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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85
Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW
e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580
Links:
https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541
www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub
I – 2021
Nachrichtenaus dem EcoClub
Das neue Schuljahr hat in San Lorenzo begonnen, allerdings entgegen unseren Erwartungen, die
wir noch zum Jahreswechsel und im Frühjahr hatten, nicht mit Präsenzunterricht. Aufgrund der in
Ecuador wieder steigenden Inzidenzwerte wurde im April bis zum 20. Mai in 16 Provinzen,
darunter auch die Provinz Esmeraldas, erneut der Ausnahmezustand verhängt. Das sorgt nicht
nur für weiterhin geschlossene Schulen sondern auch für nächtliche Ausgangssperren von 20-5
Uhr, ganztägige Ausgangssperren an den Wochenenden, Versammlungsverbot, Beschränkungen
für Geschäfte, Restaurants, Fahrzeugnutzung etc.. Wie es danach weitergeht ist bleibt
abzuwarten.
Die Regierung signalisierte bereits, dass Schulen unter diesen Umständen nicht auf den Kauf von
Schuluniformen und –utensilien bestehen können. Das bedeutet für viele Familien eine finanzielle
Sorge weniger. Was aber aus den Kindern und Jugendlichen wird, die nun über ein Jahr keine
Schule von innen gesehen haben, die nur sporadisch virtuell unterrichtet werden konnten, denen
eine geordnete Tagesstruktur fremd geworden ist, bleibt die große Frage.
Wie angespannt die Lage dort ist, machen Schilderungen von Diana und Malena deutlich, die zwei
Wochenenden im März nach San Lorenzo gefahren sind. Freitagsabends steigen die beiden in
den Nachtbus, um Samstagmorgen in aller Frühe in San Lorenzo zu sein und nachmittags den
ersten Workshop für die Mütter zu geben. Die Frauen haben inzwischen ein vertrautes und
herzliches Verhältnis, so dass es sich in einer guten und entspannten Atmosphäre arbeiten lässt.
Mit den Kindern am Sonntag sah das ganz anders aus. Die Kinder waren überaus angespannt,
beladen mit den unterschiedlichsten Gefühlen, was die Arbeit der beiden Therapeutinnen umso
notwendiger macht.
Beim nächsten Aufenthalt Ende März wurden Diana und Malena, die oben in den Zimmern des
EcoClub übernachteten, in der Nacht von Samstag auf Sonntag durch Schreie und Schüsse im
EcoClub geweckt. Sie riefen per Handy den Notruf der Polizei, die ihnen mitteilte, dass nicht
genug Fahrzeuge und Personal zur Verfügung stünden, um Polizisten zu schicken.
In ihrer Not wandten sie sich an einen der Musiker aus unserem Projekt, der kam und die beiden
in Sicherheit in ein Hotel brachte. Fakt ist leider, dass sich die nächtlichen Vorfälle im EcoClub
drastisch verschlimmert haben, seit mit dem Bau der Umzäunung begonnen wurde. Es ist, als ob
die Invasoren mit ausufernder Gewalt, Drohungen, Vandalismus und Diebstählen, ein Zeichen
setzen wollten, dass sie sich nicht so einfach vertreiben lassen. Unser Hausmeister Eduard kann
dem nichts entgegensetzen und selbst die Nachbarn und unsere Mitarbeiterinnen Sofia und
Veronica sind eingeschüchtert, „denn man weiß nie wer einem hinter der nächsten Ecke
auflauert“. Diana und Malena ließen uns dann auch wissen, dass sie auf keinen Fall ein weiteres
Wochenende nach San Lorenzo fahren, bevor der Zaun fertiggestellt ist. Und auch wir setzen
unsere Hoffnung darauf, dass mit kompletter Umzäunung hoffentlich dem illegalen nächtlichen
Treiben ein Ende gemacht werden kann.
Die allgemeine Stimmung in San Lorenzo ist jedenfalls äußerst aggressiv, Drogen und Gewalt
waren, sind und bleiben allgegenwärtig.
Die Lage scheint einerseits immerwährend und andauernd, aber gleichermaßen sehen wir auch
wirklich unglaubliche Veränderungen in den letzten 25 Jahren in San Lorenzo. Daher fragen wir
uns natürlich immer wieder, was wir tun können und hielten es seit geraumer Zeit für wichtig, uns
Feedback über die konzeptionelle Aufstellung unserer Aktivitäten im Kontext der Lebensrealitäten
in San Lorenzo einzuholen. So haben wir uns Anfang Mai von Experten beraten lassen, um
mögliche Neujustierungen und Visionen für den EcoClub im Jahr 2021 anzugehen.
