2. Volle Kraft für
Ihren Erfolg.
Langjährige Stabilität und nachhaltige Wertentwicklung –
das zeichnet die INVEST AG als starken Partner aus.
Die INVEST AG ist mit einem Fondsvolumen von 150 Millionen Euro führender Private Equity Fonds in Österreich. Wir
stärken mittelständische Unternehmen mit Eigenkapital und schaffen so gemeinsam mit unseren Kunden Freiräume für
Wachstum und neue Entwicklungen. Aktuell vertrauen 20 Unternehmen in Österreich und Süddeutschland auf unser
Know-how. Wir entscheiden rasch über ein Beteiligungsengagement und unterstützen im operativen, strategischen und
kaufmännischen Bereich. Zuverlässigkeit und die Wahrung Ihrer unternehmerischen Freiheiten haben für uns oberste Priorität. Genau diese Tatsache unterscheidet uns klar von anderen Private Equity Fonds.
www.investag.at
3. Vorwort
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,
zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Vorworts befanden
sich die österreichischen (Regierungs-)Parteien inmitten
der nach den Nationalratswahlen anstehenden Koalitionsverhandlungen. Dringend notwendige Weichenstellungen
für die Sicherung eines nachhaltigen Zugangs für kleine und
mittelständische Unternehmen (KMU) zu privatem Wachstumskapital müssen also gerade jetzt vorgenommen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Koalitionsverhandlungen
nun, wo Sie das VentureCapital Magazin aufgeschlagen
haben, bereits zu einem Abschluss gekommen sind.
In Österreich herrscht diesbezüglich großer Handlungsbedarf. Trotz eines gesetzlichen Vakuums, was die rechtlichen
und steuerlichen Rahmenbedingungen betrifft, haben österreichische Wachstumskapitalgeber im letzten zur Verfügung
stehenden Berichtszeitraum 2012 insgesamt 115 Mio. EUR
in KMU investiert. In Zeiten schwacher Konjunktur und dem
erschwerten Zugang für österreichische KMU zu Krediten
ist privates Beteiligungskapital von besonderer volkswirtschaftlicher Bedeutung und stellt ein vorbörsliches Investitionsinstrument dar, das eine wichtige, zum Fremdkapital
komplementäre, Finanzierungsfunktion übernimmt. Dies
gilt natürlich umso mehr im Frühphasenbereich, also für
Venture Capital-Investments, wo alternative Finanzierungsinstrumente praktisch nicht verfügbar sind.
Um auch in Zukunft sicherzustellen, dass das Angebot an
Wachstumskapital für österreichische KMU in ausreichender Menge vorhanden ist, ist es dringend erforderlich, die
Rahmenbedingungen zu verbessern und auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu heben.
Dazu ist unter anderem eine Novelle des erst heuer in Österreich beschlossenen Alternative Investment Fund ManagerGesetzes (AIFM-G) vor Ende der Übergangsfrist im Juli 2014
erforderlich. Das darin eingeführte Vertriebsverbot an
private Anleger sollte im Zuge dessen überdacht werden,
um die vorliegende Regelung zu entschärfen und den Nachschub an frischem Wachstumskapital zu sichern. Gerade im
Frühphasenbereich würde dadurch ein Ausweg aus der
herrschenden Fundraising-Misere geschaffen, der sich aus
dem stark zurückgegangenen Engagement der institutionel-
Venture Capital in Österreich
Dr. Jürgen Marchart, Geschäftsführer, Austrian Private
Equity and Venture Capital Organisation (AVCO)
len Investoren ergibt. Dem gleichen Problem würden weiters
steuerliche Anreize für Stiftungen entgegentreten. Stiftungen sind bei Investments in der Anlageklasse privates
Wachstumskapital bzw. insbesondere Venture Capital so gut
wie gar nicht vertreten. Das in Stiftungen gebundene Kapital
könnte so dem Wirtschaftskreislauf und damit den österreichischen KMU wieder zugeführt werden.
Erfreulicherweise nimmt sich die Regierung des Themas
Frühphase seit Längerem im Rahmen spezieller direkter
Initiativen an – daher wäre es nur logisch, auch die rahmensetzenden Themen anzugehen, die es ermöglichen, dass
privates Kapital fließt. Damit wäre auch gleichzeitig eine
konjunkturbelebende Maßnahme gesetzt, die keinen Cent
Steuergeld kostet.
Ob sich diese Vorhaben in der kommenden Legislaturperiode umsetzen lassen, werden wir dann im nächsten Österreich-Special des VentureCapital Magazins berichten.
Viel Spaß beim Lesen,
Jürgen Marchart
3
4. Inhalt
3
Vorwort
Dr. Jürgen Marchart
26 Entrepreneurial success-stories
Start-up
6
Überblick | Mehr Kapital und mehr Publicity
John Chapman, Pontis Capital
28 Case Study | Oberösterreicher revolutionieren mit IT
das Herdenmanagement
10
Finanzierung | aws Gründerfonds
12
Förderung | Gründerzentren in Österreich
29 Biocrates: Medizin für den Menschen
Service
30 Partner der Ausgabe im Portrait
14
Interview mit Gerhard Fiala, Pontis Capital
16
Unternehmensfinanzierung in Österreich
18
Case Study | Unternehmensabspaltung aus dem
Konzern
20 Interview mit Dr. Robert Hennigs, Finatem Fonds
VentureCapital
Magazin
14. Jg. 2013
Management
ein Special des VentureCapital Magazins
Regulierung
22 Know-how | Marktchancen für Venture CapitalManager in Zeiten des AIFM-G
Elisabeth Lucius, KPMG
Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München,
Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de,
Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de
Redaktion: Susanne Gläser (Chefredakteurin), Mathias Renz (Verlagsleitung),
Benjamin Heimlich
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
John Chapman, Kathrin Dinkel, Bernd Frank, Gereon Kudella, Erich Kühnelt,
Elisabeth Lucius, Christine Schaller
Gestaltung: Holger Aderhold, Andreas Potthoff
24 Interview mit Mag. Birgit Schmolmüller, RWB
PrivateCapital
Titelbilder: Panthermedia/Günter Slabihoud
Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg
4
Venture Capital in Österreich
5.
6. Start-up | Überblick
Neuer Schwung in
Österreichs Frühphasenszene
Nach und nach kommt Schwung in die österreichische Start-up-Szene. So sind neue Netzwerke, Interessenvertretungen für Business
Angels und für Start-ups, unterschiedliche Frühphasenfonds und Beteiligungsgesellschaften sowie Zertifizierungsmöglichkeiten entstanden.
Veranstaltungen wie der European Business Angel Network-Kongress im Mai, das Pioneers Festival im Oktober und unzählige ClusterEvents haben Wien längst auf die Landkarte der innovativen Städte in Europa gesetzt.
„D
ie Voraussetzungen für ein Start-up in Österreich
sind heute nicht schlecht. Die Förderlandschaft ist
breit aufgestellt, der Wohlstand relativ hoch und
das Verständnis für Innovation, Unternehmertum und Wagniskapital hat sich
dank der Summe an positiven Entwicklungen stark verbessert.“ Mit dieser Einschätzung steht Berthold Baurek-Karlic,
Geschäftsführer und Partner der
Venionaire Capital mit Sitz in Wien, nicht
alleine da. So hat die Austria Wirtschaftsservice (aws) im Auftrag des Wirtschafts- und des Finanzministeriums Berthold Baurek-Karlic,
Venionaire Capital
einen Gründerfonds aufgelegt, der sich
regen Zuspruchs erfreut. Laut Wirtschaftsminister und aws-Eigentümervertreter Reinhold Mitterlehner haben sich seit dem Start zu
Jahresbeginn schon 70 Gründer für eine Finanzierung beworben. Der Fonds hat ein Volumen von 65 Mio. EUR, die Erste
Bank beteiligt sich zusätzlich mit 3,5 Mio. EUR.
Österreich sei schon lange ein guter Boden für Innovation,
meint Baurek-Karlic und argumentiert: „Wir haben eine tolle
Geschichte, mit hervorragenden Universitäten und sehr
hellen Köpfen, diese sind aber nicht selten mit sogenannten
Adressen für Gründer
www.gruenderfonds.at
www.austrianstartups.com
www.businessangelinstitut.org
www.1000x1000.at
www.conda.at
www.greenrocket.com
www.venionaire.com
www.puls4.com/2-minuten-2-millionen
www.eban2013.com
www.pioneers.io
6
Hidden Champions erfolgreich im Untergrund verschwunden. In der Wahrnehmung nach außen war Österreich somit
kein bedeutender Hub für Start-ups, trotz seiner faktischen
Innovationsstärke.“ Frische Impulse gehen jetzt beispielsweise vom Business Angel Institute aus, der ersten derartigen Forschungs- und Bildungseinrichtung in Europa.
Heuer haben die ersten die Zertifizierung durchlaufen und
den Titel Certified Business Angel erhalten. „Insgesamt geht
der Trend sowohl international als auch speziell in Österreich klar in Richtung mehr und bessere Angels“, ist sich
Institutspräsident Dr. Herwig Rollett sicher.
Ebenso trägt das Pioneers Festival zur Belebung bei, das
über 700 Start-ups, Investoren und Szenebeobachter im
Oktober in die österreichische Hauptstadt gelockt hat. Im
November startete darüber hinaus der Fernsehsender Puls4
seine neue Show „2 Minuten 2 Millionen“, in der Jungunternehmer bis zu 2 Mio. EUR für ihre Start-up-Idee bekommen
können. In vier Sendungen erhalten Gründer eine einmalige
Möglichkeit, hochkarätigen Business Angels ihre Ideen,
Konzepte oder Prototypen zu präsentieren.
Frisches Kapital soll nach Österreich und in den deutschsprachigen Raum insgesamt aus einem großen VentureFonds fließen, an dessen Auflage Venionaire Capital „seit
einigen Monaten fieberhaft arbeitet“, wie Geschäftsführer
Baurek-Karlic bestätigt. Nach der Bildung eines erfahrenen
Teams von Fondsmanagern habe die Strukturierung des
Fonds dank einer kleinen Schweizer Bankengruppe ebenfalls gut gelöst werden können. Zwar hätten sich die rechtlichen Grundlagen durch die AIFM-Richtlinie etwas verändert, „aber wir versuchen das als Vorteil zu sehen, da große
Investoren durch diese Rahmenbedingungen auch mehr
Sicherheit und Transparenz erhalten“, erläutert Baurek-Karlic.
In Summe beabsichtigt Venionaire, bis Mitte des nächsten
Jahres 100 Mio. EUR von institutionellen Investoren einzusammeln.
Venture Capital in Österreich
7. Foto: PantherMedia/Petra Barz
An einer Vernetzung der gesamten österreichischen Startup Community arbeitet die Plattform AustrianStartups.
Unter dem Slogan „Aus der Community, von der Community,
für die Community“ hat der Verein
lokale Partner als Unterstützer in allen
neun Bundesländern gewonnen und
derzeit rund 200 Mitglieder. „Und wir
wachsen stark“, betont Projektmanager Bernhard Hauser. Die Mitgliedschaft ist gratis, der Verein finanziert
sich durch Sponsorengelder. Als die
größten Probleme für Gründer sieht
man bei AustrianStartups das kaum
vorhandene Wagniskapital, den kleinen
Markt und potenziell unternehmer- Bernhard Hauser,
AustrianStartups
unfreundliche Strukturen. „Doch vor
allem durch die internationale Medienlandschaft wird ein Bewusstsein für
Start-ups geschaffen, das sich auch
langsam in Österreich manifestiert. Das haben vor allem die
letzten zwei Jahre gezeigt, die für die lokale Szene sehr
wichtig waren“, umreißt Hauser die Situation.
Ein gerade sehr angesagter Weg für start-ups, an Kapital zu
kommen, ist Crowdinvesting. Dazu haben sich einige Internetplattformen etabliert. Das Portal 1000x1000.at hat dafür
ein spezielles Genussscheinmodell ausgearbeitet, womit es
rechtlich möglich ist, Beträge bis zu 250.000 EUR für Gründer und KMU in einem öffentlichen Beteiligungsverfahren
aufzustellen. Dabei ist das Verfahren jährlich wiederholbar.
Auf der Seite der Projektträger sei ein enormer Bedarf an
Venture Capital in Österreich
alternativen
Finanzierungen
über
Crowdfunding zu verzeichnen, weiß
der Gründer und Geschäftsführer von
1000x1000.at Prof. Reinhard Willfort.
Intermediäre Plattformen hätten daher
vorrangig das Problem, eine kritische
Masse an Crowdinvestoren aufzubauen, um dem Bedarf gerecht zu werden.
