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Eignet sich Sport zur
Prävention von Gewalt?
WelcheMaßnahmenElternbeiauffälligenKindernergreifensollten!
Inhalt
1. Einleitung....................................................................................................... 3
2. Begriffserklärungen......................................................................................... 4
2.1. Sport	 4
2.2. Aggression	 4
2.3. Gewalt	 4
2.3.1. Gewaltakzeptanz	 5
2.3.2. Gewaltbereitschaft	 5
2.3.3. Gewalthandeln	 5
3. Gewaltprävention........................................................................................... 6
3.1. Grundannahmen zur Prävention von Gewalt	 6
3.2. Welche Projekte können Gewalt verhindern?	 7
3.3. Laufen als Gewaltprävention	 7
3.4. Kampfsport und Kampfkunst als Gewaltprävention	 8
3.5. Abenteuer-, Erlebnis- und Risikosportarten als Gewaltprävention	 8
3.6. Welche Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen gibt es?	 8
3.7. Beispiele für Gewaltprävention	 10
3.8. Vor- und Nachteile von Sport zur Gewaltprävention	 11
3.8.1. Individuelle Ebene	 11
3.8.2. Soziale Ebene	 11
3.8.3. Körperliche Ebene	 11
3.8.4. Kulturelle Ebene	 12
3.9. Sport ist kein Allheilmittel für Gewaltprävention	 12
4. Anerkennung durch Sport...............................................................................13
5. Hilft Sport gegen Depressionen?......................................................................14
5.1. Sport hat eine antidepressive, angstreduzierende und Antipanische Wirkung	 14
5.2. Depressionen: Ein exemplarisches Sportprogramm	 14
5.3. Grenzen des Sports bei der Behandlung von Depressionen	 14
6. Kritik an Forschung über die Zusammenhänge zwischen Gewalt und Sport.........15
7. Fazit..............................................................................................................15
8. Weiterführende Informationen........................................................................16
9. Literaturverzeichnis.......................................................................................16
9.1. Bücher	 16
9.2. Internetquellen	 16
9.3. PDF-Dateien	 17
Seite 3 von 17
1. Einleitung
„Die beiden Opfer lagen schon am Boden und bluteten stark. Ich glaube bei dem einen war die Nase gebro-
chen und der andere hatte eine schlimme Verletzung am Bein. Doch die zwanzig Jungs hörten nicht auf und
traten weiter auf die jungen Männer am Boden ein, bis sich jemand traute dazwischen zu gehen und nach der
Polizei rief. Dann hauten sie endlich ab“, die Schilderung der Tat stammt von einer 15 Jährigen Schülerin.
Sie hat die Tat im Jahr 2011 beobachtet.
Mobbing unter Klassenkameraden, Schlägereien auf dem Pausenhof, Respektlosigkeit gegenüber autori-
tären Personen, Gewalt auf den Straßen… Die Aufzählung könnte ewig so weitergehen. Rund neun Prozent
aller Straftaten fallen auf Jugendliche und weitere neun Prozent auf Heranwachsende. Aus diesem Grund
muss sich die Gesellschaft und besonders die Erziehungsberechtigten, Lehrer und Pädagogen mit Konzep-
ten zur Vorbeugung von Gewalt beschäftigen.
Der schockierende Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden kostete 15 Menschen das Leben
und entfachte eine Debatte um das Ausmaß von Gewalt an Schulen. Dabei geht es nicht darum, Gewalt als
eine Erscheinung der Neuzeit zu definieren und der Gesellschaft ein kollektives Versagen zu unterstellen.
Vielmehr muss Gewalthandeln als ein dauerhaftes Problem anerkannt werden. Um Lösungswege zu finden
und Ansätze umsetzen zu können, müssen die Ursachen für Gewalthandeln geklärt werden.
Eine besonders große Rolle spielt Sport in der Prävention von Gewalt. Sportmediziner, Pädagogen und die
Politik sprechen dabei unlängst vom Königsweg. Schließlich werden in Vereinen und Mannschaftssportar-
ten Werte wie Respekt vermittelt.
Ob Sport wirklich zur Gewaltprävention eingesetzt werden sollte, welche konkreten Maßnahmen erfolgs-
versprechend sind und wo die Vor- und Nachteile liegen, klärt dieses Ebook auf.
Tatverdächtige (insgesamt) nach Altersgruppen
Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik 2013
Kinder Jugendliche Erw. 25-30 Heranwachs. Erw. 21 < 30 Erw. 30 < 40
Erw. 40 < 50 Erw. 50 < 60 Erw. 60 < 70 Erw. 70 < 80 Erwachsene ab 80 Jahre
1% 3%
9%
9%
12%
13%
20%
16%
1
0%
5% 2%
Bild: Laut der polizeilichen Kriminalstatistik waren 21 Prozent der Tatverdächtigen im Jahr 2013 entweder
Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende. Eine Auseinandersetzung mit Prävention von Gewalt ist folglich
unabdingbar. Bildquelle: Eigene Darstellung.
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2. Begriffserklärungen
Im EBook werden Begriffe wie Gewalthandeln und Gewaltbereitschaft verwendet. Um eine möglichst
genaue Abgrenzung vornehmen zu können, wird die wissenschaftliche Perspektive näher beleuchtet.
2.1. Sport
Im Sportwissenschaftlichen Lexikon wird der Begriff „Sport“ seit 1983 als schwer zu definieren bezeich-
net. Eine präzise oder gar eindeutige Abgrenzung lässt sich laut Röthigs und Prohls aus dem Jahr 2003
nicht vornehmen. Wird der zu definierende Begriff aus der englischen Übersetzung erklärt, dann bedeutet
„Sport“ soviel wie Spiel, Vergnügen oder Zeitvertreib. Das Gros der Sportwissenschaftler ist sich einig, dass
das Geschehen des Sporttreibens das Begriffsverständnis des Sports erweitert und differenziert.
2.2. Aggression
Aggression und Gewalt sind nicht dasselbe. Während jede gewalttätige Handlung eine Aggression darstellt,
mündet nicht jede Aggression in Gewalthandeln. Das Wort leitet sich vom lateinischen Begriff „aggredior“
ab und bedeutet Angreifen im Sinne von Berühren.
Es wird zwischen vier Aggressionstypen unterschieden:
•	 Instinktive Aggression: Dieser Typ kommt bei Tieren vor und äußert sich in der Verteidigung von
Rivieren oder im Buhlen um ein Weibchen.
•	 Ärger: Wut und Zorn fallen in diese Kategorie.
•	 Instrumentelle Aggression: Aggression kann instrumentalisiert werden. Dabei wird versucht,
durch den gezielten Einsatz von aggressiven Ausdrucksformen ein außeraggressives Ziel zu er-
reichen.
•	 Aggression als Selbstzweck: Sadismus wird diesem Typ zugeordnet. Menschen die vorsätzlich
Streit suchen gehören ebenfalls dazu.
Die häufigste Ursache für aggressives Verhalten ist Frustration. Dadurch werden emotionale Erregungen
hervorgerufen, welche in Aggression gipfeln können.
2.3. Gewalt
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet Gewalt den Einsatz von physischem oder psy-
chischem Zwang gegenüber Menschen, Tieren und Dingen. Abgeleitet werden die Definitionen von den la-
teinischen Wörtern „potentia“ für Macht im Sinne von Herrschaft und „violentia“ für die Anwendung von
physischen Kräften gegenüber Lebewesen.
Physische Gewalt: Die körperliche Gewalt ist am wenigsten erklärungsbedürftig. Ein Mensch oder ein an-
deres Lebewesen werden durch den konkreten Einsatz von körperlicher Kraft und Stärke geschädigt. Als
Folge können leichte Verletzungen bis hin zum Tod eintreten. Im Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes
heißt es:
	 „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“
•	 Psychische Gewalt: Der Begriff der psychischen Gewalt umfasst verbale und nonverbale Verlet-
zungen einer Person. In die Kategorie „verbal“ fallen Beleidigungen und Spott. Das Vorenthalten
von Zuwendungen, kommunizieren von abfälligen Gestiken und der Ausschluss aus einer Grup-
pe werden den nonverbalen Verletzungen zugeordnet. Emotionales Erpressen gehört ebenfalls
dazu.
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Bild: Gewaltakzeptanz führt zu Gewaltbereitschaft und gipfelt in Gewalthandlung. Aus Gewaltbereitschaft
wird eine Handlung, wenn für die ausführende Person eine Sinnhaftigkeit vorliegt. Im Alltag ist Gewalt für
viele Menschen eine einfache und erfolgsversprechende Form der Interaktion. Erfährt eine Gewaltbereitschaft
ein gewisses Maß an Legitimation, kann dies ebenfalls zu entsprechenden Handlungen führen. Durch den
Konsum von Alkohol wird Gewalt verharmlost und die Hemmschwelle sinkt. Wenn Jugendliche kein Mitleid
empfinden, weil ihnen die Empathiefähigkeit fehlt, dann kann dies Gewalthandlungen begünstigen. Als letz-
ten Punkt beeinflusst der situative Kontext den Prozess von der Bereitschaft zur aktiven Ausübung von Gewalt.
Duldung von Gewalt innerhalb einer Gruppe stimulieren Jugendliche und befürworten gewalttätige Hand-
lungen. Bild: Eigene Darstellung.
2.3.1. Gewaltakzeptanz
Die Akzeptanz von Gewalt billigt zur Durchsetzung der Ziele und Interessen die Anwendung der selbigen.
Der Einsatz von Gewalt wird dabei als richtig angesehen.
2.3.2. Gewaltbereitschaft
Von Gewaltbereitschaft wird gesprochen, wenn eine Person für das Erreichen von Zielen bereit ist Gewalt
einzusetzen.
2.3.3. Gewalthandeln
Der faktische Einsatz von Gewalt wird als Gewalthandeln bezeichnet. Der Begriff ist klar von der Bereit-
schaft gewalttätig zu werden abzugrenzen.
Gewaltakzeptanz
Gewaltbereitschaft
Sinnhaftigkeit
Rechtfertigung
Neutralisierung
Situativer Kontext
Gewalthandlung
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Bild: In einer Umfrage gaben fast 25 Prozent der Probanden an, in den letzten zwölf Monaten in einer Schlä-
gerei verwickelt gewesen zu sein. Die Frage nach sinnvollen Maßnahmen zur Gewaltprävention ist so aktuell
wie nie zuvor. Bildquelle: Eigene Darstellung.
3. Gewaltprävention
Der österreichische Neurologe Sigmund Freud war der Ansicht, dass der Versuch Gewalt zu unterdrücken
beim Menschen psychische Störungen hervorrufen kann. Im Rahmen des ethologischen Instinktkonzeptes
hat Konrad Lorenz die Wichtigkeit von Aggression für die Tierwelt herausgestellt. Demnach ist Aggression
und Gewalthandeln zur Artenerhaltung überlebenswichtig. Im gesellschaftlichen Miteinander muss des-
halb eine Ersatzbefriedigung durch Sport, Filme oder andere Tätigkeiten gefunden werden.
Konkret geht es bei der Prävention von Gewalt darum, zu deeskalieren und zu intervenieren. Eine Gewalt-
situation wird dadurch versucht entschärft zu werden.