Das Gremium der Berater/innen bestand aus
- Johanna Mew, die viele Jahre in San Lorenzo gelebt hat, im Vorstand unseres
Trägervereins Ecominga war, selbst für das Projekt gearbeitet hat und entsprechend
bestens mit San Lorenzo und dem EcoClub vertraut ist
- Pablo Hermida, der viele Jahre für den EcoClub tätig war und unter dessen Federführung
das Grundstück mit dem EcoClub entstanden ist
- Malena Velez und Diana Hermida, Therapeutinnen und mit Workshops im EcoClub seit
Jahren tätig
- Sharon Castañeda, Coordinatorin des EcoClub 2006-2007
- Pablo Mindo, Anthropologe und Professor an der Universität in Quito u.a. zum Thema
Geschichte und Umwelt der Provinz Esmeraldas
- Máximo Cangá, Landwirt in San Lorenzo
Unsere jetzige Koordinatorin Daniela Peña hat das Online Treffen moderiert. Anne und ich sind
dabei in der Erkenntnis bestärkt worden, dass der EcoClub nach wie vor eine wichtige Funktion
hat, vielleicht wichtiger als je zuvor, um – wie Máximo Cangá es ausdrückte – dem Verbrechen,
den Drogen, den Gewehren, dem Schmuggel die Kinder wegzunehmen und den Müttern zu
zeigen, dass sie wahrgenommen werden und eine bedeutende Rolle spielen.
Die Realitäten haben sich jedoch verändert: War es am Anfang die warme Mahlzeit, die Kinder
und Jugendliche anzog und bewirkte, dass Groß und Klein mittags gemeinsam an einen Tisch
kamen und zusammen aßen, ist jetzt die soziale und kulturelle Armut hervorstechend. In stetiger
Unsicherheit, Atmosphäre der Gewalt und Perspektivlosigkeit aufzuwachsen, geht an niemandem
spurlos vorbei und die „Fallhöhe“ in eben jene Umgebungen von Kriminalität und Gewalt bleibt
gering.
Es muss also auch in unseren Projektstrukturen und –Aktivitäten Veränderungen geben, um eine
auf die heutigen Bedürfnisse und Lebensrealitäten angepasste Unterstützung und Förderung
anbieten zu können. Dazu werden wir eine Kerngruppe beauftragen, einen Plan für die nächsten
zwei bis drei Jahre zu entwickeln, an dem sich unsere Mitarbeiterinnen vor Ort orientieren können.
Natürlich werden wir Sie über die bevorstehenden Umbrüche auf dem Laufenden halten.
Die therapeutischen Workshops von Diana und Malena sind unverzichtbar und können hoffentlich
bald wieder aufgenommen werden, wenn die beiden die Erlebnisse verdaut haben und sich sicher
genug fühlen, nach San Lorenzo zurückzukehren.
Das Musikprojekt lief im letzten Jahr sogar während der Ausgangssperren ohne nennenswerte
Unterbrechung weiter und ist geeignet, die Kinder und Jugendlichen aus ihrem Alltag zu reißen,
Emotionen zu kanalisieren und Freude zu verbreiten. Wenn es noch zusätzliche Motivation
gebraucht hätte, dann hat sicherlich das Filmteam, das Ende Januar in San Lorenzo war, um die
Kurzfilmsequenzen über Musik, Kultur und das Leben in San Lorenzo für das Internet
einzufangen, dafür gesorgt.
Kurz vor einem Auftritt zu Weihnachten in der Stadt mit dem Filmteam im EcoClub
Unter folgenden Links können Sie einige Kurzfilme ansehen:
Wie es im EcoClub zugeht, wenn geprobt wird:
https://www.dropbox.com/s/zhrycjmhhtux6hd/EMTZ4176.MP4?dl=0
(Leider muss der Link kopiert und eingefügt werden.)
Angemerkt sei dazu, dass diese Aufnahme nicht vom Filmteam, sondern vorher mit einem Handy
gemacht wurde, womit sich die Filmqualität erklärt.
Als die Kinder vor dem Filmteam eine Aufführung mit Elementen aus der bekannten Legende „La
Tunda“ gezeigt haben, merkt man deutlich die Anspannung vor der Kamera:
https://youtu.be/vwXR0LoNEqY
Der Teufel sucht zunächst die Menschen heim und trifft dann auf die Sagengestalt „La Tunda“.