Dies gestalte sich nahezu für alle Plattformen schwierig,
Prof. Reinhard Willfort,
1000x1000.at
Beim Portal Conda ist es möglich, schon Beträge ab 100 EUR
in Start-ups und Unternehmen zu investieren. Damit erhält
der Anleger nicht nur eine Beteiligung am Gewinn und am
steigenden Wert, sondern wird selbst Teil des Unternehmens. Auch wenn noch nicht für alle Projekte das angestrebte Kapital eingesammelt ist, gibt es bei Conda eine
Vielzahl von Projekten, die auf der Warteliste stehen. Für
das bisher erfolgreichste Crowdinvesting in Österreich
sorgte die Plattform Green Rocket. Ihr Projekt SunnyBag
hat bereits vor Ablauf des Funding-Zeitraums die angestrebte Investitionssumme von 50.000 EUR deutlich überschritten. Mit 73 Kleininvestoren wurden knapp 77.000
EUR erzielt. Green Rocket versteht sich als Plattform für
nachhaltige Projekte und konzentriert sich auf die Sparten
Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit.
Dennoch ist die Bereitschaft der Österreicher, ihr Geld in
dieser Form anzulegen, noch nicht sehr ausgeprägt. Willfort
sieht drei strategische Ansätze, Crowdinvestoren zu gewinnen: Zum einen durch Events, bei denen sich Projekte und
7
8. Start-up | Überblick
Finanzierungsrunden in Österreich 2013
Name
Sitz
360kompany GmbH
Wien
OnlineFirmenauskunft
Livag GmbH
nicht
veröffentlicht
Arsanis Biosciences GmbH Wien
Biotech
Neomed Management AS, OrbiMed Advisors LLC,
Polaris Venture Partners, SV Life Sciences Advisers LLP
20 Mio. USD 2. Finanzierungsrunde
Cool Media GmbH
E-Commerce
Tubaron Ventures GmbH, Morawa Holding GmbH,
Business Angels
sechsstelliger 1. Finanzierungsrunde
Betrag
Wien
Diagnosia Internetservices Wien
GmbH
Medikamenten- Business Angels
Information
2. Finanzierungsrunde
siebenstelliger 2. Finanzierungsrunde
Betrag
Ego-Sports GmbH
Salzburg E-Bikes
Venionaire GmbH
Geppert GmbH
Hall in
Tirol
Wasserkraft
Mountain Cleantech AG via Mountain Cleantech Fund II, 15 Mio. EUR Wachstumsfinanzierung
Zürich; AustriaWirtschaftsservice Gesellschaft mbH, Wien
Imprint Analytics GmbH
Neutal
nicht
Nahrungsmittel- BRM Burgenländische Risikokapital Management AG via
analyse
Athena Burgenland und Burgenländische Risikokapital Betei- veröffentlicht
ligungen, Eisenstadt (AT); Genetic ID (Europe) AG, Augsburg;
KLP Managementberatung GmbH, Oberwaltersdorf (AT)
1. Finanzierungsrunde
Jeder GmbH. Dental
Technology
Wien
Medtech
tecnet equity NÖ Technologiebeteiligungs-Invest GmbH
nicht
veröffentlicht
1. Finanzierungsrunde
meinKauf GmbH
Wien
digitale
Prospekte
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH,
Vogel Business Media GmbH & Co.KG
siebenstelliger Wachstumsfinanzierung
Betrag
OÖ HightechFonds GmbH
nicht
veröffentlicht
Mobilitas Health Group For- Thalheim/ Gesundheitsschungs- und Vertriebs GmbH Wels
bereich
nicht
veröffentlicht
1. Finanzierungsrunde
1. Finanzierungsrunde
Prediki Prognosedienste
GmbH
Wien
Internetdienst- Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH, Wien
leistung/Software
500.000 EUR Seed-Finanzierung
rublys GmbH
Wien
App
Business Angels
sechsstelliger Seed-Finanzierung
Betrag
TourRadar GmbH
Wien
Buchungsplattform
Business Angel
nicht
veröffentlicht
VisoCon GmbH
Graz
Software
i4g Investment GmbH, Wien; tecnet equity NÖ
Technologiebeteiligungs-Invest GmbH, St. Pölten (AT);
Business Angels
siebenstelliger 1. Finanzierungsrunde
Betrag
wikifolio Financial
Technologies GmbH
Wien
Social Trading
Lang & Schwarz AG Düsseldorf; Speed Invest GmbH,
Wien
nicht
veröffentlicht
1. Finanzierungsrunde
2. Finanzierungsrunde
Quelle: Dealmonitor des VentureCapital Magazins, kein Anspruch auf Vollständigkeit
Investoren kennenlernen können. Medienunternehmen, die
vorrangig Medienleistung und kein finanzielles Engagement
einbringen, hätten Crowdfunding als neue Interaktionsform
entdeckt und wagten erste Gehversuche – in Kooperation
mit Plattformen. Business Angels würden als Vorfilter für
Projekte eingesetzt und bekämen dafür Fernsehauftritte.
Zum Zweiten werde versucht, mit Testimonials von honorigen Persönlichkeiten wie Ministern, Landesräten, Fondsmanagern etc. Vertrauen aufzubauen, da Projekte in der
Frühphase wenige Spuren aus der Vergangenheit herzeigen
könnten. „Daraus ergibt sich aktuell die interessante Situation,
dass Crowdfunding nicht am Beginn, sondern am Ende der
Finanzierungspipeline ins Spiel kommt, nachdem sich Fonds
und Business Angels beteiligt hatten“, merkt Willfort an.
Und schließlich liefert seiner Ansicht nach die Intelligenz
der Crowd einen interessanten Marktfilter. Diese Kombination
spreche vor allem Leute an, die mitgestalten und nicht nur
Geld investieren wollten. Damit könne das Risiko gesenkt
werden, denn das frühe Feedback der Crowd sorge dafür,
dass wenige Ressourcen verbrannt würden und sich erfolgreiche Partnerschaften bilden könnten.
490 Mrd. EUR, die derzeit in Österreich
auf Privatkonten lägen und wenig
produktiv seien, fordern beispielsweise
Willfort und Christoph Jeschke,
Geschäftsführer von AustrianStartups,
Änderungen im Steuersystem. Wer in
Start-ups und KMU – also die Träger
des innovativen Rückgrats der österreichischen Wirtschaft – investiert, sollte
steuerlich begünstigt werden. Das sei Christoph Jeschke,
AustrianStartups
eine einfache Maßnahme, die Attraktivität von Investments zu erhöhen und so die Investitionsund Innovationskultur in Österreich zu fördern.
Neben all diesen Möglichkeiten, Kapital zu schöpfen, gibt es
eine wichtige Forderung an die Politik. Mit Blick auf rund
Gereon Kudella
redaktion@vc-magazin.de
8
Auch wenn in der österreichischen Start-up-Szene noch Luft
nach oben ist, sind sie und die dazugehörigen Finanzierungsmöglichkeiten durch einige Events und eine Fernsehsendung attraktiver geworden. Zugleich steht Firmengründern mehr Kapital in verschiedenen Fonds zur Verfügung. Mit steuerlichen Vergünstigungen ließen sich nach
Expertenauffassung weitere Kleinanleger gewinnen.
Venture Capital in Österreich
9. Corporate Finance Partners’ Teams Around the Globe
Wish You a Merry Christmas and a Happy New Year
Trade Sale
to
Trade Sale
EUR 150,000,000
Investment of up to
EUR 5,500,000
Trade Sale
to
Trade Sale
to
CFP BioConnect AG
September 2012
September 2011
June 2011
Trade Sale
to
Trade Sale
to
October 2011
December 2010
Acquisition
of
Trade Sale
to
Sale of
to
Your Deal
July 2004
June 2011
Trade Sale
Capital Increase
by
to
to
October 2011
July 2012
June 2004
Capital Increase
led by
Trade Sale
Trade Sale
to
to
March 2011
June 2012
July 2012
February 2000
August 2012
Restructuring
Trade Sale
Trade Sale
to
Trade Sale
to
Capital Increase
EUR 884,000,000
led by
to
EUR 515,000,000
conditions not disclosed
EUR 300,000,000
EUR 69,000,000
December 2005
October 2012
March 2011
Trade Sale
to
Sale
of
Sale of 25.1%
Trade Sale
to
to a consortium of
November 2009
July 2007
November 2012
November 2012
to
April 2011
December 2000
15 Years Of Professional Corporate Finance Advice for the Tech Sector
www.cfpartners.com
10. Start-up | Finanzierung
Erste Finanzierungslücken
schließen
Im Jahr 2012 konnten die kleinen und mittleren Unternehmen in Österreich 115 Mio. EUR privates Wagniskapital einsammeln. Bei 129
finanzierten Betrieben ergibt sich ein durchschnittliches Volumen von rund 900.000 EUR – zu wenig, um im internationalen Vergleich vorne
mitspielen zu können. Eine alternative Frühphasenfinanzierung zu privaten Venture Capital-Gebern bietet seit Anfang 2013 der aws Gründerfonds der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws).
I
nsgesamt 65 Mio. EUR wollen das Bundesministerium für
Finanzen und das Bundesministerium für Wirtschaft,
Familie und Jugend mit dem neuen aws Gründerfonds in
den nächsten 13 Jahren an Unternehmen in der Gründungsoder ersten Wachstumsphase ausschütten. Davon sollen
15 Mio. EUR bereits im ersten Jahr sowie jeweils 10 Mio. EUR
in den fünf Folgejahren investiert werden. Für ein Land von
der Größe Österreichs ist das eine beeindruckende Summe.
Der Fonds soll neuen Schwung in die österreichische
Start-up-Finanzierung bringen. Denn während immer mehr
Gründer landauf und landab innovative Ideen umsetzen
wollen, ist der private Markt für Wagniskapital nach wie vor
mehr als überschaubar. Nur sehr wenige Beteiligungsgesellschaften aus Österreich selbst unterstützen Start-ups,
gelegentlich fließt außerdem Kapital aus Deutschland und
der Schweiz. Damit eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze entstehen kann, ist das zu wenig. Das hat auch die Politik
begriffen. „Über alle Parteien hinweg herrscht Einigkeit darüber, dass der Staat die Rahmenbedingungen für junge
Kurzprofil aws Gründerfonds
68,5 Mio. EUR
österreichische Unternehmen in der
Gründungs- und ersten Wachstumsphase
Unternehmen und Gründer verbessern muss“, sagt Ralf
Kunzmann. Der erfahrene Beteiligungsmanager wurde an
Bord geholt, um den Gründerfonds zu leiten.
Anfang 2013 ergriff der Bund daher die Initiative und rief
den Gründerfonds ins Leben. Hauptinvestor des Fonds ist
die Förderbank Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft
mbH (aws), mit 3,5 Mio. EUR ist außerdem die Erste Bank
investiert. Die Suche nach weiteren privaten institutionellen Investoren läuft. Das Erstrundeninvestitionsvolumen
beträgt zwischen 100.000 EUR und 1 Mio. EUR pro
Start-up. Die maximale Beteiligung liegt bei 3 Mio. EUR
und kann, je nach Unternehmensphase, sowohl in Form
einer stillen als auch einer offenen Beteiligung über einen
Zeitraum von bis zu zehn Jahren erfolgen. Während der
Fondslaufzeit durch Exits entstehende Rückflüsse sollen
für weitere Beteiligungen genutzt werden. Im Gegenzug
für das eingebrachte Kapital erwirbt der Fonds eine
Minderheitsbeteiligung in Höhe von bis zu 49% an den
Start-ups. Über generelle Informations- und Mitspracherechte hinaus will der Kapitalgeber auf eine Einmischung
ins operative Geschäft verzichten. Ein reiner Investor ist
der Fonds damit allerdings nicht, den Gründern steht
neben der finanziellen Unterstützung auch die Nutzung
sämtlicher Beratungs- und Netzwerkangebote der aws
offen.
offene und stille Beteiligungen
100.000 EUR bis 1 Mio. EUR,
maximal 3 Mio. EUR
Geschäftsführung: Dipl.-Bw. Ralf
Kunzmann, Mag. Christian Stein;
Investmentmanager: Dr. Peter Lasinger,
Mag. Laurenz Simbruner, CFA
stille Beteiligungen: Pehn Bootsbau GmbH,
SunnyBag GmbH
offene Beteiligungen: Ressel Antriebstechnik GmbH
Dipl.-Bw. Ralf Kunzmann
Geschäftsführer
Tel: +43 1 501 75-721
E-Mail: office@gruenderfonds.at
10
Unternehmen, die den Gründerfonds
nutzen wollen, dürfen nicht älter als
sechs Jahre sein, sollten unter 50 Mitarbeiter beschäftigen und weniger als
10 Mio. EUR Jahresumsatz generieren.
„Jede Bewerbung durchläuft bei uns
ein dreistufiges Auswahlverfahren“,
erklärt Kunzmann. In der ersten Phase
reicht der Bewerber einen Businessplan ein, aus dem hervorgehen soll,
Ralf Kunzmann,
aws Gründerfonds
Venture Capital in Österreich
11. Foto: PantherMedi/Maik Blume
dass das Geschäftsmodell gute Wachstumsperspektiven sowie einen klar erkennbaren Kundennutzen aufweist. Weiterhin muss das Unternehmen durch die Finanzierung des aws
Gründerfonds in der Lage sein, Meilensteine auf dem Weg zu
weiteren Kapitalgebern oder beim Eintritt in den Markt zu
erzielen. „Der Grundgedanke ist: durch die Investitionen des
staatlichen Fonds soll mehr privates Venture Capital angelockt werden.“
Strebt ein Start-up eine stille Beteiligung an, müssen
bereits Umsätze im Kerngeschäft generiert werden. Nach
Eingang der Bewerbung verspricht der aws Gründerfonds,
den Unternehmern innerhalb von 10 Tagen eine Rückmeldung zu ihrem Antrag zu geben. „Wir unterstützen die
Unternehmen schnell und unkompliziert“, verspricht
Kunzmann. Kommt das Unternehmen für eine Beteiligung
infrage, wird der Antragsteller zu einem ersten Gespräch
eingeladen, in dem Unternehmen und das Investmentteam
des aws Gründerfonds offene Fragen zum Geschäftsmodell
diskutieren. Im dritten Schritt evaluiert der aws Gründerfonds das Unternehmen im Rahmen der Due Diligence. Ist
das Investmentkomitee auf der Grundlage der Prüfung an
der Geschäftsidee interessiert, soll es innerhalb von drei
Monaten nach dem Erstkontakt zu einem Vertragsabschluss kommen.
