berater- und Kundensicht
Haben sie schon einmal einen dieser geheimnisvollen Anrufe
bekommen, bei denen ein Personalberater mit Ihnen vertraulich
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
über den nächsten verlockenden Karriereschritt sprechen möchte?
– „Aber sicher“, werden sie sagen, denn schließlich sind sie in
Ihrem Job ja erfolgreich. Haben sie aber auch schon einmal darü-
ber nachgedacht, warum der Personalberater ausgerechnet auf sie
gekommen ist? Und welche erfahrungen haben sie in den dann
folgenden Gesprächen gemacht? Die szene der Personalberatung
in Deutschland ist sehr heterogen. erstaunlich genug ist es aber,
dass es kaum Literatur darüber gibt, nach welchen regeln Personal-
beratung – in den spielarten: executive search, Headhunting und
recruiting – funktioniert. Wie sind auf dem deutschen Markt die
Prozesse organisiert und welche Methoden werden in der profes-
sionellen Personalberatung angewandt? Das Handbuch Personal-
beratung gibt hierauf erstmals Antworten. stephan Füchtner und
Thomas Wegerich, erfahrene Profis im Executive Search, gewähren
Ihnen einen Blick hinter die Kulissen einer Branche, in der profunde
Marktkenntnisse, networking und Diskretion wichtige erfolgsfak-
toren sind. Die tatsächlichen Anforderungen der nachfragerseite
– der Unternehmen also, die auf der suche nach neuen Talenten
oder gestandenen Managern sind – zeigt Ihnen eine umfassende
Marktrecherche, die die wichtigsten Wirtschaftszweige beleuchtet.
Gerade in der Krise: Chefsache Kommunikation
Das Postulat ist mindestens so alt, wie die freie Presse: Kommu-
nikation ist chefsache. Doch die meisten Führungskräfte sehen
Öffentlichkeitsarbeit und interne Kommunikation nicht als strate-
gische Aufgabe und delegieren sie an die spezialisten. richtig so,
7. corners 371
sagen ralf-Dieter Brunowsky und Torsten oltmanns in ihrem Buch
„Der Journalist, Dein Feind und Helfer?“. Zumindest in normalen
Zeiten. Im Verlauf der Wirtschaftskrise aber gewinnt die Politik
größeren Einfluss auf das Management und die öffentliche Mei-
nung kann über das Überleben ganzer Unternehmen bestimmen,
wie die unterschiedlichen Verläufe bei opel und schaeffer zeigen.
Deshalb müssen Manager Kommunikation als chefsache für sich
reklamieren. Damit sie das können, klären die beiden Autoren Ma-
nager und Journalisten auf nur 100 seiten über die „Geschäftsmo-
delle“ der jeweils anderen seite auf und erklären Führungskräften,
welche Aufgaben sie selbst übernehmen und welche sie delegieren
müssen. Brunowski, ehemals chefredakteur von capital, und olt-
manns, Journalist und Berater, spicken ihr Buch mit Beispielen
aus der Praxis und spannen den Bogen von der Abneigung vieler
Manager gegenüber Medienvertretern bis hin zu Tipps, wie man
bei der Krisenkommunikation erfolgreich mauert.
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
Auszeichnung
Roland Berger Preis
Der mit einer Million euro dotierte roland Berger Preis für Men-
schenwürde wurde 2008 erstmals vergeben. Gefördert werden Per-
sonen und Institutionen, die sich für „ein friedliches Miteinander
in der Welt“ einsetzen. Zur Premiere fiel die Wahl auf die kam-
bodschanische Menschenrechtsaktivistin somaly Mam. 2009 wird
die Auszeichnung geteilt: 900 000 euro gingen an reporter ohne
Grenzen (roG), erklärte roland Berger am Mittwoch, 100 000
euro an die Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin
shirin ebadi aus dem Iran. (Quelle: sDZ 26.03.2009)
Prof. Dr. Dietmar Fink arbeitete zehn
Jahre für eine führende amerikanische Be-
ratungsgesellschaft und ist seit 1998 Pro-
fessor für Unternehmensberatung an der
Hochschule Bonn-rhein-sieg. Zugleich ist
er Geschäftsführer der Wissenschaftlichen
Gesellschaft für Management und Bera-
tung. Kontakt: dietmar.fink@wgmb.org.