Zum Vergleich können Sie einmal die professionellen Tänzer betrachten und dabei selbst die
ersten Marimba Schritte lernen:
https://youtu.be/AyQxDGk9SHU
Es wurden noch verschiedene andere Beiträge aus dem Alltag der Muschelfischer*innen, der
Landwirtschaft, zum Erlernen der Percussion oder wie im anliegenden Link mit traditionellen
Gesängen gefilmt:
https://youtu.be/39q75qNANaw
In dem Lied geht es um den Saft aus der Frucht Borojo, die in San Lorenzo wächst und gemäß
dem Liedtext eine vom Himmel gefallene natürliche Medizin ist, die so gesund erhält, dass man
keinen Arzt braucht.
Welchen Stellenwert die Musik als Gegenpol zu allen schrecklichen Dingen in San Lorenzo hat,
konnten Sie hier bestimmt auch aus der großen Entfernung wahrnehmen.
Wenn Ende August das zweite Jahr der Projektförderung des Kindermissionswerks zu Ende geht,
werden wir möglichst schnell ein drittes Jahr beantragen und alle Daumen drücken, dass es noch
einmal klappt. Da über die Projektanträge aber nicht vor Jahresende entschieden wird, werden wir
Musik und Tanz bis dahin wieder mit Hilfe von Ihren Spenden finanzieren und weiterlaufen lassen
– sicherlich in Ihrem Sinne.
Nachrichtenaus Ecuador
Da bei den Präsidentschaftswahlen im Februar im ersten Wahlgang keiner der zahlreichen
Kandidaten die absolute Mehrheit erringen konnte, gab es im April eine Stichwahl zwischen
Andrés Arauz und Guillermo Lasso. Obwohl der eher links stehende Arauz im Februar mit 32
Prozent deutlich vor dem rechtskonservativen Lasso mit nur 19 Prozent lag und auch bei fast allen
Umfragen bis zuletzt vorne lag, unterlag er überraschend bei der Stichwahl. Er schaffte es nicht,
die Stimmen der Gegner des Neoliberalismus auf sich zu vereinen, die im ersten Wahlgang eine
deutliche Mehrheit von 66% verteilt auf drei Kandidaten ausgemacht hatten.
Am 14. Mai hat der neue Präsident Guillermo Lasso sein Amt übernommen, verfügt im Parlament
mit seiner Partei Creo jedoch lediglich über 12 von 137 Sitzen, so dass für die Verabschiedung
von Gesetzen, für die 73 bzw. 90 Stimmen erforderlich sind, Koalitionen nötig sein werden.
In den Medien gab Lasso bekannt, dass er einen Freihandelsvertrag mit den USA anstrebe, die
Auflagen des IWF weitgehend erfüllen und die Devisensteuer abschaffen wolle, sowie eine
Reform der Rentenkasse anstoßen werde.
Zur Sozialpolitik gab es bisher keine Ankündigungen, es ist jedoch davon auszugehen, dass für
Projekte und Familien wie die Unseren vom Multimillionär Lasso wenig Interesse gezeigt werden
wird.
Bezüglich Corona gilt Ecuador als Risikogebiet. Die deutschen Behörden stufen das Land als
Hochinzidenzgebiet ein.
Vergleicht man die im Internet verfügbaren Zahlen, so sieht man, dass Ecuador – gemessen an
der Bevölkerungszahl – in etwa die gleiche Zahl an Todesfällen durch Covid erlitten hat wie
Deutschland. Jedoch muss man davon ausgehen, dass durch das insbesondere in ländlichen
Gegenden fragile Gesundheitssystem und weniger Tests die Dunkelziffer der Erkrankten und
Verstorbenen höher liegt.
Nicht einmal unsere Mitarbeiterin Daniela kannte beispielsweise die Möglichkeit eines
Schnelltests.
Dass Länder wie Ecuador nicht weit oben stehen auf der Impfliste, lässt sich daran ablesen, dass
bisher nicht einmal 2% der Bevölkerung vollständig geimpft sind.
Es ist schwierig, in diesen Zeiten viel Positives zu schreiben, aber wir sind hoffnungsvoll, dass
auch in Ecuador bald Land in Sicht ist, so wie es sich auch für uns hier gerade für den Sommer
andeutet.