Venture Capital in Österreich
„Das Positive am aws Gründerfonds ist, dass man, gerade in
einer Phase, in der man dann dringend auf das Geld angewiesen
ist, die Finanzierung rasch und unkompliziert abwickeln kann“,
sagt Stefan Stöckl, Geschäftsführer von Ressel Antriebstechnik.
Seit Oktober ist der aws Gründerfonds mit 39% an dem E-Mobility-Start-up beteiligt. Die Zusammenarbeit mit dem Fonds empfindet der Entrepreneur als sehr zufriedenstellend. Übermäßige
bürokratische Hürden gäbe es nicht, dafür würde sein Unternehmen auch außerhalb der monatlichen Reportings auf das
Fachwissen und die Netzwerke der aws zurückgreifen. „Ich denke, besonders in der Anfangsphase ist es wichtig, sich regelmäßig auszutauschen, weil das gesamte Geschäftsmodell ja gerade erst aufgebaut wird“, meint Stöckl. Ressel ist die erste stille
Beteiligung des aws Gründerfonds, zuvor hat er bereits offene
Anteile am Grazer Start-up SunnyBag und dem Elektroboothersteller Pehn Bootsbau erworben. Drei Unternehmen von etwa
230 Start-ups, die sich bis Anfang November für das Risikokapital
beworben haben. Weitere Transaktionen sollen sich bereits in
der Verhandlung befinden. Kunzmann wirbt ausdrücklich dafür, sich zu bewerben: „Sprecht uns an!“, gibt er den österreichischen Start-ups auf den Weg. „Kontaktiert uns per E-Mail, Telefon oder persönlich auf Veranstaltungen. Wir freuen uns auf innovative Ideen!
susanne.glaeser@vc-magazin.de
kathrin.dinkel@vc-magazin.de
11
12. Start-up | Förderung
Aktive Brücke zwischen
Forschung und Wirtschaft
F
ast alle österreichischen Universitäten gehören zu den Gesellschaftern und über 150 Partnern
der AplusB-Zentren; dazu kommen Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen,
Förderungsagenturen und private Unternehmen. Gefördert wird das Netzwerk
durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. Für
die Programmabwicklung ist die Forschungsförderungsgesellschaft zuständig. Das AplusB-Start-up-Netzwerk besteht aus rund 500 innovativen Hightech-Unternehmen – Tendenz jährlich
steigend. Bis Ende 2012 lag das FörderLevel12 entwickelt ein System zur Unterstützung des Indoorklettertrainings. Mit dem GeccoGuide werden neue
volumen bei 296,1 Mio. EUR; von AplusB Kletterrouten erstellt.
wurden 25,2 Mio. EUR ausgeschüttet, die
öffentlichen Förderungen beliefen sich auf 113,7 Mio. EUR
In den Zentren erhalten Jungunternehmer betriebswirtschaftund die privaten Investitionen summierten sich auf 157,2
liche und fachliche Beratung durch die Projektbetreuer und
Mio. EUR.
durch externe Fachleute sowie eine Aus- und Weiterbildung
in unternehmensrelevanten Fachgebieten. Dazu kommt das
Bereitstellen von Infrastruktur wie Laboren, Büros oder
Gründerzentren in Österreich
Besprechungsräumen sowie finanzielle Unterstützung – als
Zuschuss und/oder Darlehen. Ebenso wird ihnen bei FörderName
Stadt
Online
Accent GründerWiener Neustadt www.accent.at
anträgen geholfen. Und nicht zuletzt sind die angehenden
service GmbH
Firmenlenker in das Netzwerk von Partnern aus WissenBusiness Creation Center Salzburg
www.bccs.at
schaft, Wirtschaft und Finanzen eingebunden. Voraussetzung
build! Gründerzentrum
Klagenfurt
www.build.or.at
für die Aufnahme in ein Zentrum ist u.a. ein hoher – techniCAST Gründerzentrum Innsbruck
www.cast-tyrol.com
scher – Innovationsgrad. Die (Neu-)Gründung muss im jeweiGmbH
INiTS Universitäres
Wien
www.inits.at
ligen Bundesland des Zentrums erfolgen und mindestens
Science Park Graz GmbH Graz
www.sciencepark.at
eine Person im Gründungsteam muss Akademiker sein. Eine
Tech2b Inkubator GmbH Linz
www.tech2b.at
Unterstützung wird für zwölf bis maximal 24 Monate gewährt,
Zentrum für angewandte Leoben
www.unternehmerwerden.at
wobei es keine Beteiligung an den Unternehmen gibt.
Technologie Leoben GmbH
Quelle: Eigene Recherche
12
Gereon Kudella
redaktion@vc-magazin.de
Venture Capital in Österreich
Foto: Level12
Forschungstransfer und die Unterstützung von Firmenneugründungen gewinnen in Österreich zunehmend an Bedeutung. Dazu tragen
übergeordnet das landesweite Netzwerk AplusB – Academia plus Business – und vor Ort acht Gründerzentren bei. Sie leisten vielerlei Hilfe
in Theorie und Praxis. Für den Weg von der Idee zu einem Unternehmen, von der Forschung in die Wirtschaft wird oft ein kompetenter
Partner benötigt. Hier bietet AplusB sein Know-how und seine Unterstützung an und schlägt aktiv eine Brücke zwischen Forschung und
Wirtschaft. Damit sollen die Erfolgschancen akademischer Unternehmensgründungen signifikant erhöht werden. Nah am Geschehen ist
AplusB durch acht Gründerzentren – verteilt in ganz Österreich.
13. Nachgefragt bei Mag. Bernhard Weber, Science Park Graz (SPG)
Wie kommen die angehenden Unternehmer zu
Ihnen und wie gehen Sie vor?
Wir betreiben sehr viel direkte Awareness-Arbeit
wie Events, Lehrveranstaltungen oder direkte Kontakte
und auch Scouting an den Grazer Universitäten und Fachhochschulen. Viele melden sich auch direkt auf Basis unserer allgemeinen Bekanntheit, schließlich sind wir jetzt
schon mehr als elf Jahre in Graz aktiv. Zudem haben wir
einen Track Record von fast 100 Projekten, die wir betreut
haben oder gerade betreuen. Auch Beispiele an guten
Start-ups helfen, wieder neue Teams zu motivieren. So
kommt das aktuell beste Jungunternehmen Österreichs –
Imagotag, Sieger Gesamtranking und bestes Hightech
Start-up, laut Ranking der Zeitschrift Gewinn – aus dem
Science Park. Alles beginnt mit einem sogenannten Erstgespräch, bei dem wir uns ohne viel Formalismus zusammensetzen, die Idee besprechen und ein erstes Feedback
geben. Sollte das Projekt grundsätzlich für den Inkubator
interessant sein, gehen wir in ein informelles Coaching mit
dem Ziel eines Businessplans, der dem Projektbeirat
vorgelegt wird. Die Teams pitchen dann vor dem Projektbeirat, der uns eine Empfehlung für die Aufnahme gibt.
Gibt er grünes Licht, können wir das Projekt in den Inkubator aufnehmen.
Wie sehen die neuesten Zahlen des SPG aus?
Bis Mitte des Jahres wurden knapp 500 Erstgespräche geführt, ca. 250 Projekte gecoacht und 92
Projekte in das Zentrum aufgenommen. Von diesen wurden
um die 60 Unternehmen gegründet, über 40 Patente angemeldet und etwa 400 Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt
konnten diese Gründungsprojekte und Firmen über 13 Mio.
EUR an Finanzierungen lukrieren. Aktuell befinden sich
16 Projekte in der Betreuung im Inkubator und zehn Projekte
im Coaching für die Aufnahme. Ziel ist es, pro Jahr ca. neun
bis zwölf Projekte aufzunehmen.
Was hat es mit dem Science Park Graz Investment-Club auf sich?
Wir haben immer stärker den Bedarf gesehen, unseren Start-ups dabei zu helfen, mit privaten Investoren –
überwiegend Business Angels, aber auch institutionellen
Anlegern – in Kontakt zu kommen. Diese Szene steckt vor
allem regional noch in den Kinderschuhen, es gibt aber
eine wachsende Zahl von Interessenten, die sich vorstellen
können, in Start-ups zu investieren. Gerade in den letzten
zwei Jahren hat sich einiges bewegt. Um diesen Personen
einen Anlaufpunkt zu geben und auch, um das Matching
strukturierter zu gestalten, haben wir unseren Aktivitäten
Venture Capital in Österreich
Mag. Bernhard Weber
ist Gründerberater beim SPG. Er ist zuständig für die fachliche Beratung, Business
Development und die Pflege der regionalen/
internationalen Gründernetzwerke. Nach dem
Studium der Umweltsystemwissenschaften,
Fachschwerpunkt Betriebswirtschaftslehre,
an der Universität Graz war er Senior Consultant bei PricewaterhouseCoopers Wien.
Anschließend war Weber Analyst bei der
Privatstiftung evolaris, Kompetenzzentrum
für E-Business, in Graz.
die Klammer Investment-Club gegeben. Außer für unsere
Start-ups passende Partner zu finden, ist die Hauptaktivität
des Clubs, zweimal im Jahr Investoren-Pitchings zu veranstalten. Ein weiterer Effekt der Pitching-Events ist, dass aktive
und zukünftige Investoren auf Gleichgesinnte treffen und
sich austauschen können. Unsere Hauptaufgabe dabei ist,
die angehenden Unternehmer intensiv vorzubereiten, um
den Angels die Suche nach Investitionsmöglichkeiten zu
erleichtern, sowie sicherzustellen, dass nur ernsthaft
interessierte Angels dabei sind.
Warum ist die Steiermark attraktiv für junge
Unternehmen?
Die Steiermark, insbesondere der Grazer Raum,
zeichnet sich durch eine ausgezeichnete, breitflächige
Universitätslandschaft aus. Dadurch ist viel Know-how vor
Ort und auch qualifiziertes Personal. Zudem gibt es in der
universitären Forschung gute Schnittstellen und eine große
Zusammenarbeit wie beispielsweise zwischen der MedUni
und der TU Graz, was viele Innovationen generiert. Eine
überdurchschnittliche Vernetzung manifestiert sich in
einigen sehr aktiven Cluster-Organisationen, mit denen wir
aktiv kooperieren. Diese Netzwerke können die Start-ups
nutzen, um Partner und Kunden zu kontaktieren oder von
deren internationalen Aktivitäten zu profitieren. Besonders
im Bereich der Umwelt- und der Humantechnologien sowie
der Automotive-Branche gibt es eine hohe Zahl an Leitbetrieben, die für junge Unternehmen extrem spannende
Partner sein können. Nicht zu vernachlässigen ist die hohe
Lebensqualität in der Steiermark.
Danke für das Gespräch.
13
14. Unternehmensfinanzierung
„Die Nachfrage nach
Beteiligungskapital
wird deutlich steigen“
Im europäischen Vergleich der Investmentaktivitäten 2012 liegt Österreich wie bereits im Vorjahr auf Platz 20. Insgesamt 115 Mio. EUR
wurden in kleine und mittlere Unternehmen investiert, das entspricht 0,037% des österreichischen Bruttoinlandsprodukts. Die 129 finanzierten
Unternehmen sind damit in der Alpenrepublik in gewisser Weise noch immer Exoten. Doch es gibt gute Argumente dafür, sich einen Investor
ins Boot zu holen – wenn man auf gewisse Punkte achtet.