8. 372 corners
Torsten Oltmanns ist Partner bei roland
Berger strategy consultants und Lehrbe-
auftragter für Marketing und Kommunika-
tion an der Universität Innsbruck. Kontakt:
Torsten_oltmanns@de.rolandberger.com.
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
9. corners 373
Governance/Administration
Diese corner wird von Heike Grimm und Maria schröder, erfurt school of Public
Policy, betreut.
Feature: Ungenutzte Potentiale der Wissensgesellschaft
Bildung in 2000: Modernisierung von Bildung und
Informationsgesellschaft „für alle“
In den schlussfolgerungen des Vorsitzes des europäischen rats
von Lissabon (23.–24. März 2000) wurden die Herausforderungen
für die europäische Union, die stärken und schwächen der euro-
päischen Union sowie die strategischen Ziele für eine zukünftige
Politik definiert. Zu ihren wesentlichen Stärken zählte die Europä-
ische Union damals eine stabile Geldpolitik, ein hohes reservoir
an Humankapital, qualifizierte Arbeitskräfte sowie ein solides So-
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
zialschutzsystem. Zu ihren schwächen gehörten hohe Arbeitslosen-
zahlen, eine geringe Beteiligung von Frauen und älteren Menschen
am Arbeitsmarkt, ein unterentwickelter Dienstleistungssektor und
ein in besorgniserregender Form zunehmender Mangel an Fach-
kräften im Informationstechnologiesektor. Aus diesem Grund be-
schloss der europäische rat von Lissabon, folgende Prioritäten zu
setzen: schaffung einer Wissensinfrastruktur und Förderung inno-
vativer Aktivitäten sowie schaffung eines an die Anforderungen
der Wissensgesellschaft angepassten Bildungssystems. Basierend
auf den strategischen Zielen wurde eine Gesamtstrategie für die
Umsetzung folgender Ziele entwickelt:
(a) Gründung einer Informationsgesellschaft „für alle“ (beinhaltet
zahlreiche Maßnahmen, die direkt auf die Förderung von inno-
vativen Aktivitäten und unternehmerischer Initiative ausgerich-
tet sind).
(b) Modernisierung des europäischen sozialmodells (die Anpas-
sung des europäischen sozialmodells an einen wissensba-
sierten Wirtschaftsraum wurde Priorität eingeräumt; deshalb
wurden Instrumente eingeführt, deren schwerpunkte auf der
reform und Modernisierung der Bildung und Ausbildung, der
steigerung der Beschäftigungsmöglichkeiten durch aktive Ar-
beitsmarktpolitik und auf der Verbesserung der Möglichkeiten
zur sozialen einbindung liegen).
10. 374 corners
Weiterführende Literatur:
Lisbon european council 23 and 24 March 2000: Presidency Con-
clusions. http://www.europarl.eu.int/summits/lis1_en.htm
commission of the european communities: Lisbon Action Plan
Incorporating EU Lisbon Programme and Recommendations for
Actions to Member States for Inclusion in their National Lisbon
Programmes. Brüssel 2005.
Bildung in 2009: Zur Bedeutung der Einbindung von
Studenten aus bildungsfernen Schichten an Universitäten
In Deutschland erwerben 46 von 100 Kindern aus nicht-Akade-
miker-Familien die allgemeine Hochschulreife. Der 18. sozialer-
hebung des Deutschen studentenwerkes von 2007 zufolge nehmen
im Anschluss daran jedoch nur 23 von ihnen ein studium auf. Was
lenkt Abiturienten aus nicht-Akademiker-Familien davon ab, ein
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
studium an einer deutschen Hochschule aufzunehmen? Welche
Gründe sprechen dafür, dieses ungenutzte Potential unserer Wis-
sensgesellschaft besser auszuschöpfen?