Sportpädagogen unterscheiden zwischen zwei Methoden:
•	 Gewaltprävention durch Sport
•	 Gewaltprävention im Sport
3.1. Grundannahmen zur Prävention von Gewalt
Um präventiv gegen Gewalt vorbeugen zu können, bedarf es der Definition und Erfüllung dreier Grundan-
nahmen und Prinzipien.
•	 Aggressionen und Emotionen werden reguliert: Damit im Sport Aggressionen nicht ausgelebt
werden können, unterliegt jede Sportart einem Regelwerk. Ein Foul im Fußballspiel wird mit
einer Ermahnung, gelben Karte oder roten Karte geahndet. Über das strukturierte Handlungs-
umfeld werden Werte wie Fairness und Verantwortung vermittelt. Respekt spielt eine ebenso
wichtige Rolle.
Quelle: Shell
Verwicklung von Jugendlichen in Schlägereien
in den letzten 12 Monaten (in %)
Schlägereien mit Linksradikalen
Schlägereien mit der Polizei
Schlägereien mit Rechtsradikalen
Schlägereien auf dem Fußballpatz
Schlägereien in sonstigen Situationen
Schlägereien zwischen Deutschen und Ausländern
Schlägereien in der Schule
Schlägereien in einer Kneipe, Disco, auf Partys
Schlägereien unter Jugendlichen
Nichts davon
0,6
0,9
1,2
2,6
3
4,6
6,3
7,4
10,5
78,2
Seite 7 von 17
•	 Als Mittel zum Zweck: Jedes Sportangebot muss nach einem erzieherischen Konzept entwickelt
werden. Andernfalls verpufft die gewaltpräventive Wirkung. Mit den Jugendlichen muss über die
Art des Sports geredet werden. Dadurch lassen sich Wünsche und Vorlieben ermitteln, was die
Chance auf Annahme des Angebots erhöht und somit die Gewaltprävention gewährleistet.
•	 Medium der Zielgruppenerreichung: Um zu den Jugendlichen einen Zugang zu erhalten und
Gewaltprävention betreiben zu können, muss eine Grundlage für Beziehungsarbeit geschaffen
werden. Mit Sport wird die Person an Projekte gebunden und gleichzeitig dient es als Medium
der Zielgruppenerreichung.
Ein möglichst hoher Effekt der Gewaltprävention wird erst erzielt, wenn alle der genannten Grundannah-
men erfüllt werden. Die gewählte Sportart muss einem klaren Regelwerk folgen, die Zielgruppe anspre-
chen und den Jugendlichen langfristig an das Projekt binden.
3.2. Welche Projekte können Gewalt verhindern?
Die Wissenschaft unterscheidet bei der Prävention von Gewalt durch Sport zwischen drei Projekttypen.
Offene und geschlossene Angebote richten sich an die Allgemeinheit, während der Sport im Jugendstraf-
vollzug als erzieherisches Konzept für bereits aufgefallene Jugendliche gedacht ist.
Offene Angebote: Bei der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen spielen Jugendclubs eine be-
sonders große Rolle. Speziell Personen aus sozialen Brennpunkten machen von den Angeboten gebrauch.
Bei Schließung von Clubs droht denen meist eine Abdrängung in das gesellschaftliche Abseits. Jugend-
clubs und ausgewiesene Sportjugendclubs tragen folglich eine große Verantwortung innerhalb der Frei-
zeit- und Förderprogramme. Sport dient bei den offenen Angeboten als Medium des Kontaktaufbaus und
der langfristigen Bindung. Zudem wird eine sinnvolle Alternative zum Rumhängen auf der Straße geschaf-
fen. In Deutschland wird die Anzahl der sogenannten Straßenkids auf 20.000 geschätzt. Für europäische
Verhältnisse ist das eine relativ hohe Zahl, denn in Österreich sind es ungefähr 500 und in der Schweiz
1.000 Jugendliche, die auf der Straße leben.
•	 Geschlossene Angebote: Diese Art von Angeboten richtet sich an bereits straffällige oder gefähr-
dete Jugendliche. Gegenüber einer offenen Gruppe bietet das geschlossene Angebot den Vorteil,
dass gezielt mit den Teilnehmern gearbeitet werden kann. Wegen der Regelmäßigkeit können
konkrete Ziele festgelegt werden. Ein solches Angebot kann zum Beispiel die wiederkehrende
Teilnahme an einem Kampfsport-Trainingsprogramm sein. Für die Präventionsarbeit sind die ge-
schlossenen Angebote außerordentlich wichtig.
•	 Sport im Strafvollzug: Im Jugendstrafvollzug gibt es keine verpflichtenden Sportangebote für
die Inhaftierten. Häufig reicht das Personal nicht aus oder die Haftanstalt besitzt nicht die pas-
senden Räumlichkeiten für ein adäquates Sportangebot. Dabei ist Sport zur Erfüllung des Erzie-
hungsauftrags in den Anstalten besonders wichtig.
3.3. Laufen als Gewaltprävention
Laufen fördert die Gesundheit, den Stressabbau, Ausschüttung von Endorphinen und ist unkompliziert.
Zur Gewaltprävention eignet sich der Sport allerdings nur bedingt, denn es handelt sich um eine Individu-
alsportart. Wichtige Bestandteile wie Teamarbeit fehlen beim Joggen. Dadurch werden die sozialen Fähig-
keiten nicht verbessert. Zudem wird sich nur vereinzelt mit Kritik auseinandergesetzt.
Positiv ist hingegen die Erfahrung mit den eigenen Körper Grenzen zu überschreiten und neue Fähigkeiten
zu erlernen. Der Bewegungsdrang wird ebenfalls befriedigt.
Vereinzelt kommt Laufen zum Einsatz für vorbeugende Maßnahmen, allerdings setzt das Gros der Pädago-
gen auf andere Aktivitäten, zum Beispiel Mannschaftssportarten.
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3.4. Kampfsport und Kampfkunst als Gewaltprävention
Viele Experten haben gegenüber Kampfsport ihre Vorbehalte. Nach ihrer Ansicht fördert der Sport die Ge-
waltbereitschaft und trainiert gezielt Kampf-Techniken bis zur Perfektion. Wie beim Joggen auch handelt
es sich um eine Individual-Sportart.
In den Grundannahmen wurde bereits erläutert, dass es sowohl auf die Regeln als auch auf das pädagogi-
sche Konzept ankommt. Bei Kampfsportarten wird dies deutlich. Boxen wird beispielsweise oft zur Gewalt-
prävention eingesetzt. Während des Unterrichts kommt es auf die Art und Weise des Trainings an. Wie wer-
den Techniken den Schülern kommuniziert und welche Übungen werden trainiert. Positiver Nebeneffekt
einer Kampfsportart ist, dass die Jugendlichen sich nicht mehr auf der Straße beweisen müssen, sondern
in der Trainingseinheit. Sie werden gezielt mit Gewalt konfrontiert und erlernen den Umgang mit Aggressi-
onen. Dadurch strahlen die Jugendlichen Stärke aus und vermitteln Sicherheit. Auf der moralischen Ebene
erlernen die Heranwachsenden den Verhaltes- und Ehrenkodex.
EXKURS: Boxen als Methode zur Gewaltprävention ist seit dem Vorfall im Oktober 2012 in Berlin, als Jon-
ny K. von einem Boxer totgeschlagen wurde in Verruf geraten. Der Sportwissenschaftler Christian Görisch
macht in einem Spiegel-Interview aber nicht die erworbenen Boxfähigkeiten für den tödlichen Verlauf der
Auseinandersetzung verantwortlich, denn der Sport alleine kann das Gewaltpotential eines Jugendlichen
nicht auf ein Mindestmaß reduzieren. Pädagogen und Sportmediziner müssen ganzheitliche Konzepte
entwickeln, damit solche Übergriffe künftig nicht mehr ein solches Ende nehmen.
3.5. Abenteuer-, Erlebnis- und Risikosportarten
als Gewaltprävention
Wie Konrad Lorenz bereits geschrieben hat, ist es wichtig, das vorhandene Gewaltpotential durch Akti-
vitäten zu minimieren. Abgesehen von den bereits besprochenen Alternativen können auch Abenteuer-,
Erlebnis- und Risikosportarten, kurz AER-Sportarten der Gewaltkultur entgegenwirken.
Bei Jugendlichen mit einem klaren Geschlechterrollen-Verständnis erzielt Klettern eine nachweislich posi-
tive Wirkung, denn die Sportart bringt das klassische Geschlechter-Bild ins Wanken. Körperlich fitte Frauen
klettern Wände hoch, während manche männliche Kollegen die Herausforderung nicht bewältigen. Zudem
hilft es Vertrauen aufzubauen und Ängste zu überwinden.
NachteilvonAER-SportartensinddieentstehendenfinanziellenBelastungen.EineKanutouraufdemFluss,
ein Klettertag in einer Indoorhalle oder ein Bungee-Sprung kosten vergleichsweise viel Geld. Es empfiehlt
sich eine unregelmäßige Ausübung.
3.6. Welche Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen gibt es?
Es gibt zahlreiche Gewalt-Interventionsprogramme. Besonders in Schulen lohnt sich die Anwendung, da
der Einrichtung ein Erziehungsauftrag zukommt. Die Arbeit mit Schülern und Eltern, die Schaffung von
Chancengleichheit, das gezielte Training mit aggressiven Jugendlichen, die Erstellung von nachvollzieh-
baren Regeln und die Förderung verhaltensauffälliger Kinder können Gewalthandlungen entgegenwirken
und vorbeugen.
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Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen:
Maßnahme Definition Ziele Methoden
Nach Dan Olweus Dan Olweus baute seinen
Ansatz auf drei Ebenen
auf: Schul-, Klassen- und
persönliche Ebene. Jede
Ebene stellt die Ausgangs-
basis für Maßnahmen auf
der nächst tieferen Ebene
dar
Das Programm zielt darauf
ab, bestehende Konflikte
im außer- und innerschuli-
schen Bereich zu lösen.
Schulebene: Hohe Lehrer-
präsenz auf Schulhöfen,
Eltern-Lehrer-Treffen.
Klassenebene: Einsatz
von Lob und Anerkennung
durch den Lehrer, koope-
ratives Lernen, gemeinsa-
me Aktivitäten
Persönliche Ebene: Einzel-
gespräche mit den Tätern
und Gemobbten, Treffen
mit den Eltern der Opfer
und Täter.
Nach Jamie Walker Das Konzept von Jamie
Walker wurde bereits an
Schulen in Berlin erprobt.
Interaktionsspiele, sozia-
les Lernen und Friedenser-
ziehung sind die Basis des
Modells und zielt damit
auf die gewaltfreie Kon-
fliktlösung ab.
Der Ansatz von Jamie Wal-
ker strebt einen Perspekti-
venwechsel der beteiligten
Personen an. Sie sollen
Taten reflektieren und sich
in Selbstkritik üben.
Spiele und Übungen
fördern die kreative Kon-
fliktlösungssuche. Da das
Konzept auf Freiwilligkeit
beruht, müssen gerade die
Erziehungsberechtigten
davon überzeugt werden.