Die Beteiligungsinvestitionen in Österreich sind
seit Jahren rückläufig. Woran liegt das? Gibt es nicht genug
attraktive Targets?
Der Rückgang der Investments im Venture Capital- und
Private Equity-Bereich lässt sich zweifellos auf mehrere
Ursachen zurückführen. Ein wesentlicher hierfür ist aber
jedenfalls das konjunkturelle Umfeld der letzten vier bis fünf
Jahre, das nicht gerade dazu angehalten war, Unternehmenswachstum zu forcieren. D.h. Unternehmer waren – und sind es
teilweise noch immer – konfrontiert mit einer sehr verhaltenen
Marktstimmung, die zu einer Planungsunsicherheit geführt
hat, die viele Unternehmen davon abgehalten hat, in die eigene
Expansion zu investieren bzw. dafür auch Finanzinvestoren an
Bord zu holen. Wir sehen hier erfreulicherweise gerade in den
letzten wenigen Monaten wieder einen steigenden Optimismus und eine verstärkte Bereitschaft, sich wieder zu öffnen.
Die gestiegene, restriktivere Unternehmensfinanzierung durch
Banken unterstützt diesen Prozess auch in gewissem Maße.
Die Anzahl attraktiver Targets sehen wir daher für die nächsten Jahre wieder merklich steigend.
Wie schätzen Sie die Nachfrage nach Beteiligungskapital aufseiten der österreichischen Unternehmen ein?
Im Anschluss an das Vorgenannte erwarte ich mittel- bis
langfristig aus makroökonomischer und finanzwirtschaftlicher
Sicht – unter der Annahme einer sich wieder belebenden Konjunktur – über die nächsten Jahre eine deutlich steigende
Nachfrage nach Beteiligungskapital. Dies gilt zum einen für den
Frühphasenbereich der (Hightech-)Start-ups über den innovativen Bereich kleiner und mittlerer Unternehmen bis zu den
größeren Betrieben, die wieder vermehrt Börsengänge zur
Unternehmensfinanzierung ins Auge fassen werden. Der nach
wie vor laufende strukturelle Umbruchprozess im Bankensektor und die damit verbundene deutlich restriktivere Kreditfinanzierung, insbesondere im Frühphasen- und KMU-Bereich,
wird diese Entwicklung möglicherweise erheblich beeinflussen
– gegebenenfalls beschleunigen. Es darf dabei aber nicht über-
14
Gerhard Fiala
ist Gründer und Managing Partner der
Beteiligungsgesellschaft Pontis Capital
GmbH. Pontis konzentriert sich vor allem
auf technologieorientierte kleine und mittlere Unternehmen, die über ein herausragendes Businessmodell verfügen und
imstande sind, nachhaltiges Wachstum und
damit Wertgenerierung zu ermöglichen.
sehen werden, dass Venture Capital- und Private Equity-Investments immer nur ein selektives Instrument zur Unternehmensfinanzierung bleiben und sicher nicht zum Massengeschäft der
Banken in Konkurrenz treten werden.
Wo gibt es Risiken aus Unternehmersicht und wie
kann man ihnen vorbeugen?
Die größten Risiken ergeben sich meines Erachtens aus
divergierenden strategischen Zielen und unterschiedlichen
Erwartungshaltungen der Unternehmer bzw. Unternehmen auf
der einen und der Investoren auf der anderen Seite. Hier gilt es
frühzeitig, möglichst vor Beteiligung – und damit dem Eingehen einer mehrjährigen unternehmerischen Partnerschaft –
eine weitgehende Kompatibilität zu prüfen und herzustellen.
Andernfalls kann es der Anfang vom Ende einer erfolgreichen
Zusammenarbeit sein und das gesamte Investment zunichtemachen.
Müssen die bestehenden Eigentümer immer gleich
die Mehrheit abgeben?
Wenn man vom Buyout-Bereich mal absieht, dessen
Wesensmerkmal ja auch der Mehrheitsanteilskauf ist, so ist es
für uns als Expansion Stage-Investor geradezu bindend, dass
der oder die Unternehmer, die meist auch das Management
bilden, im Besitz der Mehrheitsanteile bleiben, um ausreichend
Venture Capital in Österreich
15. motiviert zu sein, das Unternehmen zum Erfolg zu führen.
Natürlich sind adäquate Mitspracherechte für uns als Investor
erforderlich. Wir verstehen dies allerdings nicht primär als
Kontrollrechte, sondern vielmehr als Gestaltungsrechte, um
gemeinsam das Unternehmen nach vorne zu bringen.
Vertriebsstrukturen, geografische Ausrichtung, Wettbewerbsumfeld, dynamische Organisation. Des Weiteren muss ein
aktiver Beteiligungsinvestor auch über ein relevantes internationales Netzwerk verfügen und dieses nutzbar machen
können. D.h., einen persönlichen Zugang zu internationalen
Branchenkollegen, sprich möglichen Co-Investoren, zu haben,
aus deren Kreis zum jeweiligen Investment ein oder gegebenenfalls mehrere strategisch passende Wagniskapitalfonds
hinzugeholt werden können. Diese sollten wiederum möglichst komplementäres Know-how sowie weitere relevante
Netzwerke einbringen, um allesamt das Beteiligungsunternehmen dabei zu unterstützen, seine Wachstumspläne erfolgreich
umzusetzen. Für uns ist dies ein essenzieller Erfolgsfaktor, den
wir für unsere vor allem österreichische Investments auch
erbringen können.
Woran erkenne ich einen guten Investor – und
woran eine Heuschrecke?
Eigentlich gehört letzterer Begriff ja ins Tierreich; wenn
damit aber ein weniger seriös agierender Investor gemeint sein
soll, dann denke ich, lässt sich aus der Verhaltensweise der
agierenden Personen eines Venture Capital- oder Private EquityFonds-Teams vom Erstgespräch über die gesamte weitere
Zusammenarbeit mit dem Unternehmer bzw. Unternehmen
ableiten, ob diese eine echte Sparringspartner-Funktion übernehmen mit dem Ziel, zum gemeinsamen Erfolg zu kommen,
oder ob jede Handlung aus reinem Eigeninteresse gesetzt wird.
Auch wenn es mancherorts vielleicht nicht gerne gehört wird:
Einen guten Investor zeichnet meines Erachtens neben seinem
Erfahrungshintergrund, seiner Fachkompetenz und seinen
bisherigen Erfolgen auch seine gelebte Geschäftsethik aus.
Nationaler Investor oder ein Kapitalgeber aus dem
Ausland – wer sollte sich nach welchem Partner umsehen?
Wie so oft kommt es natürlich auch hier auf den Einzelfall an. In der Regel ist ein österreichisches Unternehmen
aber wahrscheinlich gut beraten, mit nationalen Beteiligungsfonds über deren Expansionsvorhaben und strategische Ziele
zu sprechen, da diese neben Kenntnis der lokalen Marktgegebenheiten und entsprechendem Branchen-Know-how
eben auch über das internationale Netzwerk an relevanten
Partnern verfügen und umgekehrt auch diese meist großes
Interesse daran haben, mit lokalen Investoren zu syndizieren.
Wie gesagt, eine möglichst frühzeitige Abstimmung der jeweiligen Erwartungshaltungen zwischen Unternehmen und
Investor ist hier von großer Bedeutung für den weiteren
Erfolg aller Beteiligten.
Österreich ist ein kleines Land, Unternehmen müssen schnell internationalisieren. Wie kann ein Beteiligungsinvestor hier unterstützen?
Zweifellos steht in einem kleineren Land wie Österreich
eine frühzeitige Internationalisierung weit oben in der Liste der
umzusetzenden strategischen Maßnahmen. Dies gilt vor allem
für das jeweilige Unternehmensmanagement, aber natürlich
auch für den Beteiligungsinvestor. Dieser muss zum einen
imstande sein, „über den Tellerrand zu blicken“, d.h. basierend
auf entsprechendem Branchen-Know-how zu verstehen, bei
welchen Geschäftsmodellen welche Internationalisierungsstrategien zu entwickeln sind. Insbesondere hinsichtlich unterschiedlicher Dimensionen wie z.B. Produkte, Dienstleistungen,
Vielen Dank für das Interview.
susanne.glaeser@vc-magazin.de
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16. Unternehmensfinanzierung
Weiterentwicklung
dringend erforderlich
Österreichs Wirtschaft weist einen hohen Anteil an Klein- und Mittelbetrieben (KMU) aus. Die meisten Betriebe sind Kleinstbetriebe mit bis
zu neun Mitarbeitern. Der Anteil der Ein-Personen-Unternehmen beträgt knapp über 50%. Österreichs Unternehmen finanzieren sich zu
einem großen Teil aus eigener Kraft, also Eigenkapital und Cashflow. Wichtigste externe Finanzierungsquelle ist der Bankkredit. Laut einer
jährlich von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Austria Wirtschaftsservice (aws) durchgeführten Umfrage finanziert etwa ein
Viertel der Unternehmen Investitionen mit Bankkrediten. In den letzten Jahren hat die Abhängigkeit von der Fremdfinanzierung abgenommen,
die Eigenkapitalquoten der Betriebe sind gestiegen. Ursache dafür könnte auch sein, dass die Banken aus betriebswirtschaftlichen Gründen
stärker die Bonität beachten. Auch die Regulierung – Basel II und III – ist ein Faktor.
D
a die Banken in den letzten Jahren restriktiver bei
der Kreditvergabe wurden, steigt das Interesse der
Unternehmen an Alternativen zum Bankkredit. In
der Umfrage geben 24% der befragten Unternehmer an, dass
sie künftig alternative Finanzierungsmöglichkeiten nutzen
wollen. Gleichzeitig besteht seit Längerem ein Rückstand
Österreichs bei der Risikokapitalfinanzierung. Andererseits
sind Österreichs Unternehmen im europäischen Vergleich
gegenwärtig bevorzugt: Das Zinsniveau für Unternehmenskredite befindet sich aufgrund der EZB-Zinssenkungen auf
historisch niedrigem Niveau und liegt in Österreich noch
unter dem anderer Euro-Staaten. Auch der Zugang zu
Kreditfinanzierungen ist für die Unternehmen in vielen
anderen Euro-Staaten schwieriger.
2012 wurden etwa 2,8 Mrd. USD Kapital über CrowdfundingPlattformen eingesammelt. Bei Crowdfunding existieren
verschiedene Geschäftsmodelle und Formen. Aus Sicht der
Unternehmen interessant ist vor allem Crowdinvesting,
also der Verkauf von Beteiligungen über CrowdfundingPlattformen. Aber auch Lending-Plattformen könnten an
Bedeutung gewinnen. Crowdfunding stellt für Start-ups
und kleinere Unternehmen eine interessante neue Finanzierungsform dar, da damit auch kleinere Beträge für Investitionen aufgebracht werden können. Vor zehn Jahren war
es für viele noch undenkbar, Bücher oder andere Waren
über das Internet zu bestellen. So könnte es in Zukunft
ebenso selbstverständlich sein, kleine Beträge in KMU zu
investieren.
Die Finanzierung über die Hausbank wird auch in Zukunft
die wichtigste externe Finanzierungsquelle der KMU
bleiben. Aufgrund der Rahmenbedingungen ist aber auch
ein Ausbau der Finanzierungsalternativen erforderlich. Die
Unternehmen benötigen eine breite Palette an Finanzierungsmöglichkeiten, damit sie für ihre unternehmerische
Situation die jeweils beste Finanzierungslösung auswählen
können. Eine weitere Eigenkapitalstärkung erhöht außerdem den Spielraum für Investitionen und die Krisenfestigkeit der Unternehmen. Auch zur Verbesserung der Gründungsfinanzierung ist der Ausbau alternativer Instrumente
wichtig. Infrage kommen folgende Finanzierungsinstrumente:
Die Venture Capital-Industrie sollte Crowdfunding nicht als
Konkurrenz sehen, sondern als neue Möglichkeit, interessante Projekte zu finden. Das Interesse der Crowd ist auch
ein Indikator für Absatzchancen eines Produktes. Im
Bankensektor wird Crowdfunding zum Teil als Konkurrenz
zu Bankfinanzierungen gesehen. Neue Finanzierungsformen
können aber die Bankfinanzierung auch ergänzen. Ein klares
Interesse einer Vielzahl von Investoren an einem Unternehmen oder dessen Produkt könnte zudem im Rating als
Soft Fact positiv bewertet werden. Zu überprüfen wären
auch die strengen bankrechtlichen Regeln, die Unternehmen nicht erlauben, von mehreren Kunden oder Privatanlegern Kapital zu leihen. Der Fall des Waldviertler
Unternehmers Staudinger hat einige mediale Aufmerksamkeit generiert. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass
die Finanzmarktaufsicht keine Probleme sieht, wenn diese
Darlehen qualifiziert nachrangig gestaltet sind. Eine Regulierung von Crowdfunding-Plattformen wird derzeit auf
EU-Ebene diskutiert.