In diesem Sinne viele Grüße und einen schönen Sommer
Anne Mette und Marion Weeke

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  • 1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: https://www.slideshare.net/EcoClub-San-Lorenzo http://vimeo.com/86573541 www.facebook.com/EcoClub.SanLorenzo https://www.bildungsspender.de/ecoclub I – 2021 Nachrichtenaus dem EcoClub Das neue Schuljahr hat in San Lorenzo begonnen, allerdings entgegen unseren Erwartungen, die wir noch zum Jahreswechsel und im Frühjahr hatten, nicht mit Präsenzunterricht. Aufgrund der in Ecuador wieder steigenden Inzidenzwerte wurde im April bis zum 20. Mai in 16 Provinzen, darunter auch die Provinz Esmeraldas, erneut der Ausnahmezustand verhängt. Das sorgt nicht nur für weiterhin geschlossene Schulen sondern auch für nächtliche Ausgangssperren von 20-5 Uhr, ganztägige Ausgangssperren an den Wochenenden, Versammlungsverbot, Beschränkungen für Geschäfte, Restaurants, Fahrzeugnutzung etc.. Wie es danach weitergeht ist bleibt abzuwarten. Die Regierung signalisierte bereits, dass Schulen unter diesen Umständen nicht auf den Kauf von Schuluniformen und –utensilien bestehen können. Das bedeutet für viele Familien eine finanzielle Sorge weniger. Was aber aus den Kindern und Jugendlichen wird, die nun über ein Jahr keine Schule von innen gesehen haben, die nur sporadisch virtuell unterrichtet werden konnten, denen eine geordnete Tagesstruktur fremd geworden ist, bleibt die große Frage. Wie angespannt die Lage dort ist, machen Schilderungen von Diana und Malena deutlich, die zwei Wochenenden im März nach San Lorenzo gefahren sind. Freitagsabends steigen die beiden in den Nachtbus, um Samstagmorgen in aller Frühe in San Lorenzo zu sein und nachmittags den ersten Workshop für die Mütter zu geben. Die Frauen haben inzwischen ein vertrautes und herzliches Verhältnis, so dass es sich in einer guten und entspannten Atmosphäre arbeiten lässt. Mit den Kindern am Sonntag sah das ganz anders aus. Die Kinder waren überaus angespannt, beladen mit den unterschiedlichsten Gefühlen, was die Arbeit der beiden Therapeutinnen umso notwendiger macht. Beim nächsten Aufenthalt Ende März wurden Diana und Malena, die oben in den Zimmern des EcoClub übernachteten, in der Nacht von Samstag auf Sonntag durch Schreie und Schüsse im EcoClub geweckt. Sie riefen per Handy den Notruf der Polizei, die ihnen mitteilte, dass nicht genug Fahrzeuge und Personal zur Verfügung stünden, um Polizisten zu schicken. In ihrer Not wandten sie sich an einen der Musiker aus unserem Projekt, der kam und die beiden in Sicherheit in ein Hotel brachte. Fakt ist leider, dass sich die nächtlichen Vorfälle im EcoClub drastisch verschlimmert haben, seit mit dem Bau der Umzäunung begonnen wurde. Es ist, als ob die Invasoren mit ausufernder Gewalt, Drohungen, Vandalismus und Diebstählen, ein Zeichen setzen wollten, dass sie sich nicht so einfach vertreiben lassen. Unser Hausmeister Eduard kann dem nichts entgegensetzen und selbst die Nachbarn und unsere Mitarbeiterinnen Sofia und Veronica sind eingeschüchtert, „denn man weiß nie wer einem hinter der nächsten Ecke auflauert“. Diana und Malena ließen uns dann auch wissen, dass sie auf keinen Fall ein weiteres Wochenende nach San Lorenzo fahren, bevor der Zaun fertiggestellt ist. Und auch wir setzen unsere Hoffnung darauf, dass mit kompletter Umzäunung hoffentlich dem illegalen nächtlichen Treiben ein Ende gemacht werden kann. Die allgemeine Stimmung in San Lorenzo ist jedenfalls äußerst aggressiv, Drogen und Gewalt