Sonst gelingt der Transfer
der erworbenen Fähigkei-
ten nicht in den Alltag.
Nach Petermann &
Petermann
Dabei geht es um ein
verhaltenstherapeuti-
sches- und zielorientiertes
Kompakttraining.
Der Jugendliche soll sein
Verhalten ändern und
eine Beziehung zu seiner
Familie und dem sozialen
Umfeld aufbauen. Dabei
werden ihm Verhaltens-
kompetenzen beigebracht,
welche langfristig auf den
Alltag übertragen werden
sollen.
Mithilfe von Fotos und Vi-
deos soll das Kind eine dif-
ferenzierte Wahrnehmung
erlernen. Imaginative
Entspannungstechniken
bekämpfen die motorische
Unruhe und sorgen für
einen Abbau von Anspan-
nung. Um Empathie zu
erzeugen werden Rollen-
spiele eingesetzt.
Nach Jens Weidner Das Konzept eignet sich
für aggressive Wiederho-
lungstäter.
Der Täter soll eine realisti-
sche Selbstwahrnehmung
entwickeln und körper-
liche in verbale Gewalt
kanalisieren. Zudem soll er
die Perspektive des Opfers
durchleben.
Die Ziele werden mit der
psychotherapeutischen
Technik „Heißer Stuhl“
von Fritz Perls erreicht.
Die Sitzung findet inner-
halb einer Gruppe statt
und rückt den Täter in das
Zentrum der Aufmerksam-
keit.
Die hier vorgestellten Konzepte zur Prävention von Gewalt wurden mehrfach unter fachkundiger Aufsicht
erprobt. In der norwegischen Stadt Bergen wurde an 42 Schulen das Konzept von Dan Olweus eingeführt.
Die Gewalt ging um mehr als fünfzig Prozent zurück und war damit ein voller Erfolg. Das Klassenklima wur-
de besser und auf dem Weg zur Schule nahm das Gewaltvorkommen ab. Die Evaluationsstudie wurde in
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der vierten bis neunten Klasse durchgeführt.
Wenn ein Elternteil Veränderungen beim Kind wahrnimmt, kann die Lehrerin gezielt auf die oben erwähn-
ten Konzepte angesprochen werden. Hierbei ist es egal ob das Kind die Opfer- oder Täterrolle einnimmt. In
beiden Fällen muss gehandelt und entsprechend reagiert werden.
3.7. Beispiele für Gewaltprävention
An der Edith-Stein-Schule im Saarland haben Sporttrainer und Heimerzieher das Gewaltpräventionspro-
jekt „Power Out“ (Ohne Gewalt!) durchgeführt. Dabei soll den Jugendlichen Respekt vor anderen beige-
bracht werden. Der Trainer dient dabei als unumstößliche Autorität und als Zugang zur Zielgruppe. Solche
durch Spenden finanzierte Projekte sind besonders wichtig. Neben den ehrenamtlichen Tätigkeiten von
Vereinen arbeitet die Polizei auf diesem Gebiet ebenfalls sehr intensiv. Auf den Einbruchschutz, Taschen-
diebstahl und Diebstahl von Kraftfahrzeugen soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Quelle: Bundeskriminalamt
Straftaten in Deutschland bis 2013
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
6264723
6363865
6507394
6572135
663156
6391715
6304223
6284661
6114128
6054330
5933278
5990679
5997040
5961652
Bild: Das Bundeskriminalamt verzeichnete gegenüber dem Vorjahr weniger Straftaten in Deutschland. Dieser
positive Verlauf ist unteranderem auf die diversen Präventionsprogramme der Polizei und sozialen Einrich-
tungen zurückzuführen. Bildquelle: Eigene Darstellung.
Einbruchschutz: Die Polizei versucht die Bevölkerung zum Thema Einbruch mit Kampagnen wie K-Ein-
bruch zu sensibilisieren. Bereits einfache Maßnahmen können das Einbruchsrisiko senken. Gegenüber
2012 sind die erfassten Einbruchsfälle jedoch von 144.117 auf 149.500 gestiegen. In einem interaktiven
Haus kann sich der Nutzer über Sicherheitstipps informieren und Radiosender dürfen die zwei produzier-
ten Hörfunkspots kostenfrei ausstrahlen.
Taschendiebstahl: Die Polizei ließ den zehnminütigen Film „Vorsicht Taschendieb“ produzieren und stellt
diesen bei passenden Vorträgen zur Verfügung. Der Film wird zudem als Lehrfilm für interne Schulungen
von Polizeibeamten genutzt.
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•	 Diebstahl von Kraftfahrzeugen: Das Faltblatt „Bremsen Sie Diebe rechtzeitig aus!“ weist die
Fahrzeughalter und Autohändler auf mögliche Risikobereiche hin. In erster Linie geht es dar-
um, der Zielgruppe sicherheitsbewusstes Verhalten beizubringen. Die Installation von Überwa-
chungstechnik wird ebenfalls angeraten.
3.8. Vor- und Nachteile von Sport zur Gewaltprävention
Obwohl ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen sportlichen Engagement und gewalttätigen Verhal-
ten bereits wiederlegt wurde (Peper 1981, Stützle-Hebel 1993), sind positive Effekte wie die Steigerung
des Selbstwertgefühls nicht von der Hand zu weisen. Viele Mediziner und Pädagogen halten an der Ka-
tharsis-Hypothese fest. Sie besagt, dass durch das gezielte Ausleben von Gewalt, beispielsweise durch
Sport negative Emotionen wie z.B. Ärger und Wut reduziert werden. Am Ende der Abhandlung wird darauf
nochmal ausführlich eingegangen.
Vorteil Nachteil
Der Umgang mit Kraft wird erlernt. Kampftechniken können missbraucht werden.
Werte wie Respekt & Fairness werden vermittelt. Egoismus, instrumentelles Foulspiel und der Wille im-
mer zu Gewinnen werden gefördert.
Durch sportliche Erfolge erhält der Jugendliche Aner-
kennung und das hebt sein Selbstwertgefühl. Zudem
wird der Sportler, unabhängig vom Alter zum vollwerti-
gen Mitglied der Mannschaft.
Neben den in der Tabelle kurz aufgeführten Vor- und Nachteilen von Prävention durch Sport lassen sich
weitere Pro- und Contra-Argumente auf vier verschiedenen Ebenen finden. Im Folgenden werden die Merk-
male jeder Ebene herausgearbeitet.
3.8.1. Individuelle Ebene
Auf der individuellen Ebene führt Sport dazu, sich selbst und die eigenen Facetten zu entdecken. Durch An-
erkennung wird die Entwicklung von Selbstbewusstsein gefördert und es werden Strukturen geschaffen.
Viele gewaltbereite Jugendliche können den Alltag nicht bewältigen und benötigen eine Tätigkeit die sie
subtil an einen geregelten Tagesablauf heranführen.
3.8.2. Soziale Ebene
Die Teilnahme an einem Mannschaftssporttraining oder Wettbewerb führt zum Aufbau eines sozialen Netz-
werks. Der soziale Umgang mit dem Team und dem Gegner wird auf spielerische Art und Weise gelernt.
Innerhalb eines Fußballspiels muss sich der Jugendliche den geltenden Regeln fügen und die gegnerische
Mannschaft respektvoll behandeln. Wenn ein Gegentor fällt, dann muss sich der Spieler in Selbstkontrolle
und Disziplin üben.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt von Sport auf der sozialen Ebene ist, dass die Jugendlichen bei der Ge-
staltung von Trainingsplätzen und Plänen mitwirken können. Dadurch identifizieren sie sich mit dem Um-
feld und gewinnen ein Gefühl für Selbstverwirklichung. Die Erfahrung, ohne den Einsatz von Gewalt eigene
Ziele und Vorhaben umsetzen zu können, bestärkt sie im gewaltfreien Umgang miteinander.
3.8.3. Körperliche Ebene
Im Abschnitt zur individuellen Ebene wurde das Kennenlernen der eigenen Facetten bereits beschrieben.
Bei der körperlichen Ebene stehen die eigenen Fähigkeiten im Vordergrund. Durch die Teilnahme an sport-
lichen Aktivitäten werden Grenzen in Erfahrung gebracht und der Körper erhält eine Wertschätzung. Damit
sind die Beziehung zum Körper und das Körpergefühl gemeint.
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Beim Setzen von Zielen differenzieren Pädagogen zwischen beiden Geschlechtern. Während beim Jungen
die Fokussierung auf Kraft und Stärke liegt, steht bei den Mädchen das körperliche Selbstwertgefühl im
Mittelpunkt der Arbeit.
3.8.4. Kulturelle Ebene
Bewegungsarmut führt zu Frustration und zunehmend zur Gewaltbereitschaft. Die Politik tut folglich ein
gutes daran in sozialen Brennpunkten für ausreichend Sportmöglichkeiten zu sorgen. Egal ob es Sportplät-
ze oder Hallen sind, den Jugendlichen muss eine Alternative angeboten werden. Aus der gesellschaftlichen
Perspektive führt Sport zu einer Integration in die Region oder Kultur.
3.9. Sport ist kein Allheilmittel für Gewaltprävention
Moffitt untersuchte in einer Metanalyse antisoziales Verhalten und kam zum Ergebnis, dass fünf bis zehn
Prozent der Bevölkerung sich dauerhaft sozial auffällig verhalten und gegen geltende Gesetze verstoßen.
Er nannte die Verlaufsform „life-course persistent“. Vorübergehenden Delinquenten verlieh er die Bezeich-
nung „adolescene-limited“. Die Jugendlichen benehmen sich vor und nach der Pubertät unauffällig. Das
antisoziale Verhalten resultiert bei dieser Gruppe nicht aus ungeordneten Familienverhältnissen, sondern
ist überwiegend auf die Pubertät zurückzuführen.
Lebensalter
Begrenzt auf das Jugendalter
Dauerhaft
antisozial
Prävalenzraten
antisozialen
Verhaltens
80%
60%
40%
20%
0%
5 10 15 20 25 30 35 40 45
Bild: Studien belegen, dass 5-10 Prozent der Bevölkerung sich dauerhaft sozial auffällig verhalten. Bildquelle:
Eigene Darstellung nach Moffitt (1993).
Innerhalb einer Gesellschaft lässt sich ein gewisses Maß an Gewalt folglich nicht verhindern. Die hohe in-
tegrative Funktion von Sport ist unbestritten, ist aber auch kein Allheilmittel gegen Gewalt in der Gesell-
schaft. Gerade passive Sportbegeisterung gipfelt nicht selten in aggressiven Verhalten. Die regelmäßigen
Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen im Fußball bestätigen die These. Oftmals
kommen bei den Übergriffen Staatsbedienstete und unbeteiligte Menschen zu schaden. Die Identifikation
mit einem Club und die daraus resultierenden Emotionen stellen eine der Gründe für eine solche Eskala-
tionen dar.
Bild: Obwohl die Zahl der festgestellten Straftaten in Fußballstadien 2011 leicht zurückging, bleibt diese auf
Seite 13 von 17
einem hohen Niveau. Bildquelle: Eigene Darstellung.