Über das Internet entwickeln sich neue Plattformen, auf
denen Unternehmen, aber auch Künstler und Privatpersonen Kapital für Projekte sammeln können. Weltweit bestehen bereits über 500 Crowdfunding-Plattformen. Im Jahr
16
Venture Capital in Österreich
17. Foto: Panthermedia/Stephen Finn
Aufgrund des hohen Anteils von kleineren Betrieben an der
Wirtschaft sollte die Bereitstellung von Kapital durch private
Investoren, inklusive Business Angels, verstärkt werden.
Einige EU-Staaten bieten bereits steuerliche Anreize für
Beteiligungen Privater an KMU an. Sinnvoll wäre ein steuerlicher Freibetrag in der Höhe von mindestens 50.000 EUR.
Im österreichischen Körperschaftsteuergesetz ist das
Instrument der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft verankert, das mehrere steuerliche Vorteile für die Beteiligungsfinanzierung beinhaltet. Diese Konstruktion wurde
vor einigen Jahren nach Intervention der Europäischen
Kommission aus beihilferechtlichen Gründen in ihrer
Attraktivität stark eingeschränkt. Da die steuerlichen Vorteile der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft auslaufen,
ist es notwendig, eine moderne und praxisgerechte Nachfolgelösung zu schaffen. Auch eine Börsennotierung einer
solchen Gesellschaft soll möglich sein, damit sich auch
Privatanleger beteiligen können.
In der österreichischen Umsetzung der AIFM-Richtlinie wurde der Vertrieb von Private Equity-Fonds-Anteilen an Privatanleger stark eingeschränkt. Dies wäre zu überdenken. Es
ist nicht verständlich, dass Privatanleger sich direkt an
nicht börsennotierten Unternehmen beteiligen können,
gleichzeitig ihnen eine indirekte Beteiligung über Fonds
aber nicht möglich ist. Für diese Differenzierung fehlt wohl
auch eine sachliche Rechtfertigung.
Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Staat positive
Akzente gesetzt, um die Beteiligungsfinanzierung zu beleben und den Unternehmen Risikokapital zur Verfügung zu
stellen. 2013 wurden ein Jungunternehmerfonds und ein
Business Angel-Fonds geschaffen, die von der aws verwaltet
werden. Vorher wurde ein Mittelstandsfonds gegründet und
Kapital für Venture Kapital-Initiativen bereitgestellt. Wichtig
bei diesen staatlichen Interventionen ist es, dass es zu
keiner Marktverzerrung kommt, also ein Crowding-out von
privaten Beteiligungsgesellschaften und anderer Investoren
vermieden wird. Das staatliche Agieren am Beteiligungs-
Venture Capital in Österreich
markt sollte auch keine Dauerlösung sein. Ziel muss es sein,
einen privaten Markt für Beteiligungskapital zu forcieren.
Der Wiener Börsenplatz wäre zu stärken. Da die Attraktivität des Finanzplatzes in den letzten Jahren beeinträchtigt
wurde, wie z.B. durch die Kursgewinnbesteuerung, sind im
Sinne einer aktiven Kapitalmarktpolitik Maßnahmen zur
Belebung der Kapitalmarktfinanzierung zu treffen. Neben
der notwendigen Modernisierung des Instruments der
Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft wären Anreize für
den Börsengang von mittelständischen Unternehmen mit
bis zu 1.000 Mitarbeitern zu überlegen. Auch wird das
Instrument von Bündelanleihen für KMU diskutiert.
Da die Kreditfinanzierung die wichtigste externe Finanzierungsquelle für Unternehmen bleiben wird, wäre das Garantieinstrumentarium auszubauen. Auch die auf EU-Ebene in
den neuen Programmen 2014–2020 zur Verfügung stehenden Finanzinstrumente sollten stärker genutzt werden.
Auch wenn hierzulande aktuell Bankkredite noch die wichtigste externe Finanzierungsquelle darstellen, gilt es, ein
attraktiveres Umfeld für alternative Fremdfinanzierungen zu
schaffen. Der künftige Finanzierungsspielraum der Banken
ist aufgrund der Regulierung beschränkt und der EZBLeitzins wird nicht dauerhaft auf einem so niedrigen Niveau
verharren. Die neue Regierung muss daher klare Impulse
zur Stärkung alternativer Finanzierungsformen und des
Finanzplatzes Österreich setzen.
Erich Kühnelt
ist Mitarbeiter der Abteilung für Finanzund Handelspolitik der Wirtschaftskammer Österreich, und in dieser Funktion
unter anderem mit den Rahmenbedingungen für Unternehmensfinanzierung
und Kapitalmarkt beschäftigt.
17
18. Unternehmensfinanzierung | Case Study
Carve-outs bieten Chancen
und Herausforderungen
B
ei einem Carve-out werden Unternehmensteile abgespalten und verkauft. Ein Carve-out ist einem
Spin-off sehr ähnlich, allerdings handelt es sich
üblicherweise um die Abspaltung gesellschaftsrechtlich
eigenständiger Unternehmenseinheiten eines Konzerns.
Diese Einheit kann wirtschaftlich eigenständig sein, zugleich
aber aus dem Konzern bestimmte Leistungen beziehen. Solche Funktionen sind z.B. Rechnungswesen und Buchhaltung
oder die Informationstechnologie (IT).
Die neue Freiheit hat Vor- und Nachteile, die das nun eigenständige Unternehmen und der Investor berücksichtigen
müssen. „Die Herausforderung bei einem Carve-out ist, bislang von der Zentrale gesteuerte Funktionen weiterhin zu
gewährleisten“, erklärt Dr. Andreas
Szigmund, Vorstand der österreichischen Beteiligungsgesellschaft Invest
AG. „Das Finanz- und Rechnungswesen,
der Einkauf, der Vertrieb, die EDV, Versicherungen – es kann sein, dass das
fortan eigenständige Unternehmen von
solchen Bereichen am Tag der Übernahme abgeschnitten wird und dementsprechend eine Lösung bereit- Dr. Andreas Szigmund,
stehen muss.“ Je mehr Verflechtungen Invest AG
zum Rest des Konzerns bestehen,
umso schwieriger ist ein Carve-out.
Das Management ist im Zuge des Übergangs jedenfalls stark
gefordert. Grundsätzlich bestehen hier zwei Möglichkeiten
– entweder man vereinbart mit dem Konzern für eine Übergangszeit eine Beibehaltung der Leistung gegen ein entsprechendes Entgelt, oder man übernimmt die Aufgaben selbst
bzw. bezieht die Leistungen von einem Dritten.
Philips Speech Processing
und Lenzing Plastics. „Als
Evergreen-Fonds haben wir
keinen starken Exit-Druck,
das wird von den mittelständischen Unternehmen geschätzt“, sagt Szigmund. Zum
Portfolio zählen zurzeit 15
Unternehmen, der regionale
Fokus liegt auf Österreich
und Süddeutschland. Im Juni
2012 verkaufte der PhilipsKonzern den Unternehmensbereich Speech Processing
an die Invest AG. Philips
Speech Processing mit Hauptsitz in Wien ist nach eigenen
Angaben weltweiter Marktführer bei professionellen
Diktierlösungen, jedes zweite
professionelle
Diktiergerät
weltweit ist von Philips. In
Wien sowie in sieben Auslandsniederlassungen beschäftigt das heute unter Speech
Processing Solutions GmbH (SPS) firmierende Unternehmen
rund 170 Mitarbeiter. Der Markenname Philips darf weiter
verwendet werden. SPS entwickelt, produziert und vertreibt
Produkte und Lösungen, die die Kunden beim Prozess
„Sprache zu Text“ einfach und zuverlässig unterstützen und
dadurch die Produktivität der Kunden deutlich erhöhen.
Kernmärkte von SPS sind insbesondere der medizinische
und der juristische Bereich: Ärzte, Anwälte, Richter – überall dort, wo viel dokumentiert bzw. viele Berichte verfasst
werden.
Die 1994 gegründete Invest AG, Beteiligungsgesellschaft der
Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich mit einem Fondsvolumen von 150 Mio. EUR, hat in den letzten eineinhalb
Jahren zwei Unternehmen per Carve-out übernommen:
Im Juni 2013 übernahm die Invest AG von der börsennotierten Lenzing AG die Kunststoffsparte des Konzerns, Lenzing
Plastics, mit rund 110 Mio. EUR Umsatz und etwa 340 Mitarbeitern. In seiner Nische gehört Lenzing Plastics zu den
18
Venture Capital in Österreich
Foto: Philips Speech Processing
Die Abspaltung aus einem Konzern ist für ein Unternehmen eine große Herausforderung. Es verliert die Sicherheit des Eingebundenseins,
wird dadurch aber auch freier und beweglicher. Die österreichische Beteiligungsgesellschaft Invest AG hat mit zwei sogenannten Carve-outs
– bei Lenzing und bei Philips – gezeigt, dass die Unternehmen eine große Umstellung bewältigen müssen.
19. Foto: Lenzing Plastics
„Es kann sogar einen regelrechten
Motivationsschub geben und das
Selbstwertgefühl durch die Eigenständigkeit gestärkt werden“, erklärt
Johann Huber, Geschäftsführer von
Lenzing Plastics. „Nach dem Motto:
Wir sind nicht mehr Teil eines Ganzen,
sondern wir sind das Ganze.“ Der neue
Investor unterstütze das Unternehmen
nun deutlich stärker, bringe eine ganz Johann Huber,
Lenzing Plastics
andere Wertschätzung ein als zuvor die
Konzernleitung. Investitionen, die zuvor blockiert waren, wurden vom neuen Investor sofort
„freigeschaltet“. Allerdings sollte die Umsatzabhängigkeit
vom Konzern nicht zu groß sein. Lenzing Plastics hatte am
Standort Lenzing einen Umsatzanteil an der AG von 10% und
am gesamten Lenzing-Konzern sogar nur von 5%.
weltweit führenden Unternehmen. Aus thermoplastischen
Kunststoffen werden Folien und Verbundstoffe mit hohen
Festigkeiten hergestellt, die vor allem bei Dämmstoffen, Verpackungen und in der Kabelindustrie verwendet werden;
außerdem spezielle Garne und Fasern z.B. für medizinische
und textile Anwendungen wie beispielsweise Funktionskleidung, chirurgisches Nahtmaterial und Ähnliches. Der
Carve-out bei Lenzing wurde sogar ausgezeichnet: Bei den
Österreichischen PE-Awards 2013 belegte das Käuferkonsortium unter Führung der Invest AG mit den Co-Investoren OÖ Beteiligungsgesellschaft und Tyrol Equity und unter Einbindung des bestehenden Managements den ersten
Platz.
Die Loslösung und das Laufen auf eigenen Beinen sind Prozesse, die von allen Beteiligten gut geplant sein müssen und
manchmal mehrere Jahre brauchen. Man wird schneller
und wendiger, eventuell aber auch anfälliger „als kleineres
Schiff auf hoher See“, der vermeintliche Schutz des Konzerns geht verloren. Es müssen sehr viele Details geklärt
und einiges umgebaut bzw. neu eingerichtet werden, während das Tagesgeschäft weiterlaufen soll: eine echte Herausforderung, quasi eine Operation am offenen Herzen. „Man
muss sehr darauf achten, dass man die nötige Zeit hat, um
die Funktionen und Organisationsstrukturen im ausgegliederten Unternehmen aufzubauen“, sagt Szigmund. „Oft wird
eine Übergangsfrist vereinbart, zum Beispiel von wenigen
Monaten bis zu etwa zwei Jahren, während der die Konzernfunktionen noch erhalten bleiben. Und man muss mit den
Unsicherheiten in der Belegschaft richtig umgehen, die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden. Man sollte eine Aufbruchstimmung erzeugen.“ Dass das alte Management am
Ruder bleibt, ist dabei ein wichtiges Signal für Kontinuität
und gibt Vertrauen.
Venture Capital in Österreich
Vor- und Nachteile sieht auch Dr.
Thomas Brauner, Geschäftsführer von
Speech Processing Solutions. „Natürlich fallen Strukturen und Dienste des
Konzerns weg, es müssen neue Prozesse aufgebaut werden; und das Ganze
während des laufenden Geschäfts, das
bedeutet einen enormen Zusatzaufwand während und nach dem
Dr. Thomas Brauner,
Disentanglement“, sagt Brauner. „Wir
Speech Processing
haben nun einen 100%-Fokus auf unseSolutions
re Kernkompetenzen, können Dinge
schneller entscheiden und umsetzen – unbeeinflusst von
strategischen Vorgaben aus der Konzernzentrale – und
haben so Entbürokratisierung und zugleich stärkeres unternehmerisches Denken.“ SPS konnte nach dem Verkauf in
neue Software investieren, was im Philips-Konzern nicht im
Fokus stand.