  • 2. waren, sind und bleiben allgegenwärtig. Die Lage scheint einerseits immerwährend und andauernd, aber gleichermaßen sehen wir auch wirklich unglaubliche Veränderungen in den letzten 25 Jahren in San Lorenzo. Daher fragen wir uns natürlich immer wieder, was wir tun können und hielten es seit geraumer Zeit für wichtig, uns Feedback über die konzeptionelle Aufstellung unserer Aktivitäten im Kontext der Lebensrealitäten in San Lorenzo einzuholen. So haben wir uns Anfang Mai von Experten beraten lassen, um mögliche Neujustierungen und Visionen für den EcoClub im Jahr 2021 anzugehen. Das Gremium der Berater/innen bestand aus - Johanna Mew, die viele Jahre in San Lorenzo gelebt hat, im Vorstand unseres Trägervereins Ecominga war, selbst für das Projekt gearbeitet hat und entsprechend bestens mit San Lorenzo und dem EcoClub vertraut ist - Pablo Hermida, der viele Jahre für den EcoClub tätig war und unter dessen Federführung das Grundstück mit dem EcoClub entstanden ist - Malena Velez und Diana Hermida, Therapeutinnen und mit Workshops im EcoClub seit Jahren tätig - Sharon Castañeda, Coordinatorin des EcoClub 2006-2007 - Pablo Mindo, Anthropologe und Professor an der Universität in Quito u.a. zum Thema Geschichte und Umwelt der Provinz Esmeraldas - Máximo Cangá, Landwirt in San Lorenzo Unsere jetzige Koordinatorin Daniela Peña hat das Online Treffen moderiert. Anne und ich sind dabei in der Erkenntnis bestärkt worden, dass der EcoClub nach wie vor eine wichtige Funktion hat, vielleicht wichtiger als je zuvor, um – wie Máximo Cangá es ausdrückte – dem Verbrechen, den Drogen, den Gewehren, dem Schmuggel die Kinder wegzunehmen und den Müttern zu zeigen, dass sie wahrgenommen werden und eine bedeutende Rolle spielen. Die Realitäten haben sich jedoch verändert: War es am Anfang die warme Mahlzeit, die Kinder und Jugendliche anzog und bewirkte, dass Groß und Klein mittags gemeinsam an einen Tisch kamen und zusammen aßen, ist jetzt die soziale und kulturelle Armut hervorstechend. In stetiger Unsicherheit, Atmosphäre der Gewalt und Perspektivlosigkeit aufzuwachsen, geht an niemandem spurlos vorbei und die „Fallhöhe“ in eben jene Umgebungen von Kriminalität und Gewalt bleibt gering. Es muss also auch in unseren Projektstrukturen und –Aktivitäten Veränderungen geben, um eine auf die heutigen Bedürfnisse und Lebensrealitäten angepasste Unterstützung und Förderung anbieten zu können. Dazu werden wir eine Kerngruppe beauftragen, einen Plan für die nächsten zwei bis drei Jahre zu entwickeln, an dem sich unsere Mitarbeiterinnen vor Ort orientieren können. Natürlich werden wir Sie über die bevorstehenden Umbrüche auf dem Laufenden halten. Die therapeutischen Workshops von Diana und Malena sind unverzichtbar und können hoffentlich bald wieder aufgenommen werden, wenn die beiden die Erlebnisse verdaut haben und sich sicher genug fühlen, nach San Lorenzo zurückzukehren. Das Musikprojekt lief im letzten Jahr sogar während der Ausgangssperren ohne nennenswerte Unterbrechung weiter und ist geeignet, die Kinder und Jugendlichen aus ihrem Alltag zu reißen, Emotionen zu kanalisieren und Freude zu verbreiten. Wenn es noch zusätzliche Motivation gebraucht hätte, dann hat sicherlich das Filmteam, das Ende Januar in San Lorenzo war, um die Kurzfilmsequenzen über Musik, Kultur und das Leben in San Lorenzo für das Internet einzufangen, dafür gesorgt.