Der deutsche Alfred Vierkandt begründete den Begriff der Ventilsitte und dieser lässt sich eins zu eins auf
das Ereignis Fußball übertragen. Damit soziale Spannungen innerhalb einer Gesellschaft abgebaut werden
können, werden offizielle Feste veranstaltet. In unserem Beispiel erfüllen die wöchentlichen Fußballspiele
diese Funktion.
4. Anerkennung durch Sport
Anerkennung kann eine jugendliche Person beispielsweise über sportliche oder schulische Leistungen er-
halten. Innerhalb einer Gruppe mit einer hohen Gewaltbereitschaft führt deviantes Verhalten, wie zum Bei-
spiel Diebstahl oder verbale Beschimpfungen ebenfalls zu Anerkennung. Der soziale Status wird dadurch
jedoch nicht verbessert. Kommt zum sportlichen Engagement noch die Übernahme von Verantwortung
hinzu, dann wird die soziale Anerkennung nochmals gesteigert.
In bestimmten Fällen kann der positive Effekt durch Sport auch ins Gegenteil umschlagen und verpuffen.
Jugendliche mit körperlichen Defiziten, zum Beispiel Übergewicht erfahren statt Anerkennung zum Teil
Spott und Häme.
Auffällige Jugendliche tun gut daran, sich sportlich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.
Als Elternteil muss die soziale Gruppe, in der das Kind auftritt, beobachtet werden. Nach Hurrelmann und
Engel (1992) gilt eine geringe Akzeptanz innerhalb einer Gruppe als Risikofaktor für deviantes Verhalten.
Quelle: Bundespolizei
Eingesetzte Beamte Von der Bundespolizei festgestellte Straftaten
2008/2009 2009/2010 2010/2011
Einsatz von Polizeibeamten und festgestellte
Straftaten in deutschen Fußballstadien 2011
88716
2300 2656 2563
100255
95285
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5. Hilft Sport gegen Depressionen?
Steinert (2008) hat Ursachen für aggressives Verhalten herausgearbeitet. Auf der Psychopathologischen
Ebene mündet Frustration, Verzweiflung und erhöhte Reizbarkeit in Aggression. Dafür verantwortlich ist
die Depression.
Ursache Gesunde Verarbeitung Gesteigerte Aggressi-
onsbereitschaft
Gehemmte Aggressi-
onsbereitschaft
Frustration Aggressive Gefühle werden
im Gespräch
kommuniziert.
Drohungen,
Beschimpfungen
Betonte Freundlichkeit
wechselnd mit Sticheleien.
Tabelle: Frustration kann in Aggression münden und auf drei verschiedene Arten verarbeitet werden.
Um Gewalt zu vermeiden, gilt es depressiven Verhalten entgegenzuwirken. In den nächsten beiden Absät-
zen werden einige Ansätze zur Vorbeugung von Depressionen behandelt.
5.1. Sport hat eine antidepressive, angstreduzierende
und Antipanische Wirkung
Metaanalysen von 1600 Studien mit 142.000 Teilnehmern über die letzten 23 Jahre haben bestätigt, dass
Sport einen ähnlichen Effekt erzielt wie eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung. Die
Fachweltvermutet,dassSportähnlichwieeinAntidepressivumwirkt.DieWirkungsweisedahintererklären
die Wissenschaftler mithilfe des Botenstoffes Serotonin. Das Glückshormon hat Einfluss auf die Stimmung
und ein Serotoninmangel im Gehirn äußert sich in Form von Angst, Aggression und depressiven Verhalten.
5.2. Depressionen: Ein exemplarisches Sportprogramm
Die Freie Universität Berlin hat ein Sportprogramm mit sechs Teilabschnitten zur Bekämpfung einer De-
pression entwickelt. Das Training geht um die zwei Stunden und beinhaltet sowohl Ausdauer- als auch
Kraftelemente.
•	 Teil 1: Aufwärmung; Zeit: 15- 20 Minuten; Gymnastik, Auflockerung…
•	 Teil 2: Laufen und Gehen; Zeit: 20- 30 Minuten; Intervalltraining, Atemübungen…
•	 Teil 3: Spiel; Zeit: 10- 30 Minuten; Kennlernspiele, Meditation, Körperwahrnehmungsübungen,
Tauziehen…
•	 Teil 4: Laufen und Gehen; Zeit: 20- 30 Minuten; Intervalltraining, Atemübungen…
•	 Teil 5: Ausklang; Zeit: 10- 15 Minuten; Lockerung der Muskulatur, Dehnen…
•	 Teil 6: Abschlussgespräch; Zeit: 15- 20 Minuten; Die Sportstunde wird reflektiert.
Die Rückfallquote ist nach einem solchen Trainingsprogramm nachweislich geringer. Nach rund zwölf
Monaten reduzieren sich die Symptome um knapp die Hälfte.
5.3. Grenzen des Sports bei der Behandlung von Depressionen
Menschen mit einer Depression fühlen sich erschöpft, unruhig, traurig und verzweifelt. Zudem bleiben De-
pressive lieber in den eigenen vier Wänden und gehen nur selten raus. Um sportlich aktiv zu werden, muss
Seite 15 von 17
die Person rausgehen und beispielsweise ein Fitnessstudio besuchen. Wegen der Lustlosigkeit wird sich
ein vollkommender Verzicht auf Pillen und Psychotherapeuten nicht vermeiden lassen.
„Bei einer klinisch-manifesten Depression wäre es grob fahrlässig zu sagen: Beweg dich einfach und lass
die Pillen weg“, sagte Prof. Gerhard Huber. Er bestätigt die geringe Rückfallquote in die Depression durch
Sport, warnt allerdings vor einem kompletten Verzicht von Antidepressiva.
6. Kritik an Forschung über die
Zusammenhänge zwischen Gewalt
und Sport
Die Universitäten tun ein gutes daran intensiver an den Zusammenhängen zwischen Gewalt und Sport
zu forschen. Es gibt nur wenige Studien die sich tatsächlich mit dem gewaltreduzierenden Potential von
Sport beschäftigen. Bei der Durchführung von Erhebungen sollte auf einheitliche Standards gesetzt wer-
den, denn dadurch, dass sie unterschiedlich erfasst und operationalisiert werden, sind sie untereinander
nur schwer vergleichbar. Zudem müssen Langzeitstudien durchgeführt werden. Sonst lassen sich Soziali-
sations- und Selektionseffekte nicht erkennen.
7. Fazit
Im Gesamtkontext mit anderen Konzepten ist Sport zur Gewaltprävention sehr bedeutsam. Wenngleich
nicht alle auffälligen Jugendlichen damit auf eine gewaltfreie Bahn gebracht werden können. Dafür ist der
kulturell geprägte Rahmen zu komplex und besteht aus zu vielen Einflussfaktoren. Sportengagement, als
ein Teil des Rahmens ist besonders für männliche Jugendliche attraktiv. Der regelgeleitete Umgang mit
Gewalt, die Akzeptanz von Autoritäten, das Einüben von Fairness und ein gewisses Maß an Selbstverwirkli-
chung sind nur einige der bereits erwähnten Vorteile. Hinzukommen das Integrationspotential und die so-
ziale Anerkennung. Jugendliche ohne oder mit schlechter Zukunftsperspektive sind laut Diplompädagogin
Innere Realität
• Leistungsfähigkeit
• Selbstkonzept
• Eltern & Freunde
• Schule
• Alter
• Geschlecht
• Häufigkeit
• Zeit
Äußere Realität Individ. Merkmale Sport
Entwicklungs- und Bewältigungsprozesse
Gewalthandlungen, Einstellung, Akzeptanz
Seite 16 von 17
Carmen Trenz besonders oft unter der Täterschaft vertreten.
Bild: Sport stellt einen der vier wichtigsten Einflussfaktoren auf den Entwicklungs- und Bewältigungsprozess
dar. Der Prozess beeinflusst wiederrum die Einstellung zur Gewalt, die Akzeptanz und die Gewalthandlung
selbst. Sport kann folglich einen Jugendlichen dauerhaft von Gewalt abhalten. Bildquelle: Eigene Darstel-
lung.
Mit Vorurteilen, wie Kampfsport fördert die Gewaltbereitschaft konnte dieses EBook aufräumen und den
eigentlichen Widerspruch in sich widerlegen. Gleiches trifft für die passive Teilnahme an Fußballspielen
zu. Gesellschaftliche Großereignisse dienen als Ventil und können durch den Staat gezielt gelenkt werden.
Elternteile sind gut damit beraten, ihr Kind frühzeitig in einen Sportverein anzumelden. Die Politik muss
mit Programmen die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen zur Förderung von sportlichen Ein-
richtungen und Jugendclubs schaffen. Die rückläufigen Zahlen in der Kriminalstatistik und die Zunahme
erfolgreicher Präventionsmaßnahmen zeigen jedoch, dass Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen
hat.
8. Weiterführende Informationen
•	 Liste von Sportvereinen: http://www.vereinsverzeichnis.eu/
•	 Polizeikampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung vor Einbrüchen: www.k-einbruch.de
•	 Videofilm deckt die Tricks der Taschendiebe auf und gibt hilfreiche Tipps:
•	 http://www.bundespolizei.de/DE/02Schutz-und-Vorbeugung/Taschendiebstahl/taschendiebstahl_
node.html
9. Literaturverzeichnis
9.1. Bücher
Artmann, Sabine (2011): „Renditeanomalien in Deutschland und den USA“ (Kölner Wirtschaftsverlag)
Hillbrunner, Maik (2011): „Gewaltprävention durch Schulsport“ (GRIN Verlag)
Hofmann, Jürgen (2008): „Sport und Gewalt: eine multidimensionale Annäherung im interkulturellen Kon-
text“ (Meyer & Meyer Verlag)
9.2. Internetquellen
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/ar-
ticle/850155/depressionen-sport-hilft-antidepressivum.html
http://www.berlin.de/special/sport-und-fitness/freizeitsport/laufen-walking/news/43131-57887-depres-
sionenlaufenhilftbeidertherapie.html
http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/17566/gewalt
http://www.bundespolizei.de/DE/02Schutz-und-Vorbeugung/Taschendiebstahl/taschendiebstahl_node.
html
http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html
Seite 17 von 17
www.k-einbruch.de
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89470531.html
http://www.sportwissenschaft.uni-hamburg.de/tiedemann/documents/sportdefinition.html
http://www.t-online.de/eltern/jugendliche/id_45420170/praevention-gegen-jugendgewalt.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenkind
https://www.2sneakers.de/straftaten/
9.3. PDF-Dateien
http://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/gesundheit/pdf/bewegung-statt-hirngift.pdf
http://www.bka.de/nn_233820/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2013/pks2013__node.
html?__nnn=true
http://www.colorado.edu/ibs/jessor/psych7536-805/readings/moffitt-1993_674-701.pdf
http://www.foepaed.net/volltexte/steffen/gewaltpraevention.pdf
http://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/psychologie/psycho1/team/zimmermann/downl_medi-
at/gewalt_ppt.pdf
http://www.power-out.de/gewaltpraevention/images/presse/img_0001.pdf
http://projekt-gewalt.beepworld.de/files/TheorienM.Benz/aggressiongewalt.pdf
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Aggression_und_Gewalt_aus_psychiatrischer_Sicht.
pdf
http://www.sportundgesellschaft.de/index.php/sportundgesellschaft/article/download/138/132
http://www.sportwiss.uni-hannover.de/fileadmin/sport/KoFaS/Gewaltpraevention_HL07-12.pdf
Impressum:
2Sneakers GbR
Gartenstr. 6

58540 Meinerzhagen
Deutschland
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Ratgeber Gewaltprävention durch Sport und Sportverein

  • 1. Eignet sich Sport zur Prävention von Gewalt? WelcheMaßnahmenElternbeiauffälligenKindernergreifensollten!