Letztlich kann sich ein Carve-out für beide Seiten sehr lohnen. Der Konzern ist um den nicht mehr gewollten Unternehmensteil „entschlackt“ und kann den Verkaufserlös für
Investitionen in sein Kerngeschäft verwenden. Der abgespaltene Konzernteil muss auf konzernpolitische Maßgaben
keine Rücksicht mehr nehmen, gewinnt ein neues Wertgefühl und kann sich voll auf sein eigenes Profil und Wachstum
konzentrieren. Die investierende Beteiligungsgesellschaft
kann diese Strategie finanziell und mit internationalem Netzwerk vorantreiben.
Bernd Frank
redaktion@vc-magazin.de
19
20. Unternehmensfinanzierung
„Die Grenzen sind
nicht klar erkennbar“
Im August gab die Finatem Beteiligungsgesellschaft ihr erstes Investment in Österreich bekannt – in die FMW Industrieanlagenbau GmbH
mit Sitz in Kirchstetten, Niederösterreich. Die 1962 gegründete FMW ist ein hoch qualifizierter, flexibler Anlagenbauer in den beiden Kerngeschäftsfeldern Papier/Zellstoff sowie Mineraltechnik. Das Unternehmen beschäftigt 165 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von
ca. 75 Mio. EUR. Das VentureCapital Magazin sprach mit Dr. Robert Hennigs, Geschäftsführer der Finatem aus Frankfurt, über den Deal.
FMW ist Ihr erstes Investment in Österreich. Was
hat Sie an dem Unternehmen besonders überzeugt?
Überzeugt haben uns bei der FMW im Wesentlichen
drei Punkte. Erstens die exzellente Marktstellung, das
Unternehmen ist in den beiden Geschäftsbereichen einer
von zwei bis drei etablierten Anbietern weltweit. Daraus
ergibt sich zweitens, dass die Markteintrittsbarrieren sehr
groß sind, da die Hersteller von Papierfabriken und Kalkanlagen großen Wert auf Zuverlässigkeit legen. Drittens hat
uns die Qualität und Kontinuität der Geschäftsführung überzeugt. Das Management hat das Unternehmen um die Jahrtausendwende als Restrukturierungsfall übernommen und
hat es in den letzten Jahren zu einem weltweit tätigen Spezialisten geformt.
Dr. Robert Hennigs
Sie sind neben der Hannover Finanz Austria
der zweite Private Equity-Investor im Unternehmen. Wie
funktioniert die Zusammenarbeit im Investorenkreis und
mit dem Management?
Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Die
Hannover Finanz ist seit dem Zukauf der italienischen
Cimprogetti S.p.A., Dalmine/Italien im Jahr 2006 eingebunden. Auf der einen Seite haben wir somit eine seit vielen
Jahren funktionierende und eingespielte Kooperation
zwischen der Hannover Finanz und dem Management. Auf
der anderen Seite kommt jetzt die Finatem als gleichgewichtiger Partner hinzu, wobei wir besonders unsere Expertise
im Bereich Internationalisierung einbringen möchten.
Außerdem schafft unsere Beteiligung von 40% die Kapitalbasis, um auch künftige interessante Zukäufe realisieren zu
können.
Wie kompetitiv erleben Sie die österreichische
Investorenszene im Vergleich zur deutschen und wie schätzen Sie das aktuelle Preisniveau ein?
Die Investorenszene in Österreich erleben wir als
ähnlich kompetitiv wie in Deutschland. Das liegt auch daran,
dass die Grenze der beiden Märkte nicht klar erkennbar ist.
Wir sind natürlich nicht die Einzigen, die sich von Deutschland aus den österreichischen Markt anschauen, sondern es
20
ist Geschäftsführer und Partner der Finatem Fonds Management
Verwaltungs GmbH, Frankfurt, und betreut für Finatem den
österreichischen Markt.
gibt auch einige andere Fonds. Unter den M&A-Gesellschaften, die Unternehmen zum Verkauf anbieten, sind ebenfalls
nicht nur Österreicher, sondern auch häufig deutsche
Gesellschaften, die im österreichischen Markt akquirieren.
Wie sieht Ihre Strategie hinsichtlich Investments
in Österreich aus, haben Sie weitere Beteiligungsopportunitäten in der Pipeline?
Wir haben mehrere Projekte im Blick, es wäre
aber unseriös zu sagen, wann wir welche weitere Beteiligung eingehen werden. Wir haben jetzt in unserem zweiten Jahr im österreichischen Markt das erste Investment
gemacht und planen unsere Aktivitäten in Zukunft weiter
auszubauen.
Danke für das Gespräch.
mathias.renz@vc-magazin.de
kathrin.dinkel@vc-magazin.de
Venture Capital in Österreich
21. 65 Mio. Euro
Fondsvolumen
Investition
in die Gründungs- und erste
Wachstumsphase von
gewerblichen Unternehmen
mit Sitz in Österreich
Fondslaufzeit
bis 2026
Beteiligung
100.000,- bis 3 Mio. Euro
offene / stille Beteiligung
für Co-Investments offen
aws Gründerfonds
Startkapital für Ideen und Innovationen
Der aws Gründerfonds mobilisiert Risikokapital für
junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial
und ist für Co-Investments offen.
aws Gründerfonds
Ralf Kunzmann, Geschäftsführer
A 1020 Wien
Walcherstraße 11A
www.gruenderfonds.at
T +43 1 501 75-721
E office@gruenderfonds.at
22. Regulierung | Know-how
Ein Silberstreif am Horizont
Die Alternative Investment Fund Managers Directive (AIFM-D) wurde in Österreich mit einer Woche Verspätung in Form des Alternative
Investment Funds Manager-Gesetzes (AIFM-G) in nationales Recht umgesetzt und trat rückwirkend zum 22. Juli 2013 in Kraft. Alle in
Österreich tätigen Alternative Investment Fund Manager (AIFM) haben gem. § 67 AIFM-G bis 22. Juli 2014 einen Antrag auf Konzession
gem. § 5 sowie für die von ihnen verwalteten und vertriebenen Fonds (AIF) einen Antrag auf Bewilligung gemäß § 29 zu stellen. Eine
Erleichterung für die Branche stellt die im AIFM-G gewährte Option einer Registrierung gemäß § 1 Abs. 5 AIFM-G für AIFM im Unterschwellenbereich dar. In diesem Bereich muss die Summe aller verwalteten Vermögenswerte unterhalb von 100 Mio. EUR bei Verwendung von
Leverage bzw. 500 Mio. EUR ohne Leverage, aber mit fünf Jahren Lock-up Period, liegen.
M
it der Registrierung müssen AIFM einige Anzeigeund Offenlegungspflichten in Bezug auf Manager
und Fonds erfüllen, sind aber sonst weitestgehend von der Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen des AIFM-G befreit. Ein Vertrieb an Privatanleger
ist solchen AIFM verboten. Außerdem ist der große Vorteil,
den die AIFM-D den von der Richtlinie betroffenen Managern bietet, der EU-Pass für grenzüberschreitenden Vertrieb
bzw. Verwaltung in der EU, AIFM ohne Konzession nicht
zugänglich. Damit steht gerade die Venture Capital-Industrie
in Österreich vor einer großen Herausforderung. Die im
europäischen Vergleich noch junge österreichische Wagniskapitalindustrie war bis dato stark auf Banken als größte
Investorengruppe angewiesen. Laut der Studie Risikokapital
in Österreich der AVOC und KPMG stellten Banken im Jahr
2004 78% am kommittierten Kapital. Sie haben sich in Österreich aber unter dem Eindruck der Finanzkrise bis zum Jahr
2009 komplett aus dieser Assetklasse zurückgezogen, ein
Trend, der sich nur sehr langsam umkehrt. Österreichische
Manager, die aus diesem Grund ihre Investorenbasis in
anderen Mitgliedstaaten ausbauen und dazu die Vorteile
des EU-Passes nutzen wollen, müssen sich mit dem Erfordernis eines Konzessionsantrags auseinandersetzen.
Damit sieht sich sowohl die Private Equity- als auch die
Venture Capital-Industrie in Österreich mit der Notwendigkeit konfrontiert, weitreichende aufsichtsrechtliche Anforderungen umzusetzen, die teilweise ein Abgehen von bis
dato gelebter Praxis der Branche bedeuten. Das Gesetz
normiert unter anderem strenge Bestimmungen zur Auslagerung von Tätigkeiten, die verhindern sollen, dass der
AIFM ein sogenanntes Briefkastenunternehmen wird. Diese
Bestimmungen werden dazu führen, dass ein Großteil der
Branche sein aktuelles Outsourcing-Konzept überdenken
muss. Zudem sieht das Gesetz umfangreiche Informationspflichten gegenüber den Investoren des jeweiligen AIF sowie
gegenüber den Aufsichtsbehörden vor. Bestimmungen zur
Verwahrstelle mit den daran knüpfenden weitreichenden
Haftungsbestimmungen sind ebenso wie die Organisations-
22
anforderungen oder die Vergütungsbestimmungen des
Gesetzes ein Bruch mit bisherigen Branchenstandards.
Darüber hinaus wurden durch die Übernahme von Bestimmungen aus der Markets in Financial Instruments Directive
(MiFID) in Bezug auf Interessenkonflikte, persönliche
Geschäfte von Mitarbeitern sowie auf die Einrichtung einer
Compliance-Funktion weitere Anforderungen definiert,
deren Umsetzung sowohl mit Zeitaufwand als auch mit teils
erheblichen Kosten verbunden sein wird.
Wie empirische Erhebungen zeigen, ist die überwiegende
Mehrheit der österreichischen Fonds im europäischen
Vergleich mit einem Volumen von unter 50 Mio. EUR sehr
klein. Schätzungen der administrativen Aufwendungen für
die Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen des
AIFM-G würden daher für einen Fonds von 50 Mio. EUR etwa
20% der Management Fee betragen, für AIFM mit nur 30 Mio.
EUR Volumen sogar bis zu einem Drittel. Vor diesem Hintergrund könnte die Umsetzung der AIFM-D in Österreich für
einige Marktteilnehmer sogar zur Einstellung des Geschäftsbetriebes führen, vor allem, da ein weiterer Faktor erschwerend hinzukommt: Der Vertrieb an Privatanleger ist gemäß
§ 48 AIFM-G sehr restriktiv geregelt und ist in Zukunft für
Private Equity- und Venture Capital-Fondsmanager nicht
mehr zulässig.
Die Verordnung über Europäische Risikokapitalfonds (Nr.
345/2013, „EuVECA-VO“) vom April 2013 bietet zumindest
der Venture Capital-Industrie einen Ausweg. Diese Verordnung richtet sich an jene EU Venture Capital Funds Manager,
deren verwaltete Vermögenswerte die oben genannten
Schwellenwerte gemäß AIFM-G nicht überschreiten und die
bereits einer Registrierung unterliegen. Voraussetzung für
die Anwendbarkeit der EuVECA-VO ist darüber hinaus die
Verwaltung von sogenannten qualifizierten Risikokapitalfonds gemäß Artikel 3 lit. b EuVECA-VO. Mit dieser Bezeichnung sollen Risikokapitalfonds geschützt werden, die
mindestens 70% des Kapitals – inklusive zugesagtem
Venture Capital in Österreich
23. Foto: Panthermedia/Josef Müller
Kapital, abzüglich einschlägiger Kosten – in sogenannte
qualifizierte Anlagen, vor allem Anteile an nicht börsennotierten KMU, investieren. Europäische Risikokapitalfonds, welche die Anforderungen der EuVECA-VO erfüllen,
dürfen ihre Anteile nicht nur an professionelle Kunden, an
die sie bereits unter dem AIFM-G vertreiben dürfen, sondern
auch an Privatanleger in der EU vertreiben. Voraussetzung
dafür ist, dass Privatanleger mindestens 100.000 EUR investieren und schriftlich erklären, dass sie sich der mit der
Investition verbundenen Risiken bewusst sind.
gischen Ausrichtung des jeweiligen Unternehmens ist
unabdingbar, um potenziell negative Auswirkungen zu
minimieren. Eine Grundsatzfrage ist dabei die mögliche
Wahl zwischen Konzession bzw. Registrierung gemäß AIFM-G
sowie gegebenenfalls die Unterwerfung unter das Regime
der EuVECA. Manager, die aufgrund ihrer Größe, ihres
Geschäftsmodells oder ihrer Zielkundenstruktur eine
Konzession beantragen müssen oder wollen, haben nur
noch begrenzt Zeit, sich für den Konzessionsantrag fit zu
machen.