nach Jutta Allmendinger, christian ebner und rita nikolai ist
problematisch, dass Bildungspolitik in Deutschland nicht als prä-
ventive Beschäftigungs- und sozialpolitik verstanden wird. Die
Bedeutung von Bildung und Wissen ist spätestens vor acht Jahren
von der europäischen Union erkannt worden, die sich im rahmen
der Lissabon-strategie das Ziel gesetzt hat, bis 2010 zum „wettbe-
werbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschafts-
raum in der Welt“ zu werden – „einem Wirtschaftsraum, der fähig
ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren
Arbeitsplätzen und einem größeren Zusammenhalt zu erzielen.“ Im
Bezug auf die universitäre Ausbildung hat die deutsche regierung
schon vor Jahren mit einer mit 1,9 Milliarden euro geförderten
exzellenzinitiative auf diese strukturelle Vorgabe reagiert und da-
mit unter anderem zu erkennen gegeben, welche hohe Bedeutung
Bildung und Wissen für nationalen Wohlstand haben. Trotzdem
stellt sich in Deutschland kein Verständnis für den Zusammenhang
von Bildungs- und sozialpolitik ein. Die oben genannten Autoren
sehen dies unter anderem in der Politik von reichskanzler otto
Fürst von Bismarck begründet, der strikt gegen die (Aus-)Bildung
der breiten Masse des Volkes war: „Unsere höheren schulen wer-
den von zu vielen jungen Leuten besucht, welche weder durch
Begabung noch durch die Vergangenheit ihrer eltern auf einen ge-
lehrten Beruf hingewiesen werden. Die Folge ist die Überfüllung
11. corners 375
aller gelehrten Fächer und die Züchtung eines staatsgefährlichen
Proletariats Gebildeter.“ (s. 48)
Diese a priori Zuweisung zu einer bestimmten sozialen schicht
ist möglicherweise auch heute noch eine maßgebliche erklärung
dafür, warum sich 50 Prozent der Abiturienten aus einkommens-
schwachen Familien gegen eine universitäre Ausbildung entschei-
den. Theoretische entscheidungsmodelle aus der soziologie gehen
diesbezüglich davon aus, dass ein instrumenteller Zweck von Bil-
dungserwerb der erhalt des sozialen status ist. nach Becker und
Hecken „entscheiden sich Individuen (und Familien) für diejeni-
ge Ausbildung, die ihnen am vorteilhaftesten erscheint, um den
statuserhalt sicher und kostengünstig zu realisieren.“ (s. 6) Für
den statuserhalt von Kindern aus nicht-Akademiker-Familien ist
ein Universitätsstudium daher nicht so erstrebenswert oder gar
notwendig wie für Kinder mit einkommensstarkem und bildungs-
nahem Hintergrund.
Die einbindung von studenten aus nicht-Akademiker-Fami-
lien in den universitären Ausbildungsbetrieb ist jedoch aus vie-
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
len Gründen wichtig. Zum einen sind die studierendenzahlen in
Deutschland seit Jahren zu gering. Während der Anteil der stu-
dienanfänger je Jahrgang in den meisten oecD-Ländern in den
vergangen Jahren schnell und auf hohem niveau gewachsen ist,
hinkt Deutschland dieser entwicklung hinterher. Dies ging bei-
spielsweise aus der 2008 veröffentlichten oecD-studie „Bildung
auf einen Blick“ hervor: nach Jahren des rückgangs ist die Quote
im Jahr 2007 zwar wieder auf 37 Prozent angestiegen, liegt damit
jedoch weiter unter der gesetzten Zielmarke der Bundesregierung.
Der Wissenschaftsrat gibt eine studienanfängerquote von 40 Pro-
zent vor. Bedingt durch den demographischen Wandel wird diese
Tendenz womöglich verstärkt und nicht nur die Universitäten vor
Probleme stellen.