  • 2. Inhalt 1. Einleitung....................................................................................................... 3 2. Begriffserklärungen......................................................................................... 4 2.1. Sport 4 2.2. Aggression 4 2.3. Gewalt 4 2.3.1. Gewaltakzeptanz 5 2.3.2. Gewaltbereitschaft 5 2.3.3. Gewalthandeln 5 3. Gewaltprävention........................................................................................... 6 3.1. Grundannahmen zur Prävention von Gewalt 6 3.2. Welche Projekte können Gewalt verhindern? 7 3.3. Laufen als Gewaltprävention 7 3.4. Kampfsport und Kampfkunst als Gewaltprävention 8 3.5. Abenteuer-, Erlebnis- und Risikosportarten als Gewaltprävention 8 3.6. Welche Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen gibt es? 8 3.7. Beispiele für Gewaltprävention 10 3.8. Vor- und Nachteile von Sport zur Gewaltprävention 11 3.8.1. Individuelle Ebene 11 3.8.2. Soziale Ebene 11 3.8.3. Körperliche Ebene 11 3.8.4. Kulturelle Ebene 12 3.9. Sport ist kein Allheilmittel für Gewaltprävention 12 4. Anerkennung durch Sport...............................................................................13 5. Hilft Sport gegen Depressionen?......................................................................14 5.1. Sport hat eine antidepressive, angstreduzierende und Antipanische Wirkung 14 5.2. Depressionen: Ein exemplarisches Sportprogramm 14 5.3. Grenzen des Sports bei der Behandlung von Depressionen 14 6. Kritik an Forschung über die Zusammenhänge zwischen Gewalt und Sport.........15 7. Fazit..............................................................................................................15 8. Weiterführende Informationen........................................................................16 9. Literaturverzeichnis.......................................................................................16 9.1. Bücher 16 9.2. Internetquellen 16 9.3. PDF-Dateien 17
  • 3. Seite 3 von 17 1. Einleitung „Die beiden Opfer lagen schon am Boden und bluteten stark. Ich glaube bei dem einen war die Nase gebro- chen und der andere hatte eine schlimme Verletzung am Bein. Doch die zwanzig Jungs hörten nicht auf und traten weiter auf die jungen Männer am Boden ein, bis sich jemand traute dazwischen zu gehen und nach der Polizei rief. Dann hauten sie endlich ab“, die Schilderung der Tat stammt von einer 15 Jährigen Schülerin. Sie hat die Tat im Jahr 2011 beobachtet. Mobbing unter Klassenkameraden, Schlägereien auf dem Pausenhof, Respektlosigkeit gegenüber autori- tären Personen, Gewalt auf den Straßen… Die Aufzählung könnte ewig so weitergehen. Rund neun Prozent aller Straftaten fallen auf Jugendliche und weitere neun Prozent auf Heranwachsende. Aus diesem Grund muss sich die Gesellschaft und besonders die Erziehungsberechtigten, Lehrer und Pädagogen mit Konzep- ten zur Vorbeugung von Gewalt beschäftigen. Der schockierende Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden kostete 15 Menschen das Leben und entfachte eine Debatte um das Ausmaß von Gewalt an Schulen. Dabei geht es nicht darum, Gewalt als eine Erscheinung der Neuzeit zu definieren und der Gesellschaft ein kollektives Versagen zu unterstellen. Vielmehr muss Gewalthandeln als ein dauerhaftes Problem anerkannt werden. Um Lösungswege zu finden und Ansätze umsetzen zu können, müssen die Ursachen für Gewalthandeln geklärt werden. Eine besonders große Rolle spielt Sport in der Prävention von Gewalt. Sportmediziner, Pädagogen und die Politik sprechen dabei unlängst vom Königsweg. Schließlich werden in Vereinen und Mannschaftssportar- ten Werte wie Respekt vermittelt. Ob Sport wirklich zur Gewaltprävention eingesetzt werden sollte, welche konkreten Maßnahmen erfolgs- versprechend sind und wo die Vor- und Nachteile liegen, klärt dieses Ebook auf. Tatverdächtige (insgesamt) nach Altersgruppen Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik 2013 Kinder Jugendliche Erw. 25-30 Heranwachs. Erw. 21 < 30 Erw. 30 < 40 Erw. 40 < 50 Erw. 50 < 60 Erw. 60 < 70 Erw. 70 < 80 Erwachsene ab 80 Jahre 1% 3% 9% 9% 12% 13% 20% 16% 1 0% 5% 2% Bild: Laut der polizeilichen Kriminalstatistik waren 21 Prozent der Tatverdächtigen im Jahr 2013 entweder Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende. Eine Auseinandersetzung mit Prävention von Gewalt ist folglich unabdingbar. Bildquelle: Eigene Darstellung.
  • 4. Seite 4 von 17 2. Begriffserklärungen Im EBook werden Begriffe wie Gewalthandeln und Gewaltbereitschaft verwendet. Um eine möglichst genaue Abgrenzung vornehmen zu können, wird die wissenschaftliche Perspektive näher beleuchtet. 2.1. Sport Im Sportwissenschaftlichen Lexikon wird der Begriff „Sport“ seit 1983 als schwer zu definieren bezeich- net. Eine präzise oder gar eindeutige Abgrenzung lässt sich laut Röthigs und Prohls aus dem Jahr 2003 nicht vornehmen. Wird der zu definierende Begriff aus der englischen Übersetzung erklärt, dann bedeutet „Sport“ soviel wie Spiel, Vergnügen oder Zeitvertreib. Das Gros der Sportwissenschaftler ist sich einig, dass das Geschehen des Sporttreibens das Begriffsverständnis des Sports erweitert und differenziert. 2.2. Aggression Aggression und Gewalt sind nicht dasselbe. Während jede gewalttätige Handlung eine Aggression darstellt, mündet nicht jede Aggression in Gewalthandeln. Das Wort leitet sich vom lateinischen Begriff „aggredior“ ab und bedeutet Angreifen im Sinne von Berühren. Es wird zwischen vier Aggressionstypen unterschieden: • Instinktive Aggression: Dieser Typ kommt bei Tieren vor und äußert sich in der Verteidigung von Rivieren oder im Buhlen um ein Weibchen. • Ärger: Wut und Zorn fallen in diese Kategorie. • Instrumentelle Aggression: Aggression kann instrumentalisiert werden. Dabei wird versucht, durch den gezielten Einsatz von aggressiven Ausdrucksformen ein außeraggressives Ziel zu er- reichen. • Aggression als Selbstzweck: Sadismus wird diesem Typ zugeordnet. Menschen die vorsätzlich Streit suchen gehören ebenfalls dazu. Die häufigste Ursache für aggressives Verhalten ist Frustration. Dadurch werden emotionale Erregungen hervorgerufen, welche in Aggression gipfeln können. 2.3. Gewalt Laut der Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet Gewalt den Einsatz von physischem oder psy- chischem Zwang gegenüber Menschen, Tieren und Dingen. Abgeleitet werden die Definitionen von den la- teinischen Wörtern „potentia“ für Macht im Sinne von Herrschaft und „violentia“ für die Anwendung von physischen Kräften gegenüber Lebewesen. Physische Gewalt: Die körperliche Gewalt ist am wenigsten erklärungsbedürftig. Ein Mensch oder ein an- deres Lebewesen werden durch den konkreten Einsatz von körperlicher Kraft und Stärke geschädigt. Als Folge können leichte Verletzungen bis hin zum Tod eintreten. Im Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes heißt es: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ • Psychische Gewalt: Der Begriff der psychischen Gewalt umfasst verbale und nonverbale Verlet- zungen einer Person. In die Kategorie „verbal“ fallen Beleidigungen und Spott. Das Vorenthalten von Zuwendungen, kommunizieren von abfälligen Gestiken und der Ausschluss aus einer Grup- pe werden den nonverbalen Verletzungen zugeordnet. Emotionales Erpressen gehört ebenfalls dazu.