In Österreich setzt sich die Private Equity- wie auch die
Venture Capital-Industrie erst seit einigen Monaten verstärkt mit den neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen
des AIFM-G auseinander. Die EuVECA-VO ist bis dato in
strategischen Überlegungen weitestgehend unberücksichtigt geblieben, obwohl sie gleichzeitig mit dem AIFM-G
bereits mit 22. Juli 2013 in Kraft trat. Mit Mitte November
2013 lagen in Österreich noch keine Konzessionsanträge
von AIFM bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht vor,
die Zahl der Registrierungen ist mehr als überschaubar.
Angesichts der umfassenden Anforderungen, die gerade für
die im europäischen Vergleich kleinen Manager, wie ausgeführt, eine besondere Herausforderung darstellen, drängt
die Zeit für Private Equity- und Venture Capital-Fondsmanager. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den neuen
Anforderungen vor dem Hintergrund der geplanten strate-
Elisabeth Lucius, CIIA
ist Senior Manager Financial Services
Risk Consulting bei KPMG in Wien, dort
ist sie für den Bereich Investment
Management Advisory verantwortlich. Sie
verfügt über Erfahrung in der Beratung
von nationalen und internationalen Banken, Asset Managern und Wertpapierfirmen im Hinblick auf regulatorische
Fragestellungen (AIFM-G, InvFG 2011,
WAG 2007, BWG) und Risikomanagement sowie im Projektmanagement nationaler und internationaler Projekte. Ihre
berufliche Laufbahn begann sie im Bereich der Aus- & Weiterbildung von Experten der österreichischen Bankwirtschaft.
Venture Capital in Österreich
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24. Regulierung
„Österreich läuft Gefahr, Teile von
Private Equity abzuwürgen“
Bei der Umsetzung der europäischen AIFM-Richtlinie hinkte Österreich lange hinterher. Dass dann, um die vorgegebene Frist einzuhalten, der
Gesetzentwurf binnen weniger Wochen beschlossen wurde, erweist sich im Nachhinein als Bärendienst, insbesondere für Publikumsfonds.
Mit der Umsetzung des AIFM-Gesetzes würden
Publikumsfonds im Private Equity-Bereich in Österreich
künftig nicht mehr zugelassen sein. Warum sollte der
Gesetzgeber noch einmal nachbessern? Welche volkswirtschaftliche Rolle kommt den Publikumsfonds zu?
Zum einen ist es für die Vermögensanlage notwendig, den Privatkunden ein großes und ausgewogenes
Produktspektrum zugänglich zu machen. Bei entsprechender Risikostreuung gehört dazu nach unserer Überzeugung
auch die Anlageklasse Private Equity. Unsere Dachfonds
wurden unter Zugrundelegung derjenigen Parameter, die
Jahre später auch dem deutschen Gesetzgeber bei Publikumsfonds wichtig waren, ja gerade für Privatanleger konzipiert. Zum anderen würde mit dem Verbot auch ein erhebliches Finanzierungspotenzial für die Privatwirtschaft
verschlossen, das gleichzeitig die Europäische Kommission
mit der ELTIF-Verordnung jetzt europaweit heben will! Die
volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity steigt
derzeit ebenso wie die der Finanzierung von Private Equity
durch Privatanleger, nicht zuletzt wegen zunehmender
Beschränkungen aufseiten traditioneller Investoren wie
Banken und Versicherungen. Österreich läuft Gefahr, diese
Quelle von Eigenkapitalfinanzierungen abzuwürgen.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der
Gesetzgeber tatsächlich noch einmal nachbessert?
Ich denke, das steht so gut wie fest. Gesetzgebungen sind oft wachsende, dynamische Prozesse. Man
hat jetzt im Parlament sicher mehr Zeit als in der Vorwahlphase, sich mit unseren in der Begutachtung vorgebrachten
Argumenten in der Tiefe auseinanderzusetzen. In Deutschland hat die Willensbildung, wenn auch weit vor der Umsetzungsfrist, zwei Jahre gedauert. Und die lange Diskussion
dort hat zu einem ausgewogenen Gesetz geführt.
Welche Bedeutung hat das Österreich-Geschäft
für RWB?
Wir sind in Österreich gerne und erfolgreich
tätig. Deshalb setzen wir alles daran, auch weiterhin hier auf
dem Markt präsent zu sein.
Mag. Birgit Schmolmüller
ist Vertriebsdirektorin Österreich bei RWB
PrivateCapital. Seit der Gründung 1999
haben mehr als 71.000 Anleger ein Gesamtvolumen von rund 1,8 Mrd. EUR gezeichnet.
Wir arbeiten schon länger an komplementären
Angeboten. Diese Modelle werden in Österreich neben den
klassischen RWB-Dachfonds angeboten werden. Zusammen
mit den bewährten Produkten haben wir dann ein noch breiteres Angebot für die österreichischen Anlegerinnen und
Anleger. Private Equity-Dachfonds aus dem Hause RWB werden aber auf jeden Fall der Kern unseres Publikumsvertriebes bleiben. Der österreichische Gesetzgeber wird sich
diese Chance für Wirtschaft und Anleger genauso wenig
durch eine fehlgeleitete Umsetzung einer EU-Richtlinie zerstören lassen, wie der deutsche Gesetzgeber das getan hat.
Welche Investments haben RWB-Fonds oder
Zielfonds zuletzt in Österreich getätigt?
Erst neulich hat sich ein Zielfonds an einem
jungen österreichischen Unternehmen beteiligt, uns aber
um Zurückhaltung bei der Namensnennung gebeten. Unser
Zielfonds Target Partners ist seit 2009 an einem Entwickler
für Spezialsoftware in Salzburg beteiligt. Hinzu kommen
noch zwei Beteiligungen von Zielfonds, die im Wesentlichen
außerhalb des deutschen Sprachraums investieren und
eben punktuell auch einmal in Österreich gelandet sind. Insgesamt gilt auch hier, dass Private Equity bei Österreichs
Unternehmern noch nicht wie selbstverständlich akzeptiert
ist. Das könnte sich wandeln und die österreichische Wirtschaft beleben – wenn die Politik mitzieht!
Vielen Dank für das Interview.
Denken Sie bereits über alternative Geschäftsmodelle für den österreichischen Markt nach? Über welche?
24
susanne.glaeser@vc-magazin.de
Venture Capital in Österreich
25. FORMDENKER.at
Wir fädeln kein Kamel
durchs Nadelöhr.
Wir finanzieren
Ihre innovativen
Lösungsideen.
Der OÖ HightechFonds finanziert hightechorientierte Start-Ups und innovative
Expansionen von Unternehmen in Oberösterreich. Das solide finanzielle Fundament
einer Beteiligung ermöglicht es Firmen, sich vor allem auf ihre technischen Kompetenzen zu konzentrieren und ihr zukunftsweisendes Potenzial voll zu entfalten. Mit
einer Dotierung von insgesamt mehr als 11 Mio. Euro schafft der OÖ HightechFonds
die Grundlage dafür, dass aus unmöglich Geglaubtem Wirklichkeit wird.
OÖ HightechFonds GmbH, Bethlehemstraße 3, 4020 Linz
office@hightechfonds.at | Tel: +43 732 / 777800
www.hightechfonds.at
26. Aus der Praxis
Life after exit
The venture capital investor looks to generate a high return through a structured exit, sometimes via an IPO but most often a trade-sale. We
asked successful, repeat entrepreneurs, whose adventures we follow with interest and what the exit experience meant for them. Their
responses follow, together with their recommendations to other business builders considering taking funding from venture capital firms.
Ralf Usbeck, founder of TravelTainment and Peakworks
says: „Selling the company you have built is like letting go a
child you have raised, letting them pursue their own life. It
is an emotional step, accompanied by sadness. In monetary
terms it is exchanging a livelihood for an insurance payment.” In monetary terms, the central question is: is the
insurance payment big enough? Russell Perry, ex-CEO of
123people and founder of kompany.com adds: „When
bringing a venture capitalist on board it is very important
to talk exit. Every founder should understand the exit scenarios, the timelines and what target the fund has to meet in
the future. This will have a very big impact on how you can
run and grow your company.“ Usbeck remained with TravelTainment after its acquisition by Amadeus for about two
years, but not feeling at home in a large corporate culture
left to start again. Perry stayed on board about one year
after the sale of 123people. “The sale of was tied to the
management team remaining on board and expanding the
business under the umbrella of an international company.
Even though we were successful and exceeded the first year
targets by 50%, I grew increasingly frustrated by internal
impediments. Leaving my team behind, which I had personally recruited, was the difficult part.”
So what follows separation? Usbeck’s recommendation: „If
you have the urge to build another business, don’t wait too
long. With a success behind you, you will have excellent
standing in your market, valuable contacts and credibility.
These grow stale over time.” Starting from zero may feel
odd at first, but it is super exciting. „I am too young to go
play golf, and just playing with your money is bad for your
character.” Perry returned briefly to the corporate world of
telecoms but once that was behind him everything fell into
place. „Ideas, team, technology, legal developments in Europe
and the US, started to fall into place and the thoughts of
building a new company turned into reality very quickly.“
This time his choice of investor will take into account things
like fund stage and objectives, with a view to better alignment of company growth objectives and investor financial
objectives.
In closing Usbeck adds: „The money earned through the exit
should be put in an interest bearing deposit account for a
year and left untouched. When you’ve earned so much
money all at once, you feel a bit like a hero, as if you can
make no mistakes when investing. That is not true and you
should take time to come back down to earth before taking
new financial risks.“ For Perry a successful exit is the
starting point for the next big thing, but with the luxury of
being able to take time to think what the next project may
be or even wait for an opportunity to present itself.
John Chapman
ist Managing Partner bei Pontis Capital.
Zuvor war er unter anderem bei Bankers
Trust, BNP Paribas und TVM Capital tätig.
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Venture Capital in Österreich
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28. Aus der Praxis | Case Study
Bauer sucht Kuh
Wolfgang Auer weiß aus eigener Erfahrung, was sich Landwirte wünschen. Sein Großvater hatte ihm einen kleinen Hof mit 14 Kühen vererbt,
Auer vergrößerte auf 50 Tiere. Schnell wurde ihm klar: Je größer der Stall, desto schneller verliert man den Überblick. Effizientes Herdenmanagement mit moderner Computer-Technik – mit dieser Idee im Gepäck gründete er MKW electronics. Der Oberösterreichische
HightechFonds investiert jetzt 1 Mio. EUR.
MKW electronics denkt global. Die Zielgruppe ist nicht der
klassische oberösterreichische Zuchtbetrieb, der eher klein
ist. „Wir denken eher an mittlere bis größere Ställe ab 100
oder 150 Tieren“, so Jörg Schlipfinger, der im Unternehmen
für die Finanzen zuständig ist. Der Vertrieb soll vor allem
über Wiederverkäufer und Hersteller laufen, also zum
Beispiel Unternehmen aus dem Bereich Melk- und Fütterungstechnik oder Stallbau. „Wir sind bereits im Gespräch
mit einigen Marktführern“, erzählt Schlipfinger. „Die sind
28
Foto: MKW electronics
„D
a die Tiere laut einer EU-Richtlinie sich frei bewegen können müssen, ist es schwierig, einzelne von
ihnen wiederzufinden. Das ist ein großer Zeitaufwand“, sagt Gründer Auer. „Wir statten deshalb jedes Tier
mit einer Ohrmarke aus, über Funk
lässt es sich lokalisieren.“ Der Vorteil:
Das System zeigt auch an, ob das Tier
verletzt, krank oder brünftig ist. Der
Landwirt kann schnell eingreifen. Schon
in seiner Diplomarbeit hatte sich Auer
mit dem Thema Herdenmanagement
und Echtzeitlokalisierung beschäftigt –
und sogar die Goldmedaille für Innovationen auf der Fachmesse EuroTier
Wolfgang Auer,
gewonnen. Bei seinem alten Arbeit- MKW electronics
geber konnte Auer das Projekt aber
nicht weiter vorantreiben. Und so machte er es selbst. „Die
Landwirte brauchen nur grundlegende Computerkenntnisse, um das System zu nutzen“, sagt Auer. „Und wir sorgen
dafür, dass er sehr schnell 100% richtige Daten erhält.“ Entweder außerhalb des Stalls oder übers Smartphone direkt
vor Ort. Mit den inzwischen 16 festen Mitarbeitern garantiert MKW electronics einen störungsfreien Betrieb. Auch
hier kommen dem Unternehmen Auers Erfahrungen zugute.