  • 3. Kurz vor einem Auftritt zu Weihnachten in der Stadt mit dem Filmteam im EcoClub Unter folgenden Links können Sie einige Kurzfilme ansehen: Wie es im EcoClub zugeht, wenn geprobt wird: https://www.dropbox.com/s/zhrycjmhhtux6hd/EMTZ4176.MP4?dl=0 (Leider muss der Link kopiert und eingefügt werden.) Angemerkt sei dazu, dass diese Aufnahme nicht vom Filmteam, sondern vorher mit einem Handy gemacht wurde, womit sich die Filmqualität erklärt. Als die Kinder vor dem Filmteam eine Aufführung mit Elementen aus der bekannten Legende „La Tunda“ gezeigt haben, merkt man deutlich die Anspannung vor der Kamera: https://youtu.be/vwXR0LoNEqY Der Teufel sucht zunächst die Menschen heim und trifft dann auf die Sagengestalt „La Tunda“. Zum Vergleich können Sie einmal die professionellen Tänzer betrachten und dabei selbst die ersten Marimba Schritte lernen: https://youtu.be/AyQxDGk9SHU Es wurden noch verschiedene andere Beiträge aus dem Alltag der Muschelfischer*innen, der Landwirtschaft, zum Erlernen der Percussion oder wie im anliegenden Link mit traditionellen Gesängen gefilmt: https://youtu.be/39q75qNANaw In dem Lied geht es um den Saft aus der Frucht Borojo, die in San Lorenzo wächst und gemäß dem Liedtext eine vom Himmel gefallene natürliche Medizin ist, die so gesund erhält, dass man keinen Arzt braucht. Welchen Stellenwert die Musik als Gegenpol zu allen schrecklichen Dingen in San Lorenzo hat, konnten Sie hier bestimmt auch aus der großen Entfernung wahrnehmen. Wenn Ende August das zweite Jahr der Projektförderung des Kindermissionswerks zu Ende geht, werden wir möglichst schnell ein drittes Jahr beantragen und alle Daumen drücken, dass es noch einmal klappt. Da über die Projektanträge aber nicht vor Jahresende entschieden wird, werden wir Musik und Tanz bis dahin wieder mit Hilfe von Ihren Spenden finanzieren und weiterlaufen lassen – sicherlich in Ihrem Sinne.
  • 4. Nachrichtenaus Ecuador Da bei den Präsidentschaftswahlen im Februar im ersten Wahlgang keiner der zahlreichen Kandidaten die absolute Mehrheit erringen konnte, gab es im April eine Stichwahl zwischen Andrés Arauz und Guillermo Lasso. Obwohl der eher links stehende Arauz im Februar mit 32 Prozent deutlich vor dem rechtskonservativen Lasso mit nur 19 Prozent lag und auch bei fast allen Umfragen bis zuletzt vorne lag, unterlag er überraschend bei der Stichwahl. Er schaffte es nicht, die Stimmen der Gegner des Neoliberalismus auf sich zu vereinen, die im ersten Wahlgang eine deutliche Mehrheit von 66% verteilt auf drei Kandidaten ausgemacht hatten. Am 14. Mai hat der neue Präsident Guillermo Lasso sein Amt übernommen, verfügt im Parlament mit seiner Partei Creo jedoch lediglich über 12 von 137 Sitzen, so dass für die Verabschiedung von Gesetzen, für die 73 bzw. 90 Stimmen erforderlich sind, Koalitionen nötig sein werden. In den Medien gab Lasso bekannt, dass er einen Freihandelsvertrag mit den USA anstrebe, die Auflagen des IWF weitgehend erfüllen und die Devisensteuer abschaffen wolle, sowie eine Reform der Rentenkasse anstoßen werde. Zur Sozialpolitik gab es bisher keine Ankündigungen, es ist jedoch davon auszugehen, dass für Projekte und Familien wie die Unseren vom Multimillionär Lasso wenig Interesse gezeigt werden wird. Bezüglich Corona gilt Ecuador als Risikogebiet. Die deutschen Behörden stufen das Land als Hochinzidenzgebiet ein. Vergleicht man die im Internet verfügbaren Zahlen, so sieht man, dass Ecuador – gemessen an der Bevölkerungszahl – in etwa die gleiche Zahl an Todesfällen durch Covid erlitten hat wie Deutschland. Jedoch muss man davon ausgehen, dass durch das insbesondere in ländlichen Gegenden fragile Gesundheitssystem und weniger Tests die Dunkelziffer der Erkrankten und Verstorbenen höher liegt. Nicht einmal unsere Mitarbeiterin Daniela kannte beispielsweise die Möglichkeit eines Schnelltests. Dass Länder wie Ecuador nicht weit oben stehen auf der Impfliste, lässt sich daran ablesen, dass bisher nicht einmal 2% der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Es ist schwierig, in diesen Zeiten viel Positives zu schreiben, aber wir sind hoffnungsvoll, dass auch in Ecuador bald Land in Sicht ist, so wie es sich auch für uns hier gerade für den Sommer andeutet. In diesem Sinne viele Grüße und einen schönen Sommer Anne Mette und Marion Weeke