  • 5. Seite 5 von 17 Bild: Gewaltakzeptanz führt zu Gewaltbereitschaft und gipfelt in Gewalthandlung. Aus Gewaltbereitschaft wird eine Handlung, wenn für die ausführende Person eine Sinnhaftigkeit vorliegt. Im Alltag ist Gewalt für viele Menschen eine einfache und erfolgsversprechende Form der Interaktion. Erfährt eine Gewaltbereitschaft ein gewisses Maß an Legitimation, kann dies ebenfalls zu entsprechenden Handlungen führen. Durch den Konsum von Alkohol wird Gewalt verharmlost und die Hemmschwelle sinkt. Wenn Jugendliche kein Mitleid empfinden, weil ihnen die Empathiefähigkeit fehlt, dann kann dies Gewalthandlungen begünstigen. Als letz- ten Punkt beeinflusst der situative Kontext den Prozess von der Bereitschaft zur aktiven Ausübung von Gewalt. Duldung von Gewalt innerhalb einer Gruppe stimulieren Jugendliche und befürworten gewalttätige Hand- lungen. Bild: Eigene Darstellung. 2.3.1. Gewaltakzeptanz Die Akzeptanz von Gewalt billigt zur Durchsetzung der Ziele und Interessen die Anwendung der selbigen. Der Einsatz von Gewalt wird dabei als richtig angesehen. 2.3.2. Gewaltbereitschaft Von Gewaltbereitschaft wird gesprochen, wenn eine Person für das Erreichen von Zielen bereit ist Gewalt einzusetzen. 2.3.3. Gewalthandeln Der faktische Einsatz von Gewalt wird als Gewalthandeln bezeichnet. Der Begriff ist klar von der Bereit- schaft gewalttätig zu werden abzugrenzen. Gewaltakzeptanz Gewaltbereitschaft Sinnhaftigkeit Rechtfertigung Neutralisierung Situativer Kontext Gewalthandlung
  • 6. Seite 6 von 17 Bild: In einer Umfrage gaben fast 25 Prozent der Probanden an, in den letzten zwölf Monaten in einer Schlä- gerei verwickelt gewesen zu sein. Die Frage nach sinnvollen Maßnahmen zur Gewaltprävention ist so aktuell wie nie zuvor. Bildquelle: Eigene Darstellung. 3. Gewaltprävention Der österreichische Neurologe Sigmund Freud war der Ansicht, dass der Versuch Gewalt zu unterdrücken beim Menschen psychische Störungen hervorrufen kann. Im Rahmen des ethologischen Instinktkonzeptes hat Konrad Lorenz die Wichtigkeit von Aggression für die Tierwelt herausgestellt. Demnach ist Aggression und Gewalthandeln zur Artenerhaltung überlebenswichtig. Im gesellschaftlichen Miteinander muss des- halb eine Ersatzbefriedigung durch Sport, Filme oder andere Tätigkeiten gefunden werden. Konkret geht es bei der Prävention von Gewalt darum, zu deeskalieren und zu intervenieren. Eine Gewalt- situation wird dadurch versucht entschärft zu werden. Sportpädagogen unterscheiden zwischen zwei Methoden: • Gewaltprävention durch Sport • Gewaltprävention im Sport 3.1. Grundannahmen zur Prävention von Gewalt Um präventiv gegen Gewalt vorbeugen zu können, bedarf es der Definition und Erfüllung dreier Grundan- nahmen und Prinzipien. • Aggressionen und Emotionen werden reguliert: Damit im Sport Aggressionen nicht ausgelebt werden können, unterliegt jede Sportart einem Regelwerk. Ein Foul im Fußballspiel wird mit einer Ermahnung, gelben Karte oder roten Karte geahndet. Über das strukturierte Handlungs- umfeld werden Werte wie Fairness und Verantwortung vermittelt. Respekt spielt eine ebenso wichtige Rolle. Quelle: Shell Verwicklung von Jugendlichen in Schlägereien in den letzten 12 Monaten (in %) Schlägereien mit Linksradikalen Schlägereien mit der Polizei Schlägereien mit Rechtsradikalen Schlägereien auf dem Fußballpatz Schlägereien in sonstigen Situationen Schlägereien zwischen Deutschen und Ausländern Schlägereien in der Schule Schlägereien in einer Kneipe, Disco, auf Partys Schlägereien unter Jugendlichen Nichts davon 0,6 0,9 1,2 2,6 3 4,6 6,3 7,4 10,5 78,2
  • 7. Seite 7 von 17 • Als Mittel zum Zweck: Jedes Sportangebot muss nach einem erzieherischen Konzept entwickelt werden. Andernfalls verpufft die gewaltpräventive Wirkung. Mit den Jugendlichen muss über die Art des Sports geredet werden. Dadurch lassen sich Wünsche und Vorlieben ermitteln, was die Chance auf Annahme des Angebots erhöht und somit die Gewaltprävention gewährleistet. • Medium der Zielgruppenerreichung: Um zu den Jugendlichen einen Zugang zu erhalten und Gewaltprävention betreiben zu können, muss eine Grundlage für Beziehungsarbeit geschaffen werden. Mit Sport wird die Person an Projekte gebunden und gleichzeitig dient es als Medium der Zielgruppenerreichung. Ein möglichst hoher Effekt der Gewaltprävention wird erst erzielt, wenn alle der genannten Grundannah- men erfüllt werden. Die gewählte Sportart muss einem klaren Regelwerk folgen, die Zielgruppe anspre- chen und den Jugendlichen langfristig an das Projekt binden. 3.2. Welche Projekte können Gewalt verhindern? Die Wissenschaft unterscheidet bei der Prävention von Gewalt durch Sport zwischen drei Projekttypen. Offene und geschlossene Angebote richten sich an die Allgemeinheit, während der Sport im Jugendstraf- vollzug als erzieherisches Konzept für bereits aufgefallene Jugendliche gedacht ist. Offene Angebote: Bei der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen spielen Jugendclubs eine be- sonders große Rolle. Speziell Personen aus sozialen Brennpunkten machen von den Angeboten gebrauch. Bei Schließung von Clubs droht denen meist eine Abdrängung in das gesellschaftliche Abseits. Jugend- clubs und ausgewiesene Sportjugendclubs tragen folglich eine große Verantwortung innerhalb der Frei- zeit- und Förderprogramme. Sport dient bei den offenen Angeboten als Medium des Kontaktaufbaus und der langfristigen Bindung. Zudem wird eine sinnvolle Alternative zum Rumhängen auf der Straße geschaf- fen. In Deutschland wird die Anzahl der sogenannten Straßenkids auf 20.000 geschätzt. Für europäische Verhältnisse ist das eine relativ hohe Zahl, denn in Österreich sind es ungefähr 500 und in der Schweiz 1.000 Jugendliche, die auf der Straße leben. • Geschlossene Angebote: Diese Art von Angeboten richtet sich an bereits straffällige oder gefähr- dete Jugendliche. Gegenüber einer offenen Gruppe bietet das geschlossene Angebot den Vorteil, dass gezielt mit den Teilnehmern gearbeitet werden kann. Wegen der Regelmäßigkeit können konkrete Ziele festgelegt werden. Ein solches Angebot kann zum Beispiel die wiederkehrende Teilnahme an einem Kampfsport-Trainingsprogramm sein. Für die Präventionsarbeit sind die ge- schlossenen Angebote außerordentlich wichtig. • Sport im Strafvollzug: Im Jugendstrafvollzug gibt es keine verpflichtenden Sportangebote für die Inhaftierten. Häufig reicht das Personal nicht aus oder die Haftanstalt besitzt nicht die pas- senden Räumlichkeiten für ein adäquates Sportangebot. Dabei ist Sport zur Erfüllung des Erzie- hungsauftrags in den Anstalten besonders wichtig. 3.3. Laufen als Gewaltprävention Laufen fördert die Gesundheit, den Stressabbau, Ausschüttung von Endorphinen und ist unkompliziert. Zur Gewaltprävention eignet sich der Sport allerdings nur bedingt, denn es handelt sich um eine Individu- alsportart. Wichtige Bestandteile wie Teamarbeit fehlen beim Joggen. Dadurch werden die sozialen Fähig- keiten nicht verbessert. Zudem wird sich nur vereinzelt mit Kritik auseinandergesetzt. Positiv ist hingegen die Erfahrung mit den eigenen Körper Grenzen zu überschreiten und neue Fähigkeiten zu erlernen. Der Bewegungsdrang wird ebenfalls befriedigt. Vereinzelt kommt Laufen zum Einsatz für vorbeugende Maßnahmen, allerdings setzt das Gros der Pädago- gen auf andere Aktivitäten, zum Beispiel Mannschaftssportarten.
  • 8. Seite 8 von 17 3.4. Kampfsport und Kampfkunst als Gewaltprävention Viele Experten haben gegenüber Kampfsport ihre Vorbehalte. Nach ihrer Ansicht fördert der Sport die Ge- waltbereitschaft und trainiert gezielt Kampf-Techniken bis zur Perfektion. Wie beim Joggen auch handelt es sich um eine Individual-Sportart. In den Grundannahmen wurde bereits erläutert, dass es sowohl auf die Regeln als auch auf das pädagogi- sche Konzept ankommt. Bei Kampfsportarten wird dies deutlich. Boxen wird beispielsweise oft zur Gewalt- prävention eingesetzt. Während des Unterrichts kommt es auf die Art und Weise des Trainings an. Wie wer- den Techniken den Schülern kommuniziert und welche Übungen werden trainiert. Positiver Nebeneffekt einer Kampfsportart ist, dass die Jugendlichen sich nicht mehr auf der Straße beweisen müssen, sondern in der Trainingseinheit. Sie werden gezielt mit Gewalt konfrontiert und erlernen den Umgang mit Aggressi- onen. Dadurch strahlen die Jugendlichen Stärke aus und vermitteln Sicherheit. Auf der moralischen Ebene erlernen die Heranwachsenden den Verhaltes- und Ehrenkodex. EXKURS: Boxen als Methode zur Gewaltprävention ist seit dem Vorfall im Oktober 2012 in Berlin, als Jon- ny K. von einem Boxer totgeschlagen wurde in Verruf geraten. Der Sportwissenschaftler Christian Görisch macht in einem Spiegel-Interview aber nicht die erworbenen Boxfähigkeiten für den tödlichen Verlauf der Auseinandersetzung verantwortlich, denn der Sport alleine kann das Gewaltpotential eines Jugendlichen nicht auf ein Mindestmaß reduzieren. Pädagogen und Sportmediziner müssen ganzheitliche Konzepte entwickeln, damit solche Übergriffe künftig nicht mehr ein solches Ende nehmen. 3.5. Abenteuer-, Erlebnis- und Risikosportarten als Gewaltprävention Wie Konrad Lorenz bereits geschrieben hat, ist es wichtig, das vorhandene Gewaltpotential durch Akti- vitäten zu minimieren. Abgesehen von den bereits besprochenen Alternativen können auch Abenteuer-, Erlebnis- und Risikosportarten, kurz AER-Sportarten der Gewaltkultur entgegenwirken. Bei Jugendlichen mit einem klaren Geschlechterrollen-Verständnis erzielt Klettern eine nachweislich posi- tive Wirkung, denn die Sportart bringt das klassische Geschlechter-Bild ins Wanken. Körperlich fitte Frauen klettern Wände hoch, während manche männliche Kollegen die Herausforderung nicht bewältigen. Zudem hilft es Vertrauen aufzubauen und Ängste zu überwinden. NachteilvonAER-SportartensinddieentstehendenfinanziellenBelastungen.EineKanutouraufdemFluss, ein Klettertag in einer Indoorhalle oder ein Bungee-Sprung kosten vergleichsweise viel Geld. Es empfiehlt sich eine unregelmäßige Ausübung. 3.6. Welche Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen gibt es? Es gibt zahlreiche Gewalt-Interventionsprogramme. Besonders in Schulen lohnt sich die Anwendung, da der Einrichtung ein Erziehungsauftrag zukommt. Die Arbeit mit Schülern und Eltern, die Schaffung von Chancengleichheit, das gezielte Training mit aggressiven Jugendlichen, die Erstellung von nachvollzieh- baren Regeln und die Förderung verhaltensauffälliger Kinder können Gewalthandlungen entgegenwirken und vorbeugen.