„Oft rufen die Landwirte am Freitagabend oder am Wochenende an, da haben sie Zeit“, erzählt Auer. „Wir machen deshalb vorsorglich ein Monitoring der installierten Hard- und
Software beim Landwirt. Wenn es ein Problem gibt, können
wir das sofort beheben, ohne dass der Kunde das unbedingt
mitbekommt.“
Mit den MKW-Ohrmarken findet man die Kühe nicht nur sofort, man weiß auch, ob sie
verletzt, krank oder brünftig sind.
sehr interessiert.“ Dass aus dem Oberösterreichischen
HightechFonds nun 1 Mio. EUR ins Projekt fließen, ist für
das 2009 gegründete Unternehmen ein außergewöhnlicher
Glücksfall. „Das Schwierige in Österreich ist generell, dass
man mit wenig Geld viel auf die Beine stellen muss“, so
Auer. „Hier gibt es normalerweise keine großen Summen,
man kann zwar ein Produkt entwickeln, aber dann ist es
schwierig, es zur Serienreife und auf den Markt zu bringen.“
Mit der vierten Beteiligung des OÖ HightechFonds hat MKW
electronics nun die erforderliche Kraft, um in den globalen
Markt einzutreten. „Wir haben keinen Zweifel daran, dass
das Projekt super abheben wird“, so Horst Gaisbauer vom
Inkubator tech2b und Investmentmanager für den HightechFonds. „Es nutzt das beste Produkt nichts, wenn das Team
schlecht ist. Hier haben wir aber ein Management, das wirklich aus dem Zielmarkt kommt.“ Da es sich beim HightechFonds um einen offenen Fonds handelt, ist die Laufzeit generell nicht beschränkt. „Wir haben keinen Exit-Druck“, sagt
Konrad Remplbauer, Geschäftsführer des OÖ HightechFonds. „Wir können für sieben bis zehn Jahre ein verlässlicher Partner sein. Nur wenn das Ganze sensationell
abhebt, werden wir früher rausgehen. Und dann haben auch
die Gründer eine tolle Rendite.“
Christine Schaller
redaktion@vc-magazin.de
Venture Capital in Österreich
29. Bessere Diagnosen
mit Fertig-Laboren
Wenn sich vier Professoren aus vier völlig unterschiedlichen Fachrichtungen zusammensetzen und ein Unternehmen gründen, muss die
Idee schon revolutionär sein. Das hehre Ziel: Krankheiten besser verstehen und wirksamere Therapien entwickeln. Der Schlüssel dazu ist
eine Art Fertigbaukasten. Labore können damit schnell und unkompliziert herausfinden, wie sich der Stoffwechsel eines Menschen verändert – und damit, ob ein Medikament wirklich wirkt. Seit 2006 ist MIG als Investor an Bord – und unterstützt mit ruhiger Hand. Inzwischen
stecken 11 Mio. EUR Kapital in Biocrates.
Marktentwicklung heißt auch: Raus aus dem Labor und auf
die Anwender zugehen. Etwa auf einen Onkologen, der seinen
krebskranken Patienten individueller und damit besser
helfen will. „Wir machen klassisches Scientific Marketing“, so
Fischer-Knuppertz. Von Kongress zu Kongress reisen, Studien
Venture Capital in Österreich
Foto: Biocrates
„U
nser Investment war eine Wette“, so Matthias Kromayer von
der MIG AG. „Biocrates hatte
damals noch keine Produkte, nur eine
Technologie. Und wir wussten wirklich
nicht, ob der Markt 2013/2014 überhaupt so weit sein würde.“ Tatsächlich
zögern viele mögliche Kunden nach
wie vor. Bisher entwickeln Labore
meist lieber ihre eigenen Analyse- Matthias Kromayer,
MIG AG
Verfahren – die allerdings nicht
standardisiert und damit vergleichbar
sind. Ein Nachteil. Seit Juni ist Wulf Fischer-Knuppertz neuer
CEO im Unternehmen. Er hat 25 Jahre in der Pharma- und
Diagnostikindustrie hinter sich und
weiß, wie man in der Branche einen
Markt erobert. „Bei den Innovatoren
kommen wir bereits gut an, die erkennen sehr frühzeitig das Potenzial neuer
Verfahren“, so Fischer-Knuppertz. „Leider wird aber in diesem Bereich nicht
so viel investiert.“ Denn die Labore
benötigen zur Diagnose nicht nur die
Fertigbaukästen – genannt Kits – von
Wulf Fischer-Knuppertz,
Biocrates. Sie brauchen zuallererst ein
Biocrates
eigenes Massenspektrometer. Und das
ist teuer. Biocrates unterstützt unentschlossene Labore
daher mit einer eigenen Service-Abteilung. „Sie können die
Diagnostik auch direkt bei Biocrates beauftragen“, erklärt
Investor Kromayer. „Dieser Service ist ein integraler Bestandteil der Marktentwicklung. Denn so kann das Unternehmen
seine Kunden mit der Methode vertraut machen und dafür
sorgen, dass die Hürde niedriger wird, selbst zu investieren.“
durchführen, publizieren. „Wir müssen beweisen, dass unser
Verfahren wirklich gut ist. Das ist eine Schlacht, die wir für
alle schlagen. Wir müssen diese neue Analyse-Richtung zum
Wohl der Patienten etablieren.“ Das diagnostische Verfahren,
das Biocrates entwickelt hat, könnte die Medizin personalisieren und individueller machen – wenn sie denn will. „Mit
unseren Kits können die Labore sehr kleine Moleküle identifizieren, also die Abbauprodukte im menschlichen Stoffwechsel“, erklärt Fischer-Knuppertz. „In der Autowerkstatt wird ja
auch getestet, was beim Auspuff rauskommt. Das machen wir
auch, nur eben beim Menschen.“ Wie sich der Stoffwechsel
im Laufe einer Therapie verändert, gibt Aufschluss darüber,
ob sie wirkt. Ein Vorteil auch in der Erforschung neuer Medikamente. „Wenn man unser Produkt schon in der vorklinischen Phase anwendet, erhält man viel früher ausführliche
Infos über Wirkungen und Nebenwirkungen“, so FischerKnuppertz. „Dadurch würde die Forschung effizienter.“
Seit über sieben Jahren ist die MIG AG an der Seite des Unternehmens. „Biocrates könnte bald schon profitabel arbeiten.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre wollen wir es vom Tropf der
Investoren wegkriegen“, so Kromayer. „Denkbar wäre zum Beispiel ein Technologie-Deal mit einem MassenspektrometerHersteller. Solche anwenderfreundlichen Kits selbst zu entwickeln dauert Jahre, da kauft man vielleicht lieber die fertige
Technologie von Biocrates.“ Auch das Management selbst
sucht nach Partnern. „Wir wollen ein strategischer Fit für ein
anderes Unternehmen sein“, so Fischer-Knuppertz.
Christine Schaller
redaktion@vc-magazin.de
29
30. Service | Partner der Ausgabe im Portrait
A+B = akademischer Unternehmenserfolg
AplusB schafft individuelle Erfolgsbrücken zwischen Forschung (Academia) und Wirtschaft (Business)
Das österreichische Inkubatorennetzwerk AplusB ist die
nationale und internationale Vertretung der acht regionalen AplusB-Gründungszentren. AplusB fungiert für seine
Start-ups als Interessenvertretung und unterstützt diese
gezielt bei Wachstum, Finanzierung und Internationalisierung.
Der aws Gründerfonds beteiligt sich an gewerblichen
österreichischen Unternehmen mit außerordentlich
hohem Wachstumspotenzial in der Gründungs- und ersten
Wachstumsphase.
„Kapital für Ideen und Innovationen“: Sie haben ein gut
skalierbares Geschäftsmodell entwickelt – mit erkennbarem Kundennutzen, der Zielmarkt weist ein nennenswertes Volumen oder Wachstumspotenzial auf. Gerade für
Ihr junges kleines oder mittleres Unternehmen in seiner
Als unabhängige partnergeführte Beteiligungsgesellschaft
mit Sitz in Frankfurt investieren wir über Mehrheitsbeteiligungen in Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten bzw.
Know-how in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Unser Fokus liegt auf mittelständischen Unternehmen aus
traditionellen Branchen mit einem Umsatzvolumen
zwischen 25 Mio. EUR und 125 Mio. EUR und einem klaren
Wachstumspotenzial.
Seit Bestehen von AplusB (2002) wurden 489 Gründungsvorhaben in das Programm aufgenommen, unterstützt und gefördert. 84% dieser Gründungsprojekte wurden bis Ende 2012
bereits als erfolgreiche Unternehmen geführt. Annähernd
2.000 qualifizierte Arbeitsplätze wurden damit österreichweit
geschaffen. AplusB wird gefördert vom Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) und abgewickelt von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
www.aplusb.biz
Gründungs- und Wachstumsphase ist die Mobilisierung
langfristiger Finanzierungen die Basis für eine erfolgreiche
Unternehmensentwicklung. Durch eine offene/stille Beteiligung des aws Gründerfonds können Eigenkapital aufgebracht und zusätzliche Finanzierungsperspektiven für
Ihr Unternehmen erschlossen werden. Der aws Gründerfonds ist branchentypisch strukturiert, arbeitet mit marktkonformen Konditionen und ist offen für Co-Investments.
www.gruenderfonds.at
Wir suchen erfolgreiche Unternehmer und Manager, die
sich mit der Lösung von Nachfolgeregelungen oder
strategischen Neuausrichtungen konfrontiert sehen. Mit
unserer umfangreichen nationalen und internationalen
Erfahrung im Private Equity und in der Industrie sind wir
ein zuverlässiger Partner unserer Portfoliounternehmen
und möchten gemeinsam die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben mit dem Ziel, vorhandene Potenziale
zu steigern.
www.finatem.de
30
Venture Capital in Österreich
31. Die INVEST AG ist die Beteiligungsgesellschaft der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich und mit einem Fondsvolumen von 150 Mio EUR Österreichs führender Private
Equity-Fonds. Besonders in Zeiten, in denen immer
mehr mittelständische Unternehmen mit steigendem
Eigenkapitalbedarf konfrontiert sind, bieten wir – als
Evergreen-Fonds mit unbeschränkter Laufzeit – langfristig
Stabilität und eine solide Basis für Ihre künftigen Erfolge.
Seit der Gründung 1994 hat die INVEST AG bereits in 130
Unternehmen unterschiedlichster Branchen Eigen- und
Der Oberösterreichische HightechFonds ist eine starke
Unterstützung für oberösterreichische Unternehmen: Mit
einer Dotierung von insgesamt mehr als 11 Mio. EUR, die
sich aus Mitteln der Europäischen Union, des Landes
Oberösterreich und der oö. Banken zusammensetzt,
ermöglicht der Venture Capital-Fonds es High-Potentials,
innovative Ideen in Oberösterreich zu verwirklichen.
Das klare Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort Oberösterreich für hochtechnologieorientierte, innovative Unternehmen
noch attraktiver zu machen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Wirtschaftsmotoren von morgen zu bieten.
Denn mit einer Beteiligung durch den Oberösterreichi-
PONTIS Capital wurde 2005 gegründet und ist mittlerweile eine
der führenden Growth Capital Gesellschaften in Österreich. Das
Unternehmen steht ausschließlich im Besitz des Managements
und wird als Partnerschaft geführt. Neben dem Hauptsitz in
Wien ist die Gesellschaft auch aus München heraus tätig, um
die Nachfrage im deutschen Markt besser bedienen zu können.
PONTIS Capital hat gegenwärtig zwei Fonds unter Management,
dotiert von namhaften institutionellen Investoren v.a. aus dem
DACH-Raum, und investiert aktuell aus ihrer zweiten Fondsgeneration PONTIS Growth Capital II („PGC II“).
Der Investmentfokus liegt auf qualifizierten Minderheitsbeteiligungen an wachstumsstarken, technologieorientier-
Venture Capital in Österreich
Mezzaninkapital investiert. Aktuell vertrauen 20 Unternehmen in Österreich und Süddeutschland auf unser
Know-how und profitieren von der Unterstützung in
operativen, kaufmännischen und strategischen Fragen.
Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligungen hat bei uns Vorrang. Ein Beteiligungsmanager mit
jahrelanger Erfahrung steht Ihnen jederzeit zur Seite.
www.investag.at
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allem auf ihre technischen Kompetenzen konzentrieren
und so ihr volles Potenzial entfalten können.
Neben finanzieller Stabilität wird in Kooperation mit dem
Hightech-Inkubator tech2b auch betriebswirtschaftliches
Know-how im Rahmen des Beteiligungsmanagements angeboten. Die individuelle Betreuung durch tech2b trägt
zum Erfolg der Unternehmen bei und ist somit wesentlicher
Bestandteil des Oberösterreichischen HightechFonds.
www.hightechfonds.at
ten, jüngeren sowie innovativen Unternehmen im unteren
Mittelstand. Branchenschwerpunkte bilden vor allem die
Informations- & Kommunikationstechnologie, Medizintechnik & Neue Materialien und Umwelttechnologie.
PONTIS Capital versteht sich als aktiver Investor, dessen
Investment Team sich in sämtlichen strategischen und
finanziellen Belangen der Beteiligungsunternehmen entsprechend intensiv einbringt und damit wesentlich zur
wertsteigernden Unternehmensentwicklung beiträgt.
www.pontiscapital.at
31
32. SUBSTANZ
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