Zum Anderen klagt die Industrie über massiven Fachkräfteman-
gel. Der Arbeitsmarktbedarf nach Fachkräften wird durch den so-
zialen Bedarf nach Bildung ergänzt: Die Forderung, mehr Abituri-
enten mit nicht-akademischem Familienhintergrund zur Aufnahme
eines studiums zu bewegen, ist auch vor dem Hintergrund des
sozialen Gefälles in Deutschland zu betrachten. Allmendinger und
nikolai stellen fest: „Im Kreuzfeuer der Kritik steht [...] der enge
Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und erzielten Bil-
dungsleistungen. Verglichen mit anderen Ländern gelingt die För-
derung von Kindern aus sozial benachteiligten schichten und aus
Zuwandererfamilien hierzulande schlechter.“ (s. 32) Die PIsA-er-
gebnisse haben diesen Zusammenhang zwischen Bildungschancen
und sozialem status offensichtlich werden lassen. nur sechs von
100 Arbeiterkindern beginnen ein Hochschulstudium, während 49
12. 376 corners
von 100 Gymnasiasten aus einkommensstarken Familien eine Uni-
versität besuchen. Die Zusammensetzung der studierendenschaft
an den Universitäten ist demzufolge stark homogen. Während
vier Fünftel der studierenden aus einkommensstarken schichten
stammen, kommen 12 Prozent der studierenden aus einkom-
mensschwachen und – dies darf in Deutschland nahezu gleich
gesetzt werden – bildungsfernen Familien. Die Förderung von so-
zialschwachen Abiturienten böte der Politik die Möglichkeit, den
Zusammenhang zwischen elternhaus und intellektuellen entwick-
lungschancen in Deutschland schwächer werden zu lassen.
eine stärkere einbindung von studenten aus bildungsfernen
schichten in den universitären Lern- und Lehrprozess führte aber
auch zu einer heterogeneren studierendenschaft, der die deut-
sche Hochschullandschaft dringend bedarf. Zwischen 1982 und
2003 hat sich die Kluft in der sozialen Zusammensetzung der
studierenden stark vergrößert: Während der Anteil der studie-
renden aus der höchsten sozialen schicht von 17 auf 37 Prozent
angestiegen ist, hat sich der Anteil aus der untersten sozialen
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
schicht von 23 auf 12 Prozent verringert. Während Heteroge-
nität als Bildungsprinzip in Ländern wie Kanada und Finnland
erfolgreich umgesetzt wird, setzt in Deutschland erst langsam die
erkenntnis ein, dass heterogene Lerngruppen viele Vorteile bie-
ten. Während in primären und sekundären Bildungseinrichtungen
langsam ein Umdenken einsetzt, setzt sich die Fortführung der
Lehre vor weitestgehend homogenen studentengruppen an den
Hochschulen fort.
Allmendinger und nikolai sagen: „Das deutsche Bildungswesen
steht vor der Herausforderung, das Qualifikationsniveau anzuheben
und mehr Hochqualifizierte ausbilden zu müssen. Angesichts des
drohenden Fachkräftemangels muss die Zahl der Hochschulabsol-
venten langfristig erhöht werden. Dabei darf das Bildungspotential
von Kindern aus bildungsfernen schichten aber nicht verschenkt
werden.“ (s. 38) neben einer bildungspolitischen strategie, die
die Interessen und Kompetenzen von Bund und Ländern vereinigt,
muss bei dem Vorhaben, Abiturienten aus einkommensschwachen
Familien in die universitäre Ausbildung einzuschließen, auch über
eine stärkere einbindung von Wirtschaft und Industrie nachgedacht
werden. Maßnahmen an der Oberfläche werden nicht geeignet
sein, die betreffenden Abiturienten vom Lohn des Investitionsrisi-
kos, das ein studium an der Universität bedeutet, zu überzeugen.
Im Gegenteil: Bildungspolitik ist dann erfolgreich, wenn sie – quer
durch alle sozialen schichten – die erkenntnis streuen kann, dass
Bildung kein Konsumgut, sondern eine Investition in die individu-
elle und gesellschaftliche Zukunft ist.