  • 9. Seite 9 von 17 Konzepte zur Gewaltprävention an Schulen: Maßnahme Definition Ziele Methoden Nach Dan Olweus Dan Olweus baute seinen Ansatz auf drei Ebenen auf: Schul-, Klassen- und persönliche Ebene. Jede Ebene stellt die Ausgangs- basis für Maßnahmen auf der nächst tieferen Ebene dar Das Programm zielt darauf ab, bestehende Konflikte im außer- und innerschuli- schen Bereich zu lösen. Schulebene: Hohe Lehrer- präsenz auf Schulhöfen, Eltern-Lehrer-Treffen. Klassenebene: Einsatz von Lob und Anerkennung durch den Lehrer, koope- ratives Lernen, gemeinsa- me Aktivitäten Persönliche Ebene: Einzel- gespräche mit den Tätern und Gemobbten, Treffen mit den Eltern der Opfer und Täter. Nach Jamie Walker Das Konzept von Jamie Walker wurde bereits an Schulen in Berlin erprobt. Interaktionsspiele, sozia- les Lernen und Friedenser- ziehung sind die Basis des Modells und zielt damit auf die gewaltfreie Kon- fliktlösung ab. Der Ansatz von Jamie Wal- ker strebt einen Perspekti- venwechsel der beteiligten Personen an. Sie sollen Taten reflektieren und sich in Selbstkritik üben. Spiele und Übungen fördern die kreative Kon- fliktlösungssuche. Da das Konzept auf Freiwilligkeit beruht, müssen gerade die Erziehungsberechtigten davon überzeugt werden. Sonst gelingt der Transfer der erworbenen Fähigkei- ten nicht in den Alltag. Nach Petermann & Petermann Dabei geht es um ein verhaltenstherapeuti- sches- und zielorientiertes Kompakttraining. Der Jugendliche soll sein Verhalten ändern und eine Beziehung zu seiner Familie und dem sozialen Umfeld aufbauen. Dabei werden ihm Verhaltens- kompetenzen beigebracht, welche langfristig auf den Alltag übertragen werden sollen. Mithilfe von Fotos und Vi- deos soll das Kind eine dif- ferenzierte Wahrnehmung erlernen. Imaginative Entspannungstechniken bekämpfen die motorische Unruhe und sorgen für einen Abbau von Anspan- nung. Um Empathie zu erzeugen werden Rollen- spiele eingesetzt. Nach Jens Weidner Das Konzept eignet sich für aggressive Wiederho- lungstäter. Der Täter soll eine realisti- sche Selbstwahrnehmung entwickeln und körper- liche in verbale Gewalt kanalisieren. Zudem soll er die Perspektive des Opfers durchleben. Die Ziele werden mit der psychotherapeutischen Technik „Heißer Stuhl“ von Fritz Perls erreicht. Die Sitzung findet inner- halb einer Gruppe statt und rückt den Täter in das Zentrum der Aufmerksam- keit. Die hier vorgestellten Konzepte zur Prävention von Gewalt wurden mehrfach unter fachkundiger Aufsicht erprobt. In der norwegischen Stadt Bergen wurde an 42 Schulen das Konzept von Dan Olweus eingeführt. Die Gewalt ging um mehr als fünfzig Prozent zurück und war damit ein voller Erfolg. Das Klassenklima wur- de besser und auf dem Weg zur Schule nahm das Gewaltvorkommen ab. Die Evaluationsstudie wurde in
  • 10. Seite 10 von 17 der vierten bis neunten Klasse durchgeführt. Wenn ein Elternteil Veränderungen beim Kind wahrnimmt, kann die Lehrerin gezielt auf die oben erwähn- ten Konzepte angesprochen werden. Hierbei ist es egal ob das Kind die Opfer- oder Täterrolle einnimmt. In beiden Fällen muss gehandelt und entsprechend reagiert werden. 3.7. Beispiele für Gewaltprävention An der Edith-Stein-Schule im Saarland haben Sporttrainer und Heimerzieher das Gewaltpräventionspro- jekt „Power Out“ (Ohne Gewalt!) durchgeführt. Dabei soll den Jugendlichen Respekt vor anderen beige- bracht werden. Der Trainer dient dabei als unumstößliche Autorität und als Zugang zur Zielgruppe. Solche durch Spenden finanzierte Projekte sind besonders wichtig. Neben den ehrenamtlichen Tätigkeiten von Vereinen arbeitet die Polizei auf diesem Gebiet ebenfalls sehr intensiv. Auf den Einbruchschutz, Taschen- diebstahl und Diebstahl von Kraftfahrzeugen soll im Folgenden näher eingegangen werden. Quelle: Bundeskriminalamt Straftaten in Deutschland bis 2013 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 6264723 6363865 6507394 6572135 663156 6391715 6304223 6284661 6114128 6054330 5933278 5990679 5997040 5961652 Bild: Das Bundeskriminalamt verzeichnete gegenüber dem Vorjahr weniger Straftaten in Deutschland. Dieser positive Verlauf ist unteranderem auf die diversen Präventionsprogramme der Polizei und sozialen Einrich- tungen zurückzuführen. Bildquelle: Eigene Darstellung. Einbruchschutz: Die Polizei versucht die Bevölkerung zum Thema Einbruch mit Kampagnen wie K-Ein- bruch zu sensibilisieren. Bereits einfache Maßnahmen können das Einbruchsrisiko senken. Gegenüber 2012 sind die erfassten Einbruchsfälle jedoch von 144.117 auf 149.500 gestiegen. In einem interaktiven Haus kann sich der Nutzer über Sicherheitstipps informieren und Radiosender dürfen die zwei produzier- ten Hörfunkspots kostenfrei ausstrahlen. Taschendiebstahl: Die Polizei ließ den zehnminütigen Film „Vorsicht Taschendieb“ produzieren und stellt diesen bei passenden Vorträgen zur Verfügung. Der Film wird zudem als Lehrfilm für interne Schulungen von Polizeibeamten genutzt.
  • 11. Seite 11 von 17 • Diebstahl von Kraftfahrzeugen: Das Faltblatt „Bremsen Sie Diebe rechtzeitig aus!“ weist die Fahrzeughalter und Autohändler auf mögliche Risikobereiche hin. In erster Linie geht es dar- um, der Zielgruppe sicherheitsbewusstes Verhalten beizubringen. Die Installation von Überwa- chungstechnik wird ebenfalls angeraten. 3.8. Vor- und Nachteile von Sport zur Gewaltprävention Obwohl ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen sportlichen Engagement und gewalttätigen Verhal- ten bereits wiederlegt wurde (Peper 1981, Stützle-Hebel 1993), sind positive Effekte wie die Steigerung des Selbstwertgefühls nicht von der Hand zu weisen. Viele Mediziner und Pädagogen halten an der Ka- tharsis-Hypothese fest. Sie besagt, dass durch das gezielte Ausleben von Gewalt, beispielsweise durch Sport negative Emotionen wie z.B. Ärger und Wut reduziert werden. Am Ende der Abhandlung wird darauf nochmal ausführlich eingegangen. Vorteil Nachteil Der Umgang mit Kraft wird erlernt. Kampftechniken können missbraucht werden. Werte wie Respekt & Fairness werden vermittelt. Egoismus, instrumentelles Foulspiel und der Wille im- mer zu Gewinnen werden gefördert. Durch sportliche Erfolge erhält der Jugendliche Aner- kennung und das hebt sein Selbstwertgefühl. Zudem wird der Sportler, unabhängig vom Alter zum vollwerti- gen Mitglied der Mannschaft. Neben den in der Tabelle kurz aufgeführten Vor- und Nachteilen von Prävention durch Sport lassen sich weitere Pro- und Contra-Argumente auf vier verschiedenen Ebenen finden. Im Folgenden werden die Merk- male jeder Ebene herausgearbeitet. 3.8.1. Individuelle Ebene Auf der individuellen Ebene führt Sport dazu, sich selbst und die eigenen Facetten zu entdecken. Durch An- erkennung wird die Entwicklung von Selbstbewusstsein gefördert und es werden Strukturen geschaffen. Viele gewaltbereite Jugendliche können den Alltag nicht bewältigen und benötigen eine Tätigkeit die sie subtil an einen geregelten Tagesablauf heranführen. 3.8.2. Soziale Ebene Die Teilnahme an einem Mannschaftssporttraining oder Wettbewerb führt zum Aufbau eines sozialen Netz- werks. Der soziale Umgang mit dem Team und dem Gegner wird auf spielerische Art und Weise gelernt. Innerhalb eines Fußballspiels muss sich der Jugendliche den geltenden Regeln fügen und die gegnerische Mannschaft respektvoll behandeln. Wenn ein Gegentor fällt, dann muss sich der Spieler in Selbstkontrolle und Disziplin üben. Ein weiterer positiver Nebeneffekt von Sport auf der sozialen Ebene ist, dass die Jugendlichen bei der Ge- staltung von Trainingsplätzen und Plänen mitwirken können. Dadurch identifizieren sie sich mit dem Um- feld und gewinnen ein Gefühl für Selbstverwirklichung. Die Erfahrung, ohne den Einsatz von Gewalt eigene Ziele und Vorhaben umsetzen zu können, bestärkt sie im gewaltfreien Umgang miteinander. 3.8.3. Körperliche Ebene Im Abschnitt zur individuellen Ebene wurde das Kennenlernen der eigenen Facetten bereits beschrieben. Bei der körperlichen Ebene stehen die eigenen Fähigkeiten im Vordergrund. Durch die Teilnahme an sport- lichen Aktivitäten werden Grenzen in Erfahrung gebracht und der Körper erhält eine Wertschätzung. Damit sind die Beziehung zum Körper und das Körpergefühl gemeint.