13. corners 377
Weiterführende Literatur:
Allmendinger, J., ebner, c., nikolai, r. (2009). soziologische
Bildungsforschung. In r. Tippelt & B. schmidt (Hrsg.): Hand-
buch Bildungsforschung (s. 47–70). Wiesbaden: Vs Verlag für
sozialwissenschaften.
Allmendinger, J., & nikolai, r. (2006). Bildung und Herkunft. Aus
Politik und Zeitgeschichte 44–45, 32–38. http://www.bpb.de/files/
nBsZ1X.pdf.
Becker, r., & Hecken, A. (2008): Warum werden Arbeiterkinder
vom studium an Universitäten abgelenkt? eine empirische Über-
prüfung der „Ablenkungsthese“ von Müller und Pollak (2007) und
ihrer erweiterung durch Hillmert und Jacob (2003). Kölner Zeit-
schrift für Soziologie und Sozialpsychologie 60, 7–23.
oecD (2008): Bildung auf einen Blick 2008. http://www.oecd.
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
org/document/8/0,3343,de_34968570_34968855_39283656_1_1_
1_1,00.html. (Letzter Aufruf 23.4.2009).
spiewak, M. (2009). Alle zum einzelunterricht. DIE ZEIT,
26.02.2009, nr. 10. http://www.zeit.de/2009/10/B-Individualunter-
richt. (Letzter Aufruf 23.4.2009)
Weiterführende Links:
Website der sozialerhebung des Deutschen studentenwerkes:
http://www.sozialerhebung.de/
Website des 2. nationalen Bildungsberichts 2008: http://www.
bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=6153
Website der Hochschul-Informations-system GmbH: http://www.
his.de/
Website der oecD zum Thema Bildung: http://www.oecd.org/de/
bildung
14. 378 corners
Veranstaltungshinweis
Vom 7. bis 9. oktober 2009 wird in Landau (Pfalz) die Konfe-
renz „campaigning for europe 2009 - Parties, campaigns, Mass
Media and the European Parliamentary Elections 2009“ stattfin-
den. Das vorläufige Tagungsprogramm, ein Anmeldeformular, eine
Zusammenstellung ausgesuchter Übernachtungsmöglichkeiten und
weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.uni-
koblenz-landau.de/landau/symposium_campaigning.
Dr. Heike Grimm hat Politikwissen-
schaft, Ökonomie, Wirtschaftsgeschichte
und Arabisch an der Ludwig-Maximili-
ans-Universität (LMU) in München und
an der London school of oriental and
African studies studiert und an der LMU
München promoviert. sie hält eine For-
schungsdozentur für Public Policy an der
Universität erfurt inne und arbeitet außer-
persönliches elektronisches Belegexemplar - author´s copy - for personal usage only
dem in der Abteilung „entrepreneurship,
Growth and Public Policy“ des Max-
Planck-Instituts für Ökonomik in Jena.
Kontakt: heike.grimm@uni-erfurt.de.
Maria Schröder, B.A., studiert seit ok-
tober 2008 an der erfurt school of Public
Policy. Ihren Bachelor in Public Admini-
stration/european studies absolvierte sie
an der Westfälischen Wilhelms-Universi-
tät Münster und der Universiteit Twente
(niederlande). sie ist aktives Mitglied bei
Transparency International Deutschland
e.V. Kontakt: maria_caroline.schroeder@
stud.uni-erfurt.de
15. corners 379
Think-Tank
Diese corner wird von Martin Thunert, Heidelberg center for American studies der
Universität Heidelberg, betreut.
News
Veränderungen bei den „Wirtschaftsweisen“
Der sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaft-
lichen Lage (SVR) – so der offizielle Namen der sog. Fünf
„Wirtschaftsweisen“ – hat am 4. März 2009 ZPB-Autor (Heft
1/2009) und Leiter des Mannheimer Zentrums für europäische
Wirtschaftsforschung Wolfgang Franz für die nächsten drei Jahre
zu seinem Vorsitzenden ernannt. Franz folgt auf Bert rürup, der
zum Finanzmakler AWD gewechselt ist. rürup, dessen Amtszeit
bis März 2010 ging, ließ sich von christoph schmidt, Direktor
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des rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung als
Mitglied ablösen. Franz ist seit 2003 Mitglied des sVr, nachdem
er zwischen 1994 und 1999 schon einmal sachverständiger war.
Für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt wurde der Würz-
burger Ökonomieprofessor Peter Bofinger.
Nobelpreisträger Joseph Stieglitz für „weltwirtschaftlichen
Lenkungsausschuss“
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph stieglitz ist kein elfenbein-
turmakademiker, sondern war bereits vor dem erhalt des Wirt-
schaftsnobelpreises im Jahr 2001 von 1993–1997 im council of
economic Advisors der clinton-Administration und danach bis
1999 chefökonom der Weltbank. Heute gehört stieglitz einem ex-
pertengremium der Vereinten nationen an, das Konzepte für eine
reform der internationalen Finanz- und Wirtschaftsordnung ent-
wickeln soll, der UN-Ausschuss zur Reform der Wirtschafts- und
Finanzordnung.
Im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ vom 23.3.
2009 äußert sich stieglitz auch zu einer neuen globalen
Politikberatungsinstitution:
„Zweitens sollten wir einen weltwirtschaftlichen Lenkungsaus-
schuss gründen. Unsere Idee wäre, dass man das evolutionär
umsetzt. In der ersten Phase würde man ein wissenschaftliches
Gremium etablieren, das Konzepte erarbeitet und die Diskussion
16. 380 corners
steuert, vergleichbar etwa mit dem Zwischenstaatlichen Ausschuss
für Klimawandel. Der nächste schritt wäre dann die Gründung
einer politischen Institution, die politischen Konsens herzustellen
versucht.“
Lesetipp
Interview (in englisch) von Daniel Florian, Betreiber des Think-
Tank Directory Deutschland mit dem Kommunikationschef des
royal Institute of International Affairs, Keith Burnet, das weltweit
unter dem namen chatham House bekannt ist.
http://www.thinktankdirectory.org/blog/2009/03/08/exklusiv-keith-
burnet-uber-die-kommunikationsstrategie-des-chatham-house/
Feature
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Die RAND Corporation – ein Think-Tank-Leader?
ein Besuch der rAnD corporation in santa Monica, Kalifor-
nien, einem am Pazifik gelegenen Vorort der Metropole Los An-
geles, gestaltet sich schwierig und dann doch einfach zugleich.
Der Aufwand gleicht eher dem Besuch eines Botschaftsgebäudes
oder eines Ministeriums als dem Besuch einer stiftung oder einer
Universität. Das 2004 neu erbaute rAnD-Domizil lässt sich nicht
einfach durch die eingangstür von der straße her betreten. Besu-
cher gelangen zu rAnD über die Tiefgarage, in die man nur hin-
einkommt, wenn man einen Termin mit einem rAnD-Mitarbeiter
hat. Man erhält dann eine kostenlose Parkerlaubnis und begibt sich
im Aufzug über den Innenhof des Gebäudes – dessen Größe einem
mittleren Ministerium gleichkommt – zum empfang. Dort erhält
man eine Besucherkarte, von denen es zwei Arten gibt. eine zur
Berechtigung unbegleiteter Bewegung im Haus und eine erlaubnis
zur Bewegung mit Begleitung. Ich erhalte letztere. einige Minu-
ten später nimmt mich der Leiter der Presseabteilung in empfang,
führt mich durchs Haus und steht mir eine stunde für ein Gespräch
zur Verfügung.
Die rAnD corporation ist weder der älteste oder der erste
Think-Tank der Welt, sie gilt aber dennoch in vielerlei Hinsicht
als die Mutter aller Denkfabriken. Für die 1948 in der heutigen