  • 12. Seite 12 von 17 Beim Setzen von Zielen differenzieren Pädagogen zwischen beiden Geschlechtern. Während beim Jungen die Fokussierung auf Kraft und Stärke liegt, steht bei den Mädchen das körperliche Selbstwertgefühl im Mittelpunkt der Arbeit. 3.8.4. Kulturelle Ebene Bewegungsarmut führt zu Frustration und zunehmend zur Gewaltbereitschaft. Die Politik tut folglich ein gutes daran in sozialen Brennpunkten für ausreichend Sportmöglichkeiten zu sorgen. Egal ob es Sportplät- ze oder Hallen sind, den Jugendlichen muss eine Alternative angeboten werden. Aus der gesellschaftlichen Perspektive führt Sport zu einer Integration in die Region oder Kultur. 3.9. Sport ist kein Allheilmittel für Gewaltprävention Moffitt untersuchte in einer Metanalyse antisoziales Verhalten und kam zum Ergebnis, dass fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung sich dauerhaft sozial auffällig verhalten und gegen geltende Gesetze verstoßen. Er nannte die Verlaufsform „life-course persistent“. Vorübergehenden Delinquenten verlieh er die Bezeich- nung „adolescene-limited“. Die Jugendlichen benehmen sich vor und nach der Pubertät unauffällig. Das antisoziale Verhalten resultiert bei dieser Gruppe nicht aus ungeordneten Familienverhältnissen, sondern ist überwiegend auf die Pubertät zurückzuführen. Lebensalter Begrenzt auf das Jugendalter Dauerhaft antisozial Prävalenzraten antisozialen Verhaltens 80% 60% 40% 20% 0% 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Bild: Studien belegen, dass 5-10 Prozent der Bevölkerung sich dauerhaft sozial auffällig verhalten. Bildquelle: Eigene Darstellung nach Moffitt (1993). Innerhalb einer Gesellschaft lässt sich ein gewisses Maß an Gewalt folglich nicht verhindern. Die hohe in- tegrative Funktion von Sport ist unbestritten, ist aber auch kein Allheilmittel gegen Gewalt in der Gesell- schaft. Gerade passive Sportbegeisterung gipfelt nicht selten in aggressiven Verhalten. Die regelmäßigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen im Fußball bestätigen die These. Oftmals kommen bei den Übergriffen Staatsbedienstete und unbeteiligte Menschen zu schaden. Die Identifikation mit einem Club und die daraus resultierenden Emotionen stellen eine der Gründe für eine solche Eskala- tionen dar. Bild: Obwohl die Zahl der festgestellten Straftaten in Fußballstadien 2011 leicht zurückging, bleibt diese auf
  • 13. Seite 13 von 17 einem hohen Niveau. Bildquelle: Eigene Darstellung. Der deutsche Alfred Vierkandt begründete den Begriff der Ventilsitte und dieser lässt sich eins zu eins auf das Ereignis Fußball übertragen. Damit soziale Spannungen innerhalb einer Gesellschaft abgebaut werden können, werden offizielle Feste veranstaltet. In unserem Beispiel erfüllen die wöchentlichen Fußballspiele diese Funktion. 4. Anerkennung durch Sport Anerkennung kann eine jugendliche Person beispielsweise über sportliche oder schulische Leistungen er- halten. Innerhalb einer Gruppe mit einer hohen Gewaltbereitschaft führt deviantes Verhalten, wie zum Bei- spiel Diebstahl oder verbale Beschimpfungen ebenfalls zu Anerkennung. Der soziale Status wird dadurch jedoch nicht verbessert. Kommt zum sportlichen Engagement noch die Übernahme von Verantwortung hinzu, dann wird die soziale Anerkennung nochmals gesteigert. In bestimmten Fällen kann der positive Effekt durch Sport auch ins Gegenteil umschlagen und verpuffen. Jugendliche mit körperlichen Defiziten, zum Beispiel Übergewicht erfahren statt Anerkennung zum Teil Spott und Häme. Auffällige Jugendliche tun gut daran, sich sportlich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Als Elternteil muss die soziale Gruppe, in der das Kind auftritt, beobachtet werden. Nach Hurrelmann und Engel (1992) gilt eine geringe Akzeptanz innerhalb einer Gruppe als Risikofaktor für deviantes Verhalten. Quelle: Bundespolizei Eingesetzte Beamte Von der Bundespolizei festgestellte Straftaten 2008/2009 2009/2010 2010/2011 Einsatz von Polizeibeamten und festgestellte Straftaten in deutschen Fußballstadien 2011 88716 2300 2656 2563 100255 95285
  • 14. Seite 14 von 17 5. Hilft Sport gegen Depressionen? Steinert (2008) hat Ursachen für aggressives Verhalten herausgearbeitet. Auf der Psychopathologischen Ebene mündet Frustration, Verzweiflung und erhöhte Reizbarkeit in Aggression. Dafür verantwortlich ist die Depression. Ursache Gesunde Verarbeitung Gesteigerte Aggressi- onsbereitschaft Gehemmte Aggressi- onsbereitschaft Frustration Aggressive Gefühle werden im Gespräch kommuniziert. Drohungen, Beschimpfungen Betonte Freundlichkeit wechselnd mit Sticheleien. Tabelle: Frustration kann in Aggression münden und auf drei verschiedene Arten verarbeitet werden. Um Gewalt zu vermeiden, gilt es depressiven Verhalten entgegenzuwirken. In den nächsten beiden Absät- zen werden einige Ansätze zur Vorbeugung von Depressionen behandelt. 5.1. Sport hat eine antidepressive, angstreduzierende und Antipanische Wirkung Metaanalysen von 1600 Studien mit 142.000 Teilnehmern über die letzten 23 Jahre haben bestätigt, dass Sport einen ähnlichen Effekt erzielt wie eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung. Die Fachweltvermutet,dassSportähnlichwieeinAntidepressivumwirkt.DieWirkungsweisedahintererklären die Wissenschaftler mithilfe des Botenstoffes Serotonin. Das Glückshormon hat Einfluss auf die Stimmung und ein Serotoninmangel im Gehirn äußert sich in Form von Angst, Aggression und depressiven Verhalten. 5.2. Depressionen: Ein exemplarisches Sportprogramm Die Freie Universität Berlin hat ein Sportprogramm mit sechs Teilabschnitten zur Bekämpfung einer De- pression entwickelt. Das Training geht um die zwei Stunden und beinhaltet sowohl Ausdauer- als auch Kraftelemente. • Teil 1: Aufwärmung; Zeit: 15- 20 Minuten; Gymnastik, Auflockerung… • Teil 2: Laufen und Gehen; Zeit: 20- 30 Minuten; Intervalltraining, Atemübungen… • Teil 3: Spiel; Zeit: 10- 30 Minuten; Kennlernspiele, Meditation, Körperwahrnehmungsübungen, Tauziehen… • Teil 4: Laufen und Gehen; Zeit: 20- 30 Minuten; Intervalltraining, Atemübungen… • Teil 5: Ausklang; Zeit: 10- 15 Minuten; Lockerung der Muskulatur, Dehnen… • Teil 6: Abschlussgespräch; Zeit: 15- 20 Minuten; Die Sportstunde wird reflektiert. Die Rückfallquote ist nach einem solchen Trainingsprogramm nachweislich geringer. Nach rund zwölf Monaten reduzieren sich die Symptome um knapp die Hälfte. 5.3. Grenzen des Sports bei der Behandlung von Depressionen Menschen mit einer Depression fühlen sich erschöpft, unruhig, traurig und verzweifelt. Zudem bleiben De- pressive lieber in den eigenen vier Wänden und gehen nur selten raus. Um sportlich aktiv zu werden, muss
  • 15. Seite 15 von 17 die Person rausgehen und beispielsweise ein Fitnessstudio besuchen. Wegen der Lustlosigkeit wird sich ein vollkommender Verzicht auf Pillen und Psychotherapeuten nicht vermeiden lassen. „Bei einer klinisch-manifesten Depression wäre es grob fahrlässig zu sagen: Beweg dich einfach und lass die Pillen weg“, sagte Prof. Gerhard Huber. Er bestätigt die geringe Rückfallquote in die Depression durch Sport, warnt allerdings vor einem kompletten Verzicht von Antidepressiva. 6. Kritik an Forschung über die Zusammenhänge zwischen Gewalt und Sport Die Universitäten tun ein gutes daran intensiver an den Zusammenhängen zwischen Gewalt und Sport zu forschen. Es gibt nur wenige Studien die sich tatsächlich mit dem gewaltreduzierenden Potential von Sport beschäftigen. Bei der Durchführung von Erhebungen sollte auf einheitliche Standards gesetzt wer- den, denn dadurch, dass sie unterschiedlich erfasst und operationalisiert werden, sind sie untereinander nur schwer vergleichbar. Zudem müssen Langzeitstudien durchgeführt werden. Sonst lassen sich Soziali- sations- und Selektionseffekte nicht erkennen. 7. Fazit Im Gesamtkontext mit anderen Konzepten ist Sport zur Gewaltprävention sehr bedeutsam. Wenngleich nicht alle auffälligen Jugendlichen damit auf eine gewaltfreie Bahn gebracht werden können. Dafür ist der kulturell geprägte Rahmen zu komplex und besteht aus zu vielen Einflussfaktoren. Sportengagement, als ein Teil des Rahmens ist besonders für männliche Jugendliche attraktiv. Der regelgeleitete Umgang mit Gewalt, die Akzeptanz von Autoritäten, das Einüben von Fairness und ein gewisses Maß an Selbstverwirkli- chung sind nur einige der bereits erwähnten Vorteile. Hinzukommen das Integrationspotential und die so- ziale Anerkennung. Jugendliche ohne oder mit schlechter Zukunftsperspektive sind laut Diplompädagogin Innere Realität • Leistungsfähigkeit • Selbstkonzept • Eltern & Freunde • Schule • Alter • Geschlecht • Häufigkeit • Zeit Äußere Realität Individ. Merkmale Sport Entwicklungs- und Bewältigungsprozesse Gewalthandlungen, Einstellung, Akzeptanz
  • 16. Seite 16 von 17 Carmen Trenz besonders oft unter der Täterschaft vertreten. Bild: Sport stellt einen der vier wichtigsten Einflussfaktoren auf den Entwicklungs- und Bewältigungsprozess dar. Der Prozess beeinflusst wiederrum die Einstellung zur Gewalt, die Akzeptanz und die Gewalthandlung selbst. Sport kann folglich einen Jugendlichen dauerhaft von Gewalt abhalten. Bildquelle: Eigene Darstel- lung. Mit Vorurteilen, wie Kampfsport fördert die Gewaltbereitschaft konnte dieses EBook aufräumen und den eigentlichen Widerspruch in sich widerlegen. Gleiches trifft für die passive Teilnahme an Fußballspielen zu. Gesellschaftliche Großereignisse dienen als Ventil und können durch den Staat gezielt gelenkt werden. Elternteile sind gut damit beraten, ihr Kind frühzeitig in einen Sportverein anzumelden. Die Politik muss mit Programmen die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen zur Förderung von sportlichen Ein- richtungen und Jugendclubs schaffen. Die rückläufigen Zahlen in der Kriminalstatistik und die Zunahme erfolgreicher Präventionsmaßnahmen zeigen jedoch, dass Deutschland den richtigen Weg eingeschlagen hat. 8. Weiterführende Informationen • Liste von Sportvereinen: http://www.vereinsverzeichnis.eu/ • Polizeikampagne zur Sensibilisierung der Bevölkerung vor Einbrüchen: www.k-einbruch.de • Videofilm deckt die Tricks der Taschendiebe auf und gibt hilfreiche Tipps: • http://www.bundespolizei.de/DE/02Schutz-und-Vorbeugung/Taschendiebstahl/taschendiebstahl_ node.html 9. Literaturverzeichnis 9.1. Bücher Artmann, Sabine (2011): „Renditeanomalien in Deutschland und den USA“ (Kölner Wirtschaftsverlag) Hillbrunner, Maik (2011): „Gewaltprävention durch Schulsport“ (GRIN Verlag) Hofmann, Jürgen (2008): „Sport und Gewalt: eine multidimensionale Annäherung im interkulturellen Kon- text“ (Meyer & Meyer Verlag) 9.2. Internetquellen http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/ar- ticle/850155/depressionen-sport-hilft-antidepressivum.html http://www.berlin.de/special/sport-und-fitness/freizeitsport/laufen-walking/news/43131-57887-depres- sionenlaufenhilftbeidertherapie.html http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/17566/gewalt http://www.bundespolizei.de/DE/02Schutz-und-Vorbeugung/Taschendiebstahl/taschendiebstahl_node. html http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html
  • 17. Seite 17 von 17 www.k-einbruch.de http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89470531.html http://www.sportwissenschaft.uni-hamburg.de/tiedemann/documents/sportdefinition.html http://www.t-online.de/eltern/jugendliche/id_45420170/praevention-gegen-jugendgewalt.html http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenkind https://www.2sneakers.de/straftaten/ 9.3. PDF-Dateien http://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/gesundheit/pdf/bewegung-statt-hirngift.pdf http://www.bka.de/nn_233820/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2013/pks2013__node. html?__nnn=true http://www.colorado.edu/ibs/jessor/psych7536-805/readings/moffitt-1993_674-701.pdf http://www.foepaed.net/volltexte/steffen/gewaltpraevention.pdf http://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/psychologie/psycho1/team/zimmermann/downl_medi- at/gewalt_ppt.pdf http://www.power-out.de/gewaltpraevention/images/presse/img_0001.pdf http://projekt-gewalt.beepworld.de/files/TheorienM.Benz/aggressiongewalt.pdf http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Aggression_und_Gewalt_aus_psychiatrischer_Sicht. pdf http://www.sportundgesellschaft.de/index.php/sportundgesellschaft/article/download/138/132 http://www.sportwiss.uni-hannover.de/fileadmin/sport/KoFaS/Gewaltpraevention_HL07-12.pdf Impressum: 2Sneakers GbR Gartenstr. 6
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